Montag, 21. September 2009

Weiter wie gehabt? Habt ihr sie noch alle?

Nicht ein einziges der grundlegenden Probleme der Menschheit wird auch nur angedacht

Von Karl Weiss

Es ist fast wie in einem Horrorfilm: Die entsetzlichsten Dinge passieren und alle tun so, als sei nichts geschehen. Die Weltwirtschaft erlebt den größten Crash, seit sie jene riesigen Ausmaße angenommen hat und man will absolut nichts ändern – bestenfalls ein paar Schönheitskorrekturen. Die Umwelt beginnt verrückt zu spielen und wir wissen alle, warum innerhalb von 20 Tagen aus 15 Ländern Nachrichten eintrafen von verheerenden Überschwemmungen und die Nachricht von Tornados, wo es sie nie gegeben hat, – doch alle spielen „business as usual“.

Energieverbrauch Deutscland
Diese Vorschau von Umwelt- und Wirtschaftsministerium bis 2030 belegt: Es ist überhaupt keine Abkehr von fosssilen Brenn- und Kraftstoffen vorgesehen.

Speziell in Deutschland, wo nun Bundestagswahlen anstehen, sollte man meinen, die Kandidaten-Parteien stritten heftig um Lösungen für die Zukunftsprobleme, doch Fehlanzeige: Nicht eine einzige Partei (ausser der MLPD)setzt auf schnellen Ersatz des Verbrennens fossiler Rohstoffe zur Erzeugung von Energie und zum Transport durch erneuerbare Quelle, auf konsequentes und totales Recycling aller Rohstoffe nach dem Gebrauch und auf Übergangslösungen, bis das alles verwirklicht ist. Nicht einmal die Grünen thematisieren in ihren Verlautbarungen zur Wahl diese Fragen. Sie sind wohl zu sehr damit beschäftigt, für die CDU koalitionsfähig zu werden. Es geht ja auch nur um das Überlebens der Menschheit auf dem heute bekannten Niveau.

Alle tun einfach so, als sei alles in Ordnung.

Doch nehmen wir nur einen einzigen Fakt zur Kenntnis: Wenn alle Chinesen in absehbarer (oder auch weniger absehbarer) Zeit auf dem Niveau des durchschnittlichen US-Bürgers leben wollen (und genau das strebt die chinesische Regierung an), und wenn nicht rasch drastische Veränderungen der Energiequellen durchgeführt werden, dann wird die Menschheit in etwa das 20-fache der heutigen Förderung von Erdöl brauchen.

Schmelzendes Eis

Ja, lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen: Das 20-fache!

Es braucht nicht erwähnt zu werden, dass das natürlich objektiv unmöglich ist. Selbst wenn wir davon ausgingen, dass Erdöl in unendlichen Mengen vorkäme, selbst wenn wir davon ausgehen, es würden überraschend viele und neue Felder von Erdöl entdeckt, erschlossen und zur Förderung gebracht, ist selbst eine Verdoppelung der Erdölförderung völlig außerhalb des Machbaren.

Und alle wissen dies.

Und was bitte, tun nun alle diese schlauen Politiker und Lenker von Konzernen? Sie spielen „business as usual“ – weiter wie bisher.

Kohlendioxid-Anstieg: Dies ist eine so überzeugende Kurve über das, was im Moment geschieht, dass sich jeder Kommentar erübrigt.

Und die Frage des Ersatzes von Erdöl ist nur eine von vielen Fragen. Um nur einige weitere Probleme zu nennen:

- Einige Metalle, die für Handys und Computer gebraucht werden, sind in naher Zukunft aufgebraucht.

- Die Meere versauern zusehends und es sind dringend Maßnahmen dagegen auf weltweitem Niveau nötig.

- Die riesigen Regenwälder in Brasilien und Indonesien werden mit wachsender Geschwindigkeit vernichtet, was das Ende der Menschheit, wie wir sie kennen, einleiten kann.

Regenwald-Abholzung Brasilien

- Die Pole und Grönland verlieren ihre Eiskappen und selbst, wenn der weitere Anstieg der Gehalte an CO2 in der Atmosphäre sofort gestoppt würde (was überhaupt nicht abzusehen ist), würde ein Anstieg des Meeresspiegels um mehrere Meter im Verlauf der nächsten 100 Jahre nicht mehr zu verhindern sein. Wann will man anfangen, sich mit diesem Problem zu beschäftigen? Wenn Big Ben bereits mitten im Meer steht?

Die Weltwirtschaftskrise ist nicht zu Ende, sie wird mit einem zweitem gewaltigen Abwärts-Drive alles übertreffen, was bisher an Krise auch nur gedacht wurde. Und dies in der Situation, in der alle wesentlichen Industrieländer ihre Verschuldung bereits ins Riesenhafte geschraubt haben und keine effektiven Gegenmaßnahmen mehr ergreifen können. Was bitte gedenken diese Protagonisten des Kapitalismus zu tun?

Der Rettungs-Plan

Einfach sagen: Tut uns leid?

Der Kapitalismus versucht nicht einmal, über seine Politiker, seine Konzernlenker oder seine Schleim-Journalisten, diese Themen aufzugreifen und Lösungen innerhalb des Kapitalismus anzubieten. Warum? Weil es kaum Lösungen innerhalb des kapitalistischen Systems gibt!

Es wurde einfach gesagt: Augen zu und und durch. Sorgen wir dafür, dass es keinen Kapitalismus mehr gibt, wenn sie ihre Augen wieder öffnen!

Karl Marx

Was nötig ist, steht in diesen Artikeln:

„Dossier Totale Kreislaufwirtschaft, Teil 1: Synthesis – Es ist längst möglich“ http://karlweiss.twoday.net/stories/4600002/

„Dossier Totale Kreislaufwirtschaft, Teil 2: Dieses Irrenhaus könnte ein Paradies sein – Den Widerstand gegen den Kapitalismus organisieren“ http://karlweiss.twoday.net/stories/4613415/

„Dossier Totale Kreislaufwirtschaft, Teil 3: Plastik-Holz – eine Zukunftslösung“ http://karlweiss.twoday.net/stories/4633368/

„Dossier Totale Kreislaufwirtschaft, Teil 4: Widerlegen von Gegenargumenten“ http://karlweiss.twoday.net/stories/4660866/

„Dossier Totale Kreislaufwirtschaft, Teil 5: Kryo-Recycling statt Müllverbrennung“ http://karlweiss.twoday.net/stories/4848547/


Veröffentlicht am 21. September 2009 in der Berliner Umschau

Samstag, 19. September 2009

Die zweite Leiche in Frau Merkels Keller

Nach der Umweltleiche nun die Strahlungsleiche

Von Karl Weiss

Es wurde bereits von einiger Zeit bekannt, dass Frau Merkel eine Leiche im Keller hat, eine Umweltschutz-Leiche. Nun aber wissen wir, da im Keller bei ihr liegen zwei Leichen, die andere noch weit gewaltiger, die Strahlungsleiche!

Zu Zeiten der Regierung Kohl, bevor sie den parteiinternen Staatsstreich gegen den damaligen Parteivorzitzenden und Kanzler inszenierte, war Frau Merkel nämlich Umweltschutzministerin. Bemerkenswerterweise hat das allerdings niemand bemerkt, so „erfolgreich“ war sie auf diesem Posten. In diesem Artikel „Frau Merkel hat eine Leiche im Keller“ wird im einzelnen dargestellt, wie sie damals Versprechungen bezüglich der Verminderung des Ausstoßes von CO2 machte und nicht einhielt. Sie hielt es nie für nötig, dafür irgendwelche Erklärungen abzugeben. Das ist typisch für unsere Politiker-Kaste. Sie haben nie etwas zu erklären und wenn, dann wird es fadenscheinig.

Nun aber ist ein noch weit dickerer Hund aufgedeckt worden. In einem Schreiben des Bundesamtes für Strahlenschutz an das Bundesumweltministerium wird betont, bereits vor 13 Jahren – und damals war Frau Merkel dort Ministerin – wurde das Ministerium über die mögliche Gefahr einer Verstrahlung des Trinkwassers durch das Atommülllager Asse informiert.

Was Frau Merkel daraufhin unternahm, war – nichts. Sie vertraute einfach darauf, dass sich Probleme selbst erledigen. Sie saß das Problem nach dem Vorbild von Kohl aus. Nur, was bei politischen Problemen manchmal funktioniert – man ignoriert sie einfach und sie werden mit der Zeit vergessen – ist bei wirklich realen Problemen eben nicht so. Sie hätte damals umfassende Untersuchungen über die Gefahren anstellen lassen müssen und dann entsprechende Maßnahmen in Gang setzen.

Sie war aber so damit beschäftigt, CDU-Vorsitzende und dann später Bundeskanzlerin zu werden, dass sie dafür keine Zeit fand. Das werden nun weite Teile der bundesdeutschen Bevölkerung büßen müssen. Auch das typisch für unsere Politiker-Brut. Ihre Fehler büßen immer wir.

Das Atommülllager Asse wurde nämlich völlig unsachgemäß mit immer neuem Atommüll vollgestopft, obwohl dafür überhaupt keine Genehmigung vorlagt. Die Betreibergesellschaft hielt sich nicht an vereinbarte Regeln, bestreitet heute, dass es solche Regeln überhaupt gab, was alles nur noch schlimmer macht.

Schachtanlage Asse

Tatsache ist, es hätte nie hochstrahlender Atommüll in dieses Lager eingelagert werden dürfen. Spätestens als deutlich wurde, dass das Lager keineswegs gegen Wassereinbruch dicht war, sondern langsam begann vollzulaufen, hätte die hochstrahlende Abfall-Last (und wohl auch der ganze Rest) dort entfernt werden müssen. Allerdings fragt sich wohin, denn man hatte ja eine Menge Atomkraftwerke zugelassen, ohne überhaupt eine gesicherte Lagerung für die hochstrahlenden und mittelstrahlende Abfälle zu haben.

Das rächte und rächt sich nun.

Man tat einfach so, als gäbe es kein Problem, Frau Merkel als Verantwortliche allen voran. Sie sagte sich, bis das akut wird, bin ich schon lange nicht mehr Umweltministerin. Jetzt steht das Wasser schon hoch in den untersten Kammern des Lagers Asse und eine Sanierung wäre nur mit Milliardenaufwand möglich und der Erfolg wäre auch dann keineswegs garantiert. Der einzig sichere Weg wäre, alles dort herauszuholen und dann mit Raketen in den Weltraum zu schießen, was allerdings fast so viel kosten würde wie die Rettung der Hypo Real Estate.

Warum die Gesundheit der Bank und des Finanzwesens in Deutschland diese Ausgaben wert waren, aber nicht die Gesundheit der Bevölkerung in Norddeutschland, das müsste uns Frau Merkel immer noch erklären.

Der Grund dürfte sein, wenn man Asse ausräumt, würden die wirklichen Kosten des Abenteuers mit den Atomkraftwerken ans Tageslicht kommen und damit auch der Wahnsinn, den die Politiker damit betrieben. Gerade die Partei, der Frau Merkel vorsteht, hat sich ja um diese Strahlenschleudern besonders verdient gemacht.

Es wird mit Sicherheit nichts von den Politikern unternommen werden, um das Problem Asse zu lösen geschweige denn von den Kernkraftwerk-Betreibern Eon, RWE und Vattenfall, die ja eigentlich dafür verantwortlich sind. Das Verursacherprinzip, dass die Verursacher für Schäden aufkommen müssen, gilt für diese Lieblingskonzerne der Politikerbrut nicht.

Was aus diesem Nichts folgert? „Nur“ eine Menge Krebs, speziell Blutkrebs (Leukämie) und speziell bei Kindern und dazu die Verstrahlng mit Caesium 137. Das ist die dicke Leiche in Frau Merkels Keller.

Die Politikerbrut wird nämlich nichts unternehmen, so wie das auch Frau Merkel nicht tat. Das Lager Asse wird langsam mit Wasser vollaufen. Das Wasser wird einen Teil der hochstrahlenden Substanzen aus den Behältern herauslösen bzw. heraus schwemmen. Das Wasser wird durch Felsspalten sickern und irgendwann auf einen Grundwasserstrom treffen. Von dort wird sich die strahlende Fracht auf benachbarte Grundwasserströme ausbreiten und das Wasser radioaktiv machen. Das kann alle Grundwasserströme betreffen, die im Dreieck zwischen Asse, Hamburg und Emden liegen.

Es besteht auch die Möglichkeit, dass einer der Grundwasserströme nicht in Richtung Nordsee läuft. Die Bürger südlich dieses Dreiecks können sich also keineswegs in Sicherheit wiegen.

Die Menschen in diesem Dreieck (und eventuell darüber hinaus) werden mit laufend steigender Radioaktivität in ihrem Trinkwasser und den Oberflächengewässern zu tun haben.

