Deutschland

Dienstag, 23. November 2010

Fachkräfte-Mangel? Gibt’s den?

Nichts als Bullshit

Von Karl Weiss

Die Heulerei ist generell: Es gäbe einen so immensen Fachkräftemangel in Deutschland oder jedenfalls in Kürze würde es den geben, wenn so viele in Rente gingen usw. usw. Das geht so weit, dass Arbeitgeberverbände schon fordern, die Anwerbung von ausländischen F achkräften zu erleichtern.

Die Regierung hingegen, sprich Merkel, Seehofer und Dekadenzwelle, erklärt, die Einwanderung aus „anderen Kulturkreisen“ habe aufzuhören.

Geht’s noch? Könnten die sich mal einigen, die Herrschaften Herrscher Deutschlands?

Hat man denn schon mal gefragt, ob da überhaupt jemand kommen will? In einem Artikel der Financial Times Deutschland (FTD) zum Thema Fachkräftemangel wird getitelt: „Nach Deutschland? Ach, lieber nicht“. Im Text heisst es: „...ausländische Experten meiden Deutschland. Sie fühlen sich nicht willkommen. Sie haben Grund dazu.“

Es wird von restriktiven Behördenauflagen berichtet. In der Regel wird auch bei höchstgradigen Spezialisten keine Aufenthaltserlaubnis für die Familie erteilt, so damals, als man „Computer-Inder“ anwerben wollte. Wer will schon in Deutschland ohne Frau und Kinder leben? Dazu kommt, man erhält selbst bei Gehältern von weit über 100 000 Euro im Jahr nur eine zweijährige Aufenthaltserlaubnis. Man lebt unter dem Damokles-Schwert der Deportation.

Ausserdem brauchen die deutschen Behörden Wochen und Monate für eine Aufenthaltserlaubnis. Dann ist ein möglicher Kandidat längst abgesprungen.

Aber gibt es denn in Deutschland wirklich keine Fachkräfte unter den (je nach Zählweise) 6 bis 9 Millionen Arbeitslosen? Klar gibt es die! Bei einigen muss man eventuell noch eine Aktualisation oder einen Auffrischungskurs zahlen, aber das wäre es doch wert. Nicht so für deutsche Unternehmen.

Deutsche Unternehmen haben in den letzten 30 Jahren ihre Kosten, speziell die für das Personal, so drastisch heruntergefahren, dass sie heute an der Spitze der internationalen Wettbewerbsfäghigkeit stehen. Praktisch alle über 50 wurden aus den Betrieben gesäubert, dass es eine Art hatte.

Frühpensionierungsaktionen, Altersteilzeit und was noch alles hat man erfunden, um die (meistens besser bezahlten) Älteren loszuwerden. Und nun vergiesst man Krodkodilstränen auf der Suche nach Spezialisten? Gehts noch?

Natürlich hat Spezialistentum und Fachkraft immer auch mit Erfahrung zu tun.

Wenn man viele Tausend Jahre Erfahrung zum alten Eisen geworfen hat, so darf man sich nicht wundern, wenn man plötzlich Fachkräfte braucht.

Und die Ausbildung - und die Übernahme? Reihenweise Betriebe bilden nicht mehr aus und wundern sich dann, wenn Nachwuchs fehlt. Die Grossbetriebe, die immer noch ausbilden, übernehmen nicht nach der Lehre oder nur noch teilweise. Logisch, dass dann ausgebildetes Personal fehlt. Was hat man denn erwartet?

Wie gesagt: Geht’s noch?

Nein, es werden keine ausländischen Kräfte gebraucht und man kann so auch keine (oder fast keine) bekommen. Die deutschen Fachkräfte und Spezialisten will man nicht bezahlen, also stimmt man ein Geschrei an. Alles bullshit!


Veröffentlicht am 23. November 2010 in der Berliner Umschau

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Stuttgart21 – Irrsinn deutscher Verkehrspolitik

Ewige Baustellen, Hochgeschwindigkeitstrassen und Langsamfahrstellen

Von Karl Weiss

Mit Blick auf ‚Stuttgart21’ schreibt Sebastian Beck in der ‚Süddeutschen‘: „Wie viele solch unsinniger Großprojekte kann sich der Wirtschaftsstandort Deutschland noch leisten?“ Er betont und macht nun öffentlich, was der Bundesrechnungshof bereits vor geraumer Zeit in seiner Stellungnahme feststellte: Würden die wahnsinnigen Milliardensummen für ‚Stuttgart21‘ stattdessen für den Ausbau des Güterverkehrs ausgegeben, könnte man wesentliche Teile des Lkw-Verkehrs durch Deutschland auf die Schiene verlegen, was eine Halbierung der Schadstoffe über Deutschland bedeuten könnte.

Stuttgart 21- Gegner 
<br />
Marktplatz Stuttgart

Aber was sollen schon Schadstoffe? Was bedeuten schon Menschenleben?

Was wichtig ist, ist die Anhäufung weiterer Millionen und Milliarden bei denen, die sie sowieso schon haben, durch Geschäfte mit ‚Stuttgart21‘, durch Geschäfte mit den freiwerdenden Flächen im Zentrums Stuttgarts, wenn die gesamten Gleise herausgerissen und unterirdisch gelegt werden und durch Geschäfte in den dort entstehenden Konsumtempeln und speziell natürlich durch die daraus entstehende Parteispenden (natürlich jene in den schwarzen Aktentaschen – die im Kohl-Prozess legalisiert wurden -, nicht die offiziell zugegebenen ‚Peanuts‘).

Als Beispiel nennt Journalist Beck die Strecke zwischen München und Augsburg, für die 1998 mit großem Pomp der erste Spatenstich mit Theo Waigel und Edmund Stoiber gesetzt wurde. Bis heute ist dies lächerlich kleine Stück eines viergleisigen Ausbaus nicht fertig. Es handelt sich lediglich um 43 Kilometer schnurgerader Strecke. Es scheint manchmal eine 1-Mann—Baustelle zu sein. Der Journalist fragt, wenn dieses kurze Stück von der Bahn nicht in einem vernünftigen Zeitrahmen fertiggestellt werden kann (die Fertigstellung ist jetzt für 13 Jahre nach jenem Spatenstich vorgesehen), wie diese Bahn dann ein Milliardenprojekt wie ‚Stuttgart21‘ schultern will.

Stuttgart 21

Er erinnert daran, dass es die Bahn offensichtlich für ihre einzige Aufgabe hält, schnelle ICEs durch Gegend brausen zu lassen, zu Preisen, fügt man da hinzu, die sich sowieso kein Normalsterblicher mehr leisten kann.

So waren die wesentlichen Investitionen der Bahn in den letzten Jahren die beiden Schnellfahr-Strecken München-Nürnberg und Frankfurt-Köln, die beide wesentlich teurer wurden als veranschlagt. Nimmt man diesen Maßstab, sind die 18 Milliarden für ‚Stuttgart21‘ wahrscheinlich sogar niedrig geschätzt, es wird wohl mehr auf 20 Milliarden Euro hinauslaufen.

Baghnhof ist kein AtomKraftWerk

Aber was haben diese Gross-Investitionen der Bahn eigentlich geschaffen? Der Journalist schriebt: „Selbst auf der sechs Milliarden Euro teuren Strecke zwischen Frankfurt und Köln fahren pro Stunde und Richtung lediglich 2,4 Züge - prognostiziert wurden in der Planung sechs Züge. Oder die Schnellfahrstrecke von München nach Nürnberg - sie hat statt 2,3 Milliarden am Ende 3,6 Milliarden Euro gekostet. Für Güterzüge ist sie gesperrt, nachts liegt sie brach.“

Der Artikel ist überschrieben mit „Der Irrsinn deutscher Verkehrspolitik“. Auch ‚Stuttgart21‘, würde es je fertiggestellt, wäre eine reine ICE-Investition. Der eigentlich sinnvolle Teil der neuen Strecke des Albaufstiegs zwischen Ulm und Stuttgart wird nicht für Güterzüge zu befahren sein. Damit wird diese Strecke ebenfalls eine Auslastung von 1 bis 3 Zügen pro Stunde haben.

Stuttgart 21 Protest Achtung, Sie verlassen jetzt West-Stuttgart

Dagegen ist der Güterverkehr auf vielen Strecken an die Grenze der Auslastung gelangt. Michael Holzhey, ein Berliner Verkehrsexperte, hat unlängst in einem Gutachten für das Umweltbundesamt ausgerechnet, dass sich mit elf Milliarden Euro die Transportleistung des Güterverkehrs auf der Schiene verdoppeln ließe.

