Medien

Montag, 27. Juni 2011

Skandal - Hetzartikel von Wolffsohn in der Financial Times

„Linke = antisemitisch, Jude = Kapitalist“

Von Karl Weiss

Ein echter Skandal: Der berühmt-berüchtigte Rechtsaussen von der Münchener Bundeswehr-Universität, Wolffsohn, wurde von der Financial Times Deutschland eingeladen, einen Kommentar zum angeblichen Antisemitismus in der Linkspartei zu verfassen und heraus kam natürlich ein unerreichbar dummer, schmählicher Hetzartikel – wie von diesem Vordenker der Rechten nicht anders zu erwarten. Am Ende geht er in die selbstgestellte Falle.

Palestina land loss

Haben wir jetzt in Zukunft von der FTD einen stramm rechten Kurs zu erwarten? (Hier: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:antisemitismus-die-linke-muss-antisemitisch-sein/60068113.html )

Wolffsohn war u.a. mit der Kritik an Müntefering aufgefallen, als er dessen Bezeichnung „Heuschrecken“ für die Hedge-Fonds mit der Nazi-Hetze gegen Juden verglich. Eines seiner Bücher, die in rechten Verlagen erscheinen, wurde als direkter Vorläufer von Sarrazins Skandal-Buch bezeichnet. Ein grosser Skandal war es auch, als Wolfssohn, der an der Bundeswehruniversität deutsche Soldaten indoktinieren darf, Folter für vertretbar erklärte im Kampf gegen den Terrorismus.

Kurz, ein skandalbefrachteter Rechtaussen der allerschlimmsten Sorte. Was hat die FTD nur geritten, ihm Raum in ihrem Blatt zu geben? Ist das ein Richtungsschwenk der FTD?

Was er da inhaltlich sagt, ist so hanebüchen wie lächerlich. Wolfssohn, in Tel Aviv geboren, stellt die These auf, der Antisemitismus sei grundsätzlich bei allen Linken zu finden. „Der Antisemitismus der Linken ist so alt wie die alte Linke selbst.“

Die völlige Zerstückelung des palästinensischen Territoriums wird hier deutlich. Das ist keine Besatzung, das ist Annektion.

Als Beleg führt er an, schon Marx sei Antisemit gewesen und ebenfalls Stalin. Interessant: Seine rechten Vorläufer, die deutschen Faschisten, haben Marx deshalb verurteilt, weil er angeblich Jude gewesen sei (er hatte eine jüdische Grossmutter) und nun finden die neuen Rechtsaussen, Marx sei Antisemit.

Dass er sich nicht die Mühe macht, das zu belegen, ist charakteristisch. Auch den Antisemitismus Stalins versucht er nicht einmal zu belegen. Tatsächlich hat die Sowjetunion zu Zeiten Stalins Zig Tausenden von Juden das Leben gerettet, denen man auf der Flucht vor den vorrückenden Hitler-Truppen Unterschlupf bot.

Aber mit den Fakten hat es Wolfssohn nicht so. So erklärt er in seinem Artikel z.B. „Nicht jeder Rechte ist antisemitisch“. Er führt das nicht näher aus, meint aber wohl die neuen Rechten, welche die Juden als Ursache allen Übels durch die Ausländer als Ursache allen Übels ersetzt haben – so wie er selbst.

Die Linke 2008

Als „Beleg“ nimmt er Äusserungen des „Linken“ (in Wirklichkeit Antideutschen, also Rechten) Liebich. Das ist allerdings ein Schmunzeln wert, wenn ein stramm rechter Deutscher wie Wolffsohn ausgerecht die Antideutschen als Quelle nimmt, die dazu aufrufen, Deutschland wieder zu bombardieren (sie skandieren „Bomber-Harris, kehr zurück!“).

Er erhebt Anspruch darauf, Israel dürfe für seinen Zionismus nicht kritisiert werden, also die Lehre, man dürfe den Palästinensern ihr Land und ihre Häuser wegnehmen und sie vertreiben und ermorden, weil das dem „Sicherheitsbedürfnis“ aller Juden auf der Welt entspräche. Israel sei nämlich für die Juden auf der Welt eine Lebensversicherung.

„Antiisraelismus“ (ein von ihm erfundene Wortschöpfung) sei es, wenn man sich „gegen die existenzielle Sicherheit beziehungsweise das historisch und psychologisch mehr als nur verständliche Sicherheitsbedürfnis der Juden wendet,“ und das sei dann eben „Antisemitismus.“

Karl Marx

Mit anderen Worten: Alles, was die Israelische Regierung als notwendig für ihre „existenzielle Sicherheit“ erklärt, ist immer gerechtfertigt und darf nicht kritisiert werden, denn das ist „Antiisraelismus“. Wenn es Israel für nötig erachtet, 100 000 Palästinenser und andere Araber zu massakrieren, oder 1 Million, oder 6 Millionen, dann ist die Verurteilung solcher Massenmorde „Antisemitismus“.

Nun, mit der Logik und mit den Menschenrechten hat er es eben auch nicht so.

Aber er setzt noch einen oben drauf: Er erklärt, warum Linke eben automatisch zu Antisemiten werden. Hören Sie sich das an. Das ist wirklich das Beste vom Besten vom Besten:

„...die grundsätzliche Identifizierung [der Juden] mit Liberalismus und Kapitalismus lässt sich nicht abstreiten. Sie ist eine Tatsache. Nur im liberal-kapitalistischen System konnten und können sich Juden frei entfalten (...) Zu Pro-"Kapitalisten" muss die Linke auf Antikurs gehen.

Abgeleitet aus Ideologie, Theologie und Ökonomie erklärt auch die Soziologie der Juden das Anti der Linken. Diese versteht sich als die Partei des Proletariats, des "kleinen Mannes" und - politisch korrekt - der "kleinen Frau". Die Juden sahen und sehen sich als Teil der "Bourgeoisie".“

Na, was sagen Sie nun? Das ist doch einmal eine wirklich überzeugende Herleitung! Er definiert die Juden (ausser ein paar „Abweichlern“) als Kapitalisten!

Er ist Historiker, sieht aber die geschichtliche Parallele nicht. Denn es gab vor ihm schon einen Mann, der sie so definiert hat: Der Mann hiess Adolf Hitler.

Montag, 25. April 2011

Der Streit ums ‚kostenlose‘ Internet

“Inhalt muss etwas kosten!”

Von Karl Weiss

Was das Internet so attraktiv macht: Ausser den Gebühren für den Anschluss, die sich meist in Grenzen halten, ist Internet (fast) kostenlos. Text- und Bildersuchdienste, Nachrichten und Fussballergebnisse, vollständige Enzyklopädien, viele spezielle Interessen in einer Unzahl von Seiten und Blogs, im Internet gibt es Alles für jeden Geschmack und in in passender Grösse.

Doch dies hat den Zeitungen und Zeitschriften eine Konkurrenz eingebracht. Der Bürgerjournalist zum Beispiel war zeitlebens Zeitungsleser, hat nun aber schon Jahre kein Zeitungsabonnement mehr. Warum sich auf eine Zeitung beschränken, wenn man sich leicht die Internetauftritte vom 5 oder 10 Zeitungen ansehen kann?

Einen umfassenden Überblick über die grossen, die meistgelesenen Veröffentlichungen (Mainstream) konnte man sich früher gar nicht machen, ohne einen riesigen Aufwand zu betreiben. Heute kann der Bürgerjournalist aufspiessen, wie der Mainstream bestimmte Themen einfach weglässt, wie er wie auf Befehl fast gleichlautende Veröffentlichungen produziert und wie er im Chor Sachverhalte verfälscht.

Auch das Fernsehen bekam die Konkurrenz zu spüren: Die Zahl der Fernsehzuschauer, vor allem aus der jungen Generation, bröckelt ab. Soweit noch fern gesehen wird, wird das immer spezifischer auf bestimmte Sendungen fukussiert.

Das bedeutete für die Zeitungen den Ausfall von Abonnements- und Einzelverkaufs-Einnahmen, aber noch wichtiger: Weniger Werbeeinnahmen.

Auch das Fernsehen klagt bereits über (wenn auch bisher wenig) zurückgehende Werbeeinnahmen.

