Deutschland

Donnerstag, 27. Mai 2010

Merkel, Westerwelle: Die Lügen werden immer frecher

3 Grundlügen zur Annahme des Pakets

Von Karl Weiss

Es ist kaum zu glauben, was diese Politiker sich leisten können, ohne in einem Sturm hinweggefegt zu werden. Da bringen es Merkel und Westerwelle fertig, im Bundestag vor den Augen aller zu behaupten, das europäische „Rettungspaket“ von 720 Milliarden (mit einem eventuellen Aufschlag von weiteren 20%) mit einem deutschen Anteil von 148 Milliarden (plus weitere 20%) sei dazu bestimmt, den „Euro zu retten“ und „Europa zu retten“! Das ist die zweitgrößte Lüge dieses Jahres (die größte ist die Arbeitsmarktstatistik).

Diebe unter uns

Wenn der Euro an Wert verliert, dann deshalb, weil eine Anzahl von Euro-Ländern überschuldet und die anderen auf dem Weg dorthin sind. Es geht ja nicht darum, dass man diesen Ländern Geld schenken will, weit gefehlt, sie sollen NEUE KREDITE bekommen, sich also noch mehr verschulden. Das ist so, als ob man einem Kokain-Süchtigen große zusätzliche Dosen an Kokain gibt, damit er davon loskommt!

Das unglaubliche daran ist, das Auflegen solcher Riesenpakete von Steuerzahlergeldern wird in einer Eile und aufgrund von Scheinargumenten durchgezogen, dass eigentlich jeder merken muss, das stinkt!

Doch die deutsche Öffentlichkeit scheint das zunächst einmal weggesteckt zu haben, als hätte es wirklich irgendeinen vernünftigen Grund gegeben, dieses Programm aufzulegen.

Opel Merkel

Was ist nun der wirkliche Grund, warum solche Programme aufgelegt werden?

Nun, im Grunde wissen Sie das schon, lieber Leser: Grosse Banken, Versicherungen und andere Monopolkonzerne in Deutschland, Frankreich und einer Reihe von anderen Staaten haben gewaltige Investitionen in griechischen Staatsanleihen gemacht, in portugiesischen, in irländischen, in spanischen und in solchen Italiens. Würde eines dieser Länder bankrott gehen, wären wesentliche Teile dieser Gelder für sie verloren. Um das zu verhindern, muss man diesen Ländern neue, große Kredite aufzwingen, mit denen sie diese Banken, Versicherungen und Konzerne bezahlen. Danach können sie bankrott gehen oder was auch immer mit ihnen geschehen mag.

Westerwelle

Das sind die Gesetzmäßigkeiten des Monopolkapitalismus: Die Monopole: Banken, Versicherungen, Großkonzerne bestimmen, die Politiker gehorchen.

Alle diese Gelder werden an die Besitzer von (Teilen der) Banken gehen, der Versicherungen, der Monopolkonzerne und an die jeweiligen Spitzenmanager. Leute, die bereits im Geld schwimmen, werden noch mehr Geld bekommen.

Nun, werden Sie vielleicht sagen, lieber Leser, das sind gewagte Thesen, wie wollen Sie das belegen?

Pfau

Nun, meine Gegenfrage ist: Seehofer genügt?

Was? Was hat Seehofer damit zu tun?

Nun, er hat genau dies gesagt, er hat es bestätigt!

Das kann nicht wahr sein, belegen Sie das!

Hier ist der Beleg: Seehofer, seines Zeichens Bayerischer Ministerpräsident und eine der wichtigsten Figuren der CDU/CSU, hat am 20. Mai in der ARD bei Erwin Pelzig am Fernsehen folgendes gesagt:

"Diejenigen die entscheiden sind nicht gewählt und diejenigen die gewählt werden haben nichts zu entscheiden!"

Ich habe es doppelt gescheckt, er hat dies dort wirklich gesagt.

Er mag einen schwachen Moment gehabt haben, oder vielleicht besser: Einen starken Moment, aber er hat die Wahrheit gesagt, obwohl das in seiner Position eigentlich nicht angebracht ist.

Doch diese große Basis-Lüge zum europäischen Hilfspaket ist noch nicht alles.

Es gibt auch weitere Lügen-Punkte. Das Paket wurde durch den Bundestag geschleust und von einer Mehrheit von CDU- und FDP-Abgeordneten angenommen (eine Reihe enthielten sich aber). Allerdings war der genaue Wortlaut der europäischen Einigung über dieses Paket in deutscher Version überhaupt nicht an die Abgeordneten gelangt, bevor sie abstimmten.

Bundestag - Reichstag

Das ist, um es vorsichtig auszudrücken, die Aufhebung der Demokratie in Deutschland.

Doch auch damit noch nicht genug, Die Lügen akkumulieren:

Das europäische Paket sollte zusammen mit einer Kredit-Offerte des Internationalen Währungsfonds (IWF), auf English: International Monetary Found (IMF), angeboten werden, damit die Europäischen Länder nicht alle Lasten allein tragen sollten.

Als die Abgeordneten entschieden, wurde ihnen aber vorenthalten, dass das US-Repräsentantenhaus bereits zwei Tage vorher entschieden hatte, eine Beteiligung des IMF an den Krediten für bereits völlig überschuldete Staaten in Europa zu verbieten. Da die USA die Mehrheit der Gelder des IMF zur Verfügung stellen, ist damit eine Beteiligung des IMF an den Krediten ausgeschlossen.

Damit sind die zum Zeitpunkt der Abstimmung genannten Zahlen bereits überholt. Dies ist eine weitere Lüge. Man flunkerte den Abgeordneten vor, es handele sich um Garantien zusammen mit dem IMF, aber das war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr der Fall.

Die auffallende Eile hatte also Ursachen. Hätten alle Abgeordneten vom Ausscheiden des IMF gewusst, wären vielleicht noch 7 Stimmen weniger zustande gekommen und es hätte nicht gereicht.

Damit sind wir bereits bei (im wesentlichen) 3 Lügen, die dieses Paket begleiten.

Für diese Politiker sind Lügen bereits zum integralen Bestandteil ihres Seins geworden, nicht wahr, Frau Merkel, nicht wahr, Herr Westerwelle?

Nun stellen Sie sich einmal vor, die Menschen in Deutschland kommen dahinter.

Im alten Rom sagte man in einem solchem Fall "Vae Victis" (Wehe den Besiegten!)


Veröffentlicht am 27. Mai 2010 in der Berliner Umschau

Dienstag, 4. Mai 2010

Da ist doch was oberfaul!

Was ist das mit dem Kachelmann?

Von Karl Weiss

Jörg Kachelmann sitzt nun schon weit über einen Monat in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft spricht von „weiteren Anschuldigungen“ zusätzlich zum Vorwurf, seine Lebenspartnerin vergewaltigt zu haben. Aber ansonsten halten sowohl Polizei, Staatsanwaltschaft wie auch der Verdächtige in einer Weise dicht, dass man misstrauisch werden muss. Staatsanwaltschaften können sonst kaum einen Tag auf einem neuen Untersuchungsergebnis sitzen, ohne es heraus sickern zu lassen, doch in diesem Fall herrscht das Schweigen der Lämmer (oder der Geier?).


Irgendwas ist oberfaul an diesem Fall. Kachelmann soll, wie der Bürger-Journalist gehört hat, ein prominenter Wettermann beim Ersten sein (oder gewesen sein?). Er kennt ihn natürlich nicht, denn er lebt ja in Brasilien.

Trotzdem konnte er sich schlau machen. Ein Freund fand in Deutschland heraus, dass Personen, die hier der Vergewaltigung angeklagt sind, wenn es keine anderen Verdachtsmomente als die Aussage der Frau gibt, niemals für mehr als 48 Stunden in Untersuchungshaft bleiben. Also, welche Beweise hat die Staatsanwaltschaft, die jene Anklage so glaubwürdig macht? Hat die Frau die ganze Szene auf Video? Aber warum würde man das geheim halten?

Kachelmann selbst und seine Verteidiger lassen nichts heraus als die Aussage, er sei unschuldig. Aber warum gehen sie nicht auf die vorgelegten Beweise ein, welche auch immer das sein mögen?

Die vorgelegten Beweise für diese Vergewaltigung (und eventuelle weitere Verfehlungen) müssen so überzeugend sein, dass die Verteidigung bis jetzt keinen neuen Haftprüfungstermin beantragt hat. Oder kann es irgendwelche andere Gründe geben, warum der Mann im Gefängnis bleiben will? Wird er von irgendwelchen Leuten, die eine Verbindung zu seine Lebenspartnerin haben, mit dem Tode bedroht, wenn er rauskommt? Na, das ist etwas weit hergeholt, oder?

Aber hat jemand eine bessere Theorie?

Nach dem letzten veröffentlichten Stand würde ein neuer Haftprüfungstermin, der auf jeden Fall stattfinden müsste, erst im September (September!) stattfinden. Will Kachelmann, wenn er doch unschuldig ist, wirklich bis September sitzen? Und warum?

Am 24. März wurde ein Haftprüfungstermin vor einem Richter durchgeführt, der Stunden dauerte. Der Richter bestätigte „dringenden Tatverdacht“ und „Fluchtgefahr“. Was wurde da vorgebracht, was diesen Richter überzeugte?

Warum wurden keine neuen Haftprüfungstermine beantragt?

Ist das Ganze eine unglaubliche Intrige gegen einen völlig unschuldigen „Prominenten“ - oder gibt es längst ausreichende Beweise und der Verdächtige will nur Zeit gewinnen, denn die Untersuchungshaft wird ja auf die Strafe angerechnet.

Beide Erklärungen sind nicht schlüssig. Im ersteren Fall hätte die Verteidigung längst neue Haftprüfungstermine beantragt, im zweiten hätte die Staatanwaltschaft längst siegessicher über die umfangreichen Beweise berichtet.

Also was ist los? Wer kann das Enigma auflösen?


Veröffentlicht am 4. Mai 2010 in der Berliner Umschau

Donnerstag, 29. April 2010

‘…die Bürgerliche Gesellschaft in ihren Grundfesten zerstört...’

Aussagen eines FDP-Politikers

Von Karl Weiss

Ein FDP-Abgeordneter erklärt in klaren Worten, die drohende Inflation in wichtigen Industrie-Staaten könne „die Bürgerliche Gesellschaft (also den Kapitalismus) in ihren Grundfesten zerstören“. Im gleichen Interview sagte er auch, das jetzige Geldsystem stehe „nicht kurzfristig“ vor dem Zusammenbruch, will sagen längerfristig schon.

Westerwelle

Eigentlich wollte der Betreiber der Website mmnews vom FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler hauptsächlich etwas zur Griechenlandhilfe hören, die von ihm vehement abgelehnt wird, aber da kamen noch einige andere Aussagen zum Vorschein, die eigentlich kurios sind.

Zunächst erklärt er ganz schlicht, nicht viele seiner Kollegen hätten sich mit dem Geldsystem befasst. Kaum jemand kenne die wirklichen Ursachen der Krise. Über irgendwelche Nachhilfestunden, die er den Kollegen geben wolle, sagt er aber nichts.