Das ist genau die Größenordnung eines Betrags, wie sie jetzt in ‚Stuttgart21´ investiert werden soll. Was dort ausgegeben wird, steht nicht mehr für sinnvolle Projekte zur Verfügung.

Umfrage in Stuttgart: SDR und Stuttgarter Zeitung zu Stuttgart 21

Beck schreibt: „In den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten hat die Bahn mit Unterstützung der Politik zweistellige Milliardenbeträge in den Bau von Fernverkehrsstrecken investiert - ohne dass sich an der Dominanz des Autos und Flugzeugs etwas geändert hätte.“

Auch der Ausbau der Rheintalstrecke, speziell für den Güterverkehr, wäre wichtig. Dort kommen die Transporte aus den Häfen von Rotterdam und Genua. Doch sie wird erst nach 2030 fertig.

Zusammenfassend schließt Beck: „... die Bahnpolitik in Deutschland folgt irrationalen Regeln. Sie produziert ein Stückwerk aus ewigen Baustellen, Hochgeschwindigkeitstrassen und Langsamfahrstellen.“


Originalveröffentlichung




Hier eine Anzahl Links zu anderen Artikeln im Blog zu Stuttgart21:

- CDU-Wahnsinn Stuttgart21

- Stuttgart21 – Wiederwahl in Gefahr

- Verzweiflungsakt von Frau Merkel

- Bombe – Merkel ist in Wirklichkeit Grüne!

- Stuttgart21 – Der GAU

- Stuttgart21 – Die Rambos heissen Merkel und Mappus

- Aktuelle Ergänzung zu Stuttgart21

- Stuttgart21 – Spätrömische Dekadenz

- Stuttgart21 – Schwäbischer Filz

- Stuttgart21 – Klare Beweise für geplante Übergriffe

- Stuttgart21 – Der spezielle Untergrund in Stuttgart

- ‘Taktische Provokateure – Vermummte Steinewerfer’

- Jetzt geht die Post ab

- Stuttgart21 – Das Volk hatte nie eine Chance

- Stuttgart21 – Der CDU-Staat in voller Entfaltung

- Stuttgart21 – Vertrag mit den Niederlanden gebrochen

- Stuttgart21 – Trotz ernster Sicherheitsprobleme genehmigt

Freitag, 22. Oktober 2010

Wo bleibt die Rechtspartei mit den 18 % ?

Die Deutschen wollen nicht mehr gehorchen

Von Karl Weiss

Also wo ist nun diese Rechts-Partei, die uns Meinungsforschungsinstitute schon auf 18% gelegt haben? Sie sagten, sie braucht nur noch gegründet werden und wird schon 18% haben. Als da in Berlin ein rechter Abspalter von der CDU eine neue Partei „rechts von der CDU“ gründete, kam er auf nicht einmal 1% in der nächsten Umfrage.

Sarrazin

Offensichtlich hat da mal wieder ein Meinungsforschungsinstitut mit einer Suggestivfrage ein Sensatiönchen erzeugen wollen – aber tatsächlicher Gehalt stand nicht dahinter.

Der folgende Text ist aus einem Blog entnommen, der offenbar von einem „Konservativem“ geschrieben wird („Sprengsatz“ von Michael Spreng):

„Seehofer glaubt offenbar, die CSU könne – wie früher - mit Ressentiments gegen Fremde Stimmen fangen. Er hat nicht verstanden, dass er selbst dazu keine Kraft mehr hat. Denn die Wähler, die mit solchen Parolen zu gewinnen sind, glauben der CDU/CSU schon lange nicht mehr, dass sie tatsächlich etwas gegen Zuwanderung unternehmen will. (...)

FDP: Armut kotzt uns an

Die CDU kann aus Staatsräson auch gar nicht anders, als sich von Seehofer zu distanzieren oder ihn zu unglaubwürdigen Dementis zu zwingen. Sie muss Integrationsgipfel veranstalten und kann nicht zu Desintegrationsgipfeln einladen. Sie muss als staatstragende Partei die Realität der Zuwanderung in Deutschland gestalten und das geht nicht bei gleichzeitiger Ausgrenzung fremder Kulturen.(...)

Diese Wähler sind von der CDU/CSU enttäuscht und glauben ihr nicht, wenn sie plötzlich wieder ihre Themen anspricht. Sie sind für die Union nicht rückholbar. Für sie ist die CDU/CSU genauso eine Multikultipartei wie alle anderen.

Seehofers vermeintliche Ansprechpartner sind im Wartesaal der Wahlverweigerung und hoffen auf die Sarrazin-Partei. Nicht mehr auf die CDU/CSU.“

Nun, mir scheint, hier kommt hauptsächlich Wunschdenken des Kommentators zum Ausdruck.

Roland Koch

Auch beim anonymen Schreiber des Blogs ‚Fact-Fiction‘ gibt es die gleiche Stellungnahme, nur gibt der offen zu, er will diese neue Partei und würde sie mit allen Kräften unterstützen. Er machte schon offen für die „Pro Köln“ – „Pro NRW“ Reklame, aber bei den Landtagswahlen in NRW kamen die keineswegs auf 18%, sondern blieben klar unter der 5%-Marke.

Nun gibt es natürlich in Deutschland einen Bodensatz von Ewiggestrigen, von Unbelehrbaren, die heute noch Hitler hinterher trauern. Das zeigte sich , als die NPD z.B. in Sachsen ins Parlament einzog. Ebenso erhalten NPD und/oder DVU bei Wahlen immer ein, zwei Prozente von Stimmen.

Opfer der ausserländerfeindlichen Ausschreitungen in Mügeln

Dazu kommen solche Sonderereignisse wie die Wahl der Schill-Partei in Hamburg, die tatsächlich in einem kurzen Moment auf 18 % der abgegebenen Stimmen (das waren etwa 9 % der Wähler) kam, nur war die ganze Pracht zwei Jahre danach schon wieder zu Ende und das Nächste, was man von Schill hörte, war ein Video aus Brasilien, auf dem er mit Prostituierten Kokain schnupfte.

Schill beim Koksen

Sicherlich kann man mit polemischen Äußerungen oder einem Buch wie dem Sarrazins bestimmte Vorurteile hervorlocken, die immer noch im Kopf von so manchem Deutschen stecken. Wenn man dann im richtigen Moment einer aufgeheizten Stimmung eine Umfrage macht, bekommt so etwas dann eine deutliche Zustimmung und da kann schon einmal eine solche Zahl von 18% auftauchen, aber sobald sich der Wirbel gelegt hat, werden die meisten dieser Menschen, die verführbar waren, wieder ihren gesunden Menschenverstand gebrauchen und keineswegs rechtsextremen Parteien anhangen.

Singh, eines der Opfer der ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Mügeln

In Wirklichkeit haben sich die Deutschen überraschend resistent gegen rechte Rattenfänger erwiesen.

Haider (mitte) mit Petzner (rechts)

Während in Österreich, Holland, Schweden usw. Rechtsaußen sensationelle Erfolge feiern, ist es in Deutschland ein Tal der Tränen für Faschisten. Offensichtlich hat das aufgeklärte deutsche Volk seine Lektion gelernt.

Ganz im Gegenteil, es gibt einen generellen Linkstrend in Deutschland, der bisher vor allem in der ständig wachsenden Partei der Nicht-Wähler zum Ausdruck kommt.

Selbst der rechtsextreme Autor von „Fact-Fiction“ muss dies zugeben, denn er schreibt immer wieder: „Links-Trend stoppen!“

Nach der Hetze von Westerwelle und Sarrazin, nach den Forderungen von Seehofer und Merkel, ganz zu schweigen vom obligatorischen täglichen Ausspruch eines CDU- oder CSU-Vertreters hätte man meinen sollen, die Resistenz der Deutschen gegen rechte Parolen hätte unterminiert sein müssen. Ist sie aber nicht!

Baghnhof ist kein AtomKraftWerk

Während Merkel herumbrüllt, „Multikulti hat versagt“, steigen laufend die Zahlen der Grünen in den Umfragen, jener Partei, die am meisten die Idee ‚Multikulti‘ repräsentiert.

Verflixt, warum wollen die Deutschen denn nicht mehr gehorchen? Darin waren sie doch früher mal so gut.

