Mittwoch, 21. März 2007

Ein deutscher 'Global Warming Sceptic'

Internettrash

Von Karl Weiss

Der Braunschweiger Professor Dr. Gerhard Gerlich ist einer jener „Global Warming Sceptics“, die andauernd von interessierten Seiten zitiert werden, hauptsächlich Leute, die mit den Erdöl- und Auto-Konzernen verbunden sind, wenn es darum geht, die bereits einsetzende Klimakatastrophe bzw. ihre wesentliche Ursache zu leugnen, die im wesentlichen auf das von den Konzernen zu Verantwortende Verbrennen fossiler Stoffe zurückgeht.

Nun wurde ein Brief von ihm zu diesem Thema, der von 1995 datiert, auf die Internetsite „Internettrash“ gestellt, auf deutsch Internetmüll.

Treffende Karikatur

Ob man dies bewusst gemacht hat oder die feine Ironie darin nicht bemerkt hat, sei dahingestellt.

Prof. Gerlich ist nun nicht gerade eine weltbekannte Koryphäe für das Klima, er macht sich auch nicht die Mühe in seinem Brief zu erklären, auf Grund welcher praktischer und theoretischer Arbeiten von ihm er zu der Ansicht kommt, der steigende CO2-Gehalt der Atmosphäre würde nicht für die steigenden Temperaturen verantwortlich sein, aber er wirft mit bombastischen Worten um sich.

Schmelzendes Eis

Er bezeichnet alle Physiker, die nach ihm studiert haben, als Leute mit Halbwissen: „...Vordiplomwissen eines Physikers (...)[das] möglicherweise in Ihrer Physikausbildung gar nicht vorgekommen ist.“ Über jene Wissenschaftler und Umweltschützer, die damals schon vor den Klimafolgen des ständig steigenden Anteils von CO2 in der Atmosphäre gewarnt haben, sagt er: „Es wird also offenbar bewusst die Öffentlichkeit von diesen Leuten getäuscht, belogen und hintergangen.“ Jedweden, der nicht seine kruden Einschätzungen teilt, kanzelt er ab, so etwa die Umweltinstitute: „..."Umweltinstitute", die zu keiner wissenschaftlichen Aussage fähig sind...“, kurz, er hält sich für den Herrgott persönlich.

Kohlendioxid-Anstieg: Dies ist eine so überzeugende Kurve über das, was im Moment geschieht, dass sich jeder Kommentar erübrigt.

Steigt man etwas hinter seine Argumentation, so kann man drei Tricks erkennen, mit denen er zu täuschen versucht:

Trick 1

Der erste Trick ist ein semantischer, so banal, dass man lachen müsste, wäre es nicht so ernst. In der Physik gibt es einen bestimmten Effekt, der als Treibhauseffekt bekannt ist. Der ist aber etwas anderes als der Treibhauseffekt, der durch das CO2 in der Atmosphäre verursacht wird. Der Effekt eines wirklichen, echten, aus Glas gebauten Treibhauses ist nämlich ein Effekt, der durch die Verhinderung des Luftaustausches hervorgerufen wird. Die heiße Luft kann nicht nach oben abziehen und kühle von unten anziehen, daher wird es heiß im Treibhaus.

Tatsächlich ist der Effekt des CO2 in der Luft andersartig. Das stimmt und man könnte sich darüber streiten, ob man dies Wort verwenden sollte oder nicht. Nur, das hat natürlich überhaupt nichts damit zu tun, dass eben wirklich mehr Wärme von einer Luft gespeichert wird, die mehr CO2 enthält, wie jeder Physiker an einem einfachen Versuch nachweisen kann. Prof. Gerlich benutzt ein semantisches Problem, um seine Skepsis zu begründen. Das ist bestenfalls lächerlich.

Die fünf wärmsten Jahre seit 1890

Trick 2

Er behauptet, es sei genau anders herum: Die steigenden Temperaturen (deren Ursachen er im Dunkeln lässt) würden einen höheren CO2-Gehalt der Atmosphäre verursachen. Er hat keine Erklärung, wo denn das zusätzliche CO2 herkommen soll, erklärt aber großspurig, jeder Laie könne ja an einer Mineralwasserflasche beobachten, wie Kohlendioxid bei höheren Temperaturen entweicht.

Nur erwähnt er nicht, das gilt für alle Gase in gleichem Masse. Ihre Löslichkeit in Wasser verringert sich (bei gleichbleibendem Druck) mit Erhöhen der Temperatur. Erwärmen sich die Meere, werden alle gelösten Bestandteile der Luft in gleichem Masse entweichen. Er behauptet nicht einmal, es gäbe ein Experiment, bei dem mehr CO2 als die anderen Bestandteile der Luft entweicht. Es gibt also keinerlei Hinweis, das zusätzliche CO2 könnte aus den Meeren stammen. Das ist, vorsichtig ausgedrückt, eine unredliche Argumentation. Er hofft wohl, einen physikalischen Laien mit dem Vergleich mit dem Mineralwasser mit CO2 beeindrucken zu können, obwohl er überhaupt kein wirkliches Argument vorbringt.