Wie muss man sich das vorstellen? Er sitzt da ganz locker auf seinem Abgeordnetensitz im Bundestag, hört seinen Chef Westerwelle und dessen Chefin Merkel Unsinn reden und gluckst still in sich hinein?

Reichstag - Bundestag

Zum Thema Geldsystem befragt, einem Lieblingsthema der mmnews, erklärt er, er glaube nicht an einen kurzfristigen Zusammenbruch. Das beinhaltet ja wohl die Aussage, längerfristig sei ein solcher Zusammenbruch wahrscheinlich. Er weist in diesem Zusammenhang speziell auf das gegenwärtige Schaffen einer neuen Blase hin, die dann wieder korrigiert werden müsse, was beim nächsten Mal noch einschneidender sei als beim ersten Mal, also beim Beginn der Finanzkrise.

Dabei bezieht er sich offenbar darauf, dass die Banken weltweit bereits wieder neue Pakete von angeblich hochwertigen, in Wirklichkeit aber Ramsch-Wertpapieren an Anleger verkaufen, was in nicht allzu langer Zeit wieder auffliegen wird.

Bundestag - Reichstag

Dann kommt die Frage nach einer Währungsreform. Das bezieht sich also auf den Euro, denn eine andere Währung haben wir ja hier nicht. Auch hier kommt eine kurzfristig/längerfristig-Antwort: Kurzfristig werde es wohl kein Notwendigkeit einer Währungsreform geben, aber es müsse unbedingt die Verschuldung kontrolliert werden, sonst werde dies genau die Gefahr sein, also der Zusammenbruch des Euro als Währung, was dann zu einer oder mehreren Ersatzwährung führen würde.

Also, wie sollen wir das verstehen? Auf der Tribüne des Bundestags erklärt die FDP, die Krise sei schon überwunden und wir gehen herrlichen Zeiten entgegen, in denen die Bundesrepublik wieder Exportweltmeister sein wird - und am Pressetisch erklärt man, man wisse sehr wohl, dass alles zusammenbrechen wird, denn die Griechenlandhilfe ist ja nur ein Anfang und die Verschuldung wird immer mehr steigen – also meine Herren, was denn nun?

Pfau

Dann fragt der Interviewer, ob es denn eigentlich noch eine „Marktwirtschaft“ gäbe und der Abgeordnete erklärt in aller Offenheit:

„Wir haben keine Marktaustrittsmechanismen für den Bankenbereich wie für den staatlichen Bereich. Und das ist ein Dilemma. Der Staat ist durch dieses System erpressbar geworden – nicht nur durch Banken.“

Ja, das muss man sich auf der Zunge vergehen lassen. Lesen Sie das noch einmal ganz langsam durch!

Diebe unter uns

Also das mit Marktaustrittsmechanismen meint, weder die großen Banken dürfen pleite gehen, weil sie das ganze Finanzsystem mit sich reißen würden noch gibt es die Möglichkeit des Staates, seine Währung abzuwerten, wenn das notwendig ist, weil man im Euro zusammengebunden ist.

Und daraus ergibt sich „Erpressbarkeit“. Mit anderen Worten: Wer anschafft sind die Banken und anderen Großkonzerne und wer lediglich ausführen darf, ist der Staat. Das ist perfekt die Lenin’sche Imperialismustheorie vom Anfang des 20. Jahrhundert, die der FDP-Abgeordnete nun im 21. Jahrhundert endlich auch begriffen hat.

Karl Marx

Nun, die Herren FDP-Abgeordneten, wie wäre es Sie würden mal im Bundestag eine Rede halten und erklären, die Banken schaffen an und wir führen nur aus?

Doch damit ist die Lehrstunde noch nicht beendet. Hören Sie Originalton FDP-Abgeordneter (hier in indirekter Rede vom Interviewer):

„Eine mögliche Inflation würde die ganze Gesellschaft treffen. Unterm Strich führe das dazu, dass die bürgerliche Gesellschaft in ihren Fundamenten zerstört wird. Wenn die Politik den Weg der „Selbstreinigung“ nicht bereit ist zu gehen, dann wird es problematisch.“

Das ist schon wieder Lenin!

Auch er erklärte uns zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die bürgerliche Gesellschaft kann ihre Probleme (hier: Inflation) ab einem bestimmten Moment nicht mehr lösen. Dann gibt es nur noch den Absturz in die Barbarei oder das, was der FDP-Mann „Selbstreinigung“ nennt. Lenin nennt das Revolution.

Wer hätte das gedacht? Wir sind schon so weit gekommen, dass uns ein FDP-Abgeordneter Lenin erklären muss.

Vielen Dank, mmnews und Herr Schäffler, für diese Lehrstunde. Wir werden uns das alles ganz genau überlegen müssen, nicht?


Veröffentlicht am 27. April 2010 in der Berliner Umschau

Donnerstag, 22. April 2010

Vertusche und lasse sie erneut auf die Menschheit los! - Teil 1

Die Kirche und die angeblichen Pädophilen

Von Karl Weiss

Nun gibt es also den zweiten Verdacht gegen den heutigen Papst, in seiner Zeit als Bischof bzw. Kardinal selbst an Aktionen zum Verschleiern und Verstecken und erneut auf die Menschheit loslassen von Kinder-Schänder-Priestern beteiligt gewesen zu sein.

Stopp-Schild

Zwar hat in beiden Fälle jeweils ein Untergebener die Verantwortung übernommen, aber das ist in allen Diktaturen (und Scheindemokratien) so: Die höchsten Würdenträger werden immer durch „Sündenböcke“ abgesichert.

In Wirklichkeit aber spielt es überhaupt keine Rolle, ob er Papst in den beiden Fällen selbst Kenntnis der Vorgänge hatte oder sogar selbst das Verschleiern und Nicht-Anzeigen angeordnet hat. Er war nämlich in beiden Fällen der Verantwortliche.

Der erste Fall war 1980. Ratzinger war Erzbischof des Bistums München-Freising und der Pfarrer H., der wegen Vergewaltigung von Kindern aufgefallen war und deshalb aus dem Gesichtsfeld der dortigen Gläubigen genommen werden sollte, wurde vom Bistum Essen ins Münchener Bistum versetzt. Obwohl es sich um Verbrechen handelte und die Täterschaft eindeutig war, wurde er nicht den weltlichen Gerichten übergeben.

Der Generalvikar in München (das ist so eine Art von rechter Hand des Bischofs), ein gewisser Gruber, sagt heute, er habe zwar gewusst, der Pfarrer H. solle in Therapie (er sagte, damals habe man noch geglaubt, das könne durch Therapie geheilt werden), aber er schickte ihn in Wirklichkeit in eine Pfarrei nach der anderen als Hilfs-Pfarrer, wo er wieder Zugang zu Kindern hatte und erneut Opfer fand.

Nun gibt es insgesamt drei Möglichkeiten, warum die Verantwortung beim Bischof und nicht beim Generalvikar liegt:


Entweder Ratzinger hatte bereits Anweisung gegeben (oder augenzwinkernd verstehen lassen), ihn nicht mit Fällen von Kinderschänder-Priestern zu „belästigen“. In diesem Fall liegt die Verantwortung natürlich trotzdem bei ihm, denn Fälle, in denen Priester, die schwere Verbrechen begangen haben, in sein Bistum versetzt werden, kommen ja nicht jeden Monat vor. Selbstverständlich muss der Bischof als Verantwortlicher der Diözese solche schweren Fälle persönlich in die Hand nehmen oder jedenfalls die getroffenen Entscheidungen überprüfen. Tut er dies nicht, ist er als Verantwortlicher der Schuldige, nicht ein Untergebener, der irgendeine „falsche“ Entscheidung getroffen hat.

Oder Ratzinger hatte bereits generelle Anweisungen gegeben, wie solche Fälle zu handhaben seien (nämlich verheimlichen und wieder auf die Menschheit loslassen), und ist damit natürlich auch der Verantwortliche, nicht der Untergebene, der die Anweisungen ausgeführt hat.

Oder Ratzinger hat eben doch Kenntnis vom Fall gehabt und ist als Verantwortlicher natürlich verantwortlich (deshalb heißt der so).

Deutschland - München

Es kann ausgeschlossen werden, dass ein Generalvikar ohne zu wissen, wie mit solchen Fällen umzugehen ist, auf eigene Faust schwerwiegende Entscheidungen getroffen hat. In streng auf dem Prinzip von Befehl und Gehorsam aufgebauten Organisationen wie der katholischen Kirche ist das unmöglich oder würde zu schwersten Folgerungen führen.

Der andere Fall ist der des Kinderschänder-Priesters Murphy aus den Vereinigten Staaten, der eine lange Liste von (wahrscheinlich 200) vergewaltigten Kindern in einer Schule von Gehörgeschädigten aufzuweisen hatte, was bereits in den 80er-Jahren innerhalb der Kirche bekannt wurde.

Wenn der heutige Papst, der damals gerade zum Chef der Glaubenskongregation berufen wurde – da ist jener Job, der früher „Großinquisitor“ hieß und alle Verfahren und Behandlung innerkirchlicher Bestrafungen unter sich hat -, von diesem Fall wusste, so hat er sträflich nicht gehandelt, wenn er nicht davon wusste, so hat er sträflich diese Fragen nicht behandelt, was aufs Gleiche herauskommt.

Im Kern wusste er aber von vielen Fällen von Kinderschänder-Priestern, wenn auch vielleicht nicht von Murphy zu diesem Zeitpunkt. Auf jeden Fall hat er noch im Jahre 2001 alle Fälle von sogenanntem Missbrauch ausdrücklich als geheim gekennzeichnet. Man lese nur, was der Reform-Priester Küng in einem offenem Brief vor kurzem schrieb:

„Die vatikanische Glaubenskongregation sandte über ihren Präfekten Kardinal Ratzinger (heutiger Papst) am 18. Mai 2001 ein feierliches Schreiben über die schweren Vergehen ("Epistula de delictis gravioribus") an alle Bischöfe der Welt, in welchem die Missbrauchsfälle unter die "päpstliche Geheimhaltung" ("secretum Pontificium") gestellt wurden, deren Verletzung unter Kirchenstrafe steht.“

Missbrauchtes Vertrauen

Das heißt, noch zu diesem Zeitpunkt wurden alle verpflichtet, sogenannte Missbrauchsfälle geheim zu halten und nur der Papst persönlich hatte das Recht, sie offen zu legen, was weder der damalige noch der jetzige Papst je getan hat.

In den neunziger Jahren – und das kommt erschwerend hinzu – hat ein Bischof aus den USA ausdrücklich an den damaligen Chef der Glaubenskongregation, Ratzinger, geschrieben und um Anweisungen gebeten, wie im Fall von Murphy vorzugehen sei. Er bekam keine Antwort. Der Papst sagt nun, das sei von seinem damaligen Stellvertreter behandelt worden. Der sei verantwortlich, dass nicht geantwortet wurde. Nur gelten hier wieder die drei oben schon erwähnten Punkte, die klar machen, der Verantwortliche ist immer der Verantwortliche und kann sich nicht damit herausreden, das sei von Untergebenen behandelt worden.