Originalveröffentlichung

Dienstag, 19. Oktober 2010

Stuttgart21 - Der spezielle Untergrund in Stuttgart

Anhydrit – Eingegipst

Von Karl Weiss

Nachdem in diesem Artikel ( „Stuttgart21 – der GAU“ ) bereits das Chaos, das Verstecken von Kosten und die Widersprüchlichkeiten in der Projektplanung und Vorbereitung von „Stuttgart21“ untersucht wurden, nachdem in diesem Artikel ( „Stuttgart21 – Schwäbischer Filz“ ) dem Stuttgarter Filz nachgegangen wurde, soll nun die spezielle Frage des Untergrunds im Stuttgarter Talkessel aufgespießt werden. Dort gibt es nämlich eine seltene geologische Formation, die unter dem Stichwort Anhydrit läuft.

Mappus - Schwabe zeigt Zähne

Der Tübinger Geologe Jakob Sierich, ein Spezialist für anhydrit- und gipsführende Erdschichten, hat für das Magazin Stern ein Gutachten analysiert. Sein Befund lautet: “Bei ‚Stuttgart 21‘ geht es nicht um mögliche Risse in Häusern, es geht um mögliche Krater, in denen Häuser verschwinden können. Es geht um Menschenleben.”

Was steckt dahinter? Das soll hier untersucht werden.

Gips nennt sich als Gestein in der trockenen Form Anhydrit. Da dort im Untergrund ständig irgendwo Wasseradern verlaufen, ist der sehr selten. Meistens ist der Anhydrit längst mit Wasser in Kontakt gekommen und hat Gips gebildet. Aber an einigen Stellen gibt es ihn noch. Unter dem Stuttgarter Talkessel ist so ein Ort.

Wenn Anhydrit mit Wasser zusammenkommt, quillt er um etwa zwei Drittel auf. Das ist ein Kristallbildungsprozess und diese Prozesse gehören zum Gewalttätigsten, was es auf der Erde gibt. Um diese Quellung - also den neuen Raumbedarf - zu erlangen, kann Anhydrit in Kontakt mit Wasser Drücke von Tausenden von Tonnen pro Quadrat-Zentimeter entwickeln. Da können Berge bewegt werden.

Wenn Polizisten Kinder schlagen, zeigt der Staat sein wahres Gesicht

Das ist ähnlich wie mit den Frostaufbrüchen bei Straßen im Winter. Dringt Wasser durch eine undichte Stelle in den Straßenbelag und tritt dann Frost auf, gefriert das Wasser und der Prozess der Formung von Eiskristallen sprengt jeden noch so elastischen, noch so resistenten Straßenbelag, was man dann sofort merkt, wenn Tauwetter auftritt und plötzlich Löcher im Straßenbelag erscheinen.

So ist das auch bei der Formung von Gips-Kristallen aus dem Zusammenkommen von Anhydrit und Wasser.

In Stuttgart liegt die Anhydrit-haltige Schicht unter einer anderen, die diese gegen das Eindringen von Wasser von oben abdichtet. Wenn nun bei Tunnelbauarbeiten oder meistens schon früher, bei den Arbeiten zur Grundwasserabsenkung oder mit tiefen Erkundungs-Bohrungen vor dem Tunnelbau die Trennschicht durchstoßen wird, kann das Wasser aus den höher gelegenen Schichten hinunter und dort auf den Anhydrit treffen. Die dann auftretenden Prozesse können Sprengungen mit vielen Hundert-Zentnerbomben gleichen. Darum spricht der Gutachter von Kratern, in denen Häuser verschwinden können.

Baghnhof ist kein AtomKraftWerk

Dazu kommt noch eine „Nebensächlichkeit“: Diese unter einer wasserdichten Schicht liegenden Gesteinsschichten reichern in dem bisschen Wasser, das es dort gibt, Salze und gelöste Gase an: Das nennt man Heilwässer. So ist Stuttgart denn auch eines der wichtigsten Heilbäder in Deutschland, speziell der Stadtteil Bad Cannstadt. Aber auch dort ganz in der Nähe des Schlossgartens neben dem Hauptbahnhof gibt es das Leutze-Bad, an dem der Bürger-Journalist damals so oft vorbeikam. Ein Einbruch von Wasser von außen kann diesen Heilquellen in Minuten den Garaus machen.

Jeder vernünftige Architekt und Tunnelbauer wird nicht gerade exakt über Anhydrit-haltigen Gesteinen Grundwasserabsenkung betreiben, geschweige denn dort Tunnel bauen. Das wäre nämlich, wie jeder Geologe weiss (dazu braucht man nicht Geologe zu sein, auch der Bürger-Journalist als Chemiker kann das beurteilen), ein makaberes Spiel mit möglichen fürchterlichen Katastrophen.

Solche Katastrophen könnten noch während der Grundwasserabsenkungen auftreten, aber auch in der eigentlichen Bauphase der Tunnel oder des unterirdischen Bahnhofs, ebenso wie später, wenn aufgrund des geänderten Untergrunds plötzlich Wasser durchbricht und auf Anhydrit-haltiges Gestein trifft.

Stuttgart 21: Verletzungen durch Wasserwerferstrahl direkt ins Gesicht

Eine mögliche Form solcher Katastrophen wären unterirdische Explosionen, die Riesen-Krater an der Oberfläche verursachen. Wenn dort oben ein Haus stand oder vielleicht ein zehnstöckiges Gebäude mitten in einer Stadt, so werden Dutzende oder Hunderte von Menschenleben zu beklagen sein.

Eine andere mögliche Form solcher Katastrophen wäre eine Sprengung im Untergrund, die eine Tunnelwand oder Bahnhofswand zerstören könnte. Fährt ein Zug in diesem Moment durch den Tunnel oder steht im Bahnhof (oder warten dort Hunderte von Fahrgästen), sind wiederum Dutzende oder Hunderte von Toten zu befürchten.

Dagegen könnte man versuchen, die Tunnel- und Bahnhofswände mit vielen Tonnen Stahl zu armieren. Es braucht natürlich nicht ausdrücklich erwähnt zu werden, dass die Stuttgarter Planer keinerlei solche Armierungen vorgesehen haben, das würde das Projekt sowieso auf doppelte Kosten explodieren und ihm damit den Garaus machen.

Doch die Politiker fürchten keine Katastrophen - im Gegenteil. Katastrophen - mit deren Ursachen sie natürlich nie etwas zu tun haben - bieten die Gelegenheit, medienwirsam bei den Rettungsarbeiten zu erscheinen, wie es der chilenische Präsident gerade vorgemacht hat und wie es früher schon Schröder meisterlich bei den Überschwemmungen vorführte. Man umarmt die Angehörigen und eventuell gerettete Überlebende vor den Fernsehkameras, man lässt Schönsprech ab, man singt gemeinsam mit einer tränenüberströmten Menge die Nationalhymne, wenn Überlebende gerettet werden, kurz: Katastrophen sind der beste Medien-Event für Politiker.

Umfrage in Stuttgart: SDR und Stuttgarter Zeitung zu Stuttgart 21
Diese Umfrage wurde lange vor dem "blutigen Donnerstag" gemacht.

Nun ist es ein besonderes Stück Zufall, dass ausgerechnet nun, da die Menschenmasse, die in Stuttgart wöchentlich zu Demonstrationen und Kundgebungen erscheint, völlig unübersehbar (im doppelten Sine des Wortes) geworden ist, die Grundwasserabsenkungsarbeiten begonnen werden sollen, die im CDU-Schönsprech „Grundwassermanagment“ heißen.

Die Bahn und der Ministerpräsident ließen verlauten, man würde Zugeständnisse machen und den Südflügel des Bahnhofs „vorerst“ nicht abreißen und ebenso keine weiteren Baumaßnahmen vorsehen, sondern nur das „Grundwassermanagment“ betreiben. Ein kleiner Blick in den vorgesehenen Bauplan enthüllt, genau das war dort bereits vorgesehen.

Jetzt muss zunächst das Grundwasser mit riesigen Pumpstationen gesenkt werden, erst dann können die weiteren Arbeiten stattfinden. Also keine Spur von „Zugeständnissen“. Dass sich der „Schlichter“ von der CDU so leicht von Worten einlullen ließ, anstatt im Bauplan nachzusehen, lässt nichts Gutes befürchten.

