Umwelt

Montag, 9. August 2010

BP will dort erneut nach Öl bohren

Das gibt's nicht, das gibts nicht, das gibt's nicht!

Von Karl Weiss

Wer noch nach Belegen für die Absurdität des kapitalistischen Systems gesucht hat, hier ist eine praktisch unfehlbare: Die BP hat bereits die Absicht bekundet, dort im Golf von Mexiko das gleiche Ölfeld, das man gerade erst unter vielen Schwierigkeiten abdichten konnte (jedenfalls nach Angaben der BP), erneut anzubohren und Öl und Gas zu fördern.

BP New Logo

So ist der Kapitalismus und deshalb können wir ihn nicht brauchen und müssen ihn wegfegen: Ein kapitalistischer Monopolkonzern kann nach einem solchen Desaster, wie es die BP erlebt hat (und viele sagen, es ist noch keineswegs vorbei), nicht in sich gehen, nicht analysieren und sagen, was man in Zukunft anders machen wird, nein, der Kapitalismus funktioniert so nicht.

Im Kapitalismus heißt es, wenn die Sache aus den Schlagzeilen verschwunden ist, Schwamm drüber und weiter wie gehabt und Augen zu und durch!

auf-zum-strand-tanken

Trotzdem hätte man im Fall der größten Ölverunreinigungs-Katastrophe aller Zeiten erwarten können, dass man sich zumindest in einen gewissen zeitlichen A'bstand begibt, bevor man ankündigt: Wir machen genauso und genau dort weiter. Aber nicht so die BP: Es ist noch nicht einmal klar, ob das große Leck im Meeresboden wirklich geschlossen ist und ob es wirklich das einzige war und schon meldete man neue Bohrungen an.

Wenn es nicht eine absolut zuverlässige Quelle gewesen wäre, die 'Washington Post', hätte man das als Fälschung ansehen können, aber hier ist die Quelle und der Text aus dem Englischen, damit nichts offen bleibt:

http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2010/08/06/AR2010080600680.html

“Anderes geschah am Freitag: Die BP ließ verlauten, sie wolle eines Tages eine neue Bohrung in das gleiche Ölfeld unter dem Meer ausbringen, das weiterhin Rohöl im Wert von nahezu 4 Milliarden US-Dollar enthält. Diese Aussicht kommt sicherlich nicht gut an bei de Anwohnern der Golfküste, die mit Empörung auf den Öl-Giganten reagiert haben.

Erdöl 1

Der leitende Technische Manager [der BP], Doug Suttles sagte: „Es gibt da eine Menge Öl und Gas, wir müssen darüber nachdenken, was wir ab einem bestimmten Punkt damit machen wollen.““


Scheiss-Kapitalismus

Nein, diese Leute können keine Vernunft annehmen, Nicht weil sie zu dumm wären, sondern weil es im Kapitalismus nur eine Vernunft gibt: Die des Profits der Konzerne und Banken.

Erst wenn wir den echten Sozialismus erkämpft haben, können wir die menschliche Vernunft anwenden. Wir alle werden entscheiden, wie wir den Energiebedarf decken und Erdöl und Erdgas wird sicher nicht unter den Lösungsansätzen sein.


Veröffentlicht am 9. August 2010 in der Berliner Umschau

Donnerstag, 29. Juli 2010

Die Folgen großer Ölkatastrophen währen Jahrzehnte

Das Feld im Golf von Mexiko leckt weiter

Von Karl Weiss

Der BP-Oil-Spill im Golf von Mexiko ist keineswegs gestoppt, wie die BP erklärt hatte. Inzwischen weiß man bereits, es tritt weiter Öl aus. Zur gleichen Zeit werden auch Informationen über die Langzeitauswirkungen bekannt: Die „New York Times“ veröffentlichte einen längeren Artikel darüber.

auf-zum-strand-tanken

Die Russen, scheinbar größere Spezialisten in Tiefsee-Bohrungen als die US-Amerikaner, hatten es aufgrund von Auswertungen der Bilder von den ferngesteuerten U-Booten bereits angekündigt: Das Öl im Golf von Mexiko tritt nicht nur am explodierten Bohrloch aus, sondern auch aus anderen Lecks in der Nähe.

Wenn in solchen Tiefen gebohrt wird (mehr als 1500 Meter unter dem Meeresspiegel), wo unglaublich hohe Drücke herrschen, kann ein Bohrloch im Deckgebirge über dem Ölfeld Risse und Spalten entstehen lassen, durch die das Öl von unten, wo noch höhere Drücke herrschen, noch oben herausdrücken kann.

Eventuelle hat auch die große Explosion, als die Kappe auf dem Bohrloch abgesprengt wurde, diese Risse und Spalten entstehen lassen.

Man muss also weiterhin auf die Entlastungsbohrungen hoffen, die allerdings nicht vor Mitte August fertig sein können.

Währenddessen berichtet die „New York Times“ über Langzeitschäden, die frühere Öl-Katastrophen verursacht haben.

Da wird zum Beispiel davon berichtet, wie Wissenschaftler 12 Jahre nach der „Exxon-Valdez“-Katastrophe vor der Küste von Alaska an den Ufern und Stränden Löcher gruben und schnell auf völlig unzersetztes Öl stießen – im Gegensatz zur von den Ölkonzernen vertretenen Ansicht, innerhalb weniger Jahre würde alles Öl durch natürliche Prozesse abgebaut.

BP New Logo

Es heißt da: „Alle Öl-Verunreinigungen sind verschieden, aber die Gefahr, die sie alle vereint, ist die steigende wissenschaftliche Erkenntnis der bleibenden Schäden, die solche Verunreinigung en verursachen können – und wie lange Öl in der Umwelt verbleibt, verborgen an schwer zugänglichen Stellen.“

An einer anderen Stelle der Golfküste, in Mexiko, wo es vor längerer Zeit eine schwere Verunreinigung mit Erdöl gegeben hatte, entdeckte ein US-Wissenschaftler weiterhin bestehende Schäden 30 Jahre nach der Öl-Katastrophe in den Mangrovenwäldern an der Küste.

In der französischen Bretagne, die auch bereits von einer Öl-Verunreinigung betroffen war, fanden Wissenschaftler über 10 Jahre danach noch Veränderungen in der Nahrungs-Kette.

Zwar erklärte einer der Forscher: „Irgendwann ist das Öl weg. Es bleibt nicht auf ewig.“ Es bleibt aber offen, wann dieses „Irgendwann“ ist. Wenn man von Jahrzehnten spricht, dürfte man nicht weit daneben liegen. Und dies alles bezieht sich auf Erfahrungen mit weit geringeren Mengen von Erdöl, als sie jetzt bereits aufgrund der Explosion der „Deepwater Horizon“ der BP in den Golf von Mexiko geströmt sind, der größten Ölkatastrophe aller Zeiten.

Dazu kommt: Die BP begann bereits kurz nach der Katastrophe ein Dispergiermittel in den aufsteigenden Ölstrom einzubringen. Ein giftiges Dispergiermittel (rein zufällig von der zur BP-Gruppe gehörenden Nalco), das Öl und Wasser zu einem Brei vermischt, der fast so schwer wie Wasser ist. Das verhinderte für große Teile des Öls das Auftauchen zur Wasseroberfläche. Nur nützt in Wirklichkeit niemand diese Methode: „Aus den Augen, aus dem Sinn.“ – mit Ausnahme natürlich des Konzerns, zu dem Nalco gehört Die Menge des Öls oder seine giftigen und krebserregenden Eigenschaften werden dadurch nicht im mindesten vermindert.

Dafür werden aber die Auswirkungen der Ölkatastrophe verlängert, denn man kann nur Öl entfernen, das zur Oberfläche kommt. Dazu kommen die Auswirkungen der Giftigkeit des Dispergiermittels.

Auch haben wir eine gute Chance, die BP wird uns am Ende das Dispergiermittel nicht als Einnahme, sondern als „Ausgabe“ vorrechnen.

