Dienstag, 27. Juli 2010

Monopolkapital droht mit Militärdiktaturen in Europa

Barroso erklärt „Umstürze für möglich“

Von Karl Weiss

Auf einem Treffen mit Gewerkschaftsführern aus verschiedenen europäischen Ländern hat der EU-Kommissionspräsident Barroso mit der Errichtung von Militärdiktaturen in verschiedenen Ländern im Süden Europas gedroht, wie die englische „Daily Mail“ berichtete.

Kapp Putsch Streik

Barroso bezog sich dabei offensichtlich auf die scharfen Proteste von Gewerkschaften gegen die Abwälzung der Lasten der Krise auf den „kleinen Mann“ in Ländern wie Griechenland, Italien, Spanien und Portugal und warnte davor, "dass diese Länder in ihrer demokratischen Gestaltung, wie wir sie derzeit kennen, verschwinden könnten".

Die anwesenden Gewerkschaftsvertreter dieser Länder verstanden dies ganz eindeutig als Drohung und es kann wohl auch nicht anders verstanden werden.

In diesen Länder hat das bürgerlich-demokratische System eine relativ junge Tradition. Italien war von den 20er-Jahren bis tief hinein in den Zweiten Weltkrieg eine faschistische Diktatur. Spanien war von 1936 bis 1975 eine faschistische Diktatur, in Griechenland herrschte von 1967 bis 1975 eine Militärdiktatur und Portugal war die Diktatur von 1932 bis 1974 an der Macht.

Dass unsere Politiker, ebenso wie jene in anderen europäischen Ländern und in der EU-Administration, die Demokratie und die bürgerlichen Rechte lediglich als zeitweise notwendige Übel ansehen, haben sie schon zur Genüge bewiesen.

Die Monopol-Kapitalisten in den Vorstandsetagen der Banken und Konzerne benutzen das Mäntelchen der bürgerlichen Demokratie nur, solange das Volk auf den Schwindel hereinfällt. Jetzt, da mehr und mehr die tatsächlichen diktatorischen Verhältnisse ans Tageslicht kommen, wenn Banken-Vorstände den Politiker befehlen, ihre Banken zu retten und diese innerhalb von Stunden Hunderte Milliarden Euros von unserem Geld zur Verfügung stellen, müssen sie befürchten, dass mehr und mehr Teile des Volkes erkennen: Das ist keine Demokratie.

Dann fangen sie an, sich auf eine faschistische Machtübernahme oder einen Militärputsch vorzubereiten. Allerdings gibt es weder in Italien noch in Griechenland noch in Portugal oder in Spanien eine Massenbasis für den Faschismus. Man wird also auf Militärdiktaturen zurückgreifen.

Es ist nicht schwer, diese Tatsachen aus den Plappereien der Politiker (oder ihrem Schweigen) zu schließen. So erklärte zum Beispiel Frau Merkel, noch bevor sie Kanzlerin wurde: „Wir haben keine Garantie für Demokratie und Sozialstaat für ewig. “(siehe diesen Artikel: „Kein Anspruch mehr auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft“.

Westerwelle, ihr Partner in der Regierung, war sogar unmittelbar in einen Militärputsch verwickelt. Im Juni 2009 erhob sich das Militär gegen die demokratische gewählte Regierung Zelaya in Honduras unter heftigster Unterstützung der Naumann-Stiftung der FDP.

So waren auch deutsche Steuergelder in diesem Militärputsch verwickelt. Westerwelle wurde wochen- und monatelang aufgefordert, diese Machenschaften der Naumann-Stiftung abzustellen und den Militärputsch zu verurteilen. Nichts! Bis heute ist der dortige Ableger der Naumann-Stiftung eine der wesentlichen Stützen des Militärregimes.

Doch das sind keineswegs die einzigen Anzeichen für die undemokratische Grundhaltung unserer offiziellen Politiker in Europa. Man sehe sich nur an, wie in fast allen europäischen Ländern unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung potentiell Oppositionelle ausgehorcht und in bestimmten Fällen bereits verfolgt werden.

Die Informationssammelstelle, die deutsche Innenminister aus Polizei und Geheimdiensten gemacht haben, die Ermöglichung des Abhörens unter Vorwänden von Telefongesprächen, Internetverbindungen und Privatwohnungen ohne richterliche Anordnung, die Vorratsdatenspeicherung, vom Verfassungsgericht für rechtmäßig erklärt, die europäischen Spitzelbehörden, die völlig ohne jede Überwachung persönliche Daten sammeln, all das sind Vorbereitungen, all das hat nichts mit Bekämpfung von Leuten zu tun, die Bomben gegen Zivilisten einsetzen.

Man sehe sich nur die Stellungnahmen von Tony Blair an, nachdem in London ein völlig Unschuldiger von der Polizei mit sieben Schüssen in den Kopf exekutiert wurde, weil er im gleichen Wohnblock wie eine Anschlag-Verdächtiger (versuchter Anschlag) wohnte und eine entfernte Ähnlichkeit mit ihm hatte ( siehe hier: „Vorbeugender Todesschuss in der EU offiziell eingeführt“).

Blair ließ die erstaunte Öffentlichkeit wissen, es sei völlig richtig von der Polizei gewesen, ihn abzuschlachten. Des Terrorismus Verdächtige könnten nicht einfach festgenommen werden.

Ähnliches ließ der CDU-Politiker Schäuble verlauten, als er deutscher Innenminister war: Das Prinzip der Unschuldsvermutung gelte nicht für Terror-Verdächtige, wobei die Definition von Terror-Verdächtigen natürlich den Geheimdiensten und ihm überlassen werden müsse.

Damit wird die absolute Willkür des Feudalismus wieder eingeführt. Jeder, der den Obrigkeiten nicht passt, kann als angeblicher Terrorist definiert und dann nach Belieben gemetzelt, eingesperrt, gefoltert oder was auch immer werden. Das sind bereits klare Anzeichen der Vorbereitung auf Gewalt- und Terrorregime.

Die Aussagen von Barroso müssen also absolut ernst genommen werden. Und wir können uns keineswegs in Sicherheit wiegen, weil er „Umstürze“ nur für südeuropäische Länder angekündigt hat, denn Deutschland wird sicherlich keine Insel in einem Meer von Militärdiktaturen werden.

Scheiss-Kapitalismus

Allerdings hat Deutschland Wesentliches zur Bekämpfung von Militärputschen beizutragen: Als nach dem 1. Weltkrieg eine demokratische Republik eingeführt worden war, versuchten die reaktionären Kräfte, die sich später Hitler anschlossen, im Jahr 1920 den sogenannten Kapp-Putsch, benannt nach seinem oberreaktionären Anführer. Die Antwort der deutschen Arbeiterschaft war eindeutig: Sofortiger unbefristeter Generalstreik. Praktisch alle Fabriken standen still. Kapp und seine Anhänger mussten innerhalb kürzester Zeit aufgeben.


Veröffentlicht am 26. Juli 2010 in der Berliner Umschau

Freitag, 23. Juli 2010

USA, China: Alle Ampeln auf rot!

Neuer Abschwung nimmt Gestalt an

Von Karl Weiss

Noch gibt es keinen neuen weltweiten Abschwung in der Krise, die eigentlich bereits eine Depression ist, aber die Anzeichen in den USA und China stehen klar auf rot. Es liegen inzwischen genug eindeutige Zahlen vor, die eine tiefe Bremsspur in China und ein bereits anfangenden Abschwung in den USA belegen. Es kann ausgeschlossen werden, dass der Rest der Welt davon nicht beeinflusst wird.

Langzeitarbeitslose USA

In den USA ist es vor allem der Immobiliensektor, der schon Anlass für den ersten Abschwung dieser Krise war, der alle Alarmleuchten aufblinken ließ. Die Ausfallraten für alle Darlehen und Leasingverträge der Geschäftsbanken in den USA mit mehr als 30 Tagen Zahlungsverzug stiegen im 1. Quartal 2010 auf 7,39%, was einem Volumen von fast genau 500 Mrd. Dollar entspricht. Das ist ein Desaster! Offensichtlich haben die Entlassungen und Lohnminderungen dazu geführt, dass Millionen von Nordamerikanern ihr Häuschen (oder ihr Fahrzeug) nicht mehr pünktlich bezahlen können.