Die haben angefangen - blutiger Donnerstag

Er hat sich offensichtlich von diesen „Zugeständnissen“ über den Löffel balbieren lassen (oder sollte er etwa als CDU-U-Boot agieren?), so wie auch die Grünen, die SPD-Leute vom „BUND“ und jene von der kleinen Stuttgarter Partei, die offenbar nicht genügend von Grundwasserabsenkung verstehen, dass man sie mit den Worten „Management“ und „Zugeständnisse“ an der Nase herumführen konnte und sie weiterhin an der angeblichen Schlichtung teilnehmen. Offenbar gelang es sie „einzugipsen“.

Diese Leute aus der Politik und ohne Verbindung mit der wirklichen Bevölkerung verstehen eben nicht viel von Kristallbildungsprozessen und dafür umso mehr von Regierungsbildungsprozessen, was nun auf dem Rücken der Stuttgarter Bevölkerung ausgetragen werden soll.

Oben bleiben! Raus aus der „Schlichtung“! Kein „Stuttgart21“!


Veröffentlicht am 19. Oktober 2010 in der Berliner Umschau


Hier eine Anzahl Links zu anderen Artikeln im Blog zu Stuttgart21:

- CDU-Wahnsinn Stuttgart21

- Stuttgart21 – Wiederwahl in Gefahr

- Verzweiflungsakt von Frau Merkel

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- Stuttgart21 – Der GAU

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- Aktuelle Ergänzung zu Stuttgart21

- Stuttgart21 – Spätrömische Dekadenz

- Stuttgart21 – Schwäbischer Filz

- Stuttgart21 – Klare Beweise für geplante Übergriffe

- ‘Taktische Provokateure – Vermummte Steinewerfer’

- Stuttgart21 – Irrsinn deutscher Verkehrspolitik

- Jetzt geht die Post ab

- Stuttgart21 – Das Volk hatte nie eine Chance

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- Stuttgart21 – Vertrag mit den Niederlanden gebrochen

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Montag, 18. Oktober 2010

Deutschland ist ein Auswanderungsland

Zahlen statt dummem Gequatsche

Von Karl Weiss

In der Zeit und im „Tagesspiegel“ erschien am 12. 10. ein Artikel mit dem Titel „Deutschland ist Auswanderungsland“ mit den Zahlen und Fakten zum Zuzug und Wegzug. Wenn irgendwelche Politiker, denen die Felle davon schwimmen, keine Einwanderung mehr aus der Türkei und arabischen Ländern fordern, so wissen sie genau, diese Einwanderung gibt es gar nicht bzw. was es gibt, kann gar nicht vermindert werden. Sie wollen uns an der Nase herumführen.

Ja, es gibt nicht nur Sarrazins Kopftuch-Mädchen, es gibt auch Kopftuch-Westerwelle
Ja, es gibt nicht nur Sarrazins Kopftuch-Mädchen, es gibt auch Kopftuch-Westerwelle

Nun also zu Zahlen und Fakten:

2009 zogen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 721.000 Menschen nach Deutschland, 734.000 Menschen zogen aus Deutschland weg. Deutschland ist also Auswanderungsland! Viele Grüße hier aus Brasilien!

Mit 123.000 Zuzügen war Polen mit Abstand das stärkste Herkunftsland, es folgten Rumänien (56.000), die USA (30.000), die Türkei (30.000) und Bulgarien (29.000).

Na, da haben wir es doch, mag da einer sagen, 30 000 Türken in einem einzigen Jahr! Nun, das sind fast alles Familiennachzüge, die internationales Recht darstellen und daher unabhängig vom Willen der Deutschen statt finden.

Aber nun kommt es: Bis 2005 zogen jedes Jahr deutlich mehr Menschen aus der Türkei nach Deutschland, als in die umgekehrte Richtung abwanderten – 2001 und 2002 beispielsweise jeweils rund 20.000 mehr. 2006 gab es eine Trendwende. Seitdem ziehen mehr Menschen in die Türkei, als aus dem Land nach Deutschland kommen. 2008 und 2009 betrug der Saldo jeweils knapp über 10.000.

Also: Jahr für Jahr 10 000 Türken weniger! Hören Sie? Jedes Jahr 10 000 Türken weniger!

Was die arabischen Länder betrifft, sind die totalen Fallzahlen im Bereich von unter einem Promille der deutschen Bevölkerung. Es gibt zwar Flüchtlinge aus dem Irak und aus Afghanistan, aber Flüchtlinge müssen nach internationalem Recht aufgenommen werden – also ebenfalls nicht unter dem Einfluss von Deutschland. Doch selbst wenn es eine Möglichkeit gäbe, das zu verhindern, betrifft das so wenige, das dies völlig unerheblich ist, weit weniger als die obigen Türken-Zahlen.

Wenn also gewisse Politiker, denen die Felle davon schwimmen, auf dieser Welle reiten, so sind sie entweder strohdumm, dann dürften sie uns nicht weiter vertreten – oder sie sind blitzgescheit und wollen auf der Welle von Vorurteilen surfen, die sie selbst gefördert haben. Auch das ein Indiz: Die dürfen uns nicht weiterhin vertreten.

Veröffentlicht am 18. Oktober 2010 in der Berliner Umschau

Montag, 11. Oktober 2010

Stuttgart 21: Schwäbischer Filz

Metapher für kaltschnäuzige Cliquenwirtschaft

Von Karl Weiss

Ein Reporter des ‚Stern‘ hat recherchiert, wie der „schwäbische Filz“ aussieht, der „Stuttgart 21“ hervorgebracht hat. Die Treffen der Verfilzten fanden und finden nach diesen Angaben im Haus der Industrie- und Handelskammer auf der berühmten Halbhöhenlage über dem Stuttgarter Talkessel statt, dem „Weinberghäuschen“.

Baghnhof ist kein AtomKraftWerk

Dort trafen sich in den neunziger Jahren zur Planung von „Stuttgart 21“ die jeweiligen Ministerpräsidenten Späth, Teufel und Oettinger, der Minister Wissmann, der heutige Bahnchef Grube, damals bei Daimler-Benz für strategische Fragen zuständig (und damit für das gescheiterte „DaimlerChrysler“), Heinz Dürr, AEG-Sanierer und auch schon einmal Bahn-Chef und der erste, der Stuttgart 21 nachhaltig betrieb - und nicht zuletzt der Baufirma-Boss Rudi Häussler und andere Wirtschaftsbosse, darunter der Herr Stihl (das ist der mit den Motorsägen, die jetzt zum Abholzen gebraucht werden) und vor allem natürlich Herr Herrenknecht, der die bekannteste Tunnelbaufirma Europas unter sich hat, natürlich auch schwäbisch, die bereits den Gotthardt-Tunnel baute und den Elbtunnel in Hamburg.

Wenn Polizisten Kinder schlagen, zeigt der Staat sein wahres Gesicht

Und wenn jemand fragt, wer beim Tunnel-Weltmeister Chef des Aufsichtsrats ist, na treffen wir schon wieder auf Lothar Späth! Vergessen darf man natürlich auch nicht den Chef des Hauses IHK Stuttgart, Herr Herbert Müller, der gerade stolz verkündet hat: Die Wirtschaft stände geschlossen hinter „Stuttgart 21“.

Da verwundert es natürlich nicht, dass Herr Häussler einen der grössten je erhaltenen Bau-Aufträge von „Stuttgart 21“ bekommen hat, dass das Projekt über mehr als 60 km Tunnel verfügt, die im wesentlichen überflüssig sind, aber dem Tunnelbauer Herrenknecht Aufträge bringen, und von den Firmen natürlich dankbare Spenden an CDU, FDP und SPD zurückfliessen (am liebsten jene Spenden, die in schwarzen Aktentaschen kommen und nicht die offiziell zugegebenen – wer die Taschen wohl jetzt bei der CDU entgegennnimmt, nachdem Schäuble krank ist?)

Die haben angefangen - blutiger Donnerstag

Und ebensowenig verwundert es: Die lokalen Zeitungen („Stuttgarter Nachrichten“, „Stuttgarter Zeitung“) gehören rein zufällig einer Firma, die –wiederum rein zufällig – von der Landesbank Baden-Württemberg (Chefs: Die Ministerpräsidenten) Geld für ihre Sanierung erhielt (inmmerhin 300 Millionen Euro) und nun mit strammer Befürwortung von Stuttgart 21 bezahlt.

Der „Stern“ schreibt:

„Die LBBW war hierfür [für die Überwindung von Bilanzschwächen des Pressehauses] ein idealer Partner. Vorsitzender ihrer Trägerversammlung ist Ministerpräsident Mappus.