Erst fast en Jahr später – und in diesem Fall war es der spätere Papst selbst – (es kann also keine Rede davon sein, er sei nicht involviert gewesen), wurde eine Antwort in die USA geschickt. Da Murphy bereits todkrank sei, wolle man ihn jetzt nicht mehr verfolgen lassen.

Zusammengefasst: Der jetzige Papst ist kein Außenstehender in Bezug auf die Fälle von Vergewaltigungen von Kindern durch Priester und Mönche und wie sie in der Kirche behandelt wurden. Er hatte bereits als Bischof Verantwortung und nahm sie nicht wahr (oder schiebt jetzt die Schuld ab, was aufs Gleiche herauskommt) und war später sogar der Hauptverantwortliche für den Umgang der Kirche mit diesen Fällen. Er ist Mister „Vertusche-und-lasse-sie-erneut-auf-die-Menschheit-los“.


Veröffentlicht am 22. April 2010 in der Berliner Umschau


Im zweiten Teil dieses Artikels sollen die Fragen beantwortet werden: „Was sind Pädophile?“, „Gibt es Missbrauch von Kindern?“, „Ab wann beginnt Vergewaltigung?“, „Was ist der Unterschied zwischen einem Priester, der ihm anvertraute Kinder vergewaltigt und dem „bösen Onkel“ der ihm persönlich nicht bekannte Kinder vergewaltigt?“ und „Handelt es sich diesen Priestern um Personen mit einer geistigen Störung?“

Zusatz zum Artikel

Am gleichen Tag des Erscheinens des Artikels lese ich hier in Brasilien folgende Meldung:

"O advogado Jeff Anderson afirmou que vai processar o Vaticano e o papa Bento 16 por não terem agido para impedir um padre de Wisconsin, nos Estados Unidos, acusado de abusar sexualmente de ao menos 200 crianças surdas entre 1950 e 1975."

Auf deutsch:

Der Anwalt Jeff Anderson (der eines der Opfer jenes Kinderschänder-Priester Murphy vertritt), hat (in den USA) bestätigt, dass er den Vatikan selbst und den heutigen Papst selbst dort verklagen wird, weil sie nichts getan haben, um den Priester (Murphy) in Wisconsin, in den USA, an weiteren Taten zu hindern, der zumindest 200 gehörlose Kinder zwischen 1950 und 1975 geschändet hat.

Donnerstag, 15. April 2010

Katholische Kirche gegen die Menschheit

Das schlägt dem Fass den Boden aus

Von Karl Weiss

Originalveröffentlichung

Was sich die Katholische Kirche da leistet, geht wirklich langsam auf keine Kuhhaut mehr. Da wird das allgemeine Unwohlsein wegen der Behandlung der Fälle von Vergehen gegen Kinder in katholischen Institutionen und von katholischen Würdenträgern als eine „hasserfüllte Medienkampagne“ gegen die Kirche verunglimpft, da wagt es der Augsburger Bischof Mixa die eidesstattlichen Erklärungen seiner Opfer als „bösartige Erfindungen“ zu bezeichnen, die seine Reputation untergraben sollen. Da gibt man sich als Opfer, obwohl jeder denkende Mensch sehen kann, es handelt sich um die Täterorganisation.

Bischof Mixa und Kinder
Hier kann man den grossartigen Bischof Mixa im Kreis von Kindern sehen.

Inzwischen sind alle Foren, alle Diskussionsgelegenheiten voll von Anklagen von Katholiken gegen die angebliche Kampagne gegen die Kirche. Man kann heute bereits anhand der Anzahl von Leserbriefe und Einträge von kirchenfreundlichen Diskussionsbeiträgen in Foren und Diskussions-Seiten von einer von der Kirche gesteuerten Kampagne sprechen gegen die Personen, die mit ihren Erinnerungen an Vergewaltigungen und Prügel-Orgien an die Öffentlichkeit gegangen sind und nun von Katholiken „in der Luft zerrissen“ werden.

Nein, liebe Katholiken, diese Menschen sind die Opfer, nicht eure Kirche! Nein, liebe Katholiken, es gibt keine öffentliche Kampagne gegen die Kirche, sondern das unverständliche Staunen der Öffentlichkeit über das Verhalten einer Organisation, die sich als „heilig“ bezeichnet. Nein, liebe Katholiken, es geht nicht darum, dass Vergehen einzelner Menschen nun der ganzen Organisation angekreidet werden! Es geht, liebe Katholiken, um die REAKTION der Kirche auf die Fälle von brutalen Prügelorgien und von Vergewaltigungen von Kindern und abhängigen Jugendlichen.

Die Kirche hätte es nicht bei leeren Worten belassen dürfen, sie hätte sich aktiv auf die Seite der Opfer stellen müssen und nicht auf die ihrer sündigen Würdenträger. Das ist die Reaktion von autoritativen Regierungen, von verbrecherischen Mafia- und anderen Organisationen, wenn das Motto ist: „Right or wrong, our country“ oder „...our men“.

Sie hätte die Kinderschänder in ihren Reihen der weltlichen Justiz ausliefern müssen und nicht mit hohen Geldsummen und gerissenen Rechtsanwälten die Opfer zum zweiten Mal zum Opfer werden lassen dürfen. Wenn die Kirche als „heilig“ angesehen werden will (und sie lässt ihre Anhänger ununterbrochen wiederholen, sie sei „heilig“), dann durfte sie nicht die Fälle unter Geheimhaltung halten, nicht die Opfer mit Verleumdungsklagen bedrohen, nicht ihre Macht und ihr Geld einsetzen, um das Schweigen der Opfer zu erkaufen.

Missbrauchtes Vertrauen

Fälle wie die in diesem Artikel geschilderten („Ist der Papst der Antichrist?“ (https://karlweiss.twoday.net/stories/5588064/ ), in denen Privatdetektive gezahlt werden, um Opfer einzuschüchtern, hätten nie passieren dürfen und als es offenbar wurde, hätten die Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden müssen (darum heißen sie „verantwortlich“).

Der Fall des US-Priesters Murphy, der bis zu 200 gehörgeschädigte Kinder vergewaltigt haben soll (hier steht nur deshalb nicht „vergewaltigt hat“, weil die Kirche über Jahrzehnte eine weltliche Untersuchung der Untaten dieses Herren verhindert hat – unter persönlicher Verantwortung von Kardinal Ratzinger, der heute Papst ist), wurde in unverantwortlicher Weise vor den weltlichen Autoritäten geheimgehalten, bis der Priester Jahrzehnte später todkrank war und man es als einen Akt der Barmherzigkeit auslegen konnte, ihn nicht mehr der weltlichen Justiz zu übergeben.

All dies, was man mit vollem Recht der Kirche als Institution vorwerfen kann, projiziert sich wie in einem Brennspiegel nun im Fall des Augsburger Bischofs Mixa. All die Unbarmherzigkeit, all die Hinterhältigkeit der Kirche gegen über den Opfern ihrer Würdenträger wird hier deutlich und genauso wird deutlich, es handelt sich um ungeheuerliche Vorwürfe eines Mannes, der niemals hohe Ämter in einer „heiligen“ Kirche hätte erreichen dürfen, gegen seine Opfer.

Obwohl inzwischen 7 (oder 9?) eidesstattliche Erklärungen vorliegen, die beweisen, der damalige Stadtpfarrer von Schrobenhausen, Mixa, war ein brutaler Schläger von Kindern, eventuell sogar ein kranker Sadist, leugnet er und klagt seine Opfer der „Verleumdung“ und „Diffamierung“ an. Da müsste eine „heilige“ Kirche eingreifen und diesen Mann aus dem öffentlichen Verkehr ziehen und ihn in einem Kloster, in dem nicht gesprochen wird, ein wenig darüber nachdenken lassen, was man den Opfern antun kann oder nicht – aber nichts dergleichen.

Nur um dies noch einmal zu erwähnen, wenn bestimmte Taten durch 7 Zeugen belegt sind, wenn diese Zeugen auch noch bereit sind, eidesstattliche Erklärungen abzugeben (, die Mixa bisher nicht für nötig hatte abzugeben), so besteht kein vernünftiger Zweifel mehr, dass der Täter die Taten begangen hat. Es wurden schon viele, viele, Mörder zum Tode verurteilt mit viel weniger als sieben Zeugen seiner Taten, oft sogar mit nur einem Zeugen.

Wenn man Mixa nun weiter machen lässt und seinen Sprecher nun sogar noch ungestraft sagen lässt, es handele sich um „Anschuldigungen aus den Halbdunkel“, so muss man allen Ernstes nach dem Geisteszustand der Oberen in dieser Kirche fragen einschließlich des Papstes.

Korpsgeist wäre das letzte, was man als vernünftiger Mensch nun der Katholischen Kirche raten dürfte, aber genau das ist es, was festzustellen ist. Was schon bei Polizeieinheiten, bei Militärs, bei kriminellen Organisationen als inakzeptabel angesehen wird, wenn es auch immer wieder zu beobachten ist, kann man beim besten Willen nicht einer Organisation zugestehen, die sich immer wieder als „heilig“ bezeichnen lässt und ihren obersten Repräsentanten sogar in seinen offiziellen Äußerungen als „unfehlbar“.

Eine Organisation, die den überführten Prügel-Mixa nicht in seine Schranken verweist, die seine gutgläubigen Anhänger dazu anstiftet, mit hasserfüllten Tiraden gegen ‚Ungläubige’ und ‚Andersgläubige’ die Leserbriefspalten, Foren und Diskussionsrunden zu füllen, anstatt in sich zu gehen, kann nicht mehr wirklich für voll genommen werden, geschweige denn, dass man einer solchen Organisation zugestehen könnte, sie könnte ein Leitbild sein. Man wird im Gegenteil versuchen müssen, genau nicht diesen Götzenbildern anzuhängen, sondern seine eigene Vernunft walten zu lassen.

Denn diese Organisation hat offenbar längst Ihre Verpflichtung gegenüber Jesus vergessen, der gesagt hat: "Wer einem dieser Kleinen, die an mich glauben, ein Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er versenkt wäre in der Tiefe des Meeres."

Zusatz zum Artikel

Passenderweise hat sich kurz nach Erscheinen dieses Artikels auch "telepolis" mit diesem Thema beschäftigt. Hier, was dort am 17. 4. 2010 geschrieben steht:

Kardinalsbelobigung für Vergewaltigungs-Vertuschung

Einem Bischof, der einen pädophilen Priester trotz Wissens über mehrere Missbrauchsfälle nicht anzeigte, wurde dafür von einem hohen vatikanischen Würdenträger brieflich gratuliert

Vor 10 Jahren verurteilte ein französisches Gericht den katholischen Geistliche René Bissey wegen mehrfacher Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch zu 18 Jahren Gefängnis. Bissey, so war bei den Ermittlungen herausgekommen, hatte sein Unwesen nur deshalb so lange treiben können, weil ihn der damalige Bischof der westfranzösischen Diözese Bayeux-Lisieux zwar von seinen Taten wusste, aber nicht entsprechend dagegen einschritt. Darauf hin zeigten die Eltern mehrerer Opfer auch diesen an - und auch ihn befand ein Gericht für schuldig und sprach eine Bewährungsstrafe in Höhe von drei Monaten aus.

