Offener Brief betreff Google und BP

Offener Brief an fieser-admin.de, Herrn Marcel Tallarek

Von Karl Weiss

Na, das war ja sehr freundlich von Ihnen, wie Sie über die Berliner Umschau und mich hergezogen sind, immer im beliebten deutschen Stil: Der Herr weiß alles, alle anderen sind Idioten. Besserwisser sind einige der fiesesten Zeitgenossen, die es gibt. Aber das wissen Sie ja schon, sonst hätten Sie ja ihre Seite nicht „fieser Admin“ genannt.

Nur fällt dies alles, was Sie da an Nettigkeiten über mich/uns sagen, nun auf Sie selbst zurück, denn so unangenehm das für Sie sein mag, aber Sie haben nicht Recht. All das „Lachen“ und „blanke Entsetzen“, das Sie angesichts unserer „Unwissenheit“ empfanden, wird man nun Ihretwegen empfinden müssen, denn Sie haben nicht Recht.

So kommt das, wenn man „Fachmann“ auf einem Gebiet ist und sich nicht einmal die Mühe macht, Google zu öffnen und nachzusehen, weil man ja immer alles schon weiß.

Ich habe hier einen screenshot sowie einen Ausdruck auf Papier, was man bekommt, wenn man in der jetzt aktuellen Situation „Oil Spill BP“ googelt: Das erste Suchergebnis ganz oben ist die Konzernseite von BP selbst, das zweite eben genau jene Spezialseite „Gulf of Mexico response“, für die BP laut Stern-Angaben angeblich 10 000 Dollar täglich an Google zahlt, um sie da oben zu haben. Diese beiden Suchergebnisse sind nicht als Anzeigen gekennzeichnet (das erste ist vielleicht auch keine), stehen nicht rechts neben den Suchergebnissen und sind auch nicht irgendwie farblich herausgehoben, so dass man eventuell vermuten könnte, es seien Anzeigen. Sie erscheinen als ganz normale Suchergebnisse.

Wenn Sie wollen, schicke ich Ihnen gern meinen screenshot zu, wenn Sie mir Ihre E-Mail-Adresse mitteilen (mein E-Mail ist das der Berliner Umschau), aber Sie können ja auch selbst bei Google nachsehen.

Nun zum zweiten Punkt, in dem Sie sich so superschlau aufführen: Die Klicks auf die Suchergebnisse haben nach Ihren Angaben null, nichts, nada, niente mit dem Platz zu tun, auf denen die Suchergebnisse aufscheinen. Der Artikel hat dies auch gar nicht behauptet, er sagt vielmehr: „Die meisten Menschen meinen, wenn sie etwas „googeln“, also mit Stichwörtern nach Resultaten im Internet suchen, dann würden die meist angeklickten oben stehen.“

Es ist natürlich klar und das habe ich deshalb auch nicht eigens erwähnt, dass die Suchergebnisse natürlich zuerst durch die Übereinstimmung der Worte mit denen der Anfrage herausgesucht werden und dann nach dem Grad der Übereinstimmung und der Häufigkeit der Worte und der Reihenfolge der Worte ausgerichtet werden. Danach werden aber offensichtlich weitere Kriterien angelegt, wie man relativ leicht feststellen kann, wenn man sich Google-Suchergebnisse genau ansieht.

Alle von mir befragten Nicht-Fachleute waren aber genau dieser Meinung, dass die Anzahl der Klicks auf die Suchergebnisse dann die Reihenfolge ändern können. Wenn das nicht so ist (ich will gerne zugeben, dass ich das ganz naiv so wie so viele anderen Menschen geglaubt habe), hat Google es geschafft, die halbe Welt zu täuschen über diese Frage.

auf-zum-strand-tanken

Anschließend habe ich drei Computer- und Internet-Fachleute gefragt (zum Glück habe ich schon zwei von ihnen in der Familie).

Sie haben mir übereinstimmend gesagt, tatsächlich gäbe es zunächst einen Bündel von Kriterien, nach denen die Reihenfolge dieser Suchergebnisse festgelegt wird. Dann aber kommt als zusätzliches Kriterium hinzu, wie oft auf die Suchergebnisse geklickt wird.

