Sonntag, 10. August 2008

Brasilien jenseits von Fussball und Samba, Teil 7: Brasilien und der Strom

Teil 7: Brasilien und der Strom oder Wie (ein Teil der) Ausbeutung der Entwicklungsländer funktioniert

Von Elmar Getto

Brasilien ist das Land mit der bei weitem größten Süßwassermenge auf der Erde. Dementsprechend wurde schon früh begonnen, die benötigte Elektrizität aus Wasserkraft zu gewinnen. Das Großprojekt des Itaipú-Dammes war auch in Deutschland bekannt geworden, weil da Siemens und die MTU das zur Zeit der Fertigstellung im Jahre 1994 größte Wasserkraftwerk der Welt mit insgesamt 24 Riesenturbinen bauten. Heute kommt etwa 70% des benötigten Stromes in Brasilien aus Staudammprojekten, nach anderer Quelle 85%.

Strom aus Wasserkraft ist billiger als der thermoelektrischer Kraftwerke, weil diese Wasserkraftwerke trotz der riesigen Investitionen kaum Kosten für die eigentliche Stromerzeugung verursachen, denn das Wasser wird von der Sonne immer wieder umsonst nach oberhalb des Stausees gefördert. Zwar sind nach der Berechnungsweise in Europa die Atomkraftwerke noch billiger, aber diese Rechnung geht ja nur auf, weil man die Kosten der Entsorgung des strahlenden Materials nicht den Betreiber zahlen läßt, sondern den Steuerzahler.

So sehr die großen Stauseen von Umweltschützern immer wieder kritisiert werden, weil sie oft zur Ausrottung von Arten beitragen, schien Brasilien doch relativ gut weggekommen zu sein mit seinen relativ niedrigen Energiekosten.

Allerdings muß man hier eine starke Einschränkung machen: Ein wesentlicher Teil des Vorteils durch die niedrigen Kosten wird wieder aufgefressen, weil für die Investitionen Kredite bei der Weltbank und anderen Finanzinstitutionen aufgenommen werden mußten. Siemens und MTU haben das Kraftwerk natürlich nicht umsonst gebaut, sondern kräftig daran verdient und auch die deutsche Bundesregierung hat keineswegs einen Teil davon als ‚Entwicklungshilfe’ gezahlt. Die damals aufgenommenen Schulden bestehen vielmehr weiterhin (auch wenn die Schulden manchmal ‚umgeschichtet’ werden, verringern sie sich doch nicht) und Brasilien zahlt horrende Zinsen jedes Jahr – für 2004 wird geschätzt, daß Brasilien in etwa 70 Milliarden Dollar (70 Billion of Dollars) nur an Zinsen für seine Schulden gezahlt hat.

Der verbleibende relative Vorteil der Kosten änderte sich, als die imperialistischen Länder neben der Telephonie, der Trinkwasserversorgung und dem Verkehr auch die Elektrizität als ideales Ausbeutungsinstrument der in neokolonialer Abhängigkeit gehaltenen Länder entdeckten.

Zunächst wurde Brasilien in den neunziger Jahren vom Internationalen Währungsfond „angehalten“ (in Wirklichkeit unter Androhung des Staatsbankrotts gezwungen), weite Teile der Elektrizitätswirtschaft zu privatisieren. Man teilte die staatliche Elektrizitätsverwaltung in Unternehmen der Versorgung der Verbraucher, der Stromübermittlung und der Stromerzeugung auf und verkaufte nach und nach den größten Teil ‚für einen Appel und ein Ei’.

Während die Investitionsvolumen der verkauften Unternehmen zusammen mehrere Hundert Milliarden Dollar ausmachten, wurden sie für zusammen nur einige wenige Milliarden Dollar verkauft, also etwa zu einem hundertstel ihres Wertes.

Gleichzeitig wurden in Brasilien – ebenfalls unter ‚sanfter Mithilfe’ des Internationalen Währungsfonds – Regeln eingeführt, die es ausländischen Besitzern von Unternehmen in Brasilien erlauben, anfallende Gewinne ohne weiteres außer Landes zu schaffen.

Drei der „Filetstücke“ der brasilianischen Elektrizitätsversorgung sicherte sich die französische EDF (Eletricité de France). Sie kaufte die ‚Light’, einziger Anbieter von Strom im Staat Rio de Janeiro, dazu ein Unternehmen, das viel von dem in Itaipú erzeugten Strom über weite Teile des Landes verteilt, und noch einen kleineren Stromerzeuger.

Die Verträge, die von der brasilianischen Regierung mit diesen Käufern der Elektrizitätsunternehmen gemacht wurden, sind beeindruckende Beispiele imperialistischer Macht. Sie enthielten keinerlei Verpflichtung für die Elektrizitätsunternehmen, entsprechend dem steigenden Energiebedarf Brasiliens Investitionen vorzunehmen und damit die Versorgung zu sichern und einen festgelegten Mindestteil der Gewinne zu investieren. Sie enthielten Klauseln, die den Unternehmen ständig Gewinne garantieren. Wenn sie keine Gewinne ausweisen, aus welchem Grund auch immer, dürfen sie die Strompreise erhöhen. Sie enthielten keinerlei Klauseln, die den Unternehmen eine korrekte Instandhaltung der Anlagen auferlegt, keine Klauseln, daß sie Strom beim billigsten Anbieter kaufen müssen, kurz, alle Vorteile liegen beim Käufer aus dem imperialistischen Land, alle Nachteile bei der brasilianischen Bevölkerung.

Die brasilianische Regierung rechtfertigte sich, daß man ohne diese günstigen Bedingungen keine Käufer gefunden hätte. Wer dann aber fragte, warum dann überhaupt verkauft wurde, bekam nur Ausflüchte, Aggressionen und Verdrehungen zu hören.

Ausserdem stanken diese Privatisierungen - wie meist - zehn Kilometer gegen den Wind nch Korruption. Da sich angesichts der märchenhaften Bedingungen für den Käufer natürlich die Kandidaten die Tür in die Hand gaben, konnte man als verantwortlicher Politiker natürlich absahnen. Entweder man gab klammheimlich demjenigen, der die höchsten Bestechungssummen zahlte, privilegierte Informationen, die ihn die Ausschreibung gewinnen liessen, oder man manipulierte das Ausschreibungsverfahren so, dass der "erwählte" Kandidat zum Zuge kam.

Ob der damalige Präsident Cardoso persönlich davon profitierte, weiss man nicht. Was man aber weiss: Seit er abgewählt wurde, lebt er in einem Appartment an der Fifth Avenue in New York und nimmt sein Abendessen in einem Restaurant ein, das nach Aussagen eines mit ihm verbündeten Politikers für ein Gläschen Conhaque 200 Dollars berechnet (man stelle sich vor, was die anderen sagen).

Die erste Folgerung aus diesen Verkäufen war die Arbeitslosigkeit Tausender von Brasilianern, die von den neuen Besitzern entlassen wurden. Es stellte sich schnell heraus, daß es sich nicht, wie von der Regierung behauptet, um „überflüssige Bürokratie-Angestellten“ handelte, sondern im wesentlichen um Leute, die Instandhaltung gemacht hatten. Damit war schon klar, daß mangelnde Instandhaltung zu Stromausfällen führen würde – und so kam es.

Während die Brasilianer sich nicht an große ‚Black-outs’ in den Siebziger oder Achtziger Jahren erinnern konnten, begannen diese wenige Jahre nach den Verkäufen zur Regel zu werden. Am Silvestertag 2004 gab es gerade wieder einen größeren Black-Out in den Staaten Espirito Santo und Rio de Janeiro.

Die nächste Folgerung des Verkaufs großer Teile der Elektrizitätswirtschaft an Unternehmen aus imperialistischen Ländern war noch schwerwiegender, es begann die Geschichte des Super-Black-Outs. In den Jahren 1997 und 1998 war die Wirtschaft Brasiliens und die Industrieproduktion gewachsen und verbrauchte nun deutlich mehr Strom (Im Jahr 1998 war Brasilien die zehntgrößte Wirtschaftsnation auf der Erde). Während des Jahres 2000 gab es zwar kein Wirtschaftswachstum mehr, aber der Stromvebrauch stieg immer noch etwas an, hauptsächlich wegen des Bevölkerungswachstums.

Plötzlich gegen Ende des Jahres 2000 erklärte die brasilianische Bundesregierung, es drohe ein Super-Black-Out, d.h. der völlige und unwiderrufliche Zusammenbruch der brasilianischen Stromversorgung, wenn nicht neu in die Elektrizitätswirtschaft investiert würde, um neue Kapazitäten zu schaffen. Hastig wurden Pläne zusammengestöpselt, eine Anzahl von Gaskraftwerken zu bauen (zu diesem Zeitpunkt war gerade der Vertrag mit Bolivien über die Lieferung von Ergas und den Bau einer Pipeline von Bolivien nach Brasilien abgeschlossen worden). Es stellte sich aber schnell heraus, daß das erste dieser Kraftwerke nicht vor 2003 ans Netz gehen würde und das sei viel zu spät.

Während des Jahres 2001 wurde nun der drohende Super-Black-Out zum wichtigsten Nachrichtenthemas Brasiliens. Die Regierung erklärte, es müsse Strom gespart werden, zunächst ohne zu sagen wie. Im Laufe des Jahres wurde es dann aber immer klarer: Die Regierung hatte vor, die Bevölkerung mit drakonischen Maßnahmen zum Stromsparen zu zwingen. Dann kam es heraus: Wer nicht 20% der Kilowattstunden gegenüber dem Schnitt von drei Monaten Anfang 2001 sparte, bekam die Stromversorgung gekappt- zunächst für drei Tage, dann für sechs Tage usw.

Nun wurden die Brasilianer, die sowieso schon Meister im Improvisieren sind, zu Stromsparern. Das meiste ließ sich durch Verkürzen der Zeit unter der Dusche einsparen. In Brasilien gibt es kaum Häuser mit zentralen Warmwassersystemen – es gibt ja auch – bis auf den extremen Süden – keine Heizungen in den Häusern. Gas- und Elektroboiler sind selten, die meisten können sie sich nicht leisten.

So hat man denn in Brasilien die Elektrodusche erfunden: Im Duschkopf wird durch eine Metallspirale Strom in der Größenordnung von 3 000, 4 000 oder 5 000 Watt gejagt. Diese Spirale ist vom Wasser umspült und heizt es auf. Das geht nur, wenn die Spirale nicht isoliert ist, also offen im Wasser liegt, sonst wäre die Wärmeübertragung nicht schnell genug. Klingt abenteuerlich, funktioniert aber: Fast alle der 170 Millionen Brasilianer, die nicht zur Oligarchie gehören, duschen so.

Bald stellte sich aber heraus, daß es schwer ist, das Duschverhalten der Menschen zu ändern. Doch dann sprach sich herum, daß man die 20% auch anders erreichen kann: Zunächst nehme man die Tiefkültruhe/-schrank außer Betrieb, die hat meistens schon 10% vom Verbrauch gefressen. Dann ersetze man alle Glühbirnen durch Fluoreszenz-Birnen (‚Neon-Birnen’), das macht in der Regel weitere 10% aus. So schaffte es tatsächlich die überwiegende Mehrheit der Brasilianer, 20% Strom zu sparen. Wer allerdings keinen Tiefkühlschrank hatte und vorher schon Fluoreszenzbirnen gekauft hatte, sah nun dumm aus: Einige tausend brasilianische Familien mußten sich Stromsperren gefallen lassen. Sogar Familien mit kleinen Kindern wurde unnachsichtig der Strom gesperrt.

Natürlich hätten die Privatisierungen nur dann irgendeinen Sinn ergeben, wenn die neuen Besitzer zu Investitionen verpflichtet worden wären, die für die Stromversorgung Brasiliens notwendig waren. Was aber wirklich geschah: Die ausländischen Eigner der Firmen machten stattdessen gute Gewinne und transferierten sie an die Mutter.

Als besonders schlau erwies sich dabei die französische EDF. Sie kauft in Brasilien mit ihrem Tochterunternehmen ‚Light’ teuren Strom bei ihrem eigenen brasilianischen Stromverteilungsunternehmen zu einem Phantasiepreis, weist Verluste aus und hat so das Recht auf andauernde Preiserhöhungen weit über die Inflation hinaus. Das Geld von der Stromverteilungs-Tochter, die in Profiten schwimmt, fließt zu 100% nach Frankreich. Eben wurde wieder eine außerordentliche Strompreiserhöhung genehmigt – über die jährliche in Höhe der Inflation hinaus. Etwa 5 Millionen Brasilianer zahlen ab Februar 2005 6,3% mehr für den Strom. Die Brasilianer beschweren sich über die immens gestiegenen Strompreise. Für manche Familien stellt die Stromrechnung bereits 10% oder mehr ihrer Ausgaben dar.

Diese Praxis ist besonders empörend, da es, viel näher als die andere EDF-Tochterfirma, im Nachbarstaat Minas Gerais bei der (noch staatlichen) Furnas weit billigeren Strom zu kaufen gibt, der dort aus der Wasserkraft eines riesigen Stausees gewonnen wird. Da Rio de Janeiro nun den Strom von dort nicht mehr abnimmt, hat die Furnas beachtliche Überkapazitäten und produziert Verluste von etwa 8 Milliarden Dollar jährlich, für die der brasilianische Steuerzahler aufkommen muß. Der Brasilianer zahlt also einerseits mehr für seinen Strom und andererseits mehr Steuern, um die Überkapazitäten zu finanzieren.

Diese Tatsachen lassen auch die ganze Story mit dem Super-Black-Out unwahrscheinlich erscheinen, denn 2004 war der brasilianische Stromverbrauch deutlich höher als im Jahre 2001 und es sind noch fast keine neuen Kapazitäten dazugekommen. Das Ganze riecht nach Manipulation.

Im übrigen hatten alle privatisierten Elektrizitätsunternehmen das Anrecht, die Mindereinnahmen, die durch den tatsächlich in 2001 zurückgegangenen Stromverbrauch entstanden waren, vollständig vom brasilianischen Staat ersetzt zu bekommen.

Nach Schätzungen einer brasilianischen Zeitung zieht die Eletricité de France im Moment aus ihren brasilianischen Unternehmen JÄHRLICH in etwa soviel Geld heraus, wie sie der Kauf insgesamt gekostet hat. Profite von 100% der Investitionssume jährlich – das sind die tatsächlichen Verhältnisse.

Heute sind die Strompreise in Brasilien in etwa so hoch wie in anderen Teilen der Welt. Der ganze Vorteil der niedrigen Kosten aufgrund der Wasserkraft-Struktur fließt zu Konzernen in imperialistischen Ländern.

Falls Brasilien irgendwann einmal auf die Idee käme, seine Elektrizitätsversorgung wiederhaben zu wollen – was keineswegs abwegig ist -, müßte es natürlich zunächst Abfindungen zahlen – zumindest in der Höhe des Kaufpreises plus Inflationsanpassung plus Zinsen. Dann bekäme es ein heruntergekommenes Netz, schrottreife Kraftwerke und überlastete Umspannstationen zurück und müßte alles in riesigen Investitionen wieder auf Vordermann bringen.

Hier bekommt man einen deutlichen Eindruck, wie (ein Teil der) Ausbeutung der in neokolonialer Abhängigkeit gehaltenen Länder funktioniert.

Der von bestimmten Medien und von den Faschisten in Deutschland verbreitete Eindruck, die Entwicklungsländer würden Unmengen an Entwicklungshilfe erhalten und so gewissermassen die deutsche Bevölkerung ausbeuten, ist nichts als ein Ammenmärchen. Was da wirklich an ‚Entwicklungshilfe’ läuft – ganz abgesehen von der Fragwürdigkeit vieler Projekte – kommt nicht einmal auf 1% von dem, was von Banken, Konzernen, Spekulanten und - im geringsten Maße – Staaten aus diesen herausgesaugt wird.

Auch die immer wieder gerne verbreitete These, das Volk in den imperialistischen Staaten sei in irgendeiner Weise an der Ausbeutung der Entwicklungsländer beteiligt oder würde davon profitieren, wird hierdurch eindeutig widerlegt. Es sind die Großkonzerne, Multi-Milliardäre und Großbanken, an die am Ende alles geht.

Heute der 7. Teil der Brasilien-Reihe von Elmar Getto. Der Artikel erschien ursprüglich am 10. Februar 2005 in "Rbi-aktuell", hier leicht vom Verfasser redigiert


Hier die Links zu allen Teilen der Reihe „Brasilien jenseits von Fussball und Samba“

- Teil 1: „Wie der Amazonas zu seinem Namen kam“

- Teil 2: ‚Menschenfresser-Country’

- Teil 3: „Ausgerottete Künstler“

- Teil 4: Niemeyer ist 100 – ‚Auf dem Höhepunkt des Schaffens’

- Teil 5: Brasilien und Gold

- Teil 6: Die Landschaften Brasiliens – Der Amazonas-Regenwald

- Teil 7: Brasilien und der Strom

- Teil 8: Die Landschaften Brasiliens – Mata Atlântica

- Teil 9: Santos Dumont und der erste Motorflug

- Teil 10: SIVAM – Big Brother in Amazonien

- Teil 11: Sprit aus nachwachsenden Rohstoffen

- Teil 12: Regenwaldvernichtung und Trockenheit im Amazonasgebiet

- Teil 13: Wie unsere Zukunft in der beginnenden kapitalistischen Barbarei aussähe – „Ich habe kein Leben“

Donnerstag, 7. August 2008

Wirtschaftskrise in den USA

Wie sieht es wirklich aus?