Nun wurde über die Zeitschrift Golias bekannt, dass der erst im vorigen Monat in Pension gegangene Bischof Auguste Gratien Pican für sein Schweigen ein Belobigungsschreiben des vatikanischen Präfekten der Kongregation für den Klerus erhielt. In dem auf den 8. September 2001 datierten Dokument gratuliert der als konservativer Hardliner bekannte Kolumbianer Darío Castrillón Hoyos[5] dem Franzosen und teilt ihm mit, er freue sich "einen Mitbruder im Bischofsamt zu haben, der vor den Augen der Geschichte und aller anderen Bischöfe der Welt das Gefängnis dem Verrat an einem ihm unterstellten Priester vorzieht". Aufgrund der "geistigen Vaterschaft" zwischen einem Bischof und seinem Priester, so Hoyos, habe Pican moralisch ein Zeugnisverweigerungsrecht zugestanden, weshalb er "recht gehandelt" habe und anderen als Vorbild empfohlen würde.

Auch in den USA macht der katholische Klerus weiterhin Negativschlagzeilen: Dort riefendie drei Bischöfe von Connecticut ihre Gläubigen zum Widerstand gegen die geplante Aufhebung der bisher 30jährigen Verjährungsfristen bei Kindsmissbrauch auf. In einem bei Gottesdiensten verlesenen gemeinsamen Brief begründen sie dies unter anderem damit, dass solch eine Gesetzesänderung "alle kirchlichen Institutionen gefährden" würde. Am anderen Ende des Landes, in Alaska verklagen Eskimos währenddessen eine ganze Reihe von Ordenspriestern. Ihnen zufolge erklärt sich die auffällige Häufung von Kindsmissbrauch in ihrer Heimat nur dadurch, dass ihre Gemeinden gezielt als Entsorgungsplätze für Pädophile genutzt wurden.

Freitag, 9. April 2010

Steuerzahlerbund manipuliert

Wie man die ‚Steuern‘ hochrechnet

Von Karl Weiss

Deutschland habe die höchste Steuerlast aller OECD-Länder (das sind die entwickelten Länder), wird in einer Pressemitteilung des Bundes der Steuerzahler behauptet. Da stutzt natürlich jeder, der schon einmal in einem der skandinavischen Länder gewesen ist. Der Trick ist einfach: Der Steuerzahlerbund hat einfach „und Abgaben“ mit unter Steuern subsummiert. Ebenso hat er die Mehrwertsteuer mit einbezogen – und dann wieder doch nicht.

Ja, so kann man die Öffentlichkeit an der Nase herumführen. Man wechselt acht mal die Grundvoraussetzungen in den errechneten Beispielen und mischt dann die 8 Ergebnisse kräftig durch. So kann man dann mindestens eines finden, welches das gewünschte Ergebnis zeigt.

Einmal wird behauptet, einem normal verdienenden Ehepaar mit zwei Kindern würden in Deutschland 42,8 % Steuern und "Abgaben" und Mehrwertsteuern abverlangt. Der Durchschnitt der OECD-Länder sei nur bei 34,3 Prozent. Hmmm, haben Sie den Trick bemerkt?

Ja natürlich, da wurden alle Sozial- und Krankenversicherungen mit einberechnet. Vergleicht man mit dem OECD-Durchschnitt, der natürlich hauptsächlich vom bei weitem größten OECD-Land USA geprägt wird, kommt man da natürlich auf Äpfel und Birnen.

In den USA zahlt niemand einen Krankenkassenbeitrag, der direkt vom Einkommen abgezogen wird, aber vom Steuerzahlerbund als „Abgabe“ eingebaut wird. Der US-Bürger muss, um krankenversichert zu sein, stattdessen eine private Krankenversicherung abschließen, die ihm weit teurer kommt als dem Deutschen die Krankenkasse. Nur ist dies eben keine „Abgabe“ nach Definition des Steuerzahlerbundes.

Westerwelle

Das gleiche gilt für die Rentenversicherung. In den USA gibt es kein öffentliches Rentenversicherungssystem. Wer im Alter nicht verhungern will, muss von seinem Einkommen über die Jahre eine Menge Geld abzwacken, um dann am Ende eine kleine Rente, eine Auszahlung der Lebensversicherung oder Immobilien zu haben, die sich vermieten lassen. Das zählt der Steuerzahlerbund natürlich nicht, denn das sind ja keine „Abgaben“!

Pfau

Und so geht es weiter mit der Arbeitslosenversicherung, der Pflegeversicherung, der Solidaritätsabgabe (das ist nun mal wirklich eine Abgabe) usw. Dazu kommt dann noch: Die USA haben keine Mehrwertsteuer. Zwar wird in den einzelnen Staaten eine generelle Steuer auf jeden Verkauf erhoben, meistens 10%, aber das ist ja keine Mehrwertsteuer.

So kommt man dann auf das phantastische Ergebnis: in den USA zahlt man nur etwa 15 bis 20% Steuern, während man in Deutschland vom bösen Staat mit 42,3% Steuern (und "Abgaben" und Mehrwertsteuer) belegt wird.

Nur würde man beim direkten USA-Deutschland-Vergleich den Braten riechen. Also macht man den nächsten Trick und versteckt die Zahlen der USA und anderer Länder ohne öffentliche Vorsorgesysteme und ohne Mehrwertsteuer im „Durchschnitt der OECD-Staaten“.

Da müsste man mal die Gegenrechnung aufmachen, ob der Unterschied zwischen Deutschland und dem Durchschnitt der OECD-Länder von 42,8 minus 34,3 = 8,5 % des Brutto in irgendeinem jener Länder ausreicht, um einen Krankenversicherungsschutz, eine Altersversorgung, eine Arbeitslosenversicherung und eine Pflegeversicherung zu haben und dazu noch die Mehrwertsteuern (die keine sind) zu zahlen für alles, was man kauft.

Dann wird die nächste Rechnung aufgemacht: Angeblich zahle ein lediger Alleinverdiener in Deutschland 53,6 % seines Brutto-Einkommens an den Staat (ist da wieder die Mehrwertsteuer drin versteckt – oder diesmal nicht – ohne das zu erwähnen?). Da kann man sich schon vorstellen, da hat man nun nicht mehr einen durchschnittlich Verdienenden genommen. Außerdem hat man da offensichtlich keine Abschreibungsmöglichkeiten angewandt – ganz zu schweigen davon, dass jemand mit einem so hohen Einkommen leicht einen Teil des Geldes unversteuert ins Ausland schaffen kann. Es wäre doch einmal interessant, eine reale wirklich lebende Person in Deutschland zu finden, die tatsächlich 53,6% Steuern zahlt.

Das wäre doch einmal eine Aufgabe für den Bund der Steuerzahler, diese reale Person zu finden. Der Bürger-Journalist, als er noch in Deutschland arbeitete und recht gut verdiente, kam einmal für einen Monat fast an diesen Prozentsatz heran. Doch dann kamen schon die Abschreibungsmöglichkeiten. Man musste natürlich eine zusätzliche Altersversorgung abschließen, die man abschreiben konnte und dann eine Wohnung in einem Sanierungsgebiet kaufen, auf die hohe jährliche Abschreibungen anfielen usw. usw.

Welche Interessen vertritt dieser Steuerzahlerbund eigentlich, dass er solche Zahlenspiele nötig hat? Wer steckt da dahinter? Die FDP?


Veröffentlicht am 7. April 2010 in der Berliner Umschau

Donnerstag, 1. April 2010

Das wars also, katholische Kirche

Hinter den frommen Worten erscheint die wahre Fratze

Von Karl Weiss

Endlich hat sich der Papst zu einem Teil der Kindersex-Skandale in der katholischen Kirche geäußert. Doch außer den offiziellen Teilen der Kirche selbst ist niemand zufrieden mit dieser Stellungnahme. Nach der unzureichenden Stellungnahme kam nun die wahre Fratze des Katholizismus zum Ausdruck, da der Augsburger Bischof Mixa von fünf ehemaligen Heimkindern des gewalttätigen Verprügelns angeklagt wird. Die Diözese reagiert: Es werden strafrechtliche Schritte gegen die „Verleumdungen“ angekündigt.

Stopp-Schild

Hier ein Auszug aus dem Artikel über Reaktionen zu den Prügelvorwürfen, erhoben in fünf eidesstattlichen, von einander unabhängigen Erklärungen: „Die Vorwürfe, Mixa habe in Schrobenhausen Kinder geschlagen, bezeichnet das Bistum Augsburg in einer schriftlichen Stellungnahme als "absurd, unwahr und offenbar in der Absicht erfunden, den Bischof persönlich zu diffamieren".“

Es sei in diesem Zusammenhang erinnert: Wenn eine Tat von fünf Zeugen bestätigt wird, steht in einer z.B. strafrechtlichen Beurteilung nicht mehr die Tatsache der Tat in Frage, bestenfalls Nebenfragen wie Verjährung, geistige Zurechnungsfähigkeit des Täters, mildernde Umstände usw.

Dass die Stellungnahme des Papstes außerhalb des „harten Kerns“ der Katholiken nicht als ausreichend angesehen wurde, liegt nur zum geringsten Teil daran, dass er sich praktisch ausschließlich auf Fälle in Irland bezieht und damit bestenfalls die Spitze des Eisbergs berührt. Viel entscheidender ist, dass alle Aussagen wohlfeil sind. Betroffenheit, das Gefühl von „Schande“ und moralische Verurteilung der Täter kann man leicht im Munde führen, doch für den Verantwortlichen einer Riesen-Organisation, in der sich Fälle sexueller Aggression, Verprügeln und Vergewaltigung von Kindern häufen und Vertuschen und Negieren an der Tagesordnung ist, erwartet man Substantielles:

Zum Beispiel eine Analyse, warum gerade diese Kirche in so viele Fälle verwickelt ist und Konsequenzen daraus. Zum Beispiel eine Angebot an alle Opfer, Wiedergutmachungs-Zahlungen zu leisten. Zum Beispiel das Angebot mitzuarbeiten an Anlaufstellen für Opfer, die überall zu schaffen wären, die mit Personen außerhalb der Sphäre der Täter besetzt sind. Zum Beispiel, wie in Zukunft das Bedrohen, Vertuschen und Negieren verhindert werden soll usw. usw.

Deutschland: Köln

Doch nichts dergleichen! Konsequenzen, vor allem Konsequenzen müsste die katholische Kirche nun ziehen, aber da ist nur Fehlanzeige. Der hauptsächliche Punkt, der die Opfer und Hilfsorganisationen auf die Palme bringt, ist die Vertuschung und Geheimhaltung und das aggressive Drohen mit strafrechtlichen Schritten wegen „Verleumdung“ bzw. „Diffamierung“, wie jetzt wieder, wenn entsprechende Fälle denn wirklich bekannt werden. Die Katholische Kirche bestand immer darauf, zunächst eine interne Untersuchung durchzuführen. Erst wenn diese die Übergriffe bestätigt hat, sind die Kleriker bereit, eventuell auch an die Gerichtsbarkeit zu gehen, Polizei und Staatsanwaltschaft einzuschalten. Das war so und das wurde erneut bestätigt im Brief vom Papst.