Damit wird aber der Beruf des Journalisten in rasch steigendem Masse abgewertet: Ein grosser Teil der Journalisten heute hat keine feste Anstellung mehr, sondern wird nach Zeilenzahl bezahlt. Die aktuellen Massenentlassungen in der Redaktion der „Frankfurter Rundschau“ machen dies besonders deutlich: Eine ganze Zeitung wird nun zur Regionalausgabe der Haupt-Zeitung der Gruppe, der Berliner Zeitung.

Allerdings muss man sagen: Bereits vor dem Internet war der Beruf des Journalisten zu einer Karikatur seiner selbst geworden. Die grossen Verlagshäuser nahmen die Journalisten an die Kandare und veröffentlichten keine kritischen Artikel, die das System in Frage stellten. Die ureigenste Arbeit eines wirklichen Journalisten, das Enthüllen von Skandalen der Reichen, der Mächtigen und deren Politiker und Parteien, wurde von jedem Journalisten vermieden, der seinen Job behalten wollte.

Die Zahl von Enthüllungsjournalisten auf der Welt kann man heute an den Fingern abzählen. Kein einziger von ihnen hat eine feste Anstellung als Journalist. Die Redaktionen von Zeitungen und Zeitschriften wurden zum Teil des Täuschungs-, Unterdrückungs- und Gewaltapparates des Kapitalismus.

Ultra-Reaktionäre wie Springer, Trump und Murdock haben inzwischen den wesentlichen Teil der gedruckten Medien in der Hand.

So war das Internet das Beste, was allen demokratisch und human denkenden Menschen passieren konnte: Es ist ein demokratisches Medium, soweit eines nur eins sein kann.

Natürlich gibt es da Spinner, natürlich werden da manchmal Gerüchte verbreitet, natürlich muss man sein Gehirn verwenden, um die dort vorhandenen Informationen zu verwerten, natürlich tummeln sich da Trolle und finstere Gestalten und Unternehmen, die es nur darauf abgesehen haben, persönliche Daten über andere Menschen zu sammeln, aber niemals zuvor hat es die Chance gegeben, so schnell und ohne Zwischenschaltung von Medien-Tycoons an Informationen zu kommen wie heute über das Internet.

Einen Teil der wirklichen Aufgaben von Journalisten haben Leute, wie ich, Bürger-Journalisten, übernommen.

Nun haben aber die Medien-Zaren und in ihrem Auftrag die verbliebenen Berufs-Journalisten eine Gegen-Kampagne gestartet: Im Internet gäbe es nur Lug und Trug, die einzigen wirklichen Qualitäts-Informationen seien nur im Mainstream zu finden usw. Aber der Effekt dieser Kampagne hielt sich in Grenzen.

So hat man jetzt eine neue Kampagne begonnen und auch bereits die ersten Versuche, die Idee konkret umzusetzen. Sie lautet: „Inhalt muss etwas kosten!“ und so ist dann auch einer der Artikel dieser Kampagne überschrieben, den ein gewisser Caspar Busse in der „Süddeutschen“ geschrieben hat, hier:

http://www.sueddeutsche.de/medien/2.220/wie-journalismus-finanziert-werden-kann-inhalt-muss-etwas-kosten-1.1057269

Vor allem der weltgrösste Medien-Tycoon, Murdock, versucht mit aller Macht, auch das Internet auf Abonnements-Basis umzustellen. Er hat bereits als Bahnbrecher eine Internetzeitung kreieren lassen, ‚The Daily‘, speziell für das in den USA sehr beliebte ipad, das man nur anklicken kann, wenn man gezahlt hat.

Auch sein 'Wall Street Journal', das bis zu einem gewissen Grad eine Sonderstellung hat, ist nur noch per Abonnement im Internet zu erreichen.
Auch das Newsweek-Magazin versucht es auf diesem Weg und hat sich mit dem erfolgreichen Internet-Auftritt ‚The daily beast‘ zusammengetan und eine gebührenpflichtige Internet-Site geschaffen.

Auch die New York Times, die bereits vor zwei Jahren angefangen hat, die vollständigen Artikel nur noch für drei Tage zugänglich zu halten, geht nun mit ihrem Internet-Auftritt in mehreren Schritten ebenfalls auf vollständig unzugängliche Sites zu, die nur durch Bezahlung geöffnet werden.

Zweifelsfrei können sich solche Versuche, besonders von sehr traditionsreichen und teilweise alleinstehenden Veröffentlichungen, eine relvante Zahl von zahlenden Lesern erringen. Aber es werden eben nicht annähernd so viel sein, wie früher von den gedruckten Exemplaren erreicht wurden. Wer seine Werbebotschaft millionenfach verbreiten will, wird schwerlich auf solche Umfelder zurückkommen.

Die These „Inhalt muss etwas kosten“ ist auch nicht wirklich so überzeugend. Gemeint ist ja damit, im Mainstream würde eben wirklich objektiv informiert, es werde nichts absichtlich weggelassen, es werde nichts dazugetan, was nicht dazu gehört, es werde der Hintergrund genau in dem Masse mit veröffentlicht, wie dies zum besseren Verständnis möglich ist, es werden offene Fragen genannt usw. usw. kurz: Es wird auf höchsten Qiualitätsniveau und vollständig informiert. Das sei dann eben auch Wert, dass man dafür bezahlen muss.

Doch die Menschen haben eben andere Erfahrungen mit den Mainstrem-Medien gemacht und das ist ihnen oft erst aufgefallen, als es da plötzlich Internet-Auftritte wie diesen hier und viele, viele andere gab.

Murdock und Co. glauben, mit dem Namen von bekannten Zeitungen das Internet aushebeln zu können, aber eine Mehrheit von Usern wird sich nicht erneut an der Nase herumführen lassen.

Das Internet ist nicht umsonst. Man muss einen Computer kaufen, den Internetzugang und monatlich für ihn zahlen, man muss die Programme für den Computer kaufen und auch jene, die im Internet auftreten wollen, bekommen dies nur mit Einmal-Zahlungen und zusätzlich monatlichen Zahlungen garantiert. Da gibt es keinerlei Grund, nun auch noch für die gebotenen Inhalte, eine nach der anderen, zu zahlen.

Beim Fussballspiel zahle ich nur einmal, für den Zugang, den Eintritt. Aber ich muss nicht zusätzlich für jede unvergleichliche Torwartparade und für jedes Fallrückziehertor bezahlen.

Nein, Inhalt muss nichts kosten!

Montag, 21. Februar 2011

Neuer Tiefpunkt der Financial Times Deutschland (FTD)

Männer-Heul-Artikel

Von Karl Weiss

Ein Essay soll es sein, nicht etwa ein Artikel: "Frauenquote - auf Kosten der Männer". Man höre nur, was da behauptet wird: Durch einen entarteten Feminismus übernähmen Frauen zunehmend die „Definitionsmacht“ in Bereichen, welche „die gesellschaftliche Entwicklung prägen“. In den letzten dreissig Jahren (also etwa seit 1980) sei der weibliche Aufstieg frappant. Beispiel: Das Gros der Arbeitslosen, der Hilfsarbeiter, der Obdachlosen, Wanderarbeiter und chronisch Kranken sei männlich. Und das sei wegen des weiblichen Aufstiegs!

Herr, hauche ihnen Logik ein!

Auszug aus der Republica

Mehrmals hinsehen muss man bei einem Artikel von so niedrigem Niveau. Aber der FTD scheint ein Artikel gegen die Frauenquote in den Firmen so wichtig gewesen zu sein, dass Alles Recht war. Wie konnte die FTD so tief sinken?

Wer das verbrochen hat, ist ein gewisser Walter Hollstein, der Professor für politische Soziologie war, und nun als freier Autor in der Schweiz lebt – welch angenehmes Leben! Da kann man schon mal die realen Dinge dieser Welt durcheinanderbringen, speziell wenn man zuerst in der Abgeschiedenheit von soziologischen Fakultäten ohne Kontakt zum wirklichen Leben der Menschen verbringt und anschliessend in der schönen Schweiz, wiederum weit entfernt von realen soziologischen Problemen.