Von Karl Weiss

Nach offiziellen Zahlen ist die USA noch nicht in einer Wirtschaftskrise. Vierteljahr um Vierteljahr wird noch ein geringes Wachstum der US-Wirtschaft um 0,6% gemeldet. Ein Artikel legt aber die wahren Verhältnisse klar. Nach dieser Information ist die USA bereits seit Ende 2006 in der „Rezession“, wie die Wirtschaftskrise schönfärberisch bezeichnet wird. Im Moment verschärft sie sich zusehends. Der Artikel enthält eine Menge Details, die dies belegen.

USA: Foreclosure Zwangsversteigerung

Er ist von F. William Engdahl in info.kopp-verlag.de, hier.

Die entscheidende Aussage ist: Die Wirtschaft der USA ist zu 70% vom Inlandskonsum abhängig, der im Moment in den Keller fährt.

Dieser wurde durch die extrem niedrigen Zinsen in den Jahren 2003 bis 2006 und durch die damals breit angewandten „Sub-Prime“-Hypotheken (Hypotheken auf Immobilien, deren Besitzer nicht die Mindestvoraussetzungen für normale Hypotheken erfüllen) künstlich angeheizt, was eine Schein-Konjunktur hervorrief, die jedoch ohne reale Grundlage war, denn sie wurde durch „leichtes Geld“ für US-Bürger hervorgerufen, die zwar ein Häuschen haben, aber kein wirklich ausreichendes Einkommen.

Das musste schief gehen und ging schief. Fast alle diese Familien mit mittlerem bis geringem Einkommen müssten jetzt Monatsraten zahlen, die sie nicht aufbringen können und verloren oder verlieren damit ihre Häuser bzw. Eigentumswohnungen. Das löst aber die Probleme der Banken und Hypothekeninstitute nicht, denn auch wenn ihnen nun diese Häuser und Eigentumswohnungen gehören, sie können sie nicht zu akzeptablen Preisen verkaufen, weil Millionen solcher Immobilien auf dem Markt sind und nur wenige Käufer.

Immobilienkrise USA

Die Banken und Hypothekeninstitute können diese Häuser zwar noch eine Zeit lang unter ihrem vormaligen Wert in den Büchern führen, müssen aber irgendwann auf die wahren Werte übergehen, was ihre „Aktiva“ plötzlich einbrechen lässt. So hat die grösste Bank der Welt, die Citi Group, bereits über 40 Milliarden Dollar an solchen oder ähnlichen Werten als Verluste abgeschrieben. Nur mit dem Verkauf grosser Teile ihres Vermögens konnte sie überleben. Es wird vermutet, dass fast alle US-Banken heute bankrott wären, würden sie gezwungen, alle Immobilien nur zu den Preisen in die Bilanzen aufzunehmen, die heute wirklich zu erzielen wären.

Northern Rock Pleite

Die wichtigsten Details im Artikel sind in der Liste der Einzelhandelsketten enthalten, die Läden schliessen.

Man sehe sich diese beeindruckende Liste an:

Ann Taylor schließt landesweit 117 Läden.

Eddie Bauer hat im ersten Quartal 27 Läden geschlossen, jetzt folgen weitere.

Cache, ein Damenbekleidungsgeschäft, schließt dieses Jahr 20 bis 23 Läden.

Lane Bryant, Fashion Bug, Catherines schließen landesweit 150 Läden.

Talbots, J. Jill schließen Läden. Talbots wird alle 78 Kinder- und Herrenbekleidungsgeschäfte schließen, plus 22 schlechtgehende Geschäfte. Die 22 Läden gehören teils zu Talbots-Damenbekleidungsgeschäften und J. Jill.

Gap Inc. schließt 85 Läden.

Foot Locker schließt 140 Läden.

Wickes Furniture macht alle Läden dicht. Das seit 37 Jahren bestehende Möbelhaus zählte vor allem Familien aus den mittleren Einkommensschichten zu seinen Kunden.

Levitz gab die Schließung all seiner 76 Niederlassungen zum Jahresende bekannt. Das Möbelhaus hatte seit 1910 bestanden.

Zales, Piercing Pagoda plant die Schließung von 82 Niederlassungen zum 31. Juli, danach sollen weitere 23 schlechtgehende Geschäfte geschlossen werden.

Disney Store: der Besitzer ist berechtigt, 98 Geschäfte zu schließen.

Home Depot schließt 15 Niederlassungen wegen der lahmenden US-Wirtschaft und des zusammenbrechenden Eigenheimmarktes. Von dem Schritt sind 1300 Angestellte betroffen. Es ist das erste Mal, dass die größte Baumarktkette der Welt einen Vorzeigeladen schließt.

CompUSA (geschlossen).

Macy’s – neun Niederlassungen geschlossen.

Movie Gallery – der Video-Verleiher plant die Schließung von bis zu 400 der 3.500 Movie-Gallery- und Hollywood-Video-Läden, und das zusätzlich zu den bereits im letzten Herbst im Rahmen eines Konkursverfahrens geschlossenen Läden.

Pacific Sunwear – 153 Demo-Läden werden geschlossen.

Pep Boys – 33 Läden des Autoteilelieferers werden geschlossen.

Sprint Nextel – 125 Verkaufsstellen mit 4.000 Angestellten werden geschlossen, bereits im Vorjahr wurden 5.000 Mitarbeiter entlassen.

J.C. Penney, Lowe’s und Office Depot schalten zurück.

Ethan Allen Interiors plant die Schließung von zwölf ihrer 300 Geschäfte zur Kostensenkung.

Wilsons the Leaher Experts – schließen 158 Geschäfte.

Bombay Company wird alle 384 Läden in den USA schließen.

KB Toys schließt im Rahmen des Neubeginns nach dem Konkurs 356 Läden.

Dillard’s Inc. wird in diesem Jahr sechs weitere Läden schließen.

Diese Liste ist sicherlich nicht vollständig.

Es wird gerade an ihr deutlich: Es handelt sich um den unteren und mittleren Teil der breiten Mittelschicht in den USA, die in grossen Teilen drastisch weniger auszugeben haben und daher nur noch das Nötigste kaufen. Das trifft Läden für langlebige Güter, aber auch Restaurants und alle, die Güter des gehobenen Bedarfs verkaufen bzw. herstellen. Auch andere Güter und Dienstleistungen, die man streichen kann, ohne dass dies das Leben wesentlich verändern würde, werden gestrichen, wie z.B. das Ausleihen von Filmen. In diesen Bevölkerungsschichten hat entweder einer (oder mehrere) in der Familie seinen Arbeitsplatz verloren oder musste(n) einen Job mit weit geringerem Einkommen antreten oder die Familie hat ihr Haus verloren und muss nun Miete aufbringen oder sie kann gerade noch die erhöhten Monatsraten der Hypotheken zahlen, muss sich aber darum extrem einschränken.

Vor drei Jahren war es ausserordentlich leicht, selbst grössere Anschaffungen zu machen, denn man konnte leicht Kredite in Form von Hypotheken aufs Häuschen bekommen, die fast keine Zinsen kosteten. Heute sind die Kreditlinien extrem eingeschränkt. Wer das Geld nicht flüssig hat, kann kaum ein Anschaffung machen.

So ist es auch verständlich, warum der Verkauf von Automobilen grösseren Kalibers zum Teil um bis zu 50% zurückgegangen ist. Der obere Teil der Mittelschicht und die Reichen in den USA - eine Minderheit - sind weiterhin wenig betroffen von dieser Krise, aber die breite Mehrheit der Bevölkerung dort leidet bereits jetzt schwer unter ihr. Kurzarbeit ist bereits weit verbreitet und die Verringerung der Autoverkäufe wird zu weiteren Massenentlassungen führen, nicht nur in der Atomobilindustrie, sondern auch bei vielen Zulieferern und verbundenen Unternehmen, was die Situation noch verschärft.

Housing Slump

Eine andere wichtige Information des Artikels ist: Die offizielle USA verfälscht seit langem systematisch die Statistiken der Wirtschaftsdaten, um diese Probleme nicht aufscheinen zu lassen bzw. zu verniedlichen. Wer realistischere Schätzungen als die offiziellen Statistiken anstellt, wird zum Beispiel statt der offiziellen Arbeitslosigkleit von 5,5% auf eine von etwa 13% kommen. Auf solchen Schätzungen beruht auch die Aussage, die Wirtschaft der USA schrumpfe bereits beständig seit Ende 2006.

So muss auch die Meldung betrachtet werden, die nun bereits zum dritten Mal hintereinander kam: Das Brutto-Inlandsprokt (BIP) der USA habe im letzten Quartal um 0,6% zugelegt, hiess es nach dem 4.Quartal 2007, nach dem 1. Quartal 2008 und nach dem zweiten Quartal 2008. Ein Artikel in der Financial Times Deutschland macht klar, man kann diesen Zahlen nicht trauen, sie beruhen nämlich auf einer Schätzung, die meist von den Interessen der Schätzenden abhängig ist. Hier zwei Zitate aus dem Artikel:

„... die mit dem BIP-Bericht gelieferten Revisionen seit 2005. Danach ist das US-BIP im vierten Quartal 2007 nicht um 0,6 Prozent gestiegen, sondern um 0,2 Prozent gefallen;“

„... im Sommer 2001 seine jährliche Revision vorgestellt hatte, wurde immer noch vermutet, dass das US-BIP im dritten Quartal 2000 um 1,3 Prozent zugelegt hatte. Im Vergleich zur Schnellschätzung im Oktober 2000 war das bereits eine Halbierung. Aber nach dem aktuellen Stand der Dinge war das BIP im dritten Quartal 2000 um 0,5 Prozent gesunken.“

Auch wir in Deutschland kennen ja diese Mogelpackungen vom Typ Merkels Märchen, mit denen ein angeblicher Wirtschaftaufschwung „belegt“ wurde, von dem aber, welch Zufall, nur die Superreichen etwas gemerkt haben. In Wirklichkeit sind die Zahlen der Empfänger von Hartz IV seit 2006 nie unter 6 Millionen gesunken (von 2005 bis 2006 waren sie von etwas über 5 Millionen auf über 6 Millionen gestiegen).

Zwar können die USA wegen des gesunkenen Dollarkurses mehr exportieren, aber das wiegt nicht den verringerten Inlandsabsatz auf, es federt lediglich die Abwärtsbewegung etwas ab.

Schliesslich gibt es auch noch eine alarmierende Aussage in diesem Artikel für alle, die meinen, mit einem Präsidenten Barack Obama werden sich die Probleme der USA lösen: Der Chef der Kampagnenfinanzierung von Obama ist der Milliardär Pritzker (u.a. Erbe der Hyatt-Hotelkette), der zusammen mit der Bank Merryl Lynch die „Sub-Prime“-Kredite erfunden hat!

So hat sich denn auch Obama schon seit einiger Zeit von Aussagen verabschiedet, die früher nahegelegt hatten, er werde die Massensteuern senken und diejenigen der Superreichen und der grossen Konzerne erhöhen. Er behauptet nun, niemals massive Veränderungen der Steuern angekündigt zu haben, lediglich Korrekturen von ‚Exzessen‘.

Ausserdem: Die Wirtschaftskrise beginnt sich bereits auf andere Länder auszuweiten. So hat die japanische Industrie z.B. gerade in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen verminderte Produktionszahlen gemeldet. Drei europäische Lander sind schon offiziell in der Wirtschaftskrise, siehe hier.


Veröffentlicht am 6. August 2008 in der Berliner Umschau

Originalveröffentlichung

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Mittwoch, 6. August 2008

Deutschland - ein Gottesstaat

75 Jahre Konkordat - Der Faschismus und der Vatikan

Von Karl Weiss

Am 20. Juli 1933, vor 75 Jahren, wurde im Vatikan das sogenante Reichskonkordat zwischen der katholischen Kirche und dem Deutschen Reich unterschrieben. Mit ihm konnte die erst kurz zuvor gebildete Hitler-Regierung in Deutschland international Punkte sammeln. Statt sich dem Boykott einiger Länder gegen diese Regierung anzuschliessen, schloss der Vatikan als erster „Staat“ mit Hitler ein Abkommen. Wenn der Papst selbst mit Hitler paktiert, wer wollte ihn dann noch boykottieren?

Oettinger Rede für Filbinger
Kaum ein Bild kann die innige Verschlungenheit des Faschismus mit den Kirchen und der Bundesrepublik deutlicher ausdrücken als dieses. Wer zu Grabe getragen wird, ist Filbinger, ein Faschist, der es in der Bundesrepublik bis zum Ministerpräsidenten und stellvertretenden CDU-Vorsitzenden gebracht hatte. Wer die Lobrede auf den Faschisten hält, ist Oettinger, jetziger CDU-Ministerpäsident. Wer dem Toten die letzte Ehre gibt, ist der katholische Bischof von Freiburg und das einzige, was da noch fehlte, ist die martialische Staatsgewalt. Sie ist in Form der abkommendierten Polizisten zugegen.

Hitler hatte richtig darauf gesetzt, der Papst stimme zwar nicht mit der faschistischen Ideologie überein, aber mit den wesentlichen Zielen des deutschen Faschismus, also vor allem dem Kampf gegen die Arbeiterbewegung und dem Krieg gegen die Sowjetunion, den Hitler bereits in „Mein Kampf“ als Hauptziel genannt hatte. Der Vatikan würde also anbeissen, wenn man ihm wesentliche Vorteile für de katholische Kirche in Deutschland anbieten würde. Und so war es.

Der Inhalt des Konkordats war unerhört. Nie vorher hatte ein Staat einer Religionsgemeinschaft so viele Vorteile offeriert. Bis heute gibt es in keinem Land der Erde vergleichbare Regelungen für Religionsgemeinschaften. Selbst in „Gottesstaaten“, wie dem Iran, gibt es keine so vorteilhaften Regelungen für die dominierende Relgionsgemeinschaft. In Wirklichkeit machte Hitler Deutschland so zu einer Art von Gottesstaat, ohne dem Klerus allerdings Einfluss auf die Politik der Regierung einzuräumen.

Das Konkordat, das später gleichlautend auch auf die grossen protestantischen Kirchen in Deutschland ausgedeht wurde, beinhaltet drei wesentliche vorteilhafte Regelungen für die Kirchen:

1. Die Geldleistungen der Mitglieder an ihre Kirchen werden von Staats wegen als Kirchensteuer eingezogen. Das gibt es in keinem anderen grösseren Land der Welt. Dazu kommt, man gesteht den Eltern zu, ihre Kinder bereits klein in die Kirchen eintreten zu lassen. So erleben die jungen Menschen, unabhängig von ihrem Glauben oder ihrem Wunsch der Zugehörigkeit zu einer Kirche, wie ab der ersten Einkommenszahlung bereits Kirchenabgaben automatisch abgezogen werden. Damit habe die grossen christlichen Kirchen in Deutschland ein Milliardeneinkommen praktisch garantiert und müssen nichts für das Eintreiben ausgeben.

Filbinger und Kohl
Hier sieht man zu Zeiten, als Schmidt noch Bundeskanzler war, die Spitze der CDU: Kohl, der Vorsitzende, als Vertreter der Wirtschaftsfraktion in der CDU und Filbinger, sein Stellvertreter, als Vertreter der beträchtlichen faschistischen Fraktion in der ach wie so christlichen Partei

2. Die grossen christlichen Religionsgemeinschaften erhielten das Recht, auf den staatlichen Schulen während der normalen Schulzeit Religionsunterricht geben zu können und an den staatlichen Universitäten ihren Klerus ausbilden zu lassen. Dabei wird auch noch beträchtlicher Druck ausgeübt, dass alle Kinder an diesem Unterricht teilnehmen, auch wenn das Kind oder der Jugendliche gar nicht daran interessiert ist bzw. die Eltern ihn dort nicht teilnehmen lassen wollen. Die Religionslehrer, wie auch die Universitätsprofessoren, werden vom Staat bezahlt.

3. Diese Kirchen erhalten unter den verschiedensten Vorwänden aus Steuergeldern über die Abgaben ihrer Mitglieder hinaus staatliche Zuwendungen, die in reiner Form etwa 14 Milliarden Euro pro Jahr betragen, in versteckter Form sogar noch viel mehr. Siehe hierzu auch diesen Artikel.