Umweltschützer versuchten die Anwendung des Dispergiermittels zu verhindern, aber sie wurden von Polizisten daran gehindert, überhaupt in die Nähe der Schiffe zu gelangen, die jenes Mittel ausbrachten. Es ist ein bisher kaum gesehenes Phänomen, dass einem Großkonzern aus einem anderen Land Polizisten eines souveränen Landes erlaubt wurde, Anweisungen zu geben und Proteste fernzuhalten.

Scheiss-Kapitalismus

Wer bisher vielleicht noch an das Märchen der „westlichen Demokratien“ geglaubt hatte, bekam hier Anschauungsunterricht: Nicht die Regierungen haben die Macht, sondern die Groß-Konzerne und –Banken, sogar die eines anderen Landes. Sie verstehen dies nur meistens hinter einem Vorhang von „demokratischen Wahlen“ und sonstigem Brimborium zu verstecken.

Nur wenns mal hart auf hart geht, dann kommt auch schon mal die Wahrheit ans Tageslicht.

So hat die BP-Katastrophe doch auch ihr Gutes: Sie öffnet uns die Augen.


Veröffentlicht am 28. Juli 2010 in der Berliner Umschau

Freitag, 25. Juni 2010

Aktienverkäufe vor der Ölkatastrophe

BP-Oil-Spill: Wer wusste was schon vor der Explosion?

Von Karl Weiss

Ermittler des US-Kongresses, die Finanznachrichtenagentur Bloomberg und der Londoner „Telegraph“ berichten, es seien bereits vor der Explosion auf der Tiefwasserbohrplattform „Deepwater Horizon“ Informationen über Lecks vorgelegen, die u.a. dazu geführt hätten, dass die Bank Goldmann Sachs und der Vorstandsvorsitzende von BP, Hayword, BP-Aktien abgestoßen hätten.

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Bereits Monate vor der Explosion (am 20.4.2010) auf der Bohrplattform Deepwater Horizon, im Februar diesen Jahres, wurde die „Mining and Managment Services“, die Teil des US-Innenministeriums ist, darauf hingewiesen, dass am Bohrloch „Macondo“ (das ist nach diesen Meldungen jenes, das heute die Riesen-Ölmengen freigibt) Risse aufgetreten seinen, die BP versuche abzudichten. Dies wurde zum Zeitpunkt 13.2.2010 berichtet. Ermittler des US-Kongresses hätten diese Information gefunden.

Genau um diese Zeit herum hätten die Bank Goldmann-Sachs und der Vorstandsvorsitzende der BP, Hayward, BP–Aktien in großem Umfang verkauft. Goldmann Sachs hätten im ersten Quartal 2010, also lange vor der Explosion, 44% ihrer Anteile an BP Oil verkauft. Dazu muss man wissen, dass der heutige Chef von Goldmann-Sachs, Sutherland, früher Aufsichtsratsvorsitzender der BP gewesen ist.

Der Londoner „Telegraph“ berichtet, zu diesem Zeitpunkt hätte der BP-Vorstandsvorsitzende Hayward BP-Aktien im Wert von 1,4 Millionen Britischen Pfund verkauft.

auf-zum-strand-tanken

In die Abdicht-Versuche war offenbar auch die Halliburton verwickelt, die eine der beiden von der BP mit jener Bohrung beauftragten Firmen ist. Sie wurde besonders bekannt, weil sie in enger Verbindung mit dem berüchtigten früheren US-Vizepräsidenten Chenney stand. Die Halliburton ist die zweitgrösste Firma, die Dienstleistungen rund um Erdölbohrlöcher anbietet. Auffallenderweise hatte die Halliburton am 12. April 2010 die kleine, aber auf dem Gebiet der Kontrolle von Ölbohrlöchern extrem erfahrene Firma Boots + Coots gekauft.

Dies sind Indizien, wenn auch noch keine Beweise, dass man in hohen Etagen der betroffenen Firmen bereits wusste, es würde oder könnte zu einem so grossen Unfall kommen. Wenn man trotzdem die Mannschaft auf der Plattform gelassen hat, von denen viele umgekommen sind, so ist das Mord oder zumindest Totschlag.


Veröffentlicht am 24. Juni 2010 in der Berliner Umschau, hier mit einem kurzen Zusatz

Montag, 14. Juni 2010

Entscheidender Durchbruch?

Doch der Kapitalismus wird es verhindern

Von Karl Weiss

Es ist zum ersten mal gelungen, Mikroorganismen so in den Genen zu verändern, dass sie die Photosynthese ausführen können. Erinnern Sie sich? Photosynthese!? Das ist das, was die Pflanzen tagsüber können: CO2 verarbeiten unter Einfluss von Sonnenstrahlung, organische Materie bilden! Das ist theoretisch die Lösung des Problems der beginnenden Klimakatastrophe.

In diesem Fall wurde ein bestimmter Mikroorganismus, nennen wir ihn Bakterie (wahrscheinlich ist es eher ein Pilz, aber das tut nichts zur Sache), so verändert, dass er diese Reaktion ausführen kann. Will sagen, man füllt die Tierchen in so einen Reaktor, stellt ihnen Licht und CO2 zur Verfügung und sie können organische Materie produzieren, phantastisch nicht?

Was, sie wollen wissen, was 'organische Materie' bedeuten soll? Ja, verstehen Sie denn nicht? Die Tierchen (oder Pilzchen) machen ALKOHOL und/oder DIESEL daraus!

Ah, jetzt ist der Groschen gefallen! Die machen genau das umgekehrte, was im Motor passiert, wo Alkohol (in rückständigen Ländern noch Benzin) oder Diesel zu CO2 und Wasser verbrannt wird.

Eventuell hat also der Verbrennungsmotor doch noch eine Zukunft.

Es wäre ja denkbar, diese Art von Reaktoren in gigantischem Maßstab herzustellen und die gesamte Menge von Sprit, die weltweit gebraucht wird, mit diesem Verfahren herzustellen. Die bestehenden Raffinerien (das nur als Beispiel) könnten umgerüstet werden und Alkohol und Diesel aus dem CO2 der Luft herstellen.

Man müsste dann sogar aufpassen, dass nicht das umgekehrte passiert, nämlich die Abnahme der Konzentration von CO2 in der Luft. Aber das kann man ja regulieren, indem man weiterhin eine Anzahl von Kohle- oder Gaskraftwerken Strom erzeugen lässt.

Gleichzeitig wären damit auch alle Probleme gelöst, die sich durch die immer schwieriger zu erschließenden neuen Erdölquellen ergeben. Oil-Spills wie jener im Golf von Mexiko könnten dann ausgeschlossen werden.

Das Diesel, das so hergestellt wird, hätte auch noch den entscheidenden Vorteil, dass es völlig umweltfreundlich wäre. Keine Luftverschmutzung durch Schwefel, keine krebserregenden Aromaten, kein Feinstaub im Abgas.

So könnten die Energieprobleme der Menschheit gelöst und gleichzeitig eine Veränderung der Lebensverhältnisse auf der Erde verhindert und die Zukunft der Spezies Mensch gesichert werden.

Natürlich müsste vorher auch noch genau untersucht werden, ob die Alternative der Energiegewinnung durch ein Verbundnetz von elektrischen Leitungen mit Solar-Paneel-Plantagen in den Wüsten der Welt nicht eine bessere Lösung wäre.

Doch gemach, gemach! Wer eigentlich genau soll dies beschließen und dann umsetzen. Die Ölkonzerne? Sie müssten über Jahre alles Geld in ihren Kassen für die Umrüstung der Raffinerien ausgeben - und danach? Sie müssten dann ihre Verluste durch überhöhte Preise für jenen Alkohol und jenes Diesel versuchen wieder hereinzuholen und könnten noch nicht einmal sicher sein, ob nicht andere Firmen diese Reaktoren effektiver betreiben könnten als sie. Kein Öl-Manager, der noch alle Sinne beisammen hat, würde sich auf ein solches Abenteuer einlassen.