So sieht er Zusammenhänge, die hahnebüchen sind: Er zählt auf: Männer begehen häufiger Selbstmord, Männer sterben früher, Männer haben weit häufiger Beschäftigung mit gefährlichen Arbeiten, er macht sich sogar die Mühe, die Anzahl von Rettungseinsätzen von im Beruf verunglückten mit einander zu vergleichen: Fast alles männlich. Vor 1980 war das natürlich alles anders: Die Frauen brachten sich mehr um und starben früher, und die gefährlichen Arbeitsplätze hatten alle die Frauen - nicht wahr?

Nacktfoto der französischen Präsidentengattin

Dann schriebt er wörtlich:

„Junge Männer werden in städtischen Problemzonen mit Elend und Arbeitslosigkeit groß. Sie verharren entweder widerstandslos in der Aussichtslosigkeit, indem sie auf Dauer von den Sozialmaßnahmen des Staates leben, oder sie entwickeln aggressive Überlebenstechniken, die in die Kriminalität, in den Knast oder in tödliche Auseinandersetzungen führen. Ein solcher Trend, der 2007 vom Berlin-Institut für Bevölkerung für die neuen Bundesländer ausgemacht wurde, lässt sich mittlerweile auch im Ruhrgebiet und in den Stadtstaaten erkennen.“

Nun, Herr Hollstein, in diesen städtischen Problemzonen leben natürlich keine Frauen, nicht wahr? Und wie, bitte, hat es der entartetet Feminismus geschafft, städtische Problemzonen geschaffen?

Völlig verwirrt, der Mann. Die sozialen Probleme des Kapitalismus, die Ursache solcher hohen Belastungen der Männer und Frauen sind, blendet er aus.

Dass die traditionelle Rolle des Mannes als Arbeiter, als Kraftvoller, als Aktiver, als angeblich Furchtloser auch und gerade Nachteile mit sich bringt, hat nie jemand bestritten. Viele Männer sind schon in der Lage, sich von diesem einseitigen Rollenbild zu befreien.

In dem Masse, wie Frauen auch in typische Männerberufe kommen, verbessern sich oft dort auch die Verhältnisse.

Dass nun eine Frau auf der „Gorch Fock“ aus der Takelage in den Tod gestürzt ist, wird hoffentlich bald dazu führen, dass dort auch wie in jedem Industriebetrieb und auf jeder Baustelle Höhenarbeitsplätze mit Sicherheitsgurt ausgestattet werden.

Und das gilt auch umgekehrt: Die Pfleger machen neben den Krankenschwestern heute bereits in vielen Krankenhäusern 20 oder 30% aus, was den Krankenhäusern bestimmt gut tut.

Aber bei aller Liebe, was hat das mit den Feministen und der „Definitionsmacht von Frauen“ zu tun?

Und vor allem, da es doch um die Frauenquote in den Vorständen und Aufsichtsräten geht: Was hat dies mit jenen speziellen Schwierigkeiten der Männer zu tun?

Kurz, das Ganze hätte in der Schule eine Schlechtnote und die Bemerkung „Thema verfehlt“ erhalten.

Sarrazin

Was da dahintersteckt? Wahrscheinlich glaubt er seine Bücher besser verkaufen zu können, wenn er nun die Männer als armen, verfolgten Teil der Menschheit darstellt. So wie Sarrazin, der den Deutschen einreden wollte, sie seien am Aussterben und würden vom Islam übernommen. Selbstmitleid und Hass auf "die Anderen" provozieren, scheint der beste Weg zu sein, viele Bücher zu verkaufen.

Und um auch einmal das Thema zu verfehlen: Herr Hollstein, ist Ihnen die Statistik bekannt, die sagt, etwa ein Drittel aller Frauen wird im Leben mindestens einmal sexuelle Gewalt angetan – in Wirklichkeit aber meist öfter als einmal? Bei Männern beträgt die Quote unter 1%.

Na, was sagen Sie nun?

Donnerstag, 17. Februar 2011

‘Ich fälsche meine Zahlen am liebsten selber‘

Politiker und ihre ‚leicht geschönten‘ Zahlen

Von Karl Weiss

Wie sehr man den Aussagen der Politiker-Kaste misstrauen muss, wurde nun einmal wieder im Hamburger Wahlkampf deutlich. Die Hamburger Bürger, die nach jahrelangen Erfahrungen mit der CDU in den Umfragen mehr zur SPD neigen, stutzten angesichts einer Erfogsmeldung des CDU-Kandidaten Ahlhaus: In den Jahren der CDU–Herrschaft sei die Zahl der Kriminalitätsfälle in Hamburg um 25% zurückgegangen.

Da wird dann ins Unterbewusstsein des Bürgers gedrückt: „Wer sicher leben will, muss CDU wählen.“

Die „Süddeutsche“ schreibt in ihrem Artikel zu diesem Thema „Zurechtgebogene Zahlen“ vom 15. Februar:

„"Unsere Bilanz: Kriminalität minus 25 Prozent" strahlt es auf Großplakaten in Hamburg. (...) "Das ist unseriös ermittelt", sagt der Konstanzer Kriminologe Wolfgang Heinz. Der Professor hat die Zahlen überprüft - und kommt zu anderen Ergebnissen als Ahlhaus.“

Wie die Politiker-Kaste das auch mit den Arbeitslosenzahlen gemacht hat – etwa die Hälfte der Arbeitslosen wurden einfach aus der Statistik entfernt- , so handelt es sich auch hier um einen Zahlen-Trick. Allerdings gibt es keinen Artikel der „Sueddeutschen“, in dem sie die Tricksereien mit den Arbeitslosenzahlen in Deutschland aufdeckt.

Schill beim Koksen

Im Hamburger Fall war der Trick dieser: Im ersten Jahr der CDU-Herrschaft 2001 (damals zusammen mit Schill, erinnern sie sich noch?) gab es den Riesenfall eines Anlagebetruges in Hamburg, der sich auf 26 000 Fälle bezog. Da jeder dieser Einzelfälle als „Kriminalität“ gezählt wird, stieg damit in jenem Jahr die Kriminalität in Hamburg exorbitant an. Im darauffolgenden Jahr war sie logischerweise wieder bei den üblichen Zahlen. Der Trick ist nun, die CDU-Propaganda nimmt nun einfach die Zahlen jenes Ausnahmejahres als Ausgangspunkt und die des letzten Jahres als Endpunkt und kommt so auf 25% weniger Kriminalität während ihrer Herrschaft.

Nimmt man allerdigs konkrete Kriminalität, die der Bürger fürchtet, so gab es zwischen 2001 und 2009 so gut wie keine Veränderung, wie z.B. bei „gefährlicher Körperverletzung“. „Schwere und gefährliche Körperverletzungen“ (darunter fällt der Angriff mit einer Waffe) stiegen sogar an in jenen 8 Jahren.

Der Konstanzer Professor vergleicht mit anderen Stadtstaaten und berichtet: Der Anstieg ist in Hamburg höher als in Bremen und Berlin.

Erst im Jahr 2010 ging die Kriminalität wirklich etwas zurück, aber das war auch in Bremen und Berlin (beide SPD-regiert) so. Gewalt-Straftaten haben dort im Vergleich zum Vorjahr sogar stärker abgenommen als in Hamburg. Das hat nun aber natürlich wiederum nichts mit einer besseren SPD-Politik zu tun, der Professor erinnert vielmehr daran, dies sei naheliegend und treffe auch auf viele andere Länder und Städte in Deutschland zu.

Es kommen jetzt nämlich die Jahrgänge in das typische Kriminalitätsalter junger Männer, in denen deutlich weniger Kinder geboren wurden.

Doch soll hier aus Brasilien auch noch ein anderer Aspekt hervorgehoben werden, den die „Süddeutsche“ in ihrem Artikel „vergisst“:

Roland Koch

Die absolute Höhe der Kriminalität, spezieller jener Art von Kriminalität, welche die Bürger besonders fürchten, ist in Deutschland generell extrem niedrig. Zwar versuchen gewisse Politiker, wie Schill oder Roland Koch, das zu vertuschen und Einzelfälle hochzuspielen, aber es ist wichtig, wenn man von Politik spricht, die Relationen zu beachten:

Bei den viel gefürchteten Kriminalitätsformen Mord, Totschlag und bewaffneter Raubüberfall liegen Deutschland und andere europäische Länder bei etwa 20% der Fälle in den USA, das ja das gelobte Land des Kapitalismus ist.