Die von den Politikern bezahlten „Fachleute“ werden die Strahlenbelastung – wie schon in der Umgebung der Atomkraftwerke – für „unbedenklich“ erklären.

Die Fälle von Leukämie, speziell bei Kindern, werden sich in jenem Dreieck ausbreiten - und darüber hinaus. Die berühmten „Fachleute“ werden erklären, es gäbe keine Zusammenhänge zur erhöhten Strahlenbelastung aufgrund der Asse-Strahlung.

Eine verantwortliche Regierung würde wahrscheinlich gezwungen sein, den wesentlichen Teil dieses Dreiecks zu einer Todeszone zu erklären und die Bevölkerung zu evakuieren. Aber wir haben ja keine verantwortliche Regierung.

Nur zur Ergänzung: Asse liegt bei Wolfenbüttel.

Ein ausführlicher Artikel über Asse kann auch hier gelesen werden.

Hier ein kleiner Ausschnitt über die Wirkungen der Strahlung:

"Nur um dem Nichtfachmann eine Idee zu geben: Wenn dieses Wasser mit Cäsium-137 an irgendeiner Stelle einen Trinkwasserbrunnen oder ein Grundwasser verunreinigt, aus dem Trinkwasser gewonnen wird, dann werden Hunderte, vielleicht Tausende, vielleicht Zehntausende, im schlimmsten Fall Hunderttausende Menschen mit geringenMengen des hochradioaktiven Isotops verstrahlt. Dessen Salze sind wasserlöslich und unser Körper baut sie, als wären es Kalium-Atome, in den eigenen Körper ein (Kalium ist eines der lebenswichtigen Spurenmetalle). Dort können dann selbst winzigste Mengen - 1, 10, 20 oder 30 Milligramm (tausendstel Gramm) - ihre Langzeitwirkung durch Strahlung entfalten.

Die mit geringen Mengen von Caesium 137 verstrahlten aus der Nähe von Hiroshima und Nagasaki haben zum Teil die fürchterlichsten Schicksale von allen gehabt. Entsetzliche Schmerzen – Gliedmassen faulen ab, müssen amputiert werden, Organe entfernt. Mehrere Krebse entwickeln sich zur gleichen Zeit. Wer das überlebt, ist noch schlimmer dran. Es gibt Fälle, wo Menschen 15 Jahre lang entsetzlich litten, bevor der Tod sie erlöste.

Wer mit Cäsium 137 verstrahlt wird, speziell mit kleinen Mengen, so dass er nicht schnell stirbt, wird die Gefolterten von Abu Ghraib und von Guantanamo beneiden.

Donnerstag, 17. September 2009

Mega-Crash

Deutschland allen voran

Von Karl Weiss

Die OECD (das ist die Organisation der entwickelten Länder) veröffentlichte gestern einen Bericht, der den „Mega –Crash“ prophezeit: Die Arbeitslosigkeit, jetzt bereits die bei weitem höchste seit Weltkrieg 2, wird bis zum 2. Halbjahr 2010 weiter deutlich steigen und insgesamt etwa 57 Millionen Menschen in diesen Ländern erfassen. Den höchsten Anstieg in diesem Zeitraum wird dabei Deutschland verzeichnen.

Die OECD ist für jene Länder zuständig, die gerne die „Industrienationen“ genannt werden, kurz: Die entwickelte Welt (30 Länder). Sie gab nun bekannt: Die Arbeitslosigkeit in diesen Ländern ist auf dem höchsten Stand seit dem 2.Weltkrieg mit ca. 8,3 % der arbeitsfähigen Bevölkerung (Hier muss angemerkt werden, die Zahlen beziehen sich in keinem Land wirklich auf die arbeitsfähige Bevölkerung, sondern sind überall manipuliert, weitaus am meisten aber in Deutschland).

Die Studie der OECD sagt nun aber voraus: Bis Ende 2010 wird diese Arbeitslosigkeit massiv ansteigen, auf etwa 10%, was 57 Millionen Menschen bedeutet. Zählt man nun noch dazu, was durch die „leichten statistischen Berichtigungen“ der verschiedenen Staaten weggeschwindelt wird und berücksichtigt man ausserdem, dass hinter jedem, der Arbeit hatte, oft noch eine Familie oder ein abhängiger Partner steht, so wird man mit der Zahl von 100 Millionen persönlich von Arbeitslosigkeit Betroffenen zu diesem Zeitpunkt in etwa einen Jahr nicht daneben liegen.

Und das sind wohlgemerkt nur die reichen Länder, denen es noch relativ gut geht! Man stelle sich vor, was das für die armen Länder bedeutet.

Dabei sagt die OECD noch etwas sehr Spezielles voraus: Der zu erwartende Anstieg der Arbeitslosigkeit wird in Deutschland besonders drastisch und am höchsten ausfallen! Es wird hier für das Jahresende 2010 mit einer Arbeitslosigkeit in der Grössenordnung von 11,8% gerechnet. Und das basiert auf den manipulierten Zahlen der Bundesregierung und ihrer Nürnberger Anstalt. Bereits in einem früheren Artikel wurde dargelegt: In Deutschland werden nur noch etwa die Hälfte der Arbeitslosen gezählt ( „Die verlogenste amtliche deutsche Statistik“ http://karlweiss.twoday.net/stories/5902934/ ). Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger: Etwa 20% der arbeitsfähigen Bevölkerung in der Bundesrepublik werden dann arbeitslos sein und dazu werden noch die von ihnen Abhängigen kommen.

Was wollen wir noch mit einem Kapitalismus, der uns nur Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Elend, Umweltzerstörung und Polizeiübergriffe zu bieten hat? Warum sollen wir eine Arbeitslosigkeit dieser Grössenordnung akzeptieren, während gleichzeitig den Banken, die keinerlei Nutzen haben, Beträge von Hunderten von Milliarden Euros in den Rachen geschoben werden – und wir dies anschliessend bezahlen sollen. Nein, dieser Kapitallismus hat ausgedient. Er muss schnellstmöglich hinweggefegt werden.

Im echten Sozialismus hingegen erwartet uns eine Zukunft, in der jegliche Arbeitslosigkeit abgeschafft ist. Im Gegenteil, alle werden nach ihren Möglichkeiten arbeiten. Der Mangel an Arbeitskräften wird dann sogar das grösste Problem sein. Niemand wird dann zurückgelassen werden, von Almosen wie Hartz IV leben müssen. Die natürliche Umwelt wird respektiert und soweit möglich wieder hergestellt werden. Die Solidarität der Menschen untereinander wird an die Stelle von Totschlägereien auf dem S-Bahnhot treten.

Und für die Bundestagswahl gilt: Keine Stimme für die kapitalistischen Parteien CDU/CSU, SPD, FDP oder Grüne!


Veröffentlicht am 17. September 2009 in der Berliner Umschau

Freitag, 11. September 2009

Entwicklungslandisierung Deutschlands

Größtes Kohlekraftwerk ist illegal

Von Karl Weiss

Wie das Oberverwaltungsgericht von Nordrhein-Westfalen in Münster in der vergangenen Woche mitgeteilt hat, ist das in Bau befindliche neue Super-Kohlekraftwerk Datteln – es soll das größte Europas werden; bereits 1 Milliarde Euro verbaut – illegal. Nun hat die Umweltschutz-Organisation BUND auf dieser Basis Antrag auf sofortigen Baustopp gestellt, der nach Aussage von Juristen hohe Wahrscheinlichkeit der Annahme hat.

Kohlekraftwerk Datteln in Bau
Man sehe sich an, was "der Markt" wagt zu bauen, ohne eine Auflage einzuhalten. Der Kühlturm ist bereits 180 Meter hoch! Da braucht man schon einen Grad an Rücksichtslosigkeit, wie man sie eigentlich nur bei Asozialen antrifft.

Was da dahintersteckt, ist immer noch die Auswirkung der unseligen Entscheidung, den deutschen Strommarkt fast vollständig zu privatisieren. Die Eon, die Bauherr in Datteln ist, ging damals aus der VEBA hervor. Viele von uns können sich noch daran erinnern: Es gab einmal VEBA-Volksaktien, aber der Konzern blieb damals in Regierungshand. Später wurden die Aktionisten mit einem Appel und einem Ei entschädigt und alles wurde „dem Markt“ übergeben, der ja nach Meinung der Politiker alle Probleme von selbst löst. Nun, zunächst einmal hat er uns allen höhere Strompreise beschert.

Das Ergebnis sieht man nun: „Der Markt“ beginnt auch dann zu bauen, wenn diverse Umwelt-Gutachten noch gar nicht erstellt sind, wenn gegen andere offen verstoßen wird, wenn die Landes-Bebauungsordnung nicht eingehalten wird, wenn die akute Gefahr besteht, dass der Bau gar nicht genehmigt wird. Warum? Weil man mächtig ist. Gegen die mächtige Eon werden schwerlich Gerichte entscheiden und wenn doch, können die Kosten ja auf die Idioten von Stromkunden abgewälzt werden. Wer auf keinen Fall irgendeinen Verlust haben wird, sind die neuen Aktionäre der Eon.

So hat „der Markt“ schließlich die Verantwortung dafür, dass da eventuell eine Milliarde Euro in den Sand gesetzt wurden – und eventuell noch einmal eine weitere Milliarde ausgegeben werden muss, um alles zurückzubauen und den abgeholzten Wald wieder anzupflanzen.

Nur um dem geneigten Leser mal eine Vorstellung zu geben, auf welcher Grundlage die Gemeinde Datteln eine Baugenehmigung ausgestellt hat, wenn es um einen neuen großen Steuerzahler für die Gemeindekasse geht:

Die Auflagen für den Klimaschutz wurden nicht eingehalten, die Auflagen für den Naturschutz wurden nicht eingehalten und – wer hätte es gedacht – auch die Auflagen für den Lärmschutz nicht. Der vorgeschriebene Mindestabstand zum Wohngebiet wurde nicht eingehalten und ebenso nicht die Vorgaben im Landesentwicklungsplan. Kurz: Alle, aber auch alle, irgendwie möglichen Übertretungen wurden durchgeführt. Es scheint, man wollte einen Wettbewerb gewinnen, wer die meisten Auflagen nicht einhält.

Der entsprechende Artikel dazu in der „Süddeutschen“ zeigt aber auch schon den Weg, wie Eon trotz aller dieser Verfehlungen am Ende die Riesen-CO2-Schleuder doch noch in Betrieb nehmen kann: gegen die Nichtzulassung der Revision beim Bundesverwaltungsgericht kann man dort eine Nichtzulassungsbeschwerde einreichen, dann anschließend die Revision und schon werden alle nicht eingehaltenen Vorschriften im Nebel einer Bundesverwaltungsgerichtsentscheidung verschwinden.

Aus brasilianischer Sicht kommt da der lakonische Kommentar: „Deutschland ist zu einem Brasilien geworden.” Nun, die Entwicklungslandisierung Deutschlands schreitet eifrig voran.

Was macht ein Entwicklungsland aus im Gegensatz zu einem entwickelten Land? Etwa dass es keine oder weniger Reiche gibt, die sich dumm und dämlich verdienen? Nein, die gibt es in allen Entwicklungsländern auch. Der wesentliche Unterschied ist, wenn man die grosse Masse der Bevölkerung ansieht, sie ist in Entwicklungsländern arm, sehr arm oder in der absoluten Misere. In einem entwickelten Land, wie der Bundesrepublik in den Achtziger Jahren zum Beispiel, lebte diese große Masse in relativ sicheren und angenehmen Bedingungen.

Nun, heute ist das bereits nicht mehr der Fall. Die Armut steigt deutlich an – selbst die Bundesregierung musste dies in ihrem Armutsbericht zugeben. 25% der Kinder leben heute bereits in armen Familien. Tausende von Familien müssen sich an „Tafeln“ wenden, um sich satt essen zu können. Hartz IV weitet sich laufend auf neue Teile der Bevölkerung aus.

Typische andere Unterschiede: Das Bildungssystem in Entwicklungsländern gibt den Kindern der Masse der Bevölkerung nicht die mindesten Voraussetzungen, um einen guten Job voll ausfüllen zu können. Auch die Bundesrepublik ist bereits auf diesem Weg. In Entwicklungsländern ist das Justizsystem fast immer ein System, das ausschließlich den Reichen und Mächtigen zu gute kommt, während der Schutz, den der einfache Bürger erwartet und verdient, auch nicht annähernd gewährleistet wird.

Ja, und da sind wir wieder beim Bundesverwaltungsgericht, bei der Eon und in Deutschland. So geht der Weg ins Entwicklungsland direkt über die größte CO2-Schleuder Europas.


Veröffentlicht am 11. September 2009 in der Berliner Umschau

Donnerstag, 10. September 2009

Wie ist das mit dem „grey rape“

Vergewaltigung oder nicht?