Nimmt man die „Delinquency Rate“ nur der Wohnimmobilien, so stieg diese Rate (Prozentanteil aller Kreditverträge) im 1. Quartal 2010 sogar auf 11,29%. Diejenige der Geschäftsimmobilien stieg ebenfalls und zwar auf 8,6%.

USA Verkäufe neuer Häuser 1963 bis 2010

Die Zwangsversteigerungen von Häusern und anderen Immobilien in den USA bleiben Quartal für Quartal auf einem Wert ganz in der Nähe von 1 Million. D.h. pro Jahr verlieren weiterhin 4 Millionen US-Amerikaner ihr Häuschen.

Doch die Zahlen sind nicht nur gleichbleibend, sie verschlechtern sich sogar zum Teil noch: Die Neubauverkäufe gingen in den USA im Mai 2010 um über 32% zurück und fielen auf den niedrigsten Stand, seit diese Zahl ermittelt wird (1963).

Die Bürger in den Vereinigten Staaten spüren diese Situation am eigenen Leib. Der Index des Verbrauchervertrauens ist im Juli 2010 um 9,5% zurückgegangen. Das ist der schärfste Einbruch seit dem Haupteinbruch der Krise im Oktober 2008, als dieser Index um 12,7 Punkte zurückging. Auch die Einschätzung der persönlichen Finanzsituation der US-Bürger ging heftig zurück, nämlich um glatte 10 Prozentpunkte.

USA-Staatsverschuldung - Das ist eine Exponentialfunktion!
Das ist eine Exponentialfunktion!

Am klarsten zeigt aber, wie schon früher berichtet, aber nun ganz eindeutig feststehend, der „Leading Index“ des ECRI den beginnenden neuen Abschwung innerhalb der Gesamtkrise. Diese Rate fiel in der Woche vor dem 9. Juli um 9,8%, das ist bereits die sechste Woche hintereinander mit solch negativen Zahlen. Dieser Index ist zusammengesetzt aus einem gewichteter Durchschnitt von sieben Schlüsselindikatoren der Wirtschaft, wie die Entwicklung der Geldmenge, die Preise für industrielle Märkte, die Spreads (Versicherungsprämien zur Absicherung von Darlehen) und die Erträge von Anleihen, die Erstanträge auf Arbeitslosigkeit, die Hypothekenanträge und die Entwicklung der Aktienkurse.

Ein anderer Frühindikator, diesmal für die weltweite Konjunktur, ist der BDI (Baltic Dry Index), das ist ein zusammengesetzter Wert aus Schiffs-Frachtraten und Auslastung der Welt-Schifffahrt. Diese wesentliche Zahl für den Handel der Welt-Wirtschaften untereinander ist in den letzten 36 Handelstagen um etwa 60% gefallen. Ein solch tiefer und rascher Fall ist eigentlich nur bei bereits einbrechender Handelsaktivität weltweit möglich.

Die Erklärung hierfür liefert China: Die chinesischen Importe fielen nach 137,4 Mrd. Dollar im Juni auf 117,37 Mrd. Dollar im Juli (das ist eine Vorausschau aufgrund der bestehenden Verträge). Parallel dazu fallen auch die Aktien in China (Shanghai Composite): Dieser Index fiel auf den niedrigsten Stand seit 28. 4. 2009. Zwar zeigt die chinesische Wirtschaft weiterhin ein Wachstum, aber diese Rate ist in schnellem Rückgang begriffen.

Damit fällt die riesige chinesische Wirtschaft als Konjunkturlokomotive mehr und mehr zurück, was den weltweiten Abschwung noch wahrscheinlicher werden lässt.

Veröffentlicht am 20. Juli 2010 in der Berliner Umschau

Donnerstag, 15. Juli 2010

Die Karten werden neu verteilt in Südamerika

“Die Macht kommt aus dem Lauf der Gewehre”

Von Karl Weiss

Die absolute und überragende militärische Dominanz, welche die USA über ihre Vasallen Kolumbien und Peru in Südamerika haben, beginnt erste Gegengewichte zu bekommen. In Venezuela wurden soeben die ersten Sturmgewehre Kalaschnikow in der noch im Bau befindlichen von Russland gelieferten Fabrik hergestellt. In dem Masse, wie diese Fabrik Gewehre herstellt, wird ein Gegengewicht zur tödlichen Übermacht Kolumbiens gegenüber allen anderen südamerikanischen Ländern geschaffen.

Zwar ist und bleibt Kolumbien, von den USA mit allem ausgerüstet, was modern ist in der Waffentechnik, etwa 10 mal stärker als alle anderen Armeen Südamerikas zusammen, zwar haben die USA fünf (nach anderen Angaben sieben) militärische Stützpunkte in Kolumbien, die bis an die Zähne bewaffnet sind, aber die Zerstörungskraft allein ist es eben nicht, die im Ernstfall entscheidet, wie die USA schon im Vietnamkrieg erfahren mussten und nun erneut in Afghanistan erfahren.

Die Tatsache, dass die riesigen Bomben und Raketen (und jetzt auch Drohnen) überall einschlagen und vor allem Zivilisten töten und verstümmeln, trägt eben nichts dazu bei, einen Konflikt für sich zu entscheiden – im Gegenteil. Diese Ereignisse bringen die Bevölkerung gegen jene Kriegspartei auf und eint die Bevölkerung um jene, die dagegen kämpfen.

Niemand kann einen Krieg gegen das Volk gewinnen. Man könnte zwar das ganze Volk ausrotten, aber niemals gewinnen. Das ist die Lehre des Vietnamkriegs.

Natürlich muss in einem Krieg, will man sich nicht willenlos der USA unterordnen, auch ein Gegengewicht geschaffen werden. Nur sieht das ja nicht genauso aus wie die Angriffsmaschinerie. Man greift ja nicht ein anderes Land an, sondern verteidigt sein eigenes. Zum Verteidigen braucht man aber eben Gewehre. Gewehre in der Hand des Volkes, möglichst eines für jeden Einzelnen, sind die Gegengewichte in einer Auseinandersetzung hochgerüstete Modern-Luftwaffen- und Bomben-Armee gegen das Volk.

Natürlich gibt es da noch anderes, aber das Entscheidende sind die Gewehre. Mao Tse Tung sagt: „Die Macht kommt aus dem Lauf der Gewehre“. Und der muss es wissen. Der hat von 1927 bis 1948 einen Krieg mit dem Volk gegen das korrupte und dekadente Zentralregime Chinas geführt und am Ende gewonnen.

Deshalb wird in dem Masse, wie die Kalaschnikow-Fabrik in Venezuela Gewehre ausspuckt (eine Fabrik für Munition ist auch im Bau), die Chance, mit schnellen Schlägen von Kolumbien aus innerhalb von Tagen ganz Südamerika wieder unter die Fuchtel der US-Regierung zu bekommen, immer geringer. Man müsste sich auf einen jahrelangen Krieg vom Typ Vietnam einstellen.

Da die USA im Moment auch vollbeschäftigt sind – und auch noch einen Krieg gegen das Iranische Regime und Volk planen – wird man auch nicht so schnell zuschlagen können, dass die Gewehre noch keine Rolle spielen.

Armes Amerika – was wird man nun machen?


Veröffentlicht am 15. Juli 2010 in der Berliner Umschau

Dienstag, 13. Juli 2010

Deutsche Konjunktur bröckelt

Für nächstes Jahr neuer Abschwung erwartet

Von Karl Weiss

Hatte es zumindest einige wenige positive Botschaften gegeben am deutschen Konjunkturhorizont, so fangen die schon wieder an zu bröckeln. Auch wenn die Auftragseingänge im deutschen Maschinen- und Anlagenbau im Mai noch stiegen, so hat das Ende der Talfahrt des Euro diese positive Entwicklung nun schon wieder verlangsamt.

Die Einzelhandelsumsätze im Mai zeigten, wie auch schon in den Vormonaten, eine weitere Verringerung Im Jahresvergleich, diesmal nominal um 1,4% und real um 2,4%. Jahr für Jahr verringerter Konsum, das ist die Realität in Deutschland.