Ein Vergleich mit Brasilien erübrigt sich, denn hier ist die Kriminalität sogar noch höher als in den USA.

Zwar sind die Zahlen (immer relativ zur Bevölkerungszahl) in Ländern wie Norwegen und Finnland noch niedriger als in Deutschland, aber die Gründe dafür sollen in einem getrennten Artikel behandelt werden.

Vergleicht man die Zahlen der Toten in Deutschland durch kriminelle Taten, so liegen die weit, weit, weit unter denen der Toten im Strassenverkehr.

Interessanterweise haben die Herren und Damen der Politikerkaste keinerlei Probleme mit den Verkehrstoten.

Mittwoch, 15. September 2010

Stuttgart 21: Wiederwahl in Gefahr

Die ‘Süddeutsche’ “freakt out”

Von Karl Weiss

Unter dem Titel “Wie einst in Wackersdorf” hetzt ein Kommentator der “Süddeutschen” gegen die Protestbewegung, die das milliardenschwere Prestigeobjekt “Stuttgart 21” verhindern will. Mit Worten wie “hysterisch”, “teuflische Verschwörung”, “nichts Schlüssiges entgegenzusetzen” bedenkt er die weit überwiegende Mehrheit der Stuttgarter Bürger (und nicht nur sie).

Umfrage in Stuttgart: SDR und Stuttgarter Zeitung zu Stuttgart 21

Dieses Ergebnis einer infratest-Umfrage vom August zeigt, wie klar die Mehrheit in Stuttgart gegen das Projekt ist und wie die Opposition bis weit in die Wählerschaft der FDP und CDU hineinreicht.

Die Dummheit des Kommentars wird nur noch von den mangelnden Kenntnissen des Kommentators übertroffen, eines gewissen Beck. So vergleicht er mit den Protesten gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf in den 80er Jahren und behauptet, deren Bau sei von den Protesten verhindert worden. In Wirklichkeit hatten damals die Atomkonzerne herausgefunden, die Wiederaufbereitung würde gar nicht die erwarteten hohen Profite bringen und haben den Bau selbst stoppen lassen.

Ebenso behauptet er wahrheitswidrig in seinem Kommentar, die Anbindung an die neue ICE-Strecke von Ulm sei nur mit dem überteuerten Projekt ‘Stuttgart21’ möglich. In Wirklichkeit zeigt das Projekt “Kopfbahnhof”, das einige der Gegner entwickelt haben, wie eine Anbindung möglich ware , ohne 11 Milliarden Euro zum Fenster hinaus zu werfen, wenn allgemein sparen, speziell bei den Armen im Lande, angesagt ist.

Er greift die Phrase der Projekt-Planer von der “Jahrhundertchance” für Stuttgart auf und behauptet, die Gegner hätten dem “nichts Schlüssiges” entgegenzusetzen. In Wahrheit geht es vor allem darum, in extrem teuren Innenstadtlagen Platz für neue Konsumtempel zu schaffen, die auch die letzten kleineren Läden in Stuttgart zum Aufgeben zwingen werden.

Dann kommt er zum Punkt: Er bangt um die CDU als “Volkspartei”.

Eine 'Wahlniederlage in ihrem Stammland hätte für die gesamte Union verheerende Folgen'. Die Wiederwahl bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg am 27. Februar 2001 für Ministerpräsident Mappus sei gefährdet!

Na da kommen uns ja allen die Tränen!

Charakteristisch für einen Hardliner vom Typ Sarrazin dann auch, was er empfiehlt: Landesregierung und Bahn sollen das Projekt gegen alle Widerstände durchpauken. Ein Moratorium würde das Ende des Projekts bedeuten, dieser Forderung dürfe man auf keinen Fall nachgeben. Der poltische Schaden sei jetzt bereits angerichtet und würde nicht grösser werden, wenn man es gewaltsam durchsetzt.

Das ist die Qualitätspresse!

Veröffentlicht am 14. September 2010 in der Berliner Umschau


Hier eine Anzahl Links zu anderen Artikeln im Blog zu Stuttgart21:

- CDU-Wahnsinn Stuttgart21

- Verzweiflungsakt von Frau Merkel

- Bombe – Merkel ist in Wirklichkeit Grüne!

- Stuttgart21 – Der GAU

- Stuttgart21 – Die Rambos heissen Merkel und Mappus

- Aktuelle Ergänzung zu Stuttgart21

- Stuttgart21 – Spätrömische Dekadenz

- Stuttgart21 – Schwäbischer Filz

- Stuttgart21 – Klare Beweise für geplante Übergriffe

- Stuttgart21 – Der spezielle Untergrund in Stuttgart

- ‘Taktische Provokateure – Vermummte Steinewerfer’

- Stuttgart21 – Irrsinn deutscher Verkehrspolitik

- Jetzt geht die Post ab

- Stuttgart21 – Das Volk hatte nie eine Chance

- Stuttgart21 – Der CDU-Staat in voller Entfaltung

- Stuttgart21 – Vertrag mit den Niederlanden gebrochen

- Stuttgart21 – Trotz ernster Sicherheitsprobleme genehmigt

Donnerstag, 24. Juni 2010

Absurde Behauptungen um Google reinzuwaschen

Die „Süddeutsche“ mal wieder auf der Seite der Konzerne gegen uns

Von Karl Weiss

Angeblich hätten wir Internet-Nutzer „diffuse Ressentiments“, wenn wir es für unvertretbar halten, wenn Google und andere Großkonzerne jeden Schritt, den wir im Internet machen, aufzeichnen, uns zuordnen, unsere Personalien herausfinden und uns in Profile verwandeln, die dann an Interessenten verkauft werden.

Angeblich hätten wir ein „analoges Denken“ als Nutzer des Internets, aber das Internet spiele sich digital ab – so jedenfalls die „Süddeutsche“ in einem Artikel vom 5. Juni 2010 unter der Überschrift: „Die Angst vor der Allmacht des Netzes“, was zunächst einmal nur davon zeugt: Die Süddeutsche hat keine Ahnung von „digital“ und „analog“.

Ein gewisser Boie schreibt da u.a. : „...was in der Presse als Datenschutzskandal bei Facebook und bei Google beschrieben wurde, auf den ersten Blick unangenehme Geschäftspraktiken, die Übles erahnen lassen, was die Wertschätzung der Kunden und ihrer Daten in den beiden Unternehmen betrifft.“

Facebook und Google missbrauchen also nicht private Daten der Nutzer, nein, nur die Presse beschreibt das und nur auf den ersten Blick lässt dies Übles erahnen! Nein, Google und Facebook sind wunderbare Firmen!

Er zählt u.a. auf, was Facebook sich nur in den letzten Monaten leistete:
  • Facebook-Nutzer konnten in den Unterhaltungen anderer Facebook-Nutzer mitlesen. Daten sollen ohne Zustimmung der Surfer von Facebook an Werbekunden und Kooperationspartner weitergegeben worden sein.
  • Facebook soll auch von Menschen, die auf der Plattform gar nicht registriert sind, nicht auffindbare, aber dauerhaft gespeicherte Profile anlegen.
  • Facebook soll jede einzelne Aktion eines Nutzers speichern, auch solche, bei denen das schwer vorstellbar ist, zum Beispiel Suchen auf der Webseite, die zu keinem relevanten Ergebnis führen.
Das hält der Schreiberling aber nicht für relevant, auch nicht, was er bei Google feststellen muss:

„... nachdem der Konzern zugeben musste, dass er bei seinen Fototouren durch deutsche Städte und Dörfer nicht nur Aufnahmen von Privatgebäuden macht, sondern gleich auch noch verfügbare drahtlose Internetzugänge speichert.“

Und er weiß auch genau:

„Aus all diesen Daten kann man ein erstaunlich detailliertes Psychogramm einzelner Personen basteln.“

Aber ein detailliertes Psychogramm über uns, das ist keineswegs ein Eingriff in unsere Privatsphäre, die eigentlich durch das Grundgesetz geschützt sein müsste, nein, das sind alles Missverständnisse!