Was hier interessant ist, ist die schwarze Linie (Beobachtung). Sie zeigt einen völlig von den vorherigen Scwankungen abweichenden, unaufhaltsamen Anstieg der Temperaturen in letzter Zeit.

Trick 3

Wie fast alle „Global Warming Skeptics“ reitet er immer wieder auf den Ungenauigkeiten der Computermodelle herum, mit denen versucht wir, die Klimaänderungen bei weltweit erhöhten Temperaturen besser beschreiben zu können. Tatsächlich sind solche computergestützten Klimaberechnungen mit einer Reihe von Unsicherheiten behaftet und können bestenfalls Hinweise geben. Sie sind ja auch nicht die Grundlage, auf der bewiesen wird, die erhöhten Kohlendioxidgehalte führen zu einer globalen Erwärmung und diese gestiegenen Mengen von Kohlendioxid rühren im wesentlichen vom Verbrennen fossiler Stoffe her.

Globale Erwärmung

Er benutzt nun aber diese Ungenauigkeiten, um glauben zu machen, mit nicht korrekten Voraussagen in diesen Modellrechnungen würde die ganze Theorie des Zusammenhangs vom Verbrennen fossiler Stoffe mit den drastischen Klimaveränderungen widerlegt, die heute bereits beginnen, in die Umweltkatastrophe überzugehen.

Hierzu benutzt er wieder seine semantischen Fähigkeiten. Er tauscht das Wort Klima durch das Wort Wetter aus und wettert: „...Leute, die mit ihren Computerprogrammen das Wetter nicht einmal richtig für wenige Tage vorausberechnen können, frech unwidersprochen behaupten dürfen, sie könnten (...) beweisen, wir Menschen könnten das Wetter beeinflussen.“

Regenwald

Das allerdings nun ist wirklich ein wenig dick aufgetragen. Wieder versucht er mit einem Vergleich, der für den physikalischen Laien nicht unbedingt zu durchschauen ist, ein Scheinargument zu belegen. Tatsächlich, so mag sich einer denken, die können ja nicht einmal das Wetter für ein paar Tage vorausberechnen, also muss Gerlich wohl Recht haben.

Nur sind eben generelle klimatische Abläufe viel einheitlicher als das unmittelbare Wetter an einem Ort und damit weit eher computergestützten Rechenmodellen zugänglich als das konkrete Wettergeschehen an einem Ort. Das lässt er vorsichtshalber unerwähnt, ebenso wie die Tatsache, diese Berechnungsmodelle sind keineswegs die Beweise für die wissenschaftlichen Aussagen über die drohende Klimakatastrophe.

Da fällt nun auf Herrn Großmaul zurück, was er vorher über Andere sagte: „ ....bewusst die Öffentlichkeit (...) getäuscht...“

Wer einmal einen Eindruck bekommen will, was in Deutschland alles „Professor“ wird, kann sich den Originaltext seines Briefes an die damalige Umweltministerin der Regierung Kohl, Frau Merkel, zu Gemüte führen: Originaltext

Wer wollte es leugnen, trash.


Veröffentlicht in "Journalismus - Nachrichten von heute" am 21. März 2007

Originalartikel


Hier eine Anzahl Links zu anderen Artikeln im Blog zur beginnenden Klimakatastrophe und was man dagegen tun kann:

- Regenwaldvernichtung und Trockenheit im Amazonasgebiet

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 1 – Bill Gates und George Soros investieren in Alkohol

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 2 – Was spricht gegen Bio-Kraftstoffe?

- Sprit aus nachwachsenden Rohstoffen

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 3 – Der 'Rush' gewinnt an Tempo

- Das Klima kann nicht warten – Offener Brief an „Rettet den Regenwald“

- Wie die Industrie der „Global Warming Sceptics“ funktioniert

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 4 - Endlich auch Bio-Alkohol in der Bundesrepublik

- Kofi Annan: Keine Gegenargumente mehr

- Brasilien plant völlige Umstellung auf Biodiesel

- Lulas Brasilien, Teil 4 – Abholzen und Abbrennen

- Klimakatastrophe: IPCC-Report klammert entscheidende Frage aus

- Stärkster Hurricane aller Zeiten

- Wie wird der Verkehr der Zukunft angetrieben

- Naive Umweltschützer geben Massenmedien Stichworte

- Briefwechsel mit „Rettet den Regenwald“

- Klimahetzer? – Klimaketzer? Eine Auseinandersetzung um die beginnende Klimakatastrophe

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