Die Türkei zum Beispiel, auf die mancher in Deutschland herunterschaut, hat in ihrer Verfassung die strenge Trennung zwischen Kirche und Staat festgeschrieben - und das seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Darauf beruhte auch die Anklage gegen die Regierungspartei, die der Türkei einen islamischen Charakter geben will, vor dem dortigen Verfassungsgericht.

CDU-Fest fÜr Filbinger 90 Jahre
Dies ist der Faschist Filbinger auf dem Empfang, den die CDU für ihn am 90. Geburtstag gab, offenbar unter Freunden und bestens aufgelegt einen Toast ausbringend

Als der Papst damals das Eis gebrochen hatte, wurde die Hitlerregierng hoffähig. Die Diplomaten und Militärattachees des faschistischen Regimes hatten Zugang zu den Treffen der Politik und des Finanzadels in den wesentlichen westlichen Ländern, wie z.B. den USA, Grossbritannien und den meisten europäischen Ländern.

Sie nutzten aus, wie weit der Antisemitismus in diesen Ländern verbreitet war und sie trafen mit dem Versprechen des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion auf offene Ohren selbst bei Managern, Bankern und Superreichen, die nichts mit der faschistischen Ideologie am Hut hatten.

So gelang es Hitler, von 1933 bis 1939 die Vorbereitungen für den Krieg auf Hochtouren zu betreiben, die das deutsche Grosskapital zum Herrscher der Welt machen sollte, ohne auf irgendwie geartete Sanktionen zu treffen. Obwohl Hitler einfach Geld drucken liess, wurde die Reichsmark im Ausland angenommen, als sei es eine stabile Währung. Es gab absolut kein Exportverbot, z.B. von kriegsbedeutendem Material nach Deutschland, aus keinem bedeutenden Land – bis zum Beginn des 2. Weltkrieges am 1. September 1939!

Alle sahen einfach zu, als Hitler sein Heimatland Österreich dem deutschen Reich eiverleibte und auch noch, als man in die Tschechoslowakei einmarschierte. Später wurde dies als „Appeasement-Politik“ gebrandmarkt und argumentiert, damit habe man zwar Hitler beruhigen und vom Krieg abhalten wollen, in Wirklichkeit aber nur seinen Appetit geweckt.

Diese Politik war aber in Wirklichkeit darauf begründet, dass viele westliche Politiker mit vielen Teilen der Hitler-Politik übereinstimmten. Irgend eine Möglichkeit, Hitler durch „Beruhigen“ jenen Krieg nicht beginnen zu lassen, war sowieso nicht realistisch.

Der damalige FBI-Chef Hoover war wohl einer der Hitler-Anhänger. Auch in der CIA war die Mehrheit der Verantwortlichen offenbar eindeutig auf Hitlers Seite. Kein Wunder, dass es die CIA war, die nach dem Krieg einem wesentlichen Teil der faschistischen Massenmörder zur Flucht nach Südamerika verhalf.

Die Standard Oil (heute Exxon Mobil) vereinbarte mit Hitlers Regierung die Lieferung von bedeutenden Mengen von Rohöl und Ölprodukten für den Krieg. Diesen Lieferverpflichtungen kam man selbst nach 1939 noch nach! Auch die IBM lieferte noch währenddes Krieges Geräte, die u.a. in KZs benutzt wurden.

Als 1939 der 2. Weltkrieg begann, war die Hitler-Lobby in den USA – speziell in der Politik und bei den Konzernen und Superreichen so stark, dass es der Präsident Roosevelt nicht wagen konnte, auf der Seite der Alliierten in den Krieg einzutreten, obwohl er kein Hitlerist war.

Erst als die mit Hitler verbündeten Japaner zwei Jahre später einen Überraschungsangriff auf den wichtigsten Hafen der US-Pazifikflotte in Pearl Harbour auf Hawai planten, sah er eine Möglichkeit, dies als Vorwand für eben diesen Kriegseintritt benutzen zu können.

Er liess einen grossen Teil der Flotte aus dem Hafen auslaufen, warnte aber die verbliebenen Teile nicht, obwohl er die Pläne kannte. So wurde aus dem Angriff auf Pearl Harbour ein riesiges Massaker, gross genug, um die Hitler-Anhänger verstummen zu lassen und Rossevelt nun die Möglichkeit zu geben, auf der Seite der Aliierten in den Krieg einzutreten.

Selbst nach dem zweiten Weltkrieg machte der damalige englische Premier Churchill noch deutlich: Man wäre eigentlich auf Hitlers Seite gestanden, hätte dieser nicht im Auftrag des deutschen Monopolkapitals die Weltherrschaft (zusammen mit Japan) angestrebt. Er sagte: „Wir haben das falsche Schwein geschlachtet.“ Das „richtige Schwein“ wäre die Sowjetunion gewesen.

Als im Jahr 1949 die Bundesrepublik gegründet wurde, übernahm man das Konkordat, so als ob das Bestechungsmanöver eines Unrechtsstaates nach dessen Abgang noch Gültigkeit haben könnte. Bis heute gilt es, ein Dinosaurus, der nie hätte zu neuem Leben erweckt werden dürfen.

Trennung von Kirche und Staat!


Veröffentlicht am 5. August 2008 in der Berliner Umschau, hier leicht redigiert

Originalveröffentlichung

Dienstag, 5. August 2008

WTO-Doha-Runde endgültig gescheitert

Die Agrarsubventionen müssen weg!

Von Karl Weiss

Wie bereits vorausgesagt in diesem Artikel, sind praktisch keine bedeutenden internationalen Abkommen mehr möglich, im gleichem Masse, wie der im Todeskampf liegende Kapitalismus in die kapitalistische Barbarei schlittert.

Diese ist neben der völligen Kriminalisierung aller Beziehungen eben genau dadurch gekennzeichnet: ‚Keine gemeinsamen Ziele mehr‘, ‚die Einzelinteressen dominieren‘, ‚Alle gegen alle‘, ‚je rücksichtsloser, desto besser‘ und ‚Rache ist Blutwurst‘. Entsprechend ist denn auch am 29. Juli 2008 der letzte Versuch in Genf gescheitert, auf einer Versammlung von über 500 Delegierten aus fast allen Ländern der Welt (153 Länder waren vertreten), die Doha-Runde der Verhandlungen der World Trade Organisation (WTO) über eine weitere Liberalisierung des Welthandels zu einer Einigung zu bringen.

Die Doha–Runde wurde 2001 in Doha, der Hauptstadt des Emirates Quatar, eröffnet und sollte dazu führen, dass die letzten Einfuhrzölle fallen, der Kapital- und Gewinn-Verkehr völlig von Restriktionen und Abgaben befreit wird und dass die Ansichten der reichen Länder zu Patenten und zu Urheberrechtfragen anerkannt werden. Kurz: Die imperialistischen Länder sollten alle Vorteile haben, die Entwicklungsländer alle Nachteile. Allerdings haben die Entwicklungsländer sich zusammengeschlossen und Gegenleistungen der imperialistischen Länder gefordert, was diese aber nicht zugestanden haben. Daran sind letztendlich nach 7 Jahren und unzähligen Versuchen der Wiederbelebung diese Verhandlungen gescheitert.

Was die WTO unter Liberalisierung des Welthandels versteht, war vor dieser Runde bereits deutlich geworden. In mehreren Abkommen waren die Entwicklungsländer gezwungen worden, ihre Märkte für die Waren und das Kapital der Industrieländer zu öffnen. Das hatte verheerende Auswirkungen für die armen Länder. Die Industrie-Ansätze, die sich entwickelt hatten, wurden praktisch vollständig konkurrenzunfähig und gingen meistens ein. Die Entwicklungsländer waren dadurch gezwungen, fast alle Industriegüter einzuführen und dafür die dringend benötigten Devisen auszugeben. Soweit im eigenen Land hergestellt wurde, waren die Firmen fast immer im Besitz von Gruppen aus den reichen Ländern, so dass keine Werte für die armen Länder erzeugt wurden, sondern nur Profite für jene, die sowieso schon in Geld schwammen.

Als Gegenleistung kamen von den reichen Ländern Versprechungen oder jedenfalls Andeutungen über Erleichterungen von Einfuhren von Agrarprodukten aus den Entwicklungsländern und zum Abbau der Subventionierung der eigenen Agrarprodukte. In Wirklichkeit haben die imperialistischen Länder aber nicht im Traum daran gedacht, ihre Märkte für Agrarprodukte der Entwicklungsländer zu öffnen und ihre Agrarsubventionen wirklich zu kappen. Aus Versprechungen wurden „nicht bindende Ankündigungen“ und aus dem fest Vereinbarten etwas, an das man sich nicht hielt, denn es waren keine Sanktionen vorgesehen. Selbst in den wenigen Fällen, in denen Sanktionen vorgesehen sind, hielt man einfach die Zusagen nicht ein.

So sind die USA bereits seit vielen Jahren verpflichtet, die Subventionen für ihre Baumwollanbauer deutlich zu kürzen. Man hat dies aber nicht getan. Brasilien, ein Land, das grosse Mengen von Roh-Baumwolle herstellen und exportieren könnte, wenn die USA nicht mit ihrer subventionierten Baumwolle den Weltmarkt zu Preisen überschwemmen würden, die keinerlei Konkurrenz zulassen, hat bereits vor Jahren die USA vor dem Gericht der WTO verklagt und hat Recht bekommen. Die USA gingen in Revision und kürzlich wurde das endgültige Urteil verkündet: Die USA wurden verurteilt zu dulden, dass Brasilien im Milliardenmasstab Einfuhrzölle auf Einfuhren aus den USA erhebt, um den Nachteil auszugleichen, der Brasilien durch das Nichteinhalten der Verpflichtungen der USA aus einem der Abkommen entsteht.

Tatsächlich hat es Brasilien bis jetzt nicht gewagt, diese Zölle zu erheben, sondern versucht, dies als Verhandlungsmasse einzubringen.

Bereits kurz nach dem Beginn der Doha-Verhandlungen hatten sich die Entwicklungsländer zum ersten Mal zusammengetan, um sich bei diesen Verhandlungen nicht wieder an die Wand drücken zu lassen wie bei den vorhergehenden. Man gründete die ‚Gruppe der 20’ , das sind die bedeutendsten 20 Entwicklungsländer und es wurde ein Führungstrio für diese Gruppe gebildet, das aus Indien, Südafrika und Brasilien bestand.

Die Globalisierungsgegner wie z.B. attac haben die Verhandlungen immer mit Beifall für die harte Haltung der Entwicklungsländer begleitet.

Allerdings gibt es keinerlei Grund, „Sieg“ zu schreien. Es wurde lediglich noch Schlimmeres verhindert mit diesem Scheitern, nichts Positives erreicht.

Es ist unbedingt notwendig, dass wir in den entwickelten Ländern bei unseren Regierungen darauf dringen, die Agrarsubventionen abzuschaffen und diese Milliarden sinvoll auszugeben, z.B. in einer massiven Umstellung der Landwirtschaft auf Biogas-Herstellung. Das könnte in einem Land wie Deutschland glatte 30 bis 40% der Erdöl- und Kohle-Importe unnötig machen. Zudem bekäme de Landwirtschaft wieder eine positive Aufgabe und würde unabhängig vom Brüsseler Tropf.

Wenn die Entwicklungsländer nicht mehr mit billigen Agrarprodukten aus reichen Ländern eingedeckt werden, könnten dort auch wieder die Millionenmassen von ländlicher Bevölkerung Ackerbau und Viehzucht betreiben und damit ihr Brot verdienen, was heute nicht möglich ist, denn man kann mit EU- oder US-Landwirtschaftsgütern nicht konkurrieren.

In den Entwicklungsländern sind zwischen 50 und 90% der Bevölkerung ländlich bzw. eine, die nur deshalb in die Städte gestrebt ist, weil man mit der Landwirtschaft kein Auskommen mehr hatte. Wenn alle diese Menschen wieder aufs Land gehen können, Ackerbau und Viehzucht betreiben und damit ein Auskommen haben, können Milliarden von Menschen aus Elend und Armut kommen.

Veröffentlicht am 4. August 2008 in der Berliner Umschau

Originalveröffentlichung

Montag, 4. August 2008

Brasilien jenseits von Fussball und Samba, Teil 6: Die Landschaften Brasiliens - Der Amazonas-Regenwald

Teil 6: Die Landschaften Brasiliens: Der Amazonas-Regenwald

Von Elmar Getto

Es irrt, wer sich ganz Brasilien als einen Dschungel vorstellt, den Dschungel Amazoniens und den Dschungel der Großstädte. Zwar ist die Regenwald-Landschaft des Amazonasgebietes wirklich das größte zusammenhängende Urwaldgebiet der Erde und nimmt mehr als 50% der Fläche Brasiliens ein und die Großstädte wie São Paulo und Rio de Janeiro sind wirklich städtischer Dschungel, aber Brasilien hat noch 8 weitere Landschaftstypen zu bieten: Mata dos Cocais, Cerrado, Caatinga, Floresta tropical, Pantanal, Mata das Araucárias, Campos Gerais und Mangues litoráneos.

Regenwald

Aber langsam, fangen wir am Anfang an. Brasilien ist ein Land von kontinentalen Ausmaßen, mit der fünftgrößten Flächenausdehnung (etwa 8,5 Millionen Quadratkilometer) nach Rußland, Kanada, China und den Vereinigten Staaten, deutlich größer als Australien und Indien. Es ist das größte Land der Südhalbkugel, auch wenn man nur den Teil südlich des Äquators zählt. Es ist das einzige Land der Erde, durch das sich sowohl der Äquator als auch einer der Wendekreise zieht (in diesem Fall der Wendekreis des Steinbocks).

Das Amazonasgebiet im weiteren Sinne in Brasilien nimmt etwa 5,5 Millionen Quadratkilometer ein, also deutlich mehr als die Hälfte der brasilianischen Gesamtfläche, davon sind etwa 60% (3,3 Millionen Quadratkilometer) – noch – mit Regenwald bedeckt. Dabei handelt es sich bei diesen Regenwäldern aber keineswegs um eine einheitliche Landschaft.

Brasilien (topographisch)

Der überwiegende Teil der dortigen Regenwälder sind Überschwemmungs-Regenwälder, d.h. sie stehen einen Teil des Jahres (in der Hochwassersaison – das ist meist um den August herum) unter Wasser. Dieser Typ des Regenwaldes ist weitgehend ohne Unterholz, also kein „Dschungel“, weil ja hier auf dem Boden nur Pflanzen überleben können, die es schaffen, innerhalb eines Jahres (oder mit etwas Glück innerhalb von zwei Jahren) so hoch zu wachsen , daß sie bereits eine monatelange Überschwemmungsperiode überstehen. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Bäume. Der Besucher einer der Urwald-Lodges im Bereich der Großstadt Manaus kann also bequem im Regenwald spazieren gehen und Ausschau nach Äffchen oder nach den beliebten eßtellergroßen Spinnen (Vogelspinnen) halten.

Die sind völlig harmlos und giftfrei, können allerdings beißen. Der Führer läßt schon einmal eine auf seinem Arm laufen. Neben diesen kurzweiligen Urwaldspaziergängen bietet man dort auch das morgendliche Piranhas-Fischen an – als Köder verwendet man erstklassiges Rindfleisch. Zum Mittagessen werden dann die gefangenen Piranhas gegrillt (War das nicht umgekehrt, daß die Piranhas uns fressen? Verkehrte Welt! Außerdem hätte das Rindfleisch besser geschmeckt, bevor es durch den Magen der Piranhas ging).

Abends fährt man mit einem Boot Krokodile fangen. Genau gesagt sind es Kaimane (Jacaré) und es ist der Führer, der sie packt. Das ist nicht ganz so schwer und gefährlich, wie man es sich vorstellt, denn die verharren ganz still, geblendet von den hellen Taschenlampen – aber wehe, wenn sie einen Moment aus dem Lichtkegel kommen. Zu finden sind sie auch leicht, denn ihr Augen reflektieren den Lampenschein. Der Führer greift sich natürlich nicht gerade die 2 oder 3 Meter langen Exemplare, sondern die von 1 m oder kleiner. Er bringt sie ins Boot und dann gibt es Photo—Session.

Die männlichen Touristen dürfen ihre Furchtlosigkeit beweisen, reihum das Untier halten und sich photographieren lassen. Blitzlicht nicht vergessen! „Eine Hand am Kopfansatz, eine am Schwanzansatz, vom Körper weghalten und nicht loslassen, auf keinen Fall loslassen!“ Danach setzt man das verstörte Wesen wieder in sein Habitat.