Mappus - Schwabe zeigt Zähne

In ihrem Verwaltungsrat hat die Politik das Sagen. Vorsitzender ist der CDU-Landtagsabgeordnete Peter Schneider, Präsident des baden-württembergischen Sparkassenverbands. Mitglieder des Verwaltungsrats sind unter anderem der Stuttgarter OB Wolfgang Schuster, die CDU-Landesminister Wolfgang Reinhart (Berlin/Europa) und Willi Stächele (Finanzen), die Unternehmer Heinz Dürr und Dieter Hundt und Claus Schmiedel, Chef der SPD-Fraktion im Landtag. Der hielt Stuttgart 21 bis vor kurzem für "menschenfreundlich, umweltfreundlich und relativ schnell realisierbar".“

Herr Freudenreich, ehemals Chefreporter bei der „Stuttgarter Zeitung“ schreibt in seinem Buch „Die Taschenspieler – verraten und verkauft in Deutschland“ über diesen Filz, das Bahnprojekt Stuttgart 21 sei „zu einer Metapher für eine kaltschnäuzige Cliquenwirtschaft geworden“.

Seit dem grossen Kredit der Landesbank für den Pressekonzern berichteten in Süddeutschland die Zeitungen extrem positiv über „Stuttgart 21“ (auch die „Süddeutsche“ gehört jetzt dem Konzern.

Stuttgart 21: Rambo zeigt sein Gesicht

ST 21 und STZ21 waren ein und dasselbe (Stuttgart 21 und Stuttgarter Zeitung21). Der frühere Chefredakteur der „Stuttgarter Zeitung“, Uwe Vorkötter, ist heute bei der „Berliner Zeitung“ und gibt zu: Es war ein Fehler, das Projekt zu einem der Zeitung zu machen. Ohne die „Stuttgarter Zeitung“ hätte es das Projekt nicht gegeben. Der jetztige Chefredakteur von STZ21 kommentiert: Sitzblockaden seien unangemessen, ziviler Ungehorsam ebenso.

Wenn man nun von den staatlichen Repräsentanten und der staatstreuen Presse ohne Unterlass zu hören bekommt, das Projekt habe schliesslich alle demokratischen Stationen durchlaufen und sei überall angenommen worden, so darf man dies als eine Beleidigung für den Prozess der „demokratischen Stationen“ in diesem Land auffassen. Denn das Volk, das rein theoretisch der „Souverän“ sein müsste, bekam weder die nötigen Informationen über das Für und Wider noch die Möglichkeit, darüber abzustimmen.

Von Demokratie keine Spur.


Veröffentlicht am 11. Oktober 2010 in der Berliner Umschau


Hier eine Anzahl Links zu anderen Artikeln im Blog zu Stuttgart21:

- CDU-Wahnsinn Stuttgart21

- Stuttgart21 – Wiederwahl in Gefahr

- Verzweiflungsakt von Frau Merkel

- Bombe – Merkel ist in Wirklichkeit Grüne!

- Stuttgart21 – Der GAU

- Stuttgart21 – Die Rambos heissen Merkel und Mappus

- Aktuelle Ergänzung zu Stuttgart21

- Stuttgart21 – Spätrömische Dekadenz

- Stuttgart21 – Klare Beweise für geplante Übergriffe

- Stuttgart21 – Der spezielle Untergrund in Stuttgart

- ‘Taktische Provokateure – Vermummte Steinewerfer’

- Stuttgart21 – Irrsinn deutscher Verkehrspolitik

- Jetzt geht die Post ab

- Stuttgart21 – Das Volk hatte nie eine Chance

- Stuttgart21 – Der CDU-Staat in voller Entfaltung

- Stuttgart21 – Vertrag mit den Niederlanden gebrochen

- Stuttgart21 – Trotz ernster Sicherheitsprobleme genehmigt

Dienstag, 5. Oktober 2010

Stuttgart 21: Spätrömische Dekadenz

Gollum und Dekadenzwelle

Von Karl Weiss

Als unser allseits geliebter Westerwelle bei den Ärmsten im Land „spätrömische Dekadenz“ entdeckte, wurde er von einem Proteststurm, auch seiner eigenen Wähler, hinweggefegt. Die FDP, vorher auf stolzen 15%-Rossen, gurkt seitdem bei 5%.

Stuttgart 21: Bahnhof des himmlischen Friedens
Nur für den Fall, dass jemand nicht so vertraut ist mit "Stuttgart 21": Dies ist ein Foto des denkmalgeschützten Stuttgarter Hauptbahnhofs mit kleinen Attributen, die hinein-ge-photoshopt wurden: Die chinesischen Flaggen und das Photo des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten am Turm des Bahnhofs.

Aber gab es nicht wirklich eine spätrömische Dekadenz? Ja, nur sie betraf die Reichen und Mächtigen der damaligen Sklavenhaltergesellschaft.

So hätte sich der Porschefahrer und Baden-Württembergische FDP-Minister Goll (oder Gollum?) vielleicht vorher überlegen sollen, ob er wirklich die Stuttgart21-Gegner als „wohlstandsverwöhnt“ und egoistisch darstellen sollte.

Die Bezeichnung „spätrömische Dekadenz“, die schliesslich von der FDP in die aktuelle Debatte geworfen wurde, könnte da fürchterlich auf den Herrenreiter und Porschefahrer Goll zurückschlagen.

Stuttgart 21 Protest Achtung, Sie verlassen jetzt West-Stuttgart

Gollum erklärte der „Financial Times Deutschland“ in Bezug auf die Protestierer gegen das Wahnsinnsprojekt „Stuttgart21“, „dem Stuttgarter "Halbhöhenpublikum" gehe es nicht um die Kosten des Projekts, sondern bloß um die Belästigung durch die anstehenden Bauarbeiten.

"Die Menschen sind in zunehmender Zahl sehr unduldsam und wohlstandsverwöhnt", kritisierte Goll. "Man denkt nicht an die kommende Generation, sondern nur daran, dass einem nichts passiert, was einem selbst lästig ist."

Jemand, der in einer Regierung sitzt, die gerade eben verantwortlich war für einen massiven Polizei-Gewalt-Einsatz gegen eine Demonstration von 13- bis 15-jährigen Schülern, will den Menschen beibringen, an die kommenden Generationen zu denken? Hä? Hat der se noch alle?

Wenn er speziell vom Halbhöhenpublikum spricht, bezieht er sich auf die berühmten Halbhöhenlagen des Stuttgarter Talkessels, wo die gut Betuchten wohnen, also traditionelle Wähler von CDU und FDP, wahrscheinlich auch er selbst - falls er nicht in einer seiner erhabenen Stellung mehr angemessenen Residenz Statt hält, zum Beispiel einem Schloss.

Stuttgart 21- Gegner 
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Marktplatz Stuttgart

Wollte er wirklich seine eigene Klientel in die Ecke der Dekadenz stellen?

Ob der Goll schon einmal davon gehört hat, was man nicht tun soll, wenn man im Glashaus sitzt?

Anscheinend haben die beiden FDP-Politiker Gollum und Dekadenzwelle eine Wette abgeschlossen, wer es zuerst fertigbringt, die FDP bundesweit unter 5% zu drücken und sie damit innerhalb der nächsten Jahre aus den deutschen Parlamenten zu katapultieren.

FDP: Armut kotzt uns an

Nun, die Parallelen zur Endzeit des römischen Imperiums sind tatsächlich vorhanden.

Leute wie Gollum und Dekadenzwelle repräsentieren wirklich die Perversion der Politik, die auch im römischen Reich immer offensichtlicher wurde, je mehr man dem Untergang zustrebte. Die FDP ist der höchste Ausdruck der spätkapitalistische Dekadenz!



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Dienstag, 28. September 2010

Bombe: Merkel ist in Wirklichkeit Grüne!

Die grüne Verschwörungstheorie: Frau Künasts Genie

Von Karl Weiss

Nun ist es heraus: Merkel ist Grüne. Es kann übehrhaupt keine andere Erklärung für das Verhalten der Bundeskanzlerin geben. Nachdem nun die letzten Meinungsumfragen zeigen: Die Grünen liegen gleichauf mit der SPD bundesweit bei 24% (in Baden-Württemberg und Berlin bereits vor der SPD), die CDU fällt unter 30% und eine mögliche Rot-Grüne Koalition hätte eine bequeme Mehrheit und könnte auch Grün-Rot heissen. Das kann natürlich nicht mit rechten Dingen zugehen.

