Es bleibt dabei: Folter führt nicht zur Wahrheit
Von Karl Weiss
In einer Reihe von Artikeln hat der Bürgerjournalist diese These vertreten und begründet: Folter bringt keine Wahrheit ans Tageslicht und wird auch gar nicht zu diesem Zweck verwendet. Das Gespann des damaligen US-Präsidenten und Vize-Präsidenten Bush und Cheney aber haben immer wieder das Beispiel von zwei hochkarätigen Terroristen gebracht, die unter Folter ausgesagt hätten, wodurch Anschläge hätten verhindert werden können.
Die Artikel zu diesem Thema im Blog Karl Weiss Journalismus begannen mit einem Artikel von Elmar Getto vom 24. Mai 2005, der am 18. Januar 2007 in das Blog gestellt wurde: „... wenn bürgerliche Rechte abgeschafft werden“. Dieser Artikel wurde vom Bürgerjournalisten damals schon als Zeitdokument bezeichnet. Es ging da um Folter in Afghanistan, lange vor Abu Ghraib.
Als nächstes kam ein weiterer Artikel von Elmar, der in der Berliner Umschau (damals noch Rbi-aktuell) am 4.Juni 2005 veröffentlicht worden war und am 15. September 2006 in das Blog kam: „Bush und Rumsfeld foltern“. Hier ging es vor allem um Beschreibungen von Folter aus Guantánamo und Abu Ghraib, um dem Gerücht entgegenzutreten, es handele sich lediglich um „harsche Verhörmethoden“.
Ein weiterer Artikel von Elmar wurde dann am 18.Januar 2006 in der Berliner Umschau veröffentlicht und später am 17. Dezember 2006 in das Blog gestellt: „Folter - CIA-Folterflüge und die europäischen Regierungen“. Hier wurde u.a. systematisch untersucht, warum eigentlich gefoltert wird und belegt, dass es dabei nicht um Wahrheitsfindung geht.
Alle drei Artikel wurden später noch einmal in aktualisierten und vom Autor verbesserten Versionen ins Blog gestellt. Diese drei Artikel (zusammen mit den neueren Versionen) stehen unter den meist gelesenen im Blog: Der erste in Nr. 8 unter den meist gelesenen Artikeln mit insgesamt 11 510 Klicks, der zweite ist Nr. 4 mit insgesamt 47 010 Klicks und der dritte ist Nr. 3 mit insgesamt 47 360 Klicks.
Es wurde deutlich, der US-Imperialismus setzte durch seine Folter-Politik auch in Deutschland das Thema Folter auf die Tagesordnung. Doch es blieb eine Frage offen: Hilft Folter nicht doch, die Wahrheit herauszufinden? Bush und Cheney behaupteten und wiederholen nun, da diese Dinge untersucht werden: Die beiden Top-Terroristen Khalid Sheik Mohammed und Abu Zubayda hätten unter Folter Aussagen gemacht, die dazu beitrugen, andere Anschläge zu verhindern und damit Menschenleben zu retten.
Nun aber haben die beiden Verantwortlichen für die Verhöre dieser beiden Terroristen öffentlich Stellung genommen. Die “New York Times” berichtet über ihre Aussagen in einem Kommentar der Herausgeber, der am 2.September 2009 in der Zeitung veröffentlicht wurde:
„Mr. Cheney is right when he says detainees who were subject to torture and abuse gave up valuable information. But the men who did the questioning flatly dispute that it was duress that moved them to do so.”
„Herr Cheney hat Recht, wenn er sagt, Gefangene, die gefoltert und misshandelt wurden, gaben sehr wichtige Informationen [die halfen, Anschläge zu verhindern]. Aber die Männer, die sie verhörten, bestreiten absolut, dass sie durch die "harte Behandlung" dazu gebracht wurden.“
“Deuce Martinez, the C.I.A. officer who interrogated Khalid Shaikh Mohammed, engineer of the 9/11 mass murders, said he used traditional interrogation methods, and not the infliction of pain and panic. And, (…), Ali Soufan, a former F.B.I. agent who oversaw the interrogation of Abu Zubaydah, another high-ranking terrorist, denounced “the false claims” about harsh interrogations. Mr. Soufan said Mr. Zubaydah talked before he was subjected to waterboarding and other abuse. He also said that “using these alternative methods on other terrorists backfired on more than a few occasions.”
„Deuce Martinez, der CIA-Offizier, der Khalid Sheik Mohammed verhörte, der den Massenmord vom 11. September geplant hatte, berichtete, er habe übliche Verhörtaktiken verwendet und nicht Schmerzen und Panik. Und (...) Ali Soufan, früherer FBI-Agent, der die Verhöre von Abu Zubaydah leitete, einem anderen hochrangigen Terroristen, klagt die Behauptungen von harschen Verhören als falsch an. Zubaydah habe ausgepackt, bevor er mit "waterboarding" und anderen Misshandlungen gefoltert wurde. Außerdem sagte er, diese „alternativen Methoden“ hätten gegenüber anderen Terroristen in häufigen Fällen die umgekehrten als die erwünschten Ergebnisse gehabt.“
Damit ist geklärt: Bush und Cheney haben gelogen oder Dinge erfunden, über die sie sich nicht informiert hatten. Es bleibt dabei: Folter ist weder geeignet noch wird sie dazu benutzt, um die Wahrheit herauszufinden.
Dies sagte übrigens auch ein Fachmann auf diesem Gebiet in einem anderen Artikel: „Kann man durch Folter Wahrheit erfahren?“ und die oben erwähnten Aussagen bestätigen dies in hervorragender Weise.
Veröffentlicht am 7. September 2009 in der Berliner Umschau
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