Nun kommt Boie nämlich auf den Punkt:

„Dass Kritiker und Unternehmen nicht zueinander finden, ist in erster Linie einem Missverständnis geschuldet: Für die Netzunternehmen sind Daten Geschäftsgrundlage. Daten sind die Währung, in der der Kunde den im monetären Sinn kostenlosen Dienst bezahlt. Sie sind wesentlich flexibler als Geld.“

Verstehen Sie, geneigter Leser? Google, Facebook und alle anderen, die über uns „erstaunlich detaillierte Psychogramme“ erstellen und diese dann kommerziell nutzen, lassen sich einfach mit unseren Daten ihre Dienstleistungen bezahlen – wir sollten also froh sein, ihnen unsere geheimsten Gedanken preisgeben zu können.

Nein lieber Boie, das ist nicht akzeptabel und vor allem auch kein Missverständnis!

Wir alle, die wir im Internet sind, zahlen bereits für den Zugang. Niemand stellt uns das Internet umsonst zur Verfügung. Wenn jemand im Internet keine Leistungen anbieten will, ohne darüber hinaus von uns mit unseren Daten bezahlt zu werden, soll er einfach draußen bleiben! Haben wir Google gezwungen, seine Dienste im Internet zur Verfügung zu stellen, so dass wir den Konzern jetzt auch irgendwie bezahlen müssen? Nein, Google hat ganz allein für sich entschieden, bestimmte Dienste im Internet zur Verfügung zu stellen und wird durch die Möglichkeit des Offerierens der 'Google-Anzeigen', die einem auf vielen Web-Seiten auf den Wecker gehen, bereits bezahlt.

Es ist schon schlimm genug, dass wir nicht ins Internet gehen können, ohne in jeder Minute, in jeder Sekunde, registriert zu werden, dass alle diese unsere Internetbewegungen in der Vorratsdatenspeicherung gelagert werden und jederzeit Polizei, „Verfassungsschutz“ und anderen „interessierten Stellen“ zur Verfügung gestellt werden.

Es ist schlimm genug, dass das Bundesverfassungsgericht dies ausdrücklich erlaubt und damit die verfassungsmäßige Ordnung außer Kraft gesetzt hat.

Es ist schon schlimm genug, dass man uns jetzt auch noch zwingen will, genau zu registrieren, wer und wann über unsere Internet-IP Zugang zum Internet hatte und das im Zeitalter der Rooter. Ja, es gibt schon die Forderung, uns zu bestrafen, wenn wir unser LAN nicht gegen den „unbefugten Zugang“ durch den Nachbarn sichern!

Worum geht es eigentlich bei allem diesen Wahn des Nachspionierens hinter uns her?

Der Hauptgrund ist natürlich, die Dissidenten herauszufinden. Denn die Dissidenten in Deutschland, die dieses System ablehnen, die diese Politik ablehnen, die diese „Banken-Rettungen“ ablehnen, die das Massakrieren von Afghanischen Zivilisten ablehnen, werden immer mehr und auch der Grad der Ablehnung wird immer intensiver. Wer zuerst nur Mitleid mit den Armen und den afghanischen Zivilisten hatte, ist heute oft schon grundsätzlich antikapitalistisch eingestellt.

Dies alles wird ja im Dienst der Konzerne und Banken durchgeführt, die uns unter ihrer Diktatur-Fuchtel haben und daher ist es nur normal, dass die Konzerne, die mit dem Internet zu tun haben, uns dort nachspionieren, gerade auch wenn dies natürlich zusätzlich noch weitere Gewinne bringen kann.

Und so ist es auch verständlich, wenn die „Süddeutsche“ das verteidigt. Denn sie – wie auch die anderen Monopolmedien - soll ja die Menschen davon abhalten, die Wahrheit zu erkennen.

Originalveröffentlichung

Montag, 17. Mai 2010

Wahnsinnig geworden

Ein Kommentator der “Süddeutschen“ flippt aus

Von Karl Weiss

Wie zu Zeiten des tiefsten kalten Krieges hetzt der Kommentator Denkler der „Süddeutschen“ gegen Linke. Er schreibt über sie und titelt „Die Spitze des Wahnsinns“. Er, der immer wieder Positionen des Neoliberalismus verfochten hat, welcher die Krise ausgelöst hat, ist nicht bereit dazuzulernen. Nein, alles richtig gemacht! Wir müssen uns auf die Linken einschießen!

Er macht sich dabei nicht auch nur ein wenig die Mühe, auch nur ein einziges Argument zu bringen, z.B. der Kapitalismus sei doch so schön, denn die Banker würden mit den Hunderten von Milliarden, die immer wieder aus den einfachen Leuten herausgepresst werden, doch so hübsch fett werden.

Nein, es braucht nicht argumentiert zu werden. Man benutzt einfach den „Verfassungsschutz“. Und der weiß, wie alle, die nie über die Fünfziger Jahre hinausgekommen sind, das Böse ist immer der Kommunismus, den man „Linksextremismus“ nennt. Der Feind steht immer links. Das sind doch diese fiesen Gesellen, die den Bankern diese Hunderte von Milliarden nicht gönnen! Die müssen verfolgt werden! Wie gut, dass wir einen „Verfassungsschutz“ haben, nicht wahr?

Und diese Gauner, diese Linksextremen, die vergleichen auch noch unsere tapferen Kämpfer vom Verfassungsschutz mit den Leuten von der Stasi! Ist das nicht die Höhe?

Da muss man dann schon mal den dicken Hammer herausholen. Denkler schreibt allen Ernstes „Die Spitze des Wahnsinns“, wenn er von den neuen Linken-Abgeordneten in Nordrhein-Westfalen spricht. Jawohl, die müssen ins Irrenhaus, denn die sind nicht nur wahnsinnig, sondern die Spitze des Wahnsinns!. Die könnten ja glatt fordern, beim Nächsten mal keine Hunderte von Milliarden Euro mehr an die Banker zu geben! Das stelle man sich nur mal vor! Die wären zu so etwas fähig! Alles Wahnsinnige! Ins Irrenhaus einliefern!

Dabei werden die vom „Verfassungsschutz“ überwacht! Das ist doch Beweis genug, dass es Bösewichte sind, oder etwa nicht? Die kleine Nebensächlichkeit , dass der „Verfassungsschutz“ im wesentlichen aus NPDlern besteht bzw. die NPD im wesentlichen aus Verfassungsschützern, wollen wir mal einfach nicht erwähnen, nicht wahr? Da könnte ja jemand auf den Gedanken kommen, die hätten was mit Rechtsextremismus am Hut.

Dass es in Wirklichkeit Wahnsinn ist, Hunderte von Milliarden in den Finanzmarkt zu stecken, wo er als fetter Profit bei Banken und anderen Monopolkonzernen auftaucht, das sieht Denkler natürlich nicht so. Das ist nicht Wahnsinn, denn das ist Kapitalismus und Kapitalismus ist ja an sich gut, wie wir alle wissen, nicht wahr?

Und die sind auch dagegen, unsere Soldaten in Afghanistan zu verheizen und Massaker unter Zivilisten anstellen zu lassen! Ist das nicht empörend? Dabei weiß doch jeder, wir sind in Afghanistan, um die Rechte der Frauen zu schützen! Na, das sind eben Wahnsinnige!

Und die sind auch noch gegen Hartz IV! Wo das doch die Profite so wunderbar hat in die Höhe gehen lassen! Wie kann man da dagegen sein? Na, sind eben Wahnsinnige!

Und nun kommt das Wichtigste: Bei einem von ihnen soll noch vor kurzem die Büste eines Russen auf dem Klavier gestanden haben, von dem er glaubte, er sei Musiker. Der war aber nicht Musiker, sondern ein Kommunist, der, wie ja alle wissen, jeden Morgen zum Frühstück mindestens ein Kind verspeist hat, wie das alle Kommunisten tun.

Seht euch dagegen unsere Banker an, die verspeisen nur unser Geld, keine Kinder!

Und da wir gerade von Russen reden, Herr Denkler, die Idee, politische Gegner solle man für verrückt erklären und ins Irrenhaus sperren lassen, die haben Sie von Chruschtschow und Breschnew, die ist nicht auf Ihrem Mist gewachsen.