Der deutsche Aktienindex DAX verlor in der ersten Juli-Woche rund 3,9%. Zwar wurden wieder einmal angeblich verringerte Arbeitslosenzahlen berichtet, aber nun weiss man schon zur Genüge: Man hat einfach Arbeitslose in andere Statistiken „exportiert“ und zählt nicht einmal mehr die Hälfte der Arbeitslosen, um die tatsächliche Lage am Arbeitsmarkt zu verschleiern. Nimmt man die einzige noch halbwegs zuverlässige Zahl, die Zahl der Empfänger von Hartz IV, so ist klar: Trotz Sommer ist die Arbeitslosigkeit weiterhin gleich.

Wenn, wie inzwischen vorhergesagt wird, im kommenden Jahr bereits ein neuer Abschwung droht, wird es nicht mehr mit Kurzarbeit abgehen. Massenentlassungen werden versucht werden und die Arbeiter werden sich wehren müssen.

Schlechte Nachrichten für Deutschland auch aus China: Sämtliche Frühindikatoren in China weisen auf eine sich abschwächende Konjunktur hin. China sollte eigentlich mit seiner Größe die ganzen anderen Volkswirtschaften aus dem Sumpf ziehen. Jetzt sieht es eher so aus, als ob China selbst in Richtung Sumpf geht.

Damit würden die deutschen Exporte tendenziell getroffen, die ja die einzige Hoffnung sind, denn die Binnen-Nachfrage wird ja mit Steuer- und Abgabenerhöhungen sowie Kürzungen von Sozialleistungen geschwächt statt gestärkt, und jegliche Aufschwungträume in Deutschland müssen zu den Akten gelegt werden.

Im Gegenteil: Die erhöhten Steuern und Abgaben und die verringerten Sozialleistungen werden die Binnen-Nachfrage weiter senken und damit werden auch keine erhöhten Steuereinnahmen hereinkommen. Dann kann auch die Verschuldung nicht abgebaut werden. Eine Abwärts-Spirale. So handelt man sich beides ein: Überbordende Verschuldung und gleichzeitig Abrutschen in eine weitere, vertiefte Wirtschaftskrise. Dann hat man griechische Verhältnisse.


Veröffentlicht am 13. Juli 2010 in der Berliner Umschau

Montag, 12. Juli 2010

Katholische Jugend ruft zu Coca-Boykott auf

Bemerkenswerte Initiative

Von Karl Weiss

In letzter Zeit kam die katholische Kirche ziemlich ins Zwielicht – und manche sagen, dort war sie schon viel früher. Doch man muss Gerechtigkeit walten lassen – es gibt auch bemerkenswerte Aktionen, die aus der katholischen Kirche kommen. So hat zum Beispiel der „Bund der deutschen Katholischen Jugend“ (BDKJ) zum Boykott von Coca Cola aufgerufen.

Warum? Zwei schwerwiegende Vorwürfe macht man der Coca-Organisation:
  • In bestimmten Ländern, hauptsächlich Kolumbien, wären Gewerkschafter aus Coca-Betrieben von „Exterminations-Kommandos“ ermordet und andere mit Ermordung bedroht worden und
  • In bestimmten Ländern, vor allem Indien, seien die Coca-Betriebe in Bezug auf Wasserverbrauch und Verschmutzung von Boden und Grundwasser im Fadenkreuz von Organisationen, die Umwelt und Lebensbedingungen für die Einheimischen verteidigen.
Anja Grieshaber, Ulmer Dekanatsjugendreferentin vom BDKJ, sagte in einem Interview der Ulmer „Südwestpresse“ dazu:

„... sich die grundsätzliche Unternehmenspolitik der Coca-Cola Company, auch im Hinblick auf die Umsetzung der Menschenrechte und den Schutz der Umwelt in Kolumbien und Indien nicht wesentlich verändert hat. In Indien (...) Bevölkerung in den Gebieten von Abfüllbetrieben ist weiter von akutem Wassermangel sowie von der Verschmutzung der Böden betroffen und macht Coca-Cola dafür verantwortlich. Im August 2008 wurde eine weitere Coca-Cola Abfüllanlage aufgrund der Proteste der lokalen Bevölkerung sowie Gerichtsurteilen und Studien zu Umweltverschmutzung und illegaler Landnutzung geschlossen.“

Das ist sicherlich löblich, nur lassen die Jugendbeauftragten der katholischen Kirche hier völlig den politischen Aspekt außer Acht, wenn sie einfach nur Coca-Cola boykottieren wollen. Denn das Regime in Kolumbien, das die Exterminations-Kommandos systematisch gegen die politische Linke und Gewerkschafter nutzt, ist ein Regime von Gnaden der USA, die Kolumbien völlig militärisch kontrollieren. Ohne die US-Regierung könnte es keine Exterminations-Kommandos in Kolumbien geben. Es gibt keine demokratischen Wahlen in Kolumbien, denn wirklich oppositionelle Kandidaten werden gar nicht zugelassen oder schlicht ‚exterminiert’. Kolumbien stellt den Bluthund des US-Imperialismus in Südamerika dar. Wer alle diese Fakten ignoriert und nur von Coca-Cola redet, lenkt – bewusst oder unbewusst – vom Wesentlichen ab.

Ähnlich ist es mit den Lebensrechten der Inder. Es ist die lokale Oligarchie, die dort von den abziehenden Engländern eingesetzt wurde und bis heute herrscht, die ihr eigenes Land an ausländische Konzerne verkauft. Auch in diesem Fall darf nicht beiseite gelassen werden: Es wäre leicht für Indien, entsprechende Gesetze zum Schutze der Wasserressourcen und der Umwelt zu beschließen, doch man tut dies bewusst nicht, um Konzerne wie Coca-Cola und andere nicht zu „behindern“ beim Profit-Machen, zumal dann auch immer ein Teil davon für die lokale Oligarchie abfällt.

Trotzdem bleibt natürlich Coca-Cola der Bösewicht. Aber der Zusammenhang ist auch immer wichtig.


Veröffentlicht am 12. Juli 2010 in der Berliner Umschau

Mittwoch, 7. Juli 2010

'Double-Dip' oder ‚Die US-Wirtschaft in der zweiten Abwärts-Phase‘

Es wird eine ausgedehnte weltweite Krise

Von Karl Weiss

Diese Krise ist nicht ausgestanden – im Gegenteil. Es wird eine ausgedehnte weltweite Wirtschafts-Krise, die dann in die kapitalistische Endzeitkrise übergeht. Zwar gab es im zweiten Teil von 2009 und Anfang 2010 eine Unterbrechung des steilen Abschwungs mit einer Seitwärtsbewegung, aber das war nur den massiven milliardenschweren Konjunkturprogrammen zu verdanken. Jetzt beginnt gerade der „double dip“, also die Phase des zweiten steilen Abschwungs, ausgehend von den USA.

Langzeitarbeitslose USA

In einer erneuten akuten Situation des schwindenden Marktes, der fehlenden Käufer und des zusammenbrechenden Vertrauens wird es nicht mehr, wie beim ersten „dip“, die Möglichkeiten geben, Hunderte von Milliarden von Dollar und Euro in die Wirtschaft zu pumpen, denn die Situation der Verschuldung ist bereits extrem eng. Sich erneut in diesen Größenordnungen zu verschulden würde den Staatsbankrott bedeuten.

Und diesmal reden wir nicht vom Staatsbankrott von Griechenland, von Irland oder der Ukraine, diesmal geht es um die Vereinigten Staaten und auch um Großbritannien. Die Hunderte von Milliarden der „Konjunkturprogramme“ wurden den Banken in den Rachen geworfen, die jetzt schon wieder eifrig am spekulieren mit „Derivaten“ sind. Statt in die reale Wirtschaft zu investieren, statt die Löhne massiv zu erhöhen, um Kaufkraft und damit Binnen-Nachfrage zu schaffen, hat man den vor Reichtum stinkenden Banken das Leben gerettet. Nun folgt die Rache des Marktes, den man doch immer angebetet hat.

