Oekonomie

Mittwoch, 1. November 2006

Viertes Anzeichen für die kommende Weltwirtschaftskrise

Die "Bring-die-Trottel-zum-Kaufen-Periode"

Von Karl Weiss

Nachdem de Berliner Rundschau schon die ersten drei Anzeichen veröffentlicht hat, die auf eine bevorstehende Weltwirtschaftskrise hindeuten, kann man nun ein viertes Anzeichen beobachten: Wir stehen mitten in der Aktien-Kauf-Periode, die wir “Bring-die-Trottel-zum–Kaufen-Periode” getauft haben.

Das erste Anzeichen einer möglicherweise bevorstehenden Weltwirtschaftskrise war der deutliche Einbruch der Neuwagenverkäufe in den USA im Juni im Vergleich zum Vorjahr: über 2 %.

Das zweite Anzeichen ist der Einbruch, man könnte auch sagen freie Fall des Immobilienmarktes in den USA, der sich immer noch beschleunigt und inzwischen selbst die erklärtesten Optimisten nachdenklich gemacht hat. Um nur einen Eindruck von dem zu geben, was dort im Moment vor sich geht: Nachdem im ersten Quartal noch ein Wirtschaftswachstum von 6% geherrscht hatte, liegt es jetzt bei 1,6%. Die Immobilieninvestitionen fielen um 17%, höchster Rückgang in 15 Jahren. Der Durchscnittspreis für neue Häuser ist im September um 9,7% gefallen (Vorjahresvergleich).

Immobilienkrise USA

Das dritte Anzeichen war die Inversion der Zinsstruktur: In den USA wird für Geld, das in Staatspapieren auf 10 Jahre angelegt wird, weniger Zinsen gezahlt als für solche mit 2 Jahren Laufzeit. Daraus folgt: Die Märkte (das heißt jene, die die Märkte bewußt bewegen können) erwarten, daß die Zinsen in der Zukunft deutlich fallen, wie dies in Wirtschaftskrisen der Fall ist.

Damit sind wir auch bereits beim Stichwort, das wir zum Verständnis des vierten Anzeichens brauchen: Die Markt-Macher, jene, welche die Märkte bewußt bewegen können. Hierbei handelt es sich um die großen privaten Vermögensinhaber, wie z.B. George Soros, um die Groß-Banken einschliesslich der Staatsbanken und um die Finanzabteilungen der Großkonzerne. Sie haben genug Kapital, um in allen Typen von Finanz-Märkten, Währungen und Marktpreisen bestimmen zu können, wohin die Richtung geht.

George Soros zum Beispiel hat den ersten, wirklich gewaltigen Teil seines Vermögens gemacht, als er gegen den Silberpreis spekulierte. Er legte Geld und immer mehr Geld in Verkaufsoptionen für Silber an, bis jenen, die auf großen Silbermengen saßen, die Luft ausging. Der Verfall des Silberpreises machte Soros zu einem der reichsten Männer in der Welt. Später hat er, wie er selbst zugibt, gegen das Britische Pfund spekuliert. Er hatte einen so langen Atem (sprich so viel Kapital), daß selbst der britische Schatzkämmerer nicht mehr gegenhalten konnte und eine deutliche Abwertung des Pfundes vornehmen mußte.

Man kann davon ausgehen, es wird diesen Riesenkapitalien nicht entgangen sein: Es steht mal wieder eine der für den Kapitalismus charakteristischen weltweiten Wirtschaftskrisen an. Für sie heißt das nun, wie können sie diese so gut wie unbeschädigt überstehen, wie die Verluste, die das automatisch mit sich bringt, verringern oder sogar ganz auf Andere abschieben.

Da sie die Herrschenden sind, nicht nur die Märkte manipulieren können, sondern auch die Massenmedien in den Händen haben, ebenso wie die Regierungen, haben sie nun eine Scheinblüte eingeleitet, eine Aktien-Hausse, wie sie kaum zuvor je gesehen wurde, um die Trottel mit Geld dazu zu bringen, Aktien zu kaufen. Dazu brauchten sie nur für eine relativ kurze Zeit die Ölpreise etwas zu senken, so daß ihnen (jedenfalls den Ölkonzernen) zwar vorübergehend nicht ganz so viel Geld zufließt, aber das lohnt sich.

In allen Zeitungen, den Nachrichtenmagazinen, in den Geld-Zeitschriften, im Fernsehen, am Radio, überall werden Feuerwerke abgebrannt: Der Dow Jones auf Allzeit-Hoch, der Nasdaq steigt und steigt, der Dax: Nie gesehene Gesundheit usw. usw. Überall wird nahegelegt: Kauft Aktien, Leute, wir gehen goldenen Zeiten entgegen. Der Riesen – Bulle ist los [der Bulle ist das Symbol für die Hausse: Er hebt mit seinen Hörnern die Aktienkurse], es geht nur noch aufwärts. Die 20.000 Punkte werden angesteuert. Spring schnell auf, der Zug fährt schon!

Alle vergessen nur hinzuzusetzen: Trottel.

Sie selbst, die diese Euphorie verbreiten lassen durch ihre Massenmedien, sie haben schon begonnen, ihre Aktien zu verkaufen, jetzt, da die Kurse hoch sind. Sie brauchen eine geraume Periode der Hausse, um sich in kleinen Paketen weitgehend aller Aktien zu hohen Preisen zu entledigen, ohne dadurch starke Kursverluste hervorzurufen und sie brauchen Heerscharen von mittleren und kleineren Anlegern, die auf die Botschaft reinfallen: Die Trottel, die nun Aktien kaufen.

Bisher gab es noch vor jeder Wirtschaftskrise diese Periode, die Analysten später mit tadelndem Ton in der Stimme „Überhitzung des Marktes“ oder „Bubble“ (Seifenblase) nennen werden. Daß sie selbst auf dem Schaum der Woge mitgeschwommen sind, werden sie vergessen oder jedenfalls nicht erwähnen.

Denn sobald die Krise wirklich ausbricht, werden die Aktien in mehreren Kaskaden nach unten rauschen. Eine wahre Pracht. Wer dann rechtzeitig sein Geld in sichere Häfen gebracht hat, braucht sich nicht viel Kopfzerbrechen machen. Die Trottel dagegen, die mittleren und kleineren Anleger, die sich bis jetzt noch jedes Mal haben täuschen lassen, werden auf den Aktien sitzen und verzweifelt hoffen, es seien nur Zwischentiefs, bis sie wesentliche Teile ihres Geldes in Nichts aufgelöst sehen.

Vor der letzten Krise, die sich im Verlauf des Jahres 2001 manifestierte, hatte man vor allem mit den Technologie-Werten ein Hausse-Spiel veranstaltet und die Trottel dazu gebracht, die vielversprechenden Informations-Technologie–Werte „Dotcom“ zu kaufen. Die „Dotcom“-Bubble platzte und so mancher verlor einen Batzen Geld.

Dieses Mal scheint eine weit umfassendere Wirtschaftskrise bevorzustehen und man lässt nicht nur einen Teil des Aktienmarktes in schwindelnde Höhen steigen, sondern fast alle Aktienmärkte. Am 26. Oktober 2006 wurden Allzeit-Rekorde des Dow-Indexes und von vier weiteren Aktienindices bekanntgegeben, während fast alle andern wichtigen Aktienmärkte nahe den Allzeit-Höchstständen schlossen. Das ist das brillianteste Aktienspektakel, das es bisher gab. Offenbar braucht man diesmal eine nie gekannte Anzahl von Trotteln, die darauf hereinfallen, um für sich, für die Macher, die Verluste der Wirtschaftskrise in Grenze zu halten.

Wer jetzt zum Beispiel extrem konservativ sein Geld in 4-jährigen US-Staatsanleihen anlegt, kann die Krise ohne allzu heftige Schäden überstehen und sogar noch ein wenig Zinsen einstreichen. Die Jahreszinsen liegen für so etwas bei über 4%. Da der Dollar aber eine der wesentlichen Unsicherheiten ist in der künftigen Krise, ist es sicherer, in Euro-Anleihen zu gehen - oder Pfund, Yen oder Fränkli - was allerdings weniger als 4% bringt.

Aber wer, wenn er ein Trottel ist, würde sich mit jährlichen 4% oder weniger zufriedengeben, wenn die Aktienmärkte zum Spekulieren locken.

Zwar sind die Aktien eben auch die Werte der Firmen, die in den Keller rauschen werden, aber im Kern kann es einer Firma egal sein, ob sie an der Börse 100 Milliarden oder nur noch 90 Milliarden wert ist. Sie muß sich um ganz andere Dinge in einer Weltwirtschaftskrise kümmern, nämlich den Einbruch des Absatzes. Man muß stilllegen, schließen, verkleinern, entlassen usw., kurz: Kapital vernichten, denn das ist der eigentliche Zweck der Wirtschaftskrise.

Stellt man es einigermaßen geschickt an, hat ein wenig Glück und reagiert man immer schnell, kann man so eine Krise überstehen, ohne die Profite allzu sehr in den Keller gehen zu sehen. Die Hauptlast der Krise wird abgewälzt auf die Beschäftigten, die Konsumenten, die Arbeitslosen, die Staaten und – natürlich auf die Trottel.

Veröffentlicht: 1. November 2006 in der "Berliner Umschau", hier leicht redigiert.

Link zum Originalartikel hier


Andere Artikel zur Weltwirtschaftskrise:

"Anzeichen Wirtschaftskrise?"

"Full Crash- Zweites Anzeichen Wirtschaftskrise?"

"Stehen wir am Beginn einer grossen Weltwirtschaftskrise?"

"25% Fall des Dollars?"

"Der Mini-Crash - 10 Monate zur Wirtschaftskrise?"

"Drittes Anzeichen Weltwirtschaftskrise"

"Die Zinswende der Langzeitzinsen leitet das Abgleiten in die Weltwirtschaftskrise ein."

"Können die USA bankrott gehen?"

"Wann kommt die Wirtschaftskrise?"

"Dollar-Verfall bedroht deutschen Export – Die Krise wird fürchterlich"

"USA: Global Alpha, Red Kite, Fed-Chef, Immobilien-Crash"

"Globaler Einbruch der Börsen"

"Weltwirtschaftskrise – Der konkrete Übergang in die Barbarei"

"USA: Wirtschaftskrise beginnt"

"Hellseherei? Die Wirtschaftskrise"

"General Motors könnte pleite gehen"

"Fannie und Freddie in der Bredouille"

"Drei EU-Länder sind bereits in der Wirtschaftskrise"

"Wirtschaftskrise in den USA"

"Europa sinkt in diesem Moment in die Wirtschaftskrise"

"Banken gerettet – Staat pleite?"

"Weitere gigantische Finanzmarkt-Risiken"

"Verdienen deutsche Banken Vertrauen?"

"Können Sie das glauben?"




Zusatz zum Artikel
Dies ist einer jener Artikel, deren Wahrheitsgehalt jetzt, im Oktober 2008, so richtig ans Tageslicht kommt, da die vorausgesagte Wirtschaftskrise eintritt. So schreibt denn auch der Diskutant "von Mumpitz" im forum.politik.de am 7.10.08 folgendes:

"Lesen sie sich hier mal ein, unter dem Artikel sind weitere verlinkt. Die Ältesten gehen bis Mitte 2006 zurück.
Erstaunlich, wie gut man vorraussehen konnte was jetzt passiert, wenn man nur wollte."

, wobei er den hier vorliegenden Artikel verlinkt.

Montag, 30. Oktober 2006

Hunger - durch EU-Agrarsubventionen gemacht

Agrarsubventionen machen Reiche reicher

Von Elmar Getto

In diesen Tagen wird der neue EU-Haushalt festgelegt, der größte Brocken wiederum der Agrarhaushalt. Ebenfalls finden Sondierungsgespräche zur nächsten großen Runde der Welthandelsorganisation statt, die wahrscheinlich wieder an den Agrarsubventionen der reichen Länder scheitern wird - falls sie überhaupt noch zustandekommt.

Was sind eigentlich diese Agrarsubventionen? Es war vorher schon vermutet worden, man brauchte aber noch die Beweise. Die Aufteilung und die Empfänger der Subventionen wurden bisher wie ein Gral gehütet. Doch jetzt wurden für sieben Länder Angaben gemacht. Damit liegen jetzt Beweise vor: Die EU-Agrarsubventionen gehen im wesentlichen an Konzerne und Großagrarier. Sie tragen so gut wie nichts dazu bei, das Sterben kleinerer Bauernhöfe zu verlangsamen, in vielen Fällen sogar im Gegenteil.


