Dienstag, 9. Februar 2010

Die Eiskappen der Antarktis und Grönlands schmelzen schneller als erwartet

Sofortige Maßnahmen des Ersatzes der Verbrennung fossiler Stoffe sind dringend

Von Karl Weiss

Die Eisschmelze der beiden großen Eis-Reserven der Erde verläuft deutlich schneller als erwartet. Während die Wissenschaftler für diese beiden riesigen nicht im Wasser schwimmenden Eismassen der Erde ein Schmelzen im Rhythmus von bis zu drei Jahrhunderten erwartet hatten, stellt sich jetzt eine deutlich schnellere Schmelze der Eiskappen Grönlands und der Antarktis heraus.



Die Wissenschaftler der "Britischen Antarktis Gruppe" und andere haben jetzt einen weitaus schnelleren Eisabbau sowohl des riesigen Eis-Schildes von Grönland als auch jenes der Antarktis festgestellt als vorher angenommen worden war. Es hat sich herausgestellt, dass die bisher vermutete wesentliche Einfluss-Größe, die Luft-Temperatur im jeweiligen Sommer, die das Eis schmelzen lässt, gar nicht die ausschlaggebende ist. Es wurde vielmehr festgestellt, dass die ausschlaggebende Größe für den Eisabbau die Geschwindigkeit des Vorschubs der großen Gletscher ist.

Es war bisher nicht bekannt, wodurch die Geschwindigkeit des Vorschubs der Gletscher determiniert ist. Nun aber scheint klar zu sein, dass dieser determinierende Faktor die Temperatur des Meerwassers an der Zunge des Gletschers ist (sofern sie ins Meer münden, was für die meisten zutrifft). Die Wissenschaftler kamen zu der Erkenntnis, dass die Frage des Anstiegs des Meeresspiegels unter diesem Aspekt neu bestimmt werden muss.

Es scheint klar: Die Schmelze dieser beiden hauptsächlichen Eisreserven der Erde auf festem Land ist nach diesen neuen Erkenntnissen deutlich schneller anzusetzen als nach den bisherigen Theorien. Die Schätzung, dass bis zum Ende dieses Jahrhunderts bei gleichbleibenden CO2-Ausstoss mit einem Anstieg des Meeresspiegels nur im Bereich von einem halben Meter bis 2 Meter gerechnet werden muss, lässt sich offensichtlich nicht aufrecht erhalten. Man muss vielmehr mit bis zu 8 Metern rechnen.

Und das gilt nur, wenn ab sofort ein weiterer Anstieg des CO2-Ausstosses gestoppt würde. Es liegen aber keinerlei Pläne vor, die einen solchen Stopp des CO2-Ausstosses nahe legen. Ganz im Gegenteil.

Bekanntlich hat der Kopenhagen-Klima-Gipfel von vor Weihnachten kein positives Ergebnis gehabt. Man hat keine festen und mit Sanktionen bewehrte Ziele für den Abbau der CO2-Schleudern gesetzt.

Deutschland, das haufenweise neue Kohlekraftwerke baut, wird zu einen weiteren heftigen Anstieg dieses Ausstoßes beitragen. Das heißt, bis zum Ende dieses Jahrhunderts muss mit 8 Metern zusätzlicher Meereshöhe und mehr gerechnet werden.

Würden die GESAMTEN Eiskappen Grönlands und der Antarktis abschmelzen, würde der Meeresspiegel auf der Erde nach verschiedenen Schätzungen zwischen hundert und zweihundert Metern ansteigen. Damit wäre ein Überleben der Menschheit unter Umständen, die den heutigen vergleichbar sind, nicht mehr möglich. Allerdings hatten die Wissenschaftler vor diesen letzten Erkenntnissen einen Zeitraum von mehr als dreihundert Jahren angegeben, den dies in Anspruch nähme.

Degen sind die Eismengen aller anderen Gletscher zusammen so gering, dass sie keinen wesentlichen Einfluss auf den Meeresspiegel haben. Auch die Schmelze des Arktis-Eises, das ja auf dem Wasser schwimmt, verändert nicht die Höhe des Meeresspiegels.

Darum ist jene graphische Darstellung so wichtig, welche die Beschleunigung der wesentlichen Teile der Gletscher auf Grönland und in der Antarktis belegt, die nun vorgelegt wurde. Es geht ums Überleben der Menschheit, wie wir sie kennen.

Veröffentlicht am 8. Februar 2010 in der Berliner Umschau

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