Oder die G20? Sie, die gerade eben allen Regierungen das „Sparen“ verordnet haben, sollen die Ölkonzerne enteignen und die Umrüstung der Raffinerien durchsetzen? Solch eine Idee kann nur einem Delirium entspringen.

Kurz gesagt, im Kapitalismus ist eine solche Umstellung nicht möglich. Erst wenn wir im Sozialismus selbst das Sagen haben, können wir große technische Umstellungen schlicht und einfach beschließen und umsetzen.


Veröffentlicht am 14. Juni 2010 in der Berliner Umschau

Dienstag, 9. Februar 2010

Die Eiskappen der Antarktis und Grönlands schmelzen schneller als erwartet

Sofortige Maßnahmen des Ersatzes der Verbrennung fossiler Stoffe sind dringend

Von Karl Weiss

Die Eisschmelze der beiden großen Eis-Reserven der Erde verläuft deutlich schneller als erwartet. Während die Wissenschaftler für diese beiden riesigen nicht im Wasser schwimmenden Eismassen der Erde ein Schmelzen im Rhythmus von bis zu drei Jahrhunderten erwartet hatten, stellt sich jetzt eine deutlich schnellere Schmelze der Eiskappen Grönlands und der Antarktis heraus.



Die Wissenschaftler der "Britischen Antarktis Gruppe" und andere haben jetzt einen weitaus schnelleren Eisabbau sowohl des riesigen Eis-Schildes von Grönland als auch jenes der Antarktis festgestellt als vorher angenommen worden war. Es hat sich herausgestellt, dass die bisher vermutete wesentliche Einfluss-Größe, die Luft-Temperatur im jeweiligen Sommer, die das Eis schmelzen lässt, gar nicht die ausschlaggebende ist. Es wurde vielmehr festgestellt, dass die ausschlaggebende Größe für den Eisabbau die Geschwindigkeit des Vorschubs der großen Gletscher ist.

Es war bisher nicht bekannt, wodurch die Geschwindigkeit des Vorschubs der Gletscher determiniert ist. Nun aber scheint klar zu sein, dass dieser determinierende Faktor die Temperatur des Meerwassers an der Zunge des Gletschers ist (sofern sie ins Meer münden, was für die meisten zutrifft). Die Wissenschaftler kamen zu der Erkenntnis, dass die Frage des Anstiegs des Meeresspiegels unter diesem Aspekt neu bestimmt werden muss.

Es scheint klar: Die Schmelze dieser beiden hauptsächlichen Eisreserven der Erde auf festem Land ist nach diesen neuen Erkenntnissen deutlich schneller anzusetzen als nach den bisherigen Theorien. Die Schätzung, dass bis zum Ende dieses Jahrhunderts bei gleichbleibenden CO2-Ausstoss mit einem Anstieg des Meeresspiegels nur im Bereich von einem halben Meter bis 2 Meter gerechnet werden muss, lässt sich offensichtlich nicht aufrecht erhalten. Man muss vielmehr mit bis zu 8 Metern rechnen.

Und das gilt nur, wenn ab sofort ein weiterer Anstieg des CO2-Ausstosses gestoppt würde. Es liegen aber keinerlei Pläne vor, die einen solchen Stopp des CO2-Ausstosses nahe legen. Ganz im Gegenteil.

Bekanntlich hat der Kopenhagen-Klima-Gipfel von vor Weihnachten kein positives Ergebnis gehabt. Man hat keine festen und mit Sanktionen bewehrte Ziele für den Abbau der CO2-Schleudern gesetzt.

Deutschland, das haufenweise neue Kohlekraftwerke baut, wird zu einen weiteren heftigen Anstieg dieses Ausstoßes beitragen. Das heißt, bis zum Ende dieses Jahrhunderts muss mit 8 Metern zusätzlicher Meereshöhe und mehr gerechnet werden.

Würden die GESAMTEN Eiskappen Grönlands und der Antarktis abschmelzen, würde der Meeresspiegel auf der Erde nach verschiedenen Schätzungen zwischen hundert und zweihundert Metern ansteigen. Damit wäre ein Überleben der Menschheit unter Umständen, die den heutigen vergleichbar sind, nicht mehr möglich. Allerdings hatten die Wissenschaftler vor diesen letzten Erkenntnissen einen Zeitraum von mehr als dreihundert Jahren angegeben, den dies in Anspruch nähme.

Degen sind die Eismengen aller anderen Gletscher zusammen so gering, dass sie keinen wesentlichen Einfluss auf den Meeresspiegel haben. Auch die Schmelze des Arktis-Eises, das ja auf dem Wasser schwimmt, verändert nicht die Höhe des Meeresspiegels.

Darum ist jene graphische Darstellung so wichtig, welche die Beschleunigung der wesentlichen Teile der Gletscher auf Grönland und in der Antarktis belegt, die nun vorgelegt wurde. Es geht ums Überleben der Menschheit, wie wir sie kennen.

Veröffentlicht am 8. Februar 2010 in der Berliner Umschau

Montag, 4. Januar 2010

Die Lehren aus Kopenhagen

Was kann man tun?

Von Karl Weiss

Verdächtig schnell hat sich das Medien-Echo auf das völlige Fiasko des Kopenhagen-Klima-Gipfels gelegt. Das wichtigste Ereignis von 2009 wird gerade mal am Ende der Jahresrückblicke kurz gestreift, ansonsten ist es aber schon zu den Akten gelegt. Nirgendwo konnte man einen wirklich ernsthaften Versuch lesen, hören oder sehen, zu ergründen, WARUM denn der Kopenhagen-Gipfel so grandios gescheitert ist.

Schmelzendes Eis

Man war sich lediglich einig, dass die Abschlusspapiere nichts enthalten, was nicht längst vorher als Absicht verkündet worden war und nun erneut als unverbindliche Absicht erklärt wird.

Ja, der Bürger-Journalist hätte diesmal etwas darum gegeben, wenn seine Vorhersagen nicht gestimmt hätten, aber sie trafen voll ein. Bereits nach der ebenso gescheiterten Bali-Konferenz vor zwei Jahren hatte er geschrieben (17. Dezember 2007):

Treffende Karikatur

„Ein weiterer Flop. Nach dem absolut ergebnislosen Gipfel von Heiligendamm, nach den misslungenen Versuchen, die Doha-Runde der Welthandelsorganisation wieder in Gang zu bringen, nach dem Gipfel von Anaheim [Nahostkonferenz], der lediglich das Ergebnis brachte, man werde weiter verhandeln, ist nun auch der Weltklimagipfel auf Bali in Indonesien völlig ohne konkrete Ergebnisse geblieben. Man schrieb zwar in einen Anhang, eigentlich bräuchte man 25 bis 40% weniger Ausstoß von CO2 bis 2020, aber darauf konnte man sich eben nicht als Verpflichtung einigen. Das einzig Konkrete wie in Anaheim: Weitere Verhandlungen sollen folgen.

Was geht also vor, was macht es unmöglich, internationale Vereinbarungen zu schließen?

Kohlendioxid-Anstieg: Dies ist eine so überzeugende Kurve über das, was im Moment geschieht, dass sich jeder Kommentar erübrigt.

Zum einen ist dies ein deutliches Anzeichen der absoluten Unfähigkeit des kapitalistischen Systems, noch zur Lösung irgendeiner Frage der Menschheit beitragen zu können. Da der Kapitalismus noch nicht vom Sozialismus abgelöst wurde, geht er in seiner Endphase in die kapitalistische Barbarei über.

Das zeigt sich deutlich darin: Die Staaten als einzige Macht in den Ländern werden schwächer, [es ist ihnen immer weniger erlaubt, Verträge abzuschließen, die den Monopolen nicht in den Kram passen] und können immer weniger internationale Vereinbarungen abschließen. Gleichzeitig werden kriminelle Mafia-Organisationen und Unternehmen, die ähnlich wie solche agieren (siehe: Siemens), immer stärker und beginnen die Staatsmacht herauszufordern. Die Tendenz geht zu Warlord-Ländern, wo von internationalen Vereinbarungen nicht einmal mehr geträumt werden kann. Einige Entwicklungsländer sind schon weit fortgeschritten auf diesem Weg.