Das ist die „Süddeutsche“, die sich selbst als „Qualitätsjournalismus“ betitelt.

Veröffentlicht am 17. Mai 2010 in der Berliner Umschau

Samstag, 1. Mai 2010

Die Katholische Kirche und die Menschenrechte

Hat die Kirche die Menschenrechte erfunden?

Von Karl Weiss

Im vergeblichen Versuch, die Katholische Kirche von allen Vorwürfen bezüglich ihrer Handhabung der Fälle von sexuellen und anderen Übergriffen reinzuwaschen, schreibt ein Redakteur der „Süddeutschen“ wohl einen der kuriosesten Artikel, die man dort je gelesen hat. Er versucht mit der Religion die Taten der Kirche zu erklären, aber es geht hier nicht um Religion, es geht um das ganz weltliche Verhalten dieser Kirche.

Stopp-Schild

Die Praxis der Kirche, die von den meisten Fällen sexueller und anderer Übergriffe gegen Kinder (und abhängige junge Jugendliche) sehr wohl wusste, ist es, die zur Empörung über ihre weltliche Organisation führt, nicht die Befürwortung oder nicht der Lehren von Jesus Christus.

Die Kirche hat die Täter praktisch nie der bürgerlichen Justiz ausgeliefert. Sie hat sich damit den Zustand des Staates im Staate angemasst, in dem die weltlichen Gesetze nicht gelten. Die Kirche hat die Anklagen von Kindern und Jugendlichen und von Angehörigen und anderen Helfern der Opfer zuerst immer als „erfunden“ und Diffamierung“ bezeichnet. Sie hat den Opfern mit Prozessen gedroht, wenn sie weiterhin reklamieren. War ein Übergriff nicht mehr zu verheimlichen, so hat sie solche Opfer mit Geldzahlungen und Schweigeverträgen gebunden, um die Fälle nicht an die Öffentlichkeit kommen zu lassen.

Erkannte Kinderschänder in der Priesterrobe hat sie nicht aus dem Verkehr gezogen. Kein einziger Priester wurde bis heute seiner Priesterwürde beraubt oder sogar exkommuniziert wegen Vergewaltigungen von Kindern. Im Gegenteil, die allgemeine Praxis war und ist, die erwiesenermassen nicht mit ihren sexuellen Gelüsten zurechtkommenden Würdenträger andernorts wieder in Priesterstellen einzusetzen und erneut Übergriffe zu ermöglichen.

Deutschland - München

Unter dem Titel “Tödliche Entschuldigung” behauptet ein gewisser Seibt in der „Süddeutschen“ vom 23. 4. 2010, es sei selbstzerstörerisch für die katholische Kirche, sich zu entschuldigen. Die logische Folgerung, die sich ergibt: Katholische Kirche, bleibe fest, entschuldige dich nicht! Er erklärt, was er meint: Die Kirche beziehe sich auf Gott, nicht auf die Menschen.

Für sie ist das Opfer nach einem sexuellen Übergriff auf ein Kind nichts, das ihr Interesse hat, denn das Opfer ist unschuldig, sein Verhältnis zu Gott ist nicht gestört, sonder das des Täters. Sie muss sich um den Sünder kümmern, den Priester oder Mönch. Das innerkirchliche Strafritual wird abgespult und am Ende erhält der Sünder die Absolution – und damit ist das Geschäft der Kirche erledigt.

Diese Haltung, die Seibt in keiner Weise kritisiert, hätte dazu geführt, dass von aussen gesehen das Vorgehen „nur noch wie Täterschutz oder wie Selbstschutz der Institution Kirche anmutet“. Er schriebt „anmutet“, will heissen, das ist es nicht!

Deutschland: Köln

Das ist schon starker Tobak! Einer der Kommentare zu diesem Artikel sagt denn auch:

„"Bizarr" nennt es Seibt, wenn ein kirchlicher Würdenträger sein Bedauern über begangene Verfehlungen ausdrückt, und schiebt auch noch den Vergleich mit Mielkes Verhalten beim Untergang der DDR hinterher - und das ist nun wirklich bizarr. Denn außer dass die beiden Namen mit "Mi" beginnen, wird schwerlich ein Vergleichspunkt zwischen den beiden Fällen zu entdecken sein. Aber verfehlte Vergleiche haben in der Redaktion der SZ schon schlimme Tradition. Seibt hat sich jedenfalls mit diesem Artikel aus der Riege der ohnehin schon wenigen noch ernst zu nehmenden Redakteure der SZ endgültig verabschiedet.“

Doch das ist noch nicht alles Absurde, was uns der Autor zu bieten hat. Nein, er hat noch zwei „Sahnestückchen“ aufgehoben: Zuerst behauptet er, sich beziehend auf einen Artikel in der „Welt“, es sei das „Neue Testament“, also die Bibel gewesen, das „den Schutz der Kinder vor geschlechtlichem Missbrauch in einer Welt verkündigte, die Bedenken gegen erotische Beziehungen mit Kindern nicht kannte; der Schutz der Kinder ist genuin christliche Botschaft“.

Missbrauchtes Vertrauen

Das nun allerdings ist wirklich ein heftiger Trick. Es geht um das Verhalten der Katholischen Kirche. Wenn irgendjemand heute ernsthaft erwägt, aus dieser Kirche auszutreten, so wegen deren Verhalten, nicht wegen der christlichen Botschaft. Das Problem dieser Kirche ist ja gerade, dass sie die christliche Botschaft vor sich herträgt wie eine Monstranz, aber sich kaum je einen Deut um deren Inhalt geschert hat.

Im gesamten Mittelalter, das in ganz Europa von der katholischen Kirche dominiert war, wurden kleine (und jugendliche) Mädchen an ältere Herren (oder manchmal an gar nicht so alte) verkuppelt, zum Teil unter dem Vorwand, die beiden würden später ja heiraten, zum Teil hat die Kirche sogar solche Ehen mit Kindern geschlossen. Jeder hochgestellte Herr, dessen Frau verstorben war, hatte ein Recht auf jungen, knackigen „Nachwuchs“. Bis weit in die Neuzeit hinein hat die Katholische Kirche nicht das geringste daran auszusetzen gehabt, dass die sexuellen Gelüste von „Herren der Gesellschaft“ mit Mädchen in zartem Alter befriedigt wurden, sie hat sich an diesen „Geschäften“ vielmehr aktiv beteiligt, speziell wenn es darum ging, ihre eigene weltliche Macht abzusichern.

Das ist einer der infamen Tricks derer, die nun das Image der Kirche retten wollen: Sie vermischen die Kirche als diesseitige und weltliche Institution mit dem christlichen Glauben, mit der Lehre von Jesus. Nur: Die Fälle sind Legion, in denen die Kirche zwar verkündete, aber das Gegenteil tat als weltliche Institution, und im Grunde wissen dies auch alle.

Am Ende des Artikels versteigt sich Seibt noch ein zweites Mal zu diesem Versuch des Reinwaschens: Die Menschenwürde, so schreibt er, „das war einmal eine christliche Erfindung“. Auf welche Bibelstelle er sich auch immer damit beziehen mag: Das, was wir heute als Menschenwürde definieren und was seinen Ausdruck in der Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen gefunden hat, musste durch die Aufklärung im heftigen Kampf gegen die reaktionären Kräfte erfochten werden, allen voran gegen die Katholische Kirche – und das bin in die jüngste Vergangenheit! Nun im nachhinein in einem Artikel über die Katholische Kirche gewissermassen deren Urheberrecht daran zu reklamieren, das ist denn doch zu viel!


Veröffentlicht am 29. April 2010 in der Berliner Umschau

Montag, 5. April 2010

Noch ein Tabuthema: Vatikan und Mafia

Mafia-Organisation Vatikan?

Von Karl Weiss

Einige Themen dürfen in den Medien nicht erwähnt werden, oder wenn, dann nur in der Form „Verschwörungstheorien! Absurde Erfindungen!“. Eins davon ist der Zusammenhang des Vatikan mit der italienischen Mafia und die eigne Mafia-Tätigkeit der katholischen Kirche. Hierzu ist gerade ein Buch erschienen. Es heißt „Vatikan AG“ und ist vom italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi. Es wird in den Medien schlicht ignoriert. Aber da gibt es in einem kleinen Winkel ganz oben im Norden Bayerns noch ein Dorf, das Resistenz zeigt: Hilpoltstein. Die Hilpoltsteiner Zeitung, anscheinend ein Ableger der „Nürnberger Nachrichten“, hat ein Interview mit dem Autor über sein Buch veröffentlicht.