Von Karl Weiss

„Vergewaltigung ist so ein hässliches Wort“ überschreibt die „jetzt.de“-Abteilung der „Süddeutschen“ einen Artikel vom 6.9.2009. Dort wird ein Sexualpädagoge von „pro familia“ interviewt. Er relativiert in genereller Weise die Frage der Vergewaltigung.

Er sagt u.a.: „Ich finde, man tut der Sexualität unrecht, wenn man sagt, dass es nur zwei Arten von Sex gäbe: Nämlich entweder der von beiden Seiten gewollte und hundertprozentige, einvernehmliche oder der gewaltsame, eine Vergewaltigung. Es gibt auch Grauzonen. Es gibt Verführung und es muss auch nicht immer nur die Frau sein, die überzeugt wird. Wenn man diese Seite der Sexualität, die auch etwas mit Überredung und Schmeicheln und vorsichtigen Grenzüberschreitungen zu tun hat, verneint, dann macht man Sexualität zu einer klinisch reinen Sache und das ist sie einfach nicht."

Dem vorausgegangen war eine Zuschrift einer Leserin unter dem gleichen Titel, in der sie vier solcher „Grenzsituationen“ beschreibt, die ihr selbst passiert sind.

Bravo Aufklärung 3

Man erfährt auch, dass solche Situationen in der Grauzone zwischen einverständlichem Sex und Vergewaltigung in den USA als „grey rape“(Graue Vergewaltigung) bezeichnet werden.

Der Bürgerjournalist kann zu diesem Thema auch eine Geschichte beitragen:

Es war, als ich Student war, ich war wohl 20 oder 21: Ich lebte mit meinem Freund, der auch studierte, in einer kleinen 2-Zimmer, Küche, Bad, jeder in seinem Zimmer, ohne dass wir andauernd zusammen gewesen wären – er studierte in einem anderen Semester. Eines Tages stellte er mir seine neue „Eroberung“ vor: Eine glänzende Schönheit, vielleicht 16 Jahre alt, nicht so ganz schlank, mit jenen Rundungen, die man als Mann so gerne sieht, aber vor allem mit zwei gewaltigen „Ballons“, Brüsten von epischer Größe.

Bravo - Sex

Ich sprach fast nie mit ihr, wenn sie auch in der folgenden Zeit oft in unserer Wohnung war. Ich hatte sogar den Eindruck, sie missachtete mich ein wenig. Außer der üblichen Grußformel bekam ich nie etwas von ihr zu hören.

Eines Tages aber sagte mir mein Freund, er werde zu anderen Studenten gehen, denn man lerne gemeinsam, aber durch ein Missverständnis sei seine Freundin da und könne jetzt so nicht nach Hause. Sie werde in der Wohnung bleiben. Na gut – kein Problem.

Ich dachte eigentlich, sie würde in seinem Zimmer bleiben, aber nach kurzer Zeit kam sie und frage, ob sie mir etwas Gesellschaft leisten könne. Natürlich! Sie frage mich, was ich studierte und in welchem Semester und wie das mit den Examen sei und so weiter. Sie inspizierte genau mein Zimmer, lief hierhin und dorthin, fragte nach den Fotos, die ich dort hängen hatte und so weiter.

Bravo - Erstes Mal

Sie muss gesehen haben, dass ich immer wieder nach den Brüsten schielte. Wahrscheinlich wusste sie ja auch, mit welchen Pfunden sie wuchern konnte. Mir wurde es jetzt ein wenig schwindelig, denn ich war so viel propere weibliche Nähe nicht gewohnt. Ich war zu jener Zeit noch Jungfrau – oder sagt man Jungmann?

Schließlich ging sie so weit, meinen Kleiderschrank zu inspizieren. Sie fand dort mein weißes, langärmeliges Hemd, das ich für formale Anlässe hatte. Sie fragte, ob sie das anziehen dürfe. Natürlich, warum nicht?

Sie ging ins andere Zimmer, um sich umzuziehen. Als sie zurückkam, hatte sie nur mein Hemd und ein Höschen an! Ich war sprachlos. Anstatt einmal ein paar deutliche Worte mit ihr zu sprechen, starrte ich nun noch mehr auf den Busen, der sich unter meinem Hemd jetzt noch deutlicher abzeichnete – ohne BH. Ich war schlicht und einfach hingerissen und weggeschleppt.

Nun konnte man sehen, die Brüste waren nicht nur riesig, sondern auch sehr fest. Sie waren kaum gefallen ohne BH.

Bravo - Stellung 6

Ich war nicht mehr in der Lage richtig zu denken. Ich hätte mir sagen müssen, ein solches Verhalten war nicht normal. Sie wollte mich provozieren und schaffte es. Aber ich war nicht in der Lage zu rationalisieren, was sie wollte – und was ich wollte. Ich war einfach nur happy, ein so schönes Mädchen so geringfügig bekleidet in meinem Zimmer zu haben.

Sie setzte sich im Schneidersitz auf mein Bett und unterhielt sich weiter mit mir. Ich setzte mich neben sie aufs Bett. Dann zog ich auch meine Hose und meine Schuhe und Socken aus, so das ich auch nur noch mit einem Hemd und einer Unterhose bekleidet war. Sie ließ das ruhig und ohne zu protestieren geschehen. Nun saßen wir beide auf dem Bett, geringstmöglich bekleidet und immer noch in einem Gespräch, das nichts von der tatsächlichen Situation widerspiegelte.

Ich hätte nun, wenn ich denn schon etwas von ihr wollte (und ich wollte), anfangen müssen, die Unterhaltung in diese Richtung zu schieben. Davon zu sprechen, wie schön sie ist, wie sehr sie mir gefällt usw. und dann vielleicht einen schüchternen Versuch wagen können, sie zu küssen. Aber ich tat nichts dergleichen. Ich kämpfte vielmehr mit meinem schlechten Gewissen. Ich konnte unmöglich etwas mit der Freundin meines Freundes anfangen! Das wäre das Ende der Freundschaft und unserer Wohngemeinschaft gewesen!

Bravo Aufklärung 12

Doch während ich das dachte, wurde mir schon immer heißer und ich fühlte, wie mir die Hitze ins Gehirn stieg. Ich MUSSTE jetzt etwas tun. Was ich tat, war ohne Sinn und Verstand. Statt mit ihr zu sprechen, zu flirten, schob ich mein Hemd etwas nach oben, so dass sie sehen konnte: In meiner Unterhose stand bereits ein dicker Hammer.

Nun, das hatte sie wohl sowieso angenommen und war wahrscheinlich nichts Neues für sie. Andererseits hielt sie das auch nicht von ihren Plänen ab, welche auch immer das sein sollten. Sie versuche weiterhin, sich normal mit mir zu unterhalten.

Wenige Momente später setzte mein Gehirn völlig aus. Ich war nur noch ein Gewebe von Begehren und Geilheit. Ich drückte sie aufs Bett, so dass sie nun lag, ich warf mich über sie und im selben Moment riss ich ihr mit Kraft das Hemd (mein Hemd) auf. Das tat ich wohl recht kräftig, denn später, als ich nachsah, konnte ich die Bescherung sehen: Ich hatte einen der Knöpfe mitsamt einem Stück Stoff herausgerissen.

Bravo - Aufklärung 1

Nun hatte ich ihre Brüste direkt vor mir. Ich nahm eine mit der Hand, ging an die andere direkt mit dem Mund, stimulierte ihre Brustwarze mit der Zunge und knabberte dann etwas an ihr. Sie sagte: „Au, Au Au!“, hatte wohl Angst, ich würde in die Brustwarze beißen. Mein Ding drückte ich derweilen an ihren Oberschenkel und rieb dort. Nur zehn Sekunden später, sie hatte nichts anderes als erneut „Au, Au Au!“ gesagt, kam ich auf ihren Oberschenkel.

Ich erhob mich. Sie ebenfalls und ging ins Bad. Als sie einige Zeit später auftauche, war sie schon wieder angekleidet. Ich entschuldigte mich bei ihr. Sie sagte, nein, ich müsse mich nicht entschuldigen, sie hätte mich provoziert. Sprachs und nahm den Bus nach Hause.

Seitdem habe ich mich oft gefragt, was das nun eigentlich war. Ein misslungener Verführungsversuch von ihr? Eine Vergewaltigung? Beides?

Was hatte sie eigentlich beabsichtigt und warum? Wollte sie sich für irgendetwas bei meinem Freund rächen? Ich wusste ja nichts über deren Verhältnis. Oder wollte sie einfach ausprobieren, wie mächtig sie war mit all ihrer Schönheit – ob sie eine Freundschaft von zwei Burschen auseinanderbringen konnte?

Bravo - Stellung 8

Was hatte sie wirklich erwartet? Doch wahrscheinlich, dass ich ihr nicht widerstehen konnte und mit ihr geflirtet, sie zu meiner Freundin gemacht hätte? Oder ging es darum, mich zu bestrafen für meine frechen Blicke auf ihre Brüste? Mich bis zum Wahnsinn treiben und dann im entscheidenden Moment den Sex verweigern?

Später sprach ich einmal mit einem Psychologen über diese Szene, denn ich sagte, ich könne nicht damit leben, jemanden vergewaltigt zu haben. Er meinte, es wäre möglich, wenn sie wirklich erst 16 war und aus einer ländlichen Umgebung kam, dass sie sehr naiv war und sich einfach nicht bewusst, wie aufreizend sie wirken musste mit dem Hemd und dem Höschen. Meine Thesen, dass sie mich verführen wollte, seien aber wahrscheinlicher – aus welchem Grunde auch immer. Eine tatsächliche Vergewaltigung sei es nicht gewesen.

Und dann sagte er, was im Artikel der „Süddeutschen“ fehlt:

Vergewaltigung liegt vor, wenn die vergewaltigte Person WIEDERHOLT gesagt hat: „Nein“ oder „Stopp!“ oder „Ich will nicht!“ oder „Hör auf!“ oder „Schluss jetzt!“ oder ähnliches. Selbstverständlich gilt auch lautes Hilfe-Rufen als „Stopp!“. Selbstverständlich wird auch eine Frau vergewaltigt, die geknebelt wurde und deshalb nicht sprechen oder schreien kann.

Schließlich gibt es noch Spezial-Fälle, wenn jemand mit Chemikalien oder Drogen bewusstlos gemacht wird, oder wenn ein Alkohol-Koma ausgenutzt wird, um jemanden zu vergewaltigen.


Bravo - Stellungen

Es ist also nicht so, dass die Regeln nicht klar sind. Dass es graue Übergangszonen gibt. Es ist vielmehr so, dass es gar nicht so selten vorkommt, dass einer der beiden Partner eigentlich nicht so recht wollte, aber dann doch mitgemacht hat, weil er keinen Ärger haben will, es sich nicht verderben will usw. Ebenso kommt es gar nicht so selten vor, dass sogar mehrfach eine Hand weggeschoben wird, ein Kuss verweigert, eine Umarmung, dass aber dann nach mehrfachem sensiblen Insistieren, doch Sex im Einvernehmen gemacht wird.

Alles Fälle ohne Vergewaltigung.

Auch zu diesem Bereich kann der Bürger-Journalist eine kleine Geschichte aus seinem Leben beitragen:

Wir sitzen in einem langen Übersee-Flug nebeneinander, Holzklasse natürlich. Ich komme mit ihr ins Gespräch, wir radebrechen auf Englisch. Sie ist attraktiv, aber schon nicht mehr so ganz jung. Aber was will ich sagen, ich bin deutlich älter. Nach einiger Zeit beginne ich zu flirten, ihr Komplimente zu machen. Sie reagiert sehr schüchtern. Ob sie wohl zu mehr bereit ist?

Bravo- Aufklärung2

Nach zwei Filmen nach dem Abendessen wird verdunkelt und es werden Decken verteilt, so dass man schlafen kann. Ich beginne sie zu küssen. Sie küsst nicht eindeutig zurück, lässt mich aber küssen. Dann vereinige ich unsere beiden Decken über uns und gehe mit den Händen zu ihr rüber. Sie wehrt meine Hände aber, aber ich gehe erneut hin, diesmal nur eine halbe Abwehr, sie lässt mich ihre Brustwarzen stimulieren. Dann komme ich erneut mit der anderen Hand und beginne zwischen ihren Beinen zu suchen. Abwehr von ihr, neuer Versuch. Die Abwehr wird schwächer. Beim dritten Versuch lässt sie mich ran. Ich finde den Kitzler, sie windet sich unter den Stimulierungen. Dann gehe ich ein wenig tiefer, dann wieder zum Kitzler. Ich höre sie tief atmen, direkt neben meinem Ohr. Sie ist erregt, sie beginnt mich zu umarmen. Weiter: Kitzler, weiter unten, Kitzler, weiter unten. Sie beginnt leise unterdrückt zu stöhnen.

