Verarmung der breiten Masse in den USA
Von Karl Weiss
In den USA endet das Fiskaljahr Ende September. Damit sind die nun vorliegenden Zahlen über die Defizite der Leistungsbilanz und des Haushalts bis Ende September besonders aufschlussreich, weil sie gleichzeitig das Fiskaljahr abschliessen und einen guten Vergleich mit vorherigen Fiskaljahren zulassen. Ergebnis: Die Summe der beiden Defizite ist für 2009/2010 fast genauso hoch wie jene für 2008/2009, und zwar bei etwa 6 Mrd. Dollar TÄGLICH. Das ist gleichzeitig auch die Zahl für das Anwachsen der Staatsverschuldung.
Wenn Sie sich eine Vorstellung machen wollen, was das so ausmacht, dann multiplizieren Sie einmal diese Zahl von 6 Milliarden pro Tag mit 365, dann sind sie nämlich beim jährlichen vereinigten Defizit und damit beim jährlichen Anstieg der Staatsverschuldung. Ja, Sie haben richtig gerechnet: Dann sind sie im Bereich von Billionen von Dollar (in der US-Zählweise: Trillions of Dollar) an neuen Schulden jedes Jahr – und das auf der Grundlage, dass die Schulden schon lange im Billionen-Bereich ( „Trillions“) liegen.
Dabei ist dann zusätzlich noch das Verhältnis dieser Gesamtschulden sowie jener der Neuverschuldung im Vergleich zum Brutto-Inladnsprodukt (BIP) zu sehen. Nun, dieses Verhältnis übersteigt das von Griechenland, das von Portugal und das von Irland. Und dabei ist diese Prozentzahl auch noch manipuliert, weil die USA ihr BIP mit verschiedenen Tricks hochrechnen, um nicht hinter das von China zurückzufallen.
Würden die wesentlichen Rating-Organisationen, die „rein zufällig“ ihren Sitz in den Vereinigten Staaten haben, die gleichen Kriterien wie für Euro-Staaten auf die USA anlegen, hätten sie die US-Staatsanleihen längst herunter-raten müssen, eigentlich sogar bis zum Ramsch-Status. Nun raten Sie einmal, warum sie das nicht getan haben.
Dabei ist auch noch besonders kritisch: Die Daten der Leistungsbilanz haben sich in den letzten drei Quartalen kontinuierlich verschlechtert, von minus 97,5 Mrd Dollar über minus 123,2 Mrd. Dollar auf minus 127,2 Mrd Dollar. Es ist also keine krisenbedingte kurzzeitige enge Situation, sondern ein beständiges Ansteigen bedeutungsvoll kritischer Zahlen.
Zu diesem Leistungsbilanzdefizit (also um wieviel die Importe die Exporte übersteigen) kommt dann noch das andere grosse Defizit, das der Haushalte der Union, der einzelnen Staaten und der Gemeinden. Dies kann im Prinzip mit inländischen Sparüberschüssen abgedeckt werden, die es aber fast nicht gibt in den USA. Bleibt nur das Abdecken durch Kapitalimporte aus dem Ausland, was auch in grossem Umfang geschieht. Nur: Damit wird dann ebenfalls die Staatsverschuldung erhöht, die sowieso schon die Achillesferse der Vereinigten Staaten darstellt.
Im Blog „wirtschaftsquerschüsse.de“ wird dieser Zustand als „Voodoo-Ökonomie mit hohem Absturzpotential“ gekennzeichnet und man fährt fort: „Nichts ist unwahrscheinlicher als das sich dieser Zustand noch ein Jahrzehnt fortschreiben ließe.“
Das heisst in anderen Worten: Noch vor dem Jahr 2020 wird die USA in der einen oder anderen Form bankrott gehen!
Das wird – bereits vorher, aber dann umso mehr – die breiten Massen der Mittelschicht in den USA, welche die Basis dieses Staates darstellte, mehr und mehr in die Armut oder sogar ins absolute Elend treiben. Diese Entwicklung hat auch schon begonnen. Die Anzahl der US-Amerikaner, die zwar aus ihrer Wohnung geflogen sind, aber noch ein Auto haben und dann eben dort leben, hat bereits Millionenhöhe erreicht. Oder, wie sich jener Blog ausdrückt: „Ein absehbarer weiterer Wohlstandverlust für die breite Masse der Bevölkerung wird die Quintessenz dieser anhaltenden Kreditorgien und Fehlentwicklungen sein.“
Wer an mehr Detailzahlen und Statistiken interessiert ist, kann sich das hier ansehen: http://www.querschuesse.de/zwillingsdefizit-in-hochform/