Am nächsten Tag ist dann schon wieder Furchtlosigkeit angesagt. Es wird gefragt, ob man sich nicht mit einem Bad im Fluß erfrischen will. Da man aber noch den Fischreichtum (Piranhas) und Kaiman-Reichtum der Gewässer im Gedächtnis hat, ist man eher zögerlich. Erst wenn man dann ein paar kleine Indio-Mädchen sich dort im Wasser vergnügen sieht und der Führer versichert hat, daß nach seinem Wissen noch keinem Touristen etwas zugestoßen sei, gehen die Mutigsten ins Wasser. Das Wasser ist so trüb, angereichert mit winzigsten Schwebstoffen, die nichts anderes als Teile des Regenwaldes sind, schon in Zersetzung begriffen, daß es bereits in 1 Meter Wassertiefe zappenduster ist, wenn man taucht.

Die nächste Lektion im Überwinden von Urängsten kommt etwas später, wenn man eine Boa constrictor von 5 Metern Länge streicheln darf. Diesmal ist Halten nicht angesagt. Der Führer meint, die könne sich schon einmal blitzschnell um den Körper schlingen und dann gehe einem schnell die Luft aus. Man brauche dann vier starke Männer, um das Leben des Menschen zu retten. Übrigens, Schlangen sind überhaupt nicht schleimig, sondern ganz trocken.

Die Ausflüge per Boot gehen zu einem berühmten See mit zig Victoria Regias (das sind die Seerosen mit den riesigen schwimmenden Blättern, auf die man ein Kleinkind setzen kann, was mit herumgereichten Photos bewiesen wird – das Kleinkind sollte allerdings still sitzenbleiben) und zum Zusammenfluß des Rio Solimões mit dem Rio Negro in der Nähe von Manaus, wo sie den Amazonas im engeren Sinne bilden, hier schon Kilometer breit. Noch ein gutes Stück kann man die beiden Farben der Flüsse im gemeinsamen Bett verfolgen – das hellbeige, trübe Wasser des Solimões rechts und das fast klare, dunkelbraune des Negro links. Dort trifft man mit etwas Glück einige der rosa Süßwasserdelphine, die es nur hier gibt und die sich – wie Meeresdelphine – einen Spaß daraus machen, mit den Booten zu schwimmen.

An höher gelegenen Stellen wächst aber auch Unterholz und bildet den berühmten undurchdringlichen Dschungel. Es gibt auch Bereiche im Amazonasgebiet, die keineswegs dicht bewaldet sind, wie z.B. die Gebirgs-Region an der Grenze zu Venezuela, wo sich auch Brasiliens höchster Berg, der Pico de Neblina findet, genauso hoch wie die Zugspitze. Es gibt auch tiefer liegende Regionen, die fast das ganze Jahr unter Wasser stehen und wieder eine andere Art von Regenwald beherbergen.

Amazonas

Andere Bereiche des Amazonasgebietes sind ebenfalls nicht mehr bewaldet, besonders im Süden und Westen des Gebietes. Das hat aber keine natürlichen Ursachen, sondern hier wird abgeholzt und abgebrannt. Die Vernichtung von Regenwald im Amazonasgebiet hat sich in den letzten Jahren noch weiter beschleunigt.

Alle noch auf der ECO Rio im Jahre 1992 vollmundig angekündigten Fortschritte sind nicht eingehalten worden. Das euphorisch als „Rettung des Regenwaldes“ angekündigte System SIVAM (die vollständige Überwachung des Amazonasbeckens auf der Basis von Radarstationen und Satelliten) ist Wirklichkeit geworden, wird aber zu allem Möglichen genutzt, nur nicht zur Verhinderung der Regenwaldvernichtung und zur Verfolgung der Täter. Auf SIVAM wird u.a. noch in einer der nächsten Folgen der Brasilien-Serie "Jenseits von Fussball und Samba" eingegangen.

Geht das Abholzen und Abbrennen im beschleunigten Rhytmus der letzten Jahre weiter (und man muß eher befürchten, daß sich der Rhytmus noch steigert), wird der Regenwald im Amazonasgebiet binnen dreißig bis vierzig Jahren auf eine Anzahl unzusammenhängender Wälder reduziert sein, deren (positiver) Einfluß auf das Klima gering sein wird.

Die jetzige Klimagenesung durch die Urwälder des Amazonasbeckens wird von allen Wissenschaftlern als ausschlaggebend für das gesamte Klimageschehen im Bereich des atlantischen Ozeans und der Karibik und darüber hinaus angesehen. Der Regenwald verdunstet riesige Mengen Wasser pro Tag und nimmt die dafür benötigte hohe Energiemenge aus dem Wetterablauf heraus. Der Einfluß, den das Ausbleiben oder wesentliche Verringern dieses Effekts auf das Klima der Region und darüber hinaus haben würde, ist im Einzelnen umstritten unter den Forschern, aber alle sind sich einig, daß diese Auswirkungen katastrophal sein würden.

Brasilien: Soja-Pflanzungen auf Regenwald-Gelände

Die Szenarien schließen unter anderem folgendes ein:

- Vervielfachung der Zahl der schweren und superschweren Hurrikans, die sich auf die Karibik, Mittelamerika, Mexiko und die Vereinigten Staaten zu bewegen würden

- Extreme Intensivierung und Perpetuierung des Effektes „El Ninho“, was eine dramatische Erhöhung der Umwetter an den Pazifikküsten des amerikanischen Kontinents hervorrufen würde.

- Beeinflussen oder sogar Umlenken des beständigen Südostwindes, der vom Südatlantik in die Karibik bläst und damit Wasser in den Golf von Mexiko drückt, was den Golfstrom, die stärkste Meereströmung auf der Erde, auslöst. Ein Ausbleiben des Golfstromes würde wesentliche Teile Europas in sibirische Kälte stürzen und nach heutigen Begriffen unbewohnbar machen.

- Ausdehnung der Hurrikan-Vorkommen auf den Südatlantk. Diese würden dann die Küsten Brasiliens, Uruguays und Argentiniens heimsuchen.

- Ausbreiten von Steppen und Wüsten in Südamerika

Ebenso hätte eine wesentliche Verringerung der Regenwälder im Amazonasbecken Auswirkungen im Sinne einer Beschleunigung der Erderwärmung, weil die Bäume ja Kohlenstoff speichern, das als Kohlendioxid, dem Treibhausgas, freigesetzt würde. Eine weitere Erderwärmung würde die oben genannten Klimaveränderungen, also vor allem das häufigere Auftreten und die Intensivierung katastrophaler Stürme und Unwetter, noch beschleunigen.

Regenwald-Abholzung Brasilien

Wer die jetzt noch vorhandenen majestätische Grösse des Regenwaldgebietes am Amazonas einmal ‚erleben’ will und aus irgendwelchen Gründen vorhat, nach Brasilien oder Argentinien zu fliegen, der sollte einmal statt des direkten Fluges einen über Miami oder Orlando nehmen und dann einen Tagflug von Miami/Orlando nach São Paulo/Rio de Janeiro. Diese Strecke ist von vielen Luftfahrtgesellschaften intensiv beflogen mit insgesamt 12 täglichen Flügen, davon mindestens ein Tagflug und einer Anzahl von Flügen, die alle zwei Tage oder wöchentlich gehen.

Auf diesem Flug, man fliegt in südöstlicher Richtung – Südamerika liegt ja deutlich weiter östlich als Nordamerika - erreicht man den südamerikanischen Kontinent etwa auf der Höhe von Caracas, der Hauptstadt Venezuelas. Kurz danach fliegt man über das Orinokobecken, wo ebenfalls in riesigem Umfang Regenwald zerstört wird. Nach der darauffolgenden Bergkette ist man bereits über (fast) unberührtem Regenwald, der zum Amazonasbecken gehört und nun hat man 4 und einhalb Stunden Flug über Regenwald vor sich. Erst wenn man 4 einhalb Stunden später den Fluß Araguaia mit der Grenze der brasilianischen Bundestaaten Mato Grosso und Goiás überfliegt, weicht der Regenwald anderen Landschaften, weil man hier ins Gebiet der zentralen brasilianischen Hochebene kommt.

Zählt man den Orinoko mit, ist man sogar 5 Stunden über Regenwald geflogen (Fünf Stunden, das ist etwa die Zeit eines Fluges von der äußersten südwestlichen Ecke Portugals zum hohen Norden des Ural, also diagonal durch ganz Europa). Von oben wird einem klar, warum manche dies die „Grüne Hölle“ genannt haben. Man sieht nur grün und gewundene Flußläufe dazwischen, kein Haus, kein Dorf, kein Nichts – und das für 5 Stunden Flug! Würde man genau aufpassen und z.B. den Moment abpassen, wann man über den eigentlichen Amazonasstrom fliegt, könnte man schon Ansiedlungen erkennen, aber wer kann schon 4 einhalb bis 5 Stunden intensiv beobachten.

Dieses beeindruckende Erlebnis könnte einen fast zur Annahme bringen, eine so gewaltige Masse Wald könne man nicht so schnell niederbringen, aber das ist ein Irrtum. So massiv er hier auch auftritt, der Regenwald ist ein extrem empfindliches Gebilde.

Der Hauptgrund ist, daß die Humusschicht extrem dünn ist. Während ein Wald in den „gemäßigten Zonen“ der Erde, wie in Deutschland, eine meterdicke Humusschicht erzeugt (das ist vor allem verrottendes organisches Material), hat ein tropischer Regenwald lediglich eine Humusschicht von mehr oder weniger 10 Zentimetern.

Die Ursache ist, alles verrottet hier bedeutend schneller. Die höheren Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit führen alles, was von den Pflanzen herunterfällt (über die Aktion von Mikrolebewesen) innerhalb kürzester Zeit in Feinhumus über, der dann sofort wieder anderen Pflanzen als Nahrungsquelle dienen kann und dient. Im deutschen Wald dagegen kann man das ganze Jahr über die Blätter vom vergangenen Herbst liegen sehen. Im Frühling kann man an vielen Stellen noch deutlich die zwei Schichten der Blätter vom Vorjahr und vom Jahr davor unterscheiden und die vor eineinhalb Jahren abgefallenen Blätter als Einzelstücke identifizieren. D.h. das Verhältnis zwischen lebender organischer Masse und toter organischer Masse ist im tropischen Regenwald fast ganz auf der Seite „lebend“, im deutschen Wald weitgehend auf der Seite „tot“.

Sind unter den zehn Zentimetern nur Sand oder Felsen, müssen sich die Bäume zur Seite hin abstützen, also ein Wurzelwerk fast ausschliesslich nach den Seiten entwickeln (einige der Bäume können auch Wurzeln in Sand bohren, die dann zum Abstützen dienen, aber dazu braucht man eben Sandboden). Viele der wirklich hohen Urwaldriesen bilden einen sternförmigen Stamm aus, der ihnen eine bessere Abstützung ermöglicht. Andere lassen Wurzeln auch aus den Ästen nach unten wachsen, um damit zusätzliche Stützen zu haben. Trotzdem, sie sind bei weitem nicht so standfest wie ein Baum mit Pfahlwurzel in Deutschland, der sich zehn oder zwanzig Meter in den Boden bohrt.

Öffnet man im Regenwald eine Schneise, wird der Wind viele der umliegenden Bäume fällen. Zwar kann der Regenwald in einem jahrelangen Prozess solche Schneisen zuerst mit kleinen Pflanzen, dann Büschen und schliesslich kleineren und letztendlich größeren Bäumen wieder auffüllen, aber das klappt eben auch nur, wenn man die Schneise ganz sich selbst überläßt. Eine Schneise, in der bereits Erosion begonnen hat, kann kaum noch geschlossen werden.

Ist ein Stück Land einmal abgebrannt worden, ist Ackerbau getrieben worden oder hat man Gras und Kräuter für die Rinder wachsen lassen, ist die Humusschicht verschwunden und es kann sich kein neuer Regenwald mehr bilden. Die häufigen Regenfälle erodieren dann dieses Stück, was zum Niedergang auch des umliegenden Regenwaldes führt. Die Erosion breitet sich dann selbständig aus. Es braucht gar nicht mehr abgeholzt und abgebrannt werden.

Um dort neuen Regenwald entstehen zu lassen, muß man zunächst Humus aufbringen und dann typische Bäume und Sträucher des Regenwaldes pflanzen, ein extrem umständlicher, teurer und langwieriger Prozess. Bis auf einem so zurückgewonnenen Waldgebiet wieder die richtigen Urwaldriesen wachsen können, die schon mal bis zu 70 Meter hoch werden, dauert es leicht 100 und mehr Jahre.

Die andere wesentliche Frage im Zusammenhang mit dem Verschwinden bzw. Verringern des Regenwaldes ist die der Bio-Diversität, des Artenreichtums. Dabei handelt es sich nicht um den natürlichen Prozeß, daß einige Spezies verschwinden und neue entstehen, sondern daß das Verschwinden, die Ausrottung, einseitig beschleunigt wird und die Natur mit dem Formen neuer Spezies nicht mehr nachkommt, also die Gesamtzahl der Spezies – sowie ihrer Unterarten – sich verringert. Bis zu einem bestimmten Punkt hat das wenig Auswirkungen auf die Bewohnbarkeit des Planeten durch Menschen – ab diesem Punkt aber verschlechtern sich dramatisch die menschlichen Lebensbedingungen bis hin zur drohenden Ausrottung der Menschheit, weil der Mensch in Symbiose mit Tieren und Pflanzen lebt. Verschwinden grosse Teile von ihnen, kann auch der Mensch nicht mehr überleben.

Das Amzonasgebiet ist der Hort der größten Zahl von Spezies auf der Erde. An der Oberfläche leben ca. 2 Millionen verschiedener Spezies.

Was die Tiere betrifft, schätzt man, daß bisher erst etwa 30% davon bekannt sind. Über 95% der Spezies im Amazonasgebiet sind Wirbellose, also Insekten, Spinnentiere, Krebse, Krabbentiere, Garnelen, Schmetterlinge, Ameisen, Flöhe, Asseln, Quallen, Skorpione, Würmer, Seesterne, Einzeller wie Bakterien und Amöben und noch Hunderte von anderen Klassen, die nur da zu sein scheinen, um Biologiestudenten zur Verzweiflung zu bringen.

Die höheren Pflanzen machen in etwa 90 000 Spezies aus. Allein an Baumarten kommen pro Hektar Amazonaswald zwischen 40 und 300 verschiedene vor.

Diese ganze Bio-Diversität ist heute massiv bedroht. Selbst wenn heute das Abbrennen und Abholzen der Wälder deutlich eingeschränkt würden, ginge die Ausrottung von Arten noch lange ungehemmt weiter. Die menschlichen Aktivitäten haben nämlich bereits schwer umzukehrende Prozesse in Gang gesetzt, obwohl das Amazonasgebiet nur gering besiedelt ist.

Am verheerendsten wirkt sich das Quecksilber aus. In großen Teilen des Amazonasgebiets wird Gold aus den Sanden gewonnen mit dem Verfahren der Extraktion durch Quecksilber. Dieses Gold-Gewinnen wird industriemässig und zehntausendfach betrieben und die dabei verwendeten Quecksilbermengen gehen zu 100% in die Flüsse über. Dort reichern sie sich in den Sanden an und werden nach und nach in Form wasserlöslicher Salze an das Flußwasser abgegeben. Viele Gewässer im Amzonasgebiet enthalten heute bereits deutliche Mengen von Quecksilber. Besonders empfindliche Arten werden dadurch bereits ausgerottet. Das rottet dann wiederum Arten aus, die von jenen gelebt haben und danach solche, die von den anderen gelebt haben usw., d.h. es sind immer ganze Nahrungsketten betroffen. Andere Tiere und Pflanzen werden zwar vom Quecksilber nicht getötet, nehmen es aber in ihre Struktur auf. Wen sie dann wieder anderen als Nahrung dienen, werden diese dann mit Quecksilber angereichert und eventuell ausgerottet. Selbst wenn heute sofort mit der Quecksilber-Gold-Methode aufgehört würde, fänden sich noch über Jahrzehnte Quecksilberkonzentrationen in vielen Teilflüssen, Pflanzen und Tieren.

Der zweite verheerende Einfluß auf den Artenreichtum wird durch die häufigen menschlichen Invasionen in vorher unberührte Gebiete verursacht. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Goldsucher und um Drogenhändler.

Der Goldreichtum der Flußsande im Amazonasgebiet muß ja irgendwo herkommen, also forscht man in höher liegenden Gebieten nach Goldvorkommen. Es wird geschätzt, daß mindestens 10 000 Gruppen von Goldsuchern im Amazonasgebiet unterwegs sind. Von Zeit zu Zeit treffen sie auf einige der Indios, die noch übriggeblieben sind und die gewaltsamen Auseinandersetzungen füllen die Schlagzeilen brasilianischer Zeitungen. Im Prinzip braucht man zum Goldsuchen zwar eine Lizenz und auch der Zugang zu unberührten Gebieten ist von Erlaubnissen abhängig, der zu Indio-Reservaten sogar völlig verboten, aber wo kein Kläger, da auch kein Richter. Diese Gruppen sind in der Regel von reichen Brasilianern und Ausländern mit guten Beziehungen zu Regierungsstellen angeheuert und ausgerüstet worden, die dafür sorgen, daß sie unbehelligt bleiben.