Die Subventionen gehen hauptsächlich an Grosskonzerne und -agrarier

Hier die Fakten:

Spanien:

Die 303 größten Empfänger von Subventionen aus dem EU-Agrarhaushalt erhalten über 398 Millionen Euro pro Jahr, das sind für jeden im Schnitt über 1,3 Millionen Euro. Die sieben Spitzenreiter erhalten zusammen 14,5 Millionen Euro. Das ist die gleiche Summe, die die 12 700 kleinsten Empfänger zusammen erhalten (Schnitt für diese im Jahr: 1142 Euro). 1000 Euro pro Jahr bewahrt keinen Kleinbauern vor dem Ruin.

Frankreich:

Dies ist das Land mit dem größten Anteil am EU-Agrarsubventionen mit 9,4 Milliarden Euro (21,4%) vom Gesamtkuchen von 44 Milliarden Euro. Lediglich 15% der französischen Empfänger erhalten 60% dieser Summe, also etwa 5,6 Milliarden Euro. Dagegen erhalten 70% der französischen Landwirte zusammen nur 17% der Subventionen.Die 12 größten Empfänger in Frankreich erhalten jeweils mehr als eine halbe Million Euro pro Jahr. Die zwei größten jährlich allein 1,7 Millionen.

Großbritannien:

Einer der großen Empfänger dort ist die königliche Familie, die sowieso zu den reichsten der Welt gehört. Ebenso wird der Zucker-Großkonzern Tate & Lyle mit hohen Subventionen bedacht.

Dänemark:

Die europäische Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) bedenkt in Dänemark vier Minister der Regierung mit Zahlungen, mehrere Parlamentsabgeordnete und die dänische EU-Kommissarin. Diese gehen in den Bereich von Millionen Euro.

Belgien:

In Belgien waren unter den Topbegünstigten die Bank Crédit Agricole, Nestlé, Campina und BASF.

Slowakei:

In der Slowakei wurde kürzlich berichtet, daß Landwirtschaftsminister Zsolt Simon Besitzer einer Firma ist, die 2003 und 2004 1,3 Mio. Euro an Subventionen erhielt.

Niederlande:

In den Niederlanden erhielt der Landwirtschaftsminister, Cees Veerman, 150.000 Euro an Subventionen. Frühere Berichte geben an, daß die größten Empfänger von Direktzahlungen und Exportsubventionen von 1999-2003 der niederländische Zweig von Mars, der Bierkonzern Heineken NV und der US-Tabak-Hersteller Phillip Morris sind.

44 Milliarden Euro unter falscher Flagge

Es gibt keinen Zweifel, daß das Bild in allen anderen Mitgliedstaaten das gleiche ist, denn das Schema, die bestimmungen und die Vergabepraxis sind ja die gleichen.

Zusammengefaßt ergibt sich deutlich: Es werden 44 Milliarden Euro jährlich von den Geldern europäischer Steuerzahler unter dem irreführenden Markenzeichen Agrarhilfe im wesentlichen an (mit den jeweiligen Politkercliquen engst verbundene) Konzerne und Großagrarier weitergeleitet oder sogar an die Raffzahn-Politiker selbst.

Eine Überprüfung durch Vergleich der Listen der Empfänger mit denen der wichtigsten Spender der Monopolparteien würde zweifellos eine gute Zahl von Übereinstimmungen ergeben. Allerdings ist eine solche Überprüfung nun natürlich nicht mehr möglich, da ja seit Kohl jeder straffrei die Spenden verheimlichen und in schwarze Kassen leiten kann. Er braucht sie nur in schwarzen Koffern in bar empfagen und versprechen, die Spender nicht zu nennen. Die Grossbanken, Agrar-, Chemie- und Tabakkonzerne werden ja wohl nicht so unvorsichtig sein, die Spenden offiziell zu geben.

Kleinbauern benachteiligt

Sind die Großbauern die wesentlichen Empfänger großer Summen neben den Konzernen, so hat diese „Agrarpolitik" natürlich auch den genau umgekehrten Effekt wie angegeben: Die kleinen Bauern werden in der Konkurrenz mit den Großen noch weiter zurückgeworfen. Sie müssen noch eher aufgeben als wenn es keine Agrarsubventionen gäbe.

Hunger - durch EU-Agrarsubventionen gemacht

Die Wirkung dieser Agrarsubventionen an die weltweit operierenden Konzerne und Grossagrarier ist aber für die Entwicklungsländer am katastrophalsten. Die Multis werfen subventionierten Lebensmittel zu Preisen auf die Märkte der Welt, bei denen die Bauern der Entwicklungsländer nicht mithalten können. Ein Großteil des Hungers in der Welt hängt mit diesen Agrarsubventionen zusammen. Gleichzeitig sind die Lebensmittel innerhalb der EU deutlich teurer als auf den Weltmärkten.

Knappe Kassen - keine Spur!

Wenn ihr Bürgermeister oder Stadtverordneter oder Landtagsabgeordneter oder Bundestagsabgeordneter oder sonstiger Teil der raffenden Politikerkaste also das nächste Mal davon spricht, für Ihr Anliegen sei kein Geld in den Kassen, es müsse gespart werden und tiefe Einschnitte seien unumgänglich, dann wissen Sie, wo dieses Geld geblieben ist (44 Milliarden Euro jedes Jahr!).

Ersatzloses Streichen der EU-Agrarsubventionen!

Dieser Artikel von Elmar Getto zu den EU-Agrarsubventionen erschien zuerst in "Rbi-Aktuell" am 11. November 2005. Hier eine vom Autor aktualisierte Version zur 1-Jahres-Feier.

Mittwoch, 18. Oktober 2006

Die Zinswende der Langzeitzinsen leitet das Abgleiten in die Weltwirtschaftskrise ein

Was ist Conundrum?

Von Karl Weiss

Bereits seit Beginn des Jahres hat die 'Berliner Umschau' von der auf uns zukommenden Weltwirtschaftskrise gesprochen. Der sogenannte „Mini-Crash" vom 22. Mai 2006 wurde als eines der Markzeichen auf diesem Weg interpretiert und die Wahrscheinlichkeit hervorgehoben, daß es kaum noch 10 Monate bis zum endgültigen Ausbruch der Krise dauern kann.

Jetzt kommt die Stimme von Herrn Knight dazu, dem Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, der „Zentralbank der Zentralbanken". Er spricht von kommenden harten Zeiten - und diese Art von Bankern pflegen sich immer extrem vorsichtig auszudrücken.

Die harten Zeiten hängen mit ‚Conundrum’ zusammen, das ‚Rätsel’, von dem der frühere Chef der US-Fed, Greenspan sprach. Obwohl die Fed bereits seit über eineinhalb Jahren die Leitzinsen angehoben hatte, Stufe für Stufe, waren die international weit wichtigeren Langfristzinsen, also die Zinserwartungen für die Zukunft, weiter bis auf historische Tiefststände gesunken.

Eigentlich hätten sie, wenn auch mit Zeitverzögerung, ebenfalls steigen müssen. Inzwischen - und das hängt wahrscheinlich auch mit den Ereignissen seit dem 22. Mai zusammen - gibt es aber auch für die Langzeitzinsen eine Wende nach oben, wenn auch noch schwächlich.

Die Langfristzinsen bewegen sich typischerweise spiegelbildlich zu den Kursen der Anleihemärkte. Anders ausgedrückt, nun würden mit dem Beginn des allgemeinen Anstiegs der Langfristzinsen die Anleihekurse fallen. Das aber sind eben vor allem schlechte Nachrichten für die „Emerging Markets", allen voran Indien und Brasilien, denn das bedeutet, die Staatsanleihen diesen Länder werden als risikoreicher als vorher eingeschätzt und die Börsen gehen in den Keller. Damit wird meist auch die Wirtschaftsentwicklung im Land beeinträchtigt, wenn dies allerdings auch noch nicht der Auslöser einer Wirtschaftkrise ist.

Das Ergebnis war, daß das „volatile capital" dort am 22. Mai und in einigen weiteren Schüben abgezogen wurde und in AAA-Anleihen floß, das sind solche, die als „bombensicher" gelten, z.B. die der US-Regierung. Dadurch wurde auch der scheinbar unaufhaltsame Anstieg des Euro gegen den Dollar kurzzeitig unterbrochen. Der Euro drohte schon über 1,30 gegen den Dollar zu kommen, fiel aber dann wieder auf ein Niveau von 1,26 zurück. Dies wird aber als nur kurze Unterbrechung angeshen. Das Dollar-Euro-Verhältnis scheint ein anderes Niveau anzupeilen und bisher kann noch niemand sagen, wo das liegen wird.

Wenn, wie zu erwarten, die US-Fed Ende Juni einen weiteren Zinsschritt nach oben für die Leitzinsen beschließt, kann das einen schnellen Verfall des Dollarkurses, zumindest zeitweise, aufhalten, es bleibt aber fraglich, ob das auf Dauer gelingt. Gleichzeitig ist das Signal weiterer Zinserhöhungen aber für die Wirtschaftswachstums-Entwicklungen äußerst negativ. Die Aktienkurse werden das nicht ein bißchen gut finden. Wer heute sein Geld auf langfristig sinkende Aktienkurse setzt, hat eine Chance, richtig zu liegen.

Wenn die Langfristzinsen wirklich dauerhaft in einen Aufwärtstrend umgeschwenkt sind, bedeuted das laut Knight, daß die Rohstoffpreise, das bezieht sich hauptsächlich auf Gold, aber auch andere (das Öl stellt hier einen Sonderfall dar) ins Trudeln geraten ebenso wie die Immobilienpreise, was das Platzen von Immobilienblasen in vielen Ländern bedeuten kann, aber speziell in den USA. Das wiederum wird aber die Binnennachfrage schwächen, sei es in den USA oder anderswo - und das wiederum ist dann der Beginn des Abwärtsstrudels für die Weltwirtschaft, fügen wir hinzu.

Speziell wird in dem Maße, wie andere Länder (das meint vor allem China, Japan und Südkorea) nicht mehr in gleichem Maße bereits sein werden, das Dollar-Defizit zu finanzieren, sich ein enormer Druck auf den Dollarkurs entwickeln, der zu einer massiven Abwertung führen könnte, was wiederum die Weltwirtschaftskrise deutlich vertiefen würde, denn die meisten Regierungen haben ihre nationalen Staatsschätze auf Dollars basiert. Es müßten starke Anpassungen vorgenommen werden, die wiederum den Regierungen die Möglichkeiten nehmen würde Investitionen anzuheizen.

Natürlich würde in einer solchen Situation die Fed die Leitzinsen wieder erniedrigen, aber das würde den Druck auf den Dollar verschärfen. Insoweit könnte sogar das eintreten, was einige Finanzanalysten als „Worst-Case-Scenario" ansehen, der Dollar in freiem Fall verbunden mit einer Weltwirtschaftskrise, die den Druck auf den Dollar erhöht usw. Es ist nicht einmal auszuschließen, daß die US-Wirtschaftsmacht, die wesentliche Grundlage ihrer Position als alleinige Supermacht, soweit geschwächt würde, daß andere imperialistische Mächte Anspruch auf die Weltherrschaft erheben könnten.

Link zum Originalartikel hier


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Samstag, 14. Oktober 2006

Drittes Anzeichen für eine Wirtschaftskrise: Die Zins-Inversion

Sich entwickelnde Weltwirtschaftskrise: Drittes Anzeichen

Von Karl Weiss


Nach dem Platzen der Immobilienblase mit dem Einbruch im Baubereich, den Immobilienpreisen und bei den Eigenheimkäufen und dem deutlichen Rückgang der PKW-Neuwagenkäufe im Jahresvergleich bereits im Juni hat sich nun in den USA ein dritter typischer Vorbote von Wirtschaftkrisen (von den bürgerlichen Ökonomen verschämt Rezession genannt) eingestellt. Die Langzeitzinsen sind niedriger als die für kürzere Laufzeiten.

Immobilienkrise USA

In den USA werden im Moment für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren niedrigere Zinsen geboten (4,81%) als für solche mit zwei Jahren Laufzeit (4, 88%).

Selbst die Finanzredaktion der „Süddeutschen Zeitung“, die immer sehr zurückhaltend ist mit solchen Aussagen, kommt nicht darum herum, hiervon zu sprechen: „Historisch betrachtet waren Zeiten inverser Zinsstrukturen oft Vorboten einer sich abzeichnenden Rezession. In den USA wird dies - oder zumindest eine deutliche Abschwächung der Konjunktur - vorausgesagt.“

Was man pflichtschuldigst verschweigt in diesem Artikel vom 18. September 2006 ist: Wenn in den USA eine Wirtschaftskrise ausbricht, wird automatisch die ganze Weltwirtschaft mit hineingezogen wegen der absoluten Dominanz der US-Wirtschaft und des Dollars.