Die klarsten Zahlen in dieser Hinsicht haben die USA aufzuweisen.

Der Index der zum Verkauf stehenden fertiggestellter Häuser in den USA ist im Juni um 33% gefallen. Im Mai haben 30% weniger einen Vertrag zum Bau eines Hauses abgeschlossen als im Monat vorher. Ein Banker wird zitiert: „Das ist ein Kataklysmus!“

Das Verbrauchervertrauen ist im Juni von 62,9 auf 52,7 Punkte gefallen. Das sind Minus-Zahlen wie zu Zeiten der Lehmann-Brothers-Pleite!

Häuser in Bau sind um 10% zurückgegangen.

Die Aktivität der herstellenden Industrie ist von +3% auf – 4% gefallen.

Wie ein Kommentator in diesem Artikel ( http://www.marktorakel.com/index.php?id=3779349173569288237 &set_language=de ) richtig feststellt, wird hier nicht über ein Land geredet, das im wesentlichen von Exporten lebt, sondern von den USA :

„Wir reden hier über eine Volkswirtschaft, die in erster Linie konsumiert und nicht produziert.

Wir reden hier über eine Volkswirtschaft, wo der Häuserbau die tragende Säule des letzten Aufschwungs war.

Und wir reden über eine Volkswirtschaft, wo der Staat und seine Verbraucher so sehr über seine Verhältnisse gelebt hat, wie kein anderer in der Welt.“

Robert Reich, früherer Staatssekretär für Arbeit in den USA, wird im britischen „Telegraph“ zitiert:

„Hausverkäufe gehen zurück. Der Einzelhandelsumsatz geht zurück. Industrieaufträge haben im Mai ihren größten Rückgang seit März letzten Jahres gehabt. Was tun wir dagegen? Weniger als nichts!“

Nun, das Pulver ist verschossen. Würde Obama noch einmal große Konjunkturprogramme auflegen, würde die Staatsverschuldung alle Grenzen sprengen.

Es kann kein Zweifel mehr bestehen. In den USA droht nicht nur der „double dip“, er hat bereits begonnen.

Der Artikel im britischen „Telegraph“ ist bereits überschrieben: „Mit den USA gefangen in einer Depression, fängt es wirklich an sich anzufühlen wie 1932.“

Was war 1932? Damals verlief die Krise ganz ähnlich. Im Jahr 1929 hatte sie mit einem Zusammenbruch der Aktienpreise begonnen, schien dann aber 1931 bereits wieder beendet und man hoffte angesichts einiger Zahlen bereits, der Wiederaufschwung habe begonnen. Es wurden massive Sparprogramme überall in der Welt durchgeführt, weil man die starke Erhöhung der Staatsverschuldung bekämpfen wollte. In Wirklichkeit hatte aber der Abschwung in die „Große Depression“ erst begonnen. Die Sparprogramme verschlimmerten noch die Tiefe der Depression. Die Brüningschen Sparprogramme in Deutschland waren berühmt. Sie brachten die deutsche Bevölkerung in Wut, so dass ein Teil der Deutschen den faschistischen Hitler-Parolen aufsaßen.

Wenn wir also heute wieder von Frau Merkel hören, nun müsse rigoros gespart werden, um die Staatsverschuldung abzubauen, so ist dies nichts anderes als das alte Lied: „Wir lernen nie dazu, wir machen die gleichen Fehler immer wieder!“

Merkel und Konsorten setzen wieder allein auf die Exporte, nur wird dies diesmal nicht klappen. Die anderen Euro-Ländern haben selbst wirtschaftliche Schwierigkeiten, die USA gehen eben gerade den Bach hinunter und die Exporte nach China sind äußerst begrenzt, um es vorsichtig auszudrücken.

In dem Masse, wie sich der Euro gegenüber dem Dollar zu erholen beginnt, wird das zarte Pflänzchen von steigenden Exporten bereits wieder unter den Stiefeln des zweiten großen Abschwungs dieser Depression zertreten werden.

Natürlich gäbe es einen leichten Weg, wie man ohne große Ausgabensteigerungen des Staates die deutsche Konjunktur anfeuern könnte: Binnen-Nachfrage schaffen!

- Einführung eines generellen Mindestlohns

- Verbot der Leiharbeit für nicht saisonale Arbeit

- Verbot der Scheinselbständigkeit

-Anhebung des Hartz-IV-Satzes

- Mehr Geld im öffentlichen Dienst

- Tariflöhne als Mindestbezahlung in allen Branchen

- Zulagen bei Teilzeitarbeit

und viele weitere Maßnahmen, die Geld in die Taschen des „kleinen Mannes“ spülen würden.

Nur, bevor dies die Regierung Merkel tun würde, müsste sich wohl ein Loch vor Frau Merkel auftun und sie lebend in die Hölle fahren.

Damit ist klar, die deutsche Konjunktur ist der nächste Kandidat für eine Talfahrt unbekannten Ausmaßes.


Hier eine Auswahl der wichtigsten weiterhin aktuellen Artikel des Bürger-Journalisten zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise:

Dossier Neo-Liberalismus: Das Waterloo des Neo-Liberalismus

Weitere gigantische Finanzmarkt-Risiken

Können Sie das glauben?“

Das Ende des Währungssystems

Vorhersage des Dollar-Crash

Der kapitalistische Krisenzyklus – Eiszeit – Kollaps – Infarkt

Wirtschafts- und Finanzkrise – Wer war zuerst da, das Huhn oder das Ei?“

Dossier Auswirkungen Wirtschaftskrise I

Endzeitkrise des Kapitalismus

Lasst uns alle unsere Automobil-Industrien retten!“

Wie die Gewissheiten in der Krise verschwinden

Das schreit förmlich nach einer Revolution

USA und Europa – Hyperinflation am Horizont


Veröffentlicht am 7. Juli 2010 in der Berliner Umschau

Dienstag, 6. Juli 2010

Die Heiligsprechung von Gauck

Absurde Verdrehungen der Wahrheit

Von Karl Weiss

Die Presse, das Fernsehen und die „Magazine“, alle sind voll des Lobes für Gauck, auch und gerade, da er die Wahl zum Bundespräsidenten letztlich verloren hat. Er sei angeblich ein „Versöhner“, er wäre ein Kandidat „des Volkes“ gewesen und ähnliches wird verlautet. Dass man ihn noch nicht heiliggesprochen hat, ist alles.

Nur ist das Bild, das da von ihm gezeichnet wird, „leicht geschönt“. Gauck ist ein strammer Rechter und hat dies zur Genüge unter Beweis gestellt, er steht immer auf der Seite der Konzerne und Banken gegen die Bevölkerung, er ist ein rauher und hartgesottener Neo-Liberaler und er ist vor allem hasserfüllter Antikommunist.

Wie ein solcher Mann zum Versöhner zwischen seinesgleichen und dem linkstrendigen Volk hätte werden sollen, das hat niemand auch nur versucht zu erklären.

So schreibt in seinem vielgelesen Blog zum Beispiel Fefe, der absolut unverdächtig ist, etwas mit der alten DDR oder mit der „Linken“ zu tun zu haben:

„Ich rechne es der Linkspartei hoch an, dass die nicht für Gauck gestimmt haben. Lieber enthalten als für einen Neocon und INSM-Handlanger. Ich persönlich halte Gauck für einen Überzeugungstäter. Der glaubt, er tut das richtige...“

Gauck hat bereits einmal einen wichtigen Posten in der Bundesrepublik gehabt, als er die nach ihm benannte „Gauck-Behörde“ anführte, die den Teil der Stasi-Akten zu verwalten hatte, die nicht verbrannt worden waren.

Also können wir ihn sehr genau einschätzen. Er hat dieses Amt und die Stasi-Akten nie anders genutzt als in einer Attitude von Hass und Rache. Es ist ihm nie gelungen, ein ausgewogenes und sachliches Verhältnis zu den Inhalten jener Akten zu entwickeln, über die er Verfügungsgewalt hatte.