Die sozialistische Revolution steht in jeder Beziehung auf der Tagesordnung.“

Globale Erwärmung

Liest man heute einmal nach, welche Hoffnungen noch im Oktober, November und teilweise Anfang Dezember für den Kopenhagen-Gipfel geweckt wurden, ist das Abtauchen des Themas in die Versenkung drei Tage nach dem Ende der Konferenz absurd. Die Welt würde gerettet werden in Kopenhagen, jubilierte man. Ein 30 %iges Absenken des Treibhausgas-Ausstoßes (im Vergleich zu 1990) bis 2020 werde vereinbart werden, die USA und China würden ins Boot geholt werden, der frisch gebackene Nobelpreisträger Obama werde das Umwelt-Thema auf seine Fahnen heften und siegreich aus dem Gipfel hervorgehen mit weitgehenden Verpflichtungen, mit internationalen Kontroll-Mechanismen und mit Riesen-Investitionen in alternative Energieträger.

Doch das tatsächliche Ergebnis der Konferenz sind nur unverbindliche, leere Worte und der Hinweis auf weitere Verhandlungen und weitere Konferenzen. Wäre es da nicht des Schweißes der Edlen wert gewesen, die Ursachen dieses Desasters herauszufinden? Doch die „Analysen“ blieben seltsam allgemein. Die Politiker hätten sich als „unfähig“ erwiesen, die diplomatischen Kanäle seien nicht ausreichend genutzt worden, man hätte China mehr unter Druck setzen müssen, nein, Obama hätte mehr Druck gebraucht, usw.

Grönland-Erwärmung-Stand-1985
Grönland Erwärmung Stand 2002
Grönland Erwärmung Überblick - Kartenausschnitt

Nun, tatsächlich hatte die chinesische Delegation schlicht und einfach alles abgelehnt, keine Verpflichtung, keine Überwachung, nichts! Tatsächlich war die Rede Obamas am letzten Konferenztag, die eigentlich einen Durchbruch hätte bringen sollen, von allen, die nicht engste US-Verbündete sind, als Enttäuschung bezeichnet worden und enthielt wirklich nur leere Worte, Allgemeinplätze und Unverbindlichkeiten – aber warum waren diese Leute denn nicht unter Druck gesetzt worden?

Einen kleinen Hinweis bekommt man, wenn man den Kommentar von Arbeitgeber-Präsident Hundt zum Scheitern der Konferenz hörte. Er sei enttäuscht, so Hundt, denn ein Abkommen hätte Verbesserungen der Konkurrenzfähigkeit der deutschen Industrie bedeuten können. So, ohne Abkommen, sei dies nicht erreicht worden.

Moment mal, ging es nicht um die Verhinderung der Umwelt-Katastrophe? Ja, das dachten Sie! In Wirklichkeit waren alle da, um ihren jeweiligen Monopolen (Groß-Konzernen und -banken) zu verbesserter Ausgangsstellung am internationalen Markt zu verhelfen. Und da hierzu nun mal unterschiedliche Interessen vorliegen, konnte natürlich keine Einigung erzielt werden.

Das ist eben das, was der Bürger-Journalist als Eintreten in die kapitalistische Barbarei bezeichnet hatte: Lauter Einzelinteressen. Die gemeinsamen interessieren nicht (mehr). Herr Hundt ist um das Klima genauso besorgt, wie darum, ob auf dem Mond eine Tür zufällt.

Karl Marx

Der Kapitalismus kann kein einziges Problem der Menschheit mehr lösen. Wie viele Beweise wollen Sie noch?

Aber Kopenhagen war nicht nur ein Desaster, es gab auch zu Hoffnungen Anlass. Aber wegen dem, was vor den Toren der Konferenzgebäude vor sich ging. Bis zu 200.000 Menschen demonstrierten dort zeitweise. In vielen Teilen der Welt gab es große Proteste, die auch beginnen kämpferischer zu werden. Das gibt Hoffnung auf eine neue, kämpferische Umweltbewegung, getragen auch und gerade von der Jugend.

Kampf – sie verstehen keine andere Sprache!


Veröffentlicht am 4. Januar 2010 in der Berliner Umschau

Montag, 28. Dezember 2009

Die Giftmülldeponie Kölliken: Wie die Grosschemie Reibach macht

Schweiz: 577 Millionen Franken an Grosskonzerne verschenkt

Von Karl Weiss

11. Artikel der Serie: Ältere Artikel im Blog, die weiterhin Bedeutung haben

Wir haben begonnen, hier im Blog 'Karl Weiss - Journalismus' Artikel aus früheren Jahren in unregelmässigen Abständen erneut einzustellen, wenn sie weiterhin von Bedeutung sind. Wir wollen uns als Bürgerjournalisten ja vom Medien-Mainstream unterscheiden, der eine Sau nach der anderen durchs Dorf treibt und dann nie wieder erwähnt. Heute wiederholen wir diesen Artikel vom 29. Mai 2007 [mit ein paar Zusätzen], der weiterhin aktuell ist, denn weiterhin werden den Monopolen (also den Grosskonzernen und -banken) die Geldmengen vorne und hinten reingeschoben, während man gleichzeitig die Armut erhöht und die Umwelt immer weiter zu einer Gefahr für die Menschen werden lässt.

Was es wirklich heißt, wenn man im Monopolkapitalismus lebt, in dem die Großkonzerne das Sagen haben, bekamen die Einwohner der kleinen Gemeinde Kölliken im Schweizer Kanton Aargau zu spüren. Eine Giftmülldeponie, auf der die Großkonzerne der Chemie und andere zu Spottpreisen ihren Giftmüll loswerden konnten, liegt unmittelbar am bewohnten Gemeindegebiet. Sie war über undichtem Gestein direkt neben einem großen Grundwasservorrat errichtet worden. Obwohl sie schon Jahrzehnte im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel stank, wurde immer nur abgewiegelt. Jetzt muss die Grube für 445 Millionen Franken auf Kosten der Steuerzahler ausgegraben werden – nachdem bereits 140 Millionen zur Sicherung ausgegeben werden mussten.

Giftmülldeponie Kölliken 1

Alles begann 1976, als ein Tonwerk seine ausgebeutete Tonmine am Ortsrand von Kölliken versilbern wollte. Manchmal waren Tonminen schon über dichtem Gestein gewesen, also kam man auf die Idee, das Gelände zur Verwendung als „Sonder“-Mülldeponie zu verkaufen. Das ließ sich die Chemieindustrie in Basel und Umgebung nicht zweimal sagen.

Einer ist der Bluthund

Schnell hatte man eine Einigung mit den Kantonen Zürich und Aargau sowie der Stadt Zürich getroffen: Gemeinsam wurde eine Betreiberfirma gegründet und das Gelände gekauft. Großchemie findet natürlich auch immer Unverantwortliche, die Gefälligkeitsgutachten erstellen. In diesem Fall war es der Hydrogeologe Paul Nänny, der dem Ort blendende Bedingungen für eine Chemie-Mülldeponie attestierte, immer nach dem Motto: „Einer muss ja der Bluthund sein.“

Natürlich hätte zuerst eine genaue Untersuchung des Gesteins unter der Grube erfolgen müssen, um sicher sein zu können, dass es absolut dicht war. Das wurde aber nicht getan. „Es musste alles möglichst billig sein.“ erinnert sich einer der Geologen, der an der Planung beteiligt war.

Klar, die Großchemie hat Profite zu produzieren und nicht Sicherheit für die Bevölkerung.