Aber auch in Europa sind die Konjunkturerwartungen nicht rosig. Auch hier zeigen sich bereits nur noch minimale Unterschiede in den Zinsen für kurz- und langfristige Anlagen. Während der „normale“ Zinsabstand zwischen zwei- und zehnjährigen Bonds bei etwa 0,7%-Punkten liegt, beträgt der Abstand im Moment nur 0,12%-Punkte.

Die Ursache für diesen Zustand der „Zinsinversion“ sind die Erwartungen des Marktes, daß die Leitzinsen im Verlauf der kommenden Jahre deutlich herabgesetzt werden, wie das in Wirtschaftskrisen der Fall ist.

Damit kann man jetzt schon mit einiger Wahrscheinlichkeit mit einer kommenden (oder sogar schon beginnenden) Wirtschaftskrise in den USA rechnen, die sich dann in der Folge zu einer Weltwirtschaftskrise ausweitet.

Der Kapitalismus hat seine Krisenhaftigkeit nicht verloren. Im Gegenteil, die jetzt bevorstehende Wirtschaftskrise hat Aussichten, die bisherigen in den Schatten zu stellen.

Die „Berliner Umschau“ hat bereits im Januar von einer kommenden Weltwirtschaftskrise gesprochen und im Juni die Voraussage gewagt, daß sie innerhalb der folgenden 10 Monate ausbrechen würde.

Wenn sie wirklich kommt, hat Deutschland eine beträchtliche Chance, dabei besonders betroffen zu sein. Genau zeitgleich mit einem eventuellen Beginn in der ersten Jahreshälfte 2007 hat die Bundesregierung in ihrer unendlichen Weisheit eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte beschlossen oder um annähernd 20%, die größte Steuererhöhung der ganzen Geschichte der Bundesrepublik. Damit wird massiv Kaufkraft abgeschöpft, genau dann, wenn auch die Exporte einbrechen, weil in den anderen Ländern weniger gekauft werden kann. Das könnte als Kombinationseffek einen Steilabsturz geben, wie er vorher noch nie vorgekommen ist.

Artikel der "Berliner Umschau" vom 26. September 2006, hier geringfügig redigiert.

Link zum Originalartikel hier


Andere Artikel zur Weltwirtschaftskrise:

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"Können die USA bankrott gehen?"

"Wann kommt die Wirtschaftskrise?"

"Dollar-Verfall bedroht deutschen Export – Die Krise wird fürchterlich"

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"General Motors könnte pleite gehen"

"Fannie und Freddie in der Bredouille"

"Drei EU-Länder sind bereits in der Wirtschaftskrise"

"Wirtschaftskrise in den USA"

"Europa sinkt in diesem Moment in die Wirtschaftskrise"

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"Können Sie das glauben?"

Dienstag, 10. Oktober 2006

Dossier: Arbeitsplätze und Lohnniveau

Unsere Arbeitsplätze werden in Billiglohnländer verlagert, weil die Löhne hier so hoch sind, richtig? Falsch!

Von Elmar Getto


Heute einer der wichtigsten Artikel von Elmar Getto. Hier räumt er mit dem Märchen auf, das Problem der Verlagerung in andere Länder wäre eines des Lohnniveaus - und das gründlich. Der Artikel (besser: das Dossier) erschien in "RBI-Aktuell" am 12. Oktober 2005. Nach einem Jahr ist er so aktuell wie je.

Die Legende sagt, daß in Deutschland soviel Arbeitsplätze fehlen, weil sie in Billiglohnländer verlagert wurden und werden, denn die Löhne seien hier so hoch. Richtig? Falsch! Wie ist es wirklich?

Wie ein Trommelfeuer wird diese Legende in das Bewußtsein die Bevölkerung in Deutschland eingehämmert: Die Arbeitsplätze, die hier gebraucht werden, seien in Billiglohnländer verlagert worden oder würden gerade verlagert.

Das Problem seien die angeblich hohen Löhne in Deutschland – und nicht zu vergessen – die angeblichen Lohnnebenkosten (in Wirklichkeit sind diese Lohnbestandteile). Würden die Löhne verringert, die Lohnebenkosten den Arbeitern abgezogen, blieben diese Arbeitsplätze in Deutschland oder kämen zurück. Das ganze Problem der Arbeitslosigkeit sei ein System des falschen Niveaus von Löhnen und angeblichen Lohnnebenkosten.

Wenn man sich nur endlich mit geringeren Löhnen zufrieden geben würde, ließe sich das Problem der Arbeitslosigkeit lösen.

Seit dem Jahr 1974, das hierzulande als das Jahr des Höhepunktes der Beschäftigung angesehen wird, von dem an es nur noch abwärts ging, sind, überschlägig gesagt, etwa 10 Millionen Arbeitsplätze vernichtet worden, im wesentlichen in der Industrie und im Handwerk. Sind diese wirklich ins Ausland verlagert worden? (Diese 10 Millionen stimmen recht gut überein mit der Gesamtzahl von Arbeitslosen, wenn man alle durch statistische Tricks herausgerechneten mitzählt und auch jene, die aufgegeben haben, Arbeit zu suchen.)

Verlangt man nun von den Propagandisten der angeblichen Verlagerung in Billiglohnländer Belege für diese Verlagerungen, so können sie in Wirklichkeit nicht mehr als einige Zehntausend solcher wirklich von Deutschland in Billiglohnländer verlagerten Arbeitsplätze aufzählen, wo genau das hergestellt wird, was vorher in Deutschland produziert worden war. Einige Zehntausend von zehn Millionen!

Besteht man dann darauf, daß man diese Belege haben will, dann kommen neue Auflistungen, die Investitionen deutscher Firmen im Ausland darstellen. Dies seien verlagerte Arbeitsplätze. Da wird man dann allerdings schon aufmerksam.

Die Wirklichkeit sieht anders aus: Tatsächlich wurden, bereits beginnend in den Sechziger-Jahren, vor allem aber in den Siebziger-Jahren (und im geringen Maße noch in den Achtziger-Jahren) in relevantem Umfang ganze Produktionen in Länder wie Malaysia, Singapur, Taiwan, Südkorea, Indonesien und Thailand verlagert. Es handelte sich fast um die gesamte Schuhindustrie Deutschlands und um bestimmte, große Teile der Textilindustrie. Die hatten aber zusammen nie mehr als etwa 150 000 Vollzeit-Beschäftigte. Mitte der 80er Jahre war diese Bewegung abgeschlossen.

Danach gab es nur noch eine kleine Zahl von Produktionsverlagerungen in Billiglohnländer, die heute vor allem China und Indien heißen. Das betraf vornehmlich die Elektronikindustrie, wo es den Zusammenbau von Kleinteilen gibt, der unter der Lupe oder dem Mikroskop stattfinden muß und fast nur von Frauen durchgeführt wird. Auch dies machte zusammen nur einige Zehntausend Arbeitsplätze aus.

Es handelt sich bei diesen tatsächlich ausgelagerten Arbeitsplätzen um lohnintensive Produktionen, bei denen die Lohnkosten im Bereich von 50 –90% der gesamten Kosten liegen. Die Vorstellung, diese könnten nach Deutschland zurückkommen, ist absurd. Um mit chinesischen Löhnen konkurrieren zu können, müßte man auf Löhne von etwa 1 Dollar (weniger als ein Euro) pro Tag heruntergehen.

Diese ausgelagerten Arbeitsplätze machen höchstens 2% der vernichteten Arbeitsplätze im ganzen Zeitraum seit 1974 aus, wahrscheinlich viel weniger. Nimmt man den Zeitraum seit 1985, werden nicht einmal 1% erreicht.

Ja, was geschah denn dann mit den vielen vernichteten Arbeitsplätzen?

SIE WURDEN DURCH RATIONALISIERUNG UND AUTOMATION EINERSETS UND ZUSAMMENLEGUNGEN (DURCH KONZENTRATION) ANDERERSEITS VERNICHTET. DIESE BEIDEN MAßNAHMEN WURDEN VOM KAPITAL SEIT DEN 70ER-JAHREN IN STÄNDIG STEIGENDEM MAßE EINGESETZT, mit nur einigen Unterbrechungen des Anstiegs in Krisenjahren.

Aber gab es nicht auch eine dritte Massnahme, den KAPITALEXPORT, mit dem in vielen Ländern Filialen errichtet wurden? Genau. Stimmt. Das deutsche Monopolkapital investierte massiv in vielen Ländern, bevorzugt im industrialisierten Ausland, aber auch in fast allen Entwicklungsländern. Doch war das keine Verlagerung deutscher Arbeitsplätze ins Ausland, sondern die Wachstumsstrategie.

Wenn solche Investitionsentscheidungen für andere Länder getroffen wurden, spielten dabei so gut wie nie die Unterschiede der Lohnkosten oder die angeblichen Lohnnebenkosten eine entscheidende Rolle. Monopole entscheiden solche Dinge nach streng sachlichen Kriterien. Wenn die gesamten Lohnkosten auf 15 bis (in wenigen Fällen) 40% der gesamten Kosten zusammengeschnurzelt sind, spielen sie für diese Investitionsentscheidungen so gut wie nie eine Rolle.

Was für den Kapitalisten ausschlaggebend ist, sind Lohnstückkosten, also was fúr ihn übrig bleibt pro Lohn des Arbeiters. Wie die Figur zeigt, liegt Deutschland keineswegs hoch bei den Lohnstückkosten.

Lohnstückkosten

Was sind die fünf wichtigsten Gründe für Auslandsinvestitionen?

1. Der wesentliche Grund für Auslandsinvestitionen ist meist die Nähe der Märkte. Dies dürfte in etwa 60 bis 70 Prozent der Fälle der Hauptgrund für eine Fabrik in einem bestimmten Land sein. Man will eine Fabrik dort vor Ort haben, wo man die Güter absetzen will. Dies hat vor allem Vorteile für den Absatz, das Marketing im weiteren Sinne, aber auch die Frage von Transportkosten und Lieferfristen kann eine Rolle dabei spielen.

2. Der zweite Hauptgrund für die Entscheidung, eine neue Fabrik in einem bestimmten Land zu installieren, ist in vielen Fällen der Wechselkurs. Man kann wegen des hohen Wertes der eigenen Währung, in diesem Fall des Euro, in bestimmte andere Länder nichts (mehr) exportieren oder verliert an Marktanteilen. Produziert man im Land selbst, hat man keine Wechselkursprobleme.

3. Der dritte wesentliche Grund für Investitionsentscheidungen für ein Land ist die dort vorhandene Reserve an ausgebildeten und gebildeten Arbeitskräften. Dies ist oft der Grund, warum in besonders wenig entwickelte Länder nicht investiert wird, sondern in benachbarte Länder mit (aus)gebildeten Arbeitskräften. Da wird dann z.B. Chile oder Argentinien in Südamerika bevorzugt oder Hongkong in China oder Singapur in Südostasien oder die Tschechische Republik in Osteuropa.

4. Der vierte wesentliche Grund für ein Investieren in einem Land ist die Nähe zu Rohstoffen. Bestimmte Investitionen der Petrochemie z. B. werden oft von der Nähe von Großraffinerien und Erdöl- oder Erdgasvorkommen abhängig gemacht. Das neue große Stahlwerk der Thyssen-Krupp z. B., eine Investition von etwa 9 Milliarden Dollar, wurde hauptsächlich aus diesem Grund an den Hafen von Sepetiba an der Küste nahe Rio de Janeiro in Brasilien gelegt. Hier kann man fast unerschöpfliches und billiges hochwertiges Eisenerz mit der Bahn aus der Nähe antransportieren und hat ebenfalls Zugang zu billiger Kohle, die mit dem Schiff angeliefert wird. Die Frage der Lohnhöhe spielte nicht die geringste Rolle.

5. Der fünfte Hauptgrund für ein bestimmtes Investitionsvorhaben in einem anderen Land schließlich sind die sogenannten Investitionsanreize. Man bekommt das Gelände der neuen Fabrik umsonst offeriert, erhält billige Kredite oder sogar Kredite ohne Zinsen für die eigentlichen Baukosten, bekommt jahrelange Steuersenkungen oder sogar Steuerbefreiungen in Aussicht gestellt und ähnliches. Dieser fünfte Grund spielt besonders dann eine große Rolle, wenn zusätzlich auch noch die Abschreibung von Auslands-Investitionen von angefallenen Gewinnen in Deutschland ermöglicht wird, wie dies die Bundesregierung getan hat. In diesem Fall zahlt man nicht nur nichts für eine Investition, z.B. in Ungarn, sondern macht damit noch zusätzliche Gewinne, bevor noch das erste Produkt die Fabrik verlassen hat.

Oft spielen auch Kombinationen von mehreren dieser fünf Hauptgründe für die Investitionsentscheidung eine Rolle.