Außerdem ist das Amazonasgebiet einer der größten Drogenumschlagplätze der Erde. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Kokain aus den benachbarten Ländern Peru und Kolumbien, Kokain, der Party-Droge, die auf keiner Party der Wohlhabenden in USA und Europa fehlen darf. Das hauptsächliche Ziel der Transporte sind die USA und bestimmte Umschlagpunkte in Mittelamerika, an denen auf Schiffe nach Europa umgeladen wird. Der Transport wird wesentlich mit Kleinflugzeugen durchgeführt. Zuerst wird das Kokain zu einem der Flußarme geschafft, die in den Amazonas münden. Von dort geht es mit Booten zu Schneisen, die man in den Urwald schlägt und wo man Zwischenlagerplätze und eine Rollbahn für Kleinflugzeuge anlegt. Mit diesen Flugzeugen wird die Droge dann zu neuen Umschlagplätzen in Mexiko, Nicaragua, Honduras, Costa Rica oder Panama geflogen, von wo aus man direkt in die USA fliegt oder sie wird zu improvisierten Landebahnen an Stränden in Mittelamerika geflogen, wo auf Boote und dann auf Schiffe umgeladen wird, die nach Europa gehen.

Dies alles läuft unter Oberaufsicht und heftiger Anteilnahme der CIA ab, wie der heldenhafte Reporter Garry Webb aufdeckte, der dafür sterben mußte. Ein großer Teil der Drogengelder geht an die CIA, die dafür sorgt, daß alles reibungslos läuft und viele seiner sonstigen Aktivitäten damit finanziert, wie Attentate auf Staatsoberhäupter, Terroranschlage, Produktion von Bin-Laden-Videos, Ausbildung von arabischen Selbstmord-Jet-Piloten und andere. Damit ist auch klar, daß niemand, weder die brasilianische Regierung noch die US-Amerikanische irgend etwas dagegen unternehmen wird.

Diese häufigen menschlichen Einfälle in vorher unberührte Urwaldgebiete vertreiben eine Anzahl von scheuen Tieren, teilweise dauerhaft. Damit verschieben sich wiederum ökologische Gleichgewichte und Arten sterben.

Wenn wir noch lange brauchen, um diesem kapitalistischen System den Garaus zu machen, wird es schon sehr spät sein. Jedes Jahr zählt. In nicht allzu ferner Zukunft sind die Prozesse unumkehrbar.


Heute also der sechste Teil der Brasilien-Reihe von Elmar Getto, hier leicht redigiert vom Autor. Er erschien ursprünglich in 'Rbi-aktuell' am 18. Januar 2005.

Hier die Links zu allen Teilen der Reihe „Brasilien jenseits von Fussball und Samba“

- Teil 1: „Wie der Amazonas zu seinem Namen kam“

- Teil 2: ‚Menschenfresser-Country’

- Teil 3: „Ausgerottete Künstler“

- Teil 4: Niemeyer ist 100 – ‚Auf dem Höhepunkt des Schaffens’

- Teil 5: Brasilien und Gold

- Teil 6: Die Landschaften Brasiliens – Der Amazonas-Regenwald

- Teil 7: Brasilien und der Strom

- Teil 8: Die Landschaften Brasiliens – Mata Atlântica

- Teil 9: Santos Dumont und der erste Motorflug

- Teil 10: SIVAM – Big Brother in Amazonien

- Teil 11: Sprit aus nachwachsenden Rohstoffen

- Teil 12: Regenwaldvernichtung und Trockenheit im Amazonasgebiet

- Teil 13: Wie unsere Zukunft in der beginnenden kapitalistischen Barbarei aussähe – „Ich habe kein Leben“

Mittwoch, 30. Juli 2008

Obamas Rede in Berlin ist verräterisch

Eine neue Epoche der Clinton-Politik?


Von Karl Weiss


Ja, was Obama in der Rede an der Siegessäule als aussenpolitisches Programm vorgestellt hat, wäre eine neue Clinton-Politik, eine neue Epoche des Menschenrechts-Imperialismus. Aber wird Obama, wenn er gewählt wird, ab Januar 2009 die gleichen Bedingungen vorfinden wie Bill Clinton Anfang 1993? Nein, er wird mit völlig anderen Problemen zu kämpfen haben, denn die ökonomischen Grundlagen sind nun völlig andere. Die USA und mit ihnen der weltweite Kapitalismus wird genau zu diesem Zeitpunkt auf grundlegende und unvermeidliche ökonomische und andere Probleme treffen, die unabhängig vom Willen von Politikern, Zentralbankchefs und Präsidenten aufkommen.

Barack Obama

Ja, Obama hätte das Zeug, ein neuer Kennedy zu werden, ja, diesen sogar zu übertreffen. Seine Reden sind blendend (im doppelten Sinne des Wortes) und der dunkle Teil seiner Hautfarbe scheint zu signalisieren, er habe etwas gemein mit den Unterprivilegierten dieser Welt, was das frauenfressende Millionärssöhnchen aus Boston niemals aufweisen konnte, aber Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war der weltweite Kapitalismus nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges in eine lange Aufschwungphase eingetreten und Prosperiät griff um sich, was John Fitzgerald wohl unnachahmlich repräsentierte. Nun aber hat der Kapitalismus seine letzten Karten ausgespielt, er kann keinerlei akzeptable Zukunft mehr bieten, er steckt in unausweichlichen Krisen (sei es ökonomisch, politisch, ökologisch oder in solchen der Glaubwürdigkeit), muss mehr und mehr zur Gewalt greifen, um die rebellierenden Völker im Schach zu halten.

Dafür ist aber Bush der richtige Repräsentant, nicht Obama. Wenn er gewählt wird, so wird er ein Fisch auf dem Trockenen sein, einer, der nichts vom Versprochenen halten kann (speziell jene Versprechen, die er gar nicht gemacht hat, die man in ihn hineinprojeziert). Die weltweite Wirtschaft ist auf dem Weg in die Weltwirtschaftskrise und wie tief diese ausfallen wird, ist im Moment nicht vorhersehbar und wohl auch kaum vorstellbar. Ausdruck und Inbegriff dieser Krise werden die USA sein und Obama, wenn er denn gewählt wird, Ausdruck und Inbegriff der USA. Statt hinauszuziehen in alle Welt und ein Land nach dem anderen in den Sack der USA zu stecken, wird ihn die wirtschaftliche Wirklichkeit im eigenen Land mit Massenarbeitslosigkeit und -armut, Hunger und Unruhen einholen.

Und er kann dem nicht einfach mit Konjunkturprogrammen entgegentreten, denn der Dollar verfällt jetzt schon und wird nicht mehr viel Gelddrucken wegstecken. Ab einem bestimmten Moment müssen die Gläubigerstaaten anfangen, US-Staatsanleihen massiv auf den Markt zu werfen und dann wird der Traum von der einzigen Supermacht ausgeträumt sein.

Wenn Sie einen Eindruck bekommen wollen, was diese Wirtschaftskrise in den USA in der Praxis bedeuten wird, dann hören Sie nur diese Meldungen: Die Kaffe-Shop-Kette Starbucks klagt heute bereits über 40% Umsatzeinbusse in ihren Cafes in den USA und schliesst sie reihenweise. In Cleveland, einer grossen Industriestadt im Staat Ohio, gehören heute bereits 10% aller Wohnhäuser den Banken. Und das, bevor die USA überhaupt offiziell in der Wirtschaftskrise ankommt!

In der arabischen Welt hat Obama bereits jetzt, noch nicht einmal als Kandidat der Demokraten gewählt, alle Vorschusslorbeeren aufgebraucht. In den Zeitungen, Runfunk- und Fernsehstationen dort wird wieder und wieder verbreitet, was er vor Repräsentanten des Zionismus versprach: Jerusalem wird für ewig ungeteilt die Hauptstadt Israels sein. Damit ist bereits klar: Es wird keinen Frieden in Nahost geben, der eigentliche Kern der Stärke islamistischer Kräfte wird aufgebaut statt geschwächt und Obama hat sich einen schweren Felsblock zum Tragen aufgeladen.

Barack und Michelle Obama im Wahlkampf

Kleinbürgerliche Schichten in Europa und sogar ein Teil der Arbeiter mögen noch eine Zeit lang geblendet sein von dem, was sie in Obama sehen wollen, doch die meisten von ihnen werden erschrecken, was da wirklich kommen wird und desillusioniert werden, so wie es auch mit den Integrationsfiguren Blair und Schröder geschah, die ja ebenfalls Blender waren: Heute will kaum einer mehr wirklich an sie geglaubt haben.

Nur hat sich der Verfall des Kapitalismus beschleunigt und damit wird die Halbwertszeit neuer Hoffnungsträger als Politiker immer kürzer werden.

Und es wird nicht einfach nur eine wirtschaftliche Krise sein, es wird eine umfassende Krise der ganzen Lebensbedingungen der Menschheit sein. Mit dieser Krise geht der Kapitalismus in die kapitalistische Barbarei über, wird in Todeskrämpfen geschüttelt. Nur ist ein Gesellschaftssystem kein Mensch, es stirbt nicht einfach, es muss hinweggefegt werden!

Bereits jetzt zeigt sich bei den Lebensmittelpreiserhöhungen: Der Markt, der im Kapitalismus eigentlich alles heilen soll, funktioniert nicht, weil er von Monopolen beherrscht ist.

Das gleiche gilt für die Ölpreise und damit jene von Benzin und Diesel: Es wird kein Zurück zu einem Erdölpreis von 70 Dollar pro Barrel geben, wie bürgerliche Ökonomen prophezeien. Eine Welt mit einem Erdölpreis von 150 Dollar ist aber nicht nur quantitativ, sondern qualitativ verschieden.

Das Geld für alle diese erhöhten Preise muss von irgendjemand aufgebracht werden – und raten Sie einmal, wer das sein wird? Richtig! Sie und ich! Die massive Verarmung der Massen hat gerade erst begonnen!

Dabei wird gleichzeitig die beginnende Klimakatastrophe mehr und mehr deutlich werden. Die Zahl von klimabedingten Katastrophen wird weiterhin ansteigen, die Rückversicherer werden drastisch die Prämien steigern müssen und alles wird deutlich teurer, weil alle Versicherungen deutlich teurer werden.

Nach den letzten Messungen beschleunigt sich der Abbau des schwimmenden Eises in der Nordpolregion so sehr, dass man in fünf Jahren mit eisfreien Sommern dort rechnet. Damit wird aber der Reflektions-Effekt der weissen Eis-und Schneemassen wegfallen und weit mehr Wärme von der Sonneneinstrahlung dort absorbiert werden. Niemand weiss, ob damit nicht bereits der Weg zurück aus der Klimakatastrophe verbaut und der Punkt ohne Wiederkehr überschritten ist und man bereits voraussagen kann, wann es keine Menschheit mehr geben wird, wie wir sie kennen.

Ein weiterer G8-Gipfel ist verübergegangen, ohne dass man sich auf konkrete und drastische Massnahmen gegen die Erwärmung des Erdklimas durch den CO2-Ausstoss verständigt hätte. Auch Obama hat keine solche Massnahmen in seiner Rede auch nur erwähnt, obwohl er doch wissen müsste: Es muss weltweit dagegen vorgegangen werden – und das rasch!

Die Politik kündigt immer Verringerungen bis 2050 an – nur um damit jede wirksame Massnahme heute NICHT zu beschliessen. Nach der Analyse aller Fachleute ist es aber 2050 längst zu spät.

Charakteristisch dafür die heutige deutsche Bundesregierung: Grossmäulig werden Verringerungen bis 2050 angekündigt. Konkret beschlossen wird aber nur ein geringfügiger Zuschuss zu Altbaurenovierungen, der bestenfalls 0,1% des deutschen Energieverbrauchs einsparen kann.

Auch die Regenwälder werden munter drauf los weiter vernichtet, dass es eine Art hat, ohne dass irgendjemand ernsthaft etwas dagegen tut. Wenn erst einmal ein wesentlicher Teil der Regenwälder Südamerikas, Zentralafrikas und Indonesiens unumkehrbar versteppen und verwüsten – und das kann in 10, 15 Jahren der Fall sein -, wird es keine Möglichkeit für Milliarden Menschen mehr geben, auf diesem Planeten zu überleben.

Und nun urteilen Sie selbst: Ist Obama mit seiner Rede diesem Szenario gerecht geworden?


Veröffentlicht am 28.7.2008 in der Berliner Umschau

Dienstag, 29. Juli 2008

BRASILIEN JENSEITS VON FUßBALL UND SAMBA, TEIL 5: BRASILIEN UND GOLD

EL DORADO - DER GRÖSSTE GOLDFUND BIS DAHIN

Wie die Kolonialländer ausgeraubt wurden

Von Elmar Getto

"Das brasilianische Gold hinterliess Baracken in Brasilien, Tempel in Portugal und Fabriken in England." (Eduardo Galeano, lateinamerikanischer Schriftsteller)

Brasilien (topographisch)

Gold faszinierte die Menschheit seit Urzeiten. Bis etwa um 1620, als das erste Gold in Brasilien gefunden wurde, hatte die Menschheit schon beachtliche Mengen davon angesammelt, sei es, um Schmuckstücke daraus zu machen oder einfach, um die Macht zu nutzen, die Gold (und damit Geld) auch damals schon gab. Ab diesem Jahr wurde aus Brasilien während der folgenden 200 Jahre noch einmal in etwa die gleiche Menge an Gold abtransportiert und nach Europa gebracht, wie jene, die bereits im Besitz der Menschheit war.


Brasilien ist an Bodenschätzen eines der reichsten Ländern der Welt, in dieser Hinsicht vergleichbar mit Südafrika. Vor allem Gold, Diamanten und Smaragden finden sich in beiden Ländern – die erdhistorisch zusammen lagen, bevor die Kontinente auseinanderdrifteten – in beeindruckenden Mengen. Beide Länder haben gewaltig unter diesem Reichtum gelitten und leiden darunter, so wie der Kongo, der bis heute wegen seiner Diamanten nicht zur Ruhe kommt, so wie der arabische Raum, der ohne Unterbrechungen überfallen wird wegen seines Ölreichtums, zerstückelt und in kleinen Teilen verspeist.

Gold

Als ab 1492 Amerika erobert wurde, legte man das Hauptaugenmerk auf etwaige Goldvorkommen. Tatsächlich fand man auf dem Gebiet des heutigen Mexico und der heutigen Vereinigten Staaten ein wenig Gold, aber nichts, was den Aufwand gerechtfertigt hätte (erst viel später wurden die USA einer der wesentlichen Goldproduzenten). Die Suche der Spanier nach „Eldorado“ blieb ohne Resultat. Wer eine Zeit später wirklich so etwas wie ein „Eldorado“ entdeckte, waren die Portugiesen, die sich mit dem östlichen Teil des südamerikanischen Kontinents hatten zufrieden geben müssen.

Portugal war aufgrund seiner Großmachtambitionen bereits bis über beide Ohren verschuldet – an die britische Krone. England benutzte seine engen Bindungen zu Portugal, um ein Gegengewicht gegen die damalige Weltmacht Spanien auf der iberischen Halbinsel in seinen Händen zu haben.

Als Karl der Fünfte im Jahre 1516 den spanischen Thron bestieg (den er von seinem Großvater Ferdinand - der Kolumbus nach Westen geschickt hatte - geerbt hatte) und 1519 dann auch den Deutschen und Österreichischen Thron erbte (von seinem anderen Großvater Maximilian dem Ersten), als er ‚Mexico’ und ‚Peru’ erobert hatte (will sagen die Azteken und die Inkas versklavt hatte), herrschte der spanische Herrscher über das bei weitem größte Imperium, das es je in der Menschheitsgeschichte gegeben hatte – man sagte, daß in seinem Reich die Sonne nie unterging. Spanien war, was heute die USA ist – der ‚Herr der Erde’.

Rio de Janeiro Botanischer Garten 1

England war zu diesem Zeitpunkt eine aufstrebende Macht. Heinrich der Achte von England (der zwei seiner Gattinen enthaupten ließ, darunter Anna Bolena, die Mutter der späteren Elisabeth I.) war anfänglich noch Verbündeter Karls V., solange es gegen Frankreich ging, aber im weiteren Verlauf der Geschichte (Elisabeth I., konnte bereits die Armada Spaniens besiegen - 1588) wurde die Auseinandersetzung zwischen England und Spanien zum wesentlichen Kampf um die Weltherrschaft, der erst im Jahre 1805 mit der Niederlage der spanischen Armada gegen die englischen Schiffe Admiral Nelsons bei Trafalgar endgültig zugunsten Englands entschieden wurde.

