Mittwoch, 2. Januar 2008

Der schlaueste Spruch des Jahres 2007

Sinn und Unsinn

Von Karl Weiss

Unter dem Titel „Der dümmste Spruch des Jahres“ hat die „Süddeutsche“ zum Jahresabschluss dem notorisch bekannten Professor Sinn Raum gegeben, einen Artikel zu schreiben, der erfrischend offen - wenn auch in anderen Worten - sagt, was die „Süddeutsche“ sonst zu verstecken vorzieht: „Wir, die Mächtigen im Lande, werden nicht ein bisschen zurückgehen hinter das, was bereits dem Volk auferlegt wurde, im Gegenteil, wir werden noch verschärfen. Wer leben wird, wird es sehen!“

Auf die Forderung nach einem Mindestlohn antwortet er klar: „ ... das verwechselt Wunsch und Wirklichkeit.“ Er macht deutlich: Es wird keinen Mindestlohn geben und wenn doch, dann werden wir massiv entlassen. „Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!"

Jeder müsse von seiner Hände Arbeit leben könne, so schreibt er, sei der „dümmste Spruch des Jahres“. Ja, das muss man sich ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen: Er verdonnert ganz offen und ohne das geringste Zögern eine große Zahl von Menschen dazu, nicht leben zu können!

Wir müssen ihm dankbar sein. Er ist immerhin einer, der offen sagt, was man mit uns vorhat.

Während die anderen wie ein Kaninchen vor der Schlange vor dem Linkstrend in der Bevölkerung (Sinn nennt das den Zeitgeist) zittern und versuchen, mit wohlfeilen Sprüchen irgendetwas daran zu ändern, sagt Sinn, was Sache ist. Es sei ihm zugestanden: Er ist ein mutiger Mann. Er fürchtet nicht, in nicht allzu ferner Zukunft einer der ersten zu sein, die in jene Erziehungs-Camps eingeliefert werden, welche die CDU/CSU gerade für kriminelle Jugendliche vorgeschlagen hat und zweifellos bald einrichten wird.

Kurz: Was er da schreibt, ist schlicht und einfach der schlaueste Spruch des (eben vergangenen) Jahres.

Er schreibt, „wir“ stehen im internationalen Niedriglohnwettbewerb. Mit anderen Worten, die Löhne müssen auf die international niedrigsten abgesenkt werden, sonst werden noch viel mehr arbeitslos. In China ist man im Moment bei 13 Dollar im Monat, also etwa 9 Euro – nicht in der Stunde, nein, im Monat. Aber es lässt sich sicher noch ein Land mit noch geringeren Löhnen finden. In solchen Dingen ist Sinn Meister!

Ohne es vielleicht zu wollen, sagt er uns klar: „Wir, die Mächtigen im Lande, scheren uns einen feuchen Kehricht, ob ihr mit euerer Hände Arbeit genug verdient, um leben zu können. Wir leben prachtvoll, wenn ihr nicht leben könnt, ist das eure Sache.“

Ja, er hat recht: Es ist unsere Sache. Wir müssen mit dieser Kaste von Managern, Kapitaleignern und deren Protagonisten fertig werden, sie in die Erziehungs-Camps stecken, die bis dahin schon aufgebaut sein werden und müssen den Staat in die eigenen Hände nehmen. Dann wird die erste Frage immer sein: Kann man von diesem Lohn leben? Selbst den ehemals Mächtigen in den Erziehungs-Camps werden wir dann einen kleinen Lohn zahlen, von dem sie leben können, denn wir brauchen dann nicht mehr nachtragend zu sein.

Danke, Herr Sinn, für die Lehre! Wir werden sie so schnell wie möglich befolgen!


Veröffentlicht am 2. Januar 2008 in der Berliner Umschau

Originalartikel

Dienstag, 1. Januar 2008

Die höchste Gefährdung geht von Pakistan aus

Angesichts der Ermordung von Benazir Bhutto, angesichts der Verschiebung der Wahlen und der Unruhen in Pakistan wird dieser Artikel vom Vorjahr wieder in unglaublicher Weise aktuell.

Pakistan ist Hort und Ausgangspunkt des militanten Islamismus

Von Karl Weiss

Während sich die westliche Welt, sprich: die US-Regierung und ihre Schoßhündchen, lauthals um den Iran sorgen, bleiben einfache Wahrheiten völlig unbeachtet: Pakistan, das zweitgrößte islamische Land nach Indonesien mit der wahrscheinlich höchsten Anzahl an militanten Islamisten und Terror-Ausbildungs-Camps, wahrscheinlicher Aufenthaltsort von Osama bin Laden und der Mehrheit der Taliban, hat bereits die Atombombe und hat auch Raketen, die eine solche in entfernte Ziele tragen können.

In einem Interview, das er der „Folha de São Paulo" gab, hat der englische Journalist Robert Fisk, der im Libanon lebt und als der best informierte westliche Journalist des Nahen Ostens gilt, darauf aufmerksam gemacht, daß im Moment die bei weitem größte terroristische und allgemeine Gefahr für den Westen von Pakistan ausgeht.

Fragt man, warum sich niemand um Pakistan sorgt, so bekommt man stereotyp die Antwort: Weil Pakistan ein US-freundliches Regime hat. Nun, was ist US-freundlich in Pakistan? Man gestattet den US-Truppen Stützpunkte, Benutzung von Flughäfen und Überflugrechte, man läßt die CIA im Land toben, man gestattet US-Firmen, pakistanische arme Menschen auszubeuten.

Doch was ist US-freundlich daran, die Taliban zu beherbergen? Was daran, Osama bin Laden Unterschlupf zu gewähren (falls es den noch gibt)? Oder daran, die Scharia in weiten Teilen des Landes anzuwenden? Man gibt keine Erklärungen gegen Israel ab, stellt aber in ganz anderer Weise eine unmittbare und akute Gefahr für dies Land dar als die eventuellen Ambitionen Irans, die noch viele Jahre keine Chance auf Verwirklichung haben - wenn sie denn bestehen.

In keinem anderen Land der Welt werden soviel potentielle Terroristen ausgebildet wie in Pakistan (abgesehen vom Irak, aber das haben sich die US-Politiker selbst zuzuschreiben). In keinem anderen Land gibt es so viele Zwangsheiraten, so viele abgehackte Hände, gesteinigte und ausgepeitschte Frauen, öffentlich Gehenkte wegen Übertretung islamischer Gesetze usw. Nirgends werden die Rechte der Frauen so mit Füßen getreten. Wenn irgendwo die Horrorgemälde über Islamismus Wirklichkeit sind, dann in Pakistan.

Die jetztige Regierung Pakistans ist US-freundlich. Ja und? War nicht auch Saddam Hussein ein hochgerüsteter Verbündeter der USA, der sogar im Auftrag der US-Regierung den Iran überfiel? War Osama bin Laden nicht CIA-Agent? Wurden die Taliban nicht mit US-Hilfe so groß wie sie jetzt sind, weil man sie damals gegen die Sowjetunion in Afghanistan hochpäppelte? Eine Regierung kann rasch ihre Politik wechseln oder kann abgelöst werden. Die Atombomben und Trägerraketen aber bleiben.

Alles, was man im Iran gefunden hat, das Verdacht bezüglich möglicher Ambitionen auf Atombomben weckte, stammte aus Pakistan. Man hatte Gerätschaften in iranischen Atomanlagen gefunden, an denen winzige Spuren hochangereicherten Urans nachzuweisen waren. Das war die einzige reale Grundlage all dieser Spekulationen. Es hat sich aber längst herausgestellt, daß es sich um Gerätschaften handelte, die von Pakistan geliefert worden waren und deshalb schon mit hochangereichertem Uran in Kontakt gekommen waren.

Aber über Pakistan ist die US-Regierung nicht besorgt. Man mag den jetzigen dortigen Diktator mit viel Korruption und wohl auch dem Wissen über dessen 'Leichen im Keller' im Zaum halten - aber das galt auch für Saddam Hussein (dem man mit diesen ‚Leichen im Keller’ den Schauprozess gemacht und ihn hat aufhängen lassen).

Wenn der offizielle Untersuchungsbericht über die Anschläge vom Juli letzten Jahres in London stimmt, dann waren zwei der „britischen Jungs", die das angeblich als Selbstmordattentäter begangen haben sollen, auf Ausbildung ..... Wo? Im Irak? In Afghanistan? Nein, in Pakistan!

Und da schloß Präsident Bush auch noch mit dem alten Erzfeind Pakistans, mit Indien, einen riesigen Atomdeal ab! Was sollte Pakistan dazu sagen? Danke, Bush? Was, wenn in Pakistan Kräfte an die Macht kommen, die sich von der US-Regierung verraten fühlen (und mit Grund)?

Laut der 'Washington Times' vom 13. Mai hat Pakistan begonnen, Material für den Aufbau einer Atomindustrie nach Syrien zu liefern. Dies bezieht sich auf einen bekannt gewordenen Bericht aus dem Jahre 2004. Aber alle reden nur vom Iran.

Warum spricht Israel soviel von einem Luftschlag auf die Atomanlagen Irans, aber nicht auf die Atomanlagen Pakistans? Man ist absolut nicht beunruhigt in Tel Aviv? Sollte man aber! Im Gegensatz zu den iranischen Ayatollahs, die Schiiten sind, handelt es sich in Pakistan im wesentlichen um Sunniten.

Läutet da keine Alarmglocke?

Osama Bin Laden

Wer sind die Träger des erbitterten Widerstands im Irak? Die Sunniten, nicht wahr? Und die Gruppe um Osama Bin Laden? Sunniten!

Oder kapieren wir normalen Menschen nur einfach nicht, daß es um das alles nicht geht, nicht um Islamismus, nicht um abgehackte Hände, nicht um eine ernsthafte Gefährdung Israels, nicht um Sunniten oder Schiiten, nicht um Frauenrechte und vor allem nicht um Terroristen (die sind willkommener Vorwand), sondern daß schlicht und einfach die Dominanz über den Nahen Osten und Mittleren Osten mit seinem Erdöl der Punkt ist, denn die kann man nicht von Pakistan aus haben.

Und noch ein kleines Detail: Während der Irak und der Iran zu den größten Erdölförder- und -exportländern gehören, hat Pakistan kein Öl.


Artikel der "Berliner Umschau" vom 18.5.06, hier aktualisiert und leicht redigiert.

Montag, 31. Dezember 2007

War das 'Wunder von Bern' ein Wunder?

... oder harte Arbeit?

Von Karl Weiss

Dies ist ein Artikel über Sepp Herberger und sein Team, das die Fussballweltmeisterschaft 1954 in Bern in der Schweiz gewann. Es beruht auf einem Interview und Gespräch von mehreren Stunden, das ein Bekannter von mir mit einem der Teilnehmer der damaligen deutschen Delegation in der Schweiz geführt hat, der nicht namentlich genannt werden will. Es stellt also die persönliche Sicht eines Menschen dar, nicht die ‚absolute Wahrheit’. Auf jeden Fall ist dies eine sehr interessante Sicht.

Das Ganze begann im Jahr vor der Weltmeisterschaft von 1954, im Wembley-Stadion von London, bei jenem Spiel zwischen England und Ungarn, in dem England zum ersten Mal zu Hause besiegt wurde.

Fußball war Englands’ Sport. Die Engländer, so wusste jeder, waren weit überlegen allen anderen Teams. Diese Überlegenheit war so fundamental und so weitgehend anerkannt, dass England vor 1950 gar nicht an Fussballweltmeisterschaften teilnahm. Die waren für alle – außer England.

England war bis dahin zu Hause unbesiegt, das schien dieses Urteil zu bestätigen. Nun aber wurde alles anders. Das Nationalteam Ungarns hatte die Engländer zu Hause besiegt! Es eilte von Sieg zu Sieg, war für Jahre ungeschlagen, ja nicht nur ungeschlagen, es gewann alle Spiele! Auch das Turnier der Olympischen Spiele von Helsinki 1952 hatte sie gewonnen. Jeder, der etwas von Fußball verstand, war fasziniert von diesem Team um den Spielmacher Puscas.

Die überfallartigen Angriffe dieser Mannschaft, basiert auf Schnelligkeit, auf Genauigkeit der Pässe und auf Positionswechseln der Angreifer, waren tödlich für praktisch jeden Gegner. Diese Nationalmannschaft von Ungarn brachte es fertig, in fast jedem Spiel gegen andere Nationalmannschaften innerhalb der ersten zehn Minuten mindestens zwei Tore vorzulegen!

Die wesentlichen Spieler dier Mannschaft waren technisch allen anderen Spielern auf den jeweiligen Positionen überlegen, das heißt, sie konnten sie ausspielen. Bei den Angriffen wurde nicht einfach, wie bis dahin im Fußball üblich, der Ball hoch nach vorne gedroschen und gehofft, einer der Stürmer könnte ihn kontrollieren und etwas damit anfangen. Erstmals in dieser mannschaftlichen und nicht individuellen Form sah man das Führen des Balles nach vorne, eng am Fuß, sah man Dribblings, mit denen Verteidiger ausgespielt wurden und sah man Körpertäuschungen in vollem Lauf mit dem Ball am Fuß, die fast jede gegnerische Abwehr wie Anfänger aussehen ließ.

Vor allem aber – und das traf nicht nur auf die ungarische, sondern auch auf die deutsche Mannschaft zu, wurde weit mehr als vorher als Mannschaft gespielt, nicht mehr im wesentlichen auf Einzelleistungen aufbauend.

Jeder wusste, wenn nicht ein Wunder geschieht, wird diese ungarische Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft von 1954 gewinnen! Nur einer sagte etwas anderes: Sepp Herberger, damals Trainer der deutschen Fussballnationalmannschaft, behauptete, man werde im Endspiel gegen diese Ungarn gewinnen. Er wurde belächelt.