Nur – die internen Untersuchungen kommen eben fast immer zu dem Schluss, die Anklagen seien nicht bewiesen und dabei bleibt es. Sieht man immer nur den Einzelfall, ist ein solcher Übergriff praktisch nicht zu beweisen, wenn der Täter leugnet – und das tut er mit Sicherheit, wenn die Taten erst kurz zurückliegen. Die Täter können bei ihren Untaten ja meist dafür sorgen, dass sie mit dem Opfer allein sind. Es ist kein Fall bekannt, in dem jemand flagranti beim sexuellen Übergriff erwischt wurde.

Deutschland - München

Die einzige Chance für die Opfer ist fast immer, speziell in Erziehungs- und Kinderbetreuungs-Organisationen, dass der Täter das tut, was von fast allen berichtet wird: Sie vergehen sich an mehr als einem Kind.

Deshalb sind neutrale Anlaufstellen so wichtig: Spätestens beim zweiten Opfer desselben Täters, das sich meldet, kann der sich nicht mehr so einfach mit Leugnen aus der Affäre ziehen. Dann ist es eben entscheidend, dass die Anlaufstelle neutral ist und nicht so tut, als ob zwei Anklagen unabhängig von einander nicht bereits einen schweren Tatverdacht darstellen. Wenn jetzt das Bistum Augsburg trotz fünf eidesstattlicher Erklärungen der ehemaligen Heimkinder so tut, als sei das kein Beweis, ist das charakteristisch: Die ehemaligen Verprügelten oder sexuell Angegriffenen werden mit der ganzen Wucht einer milliardenschweren Kirche konfrontiert, die ihren Reichtum für aggressive Anwälte einsetzt und beweise, die vor jedem Gericht ausreichen, ignoriert bzw. als Diffamierungen bezeichnet.

So werden, wie schon tausende Male vorher, die Opfer zurückgeworfen in ihre Hilflosigkeit gegenüber der übermächtigen Großorganisation, die schon viele in den Selbstmord getrieben hat.

Natürlich gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen sexuellen Aggressionen bzw. Vergewaltigungen einerseits und dem Verprügeln andererseits, aber das Gefühl der Erniedrigung und der Rechtlosigkeit vereint beide Arten von Opfern.

Das haben die innerkirchlichen Untersucher eben immer getan und tun es nun erneut. Obwohl immer Anklagen bestanden, wurde immer abgewiegelt: Es gebe keine Beweise. Nun, da in den meisten Fällen bereits Verjährung eingetreten ist, kann man leicht sagen, man fühle Scham.

Missbrauchtes Vertrauen

Auch der Gebrauch des Wortes „Reue“ durch den Papst ist etwas außergewöhnlich. Reue kann man nach katholischer Lehre nur für eigene Sünden, eigene Verfehlungen spüren. Will der Papst damit eigene Sünden in diesem Zusammenhang zugeben? Eventuell den Fall des US-Priesters Murphy, der über 200 Kinder einer Gehörlose-Schule sexuell angegriffen haben soll, in dem von der New York Times die persönliche Verwicklung von Ratzinger aufgedeckt wurde?

Wie immer, bleiben solche Fragen ungeklärt.

Corcovado von Botafogo aus

Dagegen sind die Äußerungen des Vatikans über die Veröffentlichungen in den Medien von Empörung erfüllt und völlig eindeutig: Die Kirche ist Opfer, nicht Täter! Man wird mit Vorwürfen überhäuft, während doch keineswegs nur in katholischen Einrichtungen sexuelle Gewalt gegen Kinder ausgeübt wird!

Aha, wenn auch andere Morde begehen, dann ist mein Mord weniger verwerflich? Wer Dreck am Stecken hat, sollte nicht so leichtfertig andere anklagen, oder?

Aber es scheint, dass diese Kirche noch nicht einmal verstanden hat, was eigentlich in der Hauptsache der ‚Dreck am Stecken’ ist.

Sie meint, die Öffentlichkeit würde sie anklagen, diese Übergriffe gewissermaßen verursacht zu haben. Ja, es gibt die Diskussion um das Zölibat, die Zwangs-Nicht-Sexualität der Priester und viele meinen, dadurch wären manche Priester so notgeil, dass sie sich an Kindern vergehen.

Aber dies ist nicht der Kern der Vorwürfe. Der Kern ist vielmehr, dass die Kirche nicht wahrhaben will, dass es solche Fälle in ansehnlicher Zahl gibt und dass sie dazu stehen müsste, den Opfern zur Seite stehen, die Täter der Justiz übergeben, die Einschüchterung und Bedrohung der Opfer einstellen und aufhören müsste zu verdecken und zu verharmlosen.

Doch praktisch alle Opfer berichten immer wieder das Gleiche, damals und heute, ohne Unterschied: Die Kirche negiert, solange dies möglich ist. Sie schüchtert Opfer ein mit Drohungen von strafrechtlichen und zivilrechtlichen Klagen, mit extrem teuren und aggressiven Rechtsanwälten im Rücken. Wenn die Vorwürfe erhärtet sind, versucht sie Geheimhaltungsverträge mit Abfindungen für die Opfer abzuschließen, um die Fälle nicht an die Öffentlichkeit kommen zu lassen. Lässt sich nicht mehr verhindern, das die Staatsanwaltschaft etwas davon erfährt, gibt sie extrem aggressiven Rechtsschutz für die Täter und bezahlt teuerste Rechtsanwälte, um geringe Strafen zu erreichen – was auch meistens gelingt. In Deutschland zum Beispiel ist nach Aussagen einer Opfer-Hilfs-Organisation noch nie ein Priester-Täter zu einer Strafe ohne Bewährung verurteilt worden, auch wenn er sich an zig Kindern sexuell vergangen hat.

Bischof Mixa und Kinder
Hier ein aktuelles Foto von Prügel-Mixa mit Kindern

Zur Beschäftigung von Privatdetektiven durch die katholische Kirche zur Einschüchterung von Opfern siehe auch diesen Artikel: „Ist der Papst der Anti-Christ?“ (https://karlweiss.twoday.net/stories/5588064/ )

Da ist es auch eine sehr fragliche Aktion, nun mit einer sogenannten Missbrauchs-Hotline unter kirchlicher Oberaufsicht vorzupreschen. „Unter der Nummer (08 00) 120 10 00 kümmern sich geschulte Berater und Therapeuten um alle, die solche Übergriffe in katholischen Einrichtungen erlebt haben.“ heißt es in der kirchlichen Ankündigung. Nach allen Erfahrungen, welche die Opfer mit der Kirche als Verantwortliche für die ihre Klagen gemacht haben, werden sie kaum je bei einer kirchlichen Institution anrufen, um Hilfe zu bekommen. Im Gegenteil, sie werden befürchten, diese Anrufe würden aufgenommen und bei Prozessen gegen sie wegen "Diffamierung" verwendet.

Und man kann das den Opfern nicht übel nehmen, vielleicht ist diese Hotline wirklich zur Verbesserung der Abwehr gegen Anklagen gedacht und nicht zur Hilfe für Opfer. Doch selbst wenn man trotz aller Erfahrungen davon ausginge, die Kirche habe lautere Absichten mit ihrer Hotline, riecht das Ganze etwas nach „Wir haben doch etwas getan“.

Tatsächlich brauchen die Opfer – und vor allem jene, die jetzt, in diesem Moment, sexuell angegriffen oder verprügelt werden – eine Hotline. Aber das muss eine sein, in der absolute Geheimhaltung gegenüber den Täter-Organisationen garantiert wird, in der die Identität der Opfer den Täter-Organisationen bis zur Erhebung der Anklage vor einem ordentlichen Gericht nicht offenbart wird, die lokale therapeutische Betreuung organisieren kann (und dazu mit Mitteln ausgestattet ist), die Kindern Zufluchtsorte anbieten kann, damit sie aus den Klauen von Sexualtätern und Prügel-Monstern befreit werden können und nicht zuletzt eine Hotline, die einen effektiven juristischen Beistand gegen die übermächtige und reiche Kirche garantieren kann.

All dies ist bei einer kirchlichen Hotline nicht denkbar.

So muss man immer wieder fragen: Ist diese Kirche betroffen, oder heuchelt sie nur Betroffenheit? Ist sie wirklich bereit, sich zu ändern oder macht sie nur Worte, um zu verdecken, wie alles beim Alten bleibt?


Veröffentlicht am 1. April 2010 in der Berliner Umschau

Samstag, 13. März 2010

Katholizismus: Weiter wie gehabt

Die katholische Kirche ist völlig lernunwillig

Von Karl Weiss

Nach all den Veröffentlichungen über die schreienden Skandale der Misshandlungen und Vergewaltigungen von Kindern durch Priester und Möche in (u.a.) katholischen Schulen und Internaten, darunter berühmte Jesuiten-Internate, die ein Vermögen kosten, sollte man meinen, die katholische Kirche ginge in sich und finge an, konsequent gegen solche Fälle vorzugehen. Man könnte meinen, die Geheimhaltungspraxis und die Praxis der Einschüchterung der Betroffenen und ihrer Helfer würden eingestellt. Man könnte meinen, man begänne nun, die Täter anzuzeigen. Weit gefehlt! Es geht auch in der Gegenwart genauso weiter wie vorher. Eine Helferin von Betroffenen im Erzbistum Regensburg sagt aus.

Deutschland: Köln

Sie wird von der „Süddeutschen“ Monika Preis genannt, sie ist 50 Jahre alt und hat bereits in einem Fall von Vergewaltigungen durch einen katholischen Priester den Betroffenen beigestanden und mitgeholfen, den Täter verurteilen zu lassen.

Sie hat der Haushälterin eines Priesters, der mit einem „Ziehsohn“ (auch im Schlafzimmer) zusammenlebte, geraten, sich an den Ombudsmann des Bistums Regensburg zu wenden. Als Antwort kam vom Justiziar des Bistums ein Schreiben, sie möge sich zu den „Missbrauchsvorwürfen“ äussern. Sie schrieb zurück, sie habe keinerlei Vorwürfe geäussert, sondern nur der Haushälterin geraten, zum Ombudsmann zu gehen. Kurz danach kam eine Abmahnung vom Anwalt des Priesters an sie, sie solle eine Unterlassungserklärung unterzeichnen. 1000 Euro Strafe und Anwaltskosten.

Deutschland - München

Der Priester und sein Anwalt konnte ihren Namen und Adresse nur vom Bistum erhalten haben. Auf Anfrage der Zeitung erklärt das Bistum, sie hätten keinerlei Informationen über diesen Fall.

Die Haushälterin wurde gezwungen, eine Unterlassungserklärung abzugeben. Der Priester ist weiterhin in Amt und Würden Ob er wohl noch mit dem „Ziehsohn“ zusammen lebt?

