NaherOsten

Montag, 9. April 2007

Aus Pakistan sieht niemand eine Gefährdung?

Und Pakistan? Und Pakistan?

Pakistan ist Hort und Ausgangspunkt des militanten Islamismus

Von Karl Weiss

Während sich die westliche Welt, sprich: die US-Regierung und ihre Schoßhündchen, lauthals um den Iran sorgen, bleiben einfache Wahrheiten völlig unbeachtet: Pakistan, das zweitgrößte islamischen Land nach Indonesien mit der wahrscheinlich höchsten Anzahl an militanten Islamisten und Terror-Ausbildungs-Camps, wahrscheinlicher Aufenthaltsort von Osama bin Laden und der Mehrheit der Taliban, hat bereits die Atombombe und hat auch Raketen, die eine solche in entfernte Ziele tragen können.

In einem Interview, das er der „Folha de São Paulo" gab, hat der englische Journalist Robert Fisk, der im Libanon lebt und als der best informierte westliche Journalist des Nahen Ostens gilt, darauf aufmerksam gemacht, daß im Moment die bei weitem größte terroristische und allgemeine Gefahr für den Westen von Pakistan ausgeht.

Fragt man, warum sich niemand um Pakistan sorgt, so bekommt man stereotyp die Antwort: Weil Pakistan ein US-freundliches Regime hat. Nun, was ist US-freundlich in Pakistan? Man gestattet den US-Truppen Stützpunkte, Benutzung von Flughäfen und Überflugrechte, man läßt die CIA im Land toben, man gestattet US-Firmen, pakistanische arme Menschen auszubeuten.

Doch was ist US-freundlich daran, die Taliban zu beherbergen? Was daran, Osama bin Laden Unterschlupf zu gewähren (falls es den noch gibt)? Oder daran, die Scharia in weiten Teilen des Landes anzuwenden? Man gibt keine Erklärungen gegen Israel ab, stellt aber in ganz anderer Weise eine unmittbare und akute Gefahr für dies Land dar als die eventuellen Ambitionen Irans, die noch viele Jahre keine Chance auf Verwirklichung haben - wenn sie denn bestehen.

In keinem anderen Land der Welt werden soviel potentielle Terroristen ausgebildet wie in Pakistan (abgesehen vom Irak, aber das haben sich die US-Politiker selbst zuzuschreiben). In keinem anderen Land gibt es so viele Zwangsheiraten, so viele abgehackte Hände, gesteinigte und ausgepeitschte Frauen, öffentlich Gehenkte wegen Übertretung islamischer Gesetze usw. Nirgends werden die Rechte der Frauen so mit Füßen getreten. Wenn irgendwo die Horrorgemälde über Islamismus Wirklichkeit sind, dann in Pakistan.

Die jetztige Regierung Pakistans ist US-freundlich. Ja und? War nicht auch Saddam Hussein ein hochgerüsteter Verbündeter der USA, der sogar im Auftrag der US-Regierung den Iran überfiel? War Osama bin Laden nicht CIA-Agent? Wurden die Taliban nicht mit US-Hilfe so groß wie sie jetzt sind, weil man sie damals gegen die Sowjetunion in Afghanistan hochpäppelte? Eine Regierung kann rasch ihre Politik wechseln oder kann abgelöst werden. Die Atombomben und Trägerraketen aber bleiben.

Alles, was man im Iran gefunden hat, das Verdacht bezüglich möglicher Ambitionen auf Atombomben weckte, stammte aus Pakistan. Man hatte Gerätschaften in iranischen Atomanlagen gefunden, an denen winzige Spuren hochangereicherten Urans nachzuweisen waren. Das war die einzige reale Grundlage all dieser Spekulationen. Es hat sich aber längst herausgestellt, daß es sich um Gerätschaften handelte, die von Pakistan geliefert worden waren und deshalb schon mit hochangereichertem Uran in Kontakt gekommen waren.

Aber über Pakistan ist die US-Regierung nicht besorgt. Man mag den jetzigen dortigen Diktator mit viel Korruption und wohl auch dem Wissen über dessen 'Leichen im Keller' im Zaum halten - aber das galt auch für Saddam Hussein (dem man mit diesen ‚Leichen im Keller’ den Schauprozess gemacht und ihn aufhängen gelassen hat).

Wenn der offizielle Untersuchungsbericht über die Anschläge vom Juli letzten Jahres in London stimmt, dann waren zwei der „britischen Jungs", die das angeblich als Selbstmordattentäter begangen haben sollen, auf Ausbildung ..... Wo? Im Irak? In Afghanistan? Nein, in Pakistan!

Und da schließ Präsident Bush auch noch mit dem alten Erzfeind Pakistans, mit Indien, einen riesigen Atomdeal ab! Was soll Pakistan dazu sagen? Danke Bush? Was, wenn in Pakistan Kräfte an die Macht kommen, die sich von der US-Regierung verraten fühlen (und mit Grund)?

Laut der 'Washington Times' vom 13. Mai hat Pakistan begonnen, Material für den Aufbau einer Atomindustrie nach Syrien zu liefern. Dies bezieht sich auf einen bekannt gewordenen Bericht aus dem Jahre 2004. Aber alle reden nur vom Iran.

Warum spricht Israel soviel von einem Luftschlag auf die Atomanlagen Irans, aber nicht auf die Atomanlagen Pakistans? Man ist absolut nicht beunruhigt in Tel Aviv? Sollte man aber! Im Gegensatz zu den iranischen Ayatollahs, die Schiiten sind, handelt es sich in Pakistan im wesentlichen um Sunniten.

Läutet da keine Alarmglocke?

Wer sind die Träger des erbitterten Widerstands im Irak? Die Sunniten, nicht wahr? Und die Gruppe um Osama Bin Laden? Sunniten!

Oder kapieren wir normalen Menschen nur einfach nicht, daß es um das alles nicht geht, nicht um Islamismus, nicht um abgehackte Hände, nicht um eine ernsthafte Gefährdung Israels, nicht um Sunniten oder Schiiten, nicht um Frauenrechte und vor allem nicht um Terroristen (die sind willkommener Vorwand), sondern daß schlicht und einfach die Dominanz über den Nahen Osten und Mittleren Osten mit einem Erdöl der Punkt ist, denn die kann man nicht von Pakistan aus haben.

Und noch ein kleines Detail: Während der Irak und der Iran zu den größten Erdölförder- und -exportländern gehören, hat Pakistan kein Öl.


Artikel der "Berliner Umschau" vom 18.5.06, hier aktualisiert und leicht redigiert.

Donnerstag, 5. April 2007

Der 'Kampf der Kulturen', Teil 1

Wie man einen Popanz erfindet

Von Karl Weiss

Von allen Seiten – Politik – Massenmedien und auch gewissen Internet-Seiten – wird uns ins Ohr geblasen, nun sei der ‚Kampf der Kulturen’ auf der Tagesordnung – jetzt ginge es nicht mehr um den Kalten Krieg, sonder um die säkulare Auseinandersetzung zwischen der westlichen Kultur und dem Islam, zuweilen auch Krieg der Zivilisationen genannt. Kriege seien unvermeidlich,
denn nur einer könne als Sieger hieraus hervorgehen.


Stellt man den Propagandisten dieser These einige einfache Fragen, kommen sie allerdings schon ins Schleudern. Zum Beispiel muss man natürlich fragen:
Islam ist doch eine Religion, keine Kultur, wie kann da ein ‚Kampf der Kulturen’ entstehen. Ja, so wird uns beschieden, es ginge nicht um Worte, sondern um Inhalte. Der Islam stelle eben eine solche Bedrohung dar heutzutage, dass man ihn wie eine Kultur nehmen könne.

Irakkrieg

Fragt man nun weiter, wer eigentlich nun genau diese Bedrohung darstellt, wird es völlig konfus. Einige sagen: Der Iran (als Ganzes, als Staat und Bevölkerung), andere sagen: Nein, nur die fanatischen Islamisten, sei es im Iran oder anderswo. Wieder andere sagen: Alle Staaten, die den Islam als Staatsreligion haben (das wären im wesentlichen nur der Iran, Saudi-Arabien und Pakistan), wieder andere: alle Länder und Völker, die überwiegend mohammedanisch sind (das allerdings betrifft an die 40 Länder der Erde, wie z.B. Somalia, Marokko, Indonesien und viele andere).

Fragt man nun weiter, warum wir uns als im Kriegszustand mit Somalia, Indonesien und Marokko betrachten sollten, so werden de Aussagen schon etwas ungeduldiger. Man solle nicht spitzfindig werden. Man wisse genau, was gemeint sei usw.

Doch wir lassen uns nicht irreführen und fragen weiter: Wie genau wird denn nun definiert, mit welchen Ländern wir uns im Krieg befinden und mit welchen nicht?

Irgendwann in diesem Frage-Antwort-Spiel wird der Befragte beginnen auszuweichen, denn er wird nicht in der Lage sein, uns eine begründete Liste von Staaten zu geben. Er wird anfangen zu schwadronieren über Werte. Wir hätten eben andere Werte und jene hätten Werte, die wir nicht akzeptieren könnten und uns nicht überstülpen lassen wollten.

Abu Ghraib 7-35

Gut, gehen wir also über auf die Werte (dann geht es also um einen „Kampf der Werte“, nicht um einen ‚Kampf der Kulturen’?). Nein, es ginge schon um Kulturen. Unsere Kultur, die westliche Kultur habe eben andere Werte, während „die Anderen“, die so undefinierbar sind, eben aus langer Geschichte andere Werte hätten.

Also, sehen wir einmal in die Geschichte. Alles was heute als „westlich“ beschrieben wird, das betrifft also Europa, die Amerikas und Israel, beruht tatsächlich auf gemeinsamen Wurzeln. Diese gemeinsamen Wurzeln kommen z.B. in den gemeinsamen Zahlen zum Ausdruck, den arabischen Ziffern. Wie bitte? Arabisch? Bei den westlichen Werten? Moment einmal, da stimmt was nicht!

Also, wo sind unsere Wurzeln als westliche Kultur? Nun, jedes halbwegs vernünftige Geschichtsbuch lehrt uns das: In Babylonien und Assyrien, im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, genau da, wo heute das Volk des
Irak unter den US-Besatzung leidet.

Gun

Dort gab es die ersten großen Reiche, die Schriften hatten, die eine Gesetzgebung hatten, die uns in Stein gehauen überliefert haben, worauf die beginnende westliche Zivilisation beruht. Später war da das große Ägyptische Reich, noch später das Persische (ja, genau: Iran) und dann das Mazedonische mit Alexander dem Großen, danach die alten Griechen, dann die alten Römer. So lesen wir es dort nach.

Und dort bei den Arabern wurde auch unsere Zahlen erfunden: eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben....Man kann das auch im Detail nachlesen, aber das führt uns im Moment nicht weiter.

Gleichzeitig oder mit geringem Zeitabstand gab es auch weit entfernt davon das Entstehen anderer Zivilisationen: In China, in Indien, in Japan. Im Gegensatz zu den Kulturen mit den Wurzeln dieser Zivilisationen nennen wir unsere die westliche Zivilisation, mit den westlichen Werten und der westlichen Kultur.