Es gibt nur eine Erklärung:

Als Merkel damals nach der Wiedervereinigung in den Westen kam und sich vorstellte als Politikerin, war klar: Sie war Grüne. Doch die Grünen erkannten das Potential dieser Frau und baten sie, als „Fünfte Kolonne“ in die CDU einzutreten und dort Karriere zu machen. Das gelang ihr vorzüglich. Sie schaffte es bis zur Kanzlerin einer Grossen Koalition, wie wir alle wissen.

Opel Merkel
Hier der klare und unwiderlegliche Beweis: Merkel ist Grüne. Sie tauchte bei diesem Termin bei Opel in der Öffentlichkeit mit einem Kleid auf, das ihr über dem Bauch spannte und Falten schlug. Eine wirkliche konservative Bundeskanzlerin hätte da längst ein Modellkleid zum Ersatz gehabt. Doch bei den Grünen...

In dieser Funktion hätte sie natürlich nun ihrer grünen Seele freien Lauf lassen können, aber die Grünen baten sie, dies noch nicht zu tun. Die Zeit war noch nicht gekommen.

Es musste nämlich der SPD noch eine tödliche Niederlage beigebracht werden. Und das gelang: Die Bundestagswahlen von 2009 brachten das Desaster von 23 % für die SPD. Davon hat sie sich bis heute nicht absetzen können.

Damit war alles für die Grünen bereitet. Sie mussten nur noch ihrer Kanzlerin, nach den Wahlen an der Spitze einer schwarz-gelbenKoalition, die richtigen Stichworte geben und alles würde gut.

Vorher schon kam auch noch die Wirtschafts- und Finanzkrise, die alles noch erleichterte. Frau Merkel bewilligte Hunderte von Milliarden für die HRE-Bank, danach Hunderte von Milliarden für das Europäische Rettungspaket und war somit als CDU bei praktisch allen (ausser den Bankern) unten durch. Die Zustimmung zur CDU/CSU fiel wieder auf die 33% und begann langsam weiter abzusacken.

Wegen der FDP brauchte man sich keine Sorgen zu machen, die machte sich selbst kaputt. Wer solche brillianten Geister wie Westerwelle hat, braucht sie nur in verantwortungsvolle Positionen zu stecken und verliert automatisch Stimmen. Heute hat die FDP von ihren 14% gerade noch einmal 5% übrig.

Doch das reichte noch nicht aus für den grünen Coup, da war noch mehr erforderlich: Es mussten noch grosse, widersprüchliche Projekte gefunden werden, bei denen die Grünen als Retter der Menschheit und die CDU als Hauptfeind zu identifizieren wären. Und sie fanden sich:

Projekt Nummer eins war die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke. Die Kanzlerin brauchte das nur völlig gewissenlos zu propagieren und voranzutreiben und wesentliche Teile des Volkes würden automatisch von der CDU abspringen und zu den Grünen überlaufen. Da war es ein besonderes „Schmankerl“, als Merkel durchscheinen liess, sie hatte direkt mit den Kernkraftwerksbetreibern bis unmittelbar vor der Veröffentlichung der Pläne gemauschelt und ihnen auch noch einen Geheimvertrag zugesichert.

Atomkraftwerke Deutschland

Anschliessend brauchte man nur noch die Inhalte des Geheimvertrages heraussickern zu lassen und die Empörung wesentlicher Teile des deutschen Volkes war garantiert. Selbst hartleibige CDU-Anhänger fanden das unerträglich.

Da fehlte dann nur noch die Schein-CDUlerin, die an die Öffentlichkeit trat und von einer Energie-Revolution redete – das Desaster war perfekt.

Aber auch all dies war immer noch nicht ausreichend. Bis dahin hatten sich zwar bereits Gleichstände zwischen SPD und Grünen ergeben in Berlin und Baden-Württemberg, wo die nächsten Landtagswahlen stattfinden, aber im Bund war die SPD noch vor den Grünen.

Nun musste ein Coup gelandet werden, der die Grünen defintitiv zur SPD aufschliessen liess, währen die CDU gleichzeitig weiter absinken müsste.

Das gelang. Dumm, wie alle CDUler ‚per defintionem‘ zu sein scheinen, hatte sich diese Partei in ein Projekt der Bundesbahn in Stuttgart und Baden-Württemberg hineinmanövrieren lassen, das schlicht Grossmannssucht im Quadrat bedeutet. Ein gefundenes Fressen für die geschundene Seele des Bundesbürgers. Irgendwo musste man dieser Gigantomanie nun endgültig ein Halt-Schild vorhalten.

Und da war es: Die CDU war in Stuttgart bis über beide Arschbacken im Projekt „Stuttgart 21“ versunken – wobei die Grünen als wesentlicher Widerpart erschienen. Das Projekt war, wie fast immer, völlig von den ursprüglichen Absichten losgelöst, es ging im wesentlichen fast nur noch um wahnwitzig grosse Verkaufsflächen der Konzerne genau im Zentrum von Stuttgart - und um die Ehre der CDU.

Umfrage in Stuttgart: SDR und Stuttgarter Zeitung zu Stuttgart 21

Da hatte man die CDU in der Falle. Nun nur noch die Proteste dagegen hochputschen und gleichzeitig die Tolpatschigkeit der CDU-Grössen zeigen.

Das gelang perfekt. Die Proteste gegen „Stuttgart21“ schwollen an und die CDU geriet mehr und mehr in eine Verteidigungsposition.

Schon bestand die Gefahr, dass dies zu einem Rückzug der Befürworter führen könnte, da kam wiederum die geniale Ader der Grünen-Führerin Künast zur Geltung: Sie empfahl der Merkel (was diese auch tat -), bevor sich Rückzugserscheinungen breit machen könnten, in einer offiziellen Erklärung im Bundestag die uneingeschränkte Unterstützung der CDU für dies Projekt zu proklamieren und – mehr noch – die kommenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg zu einer Abstimmung über dies Projekt zu erklären.

Das brachte nun endgültig den letzten noch denkenden CDUler auf die Barrikaden und die folgende Umfrage zeigte bereits, worauf man hinauswollte: Die CDU nun unter 30%, die Grünen bundesweit gleichauf mit der SPD bei 24% und die FDP bei 5%, während die Linken weiterhin bei 11% dümpeln.

Damit ist alles vorbereitet auf die grüne Machtübernahme. Die Bundeskanzlerin wird Künast heissen und die SPD als Koalitionsparter wird angesichts der taktischen Meisterleistungen dieser Politikerin wohl im wesentlich nur Lückenfüller sein.

Unklar ist bisher noch, wie Frau Künast das nächste Ziel, UN-Generalsekretärin, erreichen will.


Veröffentlicht am 27. September 2010 in der Berliner Umschau


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Mittwoch, 22. September 2010

Sarrazin hat selbst mit verursacht, was er nun anprangert

Nicht der Islam, Sarrazin und Konsorten sind schuldig

Von Karl Weiss

So unglaublich dies erscheinen mag, aber Sarrazin hat in seiner Zeit als Berliner Finanzsenator im Rahmen der generellen Sparmaßnahmen die Gehälter von Erzieherinnen und Lehrern gekürzt und die Vorklassen abgeschafft. Damit hat er vor allem den Einwanderer-Kindern geschadet. So hat er denn mit verursacht, was er jetzt – angeblich als Schuld des Islam – anprangert.

Sarrazin

Zur Zeit von Sarrazin als Finanzsenator waren die Erzieherinnen und Lehrer einer der Haupt-Angriffspunkte Sarrazins. Die Lehrer lernten bald, immer wenn von Reformen gesprochen wurde, ging es nicht um Verbesserungen im Schulsystem, sondern um Einsparungen, um Gehaltskürzungen und um zusätzliche Aufgaben.

So hatte Sarrazin z.B. von den Erzieherinnen in den Kinder-Tagesstätten (ein Schwerpunkt der ausländischen Kinder) gefordert, über jedes Kind ein Tagebuch zu führen und die Lernfortschritte zu dokumentieren, ohne dass dies bezahlt wurde. Bereits vor Sarrazins Zeiten war eine Erhöhung der verlangten Wochenstunden von Beamten dekretiert worden, doch dann wieder zurückgenommen, aber nicht für die Lehrer.

Als Sarrazin Finanzsenator wurde, änderte er nichts daran. Berlin hat bis heute die niedrigsten Einstiegsgehälter für Lehrer. Das führt dazu, dass fast jeder gute Lehrer versucht, woanders eine Stelle zu bekommen, um mehr Geld in der Tasche zu haben. Außerdem gibt es außerhalb von Berlin noch Verbeamtung von Lehrern. Dadurch bleibt Berlin meist auf den schlechteren Lehrern sitzen.