Wir sind hier inmitten von 200 bis 250 Personen auf engstem Raum und machen Sex, versteckt unter Decken. Keinen richtigen, sie greift auch nicht zu mir rüber, genießt aber weiter, was ich tue. Dann, nach langem Stimulieren, wird ihr Stöhnen deutlicher. Ich habe zwei Finger in der Vagina und die beginnt zu zucken. Sie presst mich fest an sich und versucht keinen Lärm zu machen. Der Herr neben uns könnte aber etwas mitbekommen haben.

Bravo Stellung 5

Danach lässt sie meine Hand wieder dorthin vorstoßen. Erneut: Kitzler, weiter unten usw. Nach geraumer Zeit, sie kommt wieder. Dann noch ein drittes Mal. Danach schiebt sie mich weg. Let’s sleep. Am nächsten Morgen verabreden wir uns: Wir werden uns wieder treffen. Zwar wurde später nichts weiter aus diesem Flirt, aber er war ein klares Beispiel: Die Hand wegschieben will nicht viel sagen.

Noch einmal: Für Männlein und Weiblein, Jung und Alt: Mehrfaches, deutliches „Nein“, „Stopp“ oder ähnliches!


Veröffentlicht in der Berliner Umschau am 09.09.09

Mittwoch, 9. September 2009

Brasilien wasserstoffbombenfähig?

Atomenergie-Behörde AEIA alarmiert

Von Karl Weiss

Völlig unbeachtet durch die Weltöffentlichkeit hat Brasilien aus eigener Kraft die Fähigkeit gewonnen, Atombomben und Wasserstoffbomben zu bauen. Einem Physiker ist es gelungen, die dazu nötigen Berechnungen zu entwickeln und alle Rohstoffe und Technologien hat man sowieso im Land.

Während die Weltöffentlichkeit auf Geheiß des US-Imperialismus wie gebannt nach dem Iran guckt, der nach Einschätzung der Internationalen Atom-Behörde (Atomic Energy International Agency, AEIA) überhaupt keine Kernwaffen entwickelt, hat sich still und heimlich Brasilien von hinten an den Besitz solcher Waffen herangepirscht.

Rio de Janeiro, Zuckerhut und Corcovado von Niteroi aus

Zu Zeiten des Militärregimes von US-Gnaden von 1964 bis 1988 wurde in Brasilien heftig an der eigenen Atombombe gearbeitet. Die Arbeiten waren so weit fortgeschritten, dass bereits ein mehrere hundert Meter tiefes Loch in einer abgelegenen Gegend im Norden Brasiliens gebohrt worden war, in dem die erste Versuchsexplosion stattfinden sollte. Allerdings war die ganze Technologie von den USA geliefert worden.

In der neuen Verfassung Brasiliens, nach der Militärdiktatur, die 1988 in Kraft gesetzt wurde, steht eindeutig, dass Brasilien auf atomare Bewaffnung verzichtet. Auch hat sich Brasilien zusammen mit den anderen lateinamerikanischen Ländern verpflichtet, keine Atomwaffen zu bauen.

Da es aber zwei Atomkraftwerke gibt in Brasilien und ein drittes in Bau ist und da in Brasilien recht interessante Uranvorkommen liegen, war es nur natürlich, dass man sich um eine eigene Urananreicherung gekümmert hat, was den Atomstrom extrem günstig macht. Dabei wird in Brasilien natürlich genauso wie in Deutschland einfach nicht mitgerechnet, was die sichere Aufbewahrung und Aufarbeitung der strahlenden Abfälle kostet – ganz zu schweigen von den Risiken von Unfällen.



Seit 2007 hat man nun eine eigene Urananreicherung in Resende im Bundesstaat Rio de Janeiro. Nach brasilianischen Angaben wurde dazu nicht einfach die Zentrifugentechnik von den USA gekauft, sondern man hat eine eigene Technik entwickelt, die jener der Vereinigten Staaten überlegen sein soll. Das ist auch der Grund, weswegen die Brasilianer die AEIA nicht in die Anreicherung selbst hineinlassen, denn sie sagen, fast alle Inspekteure sind US-Amerikaner und man fürchte, die USA würde dann bald heimlich die brasilianische Technik imitieren. Man sagt, man lässt die Behörde kontrollieren, was vorne reingeht und was hinten rauskommt und das würde zur Kontrolle ausreichen.

Zähneknirschend musste die USA das anerkennen, denn man wollte nicht die Aufmerksamkeit von jenem Thema abgelenkt sehen, auf das es ankam: Der Iran.

Wie baut man Atom- und Wasserstoffbomben? Das kann man in Physikbüchern nachlesen – im allgemeinen: Man reichert Uran 235 im Uran bis über 70% an, nimmt zwei Mal ein halbes Kilo davon und sprengt die beiden halben Kilos mit einer kleinen Sprengladung zusammen: Buuum. Für eine Wasserstoffbombe braucht man außen herum um die Atombombe noch eine gute Menge schweres Wasser: Ka –boom.

Nur liegt, wie meistens, das Problem im Detail. Ohne bestimmte zusätzliche Kenntnisse, die man nicht so einfach erwerben kann, funktioniert es nicht oder jedenfalls nicht kontrolliert. Diese zusätzlichen Kenntnisse nennt man die Atomgeheimnisse. Die Atommächte verpflichteten sich, diese Atomgeheimnisse geheim zu halten, an was sich die Vereinigten Staaten aber nicht hielten.

Wie im einzelnen diese Kenntnisse an die Türkei, an Pakistan, an Israel, an Nord-Korea und wahrscheinlich auch an Libyen und den Iran gelangten, darüber kann man in diesen Artikeln nachlesen: „Die Türkei-Connection, Teil 1“, „Die Türkei-Connection, Teil 2“, „Die Tinner-Connection, Teil 1“, „Die Tinner-Connection, Teil 2“.

Nun kann man diese Atomgeheimnisse natürlich auch selbst herausfinden, wie dies damals die Sowjetunion und später China fertiggebracht haben, als sie noch sozialistisch waren.

Was nun geschehen ist: In Brasilien hat man eines der wichtigsten Atomgeheimnisse selbst herausgefunden. Der Physiker Dalton Ellery Girão Barroso hat seine Doktorarbeit über das Thema „Numerische Simulation von thermonuklearen Detonationen in Hybrid-Spaltungs-/Fusions-Medien, die durch Strahlung implodieren“ gemacht und veröffentlicht. Auf dieser Grundlage hat er auch ein Buch mit dem Titel „Die Physik der Kernwaffen“ herausgebracht. Als der Inhalt des Buches, das frei zum Verkauf stand, bekannt wurde, begann das große Geschrei.

Die AEIA wurde aufmerksam und verlangte sofort die Entfernung des Buches aus dem Handel und das Vernichten aller Exemplare.

Barroso hat diese Arbeit am „Militärischen Ingenieur-Institut der Armee“ in Rio de Janeiro entwickelt. Es entstand der Verdacht, die brasilianische Armee habe ein geheimes Atomwaffenprogramm im Widerspruch zur Verfassung des Landes. Dieser Vorwurf konnte bisher weder bestätigt noch ausgeräumt werden.
Die ganze Affäre wurde zunächst geheimgehalten – sie schwelt schon seit April – kam aber dann durch eine Indiskretion an die brasilianische Zeitung ‚Journal do Brasil’. Diese Zeitung berichtet von einer Auseinandersetzung der beiden Minister Celso Amorim (Außenminister) und Nelson Jobim (Verteidigung) hierüber.

Das Verteidigungsministerium argumentiert, es handele sich um eine Arbeit der theoretischen Physik, durch keine Experimente mit strahlendem Material fundiert. Das Außenministerium muss sich den Verdächtigungen der AEIA stellen. Das Buch soll bis heute noch nicht zurückgezogen worden sein.

Nach der Veröffentlichung in der Zeitung verweigern alle Beteiligten jeglichen Kommentar. Der Physiker selbst gibt seine Meinung zum besten: „Man braucht die Bombe nicht zu bauen. Es reicht, wenn man zeigt, man kann es.“

Veröffentlicht am 8. September 2009 in der Berliner Umschau

Dienstag, 8. September 2009

Es bleibt dabei: Folter führt nicht zur Wahrheit

Bush und Cheney haben gelogen

Von Karl Weiss

In einer Reihe von Artikeln hat der Bürgerjournalist diese These vertreten und begründet: Folter bringt keine Wahrheit ans Tageslicht und wird auch gar nicht zu diesem Zweck verwendet. Das Gespann des damaligen US-Präsidenten und Vize-Präsidenten Bush und Cheney aber haben immer wieder das Beispiel von zwei hochkarätigen Terroristen gebracht, die unter Folter ausgesagt hätten, wodurch Anschläge hätten verhindert werden können.

Abu Ghraib 18

Die Artikel zu diesem Thema im Blog Karl Weiss Journalismus begannen mit einem Artikel von Elmar Getto vom 24. Mai 2005, der am 18. Januar 2007 in das Blog gestellt wurde: „... wenn bürgerliche Rechte abgeschafft werden“. Dieser Artikel wurde vom Bürgerjournalisten damals schon als Zeitdokument bezeichnet. Es ging da um Folter in Afghanistan, lange vor Abu Ghraib.

Als nächstes kam ein weiterer Artikel von Elmar, der in der Berliner Umschau (damals noch Rbi-aktuell) am 4.Juni 2005 veröffentlicht worden war und am 15. September 2006 in das Blog kam: „Bush und Rumsfeld foltern“. Hier ging es vor allem um Beschreibungen von Folter aus Guantánamo und Abu Ghraib, um dem Gerücht entgegenzutreten, es handele sich lediglich um „harsche Verhörmethoden“.

Ein weiterer Artikel von Elmar wurde dann am 18.Januar 2006 in der Berliner Umschau veröffentlicht und später am 17. Dezember 2006 in das Blog gestellt: „Folter - CIA-Folterflüge und die europäischen Regierungen“. Hier wurde u.a. systematisch untersucht, warum eigentlich gefoltert wird und belegt, dass es dabei nicht um Wahrheitsfindung geht.

Alle drei Artikel wurden später noch einmal in aktualisierten und vom Autor verbesserten Versionen ins Blog gestellt. Diese drei Artikel (zusammen mit den neueren Versionen) stehen unter den meist gelesenen im Blog: Der erste in Nr. 8 unter den meist gelesenen Artikeln mit insgesamt 11 510 Klicks, der zweite ist Nr. 4 mit insgesamt 47 010 Klicks und der dritte ist Nr. 3 mit insgesamt 47 360 Klicks.

Es wurde deutlich, der US-Imperialismus setzte durch seine Folter-Politik auch in Deutschland das Thema Folter auf die Tagesordnung. Doch es blieb eine Frage offen: Hilft Folter nicht doch, die Wahrheit herauszufinden? Bush und Cheney behaupteten und wiederholen nun, da diese Dinge untersucht werden: Die beiden Top-Terroristen Khalid Sheik Mohammed und Abu Zubayda hätten unter Folter Aussagen gemacht, die dazu beitrugen, andere Anschläge zu verhindern und damit Menschenleben zu retten.

Abu Ghraib 2

Nun aber haben die beiden Verantwortlichen für die Verhöre dieser beiden Terroristen öffentlich Stellung genommen. Die “New York Times” berichtet über ihre Aussagen in einem Kommentar der Herausgeber, der am 2.September 2009 in der Zeitung veröffentlicht wurde:

„Mr. Cheney is right when he says detainees who were subject to torture and abuse gave up valuable information. But the men who did the questioning flatly dispute that it was duress that moved them to do so.”

„Herr Cheney hat Recht, wenn er sagt, Gefangene, die gefoltert und misshandelt wurden, gaben sehr wichtige Informationen [die halfen, Anschläge zu verhindern]. Aber die Männer, die sie verhörten, bestreiten absolut, dass sie durch die "harte Behandlung" dazu gebracht wurden.“

“Deuce Martinez, the C.I.A. officer who interrogated Khalid Shaikh Mohammed, engineer of the 9/11 mass murders, said he used traditional interrogation methods, and not the infliction of pain and panic. And, (…), Ali Soufan, a former F.B.I. agent who oversaw the interrogation of Abu Zubaydah, another high-ranking terrorist, denounced “the false claims” about harsh interrogations. Mr. Soufan said Mr. Zubaydah talked before he was subjected to waterboarding and other abuse. He also said that “using these alternative methods on other terrorists backfired on more than a few occasions.”