Während dieser ganzen Zeit benutzte England Portugal als Faustpfand gegen Spanien, zum einen als Verbündeter, aber ebenso als abhängige Macht aufgrund ihrer massiven Verschuldung gegenüber England. Es konnte also nichts Schlimmeres passieren für Spanien (und nichts Besseres für England), daß ausgerechnet auf dem Gebiet Portugals in Südamerika große Goldvorkommen entdeckt würden, aber genau dies geschah.

Corcovado von Botafogo aus

Als das Innere des inzwischen schon ‚Brasilien’ genannten portugiesischen Kolonie in Südamerika erforscht wurde, fand man unter anderem im Jahr 1620 auf dem Gebiet einer Ansiedlung genannt Sabará eine ergiebige Goldmine. Heute ist Sabará nicht mehr als ein kleiner Ort in der Nähe der Millionenstadt Belo Horizonte, Hauptstadt des Bundestaates Minas Gerais (‚Allgemeine Minen’, man stelle sich vor, wieviel Minen es geben muß, bis man einen ganzen Bundesstaat so nennt).

Rio de Janeiro, Zuckerhut und Corcovado von Niteroi aus

Bis dahin war Gold im wesentlichen in den Flußsanden gefunden worden. Von Zeit zu Zeit fand man kleine schimmernde Goldstückchen. Es gab aber auch schon Goldminen, wo Gold aufgrund seiner Farbe zwischen Quarzgestein und ähnlichem gefunden wurde – so z. B. im Harz und im Schwarzwald – heute alle längst ausgebeutet. Etwa zu dieser Zeit wurde aber die Entdeckung gemacht, daß Gold auch in schwarzen Einlagerungen zwischen Gneis und Granit gefunden werden kann. Dort ist das Gold in so kleinen Partikeln vorhanden, daß sie schwarz statt golden erscheinen. Die zeitweilige Hauptstadt von Minas Gerais, die damals ‚Vila Rica’ (reiche Anziedlung) hieß und sich schnell zur größten Goldstadt der damaligen Welt entwickelte, heißt bis heute Ouro Preto, ‚schwarzes Gold’.

Schnell stellte sich heraus, daß nicht nur in Sabará und Ouro Preto, sondern in vielen Gemeinden der ganzen Region Gold in allen möglichen Formen vorkommt, und nicht nur Gold, sondern auch Diamanten und Smaragden. Es gelang Portugal, diese Entdeckungen weitgehend geheim zu halten und in aller Stille ein System der Maultier-Transporte aus der Region ‚Zentrales Minas Gerais’ an die Küste zu organisieren, nach Parati, wo die Schätze nach Portugal eingeschifft wurden (man kann heute diese Maultierpfade noch besichtigen), um von dort in grossen Teilen umgehend nach England weiter gesandt zu werden, um die Schulden zu bezahlen. Wenn Sie heute unsagbare Schätze im Tower von London bewundern können, wenn die britische Königsfamilie eine der reichsten der Welt ist, so haben Gold und Edelsteine aus Brasilien wesentlich dazu beigetragen.

Nachforschungen in Ouro Preto ergaben, daß zum Zeitpunkt des Höhepunkts des Goldbooms in der Region, das war etwa um 1780 herum, allein im Gebiet der Gemeinde Ouro Preto über Tausend (1000!) Goldminen arbeiteten, von denen keine weniger als 10 Tonnen Golderz pro Jahr produzierte, einige wesentlich mehr. Nimmt man einen Durchschnitt von etwa 15 Tonnen, sind das allein für eine Gemeinde 15.000 Tonnen pro Jahr Golderz (das etwa 5% reines Gold enthält).

Es gab aber mehr als 50 Gemeinden in der Region im Bereich von Hundertfünfzig Kilometern um Belo Horizonte herum (die Region ‚Zentrales Minas Gerais’), die in ähnlicher Weise Gold produzierten. Nehmen wir nur 25 von ihnen mit einem Schnitt von 500 Goldminen mit einem Schnitt von 10 Tonnen pro Jahr (das ist tief geschätzt), so gab es zu dieser Zeit in der Region eine jährliche Produktion von 140.000 Tonnen Golderz (einschliesslich Ouro Preto). Nimmt man an, dass für den gesamten Zeitraum von 200 Jahren ein Schnitt von nur einem Zehntel dieses Wertes erreicht wurde (erneut tief geschätzt), also 14.000 Tonnen Golderz jährlich, so hat die Europäische Union (man kann heute nicht mehr ein einzelnes Kolonialistenland verantwortlich machen, denn im finanz-politischen Sinne sind alle unsere Länder in der Europäischen Union aufgegangen) sich aus der Region ‚Zentrales Minas Gerais’ etwa in der Grössenordnung von 2 Millionen und 800 Tausend Tonnen Golderz und damit 140 000 Tonnen reines Gold unrechtmässig angeeignet (um das Wort Raub zu vermeiden).

Das wäre nach dem heutigen Goldwert von etwa 10.000 Dollar pro Kilogramm reinem Gold ein Gesamtwert von 1,4 Billionen Dollars, in englischer Zählung "1,4 Trillion Dollars".

In Wirklichkeit sind diese Werte weit höher, denn zum damaligen Zeitpunkt war der Goldwert viel höher als heute. Außerdem wurde ja nicht nur in dieser Region Gold gefunden und abgebaut, sondern auch in anderen Regionen Brasiliens, wenn auch diese Region die zentrale Goldregion war. Ebenso kommt dazu, daß aus Brasilien ja nicht nur Gold herausgeholt wurde. Für Diamanten z.B. dürfte fast die gleiche Relation gelten, nämlich daß etwa die Hälfte aller Diamanten der Menschheit zum Zeitpunkt 1822 (der Unabhängigkeit Brasiliens) aus Brasilien stammten, für Smaragde sogar noch mehr. Einige der größten Smaragdvorkommen der Erde sind in Brasilien, z.T. ebenfalls in der genannten Region, z.T. im Bundesstaat Pernambuco.

Der damalige Goldpreis für ein Kilo lag nach einem Buch, das vor einiger Zeit in Brasilien veröffentlicht wurde, in der Größenordnung des Jahreseinkommens eines hohen königlichen Beamten, wie z.B. Vasco da Gama (das ist der, der den Seeweg nach Indien um das Kap der Guten Hoffnung herum entdeckt hat).

Jenes Buch sagt, dass der Goldpreis in den folgenden 200 Jahren in etwa in dieser Höhe blieb. Nehmen wir den Betrag des Jahresgehaltes eines heutigen Ministers (Sekretärs) der Europäischen Union, das dürften mindestens 200.000 Euro sein (das ist wieder niedrig geschätzt), so können wir sehen, daß der damalige Werte des Goldes etwa 20 mal so hoch wie heute war. Würden wir diesen Faktor 20 auf den obigen Betrag von ‚1,4 Trillion Dollars’ anwenden, so kommen wir etwa auf "28 Trillion Dollars" (eine Trillion in englischer Zählweise ist eine 1 mit 12 Nullen).

Angesichts solcher Beträge, die aus Brasilien geraubt wurden, sollten wir einen Blick auf die heutige Situation Brasiliens werfen:

Während die Brasilianischen Banken (und die ausländischen Banken in Brasilien) Jahr für Jahr neue Rekordprofite vermelden, während die Reichen in Brasilien in einem Meer von Freudentränen schwimmen vor lauter steigenden Profiten, sinkt das Volk mehr und mehr in eine noch tiefere Armut. Die offiziellen Zahlen der UNO (man weiß nicht, inwieweit sie zuverlässig sind) sagen, daß 70 der 170 Millioner Brasilianer unterhalb der offiziellen Armutsgrenze von 1 Dollar pro Tag und Person leben und daß von diesen 70 Millionen 50 Millionen an Hunger und Unterernährung leiden. Diese Zahlen sind noch untertrieben, denn man weiß nicht, wie die UNO sich vorstellt, daß man mit unter 1 Dollar pro Tag evtl. nicht an Unterernährung leiden könnte.

Favela in Belo Horizonte

Die offiziellen Zahlen der Arbeitslosigkeit sind geschönt, aber der Industrieverband von São Paulo hat neue Zahlen veröffentlicht, die im Grossraum São Paulo eine tatsächliche Arbeitslosigkeit von fast 30% der aktiven Bevölkerung zeigen und diese Zahl dürfte der tatsächlichen deutlich näher sein und auch ähnlich oder höher in anderen Regionen sein.

Die Folge dieser tiefen Armut ist, daß tagtäglich Hunderte von Kindern in Brasilien an den Folgen der Armut sterben (von den Erwachsenen gar nicht zu reden).

Man mag der Meinung sein, daß hierfür hauptsächlich die ungleiche Verteilung des Einkommens im Land die Ursache ist. Tatsächlich ist die Menge an Geld beachtlich, die jedes Jahr von korrupten Politikern aus den öffentlichen Kassen in die eigenen Taschen umgeleitet wird, aber sie gehen nach Schätzungen einer unabhängigen NGO (Non-Governamental Organisation) nicht über etwa 20% des Budgets hinaus und machen damit nur einige Prozent des Bruttosozialprodukts aus.

Dagegen haben die Zinszahlungen für die Schulden Brasiliens jetzt die Marke von 50% des Staatshaushaltes überschritten. Im Jahr 2003 zahlte Brasilien etwa 50 Milliarden Dollar (‚50 Billion Dollars’) an Zinsen. Das sind nur die Zinsen, darin sind noch keinerlei Rückzahlungen enthalten. Die Höhe der Gesamtschulden Brasiliens sind aufgrund der Ereignisse der letzten Jahre (drei kurz aufeinanderfolgende Wirtschaftskrisen, jeweils verbunden mit hohen Zinsen, erneuten Kreditaufnahmen und steigendem Dollarkurs, was die Schulden im Zeitraum der 8 Jahre der letzten Regierung mehr als verdoppelt hat) so angewachsen, daß sie objektiv unbezahlbar geworden sind. Selbst in Tausenden von Jahren und selbst unter günstigsten Umständen könnte das brasilianische Volk dies nicht zurückzahlen.

Nun mag jemand sagen, na, warum hat sich Brasilen denn auch soviel Geld geliehen?

Nur ist Brasilen eben schon mit diesen Schulden geboren worden und hat es seitdem nicht geschafft, sich derer zu entledigen. Als 1822 der damalige Statthalter des portugiesischen Königs (seines Vaters), Dom Pedro I., die Unabhängigkeit Brasiliens erklärte, war dies nicht der heroische Akt der Auflehnung gegen den Vater, sondern die gut durchgerechnete Möglichkeit für Portugal, sich unbezahlbarer Schulden (an die englische Krone) zu entledigen. Die Gesamtschulden Portugals wurden (als Preis für die Unabhängigkeit) schlichtweg auf Brasilien übertragen.

Auch muß man sehen, in welcher Position sich ein an sich reiches Land wie Brasilien damals befand. Es war vollkommen ausgeraubt und arm und wurde kurz danach auch von Dom Pedro I. zurückgelassen in schwierigsten finanziellen Verhältnissen.

Wenn wir die oben genannte Summe von 28 Trillion Dollars diesen Zuständen gegenüberstellen, ergeben sich weitgehende Folgerungen. Dabei muß man auch noch berücksichtigen, daß dies tiefe Schätzungen waren, die nicht einmal anderes Gold außerhalb dieser Region einschlossen, ebensowenig wie andere Güter und Edelstoffe, die aus Brasilien herausgeholt wurden.

Nehmen wir einmal an, Brasilien würde heute Schadenersatz (Reparationen, Ausgleichzahlungen) verlangen, was es in Wirklichkeit nicht tut.

Wenn aber (mit vollem Recht) jüdische und andere Zwangsarbeiter (der Begriff Sklaven, den es ja schon gibt für Zwangsarbeiter, wurde aus guten Gründen peinlichst vermieden) des faschistischen Deutschen Hitlerregimes vom heutigen Deutschland Ausgleichszahlungen verlangen konnten und bekommen haben für sich bzw. für ihre Nachkommen, so hat ganz offensichtlich auch ein kolonialistisch ausgebeutetes Land das Recht dazu.

Diese Ausgleichszahlungen an ehemalige jüdische und andere Sklaven des "Dritten Reiches" waren mehr symbolische Zahlungen, die nur Bruchteile des Wertes betrugen, den ihre Arbeit wirklich Wert war, soweit den Medien entnommen werden konnte. Um dies zahlen zu können, wurde ein Fond geschaffen, in den einerseits die deutsche Bundesregierung einzahlte (das waren also Steuergelder, die aus dem deutschen Volk herausgeholt wurden) und andererseits von betroffenen Industriefirmen erwartet wurde einzuzahlen. Nach diversen begründeten Drohungen mit Schadenersatzprozessen in Milliardenhöhe in den USA fand sich schließlich wirklich ein Teil der Firmen bereit, ein paar ‚peanuts’ beizusteuern.

Würde Brasilien vergleichsweise sich mit 10% zufriedengeben und würde auf Schadenersatz für alle anderen Werte verzichten außer dem Gold aus der Region ‚Zentrales Minas Gerais’, so hätte die Europäische Union immer noch 2,8 Trillion Dollars (oder entsprechend weniger in Euro) zu entrichten. Nehmen wir nun an, Brasilien würde in unendlicher Güte eine Rückzahlungsdauer von 500 Jahren akzeptieren, so wären Jahresraten von etwa 50 Milliarden (Billions) Euro fällig. Da die Gesamtschulden Brasiliens etwa 600 Billions of Euro betragen, wären die Schulden in zwölf Jahren bezahlt und es ständen immer noch 488 Jahre von jährlichen Zahlungen aus.

Natürlich ist klar, daß die Europäische Union nichts dergleichen als Schuld anerkennen und bezahlen wird. Das herrschende Finanzkapital in der EU wird ganz im Gegenteil darauf bestehen, daß Brasilien weiterhin Jahr für Jahr astronomische Summen nur als Zinsen zahlt und wird auch nicht mit sich darüber reden lassen, wenigstens die Schulden zu erlassen, die Brasilien von Portugal geerbt hat.

Der International Monetary Found (IMF, dessen Vorsitzender der jetzige Bundespräsident Köhler bis kurz vor seiner Wahl war) hat letzthin die hervorragende Zahlungsmoral und –pünktlichkeit Brasiliens gelobt und angekündigt, daß Brasilien mit seiner jetzigen Politik keine neuen ‚Abmachungen’ mit dem IMF mehr schließen muß, sondern jederzeit ‚gut’ ist für neue Anleihen, um die Schulden Brasiliens (und damit seine jährlichen Zinszahlungen) noch weiter zu erhöhen. Der IMF ist also zufrieden mit der Zahl der sterbenden Kinder in Brasilien.

Da Köhler nun deutscher Bundespräsident ist – und gerade noch Fachmann für Kindermord war – hat er in seiner Weihnachtsansprache uns auch gleich deutlich gemacht, daß dies nun auch auf Deutschland zukommen wird. Er forderte uns auf, Nachbarschaftshilfen einzurichten und uns an afrikanischen Ländern zu orientieren, denn er weiß nur zu genau, daß die herrschende Allparteienkoalition afrikanische und brasilianische Zustände nun auch in Deutschland einführen will. Hartz IV ist nur der erste Schritt dazu. Da wird man Nachbarschaftshilfe brauchen, um die Zahl der täglich wegen Armut sterbenden deutschen Kinder niedrig zu halten.


Dies ist der fünfte Beitrag der Brasilien-Reihe von Elmar Getto, ursprünglich veröffentlicht in "Rbi-aktuell" vom 29.12.2004, hier in einer vom Autor berichtigten und leicht redigierten Version


Hier die Links zu allen Teilen der Reihe „Brasilien jenseits von Fussball und Samba“

- Teil 1: „Wie der Amazonas zu seinem Namen kam“

- Teil 2: ‚Menschenfresser-Country’

- Teil 3: „Ausgerottete Künstler“

- Teil 4: Niemeyer ist 100 – ‚Auf dem Höhepunkt des Schaffens’

- Teil 5: Brasilien und Gold

- Teil 6: Die Landschaften Brasiliens – Der Amazonas-Regenwald

- Teil 7: Brasilien und der Strom

- Teil 8: Die Landschaften Brasiliens – Mata Atlântica

- Teil 9: Santos Dumont und der erste Motorflug

- Teil 10: SIVAM – Big Brother in Amazonien

- Teil 11: Sprit aus nachwachsenden Rohstoffen

- Teil 12: Regenwaldvernichtung und Trockenheit im Amazonasgebiet

- Teil 13: Wie unsere Zukunft in der beginnenden kapitalistischen Barbarei aussähe – „Ich habe kein Leben“

Montag, 28. Juli 2008

Cícero zu Hertha

Fluminense verlor die Endspiele der Libertadores

Von Karl Weiss

Nach einer unerklärlich schwachen Leistung in der ersten Halbzeit beim Hinspiel (in der Höhenlage von Quito) der beiden Endspiele der Libertadores, dem südamerikanischen Gegenstück zur Champions Leage, konnte Fluminense Rio de Janeiro den Rückstand nur noch ausgleichen und verlor im Elfmeterschiessen gegen LDU aus Ekuador. Der Fluminense-Mittelfeldspieler Cícero wurde danach an Hertha Berlin verkauft.