So bestand er zum Beispiel bis zu seinem Ausscheiden aus diesem Amt darauf, jeder der in den Akten eine „IM“ -Namen trug, sei auch Mitarbeiter der Stasi gewesen. In Wirklichkeit hatte sich schnell herausgestellt, Stasi hatte auch über wirkliche „Informelle Mitarbeiter“ eine große Anzahl von Personen gezielt ausgehorcht und ihnen Decknamen gegeben.

Deutsche Gerichte haben wiederholt solche Ausgehorchten freigesprochen, doch Gauck blieb unbeugsam. Er war schließlich untragbar geworden und wurde ersetzt.

Er gab die ganze Zeit den Reaktionären und den ach wie so Christlichen Steilvorlagen, um über völlig Unschuldige herziehen zu können. Gleichzeitig gab er den betroffenen keine umfassende Akteneinsicht, damit sie ihre Unschuld beweisen konnten. Auf diese Weise hat Gauck Hunderten von Deutschen das Leben zur Hölle gemacht, indem sie unschuldig mit dem Makel eines Stasi-Mitarbeiters leben mussten, weil Gauck hasserfüllt war.

Es gab auch klare Hinweise, dass Gauck die Akten durchforstet hat und dann Namen heraus sickern ließ von „IM“s, die dann anschließend vorverurteilt wurden, bevor sie überhaupt Einsicht in Akten nehmen konnten.

Die ganze Gauck-Behörde wurde so zu einem Verfolgungsapparat von Stasi-Mitarbeitern und Unschuldigen, während gleichzeitig umfassende Akteneinsicht nicht gewährt wurde und so die Namen, die einmal in der Öffentlichkeit waren, praktisch nicht mehr freigesprochen werden konnten.

Es ist immanent, dass dies sehr oft ehemalige SED- und heutige „Linke“-Mitglieder traf und damit eines der schmerzhaftesten Übel der Zeit nach der Vereinigung war, soweit Unschuldige davon betroffen waren. Gauck hat sich somit wissentlich der Förderung der Widersprüche zwischen Ossies und Wessies schuldig gemacht und nicht versöhnt, sondern gespalten.

Wäre er zum Bundespräsidenten gewählt worden, hätte dies die sowieso noch bestehenden Animositäten zwischen Ost und West in Deutschland intensiviert.


Originalveröffentlichung

Montag, 5. Juli 2010

BP ist nicht allein

Andere Umweltkatastrophen sind nur nicht so bekannt

Von Karl Weiss

Die Ölbohrerei erzeugt viele Umweltkatastrophen. Die von BP-„Deepwater Horizon“ ist nur eine. Bekannt sind bereits seit Jahren die Erdöle von Shell und BP, die im Niger-Delta in Nigeria die heimische Bevölkerung ausrotten. Nun wurde auch bekannt: In der Nordsee strömt aus einem Bohrloch der Exxon-Mobil seit fast 20 Jahren Erdgas in riesigen Mengen. Erdgas, sprich Methan, ist 20 bis 30 Mal klimaschädlicher als CO2.

Die Exxon-Mobil hielt es nicht für notwendig, dieses Leck zu stopfen.

Sie sind schließlich die Herren der Welt. Warum sollten sie alte, leckende Bohrlöcher stopfen, wenn die Medien und die Presse nicht einmal darüber berichtet (wozu sie natürlich mit Mitteln beigetragen haben, die weit billiger kommen als das Stopfen von Bohrlöchern).

Am 20. November 1990 (!!!!) kam es zu einer gewaltigen Explosion am Meeresboden der Nordsee vor der schottischen Küste. Statt dem erwarteten Erdöl kam aus einer Bohrung der Mobil (heutige Exxon-Mobil) Erdgas, sprich Methan, und begann zu sprudeln.

Die Methan-Quelle ist so virulent, dass ein U-Boot, das in den Strom eintauchte, von einer „Achterbahnfahrt“ spricht, siehe hier:

http://www.zeit.de/2010/24/Nordsee-Bohrloch-Methan

Nun, die Exxon-Mobil kann sich auf britische Regierungsstellen beziehen, wenn sie sagen, sie müssten nichts tun. Das britische Ministerium für Energie und Umweltschutz erklärte, es gäbe keine Beeinträchtigungen der Umwelt.

Wenn Sie noch einen Beweis gesucht haben, dass hier die Konzerne und Banken das Sagen haben und nicht die Regierungen, hier haben Sie den endgültigen Beweis, hieb- und stichfest!

Gleichzeitig haben andere britische Regierungsstellen eine Warnung ausgegeben. Das entsprechende Seegebiet wurde von ihnen auf Seekarten als Gefahrenzone markiert. Man weiß also in Wirklichkeit genau, was vor sich geht.

Aber die übergeordneten Organe sind eben die der Weltkonzerne, nicht die Regierungen.

Weg mit diesem Kapitalismus!


Veröffentlicht am 5. Juli 2010 in der Berliner Umschau

Freitag, 2. Juli 2010

Absurd hoch 5

Niebel in Israel

Von Karl Weiss

„Also, wie ist das noch mal? Ich versteh das nicht! Erklär mir das mal mit Niebel und Israel.“ „ Also: Niebel ist FDP und einer der sich am weitesten für die Theorie: „Israel darf immer alles“ aus dem Fenster gelegt hat – außerdem ist er Entwicklungshilfeminister. Nun hat er ein Entwicklungshilfe-Projekt in Israel besuchen wollen...“

„Moment einmal, ist Israel ein Entwicklungsland? Seit wann bekommt Israel Entwicklungshilfe?“ „Nein, das ist natürlich für die Palästinenser, das Projekt einer Kläranlage im Gaza-Streifen.“

„Versteh ich immer noch nicht. Israel beansprucht die Souveränität über die Palästinensergebiete und die „internationale Gemeinschaft“ erkennt das an. Aber Entwicklungsprojekte innerhalb des Gebietes israelischer Souveränität werden vom Ausland bezahlt?“ „Ja, sonst würde es ja gar nicht gemacht!“

„Ist doch absurd! Israel ist eines der reichsten Länder der Erde. Was da täglich an US-Dollar reinfließt, das ist pro Kopf der Bevölkerung bei weitem das Höchste von allen Ländern! Da sind ja nicht nur die offiziellen Dollar von den Vereinigten Staaten, das sind ja auch die ‚geschenkten’ U-Boote von Deutschland und dann – nicht zuletzt – die Milliardenbeträge jährlich, die US-Israel-Anhänger nach Israel überweisen. Und da müssen wir mit unseren Steuergeldern für Entwicklungsprojekte in israelisch kontrollierten Gebieten einstehen?“

„Na, das ist eben humanitär. Sonst würden die Palästinenser ja gar nichts bekommen.“

„Es bleibt absurd. Wird das Humanitär-Sein jetzt zwischen den Ländern der Welt aufgeteilt? Die einen sollen humanitär sein und die anderen brauchen auf dem von ihnen kontrollierten Gebiet nicht humanitär sein?“ „Na ja, da hast du schon recht, wir sind die zahlenden Idioten und die Israelis gehen rein und zerstören wieder alles.“

„Aber was war nun mit Niebel?“ „ Na, er wollte also in den Gaza-Streifen, das dortige humanitäre Projekt ansehen und Israel hat ihn nicht rein gelassen.“ „Moment, er wollte das von unseren Steuergeldern bezahlte Projekt ansehen?“ „Ja, man hatte ihm auch schon signalisiert, man würde ihn rein lassen, hat ihn dann aber doch am Übergang zurückgewiesen.“

„Ich glaubs nicht! – Das ist absurd hoch 2! Und dann hat die Bundesregierung natürlich sofort gesagt, die sollen dieses Projekt jetzt selbst bezahlen, nicht?“

„Nein, nein, hat sie nicht. Sie hat den Niebel kritisiert, weil der gesagt hat, Israel solle es sich nicht mit seinen letzten Freunden verscherzen und es sei jetzt fünf vor 12 vor Israel.“

„Was, die hat den eigenen Minister nicht verteidigt, dafür die Israel-Doktrin? Nun ist es schon absurd hoch 3!“

„Hat denn wenigstens Niebel dann wutentbrannt Israel verlassen und ihnen gesagt, sie könnten ihn mal?“ Nein, natürlich nicht, er hat sich vielmehr mit deren Außenminister Liebermann getroffen, der angeordnet hatte, ihn nicht hineinzulassen.“ „Der hat sich mit dem Mann auch noch getroffen? Nun wird es wirklich absurd hoch 4!“

„Aber was wolltest du mir eigentlich sagen? Du sagtest irgendetwas von einem Artikel in der „Süddeutschen“. „Ja, da schreiben die in der Süddeutschen hierzu – und da muss man sich jedes Wort auf der Zunge zergehen lassen:

„Der Blockadebrecher Niebel, der Israels Nöte durchaus kennt (...) Kein Minister darf sich erlauben, ... die Einreise nach Gaza nicht ausreichend abzusichern - mit israelischen Garantien in aller Form. Die lagen offenbar nicht vor, es gab lediglich "Signale". (...) Der Gazastreifen wird ja nicht aus einer Laune heraus isoliert, sondern aus dem Wunsch, zu überleben.“

„Das kann nicht wahr sein, das hat die „Süddeutsche“ wirklich geschrieben? Nun sind wir schon bei absurd hoch 5!