Monika Preis sagt: „Mein Mut ist dahin“. Sie kennt nun einen neuen, aktuellen Fall von einem Pfarrer und einem Jungen. Dessen Familie lebt in einer kirchlichen Wohnung. Dadurch hat der Pfarrer zusätzliche Druckmittel, um eine Aussage gegen sich zu verhindern. Die Familie fürchtet, aus der Wohnung geworfen zu werden. Monika Preis wagt es nicht, sich ans Bistum zu wenden. Sie kann nicht noch einmal 1000 Euro plus Anwaltskosten bezahlen. Auch die Familie verharrt in Angst und Schrecken. Sie muss sehenden Auges zusehen, wie ihr Kind „sexuelle Dienste“ leisten muss und wahrscheinlich fürs Leben gezeichnet sein wird.

Die Frage der kirchlichen Wohnung hat in diesem Zusammenhang noch ein besonderes „Geschmäckle“, wie man in Schwaben zu sagen pflegt. Der Grund nämlich, warum die katholische Kirche seit dem Mittelalter alle Priester zum Zölibat (der erzwungenen Ehelosigkeit und damit einem unnatürlichen Leben) zwingt, ist nämlich die Frage der Vererbung. Ohne Erben hinterlassen Priester automatisch alles der Kirche. So wurde die katholische Kirche nicht nur stinkreich, sondern auch zum weltweit grössten Immobilienbesitzer.

In einem Text, der eine Woche vorher in der „Süddeutschen“ erschien, erklärt Hans Küng, ehemaliger katholischer Theologieprofessor, warum die Bistümer so handeln müssen: Die vatikanische Glaubenskongregation sandte über ihren Präfekten Kardinal Ratzinger (heutiger Papst) am 18. Mai 2001 ein feierliches Schreiben über die schweren Vergehen ("Epistula de delictis gravioribus") an alle Bischöfe der Welt, in welchem die Missbrauchsfälle unter die "päpstliche Geheimhaltung" ("secretum Pontificium") gestellt wurden, deren Verletzung unter Kirchenstrafe steht.

Alle Katholiken dürfen also solche Fälle nur innerhalb der Kirche melden und dürfen sich auf keinen Fall an ausserkirchliche Stellen wenden, sonst werden Kirchenstrafen gegen sie fällig. So kann die Kirche fast alle diese Fälle unter dem Teppich halten – jedenfalls bis sie verjährt sind.

So ist es charakteristisch, dass momentan in den Fällen der Jesuiten-Schulen, des Klosters Ettal, des Canisiuskollegs, des Aloisiuskollegs, der Regensburger Domspatzen, der Maristen usw. fast ausschliesslich lange zurückliegende Fälle ans Tageslicht kommen. Da können die geistigen Würdenträger medienwirksam Entschuldigungen vor laufender Kamera absetzen, sich aber heimlich die Hände reiben, denn die Täter können nicht mehr belangt werden.

Gleichzeitig werden aktuelle Fälle, wie gehabt, nach aussen hin verneint, verdeckt, verschwiegen, geleugnet und man gibt sich ahnungslos, während man die Macht des Geldes der katholischen Kirche über agressive Anwälte einsetzt, um die Opfer und eventuelle Zeugen einzuschüchtern und mit Verleumdungsklagen und Abmahnungen mit riesigen Geldzahlungen zu bedrohen, indem man die Opfer konsequent für nicht glaubwürdig erklärt, während Priester und Mönche natürlich immer eine erhöhte Glaubwürdigkeit aufweisen. Weiterhin wird versucht, die Opfer, wenn sie Zeugen haben oder der Täter geständig ist, mit Abfindungszahlungen zum Schweigen zu bringen.

Fakt ist, die Kirche fürchtet nicht, dass ihre Würdenträger Kinder vergewaltigen, sie fürchtet nur, dass dies an die Öffentlichkeit kommt. Außerdem fürchtet sie, das Ganze könnte ihr teuer kommen. So ist charakteristisch für die Dinge, die schnell und effektiv getan wurden anhand der neuen Enthüllungen: Die einzige rasche Reaktion der Jesuiten war, in den USA in Vergleich zu gehen. Wer dort Vergleich angemeldet an, muss nicht mehr bezahlen, auch wenn er zu Wiedergutmachungszahlungen verurteilt wird. Diese Zahlungen können dort einen ziemlichen Umfang annehmen.

Was die Öffentlichkeit von der Kirche erwartet hat, nämlich das Akzeptieren von Ombudsleuten mit Hotlines von außerhalb der Kirche, damit die Opfer neutrale Anlaufstellen haben, vor allem auch jene Opfer, die heute aktuell in der Situation stehen, andauernd vergewaltigt zu werden. Die fürchterlichen psychischen Probleme, mit denen sich die Opfer später herumschlagen müssen (viele begehen Selbstmord), sind ja gerade und vor allem den langdauernden und häufig wiederholten Erniedrigungen und Vergewaltigungen zuzuschreiben.

Um einen Eindruck zu geben, hier ein Zitat aus einem Artikel der „Süddeutschen“ zu diesem Thema vom 6. 3. 2010:

„Ehemalige Schüler sagten der Zeitung, dass sie als "sexuelle Dienstleister" für ganze Wochenenden eingeteilt und zu Oralverkehr gezwungen wurden. Einzelne Pädagogen hätten ihren Gästen Schüler zum sexuellen Missbrauch überlassen.“
(Anmerkung: In diesem Fall handelt es sich nicht um eine katholische Einrichtung, sondern um die "Odenwaldschule", aber die Art der Misshandlungen und Vergewaltigungen sind praktisch in allen internen Einrichtungen die Gleichen.)

Siehe zu einem neueren Fall von Einschüchterungen von Opfern (durch Kirchengelder für Detektive) auch diesen Artikel: „Ist der Papst der Anti-Christ?“

Besomders zynisch ist die Argumentation, mit der die katholische Kirche versucht, die Kritik von ihr als Institution und dem Zölibat abzuwehren: Hier ein solches Pamphlet, ebenfalls aus einem Artikel der „Süddeutschen“:

„Zunehmend wird nun aus dem Verdacht der Generalverdacht: Vom Zölibat, von der Haltung der katholischen Kirche zur Sexualität überhaupt, geht der direkte Weg zum sexuellen Missbrauch. Dieser Generalverdacht ist falsch und unfair ..., weil sexueller Missbrauch überall vorkommt, wo Männer (...) eng mit Kindern und Jugendlichen zusammen sind: Am häufigsten in der Familie, aber auch an der staatlichen Schule, im Sportverein, in der evangelischen Kirche.“

Diese Argumentation ist hinterhältig. Ja, es mag in den Familien höhere Zahlen an Vergewaltigungen geben als in katholischen Schulen. Aber wie viele Familien gibt es und wie viele katholische Schulen? Wie viel Prozent der Familien sind von Vergewaltigung betroffen und wie viel Prozent der katholischen Internatsschulen?

Was in den aktuelleren Fällen passiert, die noch nicht verjährt sind, wird deutlich an zwei Beispielen: Ein Maristen-Frater in Mindelheim wurde überführt, Kinder vergewaltigt zu haben. Er wurde als Leiter der Schule abgelöst, erhielt eine Strafe von 10 Monaten auf Bewährung (10 Monate auf Bewährung!!!) und wurde an eine Stelle in Recklinghausen versetzt, wo er nach Angaben der Maristen keine „Jugendarbeit“ mehr verrichtet (aber weiterhin in der kirchlichen Arbeit steht, wo für ihn „als Mann der Kirche“ auch der Zugang zu Kindern und Jugendlichen offen steht).

Die katholische Kirche hat noch in keinem bekannt gewordenen Fall überführte Schwerverbrecher aus ihren Reihen in einem Kloster ohne Kontakt zur Aussenwelt untergebracht. Sie besteht darauf, derjenige habe ja bekannt und Busse getan (eventuell auch eine Bewährungsstrafe erhalten) und er könne deshalb auch im normalen Kirchendiest weiterarbeiten, wenn auch vielleicht nicht mehr direkt in der Jugendarbeit.

Der andere Fall aus dem Bereich der nicht verjährten Fälle geschah in Fürstenfeldbruck bei München vor vier Jahren. Ein in der Jugendarbeit eingesetzter Kaplan hat eine ungenannte, aber grosse Zahl von Kindern vergewaltigt. Es kam heraus, als er bereits in die Pfarrei St. Quirin in München versetzt worden war. Nach Auspruch einer Bewährungsstrafe (Bewährungsstrafe!) und ohne die Gemeinde über seine Taten zu informieren, liess man ihn in sein Heimatland zurückkehren. Was er dort seitdem mit den Kindern macht, darüber gibt es keine Informationen.

Stopp-Schild

Interessant: Während normale Kinder-Vergewaltiger, so wie auch normale Vergewaltiger, Strafen von Jahren von Gefängnis zu erwarten haben, sind katholische Priester und Mönche selbstverständlich weniger zu bestrafen. Eine nette, kleine Bewährungsstrafe tut es für sie.

Man sehe sich nur an, von was wir sprechen. Vor kurzem hat Präsident Obama ausdrücklich die Todestrafe für Vergewaltiger von Kindern gefordert, die das Oberste Bundesgericht abgelehnt hatte. Dort wird nun fast immer zu lebenslänglich verurteilt, ohne die Möglichkeit einer Freilassung. Katholische Priester und Mönche dagegen erhalten Bewährungsstrafen.

Und jetzt zum Klartext. Wer Klartext nicht liebt, kann hier aufhören zu lesen.

Zunächst: In diesem Artikel wird ausdrücklich nicht der Begriff „sexueller Missbrauch“ verwendet (außer in Zitaten), denn er suggeriert, es könne einen „sexuellen Gebrauch“ geben. Jegliche sexuelle Handlungen von Erwachsenen an, mit oder vor Kindern (bis zu 12 –jährige) sind Vergewaltigungen! Auch sexuelle Handlungen mit abhängigen Jugendlichen (bis 18) durch Erwachsene sind Vergewaltigungen.

Die katholische Kirche versucht die Taten ihrer Würdenträger zu relativieren, indem sie ausdrücklich das Wort Vergewaltigungen vermeidet. Sie spricht lieber von "sexuellen Belästigungen". Die gibt es aber nicht im Strafgesetzbuch. Wer sich an Kindern vergeht, begeht Vergewaltigung! Dabei braucht er keine körperliche Gewalt einsetzen, auch keine Pistole an die Stirn halten. Es reicht, dass ihm diese Kinder ausgeliefert sind, dass sie ihn nicht an seinen Taten hindern können, weil sie völlig von ihm abhängig sind. Meistens wissen sie auch genau: Auch wenn sie zu irgendjemand gehen und die Taten berichten, werden am Ende sie und nicht der Täter bestraft, denn die Institutionen halten zusammen wie Pech undSchwefel.

Um nun zu den Einzelheiten zu kommen (hier handelt es sich um Auszüge aus schriftliche Notizen eines Psychiaters, der mit Opfern von Vergewaltigungen im Kindesalter gearbeitet hat.):

Das Ganze beginnt meist mit Streicheln. Streicheln am Rücken, im Gesicht, was noch nicht als Vergewaltigung gelten kann, auch wenn die Opfer es meist als unangenehm empfinden.