Eine wesentliche Hilfe gerade für die Kinder von Ausländern waren die Vorklassen, die es neben den Kindertagesstätten in Berlin gab, als Sarrazin drankam. Ihre Auflösung durch Sarrazin war ein Desaster. Hier, was die “Frankfurter Allgemeine” darüber schreibt:

“Damals besuchten etwa 10.000 Kinder die Vorklassen, 14.000 andere der gleichen Altersstufe Kitas. Im Westteil Berlins waren Erzieherinnen oder Sozialpädagoginnen in Vorklassen eingesetzt, im Osten der Stadt ehemalige Unterstufenlehrerinnen. Die Vorklassen versuchten, Defizite bei den Kindern zu beheben, bevor sie in die Schule kamen. Die Vorklassenleiter haben Eltern beraten, Müttern einen Sprachkurs an der Schule vermittelt und den Kindern eine logopädische Behandlung oder Integrationsstunden vermittelt.

Vor allem in der Sprachförderung haben sie Migrantenkinder weitergebracht. Für viele Familien war die kostenlose Vorklasse ein Ausweg, weil die Kindergartengebühren seinerzeit gerade erhöht worden waren.

Weil Kinder auch früher nicht unbedingt mit sechs Jahren schulreif waren, wurden schon 1906 die ersten Vorklassen eingerichtet.”


Zwar wurde stattdessen eine flexible Einschulungsphase eingeführt, die aber den Anforderungen, wie die Lehrer schon vorausgesehen hatten, in keiner Weise gerecht wurde. Sie besteht darin, dass die ersten beiden Klassenstufen in ein bis drei Jahren absolviert werden können.

Es entsteht so ,schreibt die FAZ weiter , nach “Beobachtung der Lehrer ein Teufelskreis: Den jeweils neu dazu kommenden Schulanfängern können die Lehrer nicht so viel Aufmerksamkeit schenken, wie eigentlich nötig wäre, weil so viele Kinder ein drittes Jahr brauchen. Die altersübergreifende Mischung stimme dann nicht mehr, sagen betroffene Lehrer.

So hat Sarrazin auch selbst dafür gesorgt, dass seine Prophezeiung eintritt, dass der bildungspolitische Kampf kaum zu gewinnen sei „in einer Struktur, wo die Zahl der Bedürftigen von Jahr zu Jahr steigt“.”


Veröffentlicht am 22. September 2010 in der Berliner Umschau

Donnerstag, 9. September 2010

Sarrazin und die Welt rechts aussen

Integration wird bewusst verhindert!

Von Karl Weiss

Nun ist also Sarrazins Buch draussen, einige haben es schon gelesen und einige Rezensionen liegen vor. Nur hat offenbar kaum einer begriffen, was eigentlich vor sich geht. Es geht darum, dem Linkstrend in der Bevölkerung zu stoppen und möglichst umzukehren. Die Herrschenden sind aufs Extremste alarmiert, denn der Fortgang des Linkstrends in der bisherigen Geschwindigkeit würde auf das Ende des Kapitalismus in der Frist von Jahren, höchstens Jahrzehnten, hinauslaufen. Tatsache ist, in der Bundesrepublik verhindert die Politik mit allen Mitteln die Integration von Islamis, um eine Sarrazin-Debatte anstossen zu können, so wie jetzt.

Sarrazin

Das herrschende Monopolkapital und seine Politiker hoffen offenbar, wenn man die Gefahr des Überrollt-Werdens von "Islamisten" nur gross genug an die Wand malt, würden die Bundesbürger davon ablassen, immer weiter nach links zu rücken (man sehe nur eine der letzten Umfragen: „Neun von zehn Deutschen fordern neue Wirtschaftsordnung“.

So liess man denn Sarrazin (bzw. einen oder mehrere Schreiberlinge) eine Szenerie entwickeln, die in etwa auf folgenden massenhaften Fehlschlüssen beruht:

1. Die Deutschen würden weiterhin sinkende Geburtenraten in den nächsten hundert Jahren haben, während die islamischen Einwanderer ihre Geburtenraten ständig steigern würden, was dann in hundert Jahren auf eine „Übernahme Deutschlands“ durch den Islam hinausliefe.

Geburtenraten (oder andere Dinge) in einem Land über 100 Jahre vorauszusagen, ist genauso lach- und fehlerhaft wie alle Voraussagen über das Jahr 2000 in den Sechziger- und Siebziger Jahren.

Machen Sie sich den Spass und lesen sie, was man damals alles voraussagte – und das waren nur 30 oder 40 Jahre – Sarrazin aber weiss die Dinge 100 Jahre voraus! (z.B. hier einiges: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-16098361.html , wenn Sie ein wenig googeln, finden Sie noch viel, viel, mehr).

In Wirklichkeit werden sich die Geburtsraten im gleichen Masse angleichen, wie beide Bevölkerungsteile sich integrieren. Unmöglich genau vorauszusagen, wie lange das dauert. Längere Zeiträume kommen immer nur dann vor, wenn sich, wie in Berlin, ausgesprochene Ghettos bilden, in denen nur Ausländer aus einem Kulturbereich leben. Eine vernünftige Wohnungsbaupolitik mit staatlich geförderten Wohnungen kann dem leicht abhelfen – allerdings will man das offensichtlich in der Politik nicht.

2. Islamische Einwanderer seien immer und genetisch bedingt dümmer als Deutsche. Dadurch würde die Intelligenz generell abnehmen in Deutschland und die nötige Weiterentwicklng der deutschen Wirtschaft sei gefährdet.

Das ist hanebüchen, ja fast eine Lachplatte. Zunächst: Wer über Intelligenz spricht, ohne sie überhaupt definiert zu haben, ist ein Gaukler und Bauernfänger.

An verschiedenen Stellen wird sich auf Intelligenz nach Intelligenztest bezogen (Intelligenz-Quotient = IQ).

Die kann aber nicht genetisch bedingt sein, denn jeder halbwegs intelligente gebildete Erwachsene, der 3 Monate auf Intelligenztests büffelt, kann sein Ergebnis um 10 bis 20 Punkte steigern. Was erlernbar ist, kann nicht genetisch bedingt sein.

An anderer Stelle im Buch wird Intelligenz ganz anders definiert. Da wird nämlich der intelligente Teil der deutschen Frauen erwähnt, das seien die mit Hochschulabschluss (die ja zu wenig Kinder bekommen). Nun ist es unter allen Wissenschaftlern, die über dies Theama arbeiten, einstimmig, dass die Fähigkeiten, um einen Hochschulabschluss zu erlangen, praktisch vollständig erlernt sind und bestenfalls eine Art von Grundintelligenz vorhanden sein muss, die sowieso alle Menschen ausser Geistesgestörten oder Gehirnkranken bzw. solchen mit genetischen Störungen haben.

An der Stelle mit den Akademikerinnen, die keine Kinder bekommen, lässt Sarrazin auch einen seiner typischen Zahlenspielertricks los. Er behauptet, 40% der Akademikerinnen in Deutschland hätten keine Kinder und weist auf eine Quelle hin, nur in dieser Quelle steht: 24%! Und da sind noch die drin, die noch jünger sind und ihren Kinderwunsch auf später verschoben haben.

Damit bricht aber ein entscheidender Pfeiler seiner Theorie zusammen und das ganze Gebäude stürzt ein.

Wo soll da etwas genetisch bedingt sein?

Es gibt allerdings auch andere Definitionen von Intelligenz, die davon ausgehen, dass die Kapazitäten, Tendenzen und Vorlieben von Menschen sehr wohl auch genetisch angelegt sein dürften, nur ist das bestenfalls eine Tendenz, die dann während des Lebens ausgefüllt werden muss – und damit ist schon wieder nichts mehr wirklich genetisch bedingt.

Ausserdem bezieht sich diese Anschauung auf die unterschiedlichen Typen der Intelligenz, also soziale Intelligenz, mathematische Intelligenz, Sprach-Intelligenz, Musik-Intelligenz usw.

Kurz, bereits das Herangehen ans Thema ist ohne Sinn und Verstand (oder sollte man vielleicht sagen „ohne Intelligenz“?) – somit kann auch keine der Schlussfolgerungen einen Sinn ergeben.