Nun bin ich keine Besserwisser und will zugeben, das mein „Experten“ alle drei Unrecht haben können, aber Ihre Art, alle, die einen Zusammenhang von Klicks und Höhe der Suchergebnisse sehen, zu Idioten zu erklären, ist und bleibt inakzeptabel, um nicht, so wie sie, unangenehmere Worte zu verwenden.

Jemand, der sein Fachmann-Sein so heraushängen lassen muss, hat üblicherweise Gründe dafür, meistens weil er ein äußerst schwacher Fachmann ist.

Auch greift Ihr Hinweis nicht, dass die Berliner Umschau ja Werbung enthält und man dies daher Google nicht vorwerfen könne. Jegliche Werbung in der Berliner Umschau ist klar als solche gekennzeichnet, die bei Google aber eben nicht.

Ich verstehe ja, dass Leute, die als Admins vom Internet leben, eine Tendenz haben, alle Internet-Götter wie Google anzubeten und so mag es auch verständlich sein, dass Sie da so sauer auf Gotteslästerung reagiert haben. Ich habe schon einmal einen Admin gesprochen, der zum Beispiel die Machenschaften von Microsoft für richtig hielt. Nur am Ende kommt es auf die Fakten an, nicht auf den Glauben.

Mit dem ehrlichen Wunsch einer guten Besserung

grüßt Sie,

Karl Weiss

Folgendes sind Ausschnitte aus der Erklärung von Marcel Tallarek auf der Site „fieser-admin.de“:

„....mit lachen aber auch blankem Entsetzen habe ich heute ihren Artikel „Wir werden vergoogelt“ gelesen. (...) entsetzt weil Sie die wenigen Fakten dann aber auch och verdrehen oder schlicht und ergreifend nicht verstanden haben. (...)

...falsch zu behaupten, dass Google die hochstehenden Suchergebnisse verkauft. Denn die natürlichen Suchergebnisse sind nicht käuflich. Die (...) bezahlten Anzeigen stehen rechts neben den eigentlichen Ergebnissen oder farblich markiert und mit dem Schlagwort „Anzeige“ versehen darüber. (...)

Die Klicks haben absolut Null, Nada, Niente Auswirkung auf die Suchergebnisse. (...)

Auch wen es heutzutage üblich zu sein scheint gefährliches Halbwissen als Journalismus zu verkaufen... (...)

Im Übrigen sollte eine Seite ... mit Werbung ... sich nicht unbedingt darüber echauffieren, dass man bei Google Suchbegriffe kaufen kann.

(Wir haben uns erlaubt, die Rechtschreibfehler nicht zu verbessern)



Zusatz zum Offenen Brief

Wie sich inzwischen herausgestellt hat (siehe dazu auch den unter diesem stehenden Artikel und seine Kommentare) scheint das, was Goggle falsch macht, noch viel schlimmer zu sein als angenommen. Der Kommentator "deprifrei-leben" hat nämlich auf deutsch Suchergebnisse zu diesem Thema bekommen, welche die Seite der BP klar absetzen und als Anzeige kennzeichnen.

Ich dagegen, der ich von Brasilien aus "Oil Spill BP" gegoogelt habe, erhielt Suchergebnisse, in denen die Spezialseite der BP hierzu an zweiter Stelle (nach der Konzernseite der BP) auftaucht, ohne irgendwelche Kennzeichnung als Anzeige, weder mit Worten noch darin, dass sie rechts neben den anderen stehen, noch farblich abgesetzt.

Das würde bedeuten, die Leute bei Google sind so rassistisch, dass sie den Menschen in Entwicklungsl6andern glauben einen Bären aufbinden zu können, denen in entwickelten Ländern dieses aber vorsichtshalber nicht zumuten. Wenn sich das bestätigt, ist das der grösste Google-Skandal des neuen Jahrhunderts und Herr Tallarek als Google-Anbeter müsste Abbitte leisten, was er natürlich nicht tun wird, denn Besserwisser leisten nie Abbitte.

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