Was umfasst sie? Europa, die von Europäern dominierten Amerikas, den ganzen arabischen Raum, ebenso wie wesentliche Teile Vorderasiens bis hin zur
pakistanischen (nach anderer Version sogar bis zur indischen) Grenze.

Das ist unsere westliche Zivilisation, Kultur, unser Erbe. Wir können uns nicht davon lösen, denn das sind wir. Das ist es, was uns geprägt hat.

Wie? Moment mal? Dann wären alle diese Länder Teil unserer westlichen Kultur? Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Palästina, Jordanien, Israel,
Syrien, Saudi Arabien, die Emirate, Kuwait, Jemen, der Irak, der Iran, die Türkei, Afghanistan, Aserbeidschan und und und.

Abu Ghraib Folterszene - blutender, nackter Gefangener. Zu diesem Foto existieren verschiedene Versionen. Eine besagt, der Gefangene ist bereits tot, eine andere, er sei lediglich durch einen Hundebiss verletzt und es handele sich nicht um Folter.

Also so gehts ja nicht, wir wollten doch gerade unsere westliche Kultur GEGEN solche Länder definieren! Eben!

Eben!

Nun, unsere Propagandisten des ‚Kampfes der Kulturen’ geben nicht so leicht auf: Nein, es ginge nicht um DIESE westliche Kultur, es ginge vielmehr um die Kultur, die durch die jüdisch-christlichen Werte bestimmt ist. Diese
unterscheide sich substanziell von dem, was der Islam lehre.

Damit sind wir wieder da, wo wir vorher schon waren, es geht um einen Kampf der Religionen, nicht der Kulturen.

Aber seien wir nicht ungerecht, gehen wir auf die Argumentation mit den Werten ein und untersuchen wir, was sind die Werte, die jüdische und christliche Länder, Staaten und Reiche praktiziert haben?

Was die damaligen Juden betrifft, so lehrt uns die Bibel bei Moses, wie man damals im Kriegsfall mit den unterlegenen Gegnern umzugehen hatte: Alle mit
Mann und Maus, Männer, Frauen und Kinder mussten umgebracht werden, lediglich die Jungfrauen wurden geschont, um sie zum eigenen Gebrauch zu haben.

Hieronymus Bosch, Garten der Lüste, Ausschnitt 17

Es gibt da sogar eine Episode in der Bibel, die davon erzählt, wie König Salomon einmal den Anweisungen Gottes nicht folgte und nicht alle Frauen und
Kinder der unterlegenen Feinde umbrachte (und nur die Jungfrauen zum eigenen Gebrauch schonte). Der Gott war völlig missgestimmt und erklärte, er sei deren Gott nicht mehr und würde ihnen keine weiteren Siege mehr bescheren.

Man hatte eine Menge Arbeit, den Gott wieder gnädig zu stimmen. Das war also die erste wesentliche Manifestation jüdisch-christlicher Werte.

Später dann, etwa ab dem 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, tritt dann das Christentum auf die Bühne der Geschichte in Form von Völkern, die christlich
sind und deren Herrscher sich auf das Christentum beziehen.

Es ist bis heute nicht ein einziger Fall bekannt, dass diese Herrscher irgendwie weniger blutrünstig, weniger brutal oder weniger auf Machtgewinn aus gewesen wären als andere, nicht-christliche Herrscher. Nur waren die
christlichen effektiver beim Machtgewinn – ob auch bei den Jungfrauen, ist nicht überliefert.

Seit frühesten Zeiten waren die Begriffe Christentum und Folter praktisch identisch. Bis man im Mittelalter ankam, hatte bereits jede Burg und jede Ortschaft, die etwas auf sich hielten, ihre Folterkammern, wo wir heute noch
deren Folterinstrumente besichtigen können.

Detainees Guantánamo

Die Eroberungsfeldzüge christlicher Armeen sind Legion. Man hat jegliches Land, das zum Christentum „bekehrt“ wurde, im wahrsten Sinne des Wortes mit Feuer und Schwert erobert. Auch hierbei wurden natürlich wieder die Jungfrauen geschont, denn man konnte sie ja noch gebrauchen.

Dass da irgend jemand einmal aus Nächstenliebe gehandelt hätte, ist nicht überliefert (wenn man von der Liebe zur nächsten Jungfrau absieht) – genauso
wenig, wie Vergebung Teil der christlichen Praxis war oder ist.

Auch der Papst als Gottes Stellvertreter auf Erden hatte seine eigenen Armeen. Da konnte man schon einmal einen Kaiser herausfordern, wenn der nicht gehorsam sein wollte und ihn nach Canossa bestellen.

Da gab es auch mal zwei oder drei Päpste, in Avignon, Rom und sonstwo, die dann gegeneinander Krieg führten. Einer davon soll den Krieg gewonnen haben. Kurz, die ganze christliche Geschichte bis zum Ende des Mittelalters ist mehr oder weniger eine der brutalen Eroberungen, Unterwerfungen und nicht zu vergessen: Die Jungfrauen sind immer zum eigenen Gebrauch bestimmt.

Boticelli Geburt der Venus Ausschnitt

Nun aber, mit dem Jahr 1492 treten wir in die Neuzeit ein. Nun wurde alles anders, nicht wahr? Die Werte der Renaissance, die Werke Shakespeares, ‚Utopia’ von Thomas Morus, endlich mal Werte, auf die man sich berufen kann.

Unglücklicherweise begannen aber genau zu dieser Zeit die fürchterlichsten Ausrottungs-Kampagne, die von Christen bis dahin je durchgeführt wurden.

In den gerade entdeckten Amerikas wurden in den folgenden Jahrhunderten Indianer und Indios abgeschlachtet und ausgerottet, dass es eine Art hatte.
Wahrscheinlich um die 10 bis 20 Millionen waren es am Ende, die bei der Besiedelung des neuen Kontinent nicht mehr im Wege waren. Auch hier: Die Jungfrauen wurden geschont. Sie waren für den eigenen Gebrauch bestimmt. Es gibt viele und ausführliche Geschichten über versklavte Indio-Frauen und auch einige junge Indianerinnen, die von den christlichen Eroberern benutzt wurden.

Als besonderer Höhepunkt der Christlichkeit in der „Neuen Welt“ kann der christliche britische General Jeffrey Amherst gelten, der mit Pocken infizierte Decken an die Indianer verteilen ließ.

Zeichnung von der Übergabe der mit dem Pockenvirus infizierten Decken an die Indianer

Genau zu Beginn der Neuzeit begann auch die Geschichte des anderen großen christlichen Religions-Stammes, der Protestanten. Zunächst musste natürlich erst einmal gegeneinander Krieg geführt werden, wie es sich für anständige Christen gehört. Der dreißigjährige Krieg hinterließ ein völlig zerstörtes Europa. Die Hälfte der Bevölkerung Europas war ausgerottet worden (das wären
in heutigen Bevölkerungszahlen etwa 150 Millionen von Toten gewesen). Diesmal klappte das mit den Jungfrauen nicht so gut, denn die Mehrheit wurde von der Pest dahingerafft und die macht keine Ausnahmen für die Jungfrauen.

Ebenso begann genau zu dieser Zeit die leider so notwendige Inquisition, denn hätte man die Ketzer frei laufen lassen und mit Terror drohen lassen
sollen? Das alte Folter-Erbe wurde nun zu allerhöchsten Blüten getrieben. Es wurde so kunstvoll gefoltert, dass selbst heutige Folterknechte in Guantánamo Anerkennung zollen müssen – wenn deren Methoden natürlich doch auch weit fortgeschrittener sind.

Guantánamo Wagen

Ebenso begann nun die Geschichte, dass man endlich Schluss machte mit Hexen und Hexern in Europa, die ja nachweislich für die Pest verantwortlich waren.
Oder Jeanne d’ Arc? Hatte sie es nicht verdient? Die Scheiterhaufen brannten allenthalben und ganz Europa hallte für Jahrhunderte von den Schreien der
Verbrennenden wieder. Die christlichen Werte erreichten neue Höhen.

Karikatur Selbstmord Guantánamo

So als ob man nun aber alles, was es je auf Erden an Brutalität, Infamie und Gewalt gegeben hatte, in den Schatten stellen wollte, begann man nun die
moderne Sklaverei zu erfinden.

In Afrika fand man ausreichend „Menschenmaterial“, das leicht zusammenzutreiben war, denn die „Wilden“ hatten den damals modernen Feuerwaffen nichts entgegenzusetzen. Schon wurde daraus eines der grössten Geschäfte der Weltgeschichte.

In holder Eintracht von Arabern, Juden und Christen (ja, die drei gehörten immer schon zusammen wie Pech und Schwefel) holte man Schwarze aus Afrika und verfrachtete und verkaufte sie hauptsächlich in die „Neue Welt“, wo es praktisch ausschließlich sehr gute Christen waren, die sich schwarze Sklaven hielten – hauptsächlich zur Arbeit in den Minen, im Stall und auf den Feldern – mit Ausnahme der Jungfrauen natürlich, die wurden selbst genutzt, so wie es bei den Christen und vorher schon Juden immer schon Brauch war.

Doch dann, ab der US-Verfassung von 1776, als nach und nach die Feudalregime durch die Herrschaft aufgeklärter Besitzer von Manufakturen und Fabriken ersetzt wurden, als der Kapitalismus den Feudalismus ablöste, da wurden natürlich die christlichen Werte völlig andere, nicht wahr?

US-Fahne auf Halbmast

Nun, zu Beginn, während der napoleonischen Kriege und der weiteren Entwicklung hin zum deutsch-französischen Krieg 1870/71, hätte man vielleicht noch Hoffnung haben können. Doch dann, als das hehre 20. Jahrhundert heraufdämmerte, da bekam alle Scheusslichkeit, die christliche Werte je ausgemacht haben mochten, noch neue, bis dahin völlig unbekannte Glanzlichter aufgesetzt, die allen Nicht-Christen auf der Welt den
Angstschweiß auf die Stirn trieben.

Der 1. Weltkrieg 1914 bis 1918 war rein christlich auf beiden Seiten und war das gewaltigste Massaker, welches die Menschheit bis dahin je veranstaltet
hatte mit insgesamt etwa 15 bis 20 Millionen Toten.

Die faschistische Hitlerherrschaft in Deutschland, einem christlichen Land (während der Hitlerherrschaft waren weit über 90 % der Deutschen in einer der beiden großen christlichen Kirchen) wurde zum absoluten Höhepunkt
christlicher Tötungseffizienz. In einigen wenigen Jahren 6 Millionen Juden umzubringen, da konnte der Rest der Menschheit nur noch den Hut ziehen. Im wahrsten Sinn des Wortes – denn praktisch alle waren so erschüttert, wenn sie davon erfuhren, dass sie den Hut abnahmen.