Da hätte also Niebel, um ein von seinem Ministerium finanziertes Projekt zu sehen, - und selbstverständlich wird dieses Projekt mit der Kenntnis Israels von Deutschland finanziert – sich alle Unterschriften der Ministerpräsidenten Israels, auch der bereits verschiedenen, beschaffen müssen, um nicht von der „Süddeutschen“ als ‚Blockadebrecher’ bezeichnet zu werden?

Und nach Meinung der „Süddeutschen“ ist Israel in Nöten und kämpft gegen einen übermächtigen Feind ums Überleben? Von allen Seiten wird es von hochgerüsteten, hochentwickelten, auch mit Atomwaffen ausgerüsteten Feinden bedroht, während es selbst gerade einmal ein paar Mini-Raketen hat, mit denen es seinen Feinden bestenfalls Nadelstiche versetzen kann?“

„Und dann auch noch die Übernahme der israelischen Bezeichnung „Blockadebrecher“ für Friedensbewegte, die Hilfsgüter für Palästinenser bringen wollen!“

„Ja, wer die falschen Worte wiederholt, steht auf der falschen Seite. An ihren Worten könnt ihr sie auch erkennen.“

„Da hat sich die „Süddeutsche“ aber gewaltig geoutet! Die ganze Geschichte erinnert mich daran, wie sich damals zu Beginn der 80er Jahre die deutsche (SPD-FDP-)Schmidt-Regierung bei der argentinischen Militärdiktatur Liebkind gemacht hat. Hier lese ich gerade im Internet darüber, hör mal:

http://superdemokraticos.com/das-saubermann-image/

„Deutschland wollte die guten Beziehungen zur Junta nicht trüben, während andere Regierungen sich um ihre Staatsangehörigen bemühten, die in geheimen Folteranstalten litten. (...) Der drastischste Fall ist vermutlich der von Elisabeth Käsemann, einer deutschen Studentin, die Verfolgten der Militärdiktatur half, (...) Wochenlang wurde Elisabeth in einem Foltergefängnis festgehalten, dann ermordet. (...) Deutschland berief nicht einmal den argentinischen Botschafter ein. „Ein verkaufter Mercedes Benz wiegt zweifellos mehr als ein Leben“, warf Käsemanns Vater später den Diplomaten vor. Elisabeths Leiche hatte weder Haare noch Augen.“

Donnerstag, 1. Juli 2010

Das sind unsere Politiker

Die Hassprediger sind keine Islamisten

Von Karl Weiss

Wiederholt hat sich SPD-Sarrazin als Aufheizer gegen Ausländer und gegen die Armen im Lande betätigt, schon als Berliner Finanzsenator und jetzt als Bundesbanker. Was steckt hinter diesen Ausfällen? Warum macht ein SPD-Politiker Sprüche, die von NPD-Leuten stammen könnten? Warum nimmt die SPD dies schweigend hin? Warum wird er nicht von allen anderen Politikern zurechtgewiesen?

Untersucht man näher, was er da sagt, so könnte man meinen, der Mann ist einfach unendlich dumm, hat anscheinend nicht die mindeste Bildung. Das könnte natürlich zu hämischen Kommentaren verführen. Auch könnte man versucht sein, diese Ausfälle als Rache gegen das Schicksal zu sehen, das ihn nun nicht gerade zum Schönsten der Männer hat werden lassen, nach dem Motto: Ich bin abgrundtief hässlich aber ihr seid alle Sch... .Das alles aber greift zu kurz.

Vor allem muss man ja sehen, Sprüche dieser Art, wie er sie am Fließband von sich gibt, sind ja keineswegs so rar gesät. Roland Koch hatte sie drauf und auch unser Lieblingspolitiker Westerwelle hat sich ja schon auf den Weg begeben, die in Hartz IV lebenden und nach seiner Meinung vor Geld stinkenden Bundesbürger mit der spätrömischen Dekadenz zu vergleichen.

Was also soll das? Um dahinter zu kommen, muss man sich die Aussagen genau ansehen.

Da sagt also Sarrazin (hier zitiert aus der „Süddeutschen Zeitung“):

„Zuwanderer "aus der Türkei, dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika" wiesen weniger Bildung auf als Migranten aus anderen Ländern. Einwanderer bekämen zudem mehr Kinder als Deutsche. Es gebe "eine unterschiedliche Vermehrung von Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher Intelligenz" (...). Intelligenz werde von Eltern an Kinder weitergegeben, der Erbanteil liege bei fast 80 Prozent.“

Das ist so unlogisch wie die Behauptung, die Welt sei vor 6000 Jahren geschaffen worden und alle Funde aus davor liegenden Zeiten seien gefälscht, welche de Kreationisten aufstellen.

Wie man heute weiß, stammt der heutige Mensch aus Afrika. Wenn Intelligenz im wesentlichen durch Vererbung weitergegeben wird, wie soll sich dann ein geographisches Gefälle von Intelligenz herausgebildet haben? Wenn seine These von der Vererbung der Intelligenz richtig wäre (sie ist natürlich Unsinn), so müssten alle Menschen etwa die gleiche Intelligenz haben, denn wie sollte sich durch Vererbung eine generell niedrigere Intelligenz in den Gebieten herausgebildet haben, von denen er spricht - und eine höhere bei uns?

Ist Sarrazin zu dumm, um diese einfache Schlussfolgerung zu begreifen? Wohl nicht. Die beschäftigen bei der Bundesbank sicherlich die verschiedensten Leute, aber keine immensen Hohlköpfe.

Also bleibt nur eine Folgerung: Er behauptet das wider besseres Wissen. Warum also, um was geht es?

Etwas ganz ähnliches muss man bei Westerwelle sehen, der als Spitzenpolitiker ja eine bestimmte Art von Intelligenz an den Tag gelegt hat, nämlich jene, mit Intrigen, Seilschaften und Gemauschel in einer Partei nach oben zu kommen. Auch ihm darf man unterstellen, dass er genau weiß, die Dekadenten der spätrömischen Gesellschaft waren eben die Gutverdiener und Superreichen von damals, also zufällig genau jene, die heute die Haupt-Klientel der FDP darstellen.

Seine Behauptung hat Westerwelle ja in einem Artikel aufgestellt, er hatte also genügend Zeit, sich das zu überlegen, es ist ihm nicht herausgerutscht.

Auch hier also wider besseres Wissen.

Warum behaupten solche Politiker Dinge wider besseres Wissen und die anderen schlagen ihnen das nicht um die Ohren?

Es geht offensichtlich darum, Stimmung zu machen gegen Ausländer, gegen Immigranten, Nachkommen von Immigranten („Kopftuch-Mädchen“) und den Menschen ins Hirn zu hämmern, Hartz-IV-Empfänger und Rentner würden sich auf ihre Kosten ein schönes Leben machen.

Wie wir wissen, gibt es leider eine bestimmte kleine, aber lautstarke Schicht von Dünnbrettbohrern, die nicht in der Lage sind, diese Hetze zu durchschauen und sich diese Thesen dann selbst zu eigen machen.