So mag jetzt einer fragen, aber wenn man 40% Lohnanteil an den Gesamtkosten hat, wird dann nicht auch die Lohnhöhe einen Einfluß auf eine solche Investitionsentscheidung haben? Kann sein, aber selten. Niedrigere Löhne gehen nämlich meist einher mit relativ schlecht ausgebildeten Arbeitskräften. Moderne Fabriken aber können nur in Ausnahmefällen von halben Analphabeten betrieben werden. Dazu kommt, daß die Produktivität der Arbeiter in Niedriglohnländern wesentlich niedriger ist als in entwickelten Ländern. Was hilft es, wenn man nur 20% des deutschen Lohnes zahlen muß, aber auch nur 20% der Produktivität erreicht.

Außerdem ist das Beispiel mit 40% der Lohnkosten an den Gesamtkosten heutzutage extrem selten. Automobilfabriken und Automobilzulieferer z.B. liegen heute eher bei 25 oder 30%. Kommt dann noch die Frage der Produktivität dazu, ergeben sich eher Vorteile für eine Fabrik in Deutschland.

Zur näheren Erläuterung sei hier aus dem Zeugnis eines deutschen Ingenieurs zitiert, der jahrelang in Brasilien gearbeitet hat:

„Ich wurde von meiner Firma nach Brasilien geschickt und war über Jahre einer der leitenden Angestellten der dortigen Filiale. Einer unserer Kunden war Mercedes (damals noch Daimler-Benz AG, noch nicht Daimler-Chrysler). Es handelte sich um das Werk in São Bernardo do Campo, im Großbereich São Paulo, wo Lastwagen und Omnibusse hergestellt werden, ein Schwesterwerk des Mannheimer Daimler-Benz-Werkes. Gelegentlich habe ich dort mit einem der Abteilungsleiter, einem Deutschen, gesprochen.

Man unterhält sich in solchen Fällen neben den eigentlich zu behandelnden Fragen auch über mehr allgemeinwirtschaftliche Aspekte. So fragte ich ihn bei einer Gelegenheit, halb scherzend, warum Daimler-Benz eigentlich nicht seine gesamte Lastwagen- und Omnibus-Produktion nach Brasilien legt, da hier doch die Löhne so viel niedriger seien.

Seine Antwort war in etwa, aus dem Gedächtnis wiedergegeben, die folgende:

Tatsächlich stehen wir in einer ständigen Konkurrenz mit dem Mannheimer Werk, aus dem ich ursprünglich komme. Jedes Mal, wenn ein größeres Investitionsvorhaben ansteht, bekommen sowohl die Mannheimer als auch wir vom Vorstand die Ausschreibung und müssen alles genau durchrechnen und dem Vorstand die Kosten der entsprechenden Investition und die voraussichtlichen Kosten der Produktion übermitteln. Danach entscheidet dann der Vorstand, wo investiert wird.

Von den letzten beiden Ausschreibungen ging eines nach Mannheim, eines zu uns. Die letzte war eine neue Generation von Lastwagenmotoren, die wir gerne hier gehabt hätten, aber Mannheim hat sie uns weggeschnappt. Ausschlaggebend war der hohe Ausbildungsstand der deutschen Arbeiter, der dort den kompletten Einsatz vollautomatischer Transferstrassen ermöglichte, während wir hier noch mit relativ vielen einzelnen Bearbeitungszentren arbeiten. Zwar haben wir niedrigere Löhne, aber der Gewinn an Produktivität gab den Ausschlag für Deutschland.

Das Mal vorher konnten wir ein Investitionsvorhaben für Brasilien gewinnen. Es handelte sich um Teile der Aufhängung und Federung. Wir hatten eine Reihe unbenutzter Maschinen, die leicht auf diese Fertigung umzurüsten waren und konnten damit wichtige Kostenvorteile erreichen, so daß wir den Zuschlag bekamen.

Das Mal davor wurde entschieden, die Teile (Ansaug- und Auspuff-Krümmer und einige andere Gußteile) an beiden Standorten zu produzieren (bzw. zuzukaufen), da sich die Transportkosten als zu hoch im Vergleich zum Wert erwiesen.

Wir zahlen hier in etwa 20% der Löhne, die in Deutschland gezahlt werden, wenn man alles einrechnet und auf eine Arbeitsstunde umrechnet. Allerdings haben wir auch nur etwa 20% der Produktivität von der Mannheimer, so daß wir in Bezug auf die Arbeitskosten, also die Lohnstückkosten, fast immer 1: 1 rauskommen. Den Ausschlag geben daher in der Regel andere Faktoren.

Dieser große Unterschied in der Produktivität ergibt sich aus mehreren Faktoren:

1. Der erste ist schlicht und einfach der Grad der Automation. Hier lohnen sich wegen der niedrigen Lohnkosten nicht gewisse Automatisierungsstufen, die extrem kapitalintensiv sind.

2. Der zweite ist das allgemeine Ausbildungsniveau der Arbeiter: In Mannheim hat man eine hohe Prozentzahl extrem erfahrener Facharbeiter mit höchster Arbeitsmoral und –effektivität. Hier sind in der Mehrheit relativ unerfahrene, nicht speziell ausgebildete Arbeiter mit einer lediglich mittleren Arbeitsmoral und deutlich eingeschränkter Effektivität. Kurz gesagt: Die Arbeit geht in Mannheim etwa doppelt so schnell. Der höhere Lebensstandard bringt auch ein höheres Leistungsniveau. Der niedrige Lohn führt zu geringerer Treue zum Werk und damit im Schnitt zu unerfahreneren Arbeitern.

3. Die Zeiten für Vorbereitungs-, Einstellungs- und Auswertungsarbeiten sind hier bei weitem höher. Sie liegen etwa beim dreifachen. Dies hängt auch mit dem Ausbildungs-, aber auch dem Schulniveau der Arbeiter zusammen. Die Facharbeiter in Mannheim haben in der Regel mindestens Mittlere Reife. Hier verlangen wir zwar normalerweise einen Abschluss des 2.Grades, was eigentlich Abiturniveau wäre, aber der Grad des Verständnisses der Arbeiter ist deutlich geringer. Schriftliche Vorlagen und Anweisungen muß man immer erklären, während sie in Deutschland verstanden werden. Auch das Niveau der Vorarbeiter und Meister ist deutlich unterschiedlich.“

Soweit das Zeugnis des Ingenieurs.

Auch andere Beobachtungen bringen einen zum Ergebnis, daß eine Erniedrigung der absoluten Lohnkosten keine neuen Arbeitsplätze bringt, keine Auslandsinvestitionen verhindert und keine Verlagerung verhindert.

Wären niedrige absolute Lohnkosten magische Anziehungspunkte für Arbeitsplätze, würde in Niedriglohnländern wie China und Indien (oder auch im oben erwähnten Brasilien) keine Arbeitslosigkeit herrschen oder eine deutlich niedrigere. Das Gegenteil ist der Fall. Die drei genannten Länder haben ein noch höheres Niveau der Arbeitslosigkeit als Deutschland.

Wären absolute Lohnkosten ausschlaggebend für Auslandsinvestitionen, so hätten die großen deutschen Konzerne längst alle Produktionsstätten ins Ausland verlagert. Die Statistik zeigt aber, daß die 25 größten deutschen Konzerne ausnahmslos heute einen weit größeren Umsatz mit Produkten aus Deutschland erzielen als Jahre zuvor, also ihre inländischen Produktionen keineswegs verringert haben. Nicht umsonst ist Deutschland Exportweltmeister.

Tatsächlich gibt es – in begrenztem Umfang – auch Verlagerungen von deutschen Produktionen ins Ausland. In allen überprüften Fällen in den letzten Jahren hatten sie nie etwas mit den absoluten Lohnkosten zu tun, obwohl dies z.T. behauptet wurde.

Damit steht fest:

- Wenn ein Monopol die Arbeiter erpressen will mit angeblichen Verlagerungen ins Ausland und behauptet, dies könne durch Zugeständnisse bei Löhnen, Arbeitszeiten, Flexibilität, Übernahmen usw. verhindert werden, so ist das (außer der Erpressung auch noch) eine freche Lüge.

- Wenn eine Verlagerung dem Konzern Vorteile bringt, wird sie über kurz oder lang sowieso durchgeführt und keinerlei Zugeständnis kann daran etwas ändern, bringt sie keine, war sie nichts als eine leere Drohung.

- Das einzige, was solche Zugeständnisse ändern, ist der Profit des Konzerns: Der Steigt!

- Da der Profit immer der Schwachpunkt der Kapitalisten ist, kann ein Streik sie dort treffen und ihrerseits zu Zugeständnissen zwingen.



Link zum Originalartikel hier

Montag, 9. Oktober 2006

Dossier 'Brutto-Sozialprodukt': China und Indien bereits auf den Plätzen 2 und 4

"Brutto-Sozialprodukte": Neue internationale Vergleiche

Von Karl Weiss

Dieser Artikel erschien in der Berliner Umschau am 27. Mai 2006, hier geringfügig redigiert.

Nachdem bereits die Zahlen der konventionellen Vergleiche der Brutto-Nationaleinkommen (früher: Brutto-Sozialprodukte) für 2005 vorlagen, sind nun auch Zahlen für die modernen Vergleiche mit dem PPP-Verfahren (Brutto-Inlandseinkommen) veröffentlicht worden. China hat bei diesen Vergleichen bereits Platz 2 in der Welt erobert, nicht mehr fern den USA, und Indien steht bereits auf Platz 4 vor Deutschland.

Seit 1999 wird das Brutto-Sozialprodukt 'Brutto-Nationaleinkommen' genannt. Es setzt sich zusammen hauptsächlich aus den Arbeitnehmereinkommen und den Unternehmens- und Vermögenseinkommen (das wäre das „Volkseinkommen") zuzüglich von Gütersteuern und abzüglich von Gütersubventionen (das ist dann das „Netto-Nationaleinkommen"). Zähl man noch die Abschreibungen hinzu, so kommt man zum Brutto-Inlandseinkommen (im englischen: Gross Domestic Product, GDP), auf das wir uns im weiteren beziehen. Um zum Brutto-Nationaleinkommen (das hier im weiteren aber nicht mehr betrachtet wird) zu kommen, zieht man noch die Abflüsse der Gelder ins Ausland ab und zählt die Zuflüsse aus dem Ausland hinzu.

Es gibt eine europäische Vereinbarung, welche statistischen Werte hierzu genau verwendet werden. Da in den Ländern aber verschiedene statistische Erhebungsmethoden angewandt werden, sind auch die Ergebnisse nur bedingt vergleichbar. Die Veröffentlichungen einiger Länder werden außerdem international nicht als korrekt angesehen und so machen internationale Gremien eigene Schätzungen. Man darf also solche Zahlen nicht als wissenschaftliche Wahrheit ansehen, sondern muß mit gewissen Schwankungsbreiten rechnen. Allerdings sind diese Zahlen für jedes einzelne Land von höchster Bedeutung, da sie die Stärke seiner Wirtschaft repräsentieren.

Deutlich schwieriger wird es, wenn man die Zahlen der Länder international vergleichen will, wozu üblicherweise das Brutto-Inlandseinkommen, GDP, verwendet wird. Zunächst sind da die verschiedenen Erfassungsgrundsätze, die einen Vergleich erschweren, aber das macht meistens nur Stellen nach dem Komma aus, wenn man in Milliarden Dollar vergleicht. Das Hauptproblem des Vergleichs ist aber die Währungsumrechnung.

Konventionell wird einfach zum aktuellen Dollarkurs der einzelnen Währungen umgerechnet. Das nennt man den Brutto-Inlandseinkommens-Vergleich nach der Atlas-Methode. Diese Methode wurde schon verfeinert, indem man nicht mehr einfach den Dollarkurs der Währungen am Jahresende nahm, sondern einen gewichteten mittleren Jahreskurs verwendet, aber das grundlegende Problem ist damit nicht beseitigt:

Der Dollarkurs ist eine extrem manipulierbare Zahl, die unter anderem von spekulativen Kapitalflüssen abhängen kann (der aktuellste Beweis in diesem Mai ist der Fall der brasilianischen Währung Real von 2,07 auf 2,40 pro Dollar innerhalb kürzester Zeit) und andererseits von einigen Regierungen einfach nach eigenem Gutdünken festgelegt wird (z.B. China). Damit soll die Konkurrenzfähigkeit der eigenen Exporte in den Dollar-Raum gehalten bzw. verbessert werden. Im Großen und Ganzen kommen die entwickelten Volkswirtschaften bei diesem Vergleich zu gut weg, während die Schwellenländer und die Entwicklungsländer so künstlich zu kleineren Volkswirtschaften kommen, als sie der Wirklichkeit entsprechen.