Doch das war noch nicht alles. Das faschistische und christliche Deutschland entfachte auch den zweiten Weltkrieg 1939 bis 1945. Was kaum jemand für
möglich gehalten hatte, wurde wahr: Die Opferzahlen des 1. Weltkrieges konnten noch einmal verdoppelt werden (etwa 35 bis 40 Millionen Kriegstote), alles zur höheren Ehre der jüdisch-christlichen Werte.

Dieser Krieg war noch gar nicht ganz vorbei, da stiegen am Horizont schon die Schatten der Pilzwolken der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki hoch
und bescherten der Menschheit einen weiteren Höhepunkt christlicher Werte. Die Produktion immer neuer Atombomben in christlichen Ländern hört seitdem
nicht mehr auf.

Der Wahrheit halber sei aber gesagt: Immerhin etwa 1% der Atombomben der Menschheit gibt es heute in nicht-christlichen und nicht-jüdischen Ländern.

Palestina land loss

Doch damit ist die hehre Geschichte der Werte des jüdischen und christlichen Abendlandes noch keineswegs beendet. Die neue Weltmacht USA (zuerst zusammen mit der anderen Supermacht, dann als einzige verbliebene Supermacht), ein zutiefst christliches Land (über 80% der US-Amerikaner bekennen sich nicht nur zu einer der christlichen Religionen – das tun 95% -, sondern sind auch aktive Kirchgänger), konnte noch einmal eine besonders intensive Christlichkeit beweisen, als man ein kleines Land, Vietnam, aufs Korn nahm (Vietnamkrieg 1963 bis 1975).

Nun wurde der mit offenem Mund staunenden Menschheit gezeigt, wie man ein Land in die Steinzeit zurückbombt und wie man so viel „ Agent Orange“ ausbringt, dass Generationen von Kindern mit Missbildungen geboren wurden und noch bis heute geboren werden. Orange dürfte eine besonders christliche Farbe sein.

Nun, von der jüngeren Geschichte braucht kaum gesprochen zu werden. Die Bombardierungen Jugoslawiens, der Überfall auf Afghanistan, der auf den Irak mit inzwischen bereits über 300 000 Ziviltoten, das alles belegt, unsere über alles geliebte Supermacht bewegt sich vollständig innerhalb der hehrsten und höchsten Traditionen der christlichen Werte.

Irak: Weinendes blutbeflecktes Kind, dessen Vater und Mutter soeben von US-Soldaten ermordet wurden

Allerdings hört man im Irak nur selten, dass die Jungfrauen geschont und selbst gebraucht werden. Sollte diese alte und so liebe christlich-jüdische Tradition in Vergessenheit geraten?

Bush

Dafür steht aber außer Zweifel: Die neuen Foltermethoden unserer vererhrten Freunde von jenseits des Atlantik schlagen alles, was es in der Vergangenheit gab. Noch nie wurde so effektiv gefoltert. Folter ist und bleibt ein absolutes 'highlight' unter den christlichen Werten.

Abu Ghraib 5-6

Nachdem wir uns nun endlich einmal umfassend informiert haben, was jüdisch-christliche Werte sind, verstehen wir nun endlich und natürlich auch
vollständig, warum man sie mit Zähnen und Klauen gegen die bösen Angriffe des Islams verteidigen muss.

Man stelle sich vor, der will doch tatsächlich den Glauben mit dem Schwert verbreiten! Wie absurd!


Veröffentlicht in der 'Berliner Umschau' am 5. April 2007

Originalartikel


Der 2. Teil von "Kampf der Kulturen" ist hier

Mittwoch, 28. März 2007

Findet der Angriff auf den Iran statt oder nicht?

Imperialismus will Kontrolle

Von Karl Weiss


In einem wirklich Aufsehen erregenden Artikel hat Michael Schulze von Glaßer in „Journalismus – Nachrichten von heute“ die Frage gestellt „Kann der Iran erobert werden?" und kommt zu dem Schluss: Nein.

Allerdings darf man die Frage stellen, ob die Frage richtig gestellt ist. Kann, soll, muss es das Ziel des US-Imperiums sein, den Iran zu erobern? Auch auf diese Frage lautet die Antwort: Nein.

Eine imperiale Macht, wenn sie auf Expansion und Machtabsicherung drängt, hat ein wesentliches Ziel: Kontrolle.

Kontrolle bedeutet im Fall Iran dreierlei: Kontrolle über die wesentlichen Ölfelder und den Ölexport, Kontrolle über wesentliche Teile der Wirtschaft des Iran und Kontrolle über die geostrategisch wichtigen Punkte des Landes.

Kriegsplan nicht auf Eroberung Irans ausgerichtet

Um diese Kontrolle zu haben, muss der Iran keineswegs erobert werden. Die großen Ölvorkommen des Iran sind fast alle im Westteil des Landes und in Plattformen im Persischen Golf gelegen, konzentriert fast völlig auf einige Provinzen: Jene, die an den Irak grenzen und an den Persischen Golf bis hinunter zur Strasse von Hormuz, wo über eine Meerenge von kaum 50 km fast 1/3 des weltweit exportierten Erdöls vorbeischwimmt. Provinzen: Kurdistan, Kermanschah, Ilam, Khusestan, Busher, Fars und Hormozgan mit insgesamt etwa 13 Millionen der 70 Millionen Einwohner (weniger als 19 %).

Bush
Schwimmt Bush auf der Macht der Angst?

Wer diese Provinzen kontrolliert, hat die Ölkontrolle und die über den wesentlichen geostrategischen Punkt: Die Strasse von Hormuz. Wird der Rest des Landes zerstört, ist damit auch jede ins Gewicht fallende wirtschaftliche Tätigkeit außerhalb dieser Provinz beseitigt.

Ahmedinedschad

Nach Einschätzung von Militärstrategen ist daher der Kriegsplan von USA/Israel gar nicht auf eine Eroberung des Irans ausgerichtet. Man will vielmehr nach diesem Plan in einem raschen Schlag lediglich jene Provinzen im Westteil des Irans besetzen. Dem würden in den ersten Wochen des Krieges massive Bombardierungen dieses Teiles des Irans vorausgehen, natürlich unter Aussparen der Ölquellen. Man wird nicht nur alle erkennbaren militärischen Einrichtungen angreifen, sondern schlicht und einfach alles, was nicht Ölquelle ist, also die Bevölkerung dort weitgehend ausrotten.

In die Steinzeit bomben

Das ist mit den modernen Bomben von USA/Israel in einer etwa einmonatigen Bombardierungskampagne zu schaffen. Danach würde man in die zertrümmerten Provinzen einmarschieren und die Ölquellen übernehmen.

Dann ginge der Krieg aber weiter: Wie im damaligen Jugoslawien, heute Serbien, bereits erprobt, kann man im Rest des Landes (einschließlich Teheran) jegliche wirtschaftliche Aktivität zerbomben und damit, wie es im Vietnamkrieg ein US-General aussprach, „das Land in die Steinzeit zurückbomben“.

In Nordvietnam war zur Zeit der damaligen Bombenangriffe ein Überleben fast nur in unterirdischen Bauten möglich – und auch dort nicht immer. Um im ganzen Rest-Iran fast jeden Meter Boden umgepflügt zu haben, muss man „nur“ etwa vier Jahre bomben (das war in etwa die Zeit, die Nordvietnam bombardiert wurde).

Genauer gesagt, wird es gar nicht nötig sein, so lange und mit Bombenteppichen zu bomben wie in Vietnam. Moderne Klusterbomben, die hauptsächlich gegen Menschen wirken (‚weiche Ziele’, wie sich die entmenschten Militärs auszudrücken pflegen) werden in Städten und Dörfern eingesetzt, die riesigen Tonnen-Bomben gegen jegliche erkennbare Fabrik- oder Lagerhalle, gegen Flughäfen, Strassen und Eisenbahnen, während man alles, was nach Behausungen, Läden oder Werkstätten aussieht, mit Brandbomben (Phosphorbomben) belegt. Vorher hat man mit den beliebten Cruise Missiles und den bekannten steuerbaren Bomben bereits alles dem Erdboden gleichgemacht, was eventuell direkt oder indirekt militärisch von Bedeutung sein könnte.

Und wenn man einen entsetzlich ironischen Akzent setzen will, kann man auch wieder die chinesische Botschaft in der Hauptstadt „pulverisieren“, wie sich die israelischen Militärs im Juli-Krieg gegen den Libanon auszudrücken beliebten. Dann würde offensichtlich, auch damals in Belgrad war es natürlich kein Versehen.

Gun

Wenn der Iran – wirtschaftlich gesehen - bis auf seine Westprovinzen nicht mehr besteht und die Westprovinzen in der Hand der US/Israel-Truppen ist (eventuell erneut mit Alliierten, die Briten sind ja schon involviert), so hat die Supermacht erreicht, was sie will: Kontrolle.

Zwar kann es auch für eine imperiale Macht von Interesse sein, ein Land zu besetzen und so die Arbeitskraft der Bevölkerung auszubeuten, aber das ist im Fall Iran eben wirklich nicht realistisch und kann daher auch gelassen werde.

Der grösste Genozid der Geschichte

Im übrigen ist man bereits heftig dabei, in den anderen Provinzen Aufstände der ethnischen Minderheiten zu provozieren. Kleine Summen von 10 Millionen Dollar pro Provinz haben bisher noch jegliche Gruppe von Führern ethnischer Minderheiten dazu gebracht, Aufstände zu inszenieren, besonders, wenn die Militärs anderweitig beschäftigt sind. Fragen Sie die nationalistischen Führer Kroatiens oder Bosniens, fragen Sie die Nicaragua-Contras: Die Preise für einen separatistischen „Befreiungs-Aufstand“ fallen stündlich.

Natürlich wäre ein solcher Krieg einer der grössten, wenn nicht der grösste Genozid (Völkermord) der Geschichte.

Irak: Weinendes Kind, dessen Vater un Mutter soeben von US-Soldaten ermordet wurden

Genau da muss man nun beginnen zu untersuchen, ob das wirklich machbar ist für USA/Israel. Da gibt es nämlich jenen Faktor der Akzeptanz, sowohl von seiten der Völker der Welt, als auch und speziell des Volkes der USA.

Als im Vietnam-Krieg die eigene Bevölkerung mehrheitlich und schließlich mit überwältigender Mehrheit den Krieg nicht (mehr) unterstützte, musste man alle weiteren Eskalationspläne begraben, vom Einsatz von Atombomben Abstand nehmen und eine schnelle „Vietnamisierung“ des Krieges betreiben, um die eigene Bevölkerung nicht zum Aufstand gegen die Regierung zu treiben.

Dies ist eben auch bei einem Iran-Krieg der entscheidende Schwachpunkt. Man hat bereits ein geringe Unterstützung des Irak-Krieges im eigenen Land, da müssen sich die US-Oberen (das muss gar nicht mehr unbedingt Bush sein, das könnte auch schon der(die) nächste Präsident(in) sein) überlegen, wie lange sie so einen Krieg ohne klare Unterstützung durch die eigene Bevölkerung durchhalten könnten.