Herberger tat etwas, was damals die Trainer noch nicht kannten: Er kaufte einen Film über ein Spiel der Ungarn, auf dem das ganze Spiel zu sehen war, und studierte die Mannschaft auf diesem Film. Heute ist es tägliche Routine, die Videos von Spielen der eigenen Mannschaft und des Gegners zu studieren – ja, es ist zum A und O der Trainer geworden.

Der Film, den Herberger studierte, war das sagenumwobene Spiel mit dem ungarischen Sieg in Wembley. Er studierte diesen Film über Monate. Danach sagte er: „Die Ungarn haben einen Schwachpunkt: Der rechte Verteidiger Buzánski. Er ist schwächer als viele andere auf dieser Position. Wenn wir gegen Ungarn gewinnen wollen, müssen wir über den linken Flügel angreifen.“

Er suchte und fand den idealen Linksaussen für diese Aufgabe: Schäfer von 1. FC Köln. Er ließ in allen Vorbereitungsspielen bevorzugt über den linken Flügel angreifen, um diese Art von Spiel ins Unterbewusstsein der Spieler eingehen zu lassen – auch dann, wenn dieses gegen den aktuellen Gegner nicht angebracht war. Schäfer war der beste Linksaussen, den Deutschland je gehabt hatte, schnell und ballgewandt Er fütterte die anderen Stürmer mit hohen und mittelhohen Flanken von links in den Strafraum.

Übrigens gibt es hier eine klare Parallele zum Endspiel der darauffolgenden WM zwischen Schweden und Brasilien: Als Brasilien 1:0 zurücklag, gab der Kapitän Didi die Parole aus, alles über Garrincha am rechten Flügel laufen zu lassen, dem genialen Dribbler. Man gewann 5:2. So sehr die ersten WM-Siege der Brasilianer mit dem Namen Pelé verbunden sind, in Wirklichkeit war es das Genie Garrinchas, das ausschlaggebend für die brasilianischen WM-Siege 1958 und 1962 war.

Seit diesem Zeitpunkt war Herberger besessen von dieser Auseinandersetzung. Er dachte kaum noch an etwas anderes. Die sehr gemischten Ergebnisse seiner Mannschaft vor der WM liessen ihn ungerührt. Er sah sich im Endspiel – und das gegen Ungarn!

Er benutzte seine ganze Zeit, um einen umfangreichen Plan auszuarbeiten, wie er die Spieler positionieren müsste, wie die Ungarn psychologisch zu überraschen seien und die eigene Mannscaft psychologisch aufgebaut werden könnte. Er nannte dies nicht Psychologie, er nannte dies Energie.

Er war sich darüber im Klaren: Die Ungar hatten „einen Lauf“ und er übersetzte dies völlig richtig: Ihre eigenen Erfolge gaben den Ungarn so viel Selbstvertrauen, dass sie in jedem Spiel über sich hinauswuchsen. Es war klar, es gab kein verfügbares Mittel, um dies Selbstvertrauen zu brechen. Er musste im Gegenteil genau dies ausnützen: Er musste dem ungarischen Team die Sicherheit geben, sie würden gewinnen. Er musste sie die deutsche Mannschaft unterschätzen lassen! Er tat Alles, um dies zu erreichen.

Eine Aussage von ihm hierzu ist in Kaiserslautern in Stein geschlagen am Denkmal der Lauterer Spieler, die Teil hatten an dem Triumph: „Die Außenseiterrolle ist der Schlüssel für die Schatzkammer unermesslicher Kräfte, die - geweckt und geschürt – Energien freisetzt, die helfen, Berge zu versetzen.“ Und das war, was Herberger in die Tat umsetzte: Er ließ Deutschland in eine fast hoffnungslose Außenseiterrolle rutschen und er weckte und schürte Energien bei seinen Spielern.

Wahrscheinlich hat er bei einer Reihe von Spielen vor der WM absichtlich eine schwächere Mannschaft aufgestellt, als er zur Verfügung hatte! So spielte man z.B. in den Qualifikationsspielen für die WM gegen Norwegen nur unentschieden, gegen ein Norwegen, das selbst gegen das Saarland verloren hatte. Das Saarland stand damals noch unter französischer Verwaltung und durfte als eigenes Land an der Weltmeisterschaft teilnehmen.

Erst unmittelbar vor der WM begann er mit dem Team zu spielen, das später die WM gewinnen würde: Es war auf fünf Spielern vom 1. FC Kaiserslautern basiert, die kurz vor der WM die deutsche Meisterschaft 53/54 gewonnen hatten: Der Verteidiger Kohlmeyer, der Mittelläufer Liebrich, der rechte Läufer Eckel sowie die beiden Brüder Walter, Fritz als Halblinks und Ottmar als Mittelstürmer. Dies waren nicht unbedingt alle die besten Spieler auf diesen Positionen, Kohlmeyer war deutlich umstritten, aber er brauchte ein eingespieltes Team, ohne zu diesem Zeitpunkt noch die Zeit für viele Vorbereitungsspiele zu haben. So nutzte er das „Gerüst“ des Kaiserslauterner Meisters, um seine moderne Vorstellung eines Mannschaftsspiels umzusetzen.

Zwar ist der minutiösen und vorher in dieser Form nie gesehnen Vorbereitungsarbeit Herbergers sicherlich ein wesentlicher Teil des Triumphes zuzuschreiben, aber es kamen ihm auch eine Anzahl von günstigen Umständen zu Hilfe:

Der erste davon war die Auslosung und der Modus der Gruppenspiele.

Wie vorher schon üblich, gab es in jeder Gruppe gesetzte Mannschaften (die als besser eingeschätzen) und nicht gesetzte (hinzugeloste). Es war in Herbergers Taktik wichtig, nicht zu den gesetzten Mannschaften zu gehören. Dann hatte man die Möglichkeit, mit einer spektakulären Niederlage gegen eine der gesetzten Mannschaften zum Aussenseiter zu werden. Und so geschah es. Deutschland wurde nicht gesetzt. Dafür war sicherlich die schwache Vorstellung in den Qualifikationsspielen mit verantwortlich, aber wohl vor allem Deutschlands Ansehen, nur neun Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges. Man wollte und musste jeden möglichen Eindruck vermeiden, Deutschland würde ein irgendeiner Weise bevorteilt.

Man konnte ja nicht wissen, nichts gesetzt zu sein war Teil des Herberger-Plans.

Der Modus der Gruppenspiele war nach heutigen Verhältnissen fremdartig. In jeder Gruppe waren vier Mannschaften, aber sie spielten nicht jeder gegen jeden, sondern nur die Gesetzten gegen die nicht Gesetzten. Auch das kam Herbergers Plan entgegen, denn nun brauchte seine Mannschaft nicht gegen den anderen nicht Gesetzten der Gruppe, Süd-Korea, zu spielen, was angesichts der damaligen Kräfteverhältnisse einen unerwünscht hohen deutschen Sieg ergeben hätte.

Vor der WM waren folgende Mannschaften als Favoriten gehandelt worden: Uruguay, der amtierende Weltmeister, nach Ansicht Vieler das zweitbeste Team der Weltmeisterschaft nach den Ungarn. Brasilien, der zweite der vorhergehenden WM, dessen wirkliche Stärke nie deutlich wurde, natürlich das ungarische Traum-Team, dazu der zweimalige Weltmeister Italien und auch noch das Fußball-Mutterland England. Doch auch Österreich, Frankreich und die Heimmannschaft Schweiz, damals alles Fußball-Mächte, waren unter den Favoriten.

So wurden denn auch gesetzt: In Gruppe 1: Brasilien und Frankreich, in Gruppe 2: Ungarn und Türkei (dieses Setzen der Türkei war auch ein günstiger Umstand; eigentlich war dieser Platz für Spanien vorgesehen, das sich aber nicht qualifizieren konnte, so rückte die Türkei nach, obwohl sie eindeutig schwächer einzuschätzen war als das nicht gesetzte Deutschland), in Gruppe 3: Uruguay und Österreich und in Gruppe 4: England und Italien.

Die Auslosung muss Herbergers Herz höher schlagen gelassen haben: Das günstigst Mögliche trat ein: Man kam in die Gruppe mit Ungarn und konnte so spektakulär gegen den erwarteten Endspielgegner verlieren und man hatte in der Gruppe als zweite gesetzte Mannschaft die Türkei, die wahrscheinlich schwächste aller gesetzten Mannschaften. Damit war das Weiterkommen auch nach einer Niederlage gegen Ungarn nicht so schwer.

Allerdings wurde damals noch nicht mit der Tordifferenz oder den geschossenen Toren oder dem direkten Vergleich bei Punktgleichheit entschieden, sondern es wurde ein Entscheidungsspiel ausgetragen. Dies musste dann auch Deutschland gegen die Türkei, aber alles ging gut, man konnte relativ leicht gewinnen und das zusätzliche Spiel in den Knochen belastete nicht so sehr, denn gegen Ungarn hatte Herberger eine Reservemannschaft antreten lassen.

Herberger konnte unmöglich eine Mannschaft mit dem Auftrag aufs Spielfeld schicken, spektakulär zu verlieren. Das hätte auch seine Ethik nicht zugelassen. So stellte er einfach eine Mannschaft gegen Ungarn, die im wesentlichen aus Reservespielern bestand. Gegen das hochmotivierte Ungarn hatte diese Elf nie eine Chance. Die Niederlage mit 8:3 war aber eine tiefe Demütigung für das deutsche Nationalgefühl. Niemand verstand die Taktik Herbergers. Er wurde von der Presse und im Rundfunk in der Luft zerrissen.

Der Verteidiger Bauer von 1860 München, der bei einigen der 8 Tore der Ungarn nicht sehr gut aussah, hat später erzählt: „Nein, er hat uns nicht gesagt, wir sollen verlieren. Im Gegenteil, er hat uns noch einige Tipps gegeben, auf was wir besonders achten müssen. Aber wir waren eindeutig schwächer. Das war die beste Mannschaft der Welt, gegen die wir da spielten. Da waren die drei geschossenen Tore sogar noch ein Trostpflaster.“

Die heftige Kritik aus Deutschland nach der Niederlage gegen Ungarn nutzte Herberger nun, er „weckte und schürte Energien“, indem er den Spielern Ausschnitte aus den Kritiken vorlas, speziell jenen, die weit übertrieben in der Kritik, die Spieler persönlich angriffen und sogar zu Schimpftiraden, Schlägen unter die Gürtellinie und Obszönitäten griffen. Er schuf eine Atmosphäre von „wir allein gegen die ganze Welt“, von „denen werden wir es zeigen“, kurz: den ‚Geist von Spiez’ (die deutsche Delegation war in Spiez bei Bern untergebracht und lebte völlig abgesondert von der Umwelt. Es entwickelte sich eine Trotz- und Kampfstimmung, die später als der ‚Geist von Spiez’ bezeichnet wurde).

Diese Wut, dieser Kampfgeist zeigte sich in allen Spielen nach der vernichtenden Niederlage gegen Ungarn. Man gewann das zweite Spiel gegen die Türkei leicht mit 7:2, gewann das Viertelfinale gegen Jugoslawien mit 2:0 und vor allem, man gewann das Halbfinale gegen Österreich mit 6:1!

Angesichts der damals üblichen Ergebnisse des Offensivfußballs scheint dies nichts Aussergewöhnliches, aber es war es. Österreich war damals eine der Grossmächte des Fussballs. Österreich hatte in der Qualifikation Portugal mit 9:1 aus dem Wettbewerb geworfen, Österreich hatte in den Gruppenspielen der ersten Phase keinerlei Tor hinnehmen müssen, was außer diesem Team nur Uruguay gelang, Österreich würde wenige Tage später im Spiel um den dritten Platz das Weltmeister-Team von Uruguay niederringen, das vorher meistens als zweitbestes nach Ungarn angesehen wurde, vor allem aber hatte Österreich im Viertelfinale die Schweiz mit 7:5 besiegt, dem Spiel mit der höchsten Zahl der Tore der WM, das in die Geschichte als Hitzeschlacht von Lausanne einging. In diesem Spiel, so unglaublich das erscheinen mag, hatten die Schweizer nach 23 Minuten bereits 3:0 geführt, doch nach weiteren 12 Minuten lag Österreich mit 5:3 vorn! Fünf Tore in zwölf Minuten in einem Viertelfinale der Weltmeisterschaft, das muss den Österreichern erst einmal jemand nachmachen!

Nun, mag vielleicht jemand sagen, was ist schon die Schweiz? Aber damals war die Schweiz ebenfalls eine der Spitzenmannschaften. Sie war es nämlich, die Italien, den damals schon zweimaligen Weltmeister, aus dem Turnier befördert hatte mit zwei Siegen. Die Schweiz spielte den Riegel, das war ein erster schüchterner Versuch, eine etwas defensivere Spielweise anzuwenden, wenn auch dies immer noch innerhalb des Offensivfußballs stattfand. Italien war an diesem Riegel zweimal gescheitert, aber die Österreicher hatten ihn überwunden. Wer dieses Österreich mit 6:1 besiegt hatte, musste ein ernst zu nehmender Gegner im Endspiel sein.

Doch das hochfliegende Team Ungarns war solchen Erwägungen nicht zugänglich. Wer „einen Lauf hat“, d.h. er wird vom eigenen Selbstbewusstsein getragen zu immer neuen Höchstleistungen getrieben, der kann nicht gewarnt werden. Er wird einmal plötzlich auf Umstände und einen Gegner treffen, die ihn besiegen und dann wird das Heulen und Zähnknirschen umso lauter sein. Das war es, was mit Ungarn geschah.