Die Grube, in einer Hanglage direkt neben einer großen, grundwasserführenden Schicht gelegen, war absolut unmöglich als Giftmülldeponie, verharmlosend „Sondermülldeponie“ genannt. Selbst oberflächliche Untersuchungen hätten sofort ergeben, dass dies ein denkbar ungeeigneter Ort für so etwas war (wenn es denn dafür geeignete Orte geben mag). Der Untergrund war nämlich undicht.

Aber die Lage, fast genau im Zentrum von allen großen Chemiestandorten im Norden der Schweiz, war ideal. Die Transportkosten würden minimal sein. Schließlich hat die Großchemie Profite zu ... (siehe oben).

Chemikalienverseuchter Abfall abgestellt

Hier ergeben sich übrigens auffallende Parallelen zu der Lagerung hochstrahlenden Abfalls von Atomkraftwerken, die man auch in angeblich dichte Untergründe verbringen will, die aber, wenn man sich nicht auf Gefälligkeitsgutachten bezieht, eben nicht wirklich dicht sind.

Bereits im August 1977, noch bevor ein Entwässerungssystem angelegt und die Deponie in Kölliken eingeweiht worden war, lagerte man 10 000 Kubikmeter chemikalienverseuchten Aushubs hier ab.

Zum Chef der Anlage, die unter der Aufsicht des Aargauer Gewässerschutzamts stand, wurde der Departmentvorsteher eben dieser Behörde ernannt! Damit war klar, er konnte ja nicht als Aufsicht das bemängeln, was er als Chef tat. Guter Trick, nicht? Muss man sich merken.

Selbst wenn sie dicht gewesen wäre, hätte man sie natürlich noch abdichten müssen, aber auch das wurde nicht gemacht [Sondermülldeponien müssen immer mit extrem festen Plastikplanen unterlegt werden]. So bekamen die Bürger von Kölliken denn auch schon wenige Jahre nach der Einweihung die weniger freundliche Seite der Chemiekonzerne unmittelbar zu spüren: Aus dem Abwassersystem der Stadt begann es unerträglich zu stinken – nicht etwa nach dem, was man bei Abwasser erwarten würde, sondern mit undefinierbaren, ekligen Gerüchen.

Giftmülldeponie Kölliken 2

Die Deponiebetreiber, die beiden Kantone, Zürich und die Schweizer Großchemie, hatten nämlich noch ein übriges getan, um den Bürgern ihre Geringschätzung zu beweisen: Sie leiteten das aufgefangene Abwasser der Deponie (nur ein geringer Teil des ganzen versickernden Abwassers) in das Abwassersystem und anschließend in die Kläranlage der Gemeinde (die Anschlusskosten des Betreibers dafür waren die gleichen wie für ein Einfamilienhaus!).

Billiger geht’s nimmer – in der Schweiz schon

Überhaupt die Kosten: 35 Franken pro Kubikmeter kostete (im Schnitt) das Einlagern auf der Deponie. So billig kann man fast überall in Europa heute nicht einmal mehr Schutt ablagern. Wenn Sie also, verehrter Leser, in jenen Jahren über hohe Gewinne der Schweizer Großchemie gelesen haben, hier erfahren Sie einen Grund dafür.

Es wurden während der Nutzungszeit mehrere Millionen Kubikmeter hochgiftigen Mülls hier eingelagert. Man geht von mindestens 320 000 Tonnen chemischer Gemische hauptsächlich unbekannten Charakters aus, wahrscheinlich in höchsten Masse giftig und auch giftige Schwaden abgebend.

Koelliken

Schließlich hat die Großchemie Profite zu ... (siehe oben).

Interessant ist eine Rechnung, wie viel Schweizer Franken vom ehrlich verdienten Geld der Schweizer, die brav Steuern zahlen, an die Konzerne geflossen sind bzw. noch fließen, damit diese sich billig und ohne haftbar gemacht zu werden, ihres chemischen Drecks entledigen können:

Die Betreibergesellschaft der Deponie hat in der ganzen Zeit 8 Millionen Franken eingenommen. Die bisher schon getätigten Sanierungsmaßnahmen kamen auf 140 Millionen Franken. Das jetzt nötige völlige Ausheben des gesamten Giftschlammes bis in eine bisher noch nicht eindeutig festgestellte Tiefe und seine korrekte Entsorgung wird voraussichtlich 445 Millionen Franken kosten, das ergibt im Saldo Kosten von 577 Millionen Franken.

Und nun raten Sie einmal, wie viel davon die Konzerne zu zahlen haben werden, die hier so wohlfeil ihre chemischen Sünden ablagern konnten? Richtig! Keinen einzigen Rappen! Alles wird vom Steuerzahler beglichen. Der hats ja schließlich!

Schließlich hat die Großchemie Profite zu ... (siehe oben).

Neben den Chemieabfällen der Großkonzerne wurden hier auch – damit man auch sicher gehen konnte, es würde schiefgehen – zyanidhaltige Stäube, Farbreste, giftige Schlacken und alte Quecksilberbatterien eingelagert. Um all dem noch die Krone aufzusetzen, ‚dumpte’ man hier auch die Rückstände (Schlacken) der umliegenden Müllverbrennungsanlagen (nun weiß der geneigte Leser auch, was die Stadt und der Kanton Zürich in dem Konsortium zu suchen hatten).

Wenn ihnen also demnächst wieder jemand erzählen will, die Schlacken einer geplanten oder in Bau befindlichen Müllverbrennungsanlage würden „sicher gelagert“, hier haben Sie ein Beispiel, was gemeint ist.

Unvorstellbarer Gestank

Insgesamt wurde in Kölliken von 1977 bis 1985 eingelagert. Bereits 8 Jahre nach dem ersten „Dump“ begannen sich nämlich die Chemikalien in der Deponie zu mischen, was zu Temperaturerhöhungen und schließlich zu spontanen Bränden auf der Deponie führte. Die Rauchgase, die ins Dorf zogen, waren stinkend und im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Einer der Bewohner sprach von einem „unvorstellbaren Gestank“. Es ist typisch bei ungeordneten Chemie-Deponien, dass das Vermischen von Chemikalien zu Temperaturerhöhungen führt, die im Extremfall zu spontanen Bränden führen können.

Bereits Jahre vorher hatte die Bevölkerung wegen der intensiven Gerüche reklamiert, die damals bereits in die Häuser eindrangen, ebenso über den Staub, der von der Deponie ins Dorf wehte und auf der Haut brannte. Aber der Gemeinderat von Kölliken wollte lieber nichts gegen den Kanton unternehmen, denn er ist von den Geldüberweisungen von dort abhängig.

Hier wird gleich noch ein anderes Kapitel deutlich, das nicht nur bei Giftmülldeponien greift. In den föderativen Systemen der Schweiz, der Bundesrepublik und Österreichs (und nicht nur hier) hat man die Nachteile alle nach unten geschoben, in die Gemeinden, wo die Bürger wohnen, während die Vorteile (fast unbegrenzte Geldmittel aufgrund der eingehenden Steuern) fast ausschließlich oben anfallen, im Zentrum, wo die Politikerkaste herrscht, aber keine Bürger wohnen.

Keine Gemeinde in den deutschsprachigen Ländern kann es sich ernsthaft leisten, sich mit der Landesregierung (in der Schweiz: der Kantonsregierung) anzulegen, bei Strafe der Austrocknung der Geldmittel. Genauso muss auch jedes Bundesland (jeder Kanton) Acht geben, kein wirklich ernstes Problem mit dem Bund zu bekommen, sonst droht ebenfalls die finanzielle Ebbe. So kann sich zum Beispiel die Stadt München (deren Regierung von der SPD gestellt wird) nicht mit dem Staat Bayern anlegen, selbst wenn dort Gestalten wie Stoiber (oder demnächst Beckstein) das Sagen haben. [Auch wenn dort inzwischen Seehofer sitzt, die Prinzipien bleiben die gleichen.]

Das wurde auch deutlich, als Hartz IV in Deutschland eingeführt wurde. Einige Länder liebäugelten mit der Alternative, die neuen Regeln in ihrem Land nicht durchzuführen (Begründungen dafür gab es ja zur Genüge), aber alle schwenkten bald auf den Bundeskurs ein, als von dort mit dem Geldhahn gewinkt wurde.

