Toter Hund und neuer Trend
Von Karl Weiss
Nun ist die Krise also da. Zwei Dinge, die fast gleichzeitig geschahen, brachen den Damm: Die Vereinigten Staaten wurden von einer Risiko-Agenturen von der Bestnote heruntergestuft und in Europa wurde nun offiziell verlautet, dass man keinen „Rettungsschirm“ für Italien aufspannen können, dafür sei das Land zu gross.
Schon im Artikel „Zu gross, um gerettet zu werden“ hat dieses Blog genau das gesagt: Italien kann nicht „gerettet werden“ und wird damit zum Euro-Killer.
Die Vorstellung, Staaten, deren Hauptproblem die hohe Staatsverschuldung ist, mit Geldern, die als neue Schulden gegeben werden (also mit noch mehr Schulden), „helfen“ zu können, war offensichtlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Die Konsequenz wollen die verbiesterten Politiker aber nicht ziehen. Sie träumen weiterhin, trotz der sich ausweitenden Staats-Verschuldungs-Krisen den Euro noch halten zu können. Doch der Euro ist bereits so tot wie ein toter Hund.
Auch in den USA ist man weiterhin zuversichtlich, mit extremen Sparmassnahmen die US-Bonds und den Dollar halten zu können. Doch die Herabstufung durch „Standard &Poors“ ist nur ein Symptom, nicht die Krankheit.
Die USA glaubten, obwohl ihre industrielle Basis schon seit zwei Jahrzehnten immer schwächer geworden ist, mehrere Krieg gleichzeitig führen zu können, in über 80 Ländern der Welt militärisch präsent sein zu können und der ganzen Welt aufgrund der Vorherrschaft des Dollars sagen zu können, was sie tun soll.
Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Staatsschulden der USA einschliesslich der fest zugesagten anderen Ausgaben und der Schulden der Bundes-Staaten und Gemeinden in den USA sind objektiv bereits nicht mehr zu bezahlen. Nur ein wahnwitziger Wirtschaftboom mit 10% Wachstumrate im Jahr könnte das ändern, doch die USA sind von einer wirtschaftlichen Rallye so weit entfernt wie die Sonne von uns.
Die Zeiten, als „der Westen“, angeführt von den Vereinigten Staaten, die ganze Welt am Gängelband hatte, sind endgültig vorbei, obwohl die Politiker immer noch „business as usual“ spielen.
Die Zeiten, als Deutschland als einziges Land Vorteile aus dem Euro ziehen konnte, denn der Eurokurs stieg nicht mit dem deutschen Aufschwung, weil andere Euro-Länder Sorgen bereiteten und Deutschland konnte zu Wechselkursen exportieren, die den Grosskonzernen und –banken die Freudentränen in die Augen trieben, so wie es in diesem Moment noch ist, sind auch in Kürze vorbei.
Was auch immer die Politiker-Brut sich als Ersatz einfallen lassen wird, der Euro kann nicht gehalten werden. Würde man dauerhaft am Euro festhalten, würden am Ende alle Euro-Länder einschliesslich Deutschlands in die Staatsschulden-Falle getrieben und die Bundesanleihen, heute gerade „Sicherer Hafen“, würden genauso Aufschlagzinsen bekommen wie heute die italienischen Staatsanleihen.
Doch die Politiker werden uns nicht die Wahrheit sagen. Diese Art von Menschen kann garnicht die Wahrheit sagen, höchstens einmal versehentlich.
Die Politiker sind aber sehr gut im Sehen von Trends. Und was ist der generelle Trend in diesem Moment auf dieser Erde?
Ja, genau! Die Völker beginnen aufzustehen, besinnen sich auf ihre eigene Kraft, demonstrieren und kämpfen. Es ist noch nicht lange her, dass dies in Tunesien begann. Danach kamen, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge: Ägypten, Bahrein, Jemen, Syrien und Israel, Griechenland, Portugal, Spanien, Italien, Dänemark und Grossbritannien, Chile, Malaysia und Mexico – und das sind nur jene, die mir sofort einfallen, ohne dass ich weiter recherchiert hätte.
Das sind jene, die den Kampf gegen ihre eigenen Poltiker aufgenommen haben und dabei auch nicht immer zimperlich vorgehen. Die Reaktion der Herrschenden dagegen ist gewalttätig und zum Teil mörderisch.
Dauz kommen jene Länder, die auf dem Weg der Wahlen bereits zu fortschrittlichen, wenn auch noch nicht revolutionären Regimes gekommen sind: Venezuela, Bolivien, Paraguay, Nepal, Equador und Peru, mit Einschränkungen auch Paraguay und Kuba.
Die Herrschenden haben überall einen Macht- und Gewaltapparat zur Hand, der beachtlich ist. Sie werden ihn, wenn nötig, skrupellos gegen das Volk einsetzen.
Das Volk wird wahrscheinlich viele schmerzliche Nierlagen einstecken müssen. Aber in der Regel führt jede niedergeschlagene Revolution immer nur zu noch mächtigeren Aufständen bis hin zur Revolution.
Es ist vor allem die Jugend in vielen Ländern, die nicht mehr stillhält.
Höchste Zeit, dass wir uns da einreihen.
Wir sind in die Epoche der grossen revolutionären Umwälzungen eingetreten. Da sind wir allerdings erst am Anfang. Im Moment glauben noch viele, ihr Land umkrempeln zu können, ohne radikal mit dem Bisherigen zu brechen. Der Lernprozess wird schwierig sein und manchmal vielleicht lange dauern. Aber das Ende ist absehbar: Die Völker werden siegen.