Brasilien war von Ungarn relativ leicht ausgeschaltet worden – die Brasilianer hatten sich in persönliche Auseinandersetzungen verbissen, anstatt ihre Spielkraft auszuspielen. Im Halbfinale trafen die Ungarn auf den amtierenden Weltmeister Uruguay, damals eine absolute Spitzenmannschaft, die vorher die hoch eingeschätzten Engländer glatt mit 4:2 abgefertigt hatten. Zwar ging Ungarn, wie gewohnt, mit 2:0 in Führung, doch das Team musste in der regulären Spielzeit noch das 2:2 ninnehmen und in eine Verlängerung. Diese Verlängerung wurde äusserst schwer für die Ungarn, doch sie konnten mit zwei Toren des Torschützenkönigs Kocsis schliesslich mit 4:2 dominieren.

Diese Verlängerung im Halbfinale war eine weitere günstige Bedingung für die Deutschen im Endspiel, denn die Ungarn waren ausgelaugt von dieser Energieleistung. Eine deutliche Parallele zur WM 1970 in Mexiko, als Italien in eine schwere Verlängerung gegen Deutschland musste und darum im Endspiel gegen Brasilien nur eine Halbzeit mithalten konnte. Daraus entstand die Forderung, bei den WM mehr Zeit zwischen den Halbfinals und dem Endspiel einzubauen.

Die WM 1954 war die letzte Weltmeisterschaft des reinen Offensiv-Fussballs, wenn auch mit dem Schweizer Riegel schon die erste Andeutung der Entwicklung zum Defensiv-Fußball auftauchte. Bei der folgenden Weltmeisterschaft würde bereits mit Brasilien ein Team gewinnen, das nicht mehr fünf, sondern nur noch 4 Stürmer aufwies. Der Linksaussen Zagallo (heute der Mann mit der erfolgreichsten Fußball- und Trainer-Karriere aller Zeiten) war bereits zurückgezogen und war eigentlich ein Mittelfeldspieler. Wirklich defensiv wurde der Weltfussball aber erst, als die Italiener (Inter Mailand) Anfang der Sechziger Jahre den Cattenacchio erfanden und sich daraus dann mehr und mehr defensive Spielarten entwickelten bis zum heutigen Fußball, in dem gewinnt, wer die Anderen nicht spielen lässt.

Man kann heute mit den hohen Spielergebnissen von damals kaum noch etwas anfangen. Aber damals wurde das Spiel vorne gewonnen, nicht hinten, wie heute – jedenfalls in der Regel (wir werden noch eine Ausnahme beim Endspiel 54 kennen lernen). Oft wurden die Mehrzahl der Tore des Spiels in der ersten halben Stunde geschossen. Das hängt mit den damaligen Möglichkeiten zusammen, wie man die Spieler körperlich vorbereiten konnte, wie die Kondition der Spieler war. Es gab noch nicht die ausgefeilten Trainingsmethoden von heute. Die Spieler waren Amateure oder Halbprofis. Sie gingen einem Beruf nach. Die Fussballer hatten noch keine Lungen wie Engelsflügel und noch kein Herz von der doppelten Grösse eines normalen Menschen.

Die Entscheidung wurde schnell gesucht. Später im Spiel war man zu ausgelaugt, um noch Grosses zu vollbringen. Die heutige Maxime, der Ballführende muss sofort angegriffen werden, möglichst mit zwei Spielern, wäre damals nicht möglich gewesen. Das hätte niemand durchgehalten, jedenfalls nicht mehr als 10 Minuten. Damals gab es auch noch keine grosszügigen Auswechselungskontingente. Fast immer mussten Alle 90 Minuten durchspielen.

Kurz: Es war ein anderes Spiel. Darum erscheinen uns heute die Berichte von 1954 so fremdartig.

Ursprünglich war das Spielsystem im Fußball ein 2-3-5 gewesen: Zwei Verteidiger, drei Läufer und fünf Stürmer. Davon zeugen heute noch viele der benutzten Nummerierungen, z.B. wird die ‚7’ oft noch für einen Stürmer verwendet. Bis zur WM 54 hatten sich aber die Positionierungen schon verändert und es war das WM-System entstanden. Vorne wurde in einem ‚W’ positioniert, hinten in einem ‚M’. Der Mittelläufer, typischerweise für den gegnerischen Mittelstürmer zuständig, war von dessen vorgeschobener Position nach hinten gedrückt worden und war ein Mittelverteidiger geworden. Vor den drei Verteidigern spielten die beiden Aussenläufer ein defensives Mittelfeld. Im Sturm wurde die beiden Halbstürmer zurückgezogen und spielten das offensive Mittelfeld. Es war also eine Art von 3-2-2-3 oder 3-4-3-System.

Dies war in jenem Jahr DAS Fußball-System. Alle, auch die Ungarn, spielten WM-System. Im Spiel gegen Jugoslawien im Viertelfinale, bei dem alle Beobachter die deutsche Mannschaft irgendwie als „ofusk“ angesehen hatten, waren diese Positionen geändert. Das Spiel der deutschen Mannschaft war nicht ‚frei’, man spielte irgendwie viel zu zurückhaltend – die beiden Tore fielen mehr zufällig anstatt als logische Konsequenz vieler Angriffe.

Was war geschehen? Herberger hatte sein Spielsystem gegen Ungarn getestet. Eckel war als Manndecker nach hinten gezogen worden, Fritz Walter spielte extrem defensiv, praktisch wie ein defensiver Mittelfeldspieler, sein Bruder Ottmar hatte die Rolle des Ballverteilers im vorderen Mittelfeld übernommen, Schäfer blieb immer nahe der linken Aussenlinie und war so praktisch kein Stürmer mehr. Als Stürmer blieben nur Morlock und Rahn, wobei der letztere kaum an der rechten Aussenlinie blieb, sondern in die Mitte drängte. Dies war gegen Jugoslawien völlig unangebracht, aber Herberger brauchte mindestens ein Spiel, in dem die neue Positionierung erprobt wurde.

Nach dem Jugoslawien-Spiel, das als extrem schwache Vorstellung der Deutschen angesehen wurde, war die Kritik aus der Heimat noch schriller und ätzender geworden. Es wurde u.a. kritisiert, dass Herberger an Ottmar Walter festhielt, der absolut nichts gezeigt habe (er nahm ja nicht seine Position als Mittelstürmer ein). Berni Klodt solle für ihn in die Mannschaft. Herberger sagte nur, die verstehen gar nichts. Und das war es, die deutschen Sportjournalisten verstanden nicht, dass alles an Herbergers Taktik auf ein Endspiel gegen Ungarn ausgerichtet war, dass er nicht von Spiel zu Spiel dachte, sondern im wesentlichen an dieses Endspiel. Er nutzte die Kritiken erneut, um die Wut der Spieler noch zu steigern.

Im Film „Das Wunder von Bern“ wird das Endspiel fast völlig auf Rahns Tore reduziert. Das ist eine Verfälschung. Natürlich gibt Rahn von Rotweiss Essen einen idealen Ruhrgebietshelden ab und er schoss eben wirklich zwei der drei Tore im Endspiel. Aber das ist nur eine Seite.

Rahn war keineswegs der Beste auf seiner Position, genauso wenig wie Ottmar Walter, für dessen Position auch noch Berni Klodt auf der Bank sass. Die beiden waren dort, weil Herberger sie in seiner genialen Strategie benutzte. Ottmar Walter war einer der besten Mittelstürmer Deutschlands und verdiente, in dieser Mannschaft zu stehen, aber er war kein klassischer „Goal-Getter“, er war dort, weil er sich mit seinem Bruder Fritz und den anderen „Lauterern“ fast blind verstand, was Herberger in dieser Mannschaft brauchte.

Rahn war ein langsamer Spieler mit etwas behäbigen Bewegungen und wenig Technik. Aber er hatte das, was man als „Bums“ bezeichnete oder später als „Klebe“ oder „Wumme“, das was wir bis vor kurzem bei Roberto Carlos von Brasilien bewundern konnten, einen mächtigen Gewaltschuss – und er konnte ihn oft in die richtige Richtung bringen. Das ist mehr als man von vielen heutigen Bundesligaspielern sagen kann.

Herberger hatte ihn hereingenommen, weil er keinen anderen Spieler mit dieser Charakteristik hatte. Er war sich bewusst, irgendjemand hätte die Tore zu machen. Er hatte Max Morlock von 1. FC Nürnberg, der ein wirklicher „Goal-Getter“ war, aber der war mit seinem Sinn für den richtigen Ort im richtigen Moment mehr für jene Art von Abstauber-Toren zuständig, wie er eins im Endspiel zum 1:2 machte. Morlock, nicht etwa Rahn oder O. Walter, wurde Zweiter der Torjägerliste der WM 54! Aber Rahn war jener, der aus einer gewissen Entfernung Dinger aufs Tor loslassen konnte, die kaum ein Torwart halten konnte und der Torwart der Ungarn, Grosics, war nicht der stärkste.

Herbergers Sturm war damit mit allen Typen von Stürmern ausgerüstet, ein Gleichgewicht, das heute viele Trainer nicht herzustellen verstehen, nicht zuletzt, weil sie nur noch einen Stürmer haben.

Ganz links war Schäfer, über den fast alle Angriffe liefen und der viele von ihnen in Flanken in die Mitte umsetzen konnte. Alle drei deutschen Tore begannen mit Vorstössen von Schäfern, wobei allerdings beim ersten Tor von Morlock bis zum Tor eine Menge anderer Füsse dazwischen waren.

Halblinks war Fritz Walter, der Spielmacher, der Mann mit Übersicht und mit einem Blick fürs Spiel. Er war Herbergers Mann auf dem Spielfeld. Er verstand Herbergers Taktik. Er kommandierte auf dem Spielfeld, nicht einfach, weil er Kapitän war, sondern aufgrund seiner natürlichen Autorität als besonders herausragender Spieler. Er war mit Defensivaufgaben überbeansprucht in diesem Endspiel und verstärkte praktisch die Abwehr, kein Wunder bei einem so starken Gegner.

Der Mittelstürmer Ottmar Walter war mehr ein Aufbauspieler als ein Reisser. Er beschäftigte die Hintermannschaft der Ungarn und sorgte dafür, dass ständig Spieler in der Verteidigung bleiben mussten. Er hinterliess zwar keine unmittelbaren Spuren im Finale, war aber einer von denen, der die Ungarn mit ständigem Laufen mattspielte.

Halbrechts war Max Morlock, der sich in dieser Weltmeisterschaft als der Mann erwies, der vorne im richtigen Moment am richtigen Platz war. Sein Anschlusstor unmittelbar nach dem 2:0 der Ungarn war ausschlaggebend, dass sich keine ängstliche Stimmung in der deutschen Mannschaft verbreiten konnte.

Rechtsaussen war Helmut Rahn. Er spielte in Wahrheit keinen Rechtsaussen, sondern mehr einen Mittelstürmer, der sich meist weiter rechts aufhielt. Er bekam fast keine Bälle, um sie nach vorne zu tragen oder Flanken zu geben, denn in beidem war er nicht besonders gut. Er bekam in aussichtsreichen Positionen zweimal abgeprallte Bälle vor die Füsse und zögerte nicht abzuziehen, das waren zwei Tore für die Deutschen. Das macht ihn unsterblich.

Doch kommen wir, bevor wir wieder aufs Endspiel zu sprechen kommen, noch einmal auf die günstigen Umstände zurück.

Zu den schon genannten kamen im Endspiel nämlich zwei weitere:

Die erste: Puscas war leicht verletzt. Es ist nicht überliefert, was es für eine Verletzung war, aber Puskas spielte in diesem Spiel bei weitem nicht das, was er konnte. Das hing wohl auch mit einem starken Gegner zusammen, aber wahrscheinlich auch mit der Verletzung. Immerhin schoss Puskas das erste ungarische Tor, gleich nach sechs Minuten. Kurz vor Schluss gelang ihm aus Abseitsposition noch ein Beinahe-Tor. Er konnte aber das ungarische Spiel über die ganze Zeit nicht wie gewohnt antreiben und das war wohl eine deutliche Schwächung.

Der zweite günstige Umstand war – und das ist allgemein bekannt: Es regnete während des ganzen Finalspiels, es war „Fritz–Walter-Wetter“. Auf tiefem und von Pfützen bedeckten Grund konnte das typische ungarische Spiel mit einem raschen Ball-Laufen-Lassen von einem zum anderen nicht funktionieren, denn die kurzen Flach-Pässe bleiben in den Pfützen stecken. Zum anderen funktioniert das Eng-am-Fuß-Führen des Balls, während man vorwärts strebt, nicht wie gewohnt – aus dem gleichen Grund. Kurz: Die technische Überlegenheit Ungarns, die unbestreitbar ist, war praktisch eliminiert durch den Regen.

Damals gab es ja noch nicht die teppichartigen Rasenplätze, die heute dominieren. Auch die heutige Drainage-Technik, die das Entstehen von Pfützen verhindert, war noch unbekannt.

Was das mit Fritz Walter zu tun hat? Eigentlich wenig. Nur indirekt. Fritz Walter war Spielführer von zwei Mannschaften, die nicht unbedingt durch viel Technik glänzten, dem 1. FC Kaiserslautern und der damaligen deutsche Nationalmannschaft. Er selbst war sehr wohl ein technischer Spieler, der gut in eine Mannschaft wie die der Ungarn gepasst hätte, aber die von ihm geführten Mannschaften konnten immer froh sein, wenn es regnete und die technischen Vorteile des Gegners nicht zum Zuge kamen. So kam es zum Begriff des Regens als „Fritz –Walter-Wetter“.

Ganz nebenbei gab es noch einen kleinen günstigen Umstand für die deutsche Elf: Kurz vor dem Finale hatte Adi Dassler, der damalige Besitzer von Adidas, den Fussballschuh mit Schraubstollen erfunden, der den deutschen Spielern zur Verfügung stand. Man konnte im Regen längere Stollen einschrauben und hatte dann einen geringfügigen Vorteil in der Standfestigkeit.