„Deuce Martinez, der CIA-Offizier, der Khalid Sheik Mohammed verhörte, der den Massenmord vom 11. September geplant hatte, berichtete, er habe übliche Verhörtaktiken verwendet und nicht Schmerzen und Panik. Und (...) Ali Soufan, früherer FBI-Agent, der die Verhöre von Abu Zubaydah leitete, einem anderen hochrangigen Terroristen, klagt die Behauptungen von harschen Verhören als falsch an. Zubaydah habe ausgepackt, bevor er mit "waterboarding" und anderen Misshandlungen gefoltert wurde. Außerdem sagte er, diese „alternativen Methoden“ hätten gegenüber anderen Terroristen in häufigen Fällen die umgekehrten als die erwünschten Ergebnisse gehabt.“

Damit ist geklärt: Bush und Cheney haben gelogen oder Dinge erfunden, über die sie sich nicht informiert hatten. Es bleibt dabei: Folter ist weder geeignet noch wird sie dazu benutzt, um die Wahrheit herauszufinden.

Dies sagte übrigens auch ein Fachmann auf diesem Gebiet in einem anderen Artikel: „Kann man durch Folter Wahrheit erfahren?“ und die oben erwähnten Aussagen bestätigen dies in hervorragender Weise.


Veröffentlicht am 7. September 2009 in der Berliner Umschau

Samstag, 5. September 2009

Sofortiges Zinsen-Moratorium für alle öffentlichen Schulden!

Eine richtige und wichtige Forderung

Von Karl Weiss

Es ist ein Skandal, dass die öffentliche Hand auf der einen Seite den Finanzinstitutionen Geld-Geschenke in der Höhe von insgesamt mehreren Hundert Milliarden Euro macht und auf der anderen Seite Finanzinstitutionen Zinsen für Geld zahlt, dass man ihnen schuldet. Zumindest bis diese Hilfsgelder zurückgezahlt sind, muss ein Zins-Moratorium gelten!



Die Personen-Wahl-Initiative „FüR Esslingen“ hat in ihrem Programm (hier, pdf-Dokument: http://www.rf-news.de/2009/kw31/Esslingen.pdf ) eine völlig richtige Forderung aufgestellt: Ein Zinsmoratorium. Zwar bezieht sich die Wahlinitiative zu den baden-württembergischen Kommunalwahlen dabei konkret auf die Schulden der Stadt Esslingen, aber diese Forderung ist weit darüber hinaus berechtigt und notwendig.

Darum sollte die Forderung „Sofortiges Zinsen-Moratorium“ in allen Zusammenhängen aufgestellt werden, wenn staatliche Stellen (der Bund, die Länder oder Gemeinden) Einsparungen auf Kosten der Bürger vorschlagen bzw. beschliessen oder Steuern oder Abgaben erhöhen wollen.

Es kann nicht angehen, dass die Bürger über Steuern und Abgaben die Hilfs-Zahlungen für Banken und andere Finanzinstitutionen aufbringen und dann auch noch erneut über ihre Steuern und Abgaben bzw. durch eingeschränkte staatliche Leistungen für diese Zahlungen büssen.

Alle Zinszahlungen, die an irgendwelche Finanzinstitutionen gehen, müssen daher sofort eingestellt werden – zumindest so lange, bis alle „Banken-Hilfsgelder“ auf Heller und Pfennig zurückgezahlt wurden.

Der Eine oder Andere mag einwenden, die Schulden seien ja nur teilweise bei jenen Banken, die Hilfszahlungen bekommen haben, aber dies Argument sticht nicht. In Deutschland wurde, ähnlich dem Bailout-Plan der USA, eine generelles Milliardenprogramm für alle Banken und Finanzinstitutionen aufgelegt, es wurde also generell der Banken- und Finanzwelt geholfen. Im gleichen Sinne gehen auch alle Zinszahlungen für Schulden an die Banken- und Finanzwelt. Die öffentlichen Schulden werden unter den Finanzinstitutionen gehandelt und weitergeben – ganz nach Lust und Laune. Die Banken und anderen Finanzinstitutionen können unter sich Ausgleichzahlungen vereinbaren, wenn sie dies für richtig halten, das bleibt ihnen überlassen.

Als zum Beispiel die Zahlungen an die Hypo-Real-Estate im Bereich von mehreren Hundert Milliarden Euro beschlossen und ausgezahlt wurden, gab man als Grund ausdrücklich an, ein Sturz dieser Bank hätte das gesamte Finanzsystem betroffen und deshalb habe ihr geholfen werden müssen. Es geht also auch bei den Zahlungen an einzelne Banken immer um das ganze Bank- und Finanzsystem, nicht um individuelle Zahlungen an einzelne Institutionen.

Genauso ist es auch mit den Staatsschulden, seien sie auf Bundes-, Länder- oder Gemeindeebene, auch sie beziehen sich auf das ganze Bank- und Finanzsystem. Es wurde also dem gleichem System geholfen, bei dem man Schulden hat. Da ist es das mindeste, dass keine Zinsen mehr gezahlt werden, bis alles zurückgezahlt ist.


Veröffentllicht am 5. September 2009 in der Berliner Umschau

Freitag, 4. September 2009

Meinungsumfragen – die zweite große Lüge

Dossier Meinungsbefragungen

Von Karl Weiss

Dieses Dossier wurde vom Bürger-Journalisten zum Teil erstellt auf der Grundlage eines Briefwechsels (per E-Mail) zwischen einem guten Bekannten hier in Brasilien (Deutscher in Brasilien wie der Bürger-Journalist) mit seinem Freund in Deutschland, der Psychologe ist und bei einem der Meinungsbefragungs-Institute arbeitet. Die Namen werden nicht veröffentlicht, weil jener Psychologe nicht will, dass sein Arbeitgeber erfährt, er hat „Internas“ ausgeplaudert.

Regierungsbank

Fast im Wochenrhythmus erscheint in allen Medien die neueste Meinungsumfrage über die Politiker und Parteien, welche die Deutschen angeblich bevorzugen. Da heißt es dann, die CDU/CSU habe einen Prozentpunkt zugelegt, ebenso wie die FDP und beide hätten über 50% und ähnliches. Das sind alles absurde Lügen! Die Wahrheit ist, es handelt sich bei diesen Ergebnissen von Befragungen um getürkte Resultate, die keinerlei minimalem Anspruch an wissenschaftliche Arbeit genügen und nur zur Manipulierung der Öffentlichkeit dienen.

Dazu sind die Interpretationen der vorgelegten Zahlen noch falsch. Nach der größten Lüge, den monatlichen Arbeitslosenzahlen aus Nürnberg, ist dies die zweite riesige Lüge, mit der versucht wird, die Deutschen übers Ohr zu hauen.

Bereits bei den Bundestagswahlen 2005 erwiesen sich die Vorhersagen aller Meinungsbefragungs-Institute als völlig falsch. Sie hatten übereinstimmend einen klaren Sieg (mit mindestens vier Prozentpunkten Abstand) des schwarz-gelben Gespanns von CDU/CSU mit der FDP vorhergesagt. Das war der Hintergrund des absurden Auftretens von Schröder an jenem Wahlabend, an das sich die meisten noch erinnern. Ein Stück absurdes Theater vom Feinsten! Er trat als Wahlsieger auf mit allem Brimborium und war doch in Wirklichkeit der Verlierer, wenn auch nicht so vernichtend wie vorhergesagt.

SPD Oktober 2007

Alle Meinungsbefragungs-Institute hatten das Wahlergebnis in der Größenordnung von 5 bis 6 Prozentpunkten falsch vorhergesagt, und zwar übereinstimmend zu hoch für die Christlichen und zu niedrig für die Sozis. Es reichte deutlich nicht für Schwarz-Gelb.

Bis heute haben die Institute keine vernünftige Erklärung für diese Falsch-Information abgegeben. Man erklärte lediglich, es hätte einen Meinungsumschwung in der letzten Woche vor den Wahlen gegeben, den sie nicht mehr ermitteln konnten. Das ist Quatsch. Fünf bis sechs Prozentpunkte sind Millionen von Menschen! Es gab in jener Woche keinerlei Ereignis, das einen so riesigen Meinungsumschwung verursacht haben könnte.

Die Tatsache ist, die von den Instituten verwendeten Methoden der Befragung und Auswertung können überhaupt keine zuverlässigen Ergebnisse haben, weil die Zeiten heute nicht mehr so statisch sind in den politischen Meinungen wie das für Jahrzehnte in Deutschland galt.

Meseberg-Tagung Bundesregierung

In den Fünfziger-, Sechziger-Jahren und zum großen Teil auch noch den Siebziger- und Achtziger-Jahren waren die politischen Meinungen und Vorlieben der Deutschen relativ statisch und es gab maximal ein oder zwei Prozentpunkte von Veränderungen im Zeitraum von Jahren. So konnten die Umfragen fast gar nicht falsch liegen, da sie ja Ergebnisse mit einer Genauigkeit von Plus-Minus 3 %-Punkte darstellen. Zwar mischte das Auftreten der Grünen als vierte Partei ein wenig die Parteienlandschaft auf, aber das normalisierte sich schnell, als die Grünen zur etablierten Klientel-Partei wurden.

Die Medien gaben sich aber mit der Erklärung der Institute für den Fehler bei der Bundestagswahl zufrieden und geben weiterhin vor, den Ergebnissen der Umfragen zu glauben. Sie veröffentlichen sie, so als ob es jene massive Abweichungen nie gegeben hätte.

Ein vergleichbarer, wenn auch nicht so massiver Fehler trat auch bei den Europa-Wahlen diese Jahr auf. Noch eine Woche zuvor hatten die betreffenden Institute eine klare Mehrheit für Schwarz-Gelb gefunden (so wie vor den letzten Bundestags-Wahlen und nun aktuell auch wieder). Die Europa-Wahlergebnisse zeichneten sich aber eben gerade dadurch aus, dass es keine Mehrheit für Schwarz-Gelb gab. Auch das Wahlergebnis für die Linke wurde deutlich höher vorhergesagt als es dann wirklich bei den Wahlen war.

Westerwelle

Auch bei den Landtagswalen Ende August waren die Vorhersagen so, dass es fast überall für Schwarz-gelb gereicht hätte. Tatsache ist, weder im Saarland noch in Thüringen kann die CDU mit den Liberalen eine Regierung bilden. Eine schwarz-gelbe Regierung gibt es in ganz Deutschland nur in extremen schwarzen Hochburgen wie Bayern und Sachsen und im Sonderfall Nordrhein-Westfalen.

Wiederum: Es gibt keine Erklärungen der Institute für diese Abweichungen und die Medien fragen auch nicht nach, stellen nicht in Frage. Wiederum werden unkommentiert die letzten Ergebnisse veröffentlicht, so als ob es da nie massive Differenzen gegeben hätte.

Pfau

Die Wahrheit ist: Die Institute verwenden Methoden für ihre Befragungen und die Auswertungen, die nicht den Anforderungen der Wissenschaftlichkeit entsprechend den Regeln der Repräsentativ-Befragungen genügen. Sie tun dies, weil sie untereinander in Konkurrenz stehen und korrekte Befragungen extrem aufwendig und teuer sind. So hat man „vereinfachte Befragungen“ erfunden, die von Schein-Wissenschaftlern den Segen der „Wissenschaftlichkeit“ bekamen, aber in Wirklichkeit keine wirkliche Repräsentativität garantieren.

Schröder

Nur einige wenige der nicht erfüllten Punkte:

1. Für wirklich repräsentative Befragungen muss man sich eine feste Klientel halten, also Leute, die einen kleinen Zusatzverdienst erhalten und dafür bei jeder Gelegenheit die Fragen beantworten. Diese Personen müssen nach speziellen Kriterien ausgesucht sein. Das würde pro Institut zwischen tausend und dreitausend Personen umfassen und die Befragungen immens verteuern. Soweit man eine solche Klientel hat, ist sie viel zu klein.

2. Man muss die Befragung von Personen außerhalb dieser Klientel sorgfältig planen und gezielt Personen unterschiedlichsten Typus ansprechen, wenn man den Anforderungen der Wissenschaftlichkeit genügen will. Das schließt aus, sich einfach auf die Straße zu stellen und Leute anzusprechen. Das schließt ebenfalls und vor allem Telefonbefragungen aus. Es ist klar: Es handelt sich bei Personen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt an einer bestimmten Stelle auf der Straße sind, um eine kleine Auswahl aus der breiten Vielfältigkeit der Bevölkerung. Das gleiche gilt für jene Personen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt zu Hause sind und ans Telefon gehen. Das kann auch nicht dadurch gelöst werden, dass am Telefon nach der Person gefragt wird, auf die das Telefon zugelassen ist, weil man dann eine extrem männliche Auswahl trifft.

3. Dies, nämlich mehr befragte Männer als Frauen, kann man mit Faktoren versuchen zu neutralisieren, so wie auch andere Einseitigkeiten bei der befragten Auswahl von Menschen. Diese Faktoren beruhen auf jahrelangen Beobachtungen, so z.B. dass Ältere konservativer wählen als Jüngere, das Landbevölkerung ebenfalls zu den Konservativen neigt, dass Akademiker zu Grünen und FDP neigen, dass Frauen eher zu den Sozialdemokraten neigen als Männer usw. Doch diese Faktoren sind durch die tiefe Aufgewühltheit vieler der heutigen Menschen in Deutschland nicht mehr zuverlässig und führen eher zu Fehlern als dass sie korrigieren.