Aus diesem Grunde wurde das PPP-Verfahren erfunden (Puchasing Power Parity, Kaufkraft-Parität), das ist eine Kaufkraft-Bereinigung. Es wird ein künstlicher ‚Internationaler Dollar’ geschaffen, dessen Wechselkurse von der Kaufkraft der Währung in den einzelnen Ländern abhängig gemacht wird.

Wie diese genau bestimmt wird, darüber sind sich die verschiedenen Organisationen uneinig, die solche Berechnungen anstellen, aber am Ende kommt man zu relativ vergleichbaren Ergebnissen. GDP-Vergleichstatistiken auf PPP-Verfahrensbasis werden jährlich vom IMF (Internationaler Währungsfond), von der Weltbank und von CIA erstellt und veröffentlicht - man stelle sich vor, der CIA macht auch mal was hilfreiches.

Allerdings müssen die CIA-Berechnungen mit Skepsis betrachtet werden und können nur im Zusammenhang mit den beiden anderen oder zumindest mit einer von ihnen betrachtet werden. So hat z.B. der aktuelle 2005-Bericht des CIA die USA noch mit einem höheren Wert als die EU in der Statistik, während die beiden anderen der erweiterten EU den deutlich höheren Wert zusprechen (die Weltbank bereits 2004). Auch kommt China in den CIA-Zahlen auffallend viel schlechter weg als in den beiden anderen Berechnungen.

Konkret gibt es die 2005-Zahlen des CIA seit April und jetzt (Mai) auch die des IMF, dem man üblicherweise die größte Glaubwürdigkeit entgegenbringt. Der Weltbank-Bericht ist noch nicht fertig, aber man kann die 2004-Zahlen in den Vergleich einbeziehen, was eine gute Ausgangsbasis gibt. [Anmerkung von der Überarbeitung des Artikels vom Oktober 2006: Inzwischen liegen auch die Zahlen der Weltbank vor. Sie bringen im Prinzip nichts Neues. Wer an ihnen interessiert ist, kann in die unten angegebene Seite von 'Wikipedia' gehen und unten auf der Seite auf "List of countries by GDP (PPP)" klicken.]

Stellt man die drei Kolonnen nebeneinander, wie es in der englischen 'Wikipedia' gemacht wird (Stichwort: Gross Domestic Product), so stimmen zwar nicht die exakten Zahlen, aber die Reihenfolgen für die ersten 10 Länder überein (bei der Weltbank schon 2004!):USA, China, Japan, Indien, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Brasilien, Rußland.

Danach gibt es die Gruppe der Nationen 11 bis 15, die in allen drei Aufstellungen, allerdings in verschiedener Reihenfolge, die folgenden Länder umfaßt: Kanada, Spanien, Mexiko, Südkorea und Indonesien.

Darauf folgt ein Loch von mehreren hundert Milliarden ‚Internationalen Dollar’ und danach kommen die kleineren Länder, begonnen mit Australien (nach einer Version) oder Taiwan (nach einer anderen).

Die Abweichungen der Zahlen zwischen den CIA-Angaben und denen des IMF sind in vernünftigem Rahmen: Die absoluten Zahlen weisen mit der Ausnahme der China-Zahlen bei den absoluten Zahlen im Bereich von unter 2% und bei den Prozentzahlen der Gesamtsumme im Bereich von Zehntelprozent-Punkten erträgliche Schwankungen auf. Bei der China-Zahl der CIA wird allerdings ein um fast 2%-Punkte der Gesamtsumme niedrigerer Wert angegeben als beim IMF.

Die Veränderungen seit 2004 im Vergleich mit den Weltbankzahlen ergeben einen Sinn. Man kann also im wesentlichen mit diesen Zahlen arbeiten, ohne zu vergessen, daß sie auf verschiedenen Grundlagen erstellt werden.

Hier die Liste der ersten Zehn 2005, GDP (Brutto-Inlandseinkommen) nach PPP-Methode, mit der absoluten Zahl des IMF (in Milliarden "Internationalen Dollar" - Billions of Dollar im Englischen -) und den Prozentzahlen von der Gesamtsumme aller Inlandseinkommen weltweit von IMF/CIA:

1. USA // 12 278 // 20,3 / 20,8 %
2. China // 9 412 // 15,4 / 13,7 %
3. Japan // 3 911 // 6,4% / 6,6%
4. Indien // 3 633 // 5,9% / 6,2%
5. Deutschland // 2 522 // 4,1% / 4,1%
6. UK // 1 833 // 3,0% / 3,1%
7. Frankreich // 1 830 // 3,0% / 3,1%
8. Italien // 1 668 // 2,7% / 2,8%
9. Brasilien // 1 577 // 2,6% / 2,6%
10.Rußland // 1 576 // 2,6% / 2,6%

Zum Vergleich:

Welt // 61 078 // 100%
EU // 12 427 // 20,3/20,4%
Summe der ersten 10 // 40 240 // 65,8/65,6%

Vergleicht man diese Liste aber mit der herkömmlich hergestellten, also auf der Basis der jeweiligen Wechselkurse zum Dollar, werden grundlegende Unterschiede sichtbar. China ist dort noch weit von den USA entfernt, Indien noch nicht einmal unter den ersten elf. Die künstliche Dollarstärke in fast allen Schwellenländern und Entwicklungsländern verhindern eine Einstufung nach sachlichen Kriterien.

Diese Liste, GDP nach der Atlas-Methode, auch vom IMF herausgegeben, sieht auf den ersten Plätzen folgendermaßen aus:

1. USA // 12 486 // 28,1%
2. Japan // 4 571 // 10,3%
3. Deutschland // 2 797 // 6,3%
4. China // 2 225 // 5,0%
5. UK // 2 201 // 5,0%
6. Frankreich // 2 106 // 4,7%
7. Italien // 1 766 // 4,0%
8. Kanada // 1 130 // 2,5%
9. Spanien // 1 127 // 2,5%
10. Süd-Korea // 793 // 1,8%
11. Brasilien // 793 // 1,8%

Zum Vergleich:

Welt // 44 433 // 100%
EU // 13 446 // 30,3%
Summe der ersten 10 // 31 202 // 70,2%

Man beachte den Unterschied der beiden IMF-Zahlen für China. In dieser Tabelle, basiert auf den Wechselkursen, hat China erst etwa 18 % des GNP der USA erreicht. In der vorher gezeigten, die mit der PPP-Methode erstellt wurde, liegt China bereits bei fast 77 % des GNP der USA. Man hat den Eindruck, es wird von zwei unterschiedlichen Welten geredet.

Dabei haben auch die mit der PPP-Methode erstellten Zahlen noch wesentliche Schwächen. Die wichtigste davon ist, daß Unternehmen ja nicht verpflichtet sind, die in einem Land anfallenden „Einkommen", sprich Erträge, auch in diesem Land anfallen zu lassen. Sie sind vielmehr frei, mit verschiedenen Methoden Erträge in jene Länder zu verschieben, wo man sie anfallen lassen will. In der Regel geht es dabei darum, weniger Steuern zu zahlen oder besser noch - gar keine. Jeder gute Firmen-Betriebswirt kennt alle Tricks, wie man völlig legal Erträge in andere Länder verschiebt. So fallen in den bekannten Steuerparadiesen (und auch in Ländern, von denen dies nicht so bekannt ist) sagenhafte Beträge an, die mit keinerlei Wirklichkeit zu tun haben.

Wikipedia nennt ein Beispiel: „[US-] Amerikanische Firmen, die ‚holdings’ in Irland haben, „kaufen" ihre eigenen Produkte billig aus der Produktion vom [europäischen] Kontinent durch die irische Tochter (ohne sie wirklich zu versenden) und verkaufen sie von dort aus mit Gewinnen und vermindern die Steuern damit - und erhöhen das irische GDP."

In diesem Sinne unsinnig (oder jedenfalls unrichtig) aufgebläht sind z.B. die Brutto-Inlandseinkommen von Luxemburg, von Liechtenstein, der Schweiz, von Irland, der Kanalinseln Guernsey und Jersey, von Island, von Österreich, den Bahamas, Trinidad-Tobago, Barbados, Mauritius, Saint Kitts, Panama und weiteren Kleinstaaten.

So muß man also GDP-Zahlen von Ländern mit weniger als 5 Millionen Einwohnern mit allem Vorbehalt betrachten.

Völlig absurd wird es allerdings, wenn bestimmte bürgerliche Ökonomen nun diese GDP-Zahlen nehmen, durch die Zahl der Einwohner des Landes teilen und damit eine angebliche GDP-„per capita"-Liste aufstellen (Pro-Kopf-Einkommen).

Dies ist natürlich sachlicher Unsinn, denn den größten Anteil des „Einkommens" bei der GDP-Berechnung haben ja die Firmen-Einkommen. Diese Zahlen anschließend auf die Einwohner des Landes umzulegen, ist - vorsichtig ausgedrückt - unzulässig. Aber Logik war ja noch nie die Stärke bürgerlicher Ökonomen.

Sieht man sich so eine „per-capita-Liste" an, fällt einem auch sofort auf, daß die dortigen Angaben kaum etwas mit der wirklichen Einkommenssituation der Bevölkerung zu tun haben kann. So tauchen z.B. die ‚Vereinigten Arabischen Emirate’ (sicherlich eines der Länder mit dem größten Reichtum) erst ziemlich weit unten auf der Liste auf, während Irland (eines der ärmeren Länder Europas) sehr weit oben steht (der Grund ist oben schon angegeben). Irland hat nach dieser Liste ein höheres Pro-Kopf-Inlandseinkommen als Deutschland, Frankreich, Italien und Grossbritannien.

Aus diesem Grund führen wir hier diese Listen nicht auf.

Wenn im neuen Namen des Brutto-Sozialprodukts jetzt ‚Einkommen’ steht, so mag das in der Absicht gewählt worden sein, eben solche Assoziationen zu schaffen mit dem Wohlstand, der in einem Land herrschen soll. Dies ist aber nicht der Fall. Wirklich gemessen wird hier die Wirtschaftsleistung eines Landes - und das auch nur mit Verwerfungen, speziell, wenn es sich um kleinere Länder handelt.

Trotzdem bleibt das GDP ein wesentlicher Grundpfeiler vieler ökonomischer Betrachtungen.

Link zum Originalartikel hier

Donnerstag, 5. Oktober 2006

Der Mini-Crash - Nur noch 10 Monate bis zur Wirtschaftskrise?

Börsen und Währungen gehen in die Knie / Möglicherweise Vorboten einer Weltwirtschaftskrise

Von Karl Weiss


Am Montag, den 22. Mai 2006 machten sich wahrschenlich die ersten Anzeichen der kommenden Weltwirtschaftskrise bemerkbar: Die Börsen und Währungen der sogenannten „Emerging Markets" (Schwellenländer, Schwellenmärkte) gingen weltweit in die Knie. Indien erlebte den größten dort je verzeichneten Börsensturz. Ein paralleles Ereignis hatte sich im Jahre 1998 abgespielt, als erster Vorbote der Weltwirtschaftskrise, die dann 2000/2001 ausbrach, die Aktienmärkte in den imperialistischen Ländern ernsthaft nach unten schickte und dann bis 2002/2003 dauerte.

Wohlgemerkt: Dies ist noch nicht der Beginn der Weltwirtschaftskrise selbst. Die wird nämlich dadurch definiert, daß zwei Quartale hintereinander das Brutto-National-Einkommen (früher: Bruttosozialprodukt) der wichtigsten OECD-Staaten abnimmt.

Die Nervosität an einigen der Aktienmärkte in imperialistischen Ländern repräsentiert noch keinen Börsen-Crash, deutet aber an, daß einige der Marktteilnehmer sich der kommenden Entwicklungen bewußt sind.

Es wurden in der letzten Woche und an diesem Montag weltweit in einem kaum geahnten Umfang Gewinne mitgenommen. Dies führte u.a. auch zu einem Absacken der Gold- und Rohstoff-Kurse, die über mehr als ein Jahr nur das Aufwärts kannten. Die Hauptbewegungen des Welt-Finanzmarktes waren aber im Ausstieg aus Währungen, Aktien und Titeln von Schwellenländern zu verzeichnen.

Unter den Schwellenländern versteht man zunächst einmal die BRIC-Länder, das sind Brasilien, Rußland, Indien und China. Inwieweit man allerdings aktuell China und Rußland noch als Schwellenländer ansehen kann oder ob man sie nicht bereits unter die imperialistischen Länder zählen muß, bleibt offen. Betroffen waren von diesen vier jedenfalls hauptsächlich Indien und Brasilien.

Die indische Börse, die in letzter Zeit mit sensationellen Kursgewinnen aufgewartet hatte, büßte am meisten ein. Das ging soweit, daß der Handel für eine Zeit ausgesetzt werden mußte. Gegenüber dem Stand in der ersten Mai-Hälfte hat der indische Aktienindex Sensex 14 % eingebüßt.