Als die Ungarn also aufliefen, hätten sie eigentlich gewarnt sein müssen. Sie standen dem Gegner gegenüber, der Österreich mit 6:1 abgefertigt hatte, sie hatten einen verletzten Spielführer, sie waren noch von der Verlängerung gegen Uruguay ausgelaugt, sie spielten im für sie ungünstigen Regen und sie hatten einen bis in die Haarspitzen motivierten Widersacher vor sich. Doch die Aussagen, die einige der ungarischen Spieler später machten, waren klar: Obwohl sie sich im Grunde dieser Tatsachen bewusst waren, dominierte doch in ihrem Unterbewusstsein die Gewissheit der Überlegenheit, stand man nicht einer ungesetzten Mannschaft gegenüber, hatte man denn nicht Deutschland zwei Wochen vorher mit 8:3 deklassiert? Offenbar hatte Trainer Sebes nicht oder nicht ausreichend deutlich gemacht, wie gefährlich dieser Gegner war. Herbergers Rechnung begann aufzugehen.

Aber auch wenn Sebes gewarnt hätte, bleibt zu bezweifeln, ob irgendetwas anders gelaufen wäre. Das schnelle ungarische Spiel auf höchstem Niveau war nur mit prallem Selbstbewusstsein möglich – und so beisst sich die Katze in den Schwanz.

Innerhalb von 8 Minuten führte Ungarn 2:0. Das hätte die Zuversicht von fast jedem unterminiert, nicht aber dieser deutschen Mannschaft, die es immer noch ‚Allen zeigen’ musste und wollte. Zwei Minuten nach diesem 2:0 gelang Morlock bereits das Anschlusstor, weitere 8 Minuten später Rahn der Ausgleich.

Doch gehen wir noch einmal zu den zwei Minuten zurück, die Ungarn 2:0 führte. Der Mitteläufer der Ungarn Lorant, der später lange Zeit Trainer in Deutschland war, sagte nämlich später: „In diesem Moment hatten wir das Spiel verloren.“ Nicht etwa, als der 2:2-Ausgleich fiel, nein, mit dem 2:0.

Was wollte er sagen?

War man vielleicht mit einem bestimmten Vorbehalt ins Spiel gegangen, ob sich der Gegner nicht doch als schwer herausstellen würde, ob man erneut höchste Schwierigkeiten haben würde zu gewinnen wie gegen Uruguay, so atmete jeder in der Mannschaft mit dem 2:0 innerlich auf. Nein, nichts dergleichen, Deutschland war nicht besser als die Ersatzmannschaft, man hatte alles im Griff, man würde das Ding souverän heimschaukeln. Innerlich, ohne es zu merken, wurde der absolute Fokus auf das Ziel etwas gelockert, es wurde sich erleichtert zurückgelehnt – jedenfalls ihm übertragenen Sinn. Damit hatten die ungarischen Spieler das Einzige verloren, das ihnen auch in dieser Situation noch den Sieg garantiert hätte: Die absolute Konzentration auf jede einzelne Szene des Spiels, der Einsatz von allem, was möglich war, der absolute Fokus.

Ob dies Herberger auch so geplant hatte? Ungewiss. Er konnte unmöglich absichtlich eine ungarische 2:0-Führung provoziert haben, allerdings war das typisch für das ungarische Spiel. Dies kam nun aber in idealer Weise seinen Absichten zupass, speziell, weil der deutschen Mannschaft schnell der Ausgleich gelang. Während des ganzen Spieles konnten die Ungarn nicht zurückfinden zur absoluten Konzentration, die hier nötig gewesen wäre. Das hatte Lorant gemeint mit: „Nach dem 2:0 hatten wir das Spiel verloren.“

Das ist eine alte psychologische Erkenntnis: Ist man mit einer bestimmten Haltung (zum Beispiel der sträflichen Unterschätzung des Gegners) ins Spiel gegangen oder hat man diese Haltung nach kurzer Zeit im Spiel angenommen, so gelingt es nicht so einfach, während des Spiels diese Haltung zu ändern.

Das heißt natürlich nicht, dass Ungarn nicht noch hätte gewinnen können. Es hatte auch genug klare Chancen dazu. Hidegkuti knallte einen Ball an den Pfosten, Kocsis einen an die Latte, Turek hielt einige „Unmögliche“ und der Schiedsrichter hätte das Abseits von Puskas bei seinem Tor kurz vor Schluss nicht gesehen haben können. Aber auch das mag mit der Psycholgie zu tun haben. Ist man nicht völlig fokussiert, kommt mit fortlaufendem Spiel Panik auf, eventuell zu verlieren, so geht die Genauigkeit leicht verloren.

So kam es denn zur Szene sechs Minuten vor Schluss: Schäfer (immer er) führte einen Angriff nach vorne, flankt auf Morlock, doch ein ungarischer Kopf ist dazwischen und der Ball springt zu Rahn, der fast genau am rechten Strafraumeck steht. Der Sportreporter Zimmermann, dessen Reportage am Radio dieses Spiels zur Legende geworden ist, brüllt ins Mikrofon: „Rahn müsste schiessen!“ Dann, fast etwas überrascht, dass man seine Anweisungen befolgt: „Er schiesst!“ und danach hört man ihn nur noch schreien „Tor! Tor!“, so als sei er ein brasilianischer Rundfunkreporter.

Rahn hatte mit einem trockenen und harten Flachschuss vollstreckt.

Also doch Rahn der Matchwinner? Oder hat Morlock mehr Anteil? Oder Schäfer? Nichts dergleichen!

Der deutsche Sturm hatte in Wirklichket nicht mehr Tore gegen Ungarn fertiggebracht als die Ersatzmannschaft kurz vorher, nämlich drei. Was geschah, war, die deutsche Hintermannschaft hat diesmal keine acht eingesteckt, sondern nur zwei.

Sehen wir uns also diese Hintermannschaft näher an: Hier dominiert der Mittelläufer Liebrich, ebenfalls von Kaiserslautern, der zudem zwei weitere Lauterer, Kohlmeyer und Eckel, zur Seite hat. Die drei bilden das Rückgrat. Wer viel hinten aushilft, ist zudem Fritz Walter.

Eckel ist der direkte Gegenspieler von Puskas und er neutralisiert ihn über grosse Teile des Spiels. Da ist natürlich auch Puskas’ Verletzung, aber im Endeffekt geht das Duell trotz Puskas’ Tor und seinem Abseits-Tor unentschieden aus. Der Torjäger Kocsis war meist bei Kohlmeyer gut aufgehoben, abgesehen von wenigen Szenen, aber er macht keine Tor, dafür produzierte Kohlmeyer ein Missverständnis mit Torhüter Turek, das zum 2:0 führte, also nur ein Unentschieden für Kohlmeyer.

Liebrich selbst dirigiert nicht nur die Hintermannschaft, sondern dominiert auch Mittelstürmer Hidegkuti, bis auf eine Szene. Aber auch der macht kein Tor, also 1:0 für Liebrich. Mihály Tóth, der Halbrechts, ist bei Karl Mai von der SpVgg Fürth gut aufgehoben. Mai macht das Spiel seines Lebens, auch 1:0 für ihn. Schliesslich noch das Duell zwischen Jupp Posipal vom Hamburger SV und Szíbor, dem Linksaussen (die zwei waren früher einmal in Rumänien in die gleiche Schule gegangen). Szíbor ist für das zweite Tor der Ungarn zuständig, aber sonst auch in guten Händen, auch hier ein unentschieden. Dazu kam Turek im Tor, von Fortuna Düsseldorf. Er hat zwar ein wenig Mitschuld an dem 2:0 für Ungarn, aber was hielt er alles! Reporter Zimmerman nannte ihn einen Fussballgott. Mit anderen Worten, die deutsche Hintermannschaft hat das Spiel gewonnen!

Auf einem Fussballstammtisch, der damals eine Anzahl der Mitglieder der deutschen Delegation in der Schweiz zusammenführte, wurde, einige Zeit nach dem Triumph, Herbergers Tatktik analysiert. Er hatte mit Eckel als Bewacher von Puskas, der ja sehr weit vorne spielte, praktisch einen vierten Verteidiger eingeführt. Er spielte mit einer Viererkette in der Abwehr! Kommt das jemand bekannt vor? Davor hatte er zwei defensive Mittelfeldspieler, Fritz Walter und Mai - und vor ihnen zwei offensive Mittelfeldspieler, Ottmar Walter und Schäfer. Als Stürmer blieben in Wirklichkeit nur Morlock und Rahn. Herberger spielte gegen Ungarn 4-4-2! Das ist genau das System, das heute viele Nationalmannschaften benutzen, so unter anderen die brasilianische.

Herberger hatte zum ersten Mal in einem wichtigen Spiel der Fussballgeschichte ein defensives Spielsstem verwendet und zum ersten Mal bewiesen, es kann über ein offensives System triumphieren. Herberger ist der Erfinder des Defensiv-Fussballs.


Veröffentlicht am 30. Dezember 2007 in "Nachrichten - heute"

Originalartikel

Sonntag, 30. Dezember 2007

Bush und Bin Laden sind eine symbiotische Einheit

Bin-Laden-Video 'fiel vom Himmel' für Bush

Von Elmar Getto

Hier zum Jahrewechsel eine Rückschau - aber nicht auf dies Jahr. Dies ist ein Artikel, der am 1. November 2004 erschien. Er geht darauf ein, wie ein veröffentlichtes angebliches Video von Osama Bin Laden Bush Pluspunkte unmittelbar vor der letzten US-Präsidentenwahl brachte. Da das kommende Jahr wieder Präsidentenwahljahr in den USA ist, ergibt sich der logische Zusammenhang.

Zunächst schätzten die „politischen Auguren”, wie so oft ohne Sicht des Ganzen, das Osama bin Laden-Video als „neutral “für die US-Präsidentschaftswahlen ein.

Siehe z.B. Artikel in der „Süddeutschen“ vom 30.10. 2004:

Dann aber, nachdem das Video und Auszüge seiner Übersetzung Tag und Nacht auf allen US-Fernsehstationen gelaufen war, zeigten die neuesten Meinungsumfragen eine Verschiebung der Stimmen zugunsten von Bush um 2 oder 3%.

Osama Bin Laden

Wenn der anerkannte Feind Nr. 1 der USA Bush (und auch noch dessen Vater) kritisiert, dann muß Bush der bessere Kandidat sein, mag der einfache US-Amerikaner denken, der zunächst an das Naheliegende denkt. Dazu kommt, daß damit vom Thema Irak abgelenkt wird, bei dem Bush nicht überzeugend ist.

Hätte Bush dieses Video bei bin Laden bestellt, es hätte nicht besser und zeitlich optimaler platziert sein können. Wenn Bush die Wahlen gewinnt, wird dieses Video ein wichtiger Grund sein.

Angesichts dieser Tatsache begannen sofort die Spekulationen. In den Blogs und Internet-Foren sprießen die Ideen – und keine von ihnen ist unmöglich.

Theorie Nr. 1 ist:

Der CIA spielt auf der grossen Wurlitzer-Orgel

Dieses Video ist vom CIA oder sonst einem US-Staatssicherheitsdienst ‚gefaked’. Es ist nicht schwer, einen gut arabisch sprechenden Schauspieler zu finden, der annähernd die Stimme bin Ladens imitieren kann (und im Video-Ton gehen charakteristische Elemente der Sprache sowieso unter). Vom Gesicht ist vor lauter Bart und Turban ohnehin fast nichts zu sehen. Bush selbst ist der Auftraggeber des Videos. Wenn, wie vermutet wird, bin Laden längst tot ist, wird auch kein schnelles Dementi kommen. Im ganzen Video wird nicht einmal der Koran zitiert oder andere religiöse Punkte vorgebracht, das hätte bin Laden kaum gemacht. Der Text ist offensichtlich von einer „westlichen“ Person verfaßt. Z.B. braucht sich der echte bin Laden nicht auf einen lächerlichen Disput über die Verspätung der Abfangjäger (am 11. September) einlassen und eine unhaltbare Theorie dazu aufstellen.

Bush

Theorie Nr 2 ist:

Bin Laden ist weiterhin Mitarbeiter eines US-Stasi-Dienstes. Bush hat bei ihm die Anschläge des 11. September und auch dieses Video bestellt. Denn nur so konnte er eine Chance haben, wiedergewählt zu werden. Es ist sowieso unerklärlich, warum drei Jahre nach der Invasion Afghanistans bin Laden immer noch nicht gefunden wurde, wenn man Zehntausende von Soldaten zur Suche zur Verfügung hat. Da muß Absicht dahinter stecken. Da zweifelsfrei belegt ist, daß Bush vorher über die Anschläge vom 11. September informiert war und dafür gesorgt hat, daß die Terroristen nicht gestoppt werden, ist dies eine plausible Erklärung.

Als Beispiele seien nur einige Postings aus dem „Telopolis-Forum“ zu einem Artikel über das Video genannt:

http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=6769378&forum_id=68148

http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=6769442&forum_id=68148

http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=6769490&forum_id=68148

http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=6772161&forum_id=68148

Mir scheint eine andere Theorie naheliegender und wahrscheinlicher zu sein:

Bush und bin Laden leben in Symbiose. Der eine braucht den anderen, um seine Ziele zu erreichen. Bushs Wiederwahl lebt von bin Laden (und jetzt seinem Video). Der Aufstieg bin Ladens zu einer anerkannten Ikone der arabischen und islamischen Welt wäre ohne Bushs Kriege nicht möglich gewesen.

Man vergleiche:
  • Beide sind von der extremen Rechten
  • Beide sind religiöse Fanatiker
  • Beide sind Massenmörder
  • Beide sind Millionärssöhnchen
  • Beide sind Führer terroristische Zusammenschlüsse, die weltweit Schrecken verbreiten
  • Beide benutzen im wesentlichen die Gewalt als Mittel ihres Vorgehens
  • Beide sparen nicht mit salbungsvollen Worten, um genau dies zu vertuschen
Four more Years

Vielleicht wollte bin Laden mit dem Video Bush nicht unterstützen, aber ihre symbiosehafte Gegnerschaft ließt ihm keine andere Wahl.