Reichstag - Bundestag

Was ist passiert in Deutschland? Ein wesentlicher Teil der Deutschen hat begonnen, die Politik und die Politiker zu verachten und neigt dazu, entweder gar nicht mehr wählen zu gehen oder gezielt Protest-Stimmen abzugeben. Es gibt einen generellen Linkstrend im Bewusstsein der Deutschen. Das kommt zum einen in der ständig wachsenden Zahl der Nicht-Wähler zum Ausdruck, zum anderen darin, dass sich links der Sozialdemokraten eine Partei im Bundestag etablieren konnte und schließlich auch darin, dass diese Tendenz zum Protest den Rechtsradikalen (bisher) so gut wie keine zusätzlichen Wähler in die Arme getrieben hat.

Dieser Trend zieht sich durch die ganze Bevölkerung, aber eben nicht gleichmäßig und zum Teil zeitversetzt bei verschiedenen Gruppen der Bevölkerung. Damit sind all die schönen Hilfsmittel, die den Demoskopen an die Hand gegeben wurden, zum Teil unbrauchbar geworden, ohne dass der Demoskop eigentlich weiß, welche davon und in welchem Masse und bezogen auf welche Gruppen der Bevölkerung. So konnte man z.B. in letzter Zeit beobachten, dass bestimmte ländliche Regionen sich deutlich von der generellen Tendenz der konservativen Landbevölkerung abgetrennt haben.

Dazu kommt ein anderer Effekt: Das Mittel von Befragungen, Umfragen usw. wird in ausgedehnter Weise von verschiedenen Unternehmen zu allen möglichen Zwecken abgewandt, wobei die absolute Geheimhaltung der erfassten Daten nicht immer garantiert ist. Das hat dazu geführt, dass mehr und mehr Menschen in Deutschland ablehnen, sich befragen zu lassen. Dadurch wird es für die Institute immer schwieriger, mit der einmal erfolgten Auswahl eine repräsentativen Schnitt durch die Bevölkerung zu erreichen. Wer ablehnt, befragt zu werden, ist ja nicht klar einzuschätzen. Man kann nicht einfach sagen, das ist ein typischer Wähler der Linken oder etwas ähnliches. Man muss dann wieder und wieder versuchen, auf einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung zu kommen. Auch das verteuert die Befragungen. Es gibt Rezepte, damit umzugehen, ohne wieder und wieder neue Gruppen von Menschen zu befragen. Diese Rezepte sind aber ein neuer Quell von Unsicherheiten.

Bundestag - Reichstag

Um einmal einen Eindruck zu bekommen, wie das konkret aussieht, hier ein erfundenes Ergebnis einer Umfrage der „Sonntagsfrage“ („Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahlen wären?“), das aber nicht weit von der Realität liegt:

Sagen wir, es wären zufällig genau 1000 Menschen befragt worden und nehmen wir an, die Auswahl dieser Personen wurde mit außergewöhnlicher Sorgfalt vorgenommen (außergewöhnlich will sagen, in Wirklichkeit wird dies nicht so sorgfältig von den Instituten gemacht). Nun hätten wir folgendes Ergebnis:

Bundesregierung 3

106 der Befragten weigerten sich, an der Befragung teilzunehmen (10,6%)

184 der Befragten erklärten, sie hätten sich noch nicht entschieden, ob sie zur Wahl gehen bzw. welche Partei sie wählen (18,4%)

193 der Befragten erklärten, sie würden nicht zur Wahl gehen bzw. ungültig wählen (19,3%)

192 der Befragten erklärten, sie würden CDU bzw. CSU wählen (19,2%)

136 der Befragten erklärten, sie würden SPD wählen (13,6%)

51 der Befragen erklärten, sie würden FDP wählen (5,1%)

40 der Befragten erklärten, sie würden Grüne wählen (4,0%)

31 der Befragten erklärten, sie würden die Linke wählen (3,1%)

4 der Befragten erklärten, sie würden die NPD oder eine andere rechtsextremistische Partei wählen (0,4%)

16 der Befragten erklärten, sie würden Piratenpartei wählen (1,6%)

47 der Befragten erklärten, sie würden eine andere der kleinen Parteien wählen (4,7%)

Was tut nun der Demoskop typischerweise? Er eliminiert zunächst einmal die Verweigerer, so als ob es sie nie gegeben hätte, obwohl später in der Auswertung stehen wird, man habe 1000 Personen befragt. Das ist schon die erste Lüge. Und das kann auch schon deutliche Abweichungen von der Wirklichkeit verursachen, weil man ja nicht weiß, was diese Verweigerer am Wahltag tun werden. Daraus ergeben sich dann folgende Prozentzahlen:

Unentschieden: 20,6%

Nichtwähler: 21,6%

CDU/CSU: 21,5%

SPD: 15,2%

FDP: 5,7%

Grüne: 4,5%

Linke: 3,5%

NPD: 0,4%

Piraten: 1,8%

Sonstige: 5,2%

Dann kommt der nächste Schritt: Die Unentschiedenen werden etwa im gleichen Verhältnis auf alle Gruppen verteilt, wie es deren Prozentzahl ausmacht. Das ergibt:

Nichtwähler 193+47= 240 (26,8%)

CDU/CSU: 192+46=238 (26,6%)

SPD: 136+34=170 (19,0%)

FDP: 51 + 15= 66 ( 7,4%)

Grüne: 40 + 13= 53 ( 5,9%)

Linke: 31 + 9 = 40 ( 4,5%)

NPD: 4 + 1 = 5 ( 0,6%)

Piraten: 16 + 6 = 22 ( 2,5%)

Sonstige: 47 + 13=60 (6,7%)

Neues Gesamt: 894

Nun kommt der nächste Schritt der „Auswertung“: Der Demoskop zieht einfach einmal die Nichtwähler aus dem Ergebnis heraus und errechnet die sich dann ergebenden Prozentzahlen (weil ja das Wahlergebnis sich immer auf angegebene Stimmen bezieht, nicht auf Wahlberechtigte), das ergibt dann:

Neues Gesamt: 654

CDU/CSU: 36,4%

SPD: 26,0%

FDP: 10,1%

Grüne: 8,1%

Linke: 6,1%

NPD: 0,8%

Piraten: 3,4%

Sonstige: 9,2%

Nun ist aber der Prozess der „Auswertung“ noch nicht abgeschlossen. Jetzt müssen vielmehr die oben schon erwähnten Faktoren angewandt werden, weil man nicht genau einen Durchschnitt der Bevölkerung befragt hat. Danach sieht es dann im angenommenen Fall so aus:

CDU/CSU: 37,2%

SPD: 27,0%

FDP: 12,2%

Grüne: 10,1%

Linke: 7,1%

NPD: 1,4%

Piraten: 2,0%

Sonstige: 8,5%

Und nun wird das gemacht, was auch beim Wahlergebnis herauskommt: Die 5%-Klausel wird angelegt. Das heißt, NPD, Piraten und Sonstige kommen nicht ins Parlament, also müssen die Prozentergebnisse auf die anderen umgelenkt werden. Dies ist selbstverständlich eine durch Nichts zu rechtfertigende Prozedur, aber man macht das eben so. Außerdem muss man dies tun, weil durch die Faktoren die Summe der Prozente die Hundert überschritten hatten.

Danach sieht es dann so aus:

CDU/CSU: 39,7%

SPD: 28,8%

FDP: 13,0%

Grüne: 10,8%

Linke: 7,6%

Nun hat man, was man wollte: Schwarz-Gelb kommt deutlich über 50%. Rot-Rot-Grün kommt auf keine Mehrheit. Eine Ampel wäre möglich, aber warum sollte man eine Ampel machen, wenn doch Schwarz-Gelb geht.

Es sei noch einmal erwähnt, dies ist ein hypothetisches Umfrageergebnis, das konstruiert wurde, um das Prinzip zu zeigen.

Wie Sie leicht überprüfen können, war am Anfang die Summe der Prozente der CDU/CSU und der FDP bei weitem nicht bei 50%. Die Schwierigkeiten entstehen eben genau dann, wenn die Institute nicht das wirkliche Ergebnis der Umfragen bekanntgeben, sondern es „aufbereiten“.

Dabei wird der Prozess der Aufbereitung aber nicht deutlich gemacht, sondern es wird so getan, als würden tatsächlich 39,7% der wahlberechtigten Bürger CDU/CSU gut finden und 13 Prozent die FDP. Wenn Sie oben nachsehen, werden Sie feststellen, es waren in der Umfrage selbst nur 19,2 % bzw. 5,1%. Diese „wunderbare Prozentvermehrung“ ist die eigentliche Zentral-Lüge dieser Demoskopie.

Das Gleiche erleben wir ja am Wahlabend, wenn die Ergebnisse erscheinen: Die Prozent von Wahlberechtigten und die absoluten Zahlen werden unterdrückt. Stattdessen dreht sich alles um die relativen Prozente der abgegebenen gültigen Stimmen abzüglich derjenigen, die nicht ins Parlament kommen. Auf diese Art und Weise versuchen Politik, Demoskopen und Medien gemeinsam, uns vorzugaukeln, es gäbe eine riesengroße Zahl von Bundesbürgern, die alle diese Politik für richtig halten und diese Politiker für vertrauenswürdig.

Zu all dem kommt noch, die Zahlen von demoskopischen Umfrage-Ergebnissen dieser Art sind mit einer Genauigkeit von Plus-Minus 3% ermittelt. Dies ist in jeder Pressemitteilung unten im Kleingedruckten ausgeführt. Aber die Medien interpretieren die Ergebnisse, als ob sie ganz genau wären (auch wenn man den großen Lapsus doch gesehen hat). So schreibt man z.B. bei einer Erhöhung um 1% gegenüber der vorherigen Ergebnis, diejenige Partei hätte zugelegt. In Wirklichkeit ist eine Variation von 1% innerhalb der Schwankungsbreite und kann allein auf die Methode zurückzuführen sein. Es gibt also keinerlei „zugelegt“. Erst wenn mehr als 3% zusätzlich oder weniger gemessen wird, kann man davon sprechen, eine Partei habe zugelegt oder in der Wählergunst abgenommen.


Veröffentlicht am 4. September 2009 in der Berliner Umschau

Donnerstag, 3. September 2009

Buback-Mord: Hat der „Verfassungsschutz“ mitgeschossen?

Verena Becker erhielt hohe Summen vom Geheimdienst

Von Karl Weiss

Am Mittwochabend, 2.9.09, ist mit Zeugen in einer ARD-Dokumentation eine fast unglaubliche Zusammenarbeit belegt werden: Der „Verfassungschutz“, der offenbar alles andere tut als die Verfassung zu schützen, hat Verena Becker im zeitlichen Zusammenhang mit dem Mord an dem damaligen Bundesanwalt Buback mit hohen Summen bezahlt. Sie wurde vor kurzem wegen des Verdachts der Beteiligung an diesem Mord festgenommen. Es ist von insgesamt 100.000 Mark die Rede.

RAF

Der ehemalige Verfassungsschutz-Beamte Ridder wird in der Dokumentation mit Aussagen zitiert, die den Verfassungsschutz in ein Licht bringen, eigene Agenten und Kontaktpersonen im Täterkreis zu haben und keinerlei Abstand zu ihm zu wahren. So wird offenbar durch staatliche Stellen die Hysterie wegen Terroristen hochgeputscht, die dann den Abbau demokratischer Rechte erleichtern soll.

Regierungen, die den Inlandsgeheimdienst in solche innnige Verbindungen mit terroristischen Tätern bringen, haben offenbar alles andere im Sinn als uns vor Terroranschlägen zu schützen. Man muss sogar fragen, ob da nicht Staatsangestellte bzw. vom Staat Bezahlte selbst in Terrorakte verwickelt sind.

Angesichts des massiven Abbaus von demokratischen Rechten im Zusammenhang mit Terror-Delikten ist dies ein unerträgliches Vorgehen, das die ganze Position des Staates als neutraler Mittler im Auftrag der breiten Bevölkerung in Frage stellt. Ein Staat, der mit terroristischen Tätern im Bett liegt, muss selbst als terroristisch gekennzeichnet werden!

Zwar behauptet niemand, das Geld sei an Frau Becker geflossen, um sie für den Mord zu bezahlen, aber die Benutzung von „Agenten“ (oder bezahlten „Kontaktpersonen“) in Verbrechergruppen darf nie dazu führen, dass solche Personen an Schwerstkriminalität beteiligt werden.