Auch die Börse in Brasilien (BOVESPA, São Paulo) verlor, wenn auch nicht so dramatisch. Dafür mußte die brasilianische Währung, der Real, einen 10%-igen Sturz innerhalb von Tagen hinnehmen. Vor kurzem waren noch lediglich 2,07 Reais für einen Dollar aufzubringen, jetzt sind es 2,30.

Die anderen Länder, die als Schwellenländer geführt werden, sind (in alphabetischer Reihenfolge): Ägypten, Indonesien, Korea (Süd), Malaysia, Mexico, Thailand, und die Türkei – manchmal wird auch Südafrika dazu gezählt. Es handelt sich also um jene Entwicklungsländer, die als „an der Schwelle zu entwickelten Ländern stehend" betrachtet werden, was in der Regel ein Euphemismus ist.

Allerdings hat jedes dieser Länder Stärken und Vorteile in wirtschaftlicher Hinsicht aufzuweisen, die andere Entwicklungsländer nicht haben. Sie alle haben ins Gewicht fallende Brutto-Nationaleinkommen (früher Brutto-Sozialprodukt genannt).

In China, Süd-Korea und Malaysia gaben die Aktienkurse ebenfalls nach, wenn auch nicht im indischen Ausmaß. In Rußland, Brasilien, der Türkei, Ägypten und in Thailand gab es einen Einbruch der Aktienindices um zwischen drei und acht Prozent.

Besonders hart traf es die Türkei. Der ISE-100-Index in Istanbul büßte um acht Prozent ein. Die türkische Lira hat in drei Wochen über 15% an Wert gegenüber dem Euro verloren.

Vergleicht man die Situation 1998, so ergeben sich eine Reihe von Parallelen. Damals brachen kurz nacheinander die Brasilien-Krise, die russische Krise und die Asien-Krise aus. Braslien, Rußland, Thailand, Indonesien und in geringerem Maße andere asiatische Länder mußten ihre Währungen massiv abwerten (oder sahen sie vom Markt abgewertet).

Ihre Wirtschaften traten in der Folge in Wirtschaftskrisen ein, weil die inländischen wirtschaftlichen Aktivitäten durch die immens gestiegenen Importpreise gebremst wurden. Durch die dadurch hervorgerufene Inflationsgefahr mußten zudem die Zentralbanken die Leitzinsen anheben, was zusätzlich zur wirtschaftlichen Abschwächung beitrug (Verteuerung der Kredite für Investitionen). Charakteristisch auch, daß all dies nicht in eintägigen Einbrüchen getan war, sondern daß es zu mehreren, kaskadenartigen Abwärtsbewegungen kam. Wenn man die Parallele zieht, darf man also von weiteren Abwärtsbewegungen in den Schwellenländern ausgehen.

Zwar erholten sich all diese Werte am Dienstag wieder, aber nur minimal im Verhältnis zu den Einbrüchen (der Real-Kurs z.B. steht jetzt auf 2,29). Wenn alle Offiziellen aus jenen Ländern nur von einem „Tag der Gewinnmitnahmen" und „keinerlei tiefgreifende Auswirkungungen" reden, so ist dies Pfeifen im dunklen Wald.

Allerdings haben die Märkte dieser Länder, weder von ihrer wirtschaftlichen Bedeutung noch von der Bedeutung im Finanzgeschehen die Kraft, die ganze Weltwirtschaft mit in den Abwärtsstrudel zu ziehen. Sie sind zwar wahrscheinlich die Vorboten der kommenden Weltwirtschaftskrise, aber nicht ihre Auslöser.

Die tatsächlichen Gründe der Weltwirtschaftskrise liegen vielmehr in den imperialistischen Ländern.

Die großen internationalen Superkonzerne (Monopole) und Super-Banken haben Profite angehäuft, wie sie die Geschichte der Menschheit nie vorher gesehen hat (man erinnere sich nur an den ausgewiesenen Gewinn der Exxon-Mobil von 43 Mrd. Dollar 2005; Gewinn!, nicht Umsatz).

Sie versuchen, so weit sie können, dies Kapital in Übernahmen und großen Mergers (Vereinigungen) anzulegen und, soweit noch möglich, neue Produktionskapazitäten zu schaffen, aber es gibt bereits nicht mehr genügend profitträchtige Vermehrungsmöglichkeiten einer absetzbaren Produktion und damit ist der Moment nicht mehr ferne, in dem radikal Kapital vernichtet werden muß, damit ein neuer Zyklus des Kapitals auf verringerter Basis eingeleitet werden kann.

Engels nannte diesen Moment vor der Wirtschaftskrise: „Die Produktionsweise rebelliert gegen die Austauschweise." Gemeint ist damit, daß die Menschen einfach nicht das Geld haben, eine weit höhere Produktion zu kaufen – das Kapital kann ja nicht die Löhne zu diesem Zweck anheben, denn das würde die Profitrate noch weiter absenken.

In ihrem ständigen Bemühen, der von Karl Marx im ‚Kapital’, Bd.3 vorhergesagte Tendenz des Falles der Profitrate zu entkommen, müssen sie verzweifelt versuchen, den Umschlag von Kapital zu erhöhen, so daß die Masse des Profits weiter steigt. Dadurch müssen sie Überproduktion schaffen und versuchen in Spekulation auszuweichen, was die Krise und Überschuß-Kapital zusammen mit der "Überschuß-Bevölkerung" (Arbeitslose) hervorruft, wie Marx sich dort ausdrückt.

Waren es zwischen 1998 und 2000 etwa zweieinhalb Jahre zwischen den ersten Anzeichen in den Schwellenländern bis zum endgültigen Ausbrechen der Weltwirtschaftskrise, so können wir diesmal davon ausgehen, daß deutlich weniger Zeit zwischen beiden Ereignissen vergeht. Die Super-Gewinne der Großkonzerne haben sich weiter erhöht, z.T. verdoppelt und verdreifacht, das um die Welt vagabundierende und Anlagemöglichkeit suchende Überschuß-Kapital kann man bereits direkt verfolgen. So ist es extrem unwahrscheinlich, daß noch zwei Jahre bis zum Crash vergehen.

Die schweren Einbrüche in den Schwellenländern wurden nämlich genau von diesem Überschuß-Kapital hervorgerufen, daß im letzten Jahr (und zum Teil schon vorher) in großen Mengen in diese Länder strömte, weil dort die höchsten Renditen lockten. Brasilien offerierte mit seinen Staatsanleihen in Real um die 10% Rendite nach Abzug der Inflation, die Türkei einen nicht viel geringeren Satz. Aktien in Indien konnten bis zum dreifachen ihres Kurses vor dem nun zu Ende gegangenen Boom erreichen.

Doch nun richtete sich die ganze Aufmerksamkeit der spekulativen Kapitalmengen auf die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Das Außenhandelsdefizit und das Budget-Defizit der USA habe durch die riesigen Ausgaben für den Irak-Krieg alle vorstellbaren Maße überschritten. In der einen oder anderen Weise muß die Situation gelöst werden.

Bis zum Mai ließ die US-Fed Monat für Monat die Leitzinsen in automatischen Viertel-Prozent-Schritten ansteigen, um der Tendenz einer gigantischen Dollar-Abwertung entgegenzuwirken, die von diesem Ungleichgewicht eigentlich verursacht werden müßte. Nun ist eine Ebene von 5 % Leitzinsen erreicht und die Fed hat die Automatik der Anhebungen ausgesetzt, aber weitere Anhebungen nicht ausgeschlossen. Allgemein wird nur noch ein weiterer Viertel-Prozent-Schritt im Juni erwartet.

Das würde bedeuten, daß danach der Dollar in einem relativ schnellen Prozeß an Wert gegenüber dem Gold, dem Euro, dem Yen, dem Schweizer Franken und dem britischen Pfund verlieren würde.

Das glaubt das umhervagabundierende Kapital aber nicht. Es rechnet, daß die Fed wohl oder übel weitere Zinserhöhungen beschließen muß, auch wenn sie damit das interne Wachstum abwürgt. Aus diesem Grunde wurden jetzt in riesigen Ausmaße Spekulationsgelder aus den Schwellenländern abgezogen und gingen in Dollarwerte, weil nach dieser Theorie dort für die nächste Zeit die besten Renditen zu erwarten sind, wenn man keine zu großen Risiken eingehen will.

Wenn dies wirklich so geschieht, ist aber eine Wirtschaftskrise in den USA vorprogrammiert, die wie immer seit 1929, als bei weitem größte Wirtschaft, das gesamte System der Weltwirtschaft in den Strudel mitzieht. Das würde kaum noch 6 bis 10 Monate dauern. Dann wäre also der Beginn der Weltwirtschaftskrise im Bereich der ersten Hälfte von 2007 zu vermuten.

Dies alles, wenn keine anderen desaströsen Ereignisse all diese Voraussagen zu Staub werden lassen, z.B. ein Überfall (mit Atomwaffen?) auf den Iran, der wahrscheinlich so fatale Auswirkungen für die Vereinigten Staaten haben würde, daß ihre ganze Rolle als einzige Supermacht in Gefahr wäre.

Dies ist der inzwischen schon bei einigen bekannte Artikel, in dem die Vorhersage gewagt wird, daß es wahrscheinlich nur noch höchstens 10 Monate bis zum Anfang einer Weltwirtschaftskrise dauert. Er erschien anhand der aktuellen Ereignisse des 22. Mai 2006 am 24. Mai 2006 in der "Berliner Umschau".

Link zum Originalartikel hier


Andere Artikel zur Weltwirtschaftskrise:

"Anzeichen Wirtschaftskrise?"

"Full Crash- Zweites Anzeichen Wirtschaftskrise?"

"Stehen wir am Beginn einer grossen Weltwirtschaftskrise?"

"25% Fall des Dollars?"

"Drittes Anzeichen Weltwirtschaftskrise"

"Die Zinswende der Langzeitzinsen leitet das Abgleiten in die Weltwirtschaftskrise ein."

"Viertes Anzeichen Weltwirtschaftskrise"

"Können die USA bankrott gehen?"

"Wann kommt die Wirtschaftskrise?"

"Dollar-Verfall bedroht deutschen Export – Die Krise wird fürchterlich"

"USA: Global Alpha, Red Kite, Fed-Chef, Immobilien-Crash"

"Globaler Einbruch der Börsen"

"Weltwirtschaftskrise – Der konkrete Übergang in die Barbarei"

"USA: Wirtschaftskrise beginnt"

"Hellseherei? Die Wirtschaftskrise"

"General Motors könnte pleite gehen"

"Fannie und Freddie in der Bredouille"

"Drei EU-Länder sind bereits in der Wirtschaftskrise"

"Wirtschaftskrise in den USA"

"Europa sinkt in diesem Moment in die Wirtschaftskrise"

"Banken gerettet – Staat pleite?"

"Weitere gigantische Finanzmarkt-Risiken"

"Verdienen deutsche Banken Vertrauen?"

"Können Sie das glauben?"

Dienstag, 3. Oktober 2006

25 % Fall des Dollars?

Die Weltwirtschaftskrise kommt

Von Karl Weiss


Wir haben hier keine Anlageberatung durchzuführen, wie eine Diskutantin im Forum vorschlug, aber die ökonomische Entwicklung war und ist immer einer der Schwerpunkte, mit denen sich die Berliner Umschau beschäftigt. Da kann es nicht unerwähnt bleiben, daß der Dollar seit einem Monat fällt, langsam, aber sicher und der chinesische Vize-Finanzminister sagte, er habe gehört, der Dollar werde 25% an Wert verlieren (das wäre ein Euro von 1,50).

Noch interessanter aber ist, daß er auch sagte, die Konsequenzen aus einer solchen Entwicklung wären „schockierend". Der Vize-Minister heißt Li Yong und was er mit schockierenden Konsequenzen meint, kann man sich ausmalen.

Die Meldung ist vom „Bloomberg News Service", also der Finanzagentur, die dem New Yorker Bürgermeister Bloomberg gehört, der von der republikanischen Partei ist, also der Partei Bushs. Diese Agentur hat also sicherlich nicht das geringste Interesse, in diesem Moment, kurz vor Wahlen in den USA, falsche Alarmmeldungen in die Welt zu setzen.

China ist nämlich (zusammen mit Japan) das Land, das den Dollar stützt - ja, nicht nur den Dollar stützt, sondern auch das US-Außenhandels- und Budget-Defizit finanziert. China (und Japan) haben riesige Dollar-Devisenreserven, auf denen praktisch der gesamte Staatsschatz beruht, der wiederum die Basis der eigenen Geldausgabe ist. Sie exportieren viel in die Vereinigten Staaten und erhalten dafür Dollar. Wenn die US-Zentralbank neue Dollaranleihen herausgibt, müssen sie den wesentlichen Teil aufkaufen, um einem Fall des Dollars entgegenzuwirken, der ihre eigenen Reserven entwerten würde. So werden sie zu den Finanzierern der US-Eroberungskriege und Militärmacht. Übrigens ist auch Süd-Korea in dieser gleichen Lage, wenn dies auch kein wirtschaftlich so bedeutendes Land ist.