Viele von uns haben schon solche Zeitgenossen sagen hören: „Wer wirklich arbeiten will, kriegt auch Arbeit“. Das ist zwar dummes Geschwätz, wenn man weiß, es gibt etwa 10 Millionen Arbeitslose in Deutschland (das sind nur die, welche Arbeit suchen), aber nur etwa 100 000 offene Stellen, die oft nicht einmal wirklich offenen Stellen sind.

Trotzdem sind aber solche Sprüche anscheinend unausrottbar. Wie die Bildzeitung, haben also Koch, Sarrazin, Westerwelle und Konsorten den Auftrag solche Sprüche zu gerieren und damit in den Mund der kleinen Schicht von Hass-Deutschen zu legen.

Diese sind nämlich die Garantie, dass die Deutschen sich nicht zusammentun, nicht gemeinsam gegen ihre Unterdrücker und Ausplünderer wehren, sondern sich in Kämpfe untereinander verstricken.

Das Vorbild ist mal wieder Amerika, wo diese Taktik des Sprüche Erfindens und in die Köpfe der Menschen einbläuen in weiten Teilen erfolgreich war. Die verschiedenen Bevölkerungsteile sind in Hass gegeneinander befangen, leben in getrennten Stadtvierteln, haben keinen Kontakt und freuen sich, wenn es anderen an den Kragen geht, selbst wenn sie selbst keinerlei Vorteil davon haben: Die perfekte Hassgesellschaft.

Insofern ist das Wort Hassprediger voll auf Sarrazin und Konsorten abzuwenden, auch wenn diese es lieber auf islamische Geistliche angewendet sehen.

Zum Glück aber haben wir in Deutschland einen generellen Linkstrend. Das Wort Solidarität ist hier kein Fremdwort, im Gegenteil. Toleranz und Solidarität zeichnen einen überwiegenden Teil der deutschen Bevölkerung aus. Sie sind (und es werden mehr) gegen derlei Sprüche gefeit, einfach weil sie ihre Inhaltsleere und ihren zutiefst abartigen Charakter erkennen.

Es sind dies fast die ganze riesige Gruppe der Nichtwähler, die sich vom Standardargument „Dann darfst du dich auch nicht beschweren“ nicht mehr beeindrucken lassen, große Teile auch der Wähler der Linkspartei, ein Teil der Wähler der Grünen und bei den letzten Bundestagswahlen hat ein Teil dieser Linkstrendigen sogar FDP gewählt, ist aber inzwischen längst von diesem Irrtum geheilt.

Das ist eine klare Mehrheit! Gerüchtweise verlautet, einige hätten auch noch SPD gewählt, aber das sind nur die, welche immer noch nicht begriffen haben, welche Aufgabe die Sozialdemokratie im kapitalistischen Unterdrückungsregime hat.

So ist auch verständlich, dass die Hass-Sprüche in immer kürzeren Abständen hinausposaunt werden, immer hektischer neue erfunden werden und verzweifelt versucht wird, dem Linkstrend entgegenzuwirken. Lesen Sie nur einmal zum Spaß (?) eine Woche lang die Bild. Sie können darauf wetten, es ist immer genau das Gegenteil wahr. Und dort werden diese Sprüche am Fließband entwickelt.

Aber die Auflage der Bild sinkt und sinkt. Ach, wie leid mir das tut!


Veröffentlicht am 30. Juni 2010 in der Berliner Umschau

Mittwoch, 30. Juni 2010

4 Jahre Blog Karl Weiss – Journalismus + 1Million und 500 000 Klicks

In eigener Sache

Von Karl Weiss

Die beiden Ereignisse fielen nicht genau aufeinander, aber fast. Seit fast genau 4 Jahren besteht nun dieses Blog, genau gesagt seit dem 28.6.2006. In Kürze, wahrscheinlich schon in zwei Wochen, wird der 1 Million und 500 000ste Klick auf dieses Blog erwartet (nach Blogcounter).

Zum 4. Geburtstag – ist ja noch ein Kleinkind – habe ich mir gleich mehrere Geschenke für Sie, lieber Leser, ausgedacht:

1. Geschenk: Ich habe einen Roman geschrieben und werde ihn hier ins Blog stellen. Er heißt ‚Milliansstrass’ und spielt zwischen München und der Schweiz. Er beginnt im Jahr 1956 und endet im Jahr 1968. Ich werde ihn kapitelweise hier ins Blog stellen und dann auch zusammengefasst in ein neues Blog. Sie brauchen also keine Sorge zu haben, dass sie eine Fortsetzung verpassen.

2. Geschenk: Wie schon zum 2-jährigen und zum 3-jährigen, stelle ich wieder die meist angeklickten Bilder im Blog hier in diesen Artikel. Schließlich ist dies hier u.a. auch ein Bilder-Blog.

3. Geschenk: Ich habe Elmar Getto, der bereits zu Beginn dieses Blogs mit seinen Artikeln über Brasilien und einigen anderen überzeugt hat, dazu überreden können, dass er mir exklusiv seine Ausarbeitung zum „Transportsystem der Zukunft“ zur Verfügung stellt. Ich halte das für das profundeste, was bisher zu diesem Thema vorliegt. Na, Sie werden selbst sehen. Im Juli ist es fertig, hat er mir versprochen.

So – und nun viel Vergnügen – auch weiterhin mit dem Blog Karl Weiss-Journalismus, einem Nachrichten-, Politik-, Brasilien- und Bilder-Blog.

(Anmerkung: Es gibt eine Anzahl von Nudistenfotos, Bravo-Aufklärungsbildern und Wikipedia-Sexual-Abbildungen unter den viel angeklickten. Diese Bilder wurden hier ausschliesslich als Beleg für die im Internet frei zugänglichen Bilder und als Beispiele für die Absurditäten des beabsichtigten neuen Sexualstrafrechts eingestellt. Was die Mädchen (und Jungs) von den brasilianischen Sambaschulen angeht, so gehört das einfach zu einem Brasilienblog.)

Barack Obama

Der Rettungs-Plan

"Ich bin in Ordnung, ich bin auf einen Steuerzahler gefallen"

Statistik Reallöhne

RIO 10 - 33

S.Paulo - 10 - 01

USA-Staatsverschuldung - Das ist eine Exponentialfunktion!

Das bekannte Bild mit einem Gefangenen mit Kapuze auf dem Hocker, mit Drähten angebunden.

Energieverbrauch Deutscland

Die völlige Zerstückelung des palästinensischen Territoriums wird hier deutlich. Das ist keine Besatzung, das ist Annektion.

Treffende Karikatur

Kohlendioxid-Anstieg: Dies ist eine so überzeugende Kurve über das, was im Moment geschieht, dass sich jeder Kommentar erübrigt.

Ausschnitt aus Sexfolterphoto Abu Ghraib

Karikatur Selbstmord Guantánamo

nudist foto 831

Nudist foto 199

Nudist Foto 179

Nudist Foto 147

Nudist Foto 123

nudist-foto 125

Pete Townshend

Hartz-Protest 02

Bravo- Junge und Mädchen

Bravo - Stellung

Bravo - Stellung 1

Bravo - Stellung 3

Bravo Stellung 5

Bravo - Stellung 6

Bravo - Stellungen

Bravo - Sex

Bravo Aufklärung 3

Bravo Aufklärung 12

Bravo - Selbstbefriedigung 1

Bravo - Selbstbefriedigung 2

Wikipedia: Penis, normal und eregiert

Wikipedia - Beschnittener Penis

Wikipedia - Eregierter Penis

Wikipedia Commons - Erektion

Wikipedia Commons - Penis mit Skala

Wikipedia Commons Masturbation

Fisk Iraq 145858

Penis Size

Karneval in Rio - Tänzerin fast nackt

Deutschland: Statistik von 2000 bis 2007 über BIP, Lohn, Konsum und Vermögenseinnahmen

Karneval in Rio 2009 -15

Karneval in Rio 2009 - 14

Karneval in Rio 2009 - 8

Karneval in Rio 2009 - 6

Karneval in Rio 2009 - 1

Karneval Rio 2009 24

Carnaval Rio 2009 20

Dienstag, 29. Juni 2010

Offener Brief betreff Google und BP

Offener Brief an fieser-admin.de, Herrn Marcel Tallarek

Von Karl Weiss

Na, das war ja sehr freundlich von Ihnen, wie Sie über die Berliner Umschau und mich hergezogen sind, immer im beliebten deutschen Stil: Der Herr weiß alles, alle anderen sind Idioten. Besserwisser sind einige der fiesesten Zeitgenossen, die es gibt. Aber das wissen Sie ja schon, sonst hätten Sie ja ihre Seite nicht „fieser Admin“ genannt.