Vor allem wird jetzt immer unklarer, warum Verena Becker damals nicht mit wegen des Buback-Mordes angeklagt wurde, obwohl inzwischen klar ist, der eigentlich für diesen Anschlag als Mörder verurteilte Knut Folkerts ist es wahrscheinlich gar nicht gewesen, denn er ist Linkshänder und die Schüsse wurden nach Zeugenaussagen von der rechten Seite her abgegeben. Es gab damals auch mehrere Aussagen, der vermummte Todesschütze hinten auf dem Motorrad sei dem Aussehen nach eher eine Frau gewesen, denen aber bewusst nicht nachgegangen wurde. Den anderen möglichen Täter, Wisniewski, den Frau Becker jetzt denunziert, kann aber von der Statur her kaum mit einer Frau verwechselt werden.

Hat der deutsche Staat Verena Becker all die Jahre vor der Mordanklage geschützt, weil sie Verbindungsperson des Verfassungsschutzes in der RAF war? Der ehemalige Verfassungsschützer spricht von „massenhaft Versäumnisse“ im Zusammenhang mit der Aufklärung des Buback-Mordes. Waren die etwa absichtlich?

Es wäre eine staatliche Straftat, wenn staatliche Stellen eine private (nicht die öffentliche) Vereinbarung des „Kronzeugenschutzes“ mit Frau Becker abgeschlossen hätten.

All diese Fragen sind ungeheuer aktuell, denn wir erleben heute wiederum ein Terror-Hysterie und im Fall der Sauerland-Terroristen wurden ebenfalls Geheimdienstagenten in der eigentlichen Terrorgruppe ausgemacht. In diesem Gerichtsverfahren wird mit allen Mitteln verhindert, dass die wirkliche Rolle dieser Agenten bei den Vorbereitungen von Terroranschlägen deutlich wird. Fördert der Staat gezielt Terror, um Angst machen zu können und dann Rechte abzubauen?

Dies ist keine rhetorische Frage, denn der Innenminister hat bereits klar gestellt, es gibt bei Terrorverdacht keine Unschuldsvermutung mehr (eines der wesentlichsten Grundrechte, das uns vor willkürlichen Verhaftungen schützt). Ebenso hat der „Verteidigungs“-Minister bereits klar gesagt, er werde ein Flugzeug mit Terroristen abschießen lassen, obwohl das Verfassungsgericht dieses Recht verneint hat. Jung erklärte, er habe bereits seine Militär-Jet-Piloten, die das für ihn besorgen würden.

„Verfassung? Ein unsinniges Stück beschriebenes Papier!“ denkt wohl Minister Jung. Und dieses Politiker-Pack wagt es, ihren Inlandsgeheimdienst „Verfassungsschutz“ zu nennen!


Veröffentlicht am 3. September 2009 in der Berliner Umschau


Zusatz zum Artikel

Hier einige kurze Ausschnitte aus jener Sendung des Deutschlandfunks, die unten in den Kommentaren von "Der Andere" verlinkt wurde:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dasfeature/918250/

Ein Käfig voller Enten?
(...)

"Am 26. August übergab Alaeddine T., wie ihm geheißen war, die Tüte in einer Moschee in Braunschweig. Der junge Mann, der sie dort entgegen nahm, war eine gute Woche später auf der ganzen Welt bekannt: Fritz Gelowicz. (...) In den Schuhen aus der Türkei waren 20 Sprengzünder versteckt. Der Mann, der die Tüte in Istanbul übergeben hatte, war offenbar ein Kontaktmann des amerikanischen Geheimdienstes CIA und stammt aus der Pfalz, wie stern.de aus Sicherheitskreisen erfuhr. Mevlüt K., ein 29-jähriger Türke aus Ludwigshafen....."

O-Ton Nübel:
"Wir stießen bei unseren Recherchen auf der Person Mevlüt K., der in Ludwigshafen gelebt hat und der von der Polizei gesucht wurde. (...) Wir erfuhren, dass er in die Türkei ging, dort inhaftiert wurde und nachdem, was wir recherchiert haben, dann offensichtlich vom türkischen Geheimdienst quasi rekrutiert worden sein soll - in Absprache aber auch mit dem amerikanischen Geheimdienst CIA. Tatsache ist, wie jetzt Recherchen ergeben haben, die auf einer breiten Aktengrundlage basieren, dass in der Tat dieser Mevlüt K. nach Einschätzungen und Erkenntnissen des BKA eine erhebliche Rolle bei der Zünderbeschaffung gespielt hat. (...) Und Mevlüt K. hat von demher eine entscheidende Rolle gespielt, dass nach Erkenntnissen des BKA er mit den maßgeblichen Leuten, die die Zünder beschafft haben, engen Kontakt hatte, er als Chef galt (...) und er offensichtlich auch der war, der einen Teil der Zünder diesem jungen Mann mitgab nach Deutschland, das heißt eine ganz zentrale Funktion. Und da fragt man sich natürlich schon, wenn einer, von dem man erfährt, dass er Kontakte zu Geheimdiensten haben soll, er einer der maßgeblich Beteiligten dieser Terrorvorbereitungen war."

Autor:
Das aber fragen sich offenbar nur sehr wenige Journalisten. In diesem Falle allerdings wurde von einigen Medien wie zum Beispiel Spiegel online die Rolle von Mevlüt K. sogar thematisiert...

O-Ton: (Nübel)
"Allerdings in einer Diktion, die mich wirklich wundert, nämlich ausschließlich als Erfolg der staatlichen Stellen, auch des Bundesnachrichtendienstes. Das ist für mich ein Zeichen dafür, dass man sich dort doch eher der Diktion staatlicher Stellen anschließt, um nicht gar zu sagen: die übernimmt - um vielleicht auch nicht die eigene Linie verlassen zu müssen."

Autor:
So gesehen müssen diese Medien dann ja auch nicht mehr fragen, wo sich Mevlüt K. heute aufhält.

O-Ton: (Nübel)
"Eine gute Frage. Nachdem, was uns gesagt wird, lebt er in der Türkei - zu unserer Überraschung frei. Er scheint kein Problem mit den Ermittlungsbehörden zu haben. (...) Was uns wundert, denn der andere Tatverdächtige im Sauerlandkomplex, dem das BKA ja auch vorwirft, bei der Beschaffung der Zünder beteiligt zu sein, den hat man vor einigen Monaten in der Türkei festgenommen. Mevlüt K. ist weiterhin auf freiem Fuß, obwohl gegen ihn ein Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft läuft."

Autor:
Attila Selek ist der vierte Angeklagte im Prozess gegen die Sauerlandzelle. Auch er wird beschuldigt, bei der Beschaffung der Zünder beteiligt gewesen zu sein. Es ist auffällig, wie wenig sich die Medien für diesen Herren interessieren. Warum? Müsste man dann vielleicht auch wieder an Mevlüt K. erinnern? Und was war denn eigentlich die Rolle von Mevlüt K.? Womöglich war er ein V-Mann, aber - und darüber kann auch Rainer Nübel nur spekulieren...

O-Ton: (Nübel)
"Nur ist halt einfach die Frage, ob nicht staatliche Stellen relativ nahe dran waren ( ... ) bei diesem neuralgischen Punkt der Zünderbeschaffung, ein Stück weit das auch mit dirigiert haben. Die drei in Oberschledorn hätten hantieren können mit Wasserstoffperoxyd wie sie wollten - ohne Zünder ging nichts. Und da könnte die Theorie dahingehen, dass man zumindest so weit ging, was ja auch Fakt ist, dass die Zünder ja auch an die drei gekommen sind. Ob es eine bewusste Hinführung war im Sinne dessen, dass man quasi auch die Belege dafür haben wollte - wäre eine logische Ergänzung dieser Theorie."

(...)

O-Ton: (Elsässer)
"Eine Sache ist ganz wichtig, was in der medialen Darstellung keine Rolle spielt, nämlich, dass der Chef der Gruppe, dieser Fritz Gelowicz, praktisch gecoacht wurde über Jahre hinweg von einem Ulmer Hassprediger, der seinerseits auf der Gehaltsliste des Verfassungsschutzes stand, ein gewisser Yehia Yousif."

Autor:
Und immerhin der ARD-Film - und sonst fast niemand - erwähnt wenigstens diesen Arzt und seine sonderbaren Beziehungen zu den Sicherheitsbehörden:

O-Ton: (Film)
"Yousif arbeitet jahrelang auch als Informant für den Geheimdienst. Doch es stellt sich heraus, er hat nur allgemeine Informationen weitergegeben. Und so weiß der Verfassungsschutz letztlich nur: Irgendetwas braut sich da zusammen."

Autor:
Das möchte man sich auf der Zunge zergehen lassen: Einer der schlimmsten islamistischen Ideologen arbeitet jahrelang für den deutschen Verfassungsschutz, soll aber angeblich nichts Wichtiges verraten haben? Woher wissen das die Autoren? Haben sie das recherchiert oder plappern sie nur nach, was ihnen in strategischer Absicht gesteckt wurde? Glauben sie tatsächlich der Verfassungsschutz würde Yehia Yousif zur erstrangigen Quelle erklären?

O-Ton: (Elsässer)
"Der hat - und jetzt zitiere ich wieder den Chef des Landesamtes für Verfassungsschutz Baden-Württemberg - dieser Hassprediger Yehia Yousif hat die Fäden der Sauerlandzelle gezogen bis hin zu ihrer Verhaftung. Trotzdem spricht heute niemand von dem. Und dieser Mann, dieser Hassprediger, früher Ulm, lebt heute unbehelligt in Saudi Arabien, ohne dass es m. W. einen Auslieferungsbefehl deutscherseits gibt. (...)
Und dieser Yehia Yousif, Hassprediger, war nicht ein kleines ( ... ) Verfassungsschutz, sondern hat nach Angaben des Verfassungsschutzes sechs Jahre für sie gearbeitet."

Autor:
Ein Hassprediger arbeitete für den Verfassungsschutz und stiftete aus der Bahn geratene Jugendliche zur Vorbereitung von Anschlägen an, die wiederum ein Innenminister zum Anlass für die Verschärfung von Gesetzen, den Abbau von Grundrechten nutzt?

Mittwoch, 2. September 2009

Der Linkstrend setzt sich fort

Landtagswahlen

Von Karl Weiss

Wie üblich, werden die Wahlergebnisse der drei Landtagswahlen im Saarland, in Sachsen und in Thüringen und der Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen praktisch ausschließlich in Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen angegeben. Dadurch werden die wirklichen Ergebnisse mehr verdeckt als geklärt.

Die kapitalistischen Einheits-Medien tönen praktisch unisono: Einbruch nur der CDU; SPD geht nun mit grosser Zuversicht in die Bundestagswahlen; ein Trend zu den kleinen Parteien.

Das ist genau nicht das Ergebnis. Zieht man die absoluten Stimmenzahlen und die Wahlbeteiligung mit in die Auswertung, kommt man zu einer anderen Auswertung: In der Deutschen Bevölkerung gibt es einen generellen Linkstrend. Wie kommt man zu dieser Erkenntnis?

1. Die wichtigsten Resultate der letzten Landtagswahlen und auch der jetzigen zeigen klar: Die Deutschen sehen jene Politiker mehr und mehr mit Abscheu und trauen keinem von ihnen mehr. Nur so lässt sich erklären, dass trotz der intensiven Aufrufe, zur Wahl zu gehen, sonst habe man kein Recht, in der Politik mitzureden, die Wahlbeteiligungen ständig weiter fallen. In Thüringen mit 55,5% Beteiligung und in Sachsen mit 51,9% wurden neue Rekorde in niedriger Wahlbeteiligung bei diesen Landtagswahlen aufgestellt.

2. Die beiden früheren „Volksparteien“ – beide können inzwischen als Rechtsparteien angesehen werden - verlieren praktisch ohne Unterlass Wähler, mal schneller, mal weniger schnell, mal mehr bei der SPD, mal mehr bei der CDU. Dieser Trend fand bereits vor der Grossen Koalition statt und hat sich während dieser letzten Legislaturperiode im allgemeinen sogar noch beschleunigt. Man kann mit Sicherheit vorhersagen: Beide werden bei den Bundestagswahlen neue Minus-Rekorde in der Zahl ihrer Wähler bei Bundestagswahlen seit Jahrzehnten aufstellen.

3. Die CDU/CSU: Ihr werden in den Umfragen ständig um die 38 bis 40% der abgegebenen Stimmen zugestanden, doch dies dient nur dem Täuschen der Bundesbürger. In Thüringen mit 31,2% und im Saarland mit 34,5% kam die CDU zu Einbrüchen, die geradezu geschichtlich sind. Das sind beides Bundesländer, in denen vor wenigen Jahren noch eine absolute CDU-Mehrheit herrschte! Sachsen dagegen gilt (neben Bayern) noch gewissermassen als Stammland der CDU bzw. CSU. Auch hier: Noch vor kurzem auf stolzen Rossen mit absoluter Mehrheit. Insofern sind auch die 40,2% der CDU in Sachsen nichts weiter als einen neuer gewaltiger Einbruch, denn die Wahlbeteiligung in Sachsen ist nun fast genau bei der Hälfte der Wahlberechtigten angelangt. Heute gibt es kein Bundesland mit absoluter CDU- oder CSU-Mehrheit mehr! Die Vorstellung, die CDU/CSU könnte bei den Bundestagswahlen in die Nähe der 40% kommen, ist abenteuerlich!