Veröffentlicht am 1. November 2004 in "Rbi-aktuell", hier geringfügig vom Autor redigiert.

Freitag, 28. Dezember 2007

Petrocaribe - ein Trumpf für Chávez

Wichtig für viele Länder der Region

Von Karl Weiss

Die fast absolute Dominanz der Vereinigten Staaten über alle anderen Länder in den Amerikas beginnt langsam unterminiert zu werden. Venezuelas Hugo Chávez, der auf den größten Ölreserven der Welt sitzt - die allerdings noch nicht erschlossen sind - beginnt ein neues Unterzentrum zu bilden. Mit der Organisation Petrocaribe, die im Moment 17 Staaten Mittelamerikas und der Karibik umfasst, offeriert er Vorteile für arme Länder, wie es der frühere Hausherr nicht für nötig hielt.

Venezuela2

Die Regierungschefs dieser Länder trafen sich dieser Tage in Kubas Stadt Cienfuegos, wo eine neue Raffinerie eingeweiht wurde. Es handelt sich im Kern um eine Handelsvereinigung, gegründet 2005, zum Kauf und Verkauf von Erdöl und seinen Produkten. Da Venezuela, der viert- (oder fünft- , je nach Quelle) größte Ölexporteur, Teil der Gruppe ist, lief das zunächst auf eine Organisation hinaus, in der Venezuela seinen Nachbarstaaten zu günstigen Bedingungen Erdöl anbietet.

Welt-Ölreserven

Mit der neuen kubanischen Raffinerie hat die Staatengruppe jetzt aber auch ausreichend Benzin und Diesel, die bisher zu Wucherpreisen importiert werden mussten.

Venezuela

Am Freitag, den 21. Dezember 2007, trat auch Honduras dem Pakt bei, zusammen mit Haiti und Nicaragua eines der ärmsten Länder Zentralamerikas und der Karibik. In diesen Ländern hat sich die jahrhundertelange völlige Unterwerfung unter US-Interessen besonders katastrophal auf die Lebensbedingungen der Bevölkerung ausgewirkt. Einerseits wurden der lokalen Oligarchie märchenhafte Reichtümer verschafft, andererseits garantierte diese die Oberherrschaft des „großen Bruders“ aus dem Norden, der wiederum dafür sorgte, dass diese Oligarchie immer an der Macht blieb, sei es in einer scheinbaren Demokratie, sei es in Militärdiktaturen.

Die Oligarchien Lateinamerikas sind in sehr unterschiedlichem Masse bereit, ab und zu ein paar Brotkrumen von ihrem superreichen Tisch fallen zu lassen. So entstanden in Lateinamerika mittelarme, sehr arme und völlig arme Länder.

Chávez und Lula

Doch ganz Lateinamerika ist in eine revolutionäre Gärung eingetreten – noch stehen keine Revolutionen auf der Tagesordnung, aber das Volk beginnt, nicht mehr so leben zu wollen wie bisher. Da ist es natürlich: Alle Arten von Reformern treten auf und versuchen den Kapitalismus zu retten. Typisch dafür sind Lula in Brasilien, die Kirchners in Argentinien, Bachelet in Chile und der geläuterte Ortega in Nicaragua. In Mexiko wurde bei den Präsidentenwahlen nur durch massive Wahlfälschung die Wahl eines weiteren Reformers verhindert.

Doch gleichzeitig treten auch bereits Politiker an die Spitze, die weit über normale Reformen hinausgehende Programme auf die Tagesordnung setzen und sogar schon das Wort Sozialismus in den Mund nehmen und die Alleinherrschaft der Oligarchien gefährden, auch wenn alle diese Staaten noch keineswegs einen Sozialismus haben, sondern kapitalistisch sind.

Das trifft neben Fidel Castro in Kuba (mit einer speziellen Geschichte), der seit der Revolution 1959 herrscht, auch für die in den letzten Jahren an die Macht gekommenen Präsidenten Chávez in Venezuela, Evo Morales in Bolivien und Correa (erst seit diesem Jahr) in Equador zu. Nicht zufällig waren diese drei die ärmsten Länder Südamerikas, zusammen mit Peru, wenn man von den Winz-Ländern Guyana, Französisch Guyana und Surinam absieht.

Chávez hat auf diesem Petrocaribe–Gipfel den Staaten der Gemeinschaft angeboten, ihnen Erdöl gegen Bezahlung durch Dienstleistungen und Agrarprodukte zu verkaufen, wie Bananen und Zucker. Das macht für diese Länder offensichtlich einen großen Unterschied, denn sie müssen sonst immer Dollars erwerben (man ist hier in der Dollar-Zone), um Erdöl kaufen zu können.

Zentral Amerika

So sagte Chávez denn auch bei der Eröffnung der Konferenz: „Die Petrocaribe ist viel mehr als ein einfacher Mechanismus des Handels mit Kohlenwasserstoffen. Sie ist ein Mechanismus, der uns integriert, der uns eint und der uns befreit.“ Ebenso ließ er keinen Zweifel an seinen antiimperialistischen Absichten: „Die Petrocaribe schafft eine neue Geopolitik des Erdöls, die nicht im Dienst des Imperialismus und großen Kapitalismus steht.“

Chávez lies es sich nicht nehmen, sich auch mehrere Stunden mit Fidel Castro zu unterhalten. Er ging so weit zu sagen: „Kuba und Venezuela sind in Wahrheit eine Nation.“

Der Korrespondent der BBC auf dem Petrocaribe-Gipfel schrieb, dass die Petrocaribe sich als eine Organisation bewiesen hat, die wichtig für die Ökonomie vieler der Länder der Region ist.


Veröffentlicht am 27. Dezember 2007 in "Nachrichten - heute"

Originalartikel

Montag, 24. Dezember 2007

Ein Weihnachtsartikel

Die Realität – heute: Der „Friedenseinsatz“ im Irak


Von Karl Weiss


Hier sollen Fotos dokumentiert werden, die einen rechten Eindruck geben, was diese Weihnachten auf der Tagesordnung steht – wenn man noch irgendeinen Sinn in Weihnachten sehen will, ausser dem Absatzrekord. Wir leben in einer Zeit des brutalsten Abschlachten von Zivilbevölkerung, Kinder, Männer und Frauen, durch die entmenschten Kriegsmaschinerien der US-Regierung und ihrer Verbündeten. Das darf speziell an Weihnachten nicht aus dem Blickfeld geraten.

Fisk Irak Al Kindi

Die Fotos sind z.T. schwer zu ertragen. Vorsicht für Menschen mit schwachem Herzen.

Fisk Bagdad

Die Statistiken neutraler Beobachter geben inzwischen an, im Irak wurden etwa eine Million von Zivilisten getötet seit dem Einmarsch der US-Truppen und der Koalition der Willigen. Doch da ist nicht nur Tod, sondern auch fürchterliche Verstümmelungen und entsetzliches Leid.

Fisk Iraq bloodied child

Ein wenig davon kann man an den Fotos erkennen, die vom britischen Journalisten und Fotoreporter Robert Fisk stammen. Er hat sie hier
auf seine Site gestellt. Es sind 20 Seiten, dicht gefüllt mit Fotos.

Fisk Iraq burned child

Dies ist nur eine kleine Auswahl.

Fisk dead Iraqis 100

Ich weiss, es wird wieder Leser geben, die dies auf einem Weihnachtseintrag im Blog für völlig deplaziert halten werden, vielleicht sogar geschockt sind,

Fisk dead Iraqis 101

doch ich meine, wir sollten geschockt sein von der Wirklichkeit, heute und hier, die da abgebildet ist.

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Öffnen wir die Augen für die Weihnachtsrealität um uns herum und singen wir unser Weihnachtslied:

Fisk Iraq 4

„Wacht auf, Verdammte dieser Erde, die stets man noch zum Hungern zwingt! Das Recht wie Glut im Kraterherde nun mit Macht zum Durchbruch dringt!“

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Zur Begleitung der Bilder:

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Einige Aussagen, von US-Soldaten, die das US-Magazin Nation (hier) veröfffentlicht hat:

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„US-Soldaten töten wahllos Zivilisten.“

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„Schiesswütige US-Soldaten gehören im Irak offenbar zum Alltag. Doch sie werden fast nie bestraft und offenbaren ihre Gräueltaten selten, wie jetzt in „The Nation“.

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„Dutzende der Interviewten wurden Zeugen, wie ihre Kameraden irakische Zivilisten niederschossen, darunter auch Kinder.“

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„Einige haben selbst mitgemacht.“

Fisk Iraq 145689

„Zwar legten die Soldaten Wert darauf, dass sich nicht alle Truppen an dem wahllosen Töten beteiligen, aber sie beschreiben die Gräueltaten als alltäglich.“

Fisk Iraq 145858

„Die Vorfälle werden in der Regel nicht gemeldet und werden auch fast nie bestraft.“

Fisk Iraq 145859

„Jeder gute ‚Polizist’ hat eine „Wegwerfwaffe“ bei sich. Wenn du jemand tötest und die waren unbewaffnet, legst du einfach die Waffe dazu.“ sagte ein Soldat, der im Irak in Ad Dwar im Einsatz war, zwischen Tikrit und Samarra.

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Wer solche Massaker überlebte, wurde als „Aufständischer“ verhaftet und in die bekannten Foltergefängnisse eingeliefert.

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Fisk Iraq Victim

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Fisk Iraqi "Terrorist" 20

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Samstag, 22. Dezember 2007

Wohin führt die Profit-Politik der Deutschen Bahn?

Schnell-Züge - Die Geisterfahrt der DB

Von Karl Weiss

Von Frankreich kann man lernen, wie Eisenbahn–Politik aussieht, wenn nicht Ausgeflippte an die Spitze des Unternehmens gestellt werden, die ein Bahn-Unternehmen als Goldesel für Aktionäre ansehen und nicht als Service-Unternehmen für die Bevölkerung. Am letzten Freitag rollte zum ersten Mal ein TGV (Train Grande Vitesse) in den Münchener Hauptbahnhof ein, nach 6 Stunden und vierzehn Minuten Fahrt aus Paris – ein Schlag ins Gesicht deutscher Bahnpolitiker.

TGV Frankreich

Das vollständige Desaster der deutschen Bahn-Politik wird kaum deutlicher gezeigt als durch einen Vergleich mit Frankreich. Das einzige Ziel der DB ist möglichst hohe Profite für (künftige) Aktionäre zu erzielen. Dies ist die Politik der Regierung Kohl gewesen, die der Regierung Schröder und ist nun die Politik der Regierung Merkel.

Dass Politiker nicht dazulernen können, ist schon bekannt, aber eine so absolute Ignoranz wie in der Bahn-Politik ist tatsächlich ein seltenes Highlight.

Eisenbahnen haben eigene Gesetze. Man kann sie nicht mit Auto-Konzernen, Ölkonzernen oder Energie-Konzernen vergleichen. Bahnen können nie satte Profite einstreichen, außer in einigen extremen Ausnahmesituationen.

Direkt–Verbindungen großer Städte zum Beispiel mit einem riesigen Aufkommen von Geschäftsreisenden können rentabel sein. Ein Beispiel ist die im Moment in Planung befindliche Strecke zwischen São Paulo, einer 20 Millionen-Stadt, und Rio de Janeiro, einer 10-Millionen Stadt, in Brasilien. Beide Städte sind etwa 450 Kilometer voneinander entfernt. Das ist ein idealer Bahn-Fall.

Im Moment wird ein TGV-Verbindung beider Städte geplant, die von privaten Investoren betreiben werden soll. Das hat gute Chancen.

Im Moment startet alle halbe Stunde ein Flugzeug vom und zum Congonhas-Flughafen in São Paulo (das ist der mitten in der Stadt - der längst geschlossen hätte werden müssen -, wo gerade ein Flugzeug über die Startbahn hinausgeschossen ist mitten in die Grosstadt - mit 200 Toten -) zum und vom Flughafen Santos Dumont in Rio de Janeiro (der wurde so intelligent gebaut, dass die startenden Flugzeuge genau auf den Zuckerhut zufliegen und entweder schnell an Höhe gewinnen müssen, um ihm auszuweichen oder gleich nach dem Start eine heftige Kurve hinlegen müssen).

Eine solche Art von Shuttle-Verbindung zwischen zwei Mega-Metropolen (hier Luft-Brücke gennnt) kann tatsächlich in idealer Weise durch Hochgeschwindigkeitszüge ersetzt werden, wenn die Entfernung nicht zu gross ist (ab deutlich über Tausend Kilometer verliert das an Sinn). Man verliert ja beim Fliegen eine Menge Zeit mit Warten und in dieser Hinsicht können Zugverbindungen effektiver sein. Vom Ausgangspunkt an irgendeinem Ort in São Paulo zum Zielpunkt an einem in Rio wird man in Zukunft mit einer Schnell-Zug-Verbindung ungefähr gleich schnell unterwegs sein wie vorher mit den umständlichen Flugzeugen, die lange brauchen, bis sie einmal in der Luft sind. Angesichts der schweren Flugzeugunglücke und der andauernden Verspätungen und Flugausfälle in Brasilien werden die Geschäftsleute eine erdgebundene Verbindung vorziehen.

Die sind aber extrem Ausnahmefälle. In Deutschland zum Beispiel wird wahrscheinlich nur das „Grosse C“ (Hamburg-Bremen-Hannover-Ruhrgebiet-Köln-Frankfurt-Mannheim-Stuttgart-Ulm-München) rentabel zu bedienen sein, eventuell noch die Verbindungen Hamburg-Berlin und Berlin-Leipzig-Nürnberg-München. Dies werden die einzigen Bahnlinien sein, die es noch geben wird, wenn man Mehdorn seine Geisterfahrt mit einem Profit-Unternehmen weiterführen lässt, alle anderen werden logischerweise stillgelegt werden müssen, denn sie können nicht profitabel bedient werden.