Dazu kommt, wie auch damals schon beim Vietnam-Krieg, der Faktor der weltweiten Empörung. Die Regierenden in den Kriegsnationen mögen sich noch so unbeeindruckt geben von Demonstrationen in der „Hunderttausende-„ und „Millionen“-Kategorie gegen ihre Schlächtereien, in Wirklichkeit könne sie sich nicht leisten, gegen eine klare Mehrheit der Menschen auf der Welt (welche die Möglichkeit haben, sich um Weltnachrichten zu kümmern und Demonstrationen und Aufstände zu veranstalten) einen Krieg unbeeindruckt durchzuziehen.

Gerade bei den Alliierten von USA/Israel ist dies ein Schwachpunkt. Wenn in Frankreich zum Beispiel ein Generalstreik gegen die Unterstützung dieses Krieges beginnt, muss sich die französische Regierung wohl oder übel zumindest formal von eine solchen Unterstützung zurückziehen.

Dazu kommen die wirtschaftlich intensiv vernetzten Volkswirtschaften. Würde sich ein allgemeines Klima durchsetzen, es sei angebracht, nach Alternativen für Produkte aus USA/Israel zu suchen, könnte das deutliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung haben.

Da sind wir denn aber auch schon bei der wirtschaftlichen Frage. Ist ein Iran-Krieg, wie oben beschrieben, wirtschaftlich möglich?

Hier steckt ein ganz anderes Potential, einen solchen Krieg unmöglich zu machen (jedenfalls bis auf weiteres) als bei der reinen Frage nach der Eroberbarkeit des Iran.

Die Wehen der Weltwirtschaftskrise

Nach allem, was man heute vorhersehen kann, stehen wir am Anfang, wahrscheinlich schon in den ersten Wehen, einer weltweiten Wirtschaftskrise, die ihren Ausgangspunkt in den USA hat (Immobilien-Crash). Hier könnte sich schnell ein Szenario entwickeln, das die kriegstreibenden Mächten veranlasst, es sich zweimal zu überlegen, ob sie nun einen neuen Krieg beginnen.

Aber selbst, wenn wir annehmen, eine solche Wirtschaftskrise sei nicht am Werden, oder wenn wir annehmen, sie würde entgegen den allgemeinen Erwartungen eher schwach ausfallen, etwa so wie die von 2000 bis 2003, so sind die wirtschaftlichen Erwägungen im Zusammenhang mit einer Wirtschaftskrise doch die wahrscheinlich wesentlichsten, die das Zweigespann von diesem Krieg, jedenfalls innerhalb kurzer Sicht, abhalten könnten.

Der Krieg würde nämlich eine Wirtschaftskrise auslösen, unabhängig davon, ob diese nicht sowieso schon imminent ist. Eine einfache Überlegung bestätigt dies. In der ersten Phase des Krieges, wenn hauptsächlich die Westprovinzen des Irans bombardiert würde, noch bevor Truppen marschieren, hat der Iran noch eine Fülle von Möglichkeiten zu reagieren.

Er würde sicherlich auf die eine oder andere Weise für ein Sinken des weltweiten Ölangebots sorgen (eventuell sogar unterstützt von Hugo Chávez). Der Iran ist immerhin der viertgrösste (oder fünftgrösste, je nach Quelle) Ölexporteur der Welt. Dies würde ebenso unweigerlich den Ölpreis in die Höhe treiben, wahrscheinlich bis auf 100 Dollar pro Barrel oder höher.

Das ist aber ein Ölpreis, den die US-Wirtschaft nicht lange ertragen kann. Die USA ist bei weitem der grösste Erdölimporteur und die gesamte wirtschaftliche Aktivität ist von diesem Öl abhängig. 100 Dollar pro Barrel würden einen generellen Preissprung auslösen (nicht nur beim Benzin) und die US-Binnennachfrage, den Motor der ganzen Weltwirtschaft, ernsthaft beeinträchtigen. Das wäre der Beginn einer US-Wirtschaftskrise, die sich dann nach allen bisherigen Erfahrungen über die ganze Weltwirtschaft ausbreiten würde.

Die wäre aller Voraussicht nach von einem deutlichen Dollarverfall begleitet, denn die anderen Wirtschaften würden versuchen, sich so weit wie möglich von den US-Ereignissen abzukoppeln. Genau dies aber macht es dann fast unmöglich den Iran-Krieg weiterzuführen.

Es müssen nämlich andauernd neue Dollar gedruckt werden, um all die Bomben zu kaufen, aber die dafür ausgegebenen Dollar-Bonds fänden nicht mehr den reißenden Absatz wie heute. Die Geldvermehrungsmaschine Dollar wäre gestoppt.

Das wäre nichts weniger als der Fall der einzigen Supermacht USA, seine Umwandlung zu einer von mehreren Großmächten, der schlimmste Albtraum der USA/Israel-Politiker.

Das genau könnte sie wirklich davon abhalten, in absehbarer Zeit diesen Krieg zu beginnen. Die eben begonnene Konferenz der Irak-Anrainer mit den Großmächten zeigt genau in diese Richtung: Anscheinend will man in diesem Moment den Fall Iran am köcheln halten, aber noch nicht den Iran-Krieg beginnen.

Zusatz vom 28. März 2007:

Nun ist auch die Theorie aufgetaucht, Israel/USA könnten am Karfreitag einen begrenzten Luftschlag gegen den Iran führen, der hauptsächlich die atomaren Ziele und militärische Ziele vernichten soll. Immerhin ist der Abzug der russischen Ingenieure bem Bau des Atomkraftwerks schon ein deutlicher Hinweis für einen wirklichen Angriff. Auch der Militäraufmarsch ist vollständig, wie er eigentlich nur vor einem wirklichen Angriff üblich ist.

Ebenso wurde bereits, wie ebenfalls vor Angriffen üblich, ein Grenzzwischenfall provoziert, bei dem man dem Iran 15 britische Marinesoldaten auf dem Präsentierteller offerierte, welches Angebot dieser auch annahm.

Trotzdem bleiben aber die oben besprochenen schweren Hindernisse bestehen, die USA/Israel/Grossbritannien es sich gut überlegen lassen werden, den Angriff wirklich jetzt durchzuführen.

Ein begrenzter Angriff scheint eigentlich noch unwahrscheinlicher als der oben besprochene totale Krieg, denn er würde Reaktionen von einem noch fast völlig intakten Iran heraufbeschwören, die in ihrem Umfang unvorhersehbar sind.

Der Berichterstatter bleibt daher bei seiner Ansicht, der Iran-Überfall ist bis auf weiteres abgesagt - was natürlich nicht heisst, diese Pläne verschwänden in irgendeiner Schublade.




Veröffentlicht in "Journalismus - Nachrichten von heute" am 16.März 2007, hier mit einem aktualisierenden Zusatz.

Originalartikel

Freitag, 16. März 2007

Ist der Iran-Krieg abgesagt?

Imperialismus will Kontrolle

Von Karl Weiss


In einem wirklich Aufsehen erregenden Artikel hat Michael Schulzevon Glaßer in „Journalismus – Nachrichten von heute“ die Frage gestellt „Kann der Iran erobert werden?" und kommt zu dem Schluss: Nein.

Allerdings darf man die Frage stellen, ob die Frage richtig gestellt ist. Kann, soll, muss es das Ziel des US-Imperiums sein, den Iran zu erobern? Auch auf diese Frage lautet die Antwort: Nein.

Eine imperiale Macht, wenn sie auf Expansion und Machtabsicherung drängt, hat ein wesentliches Ziel: Kontrolle.

Kontrolle bedeutet im Fall Iran dreierlei: Kontrolle über die wesentlichen Ölfelder und den Ölexport, Kontrolle über wesentliche Teile der Wirtschaft des Iran und Kontrolle über die geostrategisch wichtigen Punkte des Landes.

Kriegsplan nicht auf Eroberung Irans ausgerichtet

Um diese Kontrolle zu haben, muss der Iran keineswegs erobert werden. Die großen Ölvorkommen des Iran sind fast alle im Westteil des Landes und in Plattformen im Persischen Golf gelegen, konzentriert fast völlig auf einige Provinzen: Jene, die an den Irak grenzen und an den Persischen Golf bis hinunter zur Strasse von Hormuz, wo über eine Meerenge von kaum 50 km fast 1/3 des weltweit exportierten Erdöls vorbeischwimmt. Provinzen: Kurdistan, Kermanschah, Ilam, Khusestan, Busher, Fars und Hormozgan mit insgesamt etwa 13 Millionen der 70 Millionen Einwohner (weniger als 19 %).

Bush
Schwimmt Bush auf der Macht der Angst?

Wer diese Provinzen kontrolliert, hat die Ölkontrolle und die über den wesentlichen geostrategischen Punkt: Die Strasse von Hormuz. Wird der Rest des Landes zerstört, ist damit auch jede ins Gewicht fallende wirtschaftliche Tätigkeit außerhalb dieser Provinz beseitigt.

Nach Einschätzung von Militärstrategen ist daher der Kriegsplan von USA/Israel gar nicht auf eine Eroberung des Irans ausgerichtet. Man will vielmehr nach diesem Plan in einem raschen Schlag lediglich jene Provinzen im Westteil des Irans besetzen. Dem würden in den ersten Wochen des Krieges massive Bombardierungen dieses Teiles des Irans vorausgehen, natürlich unter Aussparen der Ölquellen. Man wird nicht nur alle erkennbaren militärischen Einrichtungen angreifen, sondern schlicht und einfach alles, was nicht Ölquelle ist, also die Bevölkerung dort weitgehend ausrotten.

In die Steinzeit bomben

Das ist mit den modernen Bomben von USA/Israel in einer etwa einmonatigen Bombardierungskampagne zu schaffen. Danach würde man in die zertrümmerten Provinzen einmarschieren und die Ölquellen übernehmen.

Dann ginge der Krieg aber weiter: Wie im damaligen Jugoslawien, heute Serbien, bereits erprobt, kann man im Rest des Landes (einschließlich Teheran) jegliche wirtschaftliche Aktivität zerbomben und damit, wie es im Vietnamkrieg ein US-General aussprach, „das Land in die Steinzeit zurückbomben“.

In Nordvietnam war zur Zeit der damaligen Bombenangriffe ein Überleben fast nur in unterirdischen Bauten möglich – und auch dort nicht immer. Um im ganzen Rest-Iran fast jeden Meter Boden umgepflügt zu haben, muss man „nur“ etwa vier Jahre bomben (das war in etwa die Zeit, die Nordvietnam bombardiert wurde).

Genauer gesagt, wird es gar nicht nötig sein, so lange und mit Bombenteppichen zu bomben wie in Vietnam. Moderne Klusterbomben, die hauptsächlich gegen Menschen wirken (‚weiche Ziele’, wie sich die entmenschten Militärs auszudrücken pflegen) werden in Städten und Dörfern eingesetzt, die riesigen Tonnen-Bomben gegen jegliche erkennbare Fabrik- oder Lagerhalle, gegen Flughäfen, Strassen und Eisenbahnen, während man alles, was nach Behausungen, Läden oder Werkstätten aussieht, mit Brandbomben (Phosphorbomben) belegt. Vorher hat man mit den beliebten Cruise Missiles und den bekannten steuerbaren Bomben bereits alles dem Erdboden gleichgemacht, was eventuell militärisch von Bedeutung sein könnte.