Nur fällt dies alles, was Sie da an Nettigkeiten über mich/uns sagen, nun auf Sie selbst zurück, denn so unangenehm das für Sie sein mag, aber Sie haben nicht Recht. All das „Lachen“ und „blanke Entsetzen“, das Sie angesichts unserer „Unwissenheit“ empfanden, wird man nun Ihretwegen empfinden müssen, denn Sie haben nicht Recht.

So kommt das, wenn man „Fachmann“ auf einem Gebiet ist und sich nicht einmal die Mühe macht, Google zu öffnen und nachzusehen, weil man ja immer alles schon weiß.

Ich habe hier einen screenshot sowie einen Ausdruck auf Papier, was man bekommt, wenn man in der jetzt aktuellen Situation „Oil Spill BP“ googelt: Das erste Suchergebnis ganz oben ist die Konzernseite von BP selbst, das zweite eben genau jene Spezialseite „Gulf of Mexico response“, für die BP laut Stern-Angaben angeblich 10 000 Dollar täglich an Google zahlt, um sie da oben zu haben. Diese beiden Suchergebnisse sind nicht als Anzeigen gekennzeichnet (das erste ist vielleicht auch keine), stehen nicht rechts neben den Suchergebnissen und sind auch nicht irgendwie farblich herausgehoben, so dass man eventuell vermuten könnte, es seien Anzeigen. Sie erscheinen als ganz normale Suchergebnisse.

Wenn Sie wollen, schicke ich Ihnen gern meinen screenshot zu, wenn Sie mir Ihre E-Mail-Adresse mitteilen (mein E-Mail ist das der Berliner Umschau), aber Sie können ja auch selbst bei Google nachsehen.

Nun zum zweiten Punkt, in dem Sie sich so superschlau aufführen: Die Klicks auf die Suchergebnisse haben nach Ihren Angaben null, nichts, nada, niente mit dem Platz zu tun, auf denen die Suchergebnisse aufscheinen. Der Artikel hat dies auch gar nicht behauptet, er sagt vielmehr: „Die meisten Menschen meinen, wenn sie etwas „googeln“, also mit Stichwörtern nach Resultaten im Internet suchen, dann würden die meist angeklickten oben stehen.“

Es ist natürlich klar und das habe ich deshalb auch nicht eigens erwähnt, dass die Suchergebnisse natürlich zuerst durch die Übereinstimmung der Worte mit denen der Anfrage herausgesucht werden und dann nach dem Grad der Übereinstimmung und der Häufigkeit der Worte und der Reihenfolge der Worte ausgerichtet werden. Danach werden aber offensichtlich weitere Kriterien angelegt, wie man relativ leicht feststellen kann, wenn man sich Google-Suchergebnisse genau ansieht.

Alle von mir befragten Nicht-Fachleute waren aber genau dieser Meinung, dass die Anzahl der Klicks auf die Suchergebnisse dann die Reihenfolge ändern können. Wenn das nicht so ist (ich will gerne zugeben, dass ich das ganz naiv so wie so viele anderen Menschen geglaubt habe), hat Google es geschafft, die halbe Welt zu täuschen über diese Frage.

auf-zum-strand-tanken

Anschließend habe ich drei Computer- und Internet-Fachleute gefragt (zum Glück habe ich schon zwei von ihnen in der Familie).

Sie haben mir übereinstimmend gesagt, tatsächlich gäbe es zunächst einen Bündel von Kriterien, nach denen die Reihenfolge dieser Suchergebnisse festgelegt wird. Dann aber kommt als zusätzliches Kriterium hinzu, wie oft auf die Suchergebnisse geklickt wird.

Nun bin ich keine Besserwisser und will zugeben, das mein „Experten“ alle drei Unrecht haben können, aber Ihre Art, alle, die einen Zusammenhang von Klicks und Höhe der Suchergebnisse sehen, zu Idioten zu erklären, ist und bleibt inakzeptabel, um nicht, so wie sie, unangenehmere Worte zu verwenden.

Jemand, der sein Fachmann-Sein so heraushängen lassen muss, hat üblicherweise Gründe dafür, meistens weil er ein äußerst schwacher Fachmann ist.

Auch greift Ihr Hinweis nicht, dass die Berliner Umschau ja Werbung enthält und man dies daher Google nicht vorwerfen könne. Jegliche Werbung in der Berliner Umschau ist klar als solche gekennzeichnet, die bei Google aber eben nicht.

Ich verstehe ja, dass Leute, die als Admins vom Internet leben, eine Tendenz haben, alle Internet-Götter wie Google anzubeten und so mag es auch verständlich sein, dass Sie da so sauer auf Gotteslästerung reagiert haben. Ich habe schon einmal einen Admin gesprochen, der zum Beispiel die Machenschaften von Microsoft für richtig hielt. Nur am Ende kommt es auf die Fakten an, nicht auf den Glauben.

Mit dem ehrlichen Wunsch einer guten Besserung

grüßt Sie,

Karl Weiss

Folgendes sind Ausschnitte aus der Erklärung von Marcel Tallarek auf der Site „fieser-admin.de“:

„....mit lachen aber auch blankem Entsetzen habe ich heute ihren Artikel „Wir werden vergoogelt“ gelesen. (...) entsetzt weil Sie die wenigen Fakten dann aber auch och verdrehen oder schlicht und ergreifend nicht verstanden haben. (...)

...falsch zu behaupten, dass Google die hochstehenden Suchergebnisse verkauft. Denn die natürlichen Suchergebnisse sind nicht käuflich. Die (...) bezahlten Anzeigen stehen rechts neben den eigentlichen Ergebnissen oder farblich markiert und mit dem Schlagwort „Anzeige“ versehen darüber. (...)

Die Klicks haben absolut Null, Nada, Niente Auswirkung auf die Suchergebnisse. (...)

Auch wen es heutzutage üblich zu sein scheint gefährliches Halbwissen als Journalismus zu verkaufen... (...)

Im Übrigen sollte eine Seite ... mit Werbung ... sich nicht unbedingt darüber echauffieren, dass man bei Google Suchbegriffe kaufen kann.

(Wir haben uns erlaubt, die Rechtschreibfehler nicht zu verbessern)



Zusatz zum Offenen Brief

Wie sich inzwischen herausgestellt hat (siehe dazu auch den unter diesem stehenden Artikel und seine Kommentare) scheint das, was Goggle falsch macht, noch viel schlimmer zu sein als angenommen. Der Kommentator "deprifrei-leben" hat nämlich auf deutsch Suchergebnisse zu diesem Thema bekommen, welche die Seite der BP klar absetzen und als Anzeige kennzeichnen.

Ich dagegen, der ich von Brasilien aus "Oil Spill BP" gegoogelt habe, erhielt Suchergebnisse, in denen die Spezialseite der BP hierzu an zweiter Stelle (nach der Konzernseite der BP) auftaucht, ohne irgendwelche Kennzeichnung als Anzeige, weder mit Worten noch darin, dass sie rechts neben den anderen stehen, noch farblich abgesetzt.

Das würde bedeuten, die Leute bei Google sind so rassistisch, dass sie den Menschen in Entwicklungsl6andern glauben einen Bären aufbinden zu können, denen in entwickelten Ländern dieses aber vorsichtshalber nicht zumuten. Wenn sich das bestätigt, ist das der grösste Google-Skandal des neuen Jahrhunderts und Herr Tallarek als Google-Anbeter müsste Abbitte leisten, was er natürlich nicht tun wird, denn Besserwisser leisten nie Abbitte.

Karl Weiss - Journalismus

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