Skandal - Hetzartikel von Wolffsohn in der Financial Times
Von Karl Weiss
Ein echter Skandal: Der berühmt-berüchtigte Rechtsaussen von der Münchener Bundeswehr-Universität, Wolffsohn, wurde von der Financial Times Deutschland eingeladen, einen Kommentar zum angeblichen Antisemitismus in der Linkspartei zu verfassen und heraus kam natürlich ein unerreichbar dummer, schmählicher Hetzartikel – wie von diesem Vordenker der Rechten nicht anders zu erwarten. Am Ende geht er in die selbstgestellte Falle.
Haben wir jetzt in Zukunft von der FTD einen stramm rechten Kurs zu erwarten? (Hier: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:antisemitismus-die-linke-muss-antisemitisch-sein/60068113.html )
Wolffsohn war u.a. mit der Kritik an Müntefering aufgefallen, als er dessen Bezeichnung „Heuschrecken“ für die Hedge-Fonds mit der Nazi-Hetze gegen Juden verglich. Eines seiner Bücher, die in rechten Verlagen erscheinen, wurde als direkter Vorläufer von Sarrazins Skandal-Buch bezeichnet. Ein grosser Skandal war es auch, als Wolfssohn, der an der Bundeswehruniversität deutsche Soldaten indoktinieren darf, Folter für vertretbar erklärte im Kampf gegen den Terrorismus.
Kurz, ein skandalbefrachteter Rechtaussen der allerschlimmsten Sorte. Was hat die FTD nur geritten, ihm Raum in ihrem Blatt zu geben? Ist das ein Richtungsschwenk der FTD?
Was er da inhaltlich sagt, ist so hanebüchen wie lächerlich. Wolfssohn, in Tel Aviv geboren, stellt die These auf, der Antisemitismus sei grundsätzlich bei allen Linken zu finden. „Der Antisemitismus der Linken ist so alt wie die alte Linke selbst.“
Als Beleg führt er an, schon Marx sei Antisemit gewesen und ebenfalls Stalin. Interessant: Seine rechten Vorläufer, die deutschen Faschisten, haben Marx deshalb verurteilt, weil er angeblich Jude gewesen sei (er hatte eine jüdische Grossmutter) und nun finden die neuen Rechtsaussen, Marx sei Antisemit.
Dass er sich nicht die Mühe macht, das zu belegen, ist charakteristisch. Auch den Antisemitismus Stalins versucht er nicht einmal zu belegen. Tatsächlich hat die Sowjetunion zu Zeiten Stalins Zig Tausenden von Juden das Leben gerettet, denen man auf der Flucht vor den vorrückenden Hitler-Truppen Unterschlupf bot.
Aber mit den Fakten hat es Wolfssohn nicht so. So erklärt er in seinem Artikel z.B. „Nicht jeder Rechte ist antisemitisch“. Er führt das nicht näher aus, meint aber wohl die neuen Rechten, welche die Juden als Ursache allen Übels durch die Ausländer als Ursache allen Übels ersetzt haben – so wie er selbst.
Als „Beleg“ nimmt er Äusserungen des „Linken“ (in Wirklichkeit Antideutschen, also Rechten) Liebich. Das ist allerdings ein Schmunzeln wert, wenn ein stramm rechter Deutscher wie Wolffsohn ausgerecht die Antideutschen als Quelle nimmt, die dazu aufrufen, Deutschland wieder zu bombardieren (sie skandieren „Bomber-Harris, kehr zurück!“).
Er erhebt Anspruch darauf, Israel dürfe für seinen Zionismus nicht kritisiert werden, also die Lehre, man dürfe den Palästinensern ihr Land und ihre Häuser wegnehmen und sie vertreiben und ermorden, weil das dem „Sicherheitsbedürfnis“ aller Juden auf der Welt entspräche. Israel sei nämlich für die Juden auf der Welt eine Lebensversicherung.
„Antiisraelismus“ (ein von ihm erfundene Wortschöpfung) sei es, wenn man sich „gegen die existenzielle Sicherheit beziehungsweise das historisch und psychologisch mehr als nur verständliche Sicherheitsbedürfnis der Juden wendet,“ und das sei dann eben „Antisemitismus.“
Mit anderen Worten: Alles, was die Israelische Regierung als notwendig für ihre „existenzielle Sicherheit“ erklärt, ist immer gerechtfertigt und darf nicht kritisiert werden, denn das ist „Antiisraelismus“. Wenn es Israel für nötig erachtet, 100 000 Palästinenser und andere Araber zu massakrieren, oder 1 Million, oder 6 Millionen, dann ist die Verurteilung solcher Massenmorde „Antisemitismus“.
Nun, mit der Logik und mit den Menschenrechten hat er es eben auch nicht so.
Aber er setzt noch einen oben drauf: Er erklärt, warum Linke eben automatisch zu Antisemiten werden. Hören Sie sich das an. Das ist wirklich das Beste vom Besten vom Besten:
„...die grundsätzliche Identifizierung [der Juden] mit Liberalismus und Kapitalismus lässt sich nicht abstreiten. Sie ist eine Tatsache. Nur im liberal-kapitalistischen System konnten und können sich Juden frei entfalten (...) Zu Pro-"Kapitalisten" muss die Linke auf Antikurs gehen.
Abgeleitet aus Ideologie, Theologie und Ökonomie erklärt auch die Soziologie der Juden das Anti der Linken. Diese versteht sich als die Partei des Proletariats, des "kleinen Mannes" und - politisch korrekt - der "kleinen Frau". Die Juden sahen und sehen sich als Teil der "Bourgeoisie".“
Na, was sagen Sie nun? Das ist doch einmal eine wirklich überzeugende Herleitung! Er definiert die Juden (ausser ein paar „Abweichlern“) als Kapitalisten!
Er ist Historiker, sieht aber die geschichtliche Parallele nicht. Denn es gab vor ihm schon einen Mann, der sie so definiert hat: Der Mann hiess Adolf Hitler.