4. Die SPD: Sie wird von der Mehrheit der Deutschen auch bereits als rechte Partei wahrgenommen und die Wähler laufen ihr ebenfalls in Scharen davon. In Sachsen ist sie sowieso bereits im 10%-Ghetto, auch hier: Deutliche Verluste an Wählern, auch wenn die relative Prozentzahl gleichblieb. In Thüringen verlor sie nicht Wähler, weil sie bereits vor vier Jahren einen Einbruch erlebte. Der geringe Gewinn in Prozenten spiegelt aber keinen Zuwachs von Wählern wieder, weil die Wahlbeteiligung auch hier fiel. Im Saarland, wo zum ersten Mal nach der Vereinigung von Lafontaine mit der WASG und der PDS Landtagswahlen stattfanden, gab es als Sonderbewegung gegen den allgemeinen Trend eine deutlich höhere Wahlbeteiligung als 4 Jahre zuvor (etwa plus 13%). Doch das ist fast allein auf den Effekt Lafontaine zurückzuführen und so kamen denn die zusätzlichen Stimmen fast alle der Linken zu gute, die dort ihr höchstes Ergebnis in einem westdeutschen Bundesland einfahren konnte: Über 20% der abgegebenen Stimmen. Auch hier erneute Stimmen-Verluste für CDU und SPD. Der Linkstrend kommt klar zum Ausdruck.

5. Die „kleineren Parteien“. Angeblich gäbe es einen Trend zu FDP und Grünen, zum Teil auch zur Linken. Das ist eine falsche Interpretation. Grüne und FDP sind nun bereits eine gute Zeit in der Opposition, die FDP schon über 10 Jahre. Da kann man sich leichter als Alternative darstellen, weil man nicht für die Politik verantwortlich gemacht werden kann. Sobald einer der beiden (oder beide) in die Regierung eintreten, werden sie alle diese Neu-Wähler wieder verlieren, denn man wird sehen, sie sind keine Alternativen. Beide werden in diesem Fall erneut Schwierigkeiten haben, überall in die Landtage einzuziehen. Die Linke dagegen ist ein anderer Fall. Sie profitiert von dem Linkstrend der Deutschen. Sie kann bis zu einem bestimmten Grad wirklich als Alternative wahrgenommen werden und hat denn auch im Saarland einen echten Sieg errungen. In Thüringen aber stagniert sie schon, wenn auch auf hohem Niveau (27,4%). In Sachsen allerdings, wo sie nach der CDU schon die zweitstärkste Kraft war – und auch blieb – verlor sie massiv Wähler, was durch den Prozentverlust ( - 3,3%) nur unzureichend wiedergegeben wird. Dort hatten die Wähler Anschaungsunterricht in „Linke“, als der Privatisierung von städtischen Wohnungen zugestimmt wurde.

6. Der wichtigste Beleg für den Linkstrend in der Deutschen Bevölkerung ist aber das Abschneiden der Rechtsextremisten und Faschisten. Gerade Thüringen und Sachsen waren zwei der wichtigsten Hochburgen. In beiden Ländern verloren sie aber Stimmen und Prozente, in Thüringen blieben sie außerhalb des Parlaments. Das belegt in phantastischer Weise: Die Deutschen haben ihre Lektion gelernt. In der tiefsten Wirtschaftskrise seit derjenigen, die Hitler nach oben spülte, gibt es nicht die geringste Tendenz zu den Faschisten! Das ist in Europa einmalig! Der deutsche Michel belegt eine tiefe und generelle politische Aufgeklärtheit, die jedem denkenden Menschen das Herz höher schlagen lässt. Sieht man zum Beispiel in unsere Nachbarländer Frankreich, Dänemark oder Österreich, so wird deutlich, wie aufgeklärt der deutsche Wähler ist.

Nun mag jemand einwenden, die ständig sinkenden Wahlbeteiligungen seien nicht auf einen Linkstrend oder eine politische Aufgeklärtheit zurückzuführen, sondern auf eine allgemeine Politikverdrossenheit, wie uns die kapitalistischen Einheitsmedien weismachen wollen. Aber gerade die Saarland-Wahlen haben diese These widerlegt: Wenn die Wähler etwas sehen, was sie als linke Alternative ansehen können, gehen sie wieder zur Wahl und wählen diese Alternative. Sie sind also auf der Suche nach einer wirklichen Alternative – und zwar links. Das hat nichts mit Politikverdrossenheit zu tun, sondern ist eine immens politische Bewegung.

Veröffentlicht am 2. September 2009 in der Berliner Umschau

Dienstag, 1. September 2009

Deutsche Steuergelder für Militärdiktatur

Ist die FDP eine demokratische Partei?

Von Karl Weiss

Die Situation in Honduras ist weiterhin ein Stachel im Fleisch Lateinamerikas. Seit dem 28. Juni herrscht eine Militärclique in dem mittelamerikanischen Staat. Der gewählte Präsident Zelaya wurde gewaltsam außer Landes gebracht.

Die Demonstrationen und Kundgebungen der Demokraten gegen die Diktatur in Honduras werden gewaltsam und mehr und mehr unterdrückt. Doch der europäische Skandal an dieser Sache ist: Eine Deutsche aus Steuergeldern unterstützte Partei-Stiftung macht Stimmung für die Diktatur und gegen die Demokratie: Die Naumann-Stiftung der FDP.

Hier in Lateinamerika sind die Menschen extrem sensibilisiert, wenn es um Militärdiktaturen geht, denn praktisch alle halbwegs bedeutenden Länder hier sind bereits durch Perioden der Militärdiktatur gegangen, manche mehrmals. Man weiß hier, welche Leiden für die Bevölkerung das bedeutet, Folter, Morde und Willkür, denn alle diese Diktaturen wurden gegen die einfachen Menschen im Lande errichtet und haben in ausnahmslos allen Fällen die Armut im Lande erhöht. Die Oligarchie des Landes dagegen, die meist direkt in die Militärputsche verwickelt war, wurde dadurch immer schneller reicher.

In allen Fällen waren es Stellen der USA, die jene Militärputsche in Auftrag gegeben hatten. So gibt es die klare Aussage des damaligen Botschafters der USA in Brasilien, dass er im Auftrag von Präsident Kennedy in einer Besprechung in den USA 1963 aufgefordert wurde, die Notwendigkeit eines "militärischen Eingreifens" an die brasilianischen Militärs weiterzugeben, was dann zum Militärputsch führte. Nach der Ermordung Kennedys wurde der Militärputsch in Brasilien im Jahr 1964 durchgeführt, der die gesamte brasilianische Gesellschaft umgekrempelt hat - zum Negativen.

Noch heute kann man verschiedene der negativen Auswirkungen des brasilianischen Militärputsches hier "bewundern", vor allem die Einführung der extremen Korruption, die auch nach dem Ende der Militärdiktatur im Jahr 1988 - 24 Jahre danach - nicht geändert wurde.

So empfindet es eine große Mehrheit der Bevölkerung in Lateinamerika als persönlichen Angriff, wenn mal wieder ein Militärputsch versucht wird oder erfolgreich durchgeführt wird - so wie der versuchte Putsch gegen den gewählten Präsidenten Hugo Chávez in Venezuela im Jahre 2002 (der erwiesenermaßen ebenfalls US-Ursachen hatte) und wie nun der - zunächst - erfolgreichen Putsch gegen Zelaya in Honduras.

Allerdings sind die Zeiten für Putschisten heute nicht mehr so einfach wie in den Sechziger und Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Alle internationalen Organisationen, die UN, die EU, die OAS (Organisation amerikanischer Staaten) haben den Putsch verurteilt und die Rückkehr zum demokratischen Regime gefordert, aber auch alle lateinamerikanischen Staaten ohne Ausnahme haben sich gegen diesen Putsch ausgesprochen.

Selbst Präsident Obama und Außenministerin Clinton haben scheinheilig versichert, der Putsch sei zu verurteilen. Sie hätten ihn leicht verhindern können, wenn sie ihren Militärs klare anderweitige Anweisungen gegeben hätten, aber sie haben in voller Gewissheit, dass die Anweisung des Putsches aus US-Militärkreisen kam, den Putsch formal verurteilt, aber gleichzeitig alle Versuche des abgesetzten Präsidenten Zelaya, an die Macht zurückzukehren, als "Abenteurertum" verurteilt.

So weit - so schlecht.

Nun kommt aber der europäische Teil des Skandals: Die Naumann-Stiftung der FDP hat den Putsch direkt vor Ort mit Beauftragten der Stiftung unterstützt und trommelt seit dem Putsch für die Militärdiktatoren. Obwohl die FDP schon mehrfach von besonnenen Personen, sogar Parteigängern der FDP, aufgefordert wurde, ihrer Stiftung Grenzen aufzuzeigen, agitiert diese Stiftung seit dem Putsch extrem offensiv für die Putschisten.

Man bringt scheindemokratische Argumente vor: Der abgesetzte Präsident Zelaya habe versucht, eine Verfassungsänderung zu inszenieren, die ihm eine weitere Amtszeit möglich gemacht hätte. Dies sind offenbar vorgeschobene Argumente. Nirgendwo auf der Welt steht vorgeschrieben, Demokratie ende immer mit zwei Amtszeiten. Adenauer und Kohl in Deutschland herrschten für mehr als zwei Amtszeiten von vier Jahren und niemand behauptete, dies sei ein Putsch gegen die Demokratie.

Nun haben sich eine Anzahl von Organisationen der deutschen Öffentlichkeit und ebenfalls eine Anzahl von Bundestagsabgeordneten an die zuständigen Minister gewandt, um eine Überprüfung der Aktivitäten der Naumann-Stiftung einzuleiten.

Unter den Organisationen sind attac, das Ökonomische Büro für Frieden und Gerechtigkeit, die Zeitschrift ila, das Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika, der AK Internationalismus der IG Metall, die Christliche Initiative Romero und die Alexander-von-Humboldt-Gesellschaft, unter den Bundestagsabgeordneten Thilo Hoppe von den Grünen, Dr. Gregor Gysi, Bundestagsfraktions-Vorsitzender der Linken, Heike Hänsel, Bundestagsabgeordnete der Linken, Sven Gigold, Europaabgeordneter der Grünen, Monika Knoche, Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Linken, Hans-Christian Ströbele, Bundestagsabgeordneter und Stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Grünen, sowie weitere Personen des politischen und öffentlichen Lebens.

Westerwelle
Warum nur kann ich dieses Lächeln nicht als freundlich empfinden?

Die Unterzeichner weisen u.a. darauf hin, dass die Organisation "Humans Rights Watch" die Anwendung exzessiver Gewalt gegen Demonstranten festgestellt hat und dass Demonstranten und Mitglieder der Opposition ermordet wurden. Speziell wird darauf aufmerksam gemacht, das die von der Naumann-Stiftung geförderte Jugendorganisation "Generation für den Wandel" an gewalttätigen Übergriffen gegen Mitglieder der Demokratiebewegung teilnimmt.

Auch wenn diese Eingabe in unverständlicher Weise völlig ohne konkrete Ankündigung weiterer Schritte bleibt und keine wirklich ernsthafte Folgerung verlangt, muss die Stossrichtung doch als richtig angesehen werden. Allerdings haben die Unterzeichner vergessen, sich an die zu wenden, für die das gerade jetzt vor den Bundestagswahlen von Bedeutung sein könnte: Die Bundesbürger.

Pfau

Die meisten halten die FDP für eine demokratische Partei, aber angesichts der Aktivitäten dieser Parteistiftung muss dies deutlich relativiert werden. Es besteht vielmehr der starke Eindruck, die FDP hält Demokratie nur so lange für wichtig, wie sie ihren Intentionen zuträglich ist. Sobald sie nicht mehr genehm ist, wird auf Diktatur umgeschaltet. Die FDP hatte Wochen Zeit, diesen Eindruck zu vermeiden.

Doch Westerwelle hat es nicht ein einziges Mal für nötig gehalten, hierzu Stellung zu nehmen. Das lässt den Schluss zu, man befürwortet in Worten die Demokratie in der Bundesrepublik, hält sie aber nur so lange für gut, wie man sie ausnutzen kann.

Die FDP hat viel zu erklären. Jeder, der sich überlegt, sie zu wählen, beachte aufmerksam diesen Teil ihrer Aktivität.


Veröffentlicht am 1. September 2009 in der Berliner Umschau

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