Verbindungen zwischen kleinen und mittleren Städten, ebenso wie Zubringer-Bahnen aus dem Grossbereich von Grosstädten in diese hinein (und heraus) können in keinem Teil der Welt mit Zügen profitabel bedient werden. Der Aufwand an Infrasruktur ist viel zu hoch für die Zahl der zahlenden Passagiere – und/oder für deren Geldbeutel.

Das hängt u.a. damit zusammen, dass die Autos und Lastwagen niemals die Kosten der Strassen seit ihrem Anbeginn aufzubringen hatten, während das Schienennetz immer den Eisenbahngesellschaften aufs Auge gedrückt wird.

Lässt man Mehdorn weiterhin auf seinem Kurs, wird der nicht nur fast alle Stecken stillzulegen haben (und dementsprechend das Bahnpersonal auf ein paar Hundert zu reduzieren haben), sondern auch die ganzen Spitzen-Lagen der Bahnhöfe und innerstädtischen Strecken mit Shopping-Centers und ähnlichem vollzustellen haben, denn so kann man ja mit diesen Immobilien viel mehr Geld verdienen als mit Zügen.

Dazu kommt, dass Bahnen nicht die geeigneten Objekte sind, um Nationalismus zu betreiben. Der deutsche ICE war weder in seiner ersten Generation noch in der zweiten mit dem französischen TGV konkurrenzfähig. In solchen Fällen muss man das bessere Konzept zukaufen statt in blinder Sturheit bei den langsameren Zügen zu bleiben. Der TGV ist bereits auf grossen Teilen seines Netzes mit 320 km/h unterwegs, während der ICE fast überall mit nur 150 dahinschleicht. Nur auf den ganz wenigen neuen Ausbaustrecken (Stuttgart-Mannheim, Köln-Frankfurt u.a.) kann er seine Geschwindigkeit ausspielen – doch die kommt nur auf 275, nicht auf 320.

So ist es denn auch nur logisch, dass der TGV nicht nur bis London fährt und bis Zürich, sondern nun auch nach Stuttgart und nach München. Die Bankerotterklärung der deutschen Bahnpolitik. Dass zum Ausgleich ein ICE zwischen Frankfurt und Paris unterwegs ist, dient nur dazu, dass man in Frankreich wirklich sieht, die deutsche Technik ist langsamer.

In Brasilien ist auch die japanische Version eines Schnell-Zuges im Gespräch, aber niemand hat auch nur einen Gedanken verschwendet, eventuell den langsamen ICE dort einzusetzen.

Die Zeiten, als Deutschland alle Welt mit technischen Spitzenleistungen in Erstaunen versetzte, gehen offenbar zu Ende. Den „Pendolino“ hat die Daimler-Tochter nicht fertig gebracht, da musste in Italien zugekauft werden.

Kein Wunder, denn bei Daimlers hatte man bis zu diesem Zeitpunkt bereits fast alle über 50 entsorgt und sich so jeglicher Erfahrung beraubt.

Auch andere deutsche Konzerne beginnen mit kriminellen Aktionen aufzufallen, siehe Siemens und VW, anstatt technische Spitzenleistungen zu bringen. Wie konnte man auch glauben, fast ohne einen einzigen über 50 noch technisch wirklich gut sein zu können?

Das grösste Handikap des deutschen Schienennetzes ist die Strecke zwischen Ulm und Stuttgart über die schwäbische Alb. Dort muss selbst der TGV mit 60 unterwegs sein, denn die seit Jahrzehnten fällige Schnellstrecke ist noch nicht einmal in Planung. Aber die Gegend ist ja auch so schön, da ist es angebracht, während der Fahrt auszusteigen und Blümchen zu pflücken.

Wäre auf deutscher Seite das Schienennetz so ausgebaut wie auf französischer, so könnte die Fahrt von Paris nach München in vier Stunden und 40 Minuten absolviert werden.

Aber wozu Eisenbahnen? Lassen wir doch lieber den Flugverkehr zusammenbrechen – ganz zu schweigen von den Staus auf den Strassen.


Veröffentlicht am 22. Dezember 2007 in der Berliner Umschau

Originalartikel

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Polizei braun durchwirkt

Bayerisches Innenministerium und Faschisten Hand in Hand

Von Karl Weiss

Die bayerische Polizei und das Innenministerium des Freistaates erklärten nun öffentlich, sie würden auch weiterhin illegale Veröffentlichungen von Faschisten im Internet nicht etwa verfolgen (wo kämen wir denn da hin), sondern für die eigenen Ermittlungen nutzen. Angeblich lege die Strafprozessordnung fest, illegale Veröffentlichungen müssten genutzt werden.

Man sieht direkt vor sich den Polizisten, der einem Repräsentanten der braunen Brut grinsend zuzwinkert: „Ihr stellt alle Fotos von Linken ins Internet und wir benutzen sie dann, um gegen die „Staatsfeinde“ zu ermitteln. Hahaha!“

Die Tatsache, dass alle Menschen guten Willens die Faschisten für Staatsfeinde halten und jegliche Unterstützung von ihnen sicherlich ablehnen würden, schert die bayerische Polizei einen feuchten Kehricht. Für sie ist das Gekuschel mit Braunen völlig normal, während man weiss, wie in der Weimarer Republik: „Der Feind steht links!“

Das Polizeipräsidium Nürnberg erklärte auf Anfrage, es sei „gängige Praxis“, die Fotos von Linken, die auf der faschistischen Website ‚anti-antifa.net’ veröffentlicht würden, bei Ermittlungen zu verwenden.

In einem vorliegenden Fall hatte eine ältere Frau auf einer linken Demonstration ostensiv und provokativ die Teilnehmer ununterbrochen fotografiert. Sie wurde aus der Demonstration gedrängt und man versuchte, des Films (Chips) habhaft zu werden.

Die Frau zeigte daraufhin die Personen an, die sie bedrängt hatten – wegen Nötigung. Anstatt nun den eventuellen Zusammenhang der Frau mit illegalen Veröffentlichungen von Fotos von Privatpersonen zu überprüfen, hatten Staatsanwaltschaft und Polizei nichts besseres zu tun, als der Frau die Fotos von Linken vorzulegen, die von der illegalen Website stammen und sie so zwei Personen identifizieren zu lassen, die dabei gewesen sein sollen.

Zwar war der Richter nicht Teil der braunen Nürnberger Soße und sprach die beiden Linken frei, aber Polizei und Innenministerium lassen sich davon nicht irritieren.

Bis heute gibt es keine Ermittlungen gegen die leicht zu identifizierenden Verantwortlichen für die illegale Website. Zynisch erklärt die Polziei, wenn sich jemand von der Website irritiert fühle, könne er ja zivilrechtlich vorgehen. Man hört sie direkt brüllen vor Lachen in ihren Amtsstuben, wenn die Tür geschlossen ist: „Na, denen haben wir’s aber gegeben, hahahaha, zivilrechtlich, hahaha.“

Die Veröffentlichung von Fotos von Privatpersonen ohne deren Einverständnis ist illegal. Nur Personen der Zeitgeschichte dürfen abgebildet werden und Ereignisse der Zeitgeschichte, auch wenn auf dem Bild als Nebensache Personen zu sehen sind.

Die Polizei ist aber so mit der Verfolgung von Linken beschäftigt, da bleibt einfach keine Zeit für illegale Websites.

All dies wird ganz hochoffiziell vom bayerischen Innenminister gedeckt. Ja, wenn ein Beckstein Ministerpräsident ist, was will man dann erwarten? Haben die in Brandenburg etwa den braungestreiften Schönbohm zum Ministerpräsidenten gemacht?

Der SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Schuster sprach von einer "Riesensauerei". Dass die bayerischen Behörden auf illegale Hilfsmittel von Neonazis zurückgreifen, sei skandalös. Interessant, wenn die SPD in der Opposition ist. Der gleiche Abgeordnete hält es aber offensichtlich nicht für skandalös, dass das BKA unter Verantwortung einer Regierung, an der die SPD beteiligt ist, Stasi–Opfer erneut unter Benutzung von Stasi-Akten verfolgt (siehe diesen Artikel). Niemand hat das Wort Sauerei von ihm zu diesem Fall gehört.


Veröffentlicht am 19. Dezember in "Nachrichten heute"

Originalartikel

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Breno zu Bayern München

Arsenal Sarandí gewann Südamerika-Cup

Von Karl Weiss

Die neueste Verstärkung der Münchner Bayern scheint nun endlich unter Dach und Fach zu sein. Breno, 18 Jahre alt, Verteidiger und in Brasilien als Entdeckung des Jahres gefeiert, wird mit aller Wahrscheinlichkeit ab Januar mit den Münchnern trainieren. Er ist bereits in München zur obligatorischen medizinischen Untersuchung.



Er hat bereits in diesem Alter einen großen Teil der Saison in einer schweren ersten Liga einer wichtigen Fußball-Nation hinter sich. Er war eine der wesentlichen Stützen der Hintermannschaft des São Paulo F.C. in der zweiten Hälfte der Meisterschaft, der Meister wurde mit 14 Punkten Vorsprung. Der starke Mannschaftsteil dabei war die Hintermannschaft. In 38 schweren Spielen bekam man nur 19 Tore ab, das ist brasilianischer Rekord.

Natürlich hat Breno dies keineswegs allein geschafft, wie es im Fußball auch gar nicht möglich ist. São Paulo hatte auch den besten Torhüter der Liga, Rogério Sene (gewählt zum besten Spieler der Saison), sowie andere gute Spieler in der Hintermannschaft. Dazu kam eine defensive Spielweise, welche die Räume vor dem Tor von São Paulo extrem eng machte und es einem jungen Spieler erleichterte zu brillieren.

Auch Real Madrid war an Breno interessiert. Doch eine Voraussetzung, ihn zu engagieren, war eine spezielle Knochenuntersuchung zur Altersbestimmung. Das wurde von Breno empört abgelehnt. Bei Spielern aus einfachsten Verhältnissen in Brasilien ist nicht immer eine Original-Geburtsurkunde vorhanden. Oft wird erst nachträglich eine ausgestellt, wobei man sich dann auf die Angaben der Mutter verlassen muss. Es gab auch schon Fälle, in denen eine Urkunde gefälscht wurde. So wollen viele wichtige europäische Clubs keine Katze im Sack kaufen und bestehen auf einer genauen Altersbestimmung. Dazu kommt, dass Breno, hoch aufgeschossen, für seine 18 Jahre schon einen beeindruckend athletischen Körper hat.

Breno wird u.a. in nächster Zeit Teil der brasilianischen „Unter-23-Auswahl“ sein, die ein Turnier zur Qualifikation für Peking bestreiten wird. Man wird dann in Deutschland wohl einige Ausschnitte zu sehen bekommen.

Fast jedes Jahr bringt die erste braslianische Liga mindestens ein ganz grosses Talent heraus. War das im Vorjahr der Stürmer Pato (damals noch 17, heute ebenfalls 18) von Internacional Porto Alegre, der heute bereits beim A.C. Mailand unter Vertrag ist, so wurde dieses Jahr der Verteidiger Breno (18) vom Meister São Paulo F.C. zu jener Entdeckung des Jahres gewählt – eine Sport-Journalisten-Wahl.

Natürlich sind dies jeweils Talente, offensichtliche Talente, noch nicht fertige Fussballspieler, geschweige denn schon Überflieger von der Klasse eines Kaká oder eines Robinho.

Ob daraus einmal ganz grosse Spieler werden, kann niemand wissen. Es gab bereits Grosstalente, die wieder in der Versenkung verschwunden sind, deren Karriere abrupte Brüche zu verzeichnen hatte oder – am wahrscheinlichsten – die einfach gute Fussballspieler wurden, ohne je Überragendes zu leisten.

Ein Beispiel ist der Stürmer Dodó, vor einigen Jahren als Supertalent angesehen und auch von São Paulo herausgebracht. Er spielt heute bei Botafogo Rio de Janeiro in der ersten Liga, schiesst Tore, aber reisst keine Bäume aus und hat es nie nach Europa geschafft.

Ein anderes Beispiel ist Maicon, rechter Aussenverteidiger, vor vier Jahren als Supertalent gefeiert, damals 19. Bei den Qualifikationsspielen der „Unter 23-Auswahl“ zu den olympischen Spielen in Athen legte er im Spiel gegen Paraguay einen Alleingang mit abschliesssendem Tor hin, der extreme Ähnlichkeit mit dem von Maradona im Spiele gegen England bei der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko aufwies. Das Fernsehen zeigte wieder und wieder die beiden Alleingänge und ging bis in die Details, wer dabei wie oft den Ball gespielt hatte usw.

Dieser Vergleich mit Maradona war zu viel für Maicon. Sein Spiel wurde plötzlich weit schlechter, was u.a. dazu beitrug, dass Brasilien sich nicht für jene Olympiade qualifizierte. Auch danach war er nur noch ein Schatten seiner selbst – fussballerisch gesehen. Erst jetzt, mit vier Jahren Abstand, kommt Maicon langsam wieder der Form nahe, die er damals gezeigt hatte. Inzwischen wurde er schon als rechter Aussenverteidiger in die brasilianische Auswahl gerufen.

Man redet ja hier von ausgesprochenen jungen Leuten, die ausserdem im brasilianischen Fall meist aus einfachsten Verhältnissen stammen – so wie auch im Fall Breno (eine der wenigen Ausnahmen ist Kaká, der aus bürgerlichen Verhältnissen kommt). Da steht man plötzlich in einer völlig anderen Welt und braucht eine fast überirdische Charakterstärke und ein robustes Nervenkostüm, um plötzlich ein Fußball-Star-Leben auszuhalten, was nicht alle aufweisen.