3. Islamische Einwanderer hätten bereits bewiesen, sie seien nicht integrationsfähig. Alle anderen Gruppen von Einwanderern hätten sich in maximal 2 Generationen angepasst, nur die Mohammedaner könnten nicht integriert werden. Das sei durch die Religion bedingt.

Sämtliche Aussagen dieses Teils stimmen nicht. Vor allem hat Sarrazin (oder haben seine Schreiberlinge) „vergessen“ zu erwähnen, warum eigentlich eine erkleckliche Anzahl von islamischen Menschen nach Deutschland kam. In den 50er und 60er Jahren bis in die 70er hinein waren nämlich Werberkolonnen aus der Bundesrepublik in verschiedenen Ländern und dort besonders unter der ärmeren, ländlichen Bevölkerung unterwegs gewesen, in Griechenland, in Italien, in Spanien und eben in der Türkei wie auch in geringerem Masse in anderen Ländern.

Deutschland brauchte dringend Hilfsarbeiter, denn das deutsche Wirtschaftswunder war noch auf Handarbeit aufgebaut und die Deutschen waren zu wenige, als dass daraus ein Wunder hätte werden können.

So kamen eben auch aus der Türkei – und dort vor allem aus dem armen Landesinneren, aus Anatolien, wo der Islam noch kräftig praktiziert wurde, zunächst nur die Männer, die in Ausländerwohnheimen untergebracht wurden. Doch niemand ist gern lange allein. Schon in den 70er Jahren hatten viele das ihnen zustehende Recht wahrgenommen, ihre Frau nachgeholt und dann auch die Kinder. Diese Kinder haben oft heute schon wieder Kinder. Diese Kinder der dritten Generation sprechen oft schon kein akzentfreies türkisch mehr. Unter normalen Umständen hätten sie längst die deutsche Staatsbürgerschaft haben müssen, wenn nicht aus einer teuflischen Zusammenarbeit von CDU, SPD und türkischer Regierung alles getan würde um dies zu verhindern.

Das ist der bei weitem grösste Teil der „islamischen Einwanderer“. Der Anteil von Arabern dagegen, der von Iranern, von Irakern, von Afghanen, Palästinensern und Bosniern dagegen ist gering, allerhöchstens 20 %, alle zusammen genommen. Dazu kommt, hier werden auch kaufkräftige, hochgebildete Araber mitgezählt, die perfekt in Deutschland integriert sind, so wie ein Jordanier, den der Bürgerjournalist in Deutschland kannte. Es gibt Saudis mit Hochschulabschluss, Algerier, die Künstler sind, Tunesier als Facharbeiter, und so weiter und so weiter.

Sicherlich sind Personen mit einem niedrigen Bildungsniveau schwerer zu integrieren als hochgebildete, aber die wurden eben damals gesucht und sie haben dies hochindustrialisierte Deutschland mit aufgebaut. Weder moralisch noch nach internationalem Recht darf auch nur einer von ihnen in die Türkei zurückgeschickt werden, die viele der zweiten und dritten Generation ja auch nur von Besuchen kennen. Das Zurückschicken bzw. alternativ Verhungern-lassen ist ja die Konsequenz, die Sarazin unausgesprochen empfiehlt.

Das haarsträubendste ist aber vor allem die Behauptung, alle Nicht-Muslims würden sich perfekt und in kürzester Zeit integrieren. Wenn man jeweils exakt Menschen mit gleichen Bildungsstand vergleicht, so wird man feststellen, das ist gelogen.

Der Bürgerjournalist war in den 80er-Jahren mit einem italienischen Arbeiter befreundet, der ihn oft zu italienischen Festen einlud. Da konnte man dann die Menschen aus dem armen Süden Italiens sehen, viele der Frauen ohne Deutschkenntnisse, ihre alten Traditionen hochhaltend, die Kinder mit Problemen in der Schule, ohne gute Deutschkenntnisse – kurz, ein Ebenbild der türkischen Gemeinden - und all das ohne den Islam, alles ganz katholisch.

Später gingen sehr viele dieser Arbeiterfamilien, die sich noch nicht integriert hatten, freiwillig wieder in ihr Heimatland zurück (wie auch der Freund des Bürgerjournalisten), das ja schon in der EG und später EU war. Das war für die Türken aus offensichtlichen Gründen nicht so leicht, und so werden sie sicher mehr Zeit brauchen, sich anzupassen. Aber nichts lässt vermuten, sie würden, soweit sie in Deutschland bleiben, dies nicht tun oder gar mit allen Kräften vermeiden.

Sieht man zum Beispiel die erhebliche polnische Einwanderung im 19. Jahrhundert ins Ruhrgebiet, wo damals die Kohle-Zechen und die aufblühende Stahlindustrie Arbeitskräfte brauchte, so sind die Auseinandersetzungen dieser „nicht integrierwilligen“ Einwanderer mit den Alteingesessenen Legende. Bis tief ins 20. Jahrhundert zog sich die Assimilation hin, während wir es heute völlig normal finden, wenn wir mit einem Deutschen mit Namen Sawitzki, Podolski oder Szymaniak zu tun haben. Im Ruhrgebiet findet man bis heute fast kein Mietshaus, wo man nicht polnische Namen an den Klingeln findet.

Auch die USA, welche Sarrazin (oder seine Schreiberlinge) immer wieder als Vorbild heranziehen, sind ein schlechtes Beispiel für die verwegene Behauptung, alle anderen würden sich in maximal 2 Generationen integrieren. In einigen US-Städten gibt es bis heute Italiener-Viertel, wo die 6. oder 7. (oder mehr) Einwanderergeneration streng abgeschieden vom Rest der Einwohner ihre Traditionen pflegen (die Mafia in diesen Vierteln ist bereits mehrfach verfilmt) – ganz zu schweigen von den typischen Chinesen-Vierteln in einigen grossen US-Städten, wo man sich wirklich wie in China vorkommt.

Auch hier in Brasilien, ebenfalls ein Einwandererland, gibt es solche Beispiele. Die Japaner zum Beispiel, die in São Paulo schon viele Generationen im Stadtteil Liberdade weitgehend abgeschieden vom Rest der Stadt leben, haben sich viele ihrer Traditionen bewahrt. Der Bürgerjournalist ist, als er in São Paulo lebte, gerne hingefahren und hat sich einen Topf voll Jaksoba zu niedrigen Preisen geholt. Die ältere Frau, die da kochte, sprach kein Wort Portugiesisch, nur Japanisch.

Zusammengefasst: Integration von Ausländern in Deutschland funktioniert, soweit sie nicht politisch verhindert wird. Sie funktioniert nicht, wenn man verhindert, dass die in Deutschland Geborenen ihr Recht auf einen deutschen Pass bekommen und wenn man die Ghettoisierung zulässt bzw. sogar fördert, so wie speziell in Berlin (es gibt in keiner anderen deutschen Stadt auch nur halbwegs vergleichbare Zustände wie in Berlin).

Schwierigkeiten mit der Assimilation gibt es keineswegs nur mit Mohammedanern. Eine vernünftige Staatsbürgerschafts- und Wohnungsbaupolitik mit stattlich geförderten Wohnungen in gemischten Viertel würde diese Schwierigkeiten schnell ausräumen. Wer sich nicht anpassen kann, wird sowieso zurückgehen. Und integrierte Ausländer werden schnell dieselben Geburtenraten haben wie die Deutschen.

Nun wäre in Wirklichkeit ein sachliche Widerlegung von Sarrazins Thesen gar nicht nötig gewesen. Im Grunde weiss jeder, es gibt den Popanz nicht, den er da aufbaut.

Es ist genauso wie mit Hitler, der die bereits bestehenden Tendenzen des Antisemitismus ausnutzte, um die Juden zum Gespensterbild des Untergang Deutschlands zu machen. Heute versucht Sarrazin - und mit ihm auch einige seiner Unterstützer – ganz zu schweigen von der NPD und „Pro Deutschland“ – bereits bestehende Vorurteile gegen scheinbare Islamisten auszunutzen, um wiederum den Untergang Deutschlands an die Wand zu malen.

Auch wenn er damit zeitweise ein wenig Eindruck macht, es wird ihm genauso gehen wie Schill und anderen Populisten. Das Ziel von Populisten ist es immer, von den wirklichen Tätern, den Herren in den Vorstandsetagen von Banken und Konzernen abzulenken und andere Schuldige für die „schlechten Zeiten“ zu finden. Lassen wir uns nicht für dumm verkaufen!

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