Man höre und staune: Asterix und Obelix leben! (Entschuldigt bitte, Bewohner von Hilpoltstein; ich weiß sehr wohl, dass Hilpoltstein kein Dorf ist, sondern eine kleinere Stadt, aber ich musste das Wort Dorf verwenden, um die Assoziation mit Asterix und Obelix zu wecken)

Was der Signore Nuzzi da über das Buch und seinen Inhalt sagt, ist allerdings starker Tobak. Hier einige Ausschnitte aus dem Interview:

„Unter dem Deckmantel karitativer Stiftungen hat das vatikanische Finanzsystem enorme Summen von Gläubigen, die ihrer Kirche Geld stifteten, auf ominöse Konten geleitet, um damit vor allem schmutziges Geld zu waschen.“

„...gibt es eine Gemeinsamkeit zwischen allen Repräsentanten der katholischen Kirche, an der Benedikt XVI. festhält: der Mantel des Schweigens wird über alles gelegt. Damit einher gehen Erpressungen, Korruption und Geldwäsche.“

„Finanztransaktionen, mit deren Hilfe viele Monsignori nach dem Zusammenbruch der Democrazia Cristiana in den 90er Jahren die Entstehung einer neuen »Großen Partei der Mitte» betrieben und dabei sogar Mafiagelder wuschen. Schon in den 80er Jahren hatte es Finanzskandale um die Banca Privata Italiana gegeben, in die auch die katholische Kirche verwickelt war. Der 33-Tage-Papst Albino Luciani starb 1978 auf mysteriöse Weise, der Banker Michele Sindona kam ins Gefängnis und verendete in seiner Zelle an einem mit Zyankali vergifteten Espresso. Um alle diese Vorgänge gab es eine unüberwindbare Mauer des Schweigens. Auch zwischen 1993 und 1994 gab es merkwürdige Selbstmorde.“

„Hinzu kommt das Verschleierungssystem. Gelder, die auf kriminelle Machenschaften zurückzuführen sind und zur Verwahrung bei der Vatikanbank vorgelegte Wertpapiere wurden an andere Banken weitergeleitet. Mehrere Milliarden blieben für die Staatsanwaltschaft bisher unauffindbar.“

„Nach Gesprächen, die ich für mein Buch mit Massimo Ciancimino, den Sohn des Bürgermeisters von Palermo und Sprecher des Andreotti-Flügels innerhalb der Democrazia Cristiana Siziliens, geführt habe, entschloss er sich zur Zusammenarbeit mit der Justiz. (...) Ciancimino junior erzählte, dass er seinen Vater in den 80er und 90er Jahren mehrfach in die Vatikanbank begleitete, wo die Familie Konten und Schließfächer unter Tarnnamen besaß. In einem Verfahren wegen Geldwäsche und falscher Deklarierung der so genannten Vermögenswerte seines Vaters wurde er zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Seine Aussagen über Zusammenhänge der Attentate auf die Anti-Mafia-Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, die beide ermordet worden sind, waren für die Justiz sehr erkenntnisreich.“

„Rund 20 Prozent [der Schmiergelder liefen über die Vatikanbank]. Massimo Ciancimino sagte mir wörtlich: »Alle Transaktionen zugunsten meines Vaters liefen über die Konten und Schließfächer der Vatikanbank.»“

„...dass [der damalige Ministerpräsident der Christdemokraten] Andreotti das Geheimkonto 001-3-14774-C bei der Vatikanbank hatte, auf das regelmäßig Zahlungen eingingen, allein zwischen 1987 und 1992 umgerechnet 26,4 Millionen Euro. Insgesamt liefen mehr als 60 Millionen Euro über dieses Konto. Geführt wurde es von Monsignore Donato de Bonis, einem Prälaten, »im Namen von Giulio Andreotti». Beträge von diesem Konto gingen als Stipendien und Schenkungen an Nonnen und Mönche, Körperschaften, Orden und Missionen. Die meisten Gelder waren aber keineswegs für wohltätige Zwecke bestimmt, sondern in der Kirchenbank gewaschenes [Mafia-] Schmiergeld.“

Woher der Autor all diese Erkenntnisse hat? Nun, zum einen aus jene Gesprächen mit dem Sohn des Mafia-Bürgermeisters und zum anderen aus Dokumenten, die Kardinal Dardozzi, 20 Jahre lang ein leitender Vertrauter der Päpste, hat veröffentlichen lassen nach seinem Tod, denn er schämte sich der Taten seiner Kirche. Der Kardinal glaubte wohl, die Veröffentlichung würde weite Aufmerksamkeit erregen, aber er hatte die Mafia-Eigenschaft der bürgerlichen Medien unterschätzt.

Aber im Zweifelsfall gibt es immer noch ein kleines Dorf, das Widerstand leistet.

Gianluigi Nuzzi: »Vatikan AG». Ecowin Verlag, Salzburg, 336 Seiten, 22,50 Euro.

Originalveröffentlichung

Samstag, 17. Oktober 2009

Einheitslügen

Deutsche Medien lügen, verdrehen und lassen weg

Von Karl Weiss

Bereits mehrfach hat man die deutschen Medien bei Verdrehungen, Lügen, bewussten Auslassungen und ähnlichem erwischt. Diese Mittel wenden sie gegen die „Feinde“ an, so zum Beispiel gegen Lafontaine, gegen Ahmedinedschad, gegen Hugo Chávez, gegen die Palästinenser und so weiter. Jetzt hat man wieder einen solchen Fall. Die Medien verdrehen und behaupten, Hugo Chávez habe ein Hilton-Hotel enteignet.

Chávez

Das ist Quatsch. Es gibt und gab in ganz Venezuela überhaupt kein Hotel, das der Hilton–Gruppe gehört. Es gab lediglich drei Hotels, die von Hilton verwaltet wurden. Zwei dieser Verwaltungen wurden bereits vor einiger Zeit eingestellt, die dritte lief jetzt aus und wurde nicht verlängert. Damit wird jenes Hotel auf der Touristeninsel Margarita auch nicht mehr den Namen Hilton tragen.

Im gleichen Zuge wurde auch die Konzession der Eigner (einige der Mitglieder der venezolanischen Oligarchie, die über Jahrhunderte das Volk unterdrückt und ausgebeutet haben) nicht verlängert.

Die Ferieninsel Margarita in der Karibik, die zu Venezuela gehört, ist eine der wichtigsten Touristenattraktionen in ganz Südamerika.
Der venezolanische Staat hatte dies gefördert – lange vor Chávez - , indem man Kredite zum Bau von Hotels der internationalen Kategorie zur Verfügung stellte. Die Bauherren waren jeweils Mitglieder der Oligarchie. Chávez hat später solche mit Staatsgelder geförderten Objekte mit Konzessionen versehen. Die Besitzer, die sich der günstigen Kredite erfreuen durften, dürfen die Gebäude und/oder das Land zum Beispiel nicht einfach verkaufen. Sie müssen die Gebäude instandhalten, sie müssen sie der vorgesehenen Funktion zuführen – in diesem Fall als Hotel. Wenn diesen Pflichten nicht nachgekommen wird, hat der Staat das Recht, sie zu enteignen – gegen Entschädigung natürlich.

Dies traf auf das von Hilton unter dem Namen Hilton Margarita verwaltete Hotel zu. Die notwendigen Sanierungsmassnahmen waren nicht durchgeführt worden. Zudem hatten die Eigner aus der Oligarchie mit verschiedenen willkürlichen Auflagen verhindert, dass die internationalen Gäste beim vor kurzem durchgeführten Gipfel Lateinamerika-Afrika dort unterkommen konnten. Damit waren sie ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen und sollen nun enteignet werden – natürlich gegen Entschädigung (wobei diese Entschädigungen natürlich nicht die Phantasiewerte umfassen, welche die Eigner gerne sehen würden).