Speziell der F.C. Bayern hat ja eine bekannte Geschichte der Zerstörung von jungen Talenten. Es sei nur der Name Deissler erwähnt. Der unglaubliche Druck, der die ganze Zeit auf jedem lastet, der bei den Bayern spielt, ist eine psychische Bürde besonderer Art. Manche können damit ohne grössere Schwierigkeiten fertig werden, andere weniger.

Im Fall Breno gibt es gute Voraussetzungen. Zum einen ist Breno ein einfach gestrickter Junge, der zum Beispiel auf die Frage, ob er sich darauf freue, eine neue Kultur kennenzulernen in Deutschland, antwortete, er ginge nach Deutschland, um Fußball zu spielen.

Zum anderen – und das dürfte ausschlaggebend sein, hat Bayern Lúcio, Brasilianer und einer der weltbesten Verteidiger. Wenn der sich Brenos annimmt, kann kaum noch etwas schief gehen. Breno hat zweifellos wirklich viel Talent. An der Seite eines Lucio kann er so viel dazu lernen, dass er zu ähnlichen Höhen aufsteigen könnte und eines Tages eine Bank in der Standard-Aufstellung der brasilianischen Nationalmannschaft werden könnte, so wie es Lúcio heute ist.

Da gerade von Südamerika-Fußball die Rede ist, hier noch nachgetragen das Ergebnis des 2. Endspiels in der Copa Sulamérica. Arsenal Sarandí aus einer argentinischen Mittelstadt konnte dies Spiel nicht im eigenen Stadion austragen, weil dort nicht die vom Verband geforderte Zahl von Zuschauerplätzen erreicht werden kann. Man war in das Stadion von Racing in Avellaneda ausgewichen.

America, der mexikanische Meister, liess sich diesmal nicht so überraschen wie im Hinspiel und konnte schnell ein Tor erzielen. Nur noch en zweites Tor und man hätte doch noch die Trophäe nach Nordamerika mitnehmen können. Arsenal vergab viele Torchancen und tatsächlich gelang America in der zweiten Halbzeit das zweite Tor. Nun nur noch das Ergebnis gegen die wütend anrennenden Spieler von Arsenal verteidigen! Doch es kam, wie es kommen musste: Kurz vor Schluss gelang Arsenal das Anschlusstor und man konnte das Ergebnis dann über die Zeit retten.

Damit war Arsenal Cup-Sieger von Südamerika. Argentinische Vereine haben nun 4 von insgesamt 6 Copas Sulamérica (so eine Art südamerkanischer UEFA-Cup) gewonnen.

Veröffentlicht am 19. Dezember 2007 in der Berliner Umschau

Originalartikel

Dienstag, 18. Dezember 2007

Oskar Niemeyer ist 100 - und arbeitet noch jeden Werktag

Der König der Kurven

Von Karl Weiss

Er ist eine lebende Legende. Der wichtigste lebende Architekt wurde am 15. Dezember 2007 100 Jahre alt – und Niemeyer ist weiterhin aktiv. Er entwirft weiterhin Montag bis Samstag Gebäude, Denkmäler, Statuen, Inneneinrichtungen und ganze Gebäudegruppen einschließlich Landschaften, er skizziert, formt, zeichnet und malt. Nach Aussagen eines seiner wichtigsten Mitarbeiter ist er kreativer denn je.

Franziskus-Kirche Oscar Niemeyer-6

Er ist das Menetekel an der Wand der deutschen Manager, die ihre Unternehmen von fast allen über 50 gesäubert haben, weil die angeblich weniger leisten.

Er ist mit internationalen Preisen überhäuft worden. Er ist – ähnlich wie Le Corbusier, mit dem er viele Jahre zusammengearbeitet hat, das Vor- und Leitbild von Generationen von Architekten.

Niemeyer Nationalmuseum Brasilien

Sein Büro in Rio de Janeiro, seiner Heimatstadt, ist weiterhin mit Aufträgen ausgelastet. Man kann auswählen, welche man annimmt.

Kurz vor seinem 100. Geburtstag hat ihn der Reporter Tom Dyckhoff von der britischen Times interviewt und dies Begegnung mit einem Giganten genannt. Er vergleicht Niemeyer mit Rodin und Picasso. Der Titel seines Artikels in der Times ist „Der König der Kurven“.

Er hat dem Journalisten, nach der Bedeutung seines 100. Geburtstages gefragt, geantwortet: „Dies Datum ist nicht wichtig. Das Alter ist nicht wichtig. Die Zeit ist nicht wichtig. Ich fühle mich nicht besonders wichtig. Wichtig ist ruhig zu bleiben und optimistisch.“

Und er sagt, was ihn jeden Morgen dazu bringt aufzustehen und an die Arbeit zu gehen: „Der Kampf, schlicht und einfach der Kommunismus.“

Niemeyer ist Kommunist und betont das auch immer wieder, ebenso wie sein Brasilianer-Sein. Wäre das nicht, wäre er eine der großen Glamour-Figuren der Jetzt-Zeit, der man auf Schritt und Tritt folgen würde wie Paris Hilton. Immerhin ist er eine der bedeutendsten lebenden Personen. Aber die westlichen Massenmedien sind nun einmal auf den Antikommunismus eingeschworen und so wird Niemeyer höchstens einmal erwähnt, wenn er Hundert wird, während dem Gegacker der Hotelerbin fast wöchentlich Aufmerksamkeit gezollt wird.

Auch die nicht abreissende Kritik an seinem Werk hat keine sachliche Begründung, sondern nur eine ideologische. So nennt zum Beispiel Jörg Häntzschel in der „Süddeutschen“ Niemeyer einen Vertreter der „heroischen Moderne von der Mitte des 20. Jahrhunderts“. Sein Werk, die brasilianische Hauptstadt Brasilia, bezeichnet er als „gescheitert“.

Kongress Brasilien Brasilia

Nichts steht Niemeyer ferner als Heroik. Ganz im Gegenteil, durch die fliessenden Formen, Kurven und Bögen wird jeder noch so grosse Bau von ihm handlicher und menschlicher. Seine Bescheidenheit ist schon legendär.

Brasilia ist bis heute für jeden Besucher beeindruckend, schlicht wegen Niemeyers Architektur. Seine Formensprache für den National-Kongress zum Beispiel mit zwei schlanken Hochhäusern für die Abgeordneten in der Mitte, links das Abgeordnetenhaus-Plenum mit konvexer Kuppel und rechts das des Senats mit konkaver Kuppel ist bis heute unerreicht.

Niemeyer Nationalkongress

Der genannte Artikel in der „Süddeutschen“ hebt einseitig darauf ab, er würde mit seinen Kurven weibliche Formen nachfühlen. Das ist oft wirklich der Eindruck, weil seine Architektur so angenehm ins Auge fällt. In Wirklichkeit sind die Rundungen aber weitgehend der runden Form der Berge seiner Heimatstadt nachempfunden, wenn sich auch manchmal eine Anlehnung an weibliche Rundungen nicht leugnen lässt – aber das ist noch keine „architektonischer Erotismus“, nur weil es attraktiv ist.

Rio de Janeiro, Zuckerhut und Corcovado von Niteroi aus

Dabei wird Niemeyer nie Sklave der Bögen. Er hat keinerlei Ehrgeiz, wie etwa Hundertwasser, ein Haus zu schaffen, an dem nicht ein rechter Winkel vorkommt. Er verwendet Kurven als zusätzliche architektonische Ausdrucksform.

Franziskus-Kirche Oscar Niemeyer-5

Bei fast jedem seiner Bauten fällt einem Betrachter das Wort hypermodern ein – bis heute. Das zeigt, seine Formensprache ist nicht eine überholte aus „der Mitte des 20. Jahrhundert“, sie ist aktuell wie je.

Charakteristisch das Verhältnis des brasilianischen Globo-Medien-Konzerns (mit dem bei weitem am meisten gesehenen Fernsehsender Brasiliens) zum bedeutendsten lebenden Brasilianer. Zwar wurden zum Hundertsten sowohl im Rundfunk als auch am Fernsehen fünf Minuten Niemeyer erlaubt, aber ansonsten wird er verbissen verschwiegen. Typisch dafür die jährliche Übertragung des Silvesterlaufs in São Paulo am letzten Tag des Jahres, die auch in verschiedene andere Länder geht. Der Weg dieses Laufs führt unmittelbar an einem der großen Werke Niemeyers vorbei, der „lateinamerikanischen Gedenkstätte“, die der kritische Artikel von Häntzschel so beschreibt: „Stadträume, die wie dreidimensionale surrealistische Gemälde wirkten.“ Kommen die Läufer dort vorbei, wird nicht ein einziges mal die Linse auf den Hintergrund gerichtet, um eine der wichtigen Sehenswürdigkeiten São Paulos zu zeigen, sonst müsste ja ein Kommunist gewürdigt werden.

Niemeyer

Etwas Ähnliches haben sich die Schildbürger im Berlin umgebenden Brandenburg geleistet. Potsdam hatte ein Spassbad bei Niemeyer und Auftrag gegeben und auch schon einen Batzen Geld für den Entwurf gezahlt. Doch die CDU/FDP-Mehrheit liess das Projekt unter einem hahnebüchenen Vorwand platzen. Man wollte nicht berühmt sein für das Werk eines Kommunisten.

Wenn man einmal doch Niemeyer erwähnen darf, dann wird aber wichtiges gesagt. Ein Rundfunkkommentator in Brasilien sagte z.B. zum Hundersten: „Er hat uns alle etwas besser gemacht.“ Von wie vielen kann man schon so etwas sagen?

Oscar Niemeyer 99

Fast unglaublich ist aber: Seine letzten Werke sind noch beeindruckender als viele frühere. Mit deutlich über Neunzig hat er noch eine Erfindungsgabe, die bei 90% aller Architekten völlig fehlt. Bringen andere Architekten runde Formen als Ornamente an Gebäuden an, so ist bei ihm das Gebäude ein Ornament der Stadt.

Sankt-Franziskus-Kirche von Niemeyer

Das „Neue Museum“ von 2001 in Curitiba im brasilianischen Süden sieht aus wie ein Zyklopenauge auf einer Betonsäule. Das Museum für zeitgenössische Kunst von 1996 in Niteroi gegenüber Rio de Janeiro gleicht eindeutig einer fliegenden Untertasse

Niemeyer Museum zeitgenössische Kunst

und ein Konzertsaal in Brasilia, der erst jetzt gebaut wird, obwohl er schon im ursprünglichen Projekt vorgesehen war, hat verblüffende Ähnlichkeit mit dem Saturn mit seinem Ring. Wo nimmt der Mann in dem Alter die Kreativität her? Gegenfrage: Warum sollte Kreativität mit dem Alter abnehmen?

Er hat sofort die Möglichkeiten des Stahlbetoms entdeckt und konsequent genutzt. Seine Architektur wird auf English unter dem Motto geführt: „Form follows beauty“. Sie wurde als sinnlich bezeichnet.

Niemeyer

Er schuf den Gegenentwurf zum Baukasten-Stil des Bauhauses, die auf reine Funktionalität ausgerichtet ist: „Form follows function“. Niemeyer befreite das Bauen vom Diktat der geraden Linien.

Der Berichterstatter hat das Privileg, mit seiner Frau Sonntags zum Pampulha-See in Belo Horizonte fahren und dort am Ufer entlang dem werktäglichen Mangel an Bewegung entgegenwirken zu können. Dabei kommt man nicht nur an seinem wahrscheinlich grössten Meisterwerk, der kleinen Franziskus-Kirche vorbei,

Franziskus-Kirche Oscar Niemeyer-3

sondern auch an einer Reihe anderer Zweckbauten von ihm – alle aus dem Anfang der Vierziger-Jahre. Es wird deutlich: Er verfolgt keinerlei festes Schema, obwohl seine Hand überall deutlich sichtbar wird. Das Prinzip ist: Überrasche den Betrachter.

So sagt Niemeyer denn auch zum Platz der drei Gewalten in Brasilia: „Wenn Sie dort stehen und vor sich das Repräsentantenhaus sehen, links das Gebäude des Obersten Gerichtshofes und rechts den Palast des Präsidenten (Palácio do Planalto), dann kann Ihnen das gefallen oder nicht. Aber Sie können auf keinen Fall sagen, so etwas hätten Sie schon einmal gesehen.“

Niemeyer Palácio Planalto

Im Prinzip ist er ein Bildhauer-Architekt. Er lässt Gebäude nicht bauen, er formt sie. Sein Werk ist der lebendige Beweis: Kommunismus ist sehr wohl verträglich mit Schönheit, mit Eleganz und mit Individualität, aber er macht sich nicht zu deren Sklaven.

Und er hat eben Einfälle, Einfälle, Einfälle. Den Präsidentenpalast in Brasilia hat er zum Beispiel mit einer riesengrossen Rampe versehen (nicht einer Treppe). Wer den Präsidenten besuchen will, muss diese Rampe hinauf, während der Präsident die Rampe herunterkommen muss, um mit dem Volk in Kontakt zu treten.

Diese Rampe ist bereits ins Unterbewusstsein des Volkes eingetreten. „Die Rampe hinaufgehen“ oder „die Rampe herunterkommen“ sind bereits geflügelte Worte im brasilianischen Portugiesisch, die verschiedenste Anwendung finden. Architektur schafft Sprache – und Denken.

So – nun hat der geneigte Leser einen ganz leichten Eindruck von der Bedeutung des Werkes von Niemeyer bekommen. Er wird sich jetzt vielleicht auch fragen, warum er darüber nicht schon vorher mehr gehört hat. Nun, der Antikommunismus.