Und wenn man einen entsetzlich ironischen Akzent setzen will, kann man auch wieder die chinesische Botschaft in der Hauptstadt „pulverisieren“, wie sich die israelischen Militärs im Juli-Krieg gegen den Libanon auszudrücken beliebten. Dann würde offensichtlich, auch damals in Belgrad war es natürlich kein Versehen.

Gun

Wenn der Iran – wirtschaftlich gesehen - bis auf seine Westprovinzen nicht mehr besteht und die Westprovinzen in der Hand der US/Israel-Truppen ist (eventuell erneut mit Alliierten), so hat die Supermacht erreicht, was sie will: Kontrolle.

Zwar kann es auch für eine imperiale Macht von Interesse sein, ein Land zu besetzen und so die Arbeitskraft der Bevölkerung auszubeuten, aber das ist im Fall Iran eben wirklich nicht realistisch und kann daher auch gelassen werde.

Der grösste Genozid der Geschichte

Im übrigen ist man bereits heftig dabei, in den anderen Provinzen Aufstände der ethnischen Minderheiten zu provozieren. Kleine Summen von 10 Millionen Dollar pro Provinz haben bisher noch jegliche Gruppe von Führern ethnischer Minderheiten dazu gebracht, Aufstände zu inszenieren, besonders, wenn die Militärs anderweitig beschäftigt sind. Fragen Sie die nationalistischen Führer Kroatiens oder Bosniens, fragen Sie die Nicaragua-Contras: Die Preise für einen separatistischen „Befreiungs-Aufstand“ fallen stündlich.

Natürlich wäre ein solcher Krieg einer der grössten, wenn nicht der grösste Genozid (Völkermord) der Geschichte. Genau da muss man nun beginnen zu untersuchen, ob das wirklich machbar ist für USA/Israel. Da gibt es nämlich jenen Faktor der Akzeptanz, sowohl von seiten der Völker der Welt, als auch und speziell des Volkes der USA. Als im Vietnam-Krieg die eigene Bevölkerung mehrheitlich und schließlich mit überwältigender Mehrheit den Krieg nicht (mehr) unterstützte, musste man alle weiteren Eskalationspläne begraben, vom Einsatz von Atombomben Abstand nehmen und eine schnelle „Vietnamisierung“ des Krieges betreiben, um die eigene Bevölkerung nicht zum Aufstand gegen die Regierung zu treiben.

Ahmedinedschad

Dies ist eben auch bei einem Iran-Krieg der entscheidende Schwachpunkt. Man hat bereits ein geringe Unterstützung des Irak-Krieges im eigenen Land, da müssen sich die US-Oberen (das muss gar nicht mehr unbedingt Bush sein, das könnte auch schon der(die) nächste Präsident(in) sein) überlegen, wie lange sie so einen Krieg ohne klare Unterstützung durch die eigene Bevölkerung durchhalten könnten.

Dazu kommt, wie auch damals schon beim Vietnam-Krieg, der Faktor der weltweiten Empörung. Die Regierenden in den Kriegsnationen mögen sich noch so unbeeindruckt geben von Demonstrationen in der „Hunderttausende-„ und „Millionen“-Kategorie gegen ihre Schlächtereien, in Wirklichkeit könne sie sich nicht leisten, gegen eine klare Mehrheit der Menschen auf der Welt (die die Möglichkeit haben, sich um Weltnachrichten zu kümmern und Demonstrationen und Aufstände zu veranstalten) einen Krieg unbeeindruckt durchzuziehen.

Gerade bei den Alliierten von USA/Israel ist dies ein Schwachpunkt. Wenn in Frankreich zum Beispiel ein Generalstreik gegen die Unterstützung dieses Krieges beginnt, muss sich die französische Regierung wohl oder übel zumindest formal von eine solchen Unterstützung zurückziehen.

Dazu kommen die wirtschaftlich intensiv vernetzten Volkswirtschaften. Würde sich ein allgemeines Klima durchsetzen, es sei angebracht, nach Alternativen für Produkte aus USA/Israel zu suchen, könnte das deutliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung haben.

Da sind wir denn aber auch schon bei der wirtschaftlichen Frage. Ist ein Iran-Krieg, wie oben beschrieben, wirtschaftlich möglich?

Hier steckt ein ganz anderes Potential, einen solchen Krieg unmöglich zu machen (jedenfalls bis auf weiteres) als bei der reinen Frage nach der Eroberbarkeit des Iran.

Die Wehen der Weltwirtschaftskrise

Nach allem, was man heute vorhersehen kann, stehen wir am Anfang, wahrscheinlich schon in den ersten Wehen, einer weltweiten Wirtschaftskrise, die ihren Ausgangspunkt in den USA hat. Hier könnte sich schnell ein Szenario entwickeln, das die kriegstreibenden Mächten veranlasst, es sich zweimal zu überlegen, ob sie nun einen neuen Krieg beginnen.

Aber selbst, wenn wir annehmen, eine solche Wirtschaftskrise sei nicht am Werden, oder wenn wir annehmen, sie würde entgegen den allgemeinen Erwartungen eher schwach ausfallen, etwa so wie die von 2000 bis 2003, so sind die wirtschaftlichen Erwägungen im Zusammenhang mit einer Wirtschaftskrise doch die wahrscheinlich wesentlichsten, die das Zweigespann von diesem Krieg, jedenfalls innerhalb kurzer Sicht, abhalten könnten.

Der Krieg würde nämlich eine Wirtschaftskrise auslösen, unabhängig davon, ob diese nicht sowieso schon imminent ist. Eine einfache Überlegung bestätigt dies. In der ersten Phase des Krieges, wenn hauptsächlich die Westprovinzen des Irans bombardiert würde, noch bevor Truppen marschieren, hat der Iran noch eine Fülle von Möglichkeiten zu reagieren.

Er würde sicherlich auf die eine oder andere Weise für ein Sinken des weltweiten Ölangebots sorgen (eventuell sogar unterstützt von Hugo Chávez). Der Iran ist immerhin der viertgrösste (oder fünftgrösste, je nach Quelle) Ölexporteur der Welt. Dies würde ebenso unweigerlich den Ölpreis in die Höhe treiben, wahrscheinlich bis auf 100 Dollar pro Barrel oder höher.

Das ist aber ein Ölpreis, den die US-Wirtschaft nicht lange ertragen kann. Die USA ist bei weitem der grösste Erdölimporteur und die gesamte wirtschaftliche Aktivität ist von diesem Öl abhängig. 100 Dollar pro Barrel würden einen generellen Preissprung auslösen (nicht nur beim Benzin) und die US-Binnennachfrage, den Motor der ganzen Weltwirtschaft, ernsthaft beeinträchtigen. Das wäre der Beginn einer US-Wirtschaftskrise, die sich dann nach allen bisherigen Erfahrungen über die ganze Weltwirtschaft ausbreiten würde.

Die wäre aller Voraussicht nach von einem deutlichen Dollarverfall begleitet, denn die anderen Wirtschaften würden versuchen, sich so weit wie möglich von den US-Ereignissen abzukoppeln. Genau dies aber macht es dann fast unmöglich den Iran-Krieg weiterzuführen.

Es müssen nämlich andauernd neue Dollar gedruckt werden, um all die Bomben zu kaufen, aber die dafür ausgegebenen Dollar-Bonds fänden nicht mehr den reißenden Absatz wie heute. Die Geldvermehrungsmaschine Dollar wäre gestoppt. Das wäre nichts weniger als der Fall der einzigen Supermacht USA, seine Umwandlung zu einer von mehreren Großmächten, der schlimmste Albtraum der USA/Israel-Politiker.

Das genau könnte sie wirklich davon abhalten, in absehbarer Zeit diesen Krieg zu beginnen. Die eben begonnene Konferenz der Irak-Anrainer mit den Großmächten zeigt genau in diese Richtung: Anscheinend will man in diesem Moment den Fall Iran am köcheln halten, aber noch nicht den Iran-Krieg beginnen.


Veröffentlicht in "Journalismus - Nachrichten von heute" am 16.März 2007.

Originalartikel

Dienstag, 13. März 2007

Afghanistan: Zensur wieder eingeführt

Das ist also die Frühjahrsoffensive unter deutscher Beteiligung

Von Karl Weiss

War es eine der wesentlichen Errungenschaften des modernen bürgerlichen Staates, dass er keine Zenzur mehr ausübte, so ist dies nun gefährdet oder sogar schon völlig aufgehoben. In Afghanistan haben US-Truppen eine Filmkamera zerstört, mit der das Abschlachten von Zivilpersonen gefilmt worden war. Die US-Armee hat nun dazu offen Stellung genommen und dies verteidigt. Filmaufnahmen könnten einen Ablauf ins falsche Licht rücken.

Afghanistan: US-Armee zerstört Filmkamera

So wurden auch früher, im Feudalismus und in den Übergangsgesellschaften vom Feudalismus zum Kapitalismus, wie dem preussischen Obrigkeitsstaat „Deutsches Kaiserreich“, und in allen Tyranneien zu jeder Zeit, die Zensurmassnahmen begründet.

Der Herrscher herrscht, das Volk gehorcht. Da ist das Grundmuster. Dass Journalisten natürlich in besonderer Weise zum gehorchenden Volk gehören, ist selbstverständlich.

Es handelte sich in diesem Fall um Journalisten der Presseagentur Associated Press (AP) und deren Fernseh-Nachrichtenagentur, die auch mit einer Filmkamera ausgerüstet waren, die sich im ost-afghanischen Bharikav an den Ort eines Sprengstoffanschlags annäherten. Sie wurden von US-Soldaten nicht näher herangelassen und filmten dann aus einiger Entfernung, was geschah: US-Soldaten feuerten blindlings auf afghanische Zivilpersonen, die sich in der Nähe aufhielten. 8 Zivilisten wurden getötet und 34 weitere verletzt.

Es war keinerlei Aggressivität von diesen Zivilpersonen ausgegangen. Die Soldaten feuerten „nur“ aus Frust.

Als die Verantwortlichen der US-Armee bemerkten, dass diese Szene gefilmt worden war, liessen sie Kamera und Filmmaterial beschlagnahmen und zerstören. Das Filmmaterial enthielt auch schon ein Interview mit Personen, die berichteten, wie an anderer Stelle US-Soldaten aus einem fahrenden Auto drei Zivilpersonen erschossen hatten.

Auch andere als die AP hatten bereits über schwere Behinderungen der Pressearbeit durch die US-Truppen bei der Frühjahrsoffensive berichtet.

Die lahme Ausrede der US-Kommandeure (in diesem Fall Kommandant Petrenkov) ist kaum noch zu überbieten: Filmaufnahmen könnten den Ablauf in ein falsches Licht rücken.


Artikel veröffentlicht am 13. März 2007 in "Journalismus - Nachrichten von heute"

Montag, 12. März 2007

Welches Land im Nahen Osten ... ?