Dann kommen Umarmungen, die ebenfalls noch nicht kriminell sind, solange sie kurzzeitig sind.

Danach geht es aber über zu längerdauernden Umarmungen, eigentlich mehr ein "An-sich-drücken", meistens verbunden mit leichten Bewegungen, die eindeutig dazu dienen, den Phallus des Vergewaltigers zu stimulieren.
Die Opfer berichten übereinstimmend von diesen heftigen "An-sich-Drücken", wobei sie fast immer den harten "Stengel" an ihrem Körper spüren, der an ihnen gerieben wird. Der Vergewaltiger geilt sich mit Reibbewegungen seines Geschlechtsteils an ihrem Körper hoch: Vergewaltigung!

Wenn dies wiederholt geschieht, kann es bereits zu schweren psychischen Störungen bei den Opfern führen, auch wenn hierbei noch beide vollständig angezogen sind.

Der nächste Schritt - und kaum einer der Vergewaltiger geht nicht so weit - ist das "Aneinander-Drücken" ohne oder fast ohne Kleidung. Unter irgendeinem Vorwand wird die Kleidung abgelegt (Strip-Poker oder andere Spiele, bei denen jeweils der Verlierer ein Kleidungsstück abzulegen hat, sind beliebt.) In vielen Fällen wird das (fast) nackte Kind auch fotografiert. Dies ist im Zusammenhang ebenfalls ein Teil der Vergewaltigung, auch wenn ein Foto eines nackten Kindes natürlich nicht an sich verbrecherisch ist.

Dann: Der Vergewaltiger setzt (fast) nackt das (fast) nackte Kind auf seinen Schoss (dabei gibt es die Version mit dem Gesicht abgewandt oder mit dem Gesicht zum Vergewaltiger).

Viele der Opfer berichten, wie sie den Kontakt der nackten Körper, Bauch gegen Bauch, als extrem angenehm empfanden. Dadurch ergibt sich die Ambivalenz der Vergewaltigung, wenn sie auch noch mit angenehmen Gefühlen verbunden ist. Dies ist ein wesentlicher Grund für Schuldgefühe des Opfers, weil es die angenehmen Gefühle als seinen eigenen Beitrag zur Tat ansieht.

Jüngere Buben, die noch keine Erektion bekommen, werden dabei oft mit dem Gesicht abgewandt gesetzt (einer der Betroffenen erzählt: "Der erste Kontakt, den ich mit Sex hatte, war der Pater, der auf meinen Rücken kam.", ältere, also mit 11, 12, 13 oder 14 Jahren häufiger mit dem Gesicht zum Vergewaltiger, der sie nicht nur gegen seinen Bauch drückt, der sich nicht nur an ihrem Körper abreibt, sondern auch den Jungen zur Erektion und eventuell auch zum Orgasmus zu bringen versucht oder bringt.

Das ergibt für den Jungen dann noch mehr Probleme: Das schöne Gefühl des Orgasmus mitten in der Situation des "Gebraucht-werdens" verwirrt vollkommen. Es gibt dann auch Jungen, die freiwillig immer wieder zu ihrem Vergewaltiger kommen, um erneut den Orgasmus (oder auch nur das angenehme Gefühl am Bauch) zu erleben. Damit ist dann eine schwere Komponente der scheinbaren Schuld des Opfers gegeben: Alle Voraussetzungen für einen eventuellen späteren Selbstmord sind zusammen gekommen.

Eine andere Version dieser Vergewaltigungen ist - und darauf haben sich manche der Vergewaltiger spezialisiert - das Heranführen der Hand des Opfers an das Geschlechtsteil des Vergewaltigers und das Veranlassen der Masturbation durch das Opfer bis zum Höhepunkt. Dabei gibt es auch die Version, dass der Vergewaltiger gleichzeitig auch das Geschlechtsteil des Opfers stimuliert.

Dies ist in manchen Fällen eine so leicht durchzuführende Form der Vergewaltigung, dass sie bis zum Extrem ausgenutzt werden kann. So gab es in Internaten Vergewaltiger, die alle zwei oder drei Stunden einen ihrer "Schützlinge" zu sich beorderten, mit ihm an einen stillen Ort (oft eine Kabine im Männer-Klo) gingen und ihn unter die Soutane und in die Unterhose fassen liess. Ein Opfer berichtete, einer der Täter hätte sich an einem Tag acht mal so masturbieren lassen.

Danach, speziell, wenn man in einer extrem privilegierten Position gegenüber dem Kind ist, wie in Internaten, gibt es kein Halten mehr: Die Jungen müssen die Phallen bis zum Orgasmus lutschen und reiben und werden eventuell auch im Hintern penetriert, was dann noch mehr psychische Probleme verursacht.

Doch auch ohne das handelt es sich bereits um Vergewaltigung (wie gesagt, es gibt nicht so etwas wie "sexuelle Belästigung" von Kindern oder von abhängigen Jugendlichen).

Darum noch einmal: Jegliche sexuelle Handlung von Erwachsenen an, vor oder mit einem Kind (bis zu 12 Jahren) ist Vergewaltigung. Das gleiche gilt für sexuelle Handlungen von Erwachsenen mit abängigen Jugendlichen (bis zu 18 Jahren).


Originalveröffentlichung


Zusatz zum Artikel (13.3. 2010)

Wie die katholische Kirche nun verzweifelt versucht, die Aufmerksamkeit von ihr als Institution und ihrem Verhältnis zur Sexualität abzulenken, wird aus einer absurden Stellungnahme des zuständigen Chefs der Glaubenskongregation des Vatikan deutlich, hier:

"Die Glaubenskongregation der katholischen Kirche hat, so erklärte Promotor Iustitiae Charles J. Scicluna, seit 2001 Anzeigen über etwa 3.000 Fälle von Diözesan- und Ordenspriestern wegen sexuellen Missbrauchs erhalten. Sie würden 50 Jahre zurückreichen und vor allem aus den USA stammen, als es 2003 und 2004 zu einer Welle von Klagen gekommen sei. Das könnte sich nun freilich in Deutschland, Österreich und der Schweiz wiederholen. Scicluna präzisierte:

"Wir können sagen, dass es sich grosso modo in sechzig Prozent dieser Fälle vor allem um Akte von Ephebophilie handelt, das heißt: Akte, die mit dem sexuellen Hingezogensein zu Heranwachsenden desselben Geschlechts zusammenhängen. Weitere dreißig Prozent beziehen sich auf heterosexuelle Beziehungen, und zehn Prozent sind tatsächlich Akte der Pädophilie, also bestimmt durch das sexuelle Hingezogensein zu Kindern im vorpubertären Alter. Die Fälle von Priestern, die der Pädophilie im strengen Sinn des Wortes beschuldigt werden, sind also etwa dreihundert binnen neun Jahren. Das sind – um Gottes willen! – immer noch zu viele Fälle, aber man sollte doch anerkennen, das das Phänomen nicht so verbreitet ist, wie einige glauben machen wollen."
Charles J. Scicluna"

Das ist wirklich nicht zu glauben. Zunächst zählt dieser Herr Promotor nur die Fälle, die bis zu ihm gelangt sind - und zwar nur die nach 2001! Da sind bereits alle Fälle herausgefallen, bei denen es gelang, Opfer und eventuelle Zeugen einzuschüchtern und die Priester ohne Anklage davon kamen. Ebenso sind alle Fälle nicht drin, bei denen zwischen den Opfern und der Kirche streng geheime Schweigensabkommen mit Wiedergutmachungszahlungen abgeschlossen wurden. Kurz: 99% der Fälle kamen dort nach 2001 nicht an! Trotzdem waren es 3000 Fälle! Stimmt die Schätzung von 99% der Fälle, die nicht ankamen, so kommen wir auf eine Schätzung von 300 000 wirklichen Fällen bezogen auf diese neun Jahre!

Als nächstes sagt er, nur 10 Prozent seien wirkliche Pädophile, die mit noch nicht pubertierenden Kindern Sex gemacht haben. Das sind doch nur 10 % sagt er, also haben wir nur 300 Fälle - und das in neun Jahren!

Nur, es interessiert die Opfer mit 11, 12, 13 oder 14 Jahren, die bereits in der Pubertät waren, überhaupt nicht, ob ihr Vergewaltiger ein reinrassiger Pädophler war oder einfach nur ein sexuell so Ausgehungerter, dass er sich über Kinder und abhängige Jugedliche hermachte. Die psychischen Folgen für die Opfer sind genau die gleichen. Doch das scheint den Herrn Promotor nicht zu interessieren.

Diese Art von Stellungnahmen bringt genau das zum Ausdruck, was oben im Artikel gesagt wurde. Die Kirche hat nicht das geringste Problem mit Würdenträgern, die Kinder oder Jugendliche vergewaltigen Sie will nur nicht in schlechtem Licht in der Öffentlichkeit da stehen.

Dienstag, 9. März 2010

Geschieht es ihnen Recht?

Politiker sind nichts als Marionetten

Von Karl Weiss

Die ‚Bunte‘-‚Stern‘-Affäre weitet sich aus und lässt uns ein wenig ahnen, wie unter den Mächtigen in Politik und Medien miteinander umgegangen wird: Hauen und Stechen! Wer sich eine Blösse gibt, hat Pech gehabt und wird erbarmungslos der Öffentlichkeit zum Frass vorgeworfen. Dies bestätigt die These des Bürger-Journalisten: Der Kapitalismus geht bereits in die kapitalistische Barbarei über.

Gab es selbst in den Haifischbecken der Parteien und der im heftigen Konkurrenzkampf stehenden Medien noch bestimmte Reste von Anstand, von Diskretion und von Ehrlichkeit, so sind diese Reste nun fast völlig verschwunden. In diesen Bereichen, wo sich der heftige Kampf um Geld und Macht unter nicht dem Monopolkapital angehörenden Schichten (u.a. um den Aufstieg in die herrschende Klasse) abspielt, wird das Klima immer eisiger. Wie in einem Wolfsrudel: Wer veletzt ist, über den fällt das Rudel her.

Es zeigten sich schon deutliche Anzeichen dieser Entwicklung beim Tod des damaligen Ministerpräsidenten Barschel. Reporter des Stern drangen in sein Hotelzimmer ein und fanden die Leiche. Der Stern stellte das Foto der Leiche in der Badewanne auf seine Titelseite. Insofern ist der Stern, der heute den Saubermann spielt und die „Bunte“ anklagt, nicht einen Deut besser als das bekannte Skandalblatt.

Jetzt wurde bekannt: Die „Bunte“ liess über eine Agentur, die wohl nicht anders als Detektei bezeichnet werden kann, nicht nur Seehofer, Müntefering und Lafontaine bespitzeln, sondern auch weitere Politiker. Bekannt wurden bisher Tiefensee, Oettinger, Verheugen und Wulff. Hallo, liebe Politiker, seid ihr sicher, ihr werdet nicht in diesem Moment in eurem Privatleben bespitzelt?