Beenden wir dies mit dem Schluss des kritischen Artikels von Häntzschel: „... Niemeyer stellt diese Gebäude mit der Nonchalance von jemandem in die Luft, der nach einem nachmittäglichen Bad im Meer sein Handtuch ausschüttelt. "Was wirklich zählt, sind das Leben und die Freunde und diese ungerechte Welt, die wir ändern müssen", lautet die Maxime an der Wand seines Büros. Daran hat sich auch nach 100 Jahren nichts geändert.“

Veröffentlicht am 16. Dezember 2007 in "Nachrichten - heute"

Originalartikel

Montag, 17. Dezember 2007

Wir werden weiter verhandeln - bis die Welt in Scherben fällt

Bali-Roadmap

Der "Kompromiss"

Von Karl Weiss

Ein weiterer Flop. Nach dem absolut ergebnislosen Gipfel von Heiligendamm, nach den misslungenen Versuchen, die Doha-Runde der Welthandelsorganisation wieder in Gang zu bringen, nach dem Gipfel von Annaheim, der lediglich das Ergebnis brachte, man werde weiter verhandeln, ist nun auch der Weltklimagipfel auf Bali in Indonesien völlig ohne konkrete Ergebnisse geblieben. Man schrieb zwar in einen Anhang, eigentlich bräuchte man 25 bis 40% weniger Ausstoß von CO2 bis 2020, aber darauf konnte man sich eben nicht als Verpflichtung einigen. Das einzig Konkrete wie in Annaheim: Weitere Verhandlungen sollen folgen.

Energieverbrauch Deutscland
Man sehe sich nur diese Planung der Bundesregierung für die Primärenergie an: Bis 2030 sind nur 11,5% regenerative Energiequellen vorgesehen, der Anteil des Mineralöls soll praktisch gleich bleiben - bis 2030! Braunkohle - die schmutzigste Energieform - soll bis dahin sogar auf 12% ausgeweitet werden. Die Kernenergie soll im wesentlichen durch das fossile Erdgas ersetzt werden. Der Anteil der Energie aus fossilen Rohstoffen soll bis 2030 nicht etwa erniedrigt, sondern von 84,2% auf 88,5% erhöht werden!

Vorsichtshalber hat man die Bali-Ergebnisse nur „Bali-Roadmap“ genannt, also eine Strassenkarte, welche die Gegend zeigt, aber nicht, wo man hinwill. Als das letzte Mal ein „Kompromiss“ Roadmap hieß, beim letzten US-Vorstoß zu einem Nahost-Frieden, waren die Ergebnis erschütternd. Es wurde von Israel nicht nur nichts eingehalten, was da vorgeschlagen wurde, es wurde noch nicht einmal mehr verhandelt und die USA selbst hielt schließlich das Einhalten der vorgesehenen Schritte nicht mehr für notwendig.

Die fünf wärmsten Jahre seit 1890

Jetzt soll jedenfalls weiter über das Klima verhandelt werden. Ab 2009 sollen neue verbindliche Ziele festgelegt sein (oder doch nicht?). Nur hat das zwei Haken:

1. Die bisherigen Ziele von Kyoto, die sowieso viel zu niedrig waren, um den Weg in die Klimakatastrophe wirklich stoppen zu können, sind überhaupt nicht eingehalten worden. Zwar gibt es in einer Reihe von Ländern kleinere Fortschritte, aber irgendeine grundlegende Wende in der Energie- und Klimapolitik hat nicht ein einziges der großen Industrieländer eingeschlagen – ganz zu schweigen von China, das nun zu einem großen Problem wird.

2. Da weder in Kyoto noch in den vorgesehenen Verhandlungen von Sanktionen die Rede ist, kann man sich eben an solche Vorgaben halten oder nicht, je nachdem. Die Tendenz, wie schon bei den Kyoto-Vorgaben zu sehen, ist eher: nicht.

Treffende Karikatur

Damit wird der ganze Zweck von solchen Verhandlungen ad absurdum geführt. Selbstverständlich müssten internationale Sanktionen gegen Staaten festgelegt werden, die sich nicht an die Festlegungen halten.Die USA und Australien hatten ja, obwohl sie an den Kyoto-Verhandlungen teilgenommen hatten und das Abschlussdokument mit unterschrieben hatten, offiziell erklärt, aus Kyoto auszusteigen. Sanktionen gab es natürlich nicht.

Das geht also nach dem allgemeinen Motto von Adenauer: „Was schert mich mein dummes Geschwätz von gestern!“

Kohlendioxid-Anstieg: Dies ist eine so überzeugende Kurve über das, was im Moment geschieht, dass sich jeder Kommentar erübrigt.

Was geht also vor, was macht es unmöglich, internationale Vereinbarungen zu schliessen?

Zum einen ist dies ein deutliches Anzeichen der absoluten Unfähigkeit des kapitalistischen Systems, noch zur Lösung irgendeiner Frage der Menschheit beitragen zu können. Da der Kapitalismus noch nicht vom Sozialismus abgelöst wurde, geht er in seiner Endphase in die kapitalistische Barbarei über.

Was hier interessant ist, ist die schwarze Linie (Beobachtung). Sie zeigt einen völlig von den vorherigen Scwankungen abweichenden, unaufhaltsamen Anstieg der Temperaturen in letzter Zeit.

Das zeigt sich deutlich darin: Die Staaten als einzige Macht in den Ländern werden schwächer und können immer weniger internationale Vereinbarungen abschliessen. Gleichzeitig werden kriminelle Mafia-Organisationen und Unternehmen, die ähnlich wie solche agieren (siehe: Siemens), immer stärker und beginnen die Staatsmacht herauszufordern. Die Tendenz geht zu Warlord-Ländern, wo von internationalen Vereinbarungen nicht einmal mehr geträumt werden kann. Einige Entwicklungsländer sind schon weit fortgeschritten auf diesem Weg.

Die sozialistische Revolution steht in jeder Beziehung auf der Tagesordnung.

Die Analyse bringt aber auch noch ein zweites Ergebnis hervor. Die Supermacht USA, die noch vor kurzem die ganze „Internationale Gemeinschaft“ nach Belieben vor sich hertreiben konnte, ist politisch isoliert. Mit anderen Worten: Sie ist im Grunde schon keine alleinige Supermacht mehr, denn sie kann den anderen ihren Willen nicht mehr einfach aufzwingen.

Weisses Haus

Das wurde in Bali erneut deutlich. Während die EU verbindliche Verringerungsziele verteidigte, während die Entwicklungsländer Vorleistungen der reichen Ländern forderten, war die USA der einzige Konferenzteilnehmer, der bis zuletzt jegliche konkreten Festlungen im Abschlussdokument ablehnte. Auch dann, als die Unterhändler solche Festlegungen bereits in den Anhang verbannt hatten und damit keinerlei Verbindlichkeit mehr bestand, erklärte US-Chefunterhändlerin Dobriansky erneut, man könne dem nicht zustimmen.

Daraufhin waren die Missfallenskundgebungen im Plenum so einhellig und so laut, dass eine lange Pause entstand.

Es ist im diplomatischen Kreisen absolut unüblich, Missfallensäusserungen von sich zu geben. Das einzige, was schon einmal vorkommt, ist kein Beifall, nicht einmal ein höflicher. Alle diese Regeln schienen ausser Kraft. In dieser Situation absoluter Isolation sagte Dobriansky schließlich, man nehme das Ergebnis an. Sie hatte kurz danach einen Zusammenbruch und musste auf einer Bahre weggetragen werden.

So sieht keine Supermacht aus. Politische Isolation ist vielmehr ein deutliches Anzeichen: Die Supermacht hat zu fallen begonnen. Wenn man nicht mehr poltisch führend ist, ist man keine Supermacht mehr.

Was die Verhinderung der bereits beginnenden Klimakatastrophe angeht, so wird es nun auf vermehrte Proteste aus dem Volk ankommen.

Schmelzendes Eis

Es müssen endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden!

Es müssen die erneuerbare Energien endlich völlig steuerbefreit werden und massiv in diese umweltfreundlichen Energien investitiert werden.


Veröffentlicht am 17. Dezember 2007 in der Berliner Umschau

Originalartikel

Freitag, 14. Dezember 2007

Gedankenpolizei

Evolution gelehrt - gefeuert!

Die extremistisch-hysterischen Christen in den USA drücken ihr Lehre mit Gewalt durch

Von Karl Weiss

Was schon erwartet worden war angesichts der Aggressivität, mit der die „wiedergeborenen“ Christen in den USA vom Typ Bush vorgehen, ist nun Wirklichkeit geworden. Eine Lehrerin (Direktorin) in Texas, die es wagte, immer noch die wissenschaftlich bewiesene Lehre der Evolution der Arten und der Entwicklung des Menschen aus der Tierwelt zu lehren, wurde von einer Bush-Mitarbeiterin gefeuert.

Christine Castillo Comer, die seit 27 Jahren Lehrerin für Naturwissenschaften im US-Bundestaat Texas war und seit 9 Jahren Direktorin für Naturwissenschaften in der staatlichen texanischen Erziehungs-Behörde, wurde im November entlassen. Sie hatte die Lehre der Evolution gelehrt - begründet von Charles Darwin und später in aller Ausführlichkeit bewiesen und erweitert – und das ist für die fanatisch-hysterischen Christen vom Typ Bush ein Delikt, denn Gott habe schließlich die Erde und den Himmel vor 6000 Jahren erschaffen und zwar in sechs Tagen.

Christine Comer, entlassen wegen der Evolutionstheorie

Diese Lehre, Kreationismus genannt, wird von den „wiedergetauften“ Christen der extrem rechten und fanatischen Kirchen in den USA, deren einer auch Bush angehört, als göttliche Wahrheit behandelt, die damit logischerweise nicht wissenschaftlicher Widerlegung offensteht. Sie haben bereits in vielen US-Bundesstaaten durchgesetzt, dass diese abstruse Annahme neben der wissenschaftlichen Evolutionstheorie an den Schulen gelehrt werden muss.

Auch in Texas ist das so. Die Lehrer sollen eine „ausgewogene“ und „neutrale“ Position zwischen den beiden sich völlig widersprechenden Versionen der Geschichte der Natur und der Menschheit einnehmen. Wie das möglich sein soll, hat man vorsichtshalber offen gelassen.

Dagegen sagte Frau Comer, dazu befragt, die Direktiven des Staates hierzu seien klar: „Die Evolution ist nicht einfach eine gute Idee. Sie ist eine Gesetzmäßigkeit.“

Und so ist das immer, wenn die Dinge nicht klar geregelt sind: Alles steht zur Interpretation offen. In diesem Fall verlangte man von der Direktorin, ihre eigene Überzeugung von der Wissenschaftlichkeit der Evolutionstheorie völlig zu verbergen und nach aussen hin so zu tun, als seien beide Theorien möglich. Das stimmt exakt mit der widerlichen Tendenz zur Heuchelei überein, der von oben der ganzen US-amerikanische Gesellschaft übergestülpt wird.

Wie das im Einzelnen vor sich ging, beschreibt ein Artikel der „New York Times“ vom 4. Dezember 2007. Christine hatte an ein wissenschaftliches Forum in Texas die Ankündigung eines Vortrags per E-mail geschickt, der sich kritisch mit der Kreationismus-Theorie auseinandersetzt. Innerhalb einer Stunde, noch bevor das E-Mail überhaupt gelesen worden war, wurde sie zu einer Koordinatorin gerufen. Diese, eine gewisse Ms. Reynolds, arbeitet auf nationaler Ebene in der Erziehungs-Verwaltung. Sie war persönliche Assistentin von Präsident Bush, als er noch Gouverneur von Texas war.

Bush

Diese Person mit Bezug nach „ganz oben“ erklärte Christine, sie habe das E-Mail gelesen (das bis dahin noch nicht einmal die Empfänger geöffnet hatten) und es handele sich um eine „Unregelmässigkeit“, ausreichend für eine Entlassung. Christine, so sagte sie, fuhr es durch den Kopf: „Was ist das, die Gedankenpolizei?“

Anschliessend wurde ihr von ihrem Vorgesetzten eröffnet, man habe ausreichend Material, um sie entlassen zu können und werde dies tun, wenn sie nicht selbst um Entlassung bäte. So in die Ecke gedrängt, reichte Christine ihre Entlassung ein.

Im nächsten Februar wäre eine Kommission zusammengetreten, die auf der Texas-Ebene die Vorgaben zu den Inhalten des Naturwissenschaftsunterricht überprüfen und neu definieren würde, eine Kommission, die nur im Zehn-Jahres-Abstand tagt. Dort hätte Christine eine Stimme gehabt. Der Vorsitzende dieser Kommission ist ein gewisser Don MacLeroy, der Religion lehrt und als fanatischer Verfechter des Kreationismus bekannt ist. Ein Zusammenhang dieser Tatsachen mit der Entlassung Christines wurde geleugnet.

Warum die E-Mail-Adresse von Christine Comer dann offenbar unter Überwachung stand und bei der ersten Gelegenheit zugeschlagen wurde, weiss aber niemand zu erklären.

Es wird immer deutlicher, wie die Rechtsaussen aus der christlichen Ecke in den USA vorgehen, um Stück für Stück das ganze Land auf die „richtige“ Linie zu bringen und den Oppositionellen (sie pflegen sie Dissidenten zu nennen, jedenfalls in anderen Ländern) ihre Lebensgrundlage zu nehmen. "Die werden schon sehen wie weit sie damit kommen."

Bleibt anzumerken, dass es sich nicht einfach um eine Kuriosität aus den USA handelt. Vielmehr haben die christlichen Politiker in Deutschland um Merkel, Schäuble und Beckstein bereits die ersten Schritte unternommen, um auch in Deutschland die christliche Lehre (nach ihrer Version) als Staatsräson einzuführen

Sind die USA bereits auf dem Wege zu einem „Gottesstaat“ nach dem Vorbild von Saudi-Arabien und dem Iran – nur mit der christlichen Abart -, so sind die ersten Bewegungen in diese Richtung auch in Deutschland bereits gemacht. Siehe dazu die beiden Dossiers „Verschärfung Sexualstrafrecht“, hier und hier.



Veröffentlicht am 13. Dezember 2007 in der Berliner Umschau

Originalartikel

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