US-General David über den Nahen Osten

Gefunden und übersetzt von Karl Weiss

Was US-Brigadegeneral James. J. David, ret. zu den aktuellen Problemen im Nahen Osten zu sagen hat (Übersetzung eines Artikels von ihm in TBRNews).

Frage: Welches ist das einzige Land im Nahen Osten, das Atomwaffen hat?

Antwort: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten hat sich geweigert, den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen und verbietet internationale Inspektionen?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten hat andere souveräne Staaten militärisch überfallen und okkupiert bis heute fremdes Territorium, entgegen eindeutigen Resolutionen des Weltsicherheitsrats?

A: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten verletzt routinemäßig die Grenzen anderer souveräner Staaten mit Kriegsflugzeugen, Artillerie und Schiffsgeschützen?

A.: Israel

F.: Welcher US-Alliierte im Nahen Osten hat wiederholt Killerkommendos in andere Länder entsandt, um seine politischen Gegner zu ermorden (ein Praxis, die auch Export des Terrorismus genannt wird)?

A.: Israel

F.: In welchem Land im Nahen Osten haben hochrangige Militärs öffentlich zugegeben, unbewaffnete Kriegsgefangene exekutiert zu haben?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten weigert sich, die eigenen Soldaten anzuklagen, die bekanntermaßen Kriegsgefangene exekutiert haben?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten hat 762 000 Flüchtlinge geschaffen und weigert sich, diese in ihre Häuser, auf ihr Land und zu ihren Geschäften zurückkehren zu lassen?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten weigert sich, denen Entschädigungen zu zahlen, dessen Land, Geschäfte oder Bankkonten es konfisziert hat?

A.: Israel

Die völlige Zerstückelung des palästinensischen Territoriums wird hier deutlich. Das ist keine Besatzung, das ist Annektion.

F.: In welchem Land des Nahen Ostens wurde ein hoher UN-Funktionär ermordet?

A.: Israel

F.: In welchem Land des Nahen Ostens wurde der Mann Ministerpräsident, der die Ermordung eines hohen UN-Funktionärs angeordnet hatte?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten hat eine US-diplomatische Mission in Ägypten in die Luft gejagt und ein US-Kriegsschiff in internationalen Gewässern angegriffen, die USS Liberty, mit dem Ergebnis von 34 toten und 171 verwundeten US-Matrosen?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten hat einen Spion beschäftigt, Jonathan Pollard, der geheime US-Dokumente stahl und hat einige dieser Dokumente anschließend an die Sowjetunion weitergegeben?

A.: Israel

F.: Welches Land hat zunächst wiederholt jede Verbindung zu Pollard abgestritten, ihn anschließend zu seinem Staatsbüger gemacht und im weiteren ständig von US-Präsidenten verlangt, Pollard vollständig zu amnestieren?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten hat jüdischen Mördern aus den Vereinigten Staaten Asyl gewährt, um sie der Bestrafung in den USA zu entziehen und sich geweigert, sie der US-Gerichtsbarkeit auszuliefern?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten predigt gegen den Haß, baut aber einen Gedenk-Schrein und ein Denkmal für Soldaten, die 29 Palästinenser ermordeten, während sie in einer Moschee beteten?

A.: Israel

F.: Welches Land auf diesem Planeten hat die zweit-stärkste Lobby im US-Kongreß nach einer Befragung des Fortune Magzins unter Insidern in Washington?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten hat absichtlich ein UN-Flüchtlingslager im Libanon (Qana) angegriffen und dabei 103 Männer, Frauen und speziell Kinder getötet?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten hat 69 Resolutionen des UN-Sicherheitsrats nicht befolgt und wurde gegen weitere 29 durch ein US-Veto geschützt?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten erhält etwa ein Drittel aller [weltweiten] US-Auslandshilfen, obwohl es sich unter den 16 reichsten Ländern der Welt befindet?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten beleidigt routinemäßig das Volk der Vereinigten Staaten, indem sein Ministerpräsident den US-Abgeordneten Lehren erteilt, daß sie die Auslandshilfe nicht kürzen dürften?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten hat einen Ministerpräsidenten, der seine Leute anweist, sich nicht darum zu kümmern, was die US-Regierung sagt, denn man habe die USA „unter Kontrolle"?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten wurde von Amnesty International angeklagt, die Häuser von 4000 unschuldigen Palästinensern zerstört zu haben, um eine „ethnische Säuberung" durchzuführen?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten hat vor einiger Zeit eine Massenvernichtungswaffe eingesetzt, eine „Eine-Tonnen-Bombe", und damit ein dicht bewohntes Gebiet angegriffen, mit dem Ergebnis von 15 toten Zivilisten einschließlich 9 Kinder?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten tötet routinemäßig Kinder aus keinem anderen Grund als weil sie gepanzerte Fahrzeuge, Planierraupen oder Panzer mit Steinen bewerfen?

A.: Israel

F.: Welches Land des Nahen Ostens hat das Osloer Abkommen unterzeichnet und versprochen, keine Siedlungen mehr in den besetzten Gebieten zu bauen und hat seitdem mehr als 270 neue Siedlungen gebaut?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten hat in den letzten Jahren mehr als 100 politische Repräsentanten seiner Gegner ermordet und dabei außerdem Hunderte von Zivilisten getötet, darunter Dutzende von Kindern?

A.: Israel

F.: Welches Land im Nahen Osten hat wiederholt die Bestimmungen der Genfer Konvention verletzt, indem Bestrafungen ganzer Dörfer, Siedlungen oder Camps durchgeführt worden wegen der Taten Einzelner und geht sogar so weit, Siedlungen und Dörfer dem Erdboden gleichzumachen, während die Bewohner noch darin sind?

A.: Israel

Gun

F.: Welches Land im Nahen Osten wird von den USA mit einem militärischen Überfall bedroht, weil man befürchtet, es könne zu einer Bedrohung der Vereinigten Staaten oder seiner Alliierten werden?

A.: Iran

(General David ist ein US-General im Ruhestand. Er hat an den höchsten US-Militärschulen sein Diplom gemacht und unter anderem in Vietnam und im Nahen Osten gedient)

Mittwoch, 7. März 2007

Ob die Israelis noch zuhören?

Seht euch Zimbabwe an!

Von Karl Weiss

Der Engländer Max Hastings hat am 27. Februar 2007 im britischen Guardian einen Kommentar zu den Weißen in Zimbabwe, dem früheren Rhodesien, geschrieben, in dem er ausgeht von den Memoiren eines weißen Zimbabwer und die Tragödie dieses Landes und speziell der weißen Bevölkerung hervorhebt. Werden in der Zukunft die verbliebenen jüdischen und anderen zugezogenen Bürger des vormals Israel genannten Landes einen ähnlichen Abgesang hören? Noch gibt es die Möglichkeit, umzukehren, Frieden zu machen und den aggressiven, rassistischen Zionismus auf den Müllhaufen der Geschichte zu befördern, wo er hingehört.

Hier einige übersetzte Zitate aus dem Artikel:

„Peter Godwins’ neue Memoiren „When a Crocodile Eats the Sun“ dokumentiert in den lebendigsten Bildern die Erfahrung einer Nation ... (...) Godwin wuchs im alten Rhodesien auf ... (...) Er porträtiert die zusammengeschrumpfte weiße Gesellschaft, die sich mit Zähnen und Klauen an das Land klammert. Seine eigenen alt gewordenen Eltern verbrachten die letzten Jahre in Armut, Furcht und Schwierigkeiten, bedroht durch Mugabes Kriegsveteranen. Sie mussten zusehen, wie die Gesellschaft sich auflöste, die sie für ein halbes Jahrhundert gekannt hatten.

(...) Die Welt tut nichts.(...) Südafrika behandelt Robert Mugabe weiterhin als einen Alliierten.

(...) Ich habe aus Rhodesien berichtet vor 30 Jahren. Wir sahen eine arrogante, gnadenlose weisse Minderheit..., die sich selbst zu den Wächtern der Zivilisation im Herzen Afrikas erklärten. Sie ermordeten ohne Rücksicht, folterten freiweg, sie benutzten die Zensur, um ihre schlimmsten Exzesse verbergen zu können.

Ich sagte [den Weißen], sie müssten erkennen, wie allein sie auf der Welt seien. Sie glaubten es nicht. Das US- und britische Regierung würden sie nie allein lassen und dem „kommunistischen schwarzen Abschaum“ überlassen, sagten sie. (...)

Sie konnten nicht glauben, die ... schwarze Bevölkerung könnte sie militärisch besiegen. (...) Sie waren entschlossen, bis zur letzten Kugel zu kämpfen und sie taten es. Aber als die Portugiesen Moçambique verließen, das südafrikanische Regime die Unterstützung versagte und das Land militärisch und ökonomisch auf den Knien lag, gab das Smith-Regime auf.

Zu jenem Zeitpunkt hatte es schon zu viele Tote und Bitterkeit gegeben, als dass noch eine Versöhnung möglich gewesen wäre.(...) Es bleibt Quelle tiefer Traurigkeit für viele auf dem Kontinent geborene weiße Personen, dass ihre schwarzen Nachbarn sie niemals akzeptieren werden als Ihresgleichen.

So sehr Robert Mugabes Herrschaft [in Zimbabwe] monströs ist, mein Mitleid ist bei den schwarzen Zimbabwern, nicht bei der verschwindenden weißen Minderheit.“


Als der Berichterstatter dies las, musste er unwirklich an Israel denken. Könnte es sein, dass den europäischen Herrenmenschen dort ein ähnliches Schicksal bevorsteht, sie es aber, so wie damals die Rhodesier, nicht wahrhaben wollen?

Palestina land loss

Könnte es sein, könnten die Israelis, die heute dem Zionismus anhängen, aus der Geschichte lernen, könnten die Lektion annehmen: Niemals konnten bis an die Zähne bewaffnete Minderheiten auf die Dauer ihren Willen der Mehrheitsbevölkerung aufzwingen.

Könnte es sein, sie könnten erkennen: Jegliche weiteren Atrozitäten, begangen durch israelische Polizei oder Militär, bringen sie dem Punkt näher, hinter dem eine Versöhnung nicht mehr denkbar ist, auf die sie einmal angewiesen sein könnten?

Könnte es sein, sie würden einsehen, sie hängen vollständig von der Unterstützung -, militärisch, finanziell und politisch - aus den Vereinigten Staaten ab? Würde diese eingestellt oder auch nur wesentlich verringert, wäre das Aufrechterhalten der Herrschaft in Frage gestellt.

Könnte es sein, sie könnten verstehen, jenseits jenes Punktes und ohne entsprechende US-Unterstützung könnten sie plötzlich im Hemd dastehen und nur noch Objekt wehmütiger Nachrufe sein, weil jene moralische Unterstützung auf Grund des Holocausts von so vielen Menschen in so vielen Ländern für sie sich bereits erschöpft hat und in Ablehnung umgeschlagen ist?

Ob jene Israelis noch zuhören? Kann man sie noch erreichen?

Seht euch Zimbabwe an!


Veröffentlicht am 7. März 2007 in "Journalismus - Nachrichten von heute".