Andererseits erlaubt die ständige Stützung des Dollars durch diese großen Wirtschaftsmächte (Japan als die zweitgrößte und China als viertgrößte Volkswirtschaft der Erde) der US-Regierung, nach Belieben Geld zu drucken, ohne damit automatisch unter Inflationsdruck zu geraten, wie das für jedes andere Land gälte.

Wenn also der chinesische Vize-Finanzminister von schockierenden Konsequenzen redet, dann meint er damit zunächst einmal schockierend für sein Land, aber daneben auch schockierend für die Weltwirtschaft. Für China würde eine deutliche Verringerung des Wertes des Dollar im Verhältnis zu anderen Währungen natürlich einen Verlust in Bezug auf die eigenen Devisenreserven bedeuten.

Das aber bedeutet, daß man gezwungen wäre, die eigene Wirtschaft mindestens teilweise vom Dollar abzukoppeln, auch wenn dies in ersten Moment hauptsächlich eine Realisierung der angefallenen Verluste bedeuten würde. Man würde die Devisenreserven teilweise auf andere Währungen und auf Gold umstellen. Dabei käme hauptsächlich der Euro in Frage, aber auch der Yen, das britische Pfund und der Schweizer Franken.

Die Umstellung eines Teils der Devisenreserven von Japan, China und Nord-Korea hätte aber dann erneut Rückwirkungen auf den Dollarkurs, dies würde den Dollar in einen Abwärts-Strudel ziehen, dessen Ende schwer abzusehen wäre. Vor allem aber - und das ist das eigentlich schockierende, auf das der Vize-Minister hinweist, würde das die US-Wirtschaft schwer beeinträchtigen, die das Leitpferd der Weltwirtschaft ist und damit voraussichtlich eine Weltwirtschaftskrise auslösen, die das Ausmaß der Krisen von 1992/1993 und 2001/2003 erreichen könnte oder es sogar übertreffen.

Solange die Dollarabwertung leicht ist, so wie bis zum jetzigen Zeitpunkt, profitiert die US-Wirtschaft sogar davon, denn dies erleichtert die US-Exporte und hilft, das Außenhandelsdefizit zu verringern. Allerdings werden auch die Importe teurer und da liegt eine große Gefahr, denn die USA sind bei weitem der größte Importeur der Welt. Die „Federal Reserve" müßte fortfahren, die Zinsen zu erhöhen, um eine importierte Inflation abzuwenden. Man hat gerade den Leitzins auf 5% erhöht, einen Wert, der seit langem nicht erreicht worden war. Solange man Monat für Monat in kleinen Schritten diesen Zins erhöht, verhindert man eine zu hohe Dollarabwertung und wird immer attraktiver für das internationale Kapital, das dann Gelder aus anderen Ländern abziehen würde - was wiederum für eine Anzahl von Entwicklungsländern äußerst schädlich sein könnte.

Alles gut und schön, aber damit würgt man das wirtschaftliche Wachstum im Land ab, denn die Investitionen werden dann immer teurer zu finanzieren. Das aber genau ist der Beginn der US-Wirtschaftskrise, die dann die ganze Weltwirtschaft in den Strudel zieht.

Entscheidet die US-Federal -Reserve dagegen, jetzt mit den Zinserhöhungen aufzuhören oder nur noch eine von einem Viertel Prozent Anfang Juni zu machen, wie es viele erwarten, so wird die Abwertung des Dollars weitergehen und die asiatischen Länder werden reagieren müssen, um die Verluste für die Reserven des eigenen Staatsschatzes in Grenzen zu halten - wiederum, wie oben gezeigt, mit der Konsequenz der Weltwirtschaftskrise.

Der Weg ist also die Alternative von Scilla und Charybdis - an einem der beiden Felsen zerschellten die Schiffe im Altertum. So kann die „Fed" im Moment machen, was sie will, die Weltwirtschaftskrise ist nicht aufzuhalten. Die Gesetze des Kapitalismus sind eisern und werden zuschlagen, solange es Kapitalismus gibt.

Waren die beiden genannten Weltwirtschaftskrisen nur von mittelgroßer Schwere, so könnte die jetzt anstehende in Verbindung mit einer massiven Dollarabwertung das Ende des Dollars als internationale Leitwährung bedeuten, was unabsehbare Folgen für die US-Wirtschaft und für die Rolle der USA als einzig verbliebener Supermacht hätte. Zumindest eine ernsthafte Gefährdung dieser Rolle könnte damit einhergehen, denn eine große Militärmacht macht noch keine Supermacht, wenn dahinter nicht eine starke Wirtschaft steht (siehe der Niedergang der Sowjetunuion als Supermacht).

Wie auch immer, die früher schon geäußerte Ansicht, der Ausbruch der Weltwirtschaftskrise stünde im Zusammenhang mit einem US-Überfall auf den Iran, kann man jetzt getrost zur Seite legen. Es wird sie geben, mit oder ohne Iran-Krieg, mit oder ohne einen weiteren Anstieg des Rohölpreises. Angesichts der Tatsache, daß es der US-Regierung weiterhin nicht gelingt, sich aus dem Irak-Desaster zu befreien und es unwahrscheinlich ist, daß man sich auf ein neues Abenteuer einläßt, ohne dem letzten entronnen zu sein, muß Israel sich sogar anfangen zu überlegen, ob es den Iran-Überfall nicht allein durchführt.

Das wiederum könnte zu weiteren Implikationen führen, von denen die Weltwirtschaftskrise wahrscheinlich noch die kleinste wäre.

Interessante Zeiten stehen vor uns.

Was den Anleger-Tip betrifft, so gibt es keinen. Jetzt in Gold zu flüchten, ist anhand eines Preises von mehr als 700 Dollar für die Feinunze ebenso riskant wie Immobilien, die massiv an Wert verlieren werden.

Immobilienkrise USA

Nicht zu reden von Aktien oder Fonds oder ähnlichen Anlagen, deren Werte noch mehr fallen werden. Manche meinen, Euro, Yen, Schweizer Franken oder britische Pounds in Banknoten würden noch am wenigsten an Wert verlieren, aber auch das kann niemand garantieren. Das falscheste wäre es auf jeden Fall, Geld auf Bankkonten oder irgendwelchen Bank-Anlagen zu belassen, denn niemand weiß, welche und wie viele Banken überleben werden.

In der Reihe von Artikeln, die sich mit den Anzeichen einer kommenden Weltwirtschaftskrise beschäftigen, wird hier vor allem auf die strukturelle Dollarschwäche eingegangen. Der Artikel erschien in der "Berliner Umschau" vom 16. Mai 2006.

Link zum Originalartikel hier


Andere Artikel zur Weltwirtschaftskrise:

"Anzeichen Wirtschaftskrise?"

"Full Crash- Zweites Anzeichen Wirtschaftskrise?"

"Stehen wir am Beginn einer grossen Weltwirtschaftskrise?"

"Der Mini-Crash - 10 Monate zur Wirtschaftskrise?"

"Drittes Anzeichen Weltwirtschaftskrise"

"Die Zinswende der Langzeitzinsen leitet das Abgleiten in die Weltwirtschaftskrise ein."

"Viertes Anzeichen Weltwirtschaftskrise"

"Können die USA bankrott gehen?"

"Wann kommt die Wirtschaftskrise?"

"Dollar-Verfall bedroht deutschen Export – Die Krise wird fürchterlich"

"USA: Global Alpha, Red Kite, Fed-Chef, Immobilien-Crash"

"Globaler Einbruch der Börsen"

"Weltwirtschaftskrise – Der konkrete Übergang in die Barbarei"

"USA: Wirtschaftskrise beginnt"

"Hellseherei? Die Wirtschaftskrise"

"General Motors könnte pleite gehen"

"Fannie und Freddie in der Bredouille"

"Drei EU-Länder sind bereits in der Wirtschaftskrise"

"Wirtschaftskrise in den USA"

"Europa sinkt in diesem Moment in die Wirtschaftskrise"

"Banken gerettet – Staat pleite?"

"Weitere gigantische Finanzmarkt-Risiken"

"Verdienen deutsche Banken Vertrauen?"

"Können Sie das glauben?"

Freitag, 29. September 2006

Die Inversion der Zinsstruktur

Sich entwickelndeWeltwirtschaftskrise: Drittes Anzeichen

Von Karl Weiss

Artikel der "Berliner Umschau" vom 26. September 2006

Nach dem Platzen der Immobilienblase mit dem Einbruch im Baubereich, den Immobilienpreisen und bei den Eigenheimkäufen und dem deutlichen Rückgang der PKW-Neuwagenkäufe im Jahresvergleich bereits im Juni hat sich nun in den USA ein dritter typischer Vorbote von Wirtschaftkrisen (von den bürgerlichen Ökonomen verschämt Rezession genannt) eingestellt. Die Langzeitzinsen sind niedriger als die für kürzere Laufzeiten.

In den USA werden im Moment für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren niedrigere Zinsen geboten (4,81%) als für solche mit zwei Jahren Laufzeit (4, 88%).

Selbst die Finanzredaktion der „Süddeutschen Zeitung“, die immer sehr zurückhaltend ist mit solchen Aussagen, kommt nicht darum herum, hiervon zu sprechen: „Historisch betrachtet waren Zeiten inverser Zinsstrukturen oft Vorboten einer sich abzeichnenden Rezession. In den USA wird dies - oder zumindest eine deutliche Abschwächung der Konjunktur - vorausgesagt.“

Was man pflichtschuldigst verschweigt in diesem Artikel vom 18. September 2006 ist: Wenn in den USA eine Wirtschaftskrise ausbricht, wird automatisch die ganze Weltwirtschaft mit hineingezogen wegen der absoluten Dominanz der US-Wirtschaft und des Dollars.

Aber auch in Europa sind die Konjunkturerwartungen nicht rosig. Auch hier zeigen sich bereits nur noch minimale Unterschiede in den Zinsen für kurz- und langfristige Anlagen. Während der „normale“ Zinsabstand zwischen zwei- und zehnjährigen Bonds bei etwa 0,7%-Punkten liegt, beträgt der Abstand im Moment nur 0,12%-Punkte.

Die Ursache für diesen Zustand der „Zinsinversion“ sind de Erwartungen des Marktes, daß die Leitzinsen im Verlauf der kommenden Jahre deutlich fallen werden, wie das in Wirtschaftskrisen der Fall ist.

Damit kann man jetzt schon mit einiger Wahrscheinlichkeit mit einer kommenden (oder sogar schon beginnenden) Wirtschaftskrise in den USA rechnen, die sich dann in der Folge zu einer Weltwirtschaftskrise ausweitet.

Der Kapitalismus hat seine Krisenhaftigkeit nicht verloren. Im Gegenteil, die jetzt bevorstehende Wirtschaftskrise hat Aussichten, die bisherigen in den Schatten zu stellen.

Die „Berliner Umschau“ hat bereits im Januar von einer kommenden Weltwirtschaftskrise gesprochen und im Juni die Voraussage gewagt, daß sie innerhalb der folgenden 10 Monate ausbrechen würde.

Wenn sie wirklich kommt, hat Deutschland eine beträchtliche Chance, dabei besonders betroffen zu sein. Genau zeitgleich mit einem eventuellen Beginn in der ersten Jahreshälfte 2007 hat die Bundesregierung in ihrer unendlichen Weisheit eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte beschlossen oder um annähernd 20%, die größte Steuererhöhung der ganzen Geschichte der Bundesrepublik. Damit wird massiv Kaufkraft abgeschöpft, genau dann, wenn auch die Exporte einbrechen, weil in den anderen Ländern weniger gekauft werden kann. Das könnte als Kombinationseffek einen Steilabsturz geben, wie er vorher noch nie vorgekommen ist.

Link zum Originalartikel hier

Freitag, 22. September 2006

Stehen wir am Beginn einer grossen Weltwirtschaftskrise?

"Schwarzer Mittwoch"- Börsenkrach in Tokio

Von Karl Weiss

Ein Artikel, in dem zum ersten Mal (auch mein erster Artikel bei der "Berliner Umschau") von der kommenden (oder schon begonnenen) Weltwirtschaftskrise die Rede ist, lange bevor dies in anderen Medien auftauchte. Er erschien in der "Berliner Umschau" am 19. Januar 2006.