Venezuela wird dieses Hotel nun selbst betreiben und so wird niemand mehr wegen seiner Hautfarbe dort ferngehalten. Nun, so weit, so gut. Doch was machen Deutsche Medien daraus, die sich selbst gerne als „Qualitätsmedien“ bezeichnen?

Süddeutsche - historisches Foto des Redaktionsgebäudes in der Münchener Sendlinger Strasse

Die „Süddeutsche“ (SZ) titelt ihren Artikel dazu vom 15. 10. 2009: „Enteignet Hilton!“ Das ist angesichts der Tatsachen eine freche Lüge! Dann fügt sie sofort noch eine unverschämte Verdrehung an „..Chávez reißt das Hilton auf der Karibik-Insel Margarita an sich...“. Nicht einmal seine schlimmsten Feinde haben bisher Präsident Chávez persönliche Bereicherung vorgeworfen. Dies ist vielmehr die Spezialität genau jener Oligarchie, die hier betroffen ist und von der SZ mit Zähnen und Klauen verteidgt wird.

Am gleichen Tag berichtet die Financial Times Deutschland (FTD) zu diesem Thema. Der Artikel ist mit Ausnahmen von drei Sätzen und der Überschrift wortgleich mit dem der SZ! Qualitätsmedien!

Aber die FTD lügt genauso frech: „Chavez verstaatlicht Hilton-Hotel“. Und dann wird es noch absurder: „...hat ein historisches Hilton-Hotel auf der Karibikinsel Margarita verstaatlicht.“ Es gibt kein historisches Hilton-Hotel außerhalb der Vereinigten Staaten. In diesem Fall handelt es sich um einen relativ neuen Bau (nichts von historisch!), der allerdings wie alle Bauten in den Tropen eine regelmäßige Wartung benötigt, weil die hohe Luftfeuchtigkeit an der Substanz nagt.

Und was denken sie, schreibt die SZ über das Hotel? „..hat ein historisches Hilton-Hotel auf der Karibikinsel Margarita verstaatlicht.“ Toll, unsere Qualitätsmedien, was?

Deutschland - München
München, Sitz der "Süddeutschen"

Doch die FTD kann‘s noch besser: Sie wählt als Hauptüberschrift einen ausgemachten Unsinn: „Nationalisierung in Venezuela“ und textet: „Der venezolanische Präsident setzt seinen Kurs der Nationalisierung fort...“ Unter Nationalisierung versteht man die Enteignung ausländischer Firmen oder Fabriken, aber das in Frage stehende Hotel gehörte niemals Ausländern.

Wenn der zuständige Redakteur der FTD den von ihm selbst redigierten Text gelesen hätte, dann wüsste er das auch. Da steht nämlich: „Deshalb habe er [Chávez] sich entschlossen, die Besitzer des Hotels, die Mitglieder der venezolanischen Wirtschaftselite [das ist die Bezeichnung, welche die Oligarchie sich selbst gegeben hat] seien, zu enteignen.“

Der Redakteur hat also nur die ersten Zeilen des Textes gelesen, den er wahrscheinlich von einer Nachrichtenagentur vorgelegt bekam, hatte seine eigene Überschrift darüber gestellt, ohne überhaupt zu lesen und fertig war der Artikel. Wie gesagt, Qualitätsmedien!

Wenn der Bürgerjournalist in seinem Blog so etwas machen würde, wären aufmerksame Leser sofort über ihn hergefallen.

Auch der Redakteur der SZ muss eine ähnliche „Qualitätsarbeit“ geleistet haben, denn auch aus seinem Text geht hervor, dass Hilton gar nicht der Eigner des Hotels war. Wie kann man jemanden enteignen, dem das Objekt gar nicht gehört?

Wenn es dagegen darum geht zu hetzen, in diesem Fall gegen Hugo Chávez, dann sind diese „Qualitätsmedien“ immer dabei. Die gleiche SZ, die hier lügt, hat nämlich kürzlich einen Hetzartikel gegen Chávez veröffentlicht, in dem sie ihn wortwörtlich „ Diktator“ nennt und ihm „Willkür“ und „Tyrannei“ vorwirft. Nun ist aber Hugo Chávez wahrscheinlich der am meisten demokratisch legitimierte Politiker der Welt. Er ist nämlich nicht nur bei zwei Wahlen mit hohen Mehrheiten bei hohen Wahlbeteiligungen direkt gewählt worden, sondern hat sich zusätzlich auch bereits zwei Mal in 10 Jahren einem Plebiszit gestellt und wurde immer klar bestätigt.

Das wäre interessant gewesen, wenn Frau Merkel oder Herr Schröder sich solchen Plebisziten zu stellen gehabt hätten. Sie wären mit Pauken und Trompeten durchgefallen! Da ist es schon eine Zumutung, wenn die größte Tageszeitung dieses Landes solche Schimpfereien gegen einen Politiker losläßt, der in perfekter Weise demokratisch legitimiert ist.

Der Hetzartikel der SZ versteigt sich sogar zu der Behauptung, die Opposition in Venezuela werde politisch verfolgt. Gleichzeitig beschreibt der Artikel aber auch eine Demonstration von Tausend Menschen in Caracas gegen Chavez und deren Parolen (u.a. „Weg mit Chávez!“), die unbehelligt bleibt. Wenn von politischer Verfolgung die Rede ist, so sollte die SZ sich vielleicht mal im eigenen Lager umsehen, z.B. in den USA, die sie für eine Demokratie hält, wo die Demonstranten gegen den G20-Gipfel in Pittsburgh kürzlich – in friedlicher Demonstration - von der Polizei zusammengeprügelt wurden.

Ebenso behauptet die SZ in ihrem Hetzartikel, „...die freie Presse [in Venezuela] verstummt nach und nach.“ Das ist starker Tobak angesichts der Realität. In Venezuela - wie auch in anderen südamerikanischen Ländern, wie auch in vielen anderen Entwicklungsländern, wie auch in fast allen entwickelten Ländern – sind die Medien – fast alle – fest in den Händen von Monopolkapitalisten, also der allein herrschenden Klasse, die über diese Medien die ganze Gesellschaft manipuliert, wie wir gerade am Beispiel der SZ und der FTD nachweisen.

Diese Medien nennt die SZ die „freie Presse“. Was daran frei sein soll, müsste man noch erklären. Sie ist in Wirklichkeit extrem unfrei, denn die Journalisten müssen die Sicht der Besitzer darstellen oder sie werden entlassen – bzw. gar nicht erst eingestellt.

Nun, auch in Venezuela sind fast alle Zeitungen und das Fernsehen solche Medien und daher logischerweise streng Anti-Chávez. Auf was sich der Artikel bezieht: Chávez hatte vor zwei Jahren die auslaufende Lizenz des Fernsehsenders „Globo“ nicht mehr verlängert, weil dieser Sender nachweislich aktiv am Putschversuch gegen den gewählten Präsidenten von 2002 beteiligt war. ‚Globo’ brauchte allerdings die Sendungen keineswegs einzustellen. Der Sender kann weiterhin über Kabel, Satellit und Internet empfangen werden.

Die Behauptung, die „freie Presse verstumme“ (will sagen die Monopolmedien), ist einfach absurd angesichts der Wirklichkeit. Es gibt lediglich einen Fernsehsender, der Pro-Chávez ist, alle anderen hetzen unentwegt gegen ihn in Venezuela. Es gibt lediglich zwei Zeitungen, die Pro-Chávez sind, alle anderen hetzen gegen ihn.

Es ist so wie hier in Deutschland: Die Monopolkapitalisten haben alle Medien absolut in der Hand, wenn sich auch hier und dort schon mal eine unabhängige Stimme erhebt. Was dagegen mit der Gewalt der Monopolmacht gecrasht wird, ist die Wahrheit – wie hier mal wieder bewiesen wurde.

Auch in Deutschland sind sich viele Menschen dieser Wirklichkeit bewusst, wie ein Kommentator jenes Hetzartikels in der SZ deutlich macht. Er schreibt: "Allein die Giftigkeit, mit der er hier in der SZ "gewürdigt" wird, beweist, dass der Mann gut ist."


Veröffentlicht am 17. Oktober 2009 in der Berliner Umschau

Karl Weiss - Journalismus

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