Samstag, 3. März 2007

Aufruf zum Völkerhass als Meinungsäusserung?

Die "Welt" und eine zionistische Site veröffentlichten die Mohammed-Karikaturen

Von Karl Weiss

Dieser Beitrag gewinnt jetzt neue Aktualität angesichts des Prozesses in Frankreich gegen die Veröffentlichung der Karikaturen und angesichts der fortschreitenden Vorbereitungen zu einem Überfall auf den Iran. Er stammt vom 17. Februar 2006 aus der "Berliner Umschau", hier leicht redigiert.

Wer einige der Mohammed-Karikaturen der dänischen Zeitung ‚Jyllands Posten’ gesehen hat, kommt nicht umhin festzustellen, daß sie bei weitem über eine selbstverständlich auch in überspitzter Form erlaubte Kritik hinausgehen. Es handelt sich also hier nicht um einen Fall von freier Meinungsäußerung, sondern von Aufruf zum Völkerhaß. Wer sich dies ausgedacht hat, wollte zündeln und hat nun - wenn auch mit zeitlicher Verspätung - Erfolg gehabt.

Gerade diese Zeitverzögerung ist aber das interessante an der Sache, denn sie sagt uns, was eigentlich dahintersteckt. Als diese Karikaturen vor vier Monaten veröffentlicht wurden, von einer Zeitung von maximal regionaler Bedeutung in Dänemark, gab es ja keine großen Reaktionen. Vielmehr wurden jetzt, da es um die Vorbereitung des Iran-Kriegs geht, diese Karikaturen hochgeputscht, zuerst in einem norwegischen Blatt und dann auch in der französische „France Soir", in der deutschen „Welt" und schließlich in HaGalil nachgedruckt („May it be madness - there ist system in it").

Offenbar haben interessierte extremistische Kreise von beiden Seiten diese Karikaturen auch gezielt in der islamischen Welt bekannt gemacht, um den erwarteten Aufschrei hervorzurufen, auf den dann wieder mit dem Abdruck als Antwort („wegen der Informationspflicht") reagiert wird. Der Aufschrei wird dann anschliessend gleich noch als Beweis für die Anti-islamischen Thesen genommen.

So peitscht man Gefühle hoch, wenn man einen Krieg beginnen will.

Geht man mehr ins Detail, stellt man auch gleich fest, daß es hier eigentlich gar nicht um die Straftat „Verächtlichmachen von Religionen oder religiösen Symbolen" geht, sondern um eine andere Straftat. Der Prophet Mohammed, von dem keine Bilder irgendwelcher Art existieren, weil es ja das völlige Bildverbot im Islamismus gibt, wird nämlich dargestellt als iranischer Mullah oder Ayatollah, äußerst ähnlich zu Ayatollah Khomeini, dessen Turban eine Bombe mit brennender Lunte darstellt. Was wird also ausgesagt?

Der fundamentalistische Islamismus, wie er von den iranischen Machthabern gepredigt wird, sei für Terrorbomben verantwortlich! Auch wenn die US-Regierung ebenfalls gerne den Zusammenhang des Mullah-Regimes mir Bombenterror in den USA, in England oder Spanien nahelegen will, so gibt es doch nicht irgendein Anzeichen, daß ein solcher Zusammenhang existiert, im Gegenteil.

Es ist belegt, daß Osama Bin Laden, als er beim CIA (jedenfalls nach außen hin) in Ungnade gefallen war, u.a. im Iran um Unterschlupf nachgefragt hatte und barsch abgewiesen wurde. Es ist ausreichend bekannt, daß die islamischen Sunniten und Schiiten in einer Fehde liegen.

Im Irak wird, so berichten jedenfalls US-Regierungskreise, von den sunnitischen Anhängern des Bin Laden ein brutaler Bombenterror gegen die schiitische Mehrheitsbevölkerung in Szene gesetzt. Ohne den Wahrheitsgehalt dieser Story jetzt zu untersuchen, kann man daraus schließen, daß selbst die US-Regierung nicht behauptet (sondern bestenfalls indirekt versucht durchblicken zu lassen), das iranische Regime habe irgendetwas mit Bombenanschlägen in USA oder Europa zu tun. Die Karikatur lügt also.

Gibt es aber keinen solchen Zusammenhang, so müssen solche Karikaturen vor allem als Aufruf zum Völkerhaß, als Volksverhetzung und Hetze zu einem Angriffskrieg angesehen werden. Der Unterschied von einer Karikatur, die - auch bei schärfster Kritik- eine von den Menschenrechten geschützte Meinungsäusserung darstellt und einer, die ein krimineller Akt ist, liegt in der Lüge. Wer eine Lüge zu einer Karikatur umformt, so wie in diesem Fall, verfolgt dunkle Absichten. Wer die Wahrheit über eine Karikatur noch besser verständlich macht, dient der Aufklärung.

Jeder verständige Mensch kann diese Zusammenhänge erkennen. Erst recht jetzt, da es kaum noch einen Zweifel gibt, daß ein Überfall (wahrscheinlich mit Luftschlägen) auf den Iran bereits beschlossen ist und im Moment die erste Phase dieses Krieges („die Weltöffentlichkeit einstimmen") läuft.

Das iranische Regime ist sicherlich ein Unterdrückungssystem, wie sich gerade wieder bei der brutalen Niederschlagung des Busfahrer-Streiks gezeigt hat, aber das ist kein Grund, dies Land mit einem Krieg zu überziehen (Nach dieser Logik müßte man noch viele andere Länder angreifen). Ebenso gibt es keinen Zweifel, daß es mit der palästinensischen Hamas zu tun hat, die eben von den Palästinensern eine Mehrheit bei den Parlamentswahlen bekommen hat.

Insofern ist es also nicht verwunderlich, daß gerade die ‚Welt’ und ‚HaGalil’ diese Karikaturen nachdrucken, die beiden deutschen Organe, die in extremster Weise die israelischen Schlächtereien versuchen zu rechtfertigen.

Unabhängig davon, ob die „Welt" und „HaGalil" in Deutschland dafür belangt werden, muß man feststellen, daß es sich hier um Straftaten handelt.

Wie locker der Herausgeber von HaGalil das sieht, kann man dem Interview entnehmen, das er dem „Neuen Deutschland" mit dem Datum des 4.2.06 gegeben hat. Er hat keinerlei Problem mit deren Inhalte, hält sie lediglich für „plump". Er begründet den Nachdruck einfach so: „Unsere Leser sollten wissen, worum es geht und deshalb haben wir diese Karikaturen gezeigt." Zum Inhalt der Karikaturen unkt er: "Da muß man gegenhalten - auch wenn es weh tut. Insofern fand ich es enttäuschend, wie schnell europäische Politiker einknickten und sagten, man müsse die Gefühle der Muslime respektieren." Im gleichen frechdreisten Ton geht das Interview weiter.

Gun

Leider kam keine Gegenfrage, warum denn in ganz Deutschland nur die ‚Welt’ und die Zionisten-Site glaubten, ihre Leser in dieser Weise „informieren" zu müssen. Nicht ganz klar wurde, warum eine „sozialistische Wochenzeitung" glaubte, mit diesem Interview jener zionistischen Seite ein Forum bieten zu sollen. HaGalil war ja schon wiederholt dadurch aufgefallen, daß sie jegliche Kritik an Israel und jede Solidarität mit dem Befreiungskampf des palästinensischen Volkes als angeblichen Antisemitismus und angeblichen Rechtsextremismus versuchte zu verleumden.

Wir haben hier Zündler von beiden Seiten am Werk und wir müssen uns fragen, ob hier nicht scheinbare Biedermänner zu Brandstiftern werden. Es geht also nicht um Meinungsfreiheit, Pressefreiheit oder das Recht zu auch harscher Kritik.

Selbstverständlich kann die Feder eines Journalisten oder eines Zeichners zur Waffe werden, wenn dies auch nicht mit den wirklichen Waffen verwechselt werden darf. Es kommt auf die Absicht an, die offenbar verfolgt wird. Wer mit einem Artikel, einem Satz, einer Karikatur oder der Szene eines Videos zum Rassenhaß, zum Völkerhaß, zum Krieg gegen andere Völker anreizt, kann sich nie auf Meinungsfreiheit oder ähnliches berufen. Wird andererseits eine scharfe, auch überspitzte Kritik an bestimmten fundamentalistischen Religionsauffassungen geübt, seien es christliche oder islamische, ist dies nicht automatisch gegen andere Völker und Rassen gerichtet.

Es macht sich aber jeder unglaubwürdig bezüglich seiner Motive, der islamischen Fundamentalismus angreift, christlichen aber ungeschoren läßt und andersherum.

Religion und Aufklärung waren und sind ein Gegensatz. Tritt die Aufklärung für die Trennung von Kirche und Staat ein, will die Religion den Staat zu ihrem Instrument machen. Tritt die Aufklärung dafür ein, daß Religion Privatsache bleibt, will die Religion ihre Lehren von Staats wegen verkündet wissen. Sagt die Aufklärung, Gesetze dürfen nicht auf religiösen Anaschauungen beruhen, versucht die Religion, ihre Axiome über den Staat auch Nicht-Gläubigen aufzuzwingen. Tritt die Aufklärung dafür ein, die Rechte der Nicht-Gläubigen zu beachten, fordert die Religion die Unterordnung aller unter ihre Regeln.

Nicht umsonst stehen auf dem Kriegsschauplatz, der mit diesen Karikaturen geschaffen werden soll, auf der einen Seite ein fundamentalistisch-schiitisches islamisches Regime, das der iranischen Ayatollahs, und auf der anderen Seite eine US-Regierung, die wesentlich von fundamentalistisch-evangelischen christlichen Sekten beeinflußt ist.

Und als wäre das noch nicht genug der extremistischen Religionen, hängt dann auch der fundamentalistisch-rassistische zionistische Staat Israel mit drin, der ebenfalls bei der Kriegshetze mitmacht. So war es denn auch keine Überraschung, daß eine zionistische deutsche Website außer der ‚Welt’ die einzige war, die in Deutschland die Karikaturen veröffentlichte.

Das letzte Mal, das in Europa ein großer Religionskrieg vom Zaum gebrochen wurde, im dreissigjährigen Krieg (1618 - 1648) war am Ende die Bevölkerung Europas auf die Hälfte reduziert (das wären nach heutiger Bevölkerung an die 200 Millionen Tote - damals war die europäische Bevölkerung natürlich weit kleiner).

Zu jener Zeit benutzten die europäischen Mächte die Religion, um ihre Machtkämpfe auszufechten, ohne daß dies so sichtbar wurde. Wird das beim Iran-Krieg unterschiedlich sein?


Link zum Originalartikel hier

Mittwoch, 7. Februar 2007

Dollars oder Mini-Nukes?

Ist Irans Bestreben, eine Ölbörse auf Euro-Basis anzulegen, ein Problem für die USA?