Fluminense war die beste Mannschaft der Gruppenphase der Libertadores und hatte, um es bis ins Endspiel zu schaffen, neben dem überragenden südamerikanischen Verein Boca Juniors Buenos Aires zwei der besten brasilianischen Mannschaften zu eliminieren, São Paulo F.C. und Gremio Porto Alegre. São Paulo hat die beiden letzten brasilianischen Meisterschaften gewonnen und Gremio ist im Moment an der Tabellenspitze der brasilianischen ersten Liga, die noch in der Hinrunde ist.

Der Gegner von Fluminense in den Endspielen, Lega Desportiva Universitária (LDU) aus der ekuadorianischen Hauptstadt Quito, hatte ebenfalls bereits schwere Brocken zu überwinden, wie das argentinische Team San Lorenzo, das den Lokalrivalen River Plate ausgeschaltet hatte und vor allem den Mitfavoriten und mexikanischen Meister America Mexico Stadt, konnte aber immer mit einem wichtigen Umstand rechnen: Die Höhenlage seines Stadions in Quito mit mehr als 2500 Metern.

Dieser Vorteil galt allerdings nicht gegen America, denn deren Stadion liegt sogar noch höher. Fluminense war also gewarnt. LDU war in der gleichen Gruppe wie Fluminense gewesen. Fluminense hatte da die Mannschaft zu Hause besiegt und in Quito ein 0 : 0 geschafft, das Traumergebnis für jeden Flachland-Club in dieser Höhe.

Bei den Spielen der südamerikanischen Vereinswettbewerbe in Stadien in Höhenlagen reist man im allgemeinen erst unmittelbar vor dem Spiel an, denn eine Adaptation an die Höhe, die drei Wochen dauert, ist nicht möglich, wenn man am Wochende spielt, am Mittwoch ein Höhenlagen-Spiel hat und am nächsten Wochenende schon wieder ran muss.

Fluminense versuchte aber die Schwierigkeiten zu vermindern, die man in der ungewohnt dünnen Luft hat, wenn man sportliche Höchstleistungen verbringen will, indem der Verein einen grossen Teil des Teams bereits eineinhalb Wochen vor dem Spiel nach Quito reisen liess und in Brasilien die ersten Spiele der Meisterschaftsrunde von Ersatzmannschaften bestreiten liess. Diese Rechnung ging nicht auf, ja, sie wurde zum Desaster. In der Meisterschaft lag Fluminense nach vier Spieltagen auf dem letzten Platz und hat bis jetzt Schweirigkeiten, sich dort unten herauszuwursteln und die Libertadores-Krone ging verloren.

In der ersten Halbzeit in Quito zeigte Fluminense eine völlig unakzeptable Leistung, konnte nie ins Spiel finden noch den Gegner an seinen Kombinationen hindern und lag am Ende der Halbzeit mit 4 :0 zurück!

Dann allerdings, in der zweiten Halbzeit, fand das Team sein Spiel und wurde sogar überlegen. In einigen Situationen schienen eher die ekuadorianischen Spieler Schwierigkeiten zu haben als die Brasilianer aus der Stadt auf Meereshöhe. Es gelang, die zweite Halbzeit mit 2:0 zu gewinnen, was aber immer noch eine 4:2 Niederlage als Ergebnis hatte.

Immerhin gab es noch Hoffnung. Mit einem 3 : 0 zu Hause oder einem 4:1 würde man Sieger sein und das schien nicht völlig ausgeschlossen. Und bei einem 2:0? Ja, das war eben der Knackpunkt, denn genau dies Ergebnis kam dann auch zustande.

In der Libertadores gilt, wie auch in der Champions-Leage, die Regel, dass Auswärtstore doppelt zählen, aber nicht in den Endspielen. Wäre das auch in den Endspielen gültig gewesen, hätte Fluminense mit dem 2: 0 zu Hause die Libertadores gewonnen gehabt, aber so musste man in eine Verlängerung, die nichts mehr veränderte und dann ins Elfmeterschiessen.

Dort benutzte der ekuadorianische Torwart einen Trick, auf den der Schiedsrichter hereinfiel. Er blieb vor dem Elfmeter mit dem Rücken zum Spieler im Tor und drehte sich erst um, wenn der Schiedsrichter den Elfmeter mit einem Pfiff freigegeben hatte, um zu versuchen, ihn zu halten.

Tatsächlich irritierte er damit einen der brasilianischen Schützen und konnte dessen Schuss abwehren. Dann beim entscheidenden Elfmeter von Thiago Neves, der verwandelt werden musste, sonst hätten die Brasilianer verloren, weitete er seinen Trick aus: Er wartete wieder mit dem Rücken zum Gegner, bis die Exekution freigegeben war, drehte sich zum Spieler – und ging aus seinem Tor heraus auf den Schiedsrichter zu, irgendetwas sagend. Der Brasilianer Thiago Neves stutzte kurz, verwandelte aber dann den Elfmeter, der ja freigegeben war. Der Schiedsrichter liess sich aber vom Torwart einwickeln und liess den Elfmeter wiederholen. Tatsächlich war der Brasilianer nun so irritiert, dass er schwach schoss und der Torwart den Elfmeter abwehren konnte. LDU hatte die Libertadores gewonnen!

Fluminense war am Boden und nun begann der Ausverkauf. Thiago Neves wird wahrscheinlich von Barcelona gekauft und Cícero geht nach Deutschland zu Hertha.


Cícero im Dress von Fluminense

Cícero ist ein defensiver Mittelfeldspieler, der sich – neben den für einen Brasilianer obligatorischen technischen Fähigkeiten – vor allem durch seine Vielseitigkeit auszeichnet. Er ist beidfüssig und versteht das defensive Fussballgeschäft genauso gut wie das offensive. Er wurde in mehreren Spielen von Fluminense als offensiver Mittelfeldspieler eingesetzt und auch schon als Stürmer. In einem Spiel war er auch rechter Aussenverteidiger.

Cícero wird am 26. August 24 Jahre alt, könnte sich also noch weiter entwickeln. Man sehe nur, wo Luca Toni mit 24 war. Allerdings wird er sich noch sehr entwickeln müssen, wenn er es zum Beispiel bis in die brasilianische Nationalmannschaft schaffen wollte. Er ist also wohl sein 800 Tausend Euro wert und könnte sich zu einem bedeutenden Spieler mausern.

Er war entscheidend am Höhenflug von Fluminense in 2007 und 2008 beteiligt. Er wurde von einem kleinen Verein Anfang 2007 an Fluminense ausgeliehen, das später 20% seiner Rechte kaufte. Er war eine der wesentlichen Stützen der Mannschaft beim Gewinn des Pokals in jenem Jahr, was Fluminense das Recht auf Teilnahme an der Libertadores sicherte und ebenfalls an der herausragenden Leistung von Fluminense als bester brasilianischer Verein und Endspielteilnehmer in der diesjährigen Libertadores.

Er ist nicht – oder jedenfalls noch nicht – der Typ eines genialen Regisseurs im Mittelfeld, keine Führungspersönlichkeit, niemand, der durch seine Leistung schon verloren geglaubte Spiele herausreisst, aber er bringt ein gerüttelt Mass an Kreativität mit, was ihn zu einem extrem nützlichen Spieler machen kann.

Er hat in der Saison 2007 bei Fluminense sechs Tore erzielt, ein guter Schnitt für einen defensiven Mittelfeldspieler. Eines der Tore war am vorletzten Spieltag das spielentscheidende Tor beim 3 : 2-Sieg gegen Juventude, das den dritten Platz der Meisterschaft sicherte und Juventude zum Abstieg verurteilte. Er kann also in geeigneten Situation als Überraschungsmoment vorne auftauchen und die gegnerische Hintermannschaft vor Probleme stellen. Man kann ihn in gewisser Weise mit Salihamicizc vergleichen. Wer dessen Tätigkeit bei den Bayern verfolgt hat, kann sich vorstellen, welche Bedeutung ein solcher Spieler für ein Team gewinnen kann. In einem Spiel der Rio-Meisterschaft (Anfang des Jahres werden in Brasilien noch die Regionalmeisterschaften ausgetragen) gegen den Erzrivalen Flamengo war Cícero mit zwei Toren spielentscheidend, eines davon in der Nachspielzeit.

Er kommt aus einfachen Verhaltnisse, wird also wohl am Anfang die üblichen Eingewöhnungsprobleme von Brasilianern in Deutschland haben, aber Hertha hat ja Erfahrungen mit Brasilianern und wird ihm da wohl helfen können. In den ersten Spielen wird man Geduld mit ihm aufbringen müssen. Er wurde in einem kleinen Ort im Landesinneren von Espirito Santo geboren, das ist jener Bundesstaat nördlich von Rio de Janeiro. Cícero (mit Akzent auf dem i ) ist keiner der üblichen Spitznamen, sondern sein Vorname. Er heißt Cícero Santos.

Und – Achtung Berliner Frauen! – er ist unverheiratet und im Moment solo, wie er betont. Ein Reporter konnte ihm die Äusserung entlocken, er werde in Berlin nicht nur den Erfolg suchen, sondern auch eine Frau.

Nun, seit 18. Juli trainiert er mit der Hertha und man kann ihm und Hertha nur alles Gute wünschen.


Veröffentlicht am 28. Juli 2008 in der Berliner Umschau

Originalveröffentlichung

Freitag, 25. Juli 2008

Der Exkanzler und die kriminellen Machenschaften

Schröder lässt Läden durch Anwaltskanzleien einschüchtern

Von Karl Weiss

Den damaligen Kanzler Schröder fanden einige noch ganz sympathisch, aber nun verspielt er das bisschen Ansehen, das er noch hatte. Er hat (nach einer Berichtigung) keinen Anlass gefunden, die Äußerungen über ihn in Jürgen Roths Buch "Der Deutschland-Clan - Das skrupellose Netzwerk aus Politikern, Top-Managern und Justiz" beanstanden zu können, da ließ er seine Rechtsanwälte einfach Buchhandlungen einschüchtern, um das Buch nicht zu verkaufen.

Würden Sie oder ich so etwas tun, wären wir wegen Nötigung dran, aber bei Schröder wird es natürlich bei einem weiteren Verlust seines Ansehens bleiben, denn Politiker sind für ihre Taten ja nie verantwortlich.

Schröder

Eigentlich war damals schon klar geworden, wes Geistes Kind Schröder ist, als er einen Journalisten vor Gericht zerrte, der die offensichtliche Tatsache ausgesprochen hatte, dass Schröder die Haare färbt.

So etwas nennt man auf gut Deutsch Korinthenkackerei.

Nun aber hat er die Grenze des einfach nur Unschicklichen überschritten und ist in den Bereich der kriminellen Machenschaften geraten, jedenfalls nach Ansicht des Autors.

Basis dieser ganzen Geschichte ist jene Machenschaft, die man auch schon als kriminell ansehen kann, als er kurz vor dem von ihm selbst eingeleiteten Ende seiner Kanzlerschaft einen großen Deal mit der russischen Gazprom abschloss, seine mächtige Stellung als Kanzler nutzend, die Gaslieferungen an Deutschland und eine neue Pipeline einschloss, die Polen umging, indem sie auf dem Meeresboden der Ostsee verlegt werden sollte, und so die Gebühren (und den politischen Einfluss) für die Durchleitung durch Polen einsparte.

Dies war damals als politischer Husarenstreich angesehen worden. Das deutsch-polnische Verhältnis, sowieso schon durch einige deutsche Rechtsaussen belastet, die immer noch Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges revidieren wollen, wurde dadurch zusätzlich belastet, aber was kümmert das einen Kanzler, der bereits wusste, er würde Neuwahlen provozieren und danach nicht mehr am Ruder sein.

Nach einigen Wochen pathetischer Auftritte musste Schröder schließlich öffentlich zugestehen, er hatte die Wahlen verloren und war abgewählt. Noch während die Bildung der großen Koalition festgeklopft wurde, wurde bekannt, er wird in den Aufsichtsrat der russischen Gazprom gerufen werden, natürlich mit einer fürstlichen Bezahlung.

Nun kann ihm niemand nachweisen, dies wurde bereits vereinbart, als er den Deal als Kanzler abschloss. So bleibt ihm eine Anklage wegen Korruption erspart. Trotzdem darf man öffentlich sagen, der enge zeitliche und inhaltliche Zusammenhang ist ein eindeutiges Indiz für die Käuflichkeit von Herrn Schröder.

In diesem Sinne sagte dies denn auch der bekannte Polizei-Reporter Jürgen Roth in seinem Buch "Der Deutschland-Clan - Das skrupellose Netzwerk aus Politikern, Top-Managern und Justiz", das kürzlich erschienen ist (ein Buch, das empfehlenswert ist). Nur gefiel das Herrn Schröder nicht, dem Politiker mit den Schäfchen im Trockenen. Also ließ er seine Anwälte eine Kampagne gegen das Buch bei Buchhandlungen in Hamburg beginnen.

Die Anwälte fragten in verschiedene Buchhandlungen nach diesem Buch, liessen es bestellen und kauften es. Anschliessend schickte man an die Buchhandlungen die berühmten „Abmahnungen“, also kostenbewehrte Unterlassungserklärungen, das Buch werde in Zukunft nicht mehr verkauft.

Selbstverständlich gibt es überhaupt keine Rechtsgrundlage dafür, denn das Buch ist frei verkäuflich und Schröders Klage auf das Streichen einer ihn betreffenden Passage war zurückgewiesen worden.

Es handelt sich also um eine reine Einschüchterungsmassnahme. Nun gibt es aber einschlägige Paragraphen, in denen zum Beispiel steht „wer einen anderen mit einem Übel bedroht, um ...Vorteile zu erlangen“ und „wird mit Gefängnis oder Geldstrafe nicht unter...bestraft“.

Allerdings werden wir natürlich lange warten können, bis ein deutscher Staatsanwalt Schröder und seine Anwälte vor den Kadi bringt. Wahrscheinlich geht eher ein Kamel durch ein Nadelöhr, bevor dies geschähe. Interessanterweise ist dieses Geflecht von Straffreiheit für jedweden Politiker genau eines der wesentlichen Themen des Buches.

So werden die Thesen des Buches, die (laut Süddeutscher Zeitung) „nicht jedem gefallen müssen“, von Schröder und seinen Anwälten auch noch unabsichtlich bestätigt. Mit anderen Worten: Politiker gehen in Deutschland mit ihren kriminellen Machenschaften straffrei aus.

Wer weitere Beispiele ausser Schröder hierfür nachprüfen will, siehe dieser Artikel: „Politiker nach der Karriere“.


Veröffentlicht am 25. Juli 2008 in der Berliner Umschau

Originalveröffentlichung

Donnerstag, 24. Juli 2008

Drei EU-Länder sind bereits in der Wirtschaftskrise

Spanien, Irland und Dänemark haben die USA überholt

Von Karl Weiss

Ein Dossier der Financial Times Deutschland (FTD) enthüllt: Im Prozess des fortschreitenden Eintauchens in eine Weltwirtschaftskrise haben drei europäische Länder bereits die USA überholt. Sie haben bereits zwei aufeinanderfolgende Quartale mit fallender Wirtschaftsleistung und damit das offizielle Kriterium der Wirtschaftskrise erfüllt (von den bürgerlichen Ökonomen schamhaft „Rezession“ genannt).

USA: Foreclosure Zwangsversteigerung

Es handelt sich um Spanien, Irland und Dänemark. Im internationalen Vergleich der GDP (Gross Domestic Products) für 2007 mittels der PPP-Vergleiche, nach der Liste des Internationalen Währungsfonds (IWF), ist Spanien Nummer 11 der Länder, also keineswegs ein unwesentliches Land.

Das trifft eher auf die beiden anderen europäischen Staaten zu: Dänemark ist Nummer 49 der Liste und Irland Nummer 51.

Wesentlicher als die genaue Bedeutung dieser Länder ist aber, ob es Ausnahmeerscheinungen sind oder Vorboten. Was genau geht in den drei Ländern vor?

Housing Slump

Alle drei haben – ähnlich wie die USA – eine Immobilienblase aufgebaut in den vergangenen Jahren, also eine starke Überbewertung von Immobilienwerten, die dann, im Verlauf des letzten und diesen Jahres, in sich zusammenfiel und dabei viele kleine Immobilienbesitzer mit sich zog. Wie in den USA, haben in diesen Ländern Viele ihr Häuschen oder ihre Eigentumswohnung verloren, weil plötzlich die Monatsraten explodierten und/oder der Restwert der Immobilie geringer wurde als der noch geschuldete Betrag.

Dadurch platzten viele Hypotheken und die darauf spezialisierten Banken mussten riesige Abschreibungen vornehmen oder gingen sogar Pleite.