Sollten wir nun sagen: „Geschieht ihnen Recht“? Sie haben uns in Hartz IV gesteckt, sie haben uns 1-Euro-Jobs machen lassen, sie haben uns die Mehrwertsteuern erhöht, sie schicken unsere Söhne nach Afghanistan und lassen dort reihenweise Massaker an Zivilisten begehen, sie haben riesige Niedriglohnbereiche aufgemacht und weigern sich, einen Mindestlohn festzulegen, wie in fast allen zivilisierten Ländern, sie haben die Rente auf 67 erhöht, sie lassen den Banken Hunderte von Milliarden zukommen und sagen uns, die Kassen seinen leer, sie spitzeln hinter uns her mit Bundestrojaner und Vorratsdatenspeicherung, sollen wir da nicht sagen: „Geschieht Ihnen Recht“?

Nein! Nicht weil sie uns so sympathisch wären, nicht weil sie es nicht verdient hätten, auch selbst zu spüren, wie es ist, bespitzelt zu werden, sondern weil dies ja nur die Anzeichen der allgemein Degeneration am Ende der kapitalistischen Ära sind, unser Lieblingspolitiker Westerwelle würde sagen „spätrömische Dekadenz“, und weil noch weit mehr auf uns zukommt. Man stelle sich vor, bekannte Politiker sind sich schon nicht mehr sicher, in Ruhe ein Liebesleben vor, nach oder ausserhalb der Ehe führen zu können, was da auf uns kleine Leute zukommt!

Westerwelle

Darum müssen wir dafür eintreten, dass selbst das Politiker-Pack ein Recht auf ein Privatleben, auf Rücksicht und Diskretion hat.

Pfau

Die bürgerliche Politiker-Brut, genau so wie die Verantwortlichen in den Medien, sind nichts anderes als eine Haufen Marionetten an der langen Schnur der Monopole in Industrie und Finanzwelt. Sie haben sich verkauft und viele von ihnen werden dafür fürstlich bezahlt.

Interessant auch: Der einzige Politiker unter den Bespitzelten, die bisher bekannt wurden, der nicht an den oben genannten Verbrechen gegen das deutsche Volk beteiligt war, Lafontaine, bekam eine „Sonderbehandlung“. Als man einfach nichts finden konnte und das Gerücht, er habe was mit Sarah Wagenknecht, sich als ein solches herausstellte – er hatte nichts mit ihr, stattdessen hatte er Krebs -, sprang die „Bunte“ ab, aber man wollte immer noch Geld mit ihm verdienen. Man bot einem seiner CDU-Konkurrenten im Saarland an, für ihn etwas im Privatleben von Lafontaine zu finden (gegen gute Bezahlung natürlich), aber der hatte doch noch etwas Anstand und wollte nicht auf diese Art die Landtagswahlen gewinnen – oder er fand es einfach zu teuer. Doch es war für dieses Gesocks einfach nicht auszuhalten, dass ausgerechnet gegen die verhasste Person nichts zu finden war. So steckte man dem ‚Spiegel‘, er habe was mit der Wagenknecht und der, Drecksblatt wie er ist, veröffentlichte wirklich das falsche Gerücht.

Kapitalismus vom Feinsten! Man kann gar nicht so viel essen....


Veröffentlicht am 9. März 2010 in der Berliner Umschau

Sonntag, 21. Februar 2010

Wenn die Dekadenten vor der Dekadenz warnen

Westerwelles ‘spätrömische Dekadenz’

Von Karl Weiss

“Anstrengungsloser Wohlstand” sei, was die Folge des BVG-Urteils gegen die Hartz-IV-Sätze sein werde, wenn man dem Gericht folge, erklärt unser Lieblingspolitiker Westerwelle. Wer das verspricht, „lädt zu spätrömischer Dekadenz ein.“ schreibt er in der ‚Welt‘. Da könne Deutschland scheitern. Interessant: Also Rom ist deshalb untergegangen, weil die unteren Klassen im alten Rom einen anstrengungslosen Wohlstand hatten. Da muss mir mein Geschichtslehrer einen Unsinn erzählt haben.

Westerwelle

Diese Pflaume von einem Geschichtslehrer hat nämlich behauptet, dass gerade das übertriebene Wohlleben der Reichen der damaligen Zeit, des Kaisers und seiner Vasallen, des Senats und der römischen „Bürger“ (das waren damals die Herrschenden) einer der Ausdrücke der Dekadenz der römischen Gesellschaft war, während die Sklaven und die eroberten Völker (das waren damals die Unterdrückten) mehr und mehr die Lasten des überbordenden Luxuslebens der römischen Aristokratie aufgebürdet bekamen.

Er behauptete, die damaligen Herrschenden hätten sich alles zu ihren Gunsten zurechtgebogen und das sei der Ausdruck der Dekadenz gewesen, die später zum Untergang des Reiches beigetragen hätte.

Dieser Pflaumen-Geschichtslehrer behauptete, damals sei das Zeitalter der Gesellschaftsform Sklavenhaltergesellschaft zu Ende gegangen und die neue Gesellschaftsform der Feudalismus hätte sich fast überall durchgesetzt. Natürlich hat dieser Geschichtslehrer nicht die mindesten Kenntnisse, aber er hatte behauptet, jedes Mal, wenn eine Gesellschaftsform ihrem Ende entgegengehe, werde man deutlich die Anzeichen von Dekadenz an den Dummheiten und Maßlosigkeiten der Herrschenden erkennen, so auch, wenn der Kapitalismus seinem Ende entgegengeht. Wie gut, dass der überragende Geschichtsforscher Westerwelle uns nun eines Besseren belehrt.

Da hätte ich doch beinahe den Gedankengang meines Geschichtslehrers fortgeführt und es für den Ausdruck der Dekadenz des untergehenden Kapitalismus gehalten, wenn ein Mann aufgrund der politischen Spielregeln eines untergehenden Systems zum Außenminister gekürt werden muss, der nicht einmal Englisch, geschweige denn andere Fremdsprachen beherrscht.

Da hätte ich angenommen, es sei ein Ausdruck jener Dekadenz, wenn im politischen System nicht mehr die besten Köpfe und die brillantesten Denker nach oben gespült werden, sondern jene, die in den Parteien am besten intrigieren und antichambrieren und so eine beträchtliche Hausmacht aufbauen konnten. Da wäre es logisch gewesen, dass Leute, die so sehr mit diesen Dingen beschäftigt sind, keine Zeit zum Lernen von Fremdsprachen aufbringen konnten. Doch da wäre ich natürlich völlig falsch gelegen, wie mich jetzt Westerwelle belehrt.

Pfau

Nein, in Wirklichkeit sind unsere Politiker natürlich brillant. Na klar, da gab es bei Kohl so eine Ansammlung von mangelnden Kenntnissen der Allgemeinbildung, so wie auch bei Frau Merkel, Ich hätte das völlig falsch einer mangelnden politischen Kultur zugeschoben, einer der Ausdrucksformen von Dekadenz, aber da sei Westerwelle vor!

Ja, sicher, da gibt es eine von der Leyen, die weniger vom Internet versteht als eine Kuh vom Tanzen, aber Gesetze übers Internet einbringt. Da gibt es auch jenen Herrn Scholz, der so ein geistiger Hochflieger war, dass man ihn als Minister im Verteidigungsministerium einfach kalt stellte und ignorierte, wie bei der Kundus-Affäre herauskam. Aber das hat alles nichts mit Dekadenz zu tun, wissen wir nun, Gott (oder besser: Westerwelle) sei Dank.

Ich hätte es in meiner Einfalt für Dekadenz gehalten, dass man allerorten die völlig überflüssigen Banken, die sich verspekuliert hatten, mit Hundert-Milliarden-Summen rettete und jetzt den kleinen Mann diese Suppe auslöffeln lassen will. Welche Dummheit von mir!

Auch den Fall Zumwinkel hätte ich in meinem fehlgeleiteten Denken für ein Anzeichen der Dekadenz der Herrschenden gehalten. Bekanntlich hatte man den beim Steuer hinterziehen erwischt, unterstützt durch Liechtensteinische Banken. Da wurde dann plötzlich „vergessen“, rechtzeitig Anklage bei den weiter zurückliegenden Fällen zu erheben, wodurch er automatisch unter die 100 000-Euro-Grenze kam. Aber auch das reichte nicht. Zusätzlich mobbte die nordrhein-westfälische Landesregierung noch die zuständige Staatsanwältin aus dem Amt und übergab den Fall einem verständigen Staatsanwalt und Zumwinkel kam mit einem erhobenen Zeigefinger davon. Ich hätte das für Dekadenz eines Systems gehalten, aber da lag ich natürlich falsch.

Ich hätte es für dekadent gehalten, dass Hartz-IV-Empfänger keine 100 000-Euro-Grenze haben, ja nicht einmal eine 20-Euro-Grenze, aber da lag ich sogar grottenfalsch, wie ich jetzt einsehe.

Auch die hessische Landesregierung hätte ich für dekadent gehalten, die vier übereifrige Finanzbeamten, die der CDU-Spendenaffäre zu nahe kamen, mit gekauften psychologischen Gutachten aus dem Amt entfernte. Doch nun wissen wir: Dekadenz hat damit nichts zu tun, nein. Wenn Sie, lieber Leser, nachdem Sie mehr als 30 Jahre in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben, im Fall der Arbeitslosigkeit meh als ein Jahr Leistungen erwarten, dann sind Sie dekadent!

Auch dass man zuerst Riesenspenden vom Eigner der Mövenpick-Hotelkette annimmt und dann anschließend die Mehrwertsteuern für Hotels herabsetzt, ganz offen, ohne im mindesten rot zu werden, hätte ich für Dekadenz gehalten, ich kleines Dummerchen.

Überhaupt ist Dekadenz eine typische Eigenschaft von Unterdrückten. Sehen Sie sich nur die deutschen Bauern im Feudalismus an. Sie machten immer wieder Aufstände gegen die Feudalordnung und wollten einfach nicht begreifen, dass die gottgewollt war. Zum Glück fand sich da Luther, der ihnen das erklärte. Der Luther der heutigen Tage ist eindeutig Westerwelle.

Nun gut, er wird nicht gerade in der Lage sein, mit EINEM Buch (in Luthers Fall der Deutschen Bibel-Übersetzung) einem ganzen Volk die Grundlage seiner Sprache zu geben, denn dafür müsste er ja mehr als drei Neuronen haben. Aber sehen Sie doch nur, was dieser von Gott inspirierte Vize-Kanzler aus drei Neuronen macht!!!!

Pfui Spinne, kann ich da nur zu meinem alten Geschichtslehrer sagen, welche Verdrehung der Tatsachen! Naja, der Geschichtslehrer war ja auch in der Kommunistischen Partei, was soll da schon kommen, nicht wahr?

Wie gut dass wir nun mit Luther-Westerwelle einen Reformer und Aufklärer vom Format eines Galileo haben, Der hat bekanntlich auch die Irrlehre, die Erde sei eine Kugel (jedenfalls nach leichten Drohungen mit Folter) verurteilt und uns allen deutlich gemacht: Die Erde ist eine Scheibe!

Veröffentlicht am 20. Februar 2010 in der Berliner Umschau

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