Es mehren sich in den letzten Tagen die Anzeichen des Beginns eines wirtschaftlichen Einbruchs, eventuell einer neuen großen weltweiten Wirtschaftskrise. Doch selbst wenn es sich für diesen Moment nur um ein Strohfeuer handeln sollte, wie ein Experte meinte, bildet sich doch im globalen Wirtschafts- und Politikgeschehen eine Gemengelage heraus, die für die nahe Zukunft eine solche Krise oder jedenfalls einen bedeutenden Wirtschafteinbruch wahrscheinlich werden lassen.

Im einzelnen handelt es sich um folgende Faktoren:

1. Schwarzer Mittwoch an der Börse

Am Börsentag des 18.1. 2006 hat sich, ausgehend von Japan, ein "schwarzer Mittwoch" ereignet. Panikverkäufe wegen des Wirbels um die Internetfirma Livedoor führten in Tokio zu einem Kurssturz von 2,9 Prozent. Betroffen sind insbesondere sogenannte Technologiewerte. Auch andere asiatische Börsen sind durch die Baisse in Tokio ins Minus gezogen worden. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte mußte die japanische Börse vorzeitig den Handel schließen. Die Anzahl der Verkäufe war so hoch, daß die Kapazität der Computer drohte, unter Überbelastung zusammenzubrechen. Bereits am Vortag war der Nikkei-Index um 2,8% eingebrochen. Damit wurden nach einer Agenturmeldung in den letzten drei Tagen an der Tokioter Börse etwa 250 Milliarden Dollar vernichtet.

In Seoul schloß die Börse 2,6% schlechter als am Vortag.

In der Folge schlugen starke Kursverluste auch auf eine Anzahl europäischer Börsen durch. Der Dax eröffnete mit einem Verlust von 2 %.

Bereits am Vorabend hatten die Technologiewerte an der New Yorker Börse nachgegeben. Yahoo, Google, eBay und Amazon hatten markante Rückschläge zu verzeichnen.

Es handelt sich also nicht ausschließlich um die Reaktion auf die Schwierigkeiten einer kleinen Internetfirma in Japan.

2. Edelmetalle auf Langzeithoch

Bereits zum Wochenschluß der vergangenen Woche hatten sich ausgeprägte Preiserhöhungen, bei allen wichtigen Edelmetallen ergeben, dem typischen Hort, in den 'Finanzagenten' fliehen, wenn Börsencrashs drohen. Der Spotpreis für Platin stieg zeitweise um über ein Prozent auf 1048 Dollar je Feinunze und damit auf den höchsten Stand seit 26 Jahren. Der Goldpreis stieg auf ein 25-Jahres-Hoch von über 560 Dollar pro Feinunze. Er legte seit Jahresbeginn um neun Prozent (!) zu. Laut Meldungen des Handelsblatt sagten Händler, daß Hedgefonds und andere spekulativ orientierte Fonds in größerem Umfang in Platin, Gold und Silber 'gehen'. Außerdem würden Japaner heftig Edelmetalle kaufen. Vor allem aber wird auf einen Großkäufer von Gold aus dem Nahen Osten verwiesen, wobei es sich wohl um die iranische Staatsbank handeln dürfte.

In weniger als zwei Monaten ist Gold von unter 460 Dollar pro Feinunze auf über 560 Dollar angestiegen, was von Experten als ein überhöhter Goldpreis angesehen wird, der keine sachliche Begründung zu haben scheint.

Das Nachmittagsfixing Gold am Freitag letzter Woche in London belief sich auf 561,75 Dollar pro Feinunze.

Auch Silber legte zu und erreichte am Freitagabend 9,23 bzw. 9,26 Dollar, den höchsten Stand seit 18 Jahren.

Die hohen Edelmetallpreise werden auch damit begründet, daß der Anstieg des Dollars nach allgemeiner Einschätzung zu einem Ende gekommen ist und mit einem deutlichen Fall im Vergleich zu anderen Währungen gerechnet wird. Viele Anleger seinen so zeitweise in Edelmetalle ausgewichen (siehe auch 3.).

3. Erwarteter Verfall des Dollars

Nach der monatlichen Umfrage von Merryll-Lynch geben die Händler an, daß sie nach einem mehrmonatlichen Hoch des Dollars gegenüber dem Euro, Yen und Pound nun einen Fall der Dollarkurse erwarten. Die Citigroup rechnet Ende des ersten Quartals mit einem Euro-Kurs von 1,28 Dollar und Ende 2006 sogar von 1,36 Dollar. Die WestLB prognostiziert auf Sicht von sechs Monaten einen Euro-Kurs von 1,30 Dollar. Seit Jahresanfang hat sich der Euro bereits oberhalb der Marke von 1,20 Dollar festgesetzt.

Als Gründe werden positive europäische Konjunkturdaten und negative aus den USA angegeben. Es wird erwartet, daß die Zinserhöhungsphase in den USA jetzt ihrem Ende zugeht. Für Unsicherheit bezüglich des Dollarkurses soll auch der Wechsel in der US-Fed sorgen, wo sich Greenspan nach 18 Jahren zurückzieht.

Wie wir weiter unten noch sehen werden, kann es aber auch noch andere Gründe für einen Verfall des Dollarkurses geben.

4. Wichtigster wirtschaftlich-politischer Faktor: Die Iran-Krise

Offenbar sind nun die Mehzahl der entscheidenden 'Finanzagenten' (Banken, Großkonzerne und private Giga-Anleger) zu dem Schluß gekommen, daß der Iran-Krieg bereits begonnen hat und wir im Moment bereits die erste Kriegsphase, die Präliminarien, erleben, die den Überfall auf den Iran vor der Weltmeinung in irgendeiner Weise rechtfertigen sollen.

Zwar steht noch nicht fest, ob die USA oder Israel oder beide die Luftschläge führen werden und ob sich auch Großbritannien beteiligen wird, aber es kann in gewisser Weise als beschlossene Sache gelten, daß man solche Luftschläge durchführen wird. Steht dies einmal fest, so beginnen die Finanzagenten bereits zu handeln, als ob sie schon ausgeführt worden wären. Man rechnet offenbar damit, daß der Iran als Vergeltung den Ölhahn zudrehen wird und dies schwere wirtschaftliche Einbrüche im Gefolge eines hochschießenden Rohölpreises nach sich zieht. So nimmt man die Reaktionen bereits jetzt vor und verlagert sich z.B. auf Edelmetalle, wahrscheinlich auch auf Immobilien.

So kann es zu der paradoxen Situation kommen, daß der Iran gar nicht mehr gezwungen sein wird, tatsächlich am Ölhahn zu drehen, denn die Erwartung könnte bereits vorher den Ausbruch einer Weltwirtschaftskrise provoziert haben.

Es wird u.a. eine Expertin zitiert, die im Gefolge einer Verringerung der Rohölproduktion des Iran (des viertgrößten Ölexporteurs der Welt) den Anstieg des Ölpreises auf 160 Dollar pro Barrel für möglich hält. Würde dies eintreten, wäre eine tiefe weltweite Wirtschaftskrise unvermeidlich.

Am 17.1.06 ist der Ölpreis bereits wieder auf über 65,29 Dollar pro Barrel gestiegen. Am Montag hatte die Internationale Energieagentur (IEA) nämlich eine Prognose vorgelegt, daß der Ölverbrauch um 2,2% ansteigen werde, was eine Verknappung zur Folge haben könnte, ganz unabhängig von der Iran-Frage. Sowohl China als auch die USA würden mehr Öl verbrauchen.

5. Der Faktor Venezuela und die OPEC

Am Freitag vergangener Woche hat sich der venezuelanische Ölminister Ramirez für eine Verringerung des Ölexportes durch die OPEC-Länder ab Februar ausgesprochen. Gleichzeitig drohte der venezuelanische Präsident Chávez den USA den USA eine Verringerung der Ölausfuhren und den Anstieg des Ölpreises auf 100 Dollar pro Barrel an. Chavez ist weiterhin besorgt, daß die US-Regierung plant, ihn absetzen oder ermorden zu lassen. Er sagte: "Wir schicken ihnen 1,5 Millionen Barrel jeden Tag. Was würde geschehen, wenn ich morgen bekanntgäbe, daß kein einziger Tanker mehr die Vereinigten Staaten erreichen wird? Wie hoch wird der Preis pro Barrel schießen? Bis auf 100 Dollar, schätze ich ..."

Zwar muß man dies als Muskelspiele ansehen, aber es steht eine wirkliche Möglichkeit hinter solchen Schaukämpfen. Die OPEC erwägt seit ihrer letzten Sitzung am Ende vergangenen Jahres ernsthaft eine Verringerung der Ölförderquoten. Nimmt man noch sinkende Dollarkurse und die oben erwähnte Erhöhung des Öl-Bedarfs an, so könnten sich ernsthafte wirtschaftliche Probleme speziell für die US-Wirtschaft ergeben, die bisher immer auf die ganze Weltwirtschaft durchgeschlagen haben.

6. Die iranische Ölbörse - Der Dollar als alleinige Leitwährung

Im März 2006, so hat die Regierung des Iran angekündigt, wird man eine Ölbörse starten, die auf einem Euro-Öl-Handelsmechanismus basiert sein wird. In der Praxis wird dies bedeuten, daß ein wesentlicher Teil der Ölexporte aus dem Iran in Zukunft in Euro bezahlt werden und nicht mehr in der im Moment noch als alleinige anerkannte Leitwährung Dollar.

Dies ist der bisher weitreichendste Angriff auf den Dollar als Leitwährung, der weit schwerer wiegen würde als der damalige Angriff von Saddam Hussein. Einer der wesentlichen Gründe für den völkerrechtswidrigen Überfall auf den Irak durch die US-Regierung und einige Verbündete war die kurz vorher erfolgte Umstellung der Bezahlung der irakischen Ölexporte auf den Euro, was nach der Einnahme des Irak schnellstens rückgängig gemacht wurde.

Ein wesentlicher Teil der wirtschaftlichen und politischen Stärke der USA (die wiederum Grundlage der militärischen Stärke sind) beruht darauf, daß die USA den Dollar als alleinige Leitwährung international platzieren konnten. Dies ermöglicht der US-Regierung, beliebig Geld drucken lassen zu können (und damit z.B. die gigantischen Kosten des Irak-Krieges bezahlen zu können), ohne dadurch notwendigerweise eine hohe Inflation im eigenen Land auszulösen, wie das in jedem anderen Land geschehen würde.

Die Länder, die einen wesentlichen Teil ihres Staatsschatzes in Dollar angelegt haben (z.B. China, Japan und Südkorea), sind dann immer gezwungen, mehr Dollars zu kaufen, um einen Wertverfall zu verhindern. Würde allerdings die Stellung des Dollars als Leitwährung angekratzt, besteht die Möglichkeit, daß solche Länder dann wesentliche Teile ihrer Dollarvorräte verkaufen könnten, sei es, um sie in anderer Währung anzulegen oder sei es, um in Gold oder andere Edelmetalle zu gehen. Dabei wäre neben der Gefahr des Verfalls des Dollarkurses für die US-Wirtschaft vor allem die Gefahr des Abflauens oder sogar Aussetzens des Leitwährungs-Bonus akut.

Plötzlich würde die Schuldenlast wie ein Damoklesschwert über den USA hängen und der Ausweg des Gelddruckens würde nicht mehr oder nur noch teilweise offen stehen. Die ganze Stellung der Vereinigten Staaten als alleinige Supermacht könnte in Gefahr geraten.

Diese Gefahr dürfte auch die Analysten zu der Annahme geführt haben, daß der Iran-Krieg bereits beschlossene Sache ist - oder richtig gesagt, bereits angefangen hat.

7. Der Nuklearwaffenschock

Will die US-Regierung (oder die Israelis oder beide zusammen) bei den vorgesehenen Air-Strikes tatsächlich die gesamten iranischen Atom-Technik-Standorte auslöschen, so wird der Einsatz von speziellen Atomwaffen, die tief im Erdinneren versteckte Anlagen zerstören können, unvermeidlich sein. Dies wird allerdings weltweit einen Nuklearwaffenschock auslösen, denn damit würden zum zweiten Mal (wiederum von den USA) in einem Krieg Nuklearwaffen eingesetzt, was in der Weltöffentlichkeit zweifellos zu entsetzten Reaktionen führen dürfte. Zwar kann nicht genau abgesehen werden, wie stark dieser Schock ausfallen wird, aber die Kriegsplaner dürften sich dieses Risikos bewußt sein. Es wäre z.b. denkbar, daß Venezuelas Drängen auf eine Verringerung der OPEC-Förderquote dann auf offene Ohren bei den anderen OPEC-Staaten treffen könnte und so - unabhängig vom Iran-Effekt - eine dauerhafte Ölpreiserhöhung resultieren könnte - wiederum ein Faktor für das Ausbrechen einer weltweiten Wirtschaftskrise.


Link zum Originalartikel hier


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