Von Karl Weiss

Professor D. Zeitel schrieb letztes Jahr in einer Veröffentlichung der ‚Staats- und wirtschaftspolitischen Gesellschaft’ (SWG), Hamburg, einer der wesentlichen Gründe, warum ein Angriff auf den Iran, hauptsächlich auf Betreiben der Regierung der USA, vorbereitet wird, sei die Ankündigung Teherans, ab März 2006 eine Erdölbörse auf Euro-Basis betreiben zu wollen. Nach seinen Angaben würde dies die absolute Vorherrschaft des Dollars im Erdölgeschäft gefährden und damit die Gefahr riesiger Verluste der US-Wirtschaft heraufbeschwören. Nun, die Ölbörse gibt es bis heute nicht und es steht auch nicht mehr fest, ob sie in Euro funktionieren wird. Tatsache bleibt aber, die USA sind auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen: Alle Erdölgeschäfte müssen in Dollars gemacht werden. Deshalb bleibt das Thema interessant. Der Iran hat die Planungen für die Ölbörse ja nicht aufgegeben.

Iranische Atomanlagen

In seinem Artikel, den man finden kann auf der Website der SWG: swg-hamburg.de, wenn man auf „Wirtschaftspolitik" klickt, legt der Profesor unter anderem dar, daß dasjenige Land, in dessen Währung die gigantischen weltweiten Erdölgeschäfte abgewickelt werden, gewaltige konkrete zusätzliche monetäre Mittel zufliessen, die unter Ökonomen mit dem Begriff „Seigniorage-Gewinne" (Münzprägegewinne) gekennzeichnet werden.

Für Nicht-Ökonomen kann dies in etwa so erklärt werden, daß jenes Land die Möglichkeit hat, in großem Umfang neues Geld zu drucken (Münzen zu prägen), ohne daß, wie normal, dadurch die interne Inflation im Lande angeheizt würde. Die imperialen Abenteuer der US-Regierung, wie der jetzige Irak-Krieg, aber auch generell das riesige US-Rüstungsprogramm hängen vollständig davon ab, daß diese Gewinne fließen. Auch daß die gigantische Verschuldung des US-Staates und das massive Aussenhandelsdefizit keine negativen Auswirkungen auf die US-Ökonomie haben, hängt von diesen Gewinnen ab.

Mit anderen Worten, die ganze imperiale Machtstellung der USA hängt wesentlich davon ab, daß weltweit das gesamte Erdöl (und nicht nur das Erdöl) in Dollar gekauft und verkauft wird.

Gun

Es wird darauf hingewiesen, daß Saddam Hussein, kurz bevor die Vorbereitungen des Irakkrieges begannen, seine Ölverkäufe auf Euro umgestellt hatte und die These aufgestellt, daß dies einer der wesentlichen Gründe des Irak-Krieges war.

Eine Ölbörse ist aber noch etwas anderes als einfach nur die Währung, in der das Öl eines Landes verkauft wird. Sie wäre vielmehr ein Konkurrenzunternehmen zu den beiden einzigen Ölbörsen, die es momentan gibt, New York Mercantile Exchange (NYMEX) in New York und International Petroleum Exchange (IPE) in London, beide in US-Händen.

Die Bedeutung der Ölbörsen ist eine mehr indirekte, denn in Wirklichkeit wird 90% des weltweiten Rohöles in langfristigen Kontrakten verkauft, die bestenfalls formal über eine der Ölbörsen gelaufen sind, bzw. gleich von vornherein in Weiterverarbeitungsanlagen des Ölkonzerns genutzt, dem auch die Ölquelle gehört. Nur größenordnungsmäßig 10% des Rohöles kommt überhaupt auf den Markt, d.h. wird in einer der Ölbörsen wirklich angeboten und gekauft.

Ahmedinedschad

Was die Ölbörsen so wichtig macht, ist die Tatsache, daß sich die Preise des Rohöls an den Preisen an der Börse orientieren. Steigt der Preis, z.B. für den Barrel von Brent-Öl, so werden ab diesem Zeitpunkt auch die langfristigen Kontrakte zu diesem höheren Preis getätigt bzw. es wird in der internen Abrechnung der Konzerne dieser höhere Preis zugrunde gelegt.

Viel mehr gilt dies natürlich noch für die Währung, in der sich das alles abspielt. Dies ist und war seit Urzeiten der US-Dollar.

Würde nun eine Ölbörse in Euro aufgemacht, würde deren Bedeutung natürlich eindeutig davon abhängen, wieviel Erdöl dort nun tatsächlich überhaupt angeboten würde. Steht hinter einer solchen neuen Börse nun einer der großen Erzeuger von Rohöl, so könnte sie theoretisch an Bedeutung gewinnen. Der Iran ist immerhin die Nummer 5 (nach anderer Zählung Nr. 4) unter den Erdölexporteuren, wenn er auch andererseits natürlich den größten Teil seines Erdöls in festen Verträgen verkauft, die nicht von heute auf morgen aufgelöst oder umgestellt werden können.

Würde aber nun der Iran darauf bestehen, daß jeder auslaufende Vertrag auf einen Vertrag über jene Ölbörse umgestellt wird, so könnte die Börse im Verlauf von ein, zwei Jahren größere Mengen von Erdöl anbieten als jede Einzelne der anderen beiden. Es könnten auch andere Länder auf die Idee kommen, einen Teil des Öls an dieser Börse anzubieten. So hat z.B. Venezuela, immerhin Nummer 6 (nach anderer Zählung Nr. 5) unter den Ölexporteuren, bereits Interesse angemeldet.

Bush Deaths

Wer ein ganz spezielles Interesse an einer solchen Ölbörse hätte, sind natürlich die europäischen Staaten, deren Währung der Euro ist. Zwar konnten sie es nicht wagen, selbst eine solche Ölbörse aufzumachen, denn dies wäre einer Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten gleichgekommen, sie könnten aber, nach und nach und mehr oder weniger heimlich, beginnen, ihren Ölbedarf über diese Börse, und daran anschließend mit Euro-Verträgen, zu decken.

Immerhin sind die Länder der Euro-Zone, als Block genommen, der weltweit größte Importeur von Rohöl bzw. dessen Folgeprodukten. Würden die „Seigniorage-Gewinne" in Zukunft im wesentlichen den Ländern des Euro-Blocks zufließen, wären deren Haushaltsprobleme und die Probleme stagnierenden Wachstums gelöst. Allerdings muß man sehen, daß die US-Regierung einer solchen Entwicklung nicht tatenlos zusehen würde und eine Menge Möglichkeiten hat, einzugreifen.

Wenn Prof. Zeitel in seiner Schrift es so darstellt (Überschrift: ‚US-Dollar oder Mini-Nukes’), als ob es nur die Alternative eines militärischen Überfall auf den Iran oder den Fall des Dollars als Ölwährung gäbe, ist dies einseitig. Die US-Regierung hat es noch fast jedesmal geschafft, die europäischen Mächte zu überzeugen, lieber ihr zu folgen als sich mit ihr anzulegen. Das letzte Beispiel sind die Fragen nach den CIA-Folterflügen. Man hat ein allgemeines Schweigegebot erlassen und seitdem halten alle europäischen Regierungen ohne Ausnahme den Mund. Lediglich die Kommission in Brüssel ist noch etwas aufmüpfig.

Bush

Würde die USA die Europäer verpflichten, jene Ölborse am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen, so wäre kaum etwas dagegen zu machen. Trotzdem kann sie zumindest einer der Gründe sein, warum man den Überfall auf den Iran bereits geplant hat und im Moment nur noch genau abscheckt, ob er wirklich notwendig wird, oder ob man auch ohne dies die generelle Oberhoheit über die ganze Nahostregion einnehmen kann.

Die Europäer haben auch gar keinen Grund, sich deshalb mit den Partner auf der anderen Seite des Atlantik anzulegen, denn sie können schlicht und einfach auf die Zeit bauen. Der Euro als zukünftige Ölwährung wird ihnen wahrscheinlich mit der Zeit sowieso in den Schoß fallen, spätestens dann, wenn China, das im Moment die Hauptlast des US-Dollar trägt, diesen fallen läßt. Der Euro ist der automatische Ersatz und in Europa könnte man auch noch mit Recht betonen, daß man ja gar nicht Schuld ist.

Immerhin hat der Atom-Deal zwischen den Vereinigten Staaten und Indien eine neue weltweite Kräftekonstellation angedeutet. Wenn die USA und Indien sich eng verbünden, ist damit der Versuch der Isolierung Chinas verbunden, das sich nach Partnern wird umsehen müssen. Es stehen bewegte Zeiten vor uns. Selbst ein Welt-Atomkrieg in absehbarer Zeit ist nicht mehr ausgeschlossen.


Dieser Artikel wurde ursprünglich veröffentlicht in der "Berliner Umschau" vom 7. März 2006. Hier wird eine aktualisierte Version vorgestellt.

Montag, 22. Januar 2007

Osama ist unauffindbar, aber man weiss, dass er krank ist

Für wie dumm halten die uns eigentlich?

Von Elmar Getto

Wie die deutsche Sektion der Nachrichtenagentur Reuters meldet, sei Osama Bin Laden erkrankt und brauche ärztliche Hilfe. Moment, - was? Bin Laden, der meistgesuchte Terrorist der Welt, der Vater aller Terroristen? Er steht unter so intensiver Überwachung, daß man sogar Details seiner Gesundheit weiß? Warum, bitte, nimmt man ihn dann nicht fest?

Osama Bin Laden

Reuters weiß noch mehr, alles Dinge, die ein US-Army-Oberst mit Namen Don McGraw an die Öffentlichkeit hat dringen lassen. Er ist im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan. Das wußten wir schon vor vier Jahren. Er wechselt den Aufenthaltsort häufig und ist ständig in Bewegung. Ja und? Wenn man das alles weiß, warum nimmt man ihn nicht fest?

Jeder, der im Internet ist, kann auf die Seiten mit den Satellitenbildern gehen (google earth). Dort kann jeder von uns, sei es in Deutschland, sei es im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan oder wo auch immer, mit bester Auflösung alles ansehen, was vor sich geht. Wolken sind kein Hindernis (Zwar läßt man uns keine live-Bilder sehen, sondern nur einige Tage alte Bilder, aber die US-Dienste haben natürlich dies alles in Echtzeit).

Jedes Objekt von der Grösse eines Autos, eines Kamels oder eines Maulesels ist sichtbar. Es ist also unmöglich, sich in Berghöhlen zu verstecken, denn man braucht dort Nachschub und Kontakte und die können alle verfolgt werden. Ein auffallende Geschäftigkeit in einem bestimmten Tal und schon weiß man, daß dort jemand sitzt. Man muß nur noch hin und den Laden ausheben (Hat man etwa keine Hubschrauber in Afghanistan?). Man hatte 4 Jahre Zeit, das alles zu schecken und ihn festzunehmen. Man weiss, wann er krank ist und wann er seinen Aufenthaltsort wechselt.

Will man uns wirklich weismachen, man könnte ihn nicht jederzeit festnehmen, wenn man nur wollte. Für wie dumm hält man uns eigentlich?


Dieser Artikel von Elmar Getto erschien am 19 September 2005 in "Rbi-aktuell". Er ist heute so aktuell und wahr wie damals.

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