Das entscheidende: Hierdurch wurde in gewaltigem Masse Kaufkraft aus der Bevölkerung genommen, was die Inlandsabsätze in den Keller gehen ließ. Alle drei Länder haben nur begrenzte Exporte – und so rutsche das Inlandsprodukt ins Negative, für zwei aufeinanderfolgende Quartale im Vergleich zum vorherigen. In allen drei Ländern macht zudem die Bautätigkeit etwa 10 % der Wirtschaftsleistung aus, weit mehr als etwa in den USA oder Deutschland.

Immobilienkrise USA

Ist nun die Sache mit der Immobilienblase immer Vorläufer der Wirtschaftskrise? Keineswegs. In den letzten Jahren allerdings war von den Grossinvestoren in gewaltigem Masse auf steigende Immobilienpreise in vielen Ländern gewettet worden. Dadurch wird in einer Anzahl von Ländern der Beginn der Wirtschaftskrise mit einem Platzen der Immobilienblase einhergehen.

Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die drei Länder nur Vorboten sind. Es sind auch schon die nächsten beiden Kandidaten bekannt: Laut einem Ökonomen der Commerzbank, so berichtet die ‚Finanzial Times Deutschland’, sind dies das Vereinigte Königreich und Frankreich. In England ist schon die erste Hypothekenbank (Northern Rock) Pleite gegangen und die Immobilienpreise sinken. In Frankreich gibt es auch bereits erste Anzeichen einer beginnenden Immobilienkrise.

Northern Rock Pleite

Kleinere Länder ohne riesige Rücklagen in den Zentralbanken haben nicht die Möglichkeit, wie etwa die USA, einfach riesige Staatsausgaben, wie etwa die für den Irak-Krieg, zu inszenieren, was natürlich den formalen Beginn der Wirtschaftskrise hinauszögern kann.

Doch auch die US-Regierung wird ihre Schulden nicht weiterhin bis ins Unendliche erhöhen können. Wenn sie eine gewise Höhe erreicht haben werden, gibt es für die Gläubigerstaaten, allen voran China, Japan, Süd-Korea, Grossbritannien und Deutschland, keinen anderen Ausweg mehr, als grosse Mengen von US-Staatsanleihen auf den Markt zu werfen, was zweifellos der Beginn des Falls eines Weltreiches sein wird.


Veröffentlicht am 24. Juli 2008 in der Berliner Umschau

Originalveröffentlichung

Andere Artikel zur Weltwirtschaftskrise:

"Anzeichen Wirtschaftskrise?"

"Full Crash- Zweites Anzeichen Wirtschaftskrise?"

"Stehen wir am Beginn einer grossen Weltwirtschaftskrise?"

"25% Fall des Dollars?"

"Der Mini-Crash - 10 Monate zur Wirtschaftskrise?"

"Drittes Anzeichen Weltwirtschaftskrise"

"Die Zinswende der Langzeitzinsen leitet das Abgleiten in die Weltwirtschaftskrise ein."

"Viertes Anzeichen Weltwirtschaftskrise"

"Können die USA bankrott gehen?"

"Wann kommt die Wirtschaftskrise?"

"Dollar-Verfall bedroht deutschen Export – Die Krise wird fürchterlich"

"USA: Global Alpha, Red Kite, Fed-Chef, Immobilien-Crash"

"Globaler Einbruch der Börsen"

"Weltwirtschaftskrise – Der konkrete Übergang in die Barbarei"

"USA: Wirtschaftskrise beginnt"

"Hellseherei? Die Wirtschaftskrise"

"General Motors könnte pleite gehen"

"Fannie und Freddie in der Bredouille"

"Wirtschaftskrise in den USA"

"Europa sinkt in diesem Moment in die Wirtschaftskrise"

"Banken gerettet – Staat pleite?"

"Weitere gigantische Finanzmarkt-Risiken"

"Verdienen deutsche Banken Vertrauen?"

"Können Sie das glauben?"

Freitag, 18. Juli 2008

Terrorattacken vom 11. September: US-Regierung bezahlte Israelis für Tanzen und Feiern!?

Ein weiteres unglaubliches Indiz für die Verbindung der US-Regierung mit diesem Terrorangriff

Originalveröffentlichung

Von Karl Weiss

Eine halbe Million Dollar hat die US-Regierung an ein Unternehmen überwiesen, kurz vor den Terrorattacken des 11. September 2001, das dann an jenem Tag Angestellte des Unternehmens, israelische Staatsbürger, in der Nähe der beiden Türme des World Trade Centers (WTC), verkleidet als Araber, Freundentänze aufführen, das Geschehen filmen und Schreie des Entzückens ausstossen liess. Dies wurde jetzt durch eine "Watchdog"-Organisation mit dem Namen FedSpending herausgefunden.

Drei der fünf tanzenden Israelis bei ihrem Fernsehauftritt in Israel
Hier kann man drei der fünf tanzenden Israelis bei ihrem Auftritt im israelischen Fernsehen im Oktober 2001 sehen

Umnittelbar nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 war eine kleine Episode zu weltweiter Kenntnis gelangt: Eine Gruppe von Arabern habe während der Anschläge in der Nähe des WTC (genau gesagt auf dem anderen Ufer des Hudson River) Freundentänze aufgeführt, gefilmt und gefeiert.

In aller Welt war dies als Anzeichen gewertet worden: Die Araber im allgemeinen hätten diese Anschläge für gut gehalten und befürwortet. Indirekt konnte dies sogar als Begründung herhalten, warum man den Irak überfiel – war das nicht ein arabisches Land?

Der Angriff auf die Zwillingstürme des „World Trade Centers“ war später als Begründung einer generellen Änderung der Politik genommen worden. Weil man nun „unter Beschuss“ läge, gälten alle früheren Regeln des bürgerlichen Rechts nicht mehr.

Dabei wurden u.a. die feiernden Araber immer wieder als Begründung genannt.

Die Gruppe von jungen Leuten in Araber-Tracht war u.a. auch deshalb aufgefallen, weil sie bereits 15 Minuten, nachdem das erste Flugzeug den einen Turm des World Trade Centers getroffen hatte, zu feiern begannen. Zu diesem Zeitpunkt gingen noch alle sowohl in den USA als auch in der übrigen Welt davon aus, es habe sich um einen fürchterlichen Unglücksfall gehandelt.

Erst nachdem auch der andere Turm von einen Passagierflugzeug getroffen wurde, war allen schlagartig klar geworden: Es handelte sich um einen terroristischen Angriff!

Woher also konnten diese „Araber“ Kenntnis davon gehabt haben, es sei kein Unglücksfall? Nun, eigentlich nur, wenn sie in die Vorbereitungen verwickelt waren oder jedenfalls von ihnen wussten, oder?

Damit war klar, man brauchte sie nur festzunehmen und würde bereits nahe an den wirklichen Tätern sein.. Dies galt umso mehr, als die jungen Leute auch noch feierten und filmten und jubelten, als Stunden später die beiden Türme nacheinander einstürzten.

Sie wurden dann später, als sie in New Jersey Flugzeuge nach Israel besteigen wollten, auch in Polizeigewahrsam genommen.

Nur stellte sich dann sofort heraus: Auch wenn sie wie saudi-arbische Scheichs gekleidet waren, es waren junge Israelis! Unerklärlicherweise liess man sie bereits 5 Tage nach der Festnahme laufen (nach anderer Quelle: nach einem Monat) und nach Israel ausfliegen.

Dort gaben sie im Fernsehen ein Interview: Sie hätten den Auftrag gehabt, die Ereignisse zu dokumentieren. Sie gaben nicht an, wer sie im voraus von den Anschlägen informiert hatte.

Alle arbeiteten für eine Umzugsfirma mit dem Namen Urban Moving Systems, eine Firma, von der man nach Angaben von FBI und CIA heute weiss, es war eine Deckfirma des israelischen Geheimdienstes Mossad. Die Firma wurde drei Tage nach den Anschlägen von 9/11 von Polizisten des FBI aufgesucht und geschlossen. Alles Vorhandene wurde mitgenommen.

Der Chef der Firma wurde festgenmmen, bis auf die Unterhosen ausgezogen, mit einer Augenbinde versehen und 14 Stunden ununterbrochen verhört. Danach liess man ihn laufen und er verschwand nach Israel.

Dann, nachdem man ihn hatte gehen lassen, wurde eine internationale Fahndung nach ihm ausgeschrieben, unter den drei Namen Suter, Dominik, Levinson, Ornit und Suter, Ornit.

Und – noch verdächtiger – ein Dominik Suter reiste im Jahr 2003 unbehelligt in die USA ein und gründete eine neue Firma, diesmal ein Reinigungsunternehmen.

Wer all dies bis hierher gelesen hat, mag denken: „Na, das ist mal wieder typisch Internet. Haarsträubende erfundene Verschwörungstheorien, mit viel CIA und Mossad.“

Doch nun kommt das wirklich Unglaubliche: Alles ist bestens belegt. Wer sich die Mühe machen will, kann eine Zusammenfassung von allem hier nachlesen.

Wer alles ganz genau belegt haben will: Hier sind die Links zu den verschiedenen Details:

1. Überweisung von 500 000 Dollar an Urban Moving Systems

2. Fahndung nach Dominik Suter: FBI suspect list 22.5.2002

3. Drei der fünf jungen Israelis am israelischen Fernsehen (mit Bild)

4. Das Video über die tanzenden Israelis und ihr Auftreten am israelischen Fernsehen im Oktober 2001

5. Artikel eines ehemaligen CIA-Agenten in „The American Conservative“, in dem über Spionage-Tätigkeit des Mossad in den USA berichtet wird, darunter auch der hier genannte Fall. Er berichtet u.a., die fünf jungen Israelis tanzten bereits, als die Welt noch der Meinung war, Zeuge eines schrecklichen Flugzeugunglück zu sein.

6. Sende-Manuskript von Fox News zu diesem Fall. Dies wurde nie gesendet und alles aus dem Internet genommen. Aber das Internet verliert nichts.

7. Hier eine Quelle
mit ausführlichen Videos dazu zur gleichen, zensierten Sendung von Fox News wie unter 6.

8. Andere Quelle für die Überweisung an die Umzugsfirma und deren Zusammenhänge (check it all twice!).

9. Quelle für die neue Firma des damaligen Chefs der Umzugsfirma

10.Der Journalist Wayne Madsen (hier seine Site: http://www.waynemadsenreport.com/) hat sich ausführlich mit diesem Fall beschäftigt und Material zusammengetragen. Einen ausführlichen Artikel von ihm kann man hier nachlesen.

Kurz: Alles ist bestens belegt. Stellt sich natürlich die Frage: Ist dies nun ein unwiderlegbarer Beweis, die US-Regierung hat 9/11 selbst inszeniert oder jedenfalls bewusst geschehen lassen? Nein. Aber zusammen mit den anderen Indizien und Anhaltspunkten sowie den offensichtlichen offiziellen Lügen in diesem Zusammenhang gibt es ein überwältigendes Indiziengebäude (siehe auch die anderen Artikel zu 9/11).

Weitere Artikel zu 9/11:

- Bush und Bin Laden sind eine symbiotische Einheit

- Wahrheit gibt es erst nach 40 Jahren

- 9/11: Wilde Verschwörungstheorien oder berechtigte Zweifel?

- Wie hält es der evangelische Pressedienst mit der Wahrheit?

- Was ist die Mehrheitsmeinung in den USA?

- Eine Explosion des Unglaubens

- Bewusste Manipulationen im Kommissionsbericht

- Sie wussten es vorher!

- Die Terroristen sind selbst fabriziert

- Verdacht vor dem 11. September abgewürgt

Donnerstag, 17. Juli 2008

Kein Anspruch auf fabrikneue Kleidung

Hartz IV und Sozialhilfe: Die neueste Schikane

Von Karl Weiss

Sozialhilfeempfänger haben Anspruch auf einen staatlichen Zuschuss, wenn sie spezielle Anschaffungen machen müssen. Das trifft zum Beispiel zu, wenn Kleidung gekauft werden muss, weil die alte zerschlissen ist. Nun hat ein Sozialamt aber entschieden, die Antragstellerin müsse sich auf gebrauchte Kleidung verweisen lassen. Ein Sozialhilfeempfänger habe keinen Anspruch auf fabrikneue Kleidung.

Hartz-Protest 02

In diesem Fall ging das Sozialamt so weit, im Internet nach entsprechenden Angeboten zu googeln und wurde auch fündig. Man legte dem entscheidenden Gericht Ausdrucke von Internet-Seiten vor, die billige/gebrauchte Kleidung anboten. Das entscheidende Gericht war das Landessozialgericht von Schleswig Holstein. Es benutzte die vorgelegte Internetseite, um im Sinne des Sozialamtes zu entscheiden, ohne überhaupt der Frage nachzugehen, ob sich ein Sozialhilfeempfänger einen Computer und Internetanschluss überhaupt leisten kann.

Ein anderes Landessozialgericht hatte bereits früher geurteilt, Hartz-IV-Betroffenen hätten keinen Anspruch auf einen Zuschuss, wenn ihr Computer nicht mehr funktioniere und ein Neuer angeschafft werden müsse.

Das ist deutlicher Ausdruck deutscher Gerichtsbarkeit. Der Computer wird einerseits von einem Gericht als Luxusartikel angesehen, andererseits muss ein Sozialhilfeempfänger im Internet googeln, um gebrauchte bzw. billige Kleidung zu finden.

Hartz ueber Hartz IV. Dass die Arbeitslosen nur ein Jahr Arbeitslosengeld bekommen, 'ist ein grosser Fehler, ein Betrug ... an denen, die jahrelang eingezahlt haben.'

Das ist die typische Situation des „Hauptmann von Köpenick“: Er bekommt keine Arbeit, weil er keine Wohnung hat und bekommt keine Wohnung, weil er keine Arbeit hat. Deutsche Gerichte lieben es, ausweglose Situationen für den Untertan zu schaffen.

Hier ein Auszug aus dem Urteil:

„...sei zutreffend vom Beklagten auf die Zumutbarkeit der Anschaffung von gebrauchten Kleidungsstücken verwiesen worden.

Diese Auffassung teilt der Senat; (...) wobei letztlich der Kleidungsbedarf insgesamt ggf. dadurch gedeckt werden müsste, dass gebrauchte Kleidung, z. B. in Secondhand-Geschäften, auf Flohmärkten oder über das Internet erworben wird.“

Auch der Hinweis auf Flohmärkte und Secondhand-Geschäfte zieht nicht, denn nicht jeder hat Zugang zu solchen Kaufgelegenheiten. Ausserdem sind dort auch nicht alle Grössen und Formen erhältlich. Hartz-IV-Geschädigte und Sozialhilfeempfänger generell auf gebrauchte Kleidung zu verweisen, ist schlicht und einfach abartig.

Hartz-Protest 01

Das Entscheidende an diesem Gerichtsurteil auf der Ebene des Landes-Sozialgerichtes ist nämlich nicht der konkrete Fall, sondern die Tatsache, dass diese Regel nun allgemein angewandt werden wird, immer mit dem Hinweis auf dieses Urteil.

Dabei sollten wir nicht vergessen: Es sind keineswegs nur die Richter, die sich mit dicker Brieftasche auf unsere Kosten gütlich tun. Es ist auch die Politikerkaste, die das neue Sozialgesetzbuch beschlossen hat, das die Grundlage für solche Entscheidungen liefert: Es waren die Politiker von CDU/CSU und SPD, von Grünen und FDP, die dies gemeinsam auf dem Gewissen haben!

Meseberg-Tagung Bundesregierung

Hartz IV muss weg!


Veröffentlicht am 17. Juli 2008 in der Berliner Umschau

Originalveröffentlichung

Andere Artikel zur Hartz IV im Blog:

"Dossier Hartz IV – Hindernisrennen ins Elend"

"19 Fälle – Die Realität von Hartz IV"

"Nicht genug zu essen – Hartz IV – Realität in Deutschland 2007"

"Die neuesten Hartz-Sauereien – Das Mass ist voll!"

"Hartz IV – Absurd, absurder, am absurdesten – Das Chaos war geplant!"

"Hartz IV – Berliner Zeitung schert aus dem Chor der Missbrauchsankläger aus"

"5 Millionen Arbeitslose einstellen"

"Grundversorgung von 1600 Euro käme billiger als heute."

"Arbeitslosigkeit ist zum Delikt geworden"

"Hartz IV führt in Obdachlosigkeit"

"Hartz IV–Empfänger müssen kalt duschen, im Dunkeln sitzen und Wasser trinken"

"Hartz IV: Vertreibung von Mietern"

"Hartz IV–Betroffene: Daumenschrauben anziehen!"

"Hartz-IV: Jetzt auch noch Sippenhaft"

"Hartz IV: Nieder auf die Knie!"

"Hartz IV: Unter den Brücken schlafen?"

"Hartz IV: Der angeleinte Mensch"

"Hartz IV: Der Fall Brigitte Vallenthin"

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