Natürlich, wie könnte es im Monopolkapitalismus anders sein, ist diese Art von Giftmülldeponie keine Ausnahme, sondern die Regel. Man stelle sich vor, wenn dies in der blitzsauberen Schweiz geschieht, wie es dann in anderen Ländern aussieht.

BASF, Dioxin & der nette Journalismus

So gab es zum Beispiel in einem kleinen Ort gleich in der Nähe von Ludwigshafen am Rhein, wo die mächtige BASF angesiedelt ist, heute der grösste Chemiekonzern der Welt, in den achtziger Jahren einen kleinen Aufruhr, als bekannt wurde, auf einer Deponie gleich am Ortsausgang hatte die BASF in den Fünfziger Jahren Giftabfälle gelagert, darunter solche mit dem Supergift Dioxin (das ist jener Stoff, mit dem – in geringsten Mengen – der ukrainische Präsident entstellt wurde).

Es gab dort damals eine Bürgerversammlung, auf der einer der Anwohner den anwesenden Umweltexperten fragte, wie weit ein Haus denn entfernt von einer solchen Deponie stehen müsse, um ohne Bedenken dort wohnen zu können. Dessen Antwort: „Ich wohne in Berlin (das war damals noch Westberlin), der Abstand dürfte ausreichen.“! Dies Problem ist übrigens bis heute nicht gelöst und keine Zeitung, kein Magazin und kein Radio kümmert sich darum [ Vom Fernsehen ganz zu schweigen}. Schließlich ist Journalismus ja dazu da, den Konzernen zu höheren Profiten zu verhelfen und nicht um den Menschen zu dienen, nicht wahr?

Die BASF hat beim Thema Mülldeponie noch ein anderes Eisen im Feuer: Gleich in der Nähe des Werkes (man muss schließlich Profit produzieren und kann kein unnützes Geld für Transporte hinauswerfen) besitzt man eine Altrhein-Insel, wo man „Gebäudeschutt und ähnliches“ deponiert. Allerdings hat der Berichterstatter einmal eine Führung auf der Insel mitgemacht und dort Thermometer entdeckt. Auf Befragen wurde erklärt, „zur Sicherheit“ beobachte man die Temperaturen in einer Tiefe von 10 und 20 Metern. Eines der Thermometer zeigte 45 ºC an! Wäre dort nur Gebäudeschutt gelagert, könnten solche Temperaturen nicht entstehen.

Man stelle sich vor, wie groß der Druck ist, die Profite zu erhöhen, wenn man kaltblütig riskiert, dass eines Tages die entsprechenden Chemikalien ins Rheinwasser gelangen und alles im und am Rhein vernichten – ganz zu schweigen von der Wasserversorgung Düsseldorfs und anderer Gemeinden.

Das Schweizer Magazin „Facts“ berichtet über den Fall Kölliken denn auch mit eindeutigen Worten: „20 Jahre Umweltskandal“ ... „haarsträubender Umweltkrimi“ ... „Episode aus einer Bananenrepublik“ ... „Horrorkabinett chemischer Stoffe“ ... „unfreiwilliges Monument für Schweizer Wirtschaftsförderung“ usw.

Dabei wurde noch nicht mit einem Wort erwähnt, was die Gesundheit der Bürger von Kölliken angeht. Es muss davon ausgegangen werden, dass die giftigen Schwaden, die durchs Dorf zogen, wie auch der Staub, der eingeatmet wurde, für eine Reihe von Krankheiten unter der Bevölkerung verantwortlich sind, z.B. Krebs. Wer den Film „Erin Brocovic“ gesehen hat, eine der Paraderollen von Julia Roberts, weiß, wie mühsam es ist, sich wegen Gesundheitsschäden mit Chemiekonzernen anzulegen. Der Film beruht ja auf wirklichen Ereignissen.

Raumanzüge mit Atemluftflaschen

Wie weit schwieriger wird es mit einer Betreibergesellschaft der Giftmülldeponie, die bereits im Konkurs steht.

Wie gesundheitsgefährdend die von der Köllikener Deponie ausgehenden Schwaden sind, wird jetzt angesichts der Sanierungsmaßnahmen erst richtig deutlich. Es wird eine riesige, völlig luftdichte Plastik-Halle über der Grube errichtet, die grösste freitragende Hallenkonstruktion der Schweiz. Warum? Weil die Dämpfe, die beim Abtragen auftreten werden, so schädlich sind, dass man sie nicht nach außen dringen lassen will.

Die Arbeiter, die innerhalb der Halle arbeiten werden, werden mit kompletten Raumanzügen ausgestattet werden, mit Atemluftflaschen, denn ihnen kann das Einatmen jener Luft nicht zugemutet werden, nicht einmal mit Schutzmaske! Man stelle sich vor, was die Köllikener alles schon eingeatmet haben!

Die gesamte Arbeit des Abtragens, Klassifizierens und schließlich des Zuführens zu korrekten Aufbearbeitsverfahren des gesamten dort gelagerten Gemisches von Chemie-Exkrementen wird fast 10 Jahre dauern! Am Ende dieser Zeit soll die ganze Riesenhalle wieder abgerissen und das Gelände einer neuen Nutzung zugeführt werden.

Man stelle sich vor, was wir dereinst im Sozialismus für Arbeit haben werden, diese allenthalben versteckten Deponien zu sanieren. Das kann Jahrhunderte dauern, bis wir alle diese Pockennarben des Kapitalismus ausgemerzt haben werden!

Montag, 7. Dezember 2009

Dossier Klimakatastrophe

Ende der Menschheit, wie wir sie kennen – 10 Fragen und Antworten

Von Karl Weiss

Viel Unklares wird über die Klimakatastrophe gesagt. Sogar vom Weltuntergang ist die Rede. Ausserdem ist völlig einseitig von der Eisschmelze und dem Anstieg des Meeresspiegels die Rede, während jene Entwicklungen, die zum Ende der Menschheit, wie wir sie kennen, führen können, nicht ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden.

Kohlendioxid-Anstieg: Dies ist eine so überzeugende Kurve über das, was im Moment geschieht, dass sich jeder Kommentar erübrigt.

1. Ist die Klimakatastrophe bereits eingetreten?
Die Klimakatastrophe ist noch nicht eingetreten. Sie beginnt sich zwar bereits bemerkbar zu machen (man sehe nur die fast täglichen Meldungen über verheerende Überschwemmungen in irgendeinem Teil der Erde), aber wenn sie sich wirklich durchgesetzt hat, dann wird keine menschliche Anstrengung mehr verhindern können, dass die Menschheit, wie wir sie kennen, ausgelöscht wird. Dieser Zeitpunkt (‚point of no return‘) wird von Experten irgendwann zwischen 2020 und 2030 angesetzt, wenn wir bis dahin nicht eine völlige Abkehr von der Verbrennung fossiler Stoffe und hin zu regenerierbaren Energien durchsetzen. Dieses vorhergesagte Zeitfenster gilt allerdings nur, wenn bis dahin die Vernichtung der Regenwälder in Brasilien und Indonesien gestoppt wird. Andernfalls kann jener Zeitpunkt bereits früher eintreten.

Treffende Karikatur

2. Was bedeutet die Klimakatastrophe? Den Weltuntergang?
Nein, kein Weltuntergang. Die Welt (d.h. unsere Mutter Erde) ist vom Klima völlig unbeeindruckt. Sie wird sich weiter drehen und weiter um die Sonne wandern. Die Klimakatastrophe wird im Laufe der Zeit zur Auslöschung der Menschheit, wie wir sie kennen, führen. Es mögen eventuell an einigen Stellen ein paar Hundert Menschen unter besonderen Bedingungen überleben, aber DIE MENSCHHEIT wird verschwinden.

Was hier interessant ist, ist die schwarze Linie (Beobachtung). Sie zeigt einen völlig von den vorherigen Scwankungen abweichenden, unaufhaltsamen Anstieg der Temperaturen in letzter Zeit.

3. Heisst das, die Menschheit würde bis 2030 verschwinden - Und wie ist es mit der Grenze von 2 Grad weltweiter Erwärmung, die von den Politikern noch als sicher angesehen wird?
Nein, bis 2030 verschwindet die Menschheit nicht. Der Prozess der sich verschärfenden Klimakatstrophe bis zum Auslöschen der Menschheit, wie wir sie kennen, wird wahrscheinlich Jahrhunderte dauern. Das ausschlaggebende ist, dass ab einem Zeitpunkt zwischen 2020 und 2030 (‚point of no return‘) diese Entwicklung durch keine noch so grosse Anstrengung der Menschen mehr verhindert werden kann. Die von Frau Merkel ununterbrochene wiederholte These der zwei Grad Erwärmung soll nur dazu dienen, zu begründen, dass man nichts tun bräuchte. Es gibt keinerlei wissenschaftliche Grundlage für die Annahme, dass der ‚Point of no return‘ erst bei mehr als 2 Grad weltweiter Erwärmung erreicht würde.

Grönland-Erwärmung-Stand-1985
Grönland Erwärmung Stand 2002
Grönland Erwärmung Überblick - Kartenausschnitt

4. Was geschieht da so Verheerendes, dass man nichts mehr machen kann?Ab jenem Zeitpunkt werden die durch die globale Erwärmung verursachten Effekte so stark geworden sein, dass sie einen sich selbst immer mehr verstärkenden Prozess auslösen, der dann unbeeinflusst von allen menschlichen Einwirkungen ablaufen wird. Das ist vor allem das vollständige Auftauen der Permafrostgebiete im Norden Kanadas und Russlands (Kanada und Russland sind die zwei flächenmässig grössten Länder der Welt; der gesamte Norden beider Länder im Nordpolargebiet ist dauergefrorener Boden (Permafrost), der bisher nur im Sommer oberflächlich auftaute) mit der Freisetzung riesiger Mengen der beiden wichtigsten klimaschädlichen Gase Methan und CO2. Daneben ist ein wichtiger selbstverstärkender Effekt das völlige Verschwinden der Eiskappe am Nordpol, die auf dem Wasser schwimmt. Der Rückstrahleffekt der hellen Eisflächen auf die Wärmestrahlung der Sonne wird dann wegfallen und die Erwärmung der ganzen Erdathmosphäre katastrophal beschleunigen. Das gleiche gilt auch für die Gletscher, vor allem jene Eiskappen von Grönland und der Antarktis. Wenn sie schmelzen, steigt nicht nur der Meeresspiegel, was alleine die Menschheit noch nicht auslöschen wird, sondern es bleibt auch der Rückstrahleffekt der Wärmestrahlung von der Sonne aus. Ein zusätzlicher selbstverstärkender Effekt ist die Aufnahmefähigkeit der Weltmeere für CO2. Bei steigendem CO2-Gehalt der Luft nehmen die Weltmeere Teile dieses Gases auf (und verlangsamen solange auch noch die Entwicklung zur Klimakatastrophe). Dadurch versauern aber die Meere immer mehr und können dann immer weniger CO2 aufnehmen. Fällt dieser beruhigende Effekt weg, wird der Anstieg von CO2 in der Athmosphäre weit schneller als jetzt sein und weit extremere Klimaereignisse verursachen. Es gibt noch weitere selbstverstärkende Effekte, aber dies sind die wichtigsten.

Schmelzendes Eis

5. Was ist aber der wesentliche Grund, warum die Menschheit im wesentlichen verschwinden wird?
Der wesentliche Grund wird die Verringerung der Pflanzenbedeckung der Erde bis hin zum Verschwinden des grössten Teils der Pflanzen sein. Da die Pflanzen die Basis alles tierischen und menschlichen Lebens sind (die Pflanzen produzieren den Sauerstoff, den wir atmen und sind die Basis unserer Ernährung), wird ein Überleben von Milliarden von Menschen nicht mehr möglich sein.

Regenwald-Abholzung Brasilien

6. Aber wieso werden die Pflanzen verschwinden?
Es wird dann fast keine normalen Regenfälle mehr geben, sondern fast nur noch schwerste Unwetter mit 'stärker als Orkan'-Stürmen, sintflutartigen Regengüssen und Wassertromben. Dies wird mehr und mehr die Bäume entwurzeln und die Ackerböden und den Humus wegschwemmen – letztendlich in die Meere. Diese Unwetter werden sich mit mörderischen Hitze-und Trockenheitsperioden abwechseln, die ebenfalls dazu beitragen, die Pflanzen zu vernichten. Am Ende wird die ganze Landoberfläche aus Wüsten, unfruchtbaren Steppen, fast von allen Pflanzen befreiten Sand- und Felsböden und typischem Erosions-Brachland bestehen. Die Regengüsse bisher unbekannten Ausmasses werden auf keine Muttererde mehr treffen, die das Wasser zurückhält. Es wird vielmehr in höchster Geschwindigkeit ablaufen und in riesigen Flusstälern alles mit sich reissen, die danach wieder völlig trocken fallen.

Regenwald

7. Aber wenn die fruchtbare Erde in die Meere gespült wird, wird dann nicht dort das Algenwachstum angeregt? Könnten diese Algen dann nicht unsere Sauerstoffversorgung und unsere Nahrungsgrundlage werden?
Ja, aber auch dieser Effekt ist nur zeitweise eine Linderung der fortschreitenden Klimakatstrophe. Ein starkes Wachstum von Algen wird nämlich ganze Buchten und Meeresteile zu Todeszonen machen, denn die Algen sterben ab und verbrauchen dann zur Verwesung wieder den Sauerstoff, denn sie vorher hergestellt haben. Wasser ohne Sauerstoffgehalt wird nicht nur alle Meereslebewesen sterben lassen, sondern bei der anaeroben Verwesung dann auch giftige Gase erzeugen, wie H2S.

Kohlekraftwerk Datteln in Bau

8. Aber wird nicht auch der Anstieg des Meerespiegels riesige Verwerfungen mit sich bringen? Ganz sicher! Man stelle sich nur vor: Fast die Hälfte der Menschheit lebt auf Gelände, das nicht mehr als 10 Meter über dem Meeresspiegel liegt, wird also umgesiedelt werden müssen – später sogar noch mehr. Die Vorstellung der Umsiedlung von vielen Milliarden Menschen grenzt ans Undenkbare. Es müssten riesige neue Städte aus dem Boden gestampft werden, mit Versorgungs- und Verkehrssystemen. Die Investitionen dafür würden selbst die jetzigen Bankhilfen übersteigen und die haben schon zur Überverschuldung vieler Länder geführt.

Kraftwerk

9. Die Menschheit wird also verhungern und an giftigen Gasen ersticken?
Ja, aber auch verdursten. Das Wasser wird nämlich nur noch sehr schwer aufzufangen sein und dadurch wird das Fehlen von Trinkwasser in weiten Teilen der Erde ein akutes Problem sein. Die meisten Menschen werden aber an den typischen Armuts-Krankheiten sterben, auf der Basis von um sich greifendem Elend, riesigen Kolonnen von Flüchtlingen, vermodertem Trinkwasser und Unterernährung.

Brasilien: Soja-Pflanzungen auf Regenwald-Gelände

10. Was können wir noch tun, um das zu verhindern?
Wir müssen schnellstens eine mächtige und entschlossene Umweltbewegung schaffen, befreit von den Grünen, die mit allen Mitteln gegen die grossen Konzerne und ihre Politiker durchsetzt, dass jegliche Verbrennung fossiler Stoffe eingestellt und die gesamte Energieversorgung auf erneuerbare Quellen umgestellt wird. Wenn wir das nicht tun, werden wir unseren Kindern und Kindeskindern Rede und Antwort stehen müssen, warum wir das nicht getan und damit zum Ende der Menschheit beigetragen haben.

Veröffentlicht am 7.12.2009 in der Berliner Umschau


Hier eine Anzahl Links zu Artikeln im Blog zur beginnenden Klimakatastrophe und was man dagegen tun kann

- Regenwaldvernichtung und Trockenheit im Amazonasgebiet

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 1 – Bill Gates und George Soros investieren in Alkohol

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 2 – Was spricht gegen Bio-Kraftstoffe?

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 3 – Der 'Rush' gewinnt an Tempo

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 4 - Endlich auch Bio-Alkohol in der Bundesrepublik

- Sprit aus nachwachsenden Rohstoffen

- Regenwaldvernichtung und Trockenheit im Amazonasgebiet

- Das Klima kann nicht warten – Offener Brief an „Rettet den Regenwald“

- Wie die Industrie der „Global Warming Sceptics“ funktioniert

- Kofi Annan: Keine Gegenargumente mehr

- Lulas Brasilien, Teil 4 – Abholzen und Abbrennen

- Klimakatastrophe: IPCC-Report klammert entscheidende Frage aus

- Stärkster Hurricane aller Zeiten

- Wie wird der Verkehr der Zukunft angetrieben?

- Naive Umweltschützer geben Massenmedien Stichworte

- Briefwechsel mit „Rettet den Regenwald“

- Dossier ‘Totale Kreislaufwirtschaft’, Teil 1: Synthesis – Es ist längst möglich

- Dossier ‘Totale Kreislaufwirtschaft’, Teil 2

- Dossier ‘Totale Kreislaufwirtschaft’, Teil 3

- Dossier ‘Totale Kreislaufwirtschaft’, Teil 4

- Dossier ‘Totale Kreislaufwirtschaft’, Teil 5

Mittwoch, 18. November 2009

Das Ende der Menschheit?

Wir oder sie – kein anderer Weg ist möglich

Von Karl Weiss

Vor zwei Jahren hat der Bürger-Journalist die These aufgestellt, dass es keinerlei bedeutende internationale Vereinbarung mehr geben wird, weil der Kapitalismus, dessen Ablösung bereits überfällig ist, schon ins Stadium der Barbarei übergeht. Nun scheint das vorauszusehende Scheitern des Klimagipfels in Kopenhagen dies zu bestätigen. Wer geglaubt hatte, Barack Obama würde den ausschlaggebenden Unterschied ausmachen, der sieht sich getäuscht.

Schmelzendes Eis

Die These des Bürger-Journalisten steht in diesem Artikel: „Wir werden weiter verhandeln – bis die Welt in Scherben fällt“ vom 17. Dezember 2007.

Es steht praktisch bereits fest: Als Ergebnis des Kopenhagener Gipfels wird erklärt werden, wie man weiter verhandelt. Genau das gleiche Ergebnis hatte bereits das letzte weltweite Treffen bezüglich der Gefahr der Klimakatastrophe in Bali vor zwei Jahren. Welch Fortschritt! Man wird uns wieder die Hucke voll lügen, wie man sich doch einig gewesen sei und wie große Fortschritte man gemacht habe, aber das Papier am Schluss wird sechs Seiten haben und lediglich einen Plan für weitere Verhandlungen beinhalten (dieses Papier liegt bereits vor!).

Und das kurz vor Weihnachten. Welche Bescherung!

In der Süddeutschen vom 17.11. 09 wurden die Texte von insgesamt 7 „Experten“ zum „Klimawandel“ ins Netz gestellt, die bereits alle ihre Enttäuschung über das Fehlen des Willens zu einen verpflichtenden Abkommen in Kopenhagen ausdrücken. Allerdings benennt keiner von ihnen das Problem richtig, keiner von ihnen benennt die Verursacher und Hintermänner dieses Fiaskos und keiner von ihnen weiss einen Ausweg.

Kohlendioxid-Anstieg: Dies ist eine so überzeugende Kurve über das, was im Moment geschieht, dass sich jeder Kommentar erübrigt.

Nicht einer der Experten benennt das Problem klar als „Klimakatastrophe“. Es wird verniedlichend von Klimawandel geredet, von Klimaschutz und einer von ihnen behautet sogar: „Der Mensch wird deshalb nicht als Spezies aussterben . . .“ und legt nahe, die Menschheit, wie wir sie kennen, könnte überleben, wenn der „Point of no return“ in den nächsten Jahren überschritten wird und dann ein selbstbeschleunigender Prozess einsetzt, der von keiner menschlichen Anstrengung mehr gestoppt werden kann.

Zwar hat er rein formal Recht, denn er hat ja nur behauptete „als Spezies“. Tatsächlich könnte nach einer Klimakatastrophe eventuell hier oder dort ein kleines Grüppchen von Menschen unter speziellen Bedingungen überleben, aber „die Menschheit“ wird einer Klimakatastrophe eben zum Opfer fallen.

Grönland-Erwärmung-Stand-1985

Grönland Erwärmung Stand 2002

Grönland Erwärmung Überblick - Kartenausschnitt
Die beiden oberen Bilder zeigen in beeindruckender Weise das Fortschreiten der Eisschmelze in Grönland, wie weit sie bereits vor fast 8 Jahren gekommen war. Allerdings ist die Aussagekraft durch die unterschiedlichen Aufnahmezeitpunkte eingeschränkt. Aber: Sowohl November als auch Mai sind in der Arktis-Region Teile des Winters. Der Sommer dauert nur von Juni bis August. Das untere Bild zeigt den Ort der Satelliten-Fotos und (in Farben) die Anzahl Tage in Grönland mit Eisschmelze.


Wer dieser spitzfindige Verdreher ist? Er heißt Reinhold Leinfelder und ist Berater der Bundesregierung über globale Umweltveränderungen. Na, die Bundesregierung weiss eben, welche Berater man sich holt, nicht wahr?

Auch die Vertreterin des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (ebenfalls ein wichtiger „Brain Trust“ der Bundesregierung) weckt Illusionen: „Die ökonomischen Kosten eines Scheiterns sind ungleich höher als die Kosten des Handelns.“ Nanu, dann sind also alle diese Regierungschefs, die sich da in Kopenhagen treffen sollen, ökonomisch völlig falsch beraten? Erstaunlich, nicht?

Frau Claudia Kemfert unterschlägt einfach, dass sie von einer weltweiten Ökonomie redet, von Kosten für die gesamte Menschheit, die durch rasches Handeln natürlich verringert würden. Sie unterschlägt (wie auch alle anderen „Experten“) die schlichte Wahrheit:

Im Kapitalismus gibt es keine gesamtwirtschaftliche Rechnung. Im Kapitalismus sind die Profite der großen (Monopol-) Konzerne das einzige gültige Kriterium. Und dazu gehören eben nicht zuletzt die großen Ölkonzerne, die großen Automobilkonzerne und die riesigen Energie- und Elektrizitätsvertreiber. Sie alle versprechen sich die höchsten Profite, wenn alles bleibt wie jetzt, denn bei neuen Technologien könnte ihre alleinige Vorherrschaft gefährdet sein.

Diese Monopolkonzerne (unter ihnen auch die Großbanken) sagen den Regierungen, was zu tun ist. Sie werden nicht an das praktische Auslöschen der Menschheit glauben, bis es zu spät ist – denn sie können nicht – die Profit-Gesetze des Kapitalismus sind eisern.

Frau Merkel wird in Kopenhagen keinem Kompromiss über Selbstverpflichtungen zustimmen. Nicht weil sie zu dumm ist, nicht weil sie keine gesamtwirtschaftlichen Rechnungen aufmachen kann (oder sagen wir, selbst wenn sie es könnte), sondern weil sie klare Aufträge hat von Vattenfall, EON, En BW und RWE, von Daimler, BMW und VW, von BP und Shell (im europäischen Rahmen). Diese und alle anderen Monopolkonzerne sind die Totengräber der Menschheit, wenn es uns nicht gelingt, sie aufzuhalten.

Karl Marx

