Erneute Warnungen vor gefährlichen Folgen des Klimawandels
Von Karl Weiss
Artikel der "Berliner Umschau" vom 15. Februar 2006, hier aktualisiert.
Zwei ‚Institutionen’, die sich bisher nicht gerade dadurch ausgezeichnet haben, in der Frage des drohenden Klimawandels zur Panikmache zu neigen, haben nun in ungewöhnlich deutlichen Worten zu einem Umdenken aufgerufen, um die großen Gefahren des bereits stattfindenden Klimawandels zu verringern: Die ‚Welt’ und Tony Blair.
In der ‚Welt am Sonntag’ vom 5.2.06 heißt es in einer Überschrift: „Ausmaß und Folgen der globalen Erwärmung sind dramatischer als bislang vermutet. Wieviel Klimawandel erträgt die Menschheit?" Tony Blair schreibt im Vorwort zu einer Studie zum Klimawandel: "Die Studie zeigt, daß die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken größer sind, als wir bisher angenommen haben."
Laut der Studie sind bereits jetzt bestimmte Folgen des Treibhauseffekts durch die großen Mengen an Kohlendioxid-Ausstoß nicht mehr rückgängig zu machen. So müsse man von einem schon nicht mehr zu verhindernden Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur von zwischen 1,4 Grad bis zu 5,8 Grad ausgehen. Dazu kann man vergleichen: Die duchschnittlichen Temperaturunterschiede zwischen heute und der letzten Eiszeit sowie zwischen dieser Eiszeit und der davorliegenden Zwischenerwärmung liegen nur bei etwa 3 Grad!
Die Folgen davon sind nach dieser Studie ein Anstieg des Meeresspiegels, verheerende Hitzewellen und Dürren, ein starker Anstieg von Niederschlägen mit der Folge von Überschwemmungen und eine Verstärkung von Wirbelstürmen der verschiedenen Arten.
Dies alles, wohlgemerkt, wenn ab sofort drastische Maßnahmen zur Einschränkungen der Kohlendioxid-Erzeugung durchgesetzt würden, was ja nicht einmal am Horizont in Sicht ist.
Die Wissenschaftler der Studie schweigen sich darüber aus, was geschieht, wenn ohne Einschränkungen so wie bisher fossile Brennstoffe verfeuert werden. Es wird aber klar, daß dies bisher noch kaum vorzustellende katastrophale Folgen haben würde. Einer der Wissenschaftler drückt das so aus: „Wir haben es mit einem erwachenden Riesen zu tun."
Ein besonderes Sorgenkind der Polarforscher ist in diesem Zusammenhang die Eiskappe auf der westlichen Antarktis (Antarktis-Halbinsel, das ist der Zipfel der Antarktis, der weit nach Norden zum südamerikanischen Kontinent hervorspringt). Sie enthält mehr Eis als das gesamte schwimmende Nordpoleis. Es besteht die Möglichkeit, daß diese Eiskappe ins Meer abrutscht oder aber in einem längeren Prozess abschmilzt. In beiden Fällen würde das den Meeresspiegel um etwa 1,5 Meter ansteigen lassen.
Einer der Forscher erklärte, er habe „kein Verständnis für Vertreter aus der Wirtschaft, die konkrete Konsequenzen aus den Ergebnissen der Klimaforscher mit der Begründung verweigern, diese seien zu unsicher. In der Wirtschaft werden täglich Entscheidungen auf sehr viel unsichererer Informationsgrundlage gefällt."
Eine besondere Art von Fachleuten auf diesem Gebiet sind die der Münchener Rückversicherung. Die Rückversicherer sind nämlich jene Institutionen, auf die auf lange Sicht gesehen die Kosten von Umweltkatastrophen zukommen. Die Experten gehen bereits jetzt von einer erheblich erhöhten Wahrscheinlichkeit solcher Katastrophen aus. Einer dieser Fachleute der "Münchener Rück" rechnete vor, daß z.B. die Kosten einer Überflutung der ganzen Londoner Innenstadt auf etwa 60 Milliarden US-Dollar geschätzt werden.
Die aktuellen Voraussagen, je nach genauem Szenario, gehen bis zum Ende dieses Jahrhundert von 3 Metern bis 8 Metern Meeresspiegelanstieg aus, für das folgende Jahrhundert von weiteren 6 bis 7 Metern.
Ähnliches wie für London trifft auf andere grosse Städte zu, die auf Meereshöhe liegen, wie New York, Los Angeles, Hamburg, Kopenhagen, Stockholm, Rio de Janeiro, Amsterdam, Lissabon, Barcelona usw.
Die norddeutsche Tiefebene würde ebenfalls nur unter gigantischen Kosten zu retten sein. Es müssten Deiche von heute unvorstellbaren Ausmassen errichtet werden.
Um eine Vorstellung zu haben, von was genau die Rede ist, wenn man von einer weltweiten Umweltkatastrophe redet - ganz abgesehen vom Anstieg des Meeresspiegels, - hier noch ein Zitat aus einem früheren Artikel der Berliner Umschau:
„Was charakterisiert nun die globale Umweltkatastrophe? Neben anderen Erscheinungen (...) besteht sie im wesentlichen aus dem Anstieg in Intensität und Häufigkeit von Unwettern sowie dem Anstieg in Intensität und Häufigkeit von Dürren.
Beide Effekte gemeinsam werden einerseits zur Ausdehnung bestehender und dem Entstehen neuer Wüsten und Steppen führen (...) und andererseits werden die gewaltigen Regen-Sturzbäche den Humus, den Boden, auf dem Pflanzen wachsen können, in zunehmendem Maße weg- und ins Meer spülen. Beides wird auch die Möglichkeit des Zurückhaltens von Regenwasser vermindern, so daß es immer schwieriger werden wird, noch Trinkwasser zu finden. (...)
Im Endstadium gibt es kaum noch Trinkwasser und kaum noch Pflanzen auf dem Festland. Es braucht nicht näher erläutert zu werden, daß dies das Ende der Menschheit bedeutet, wie wir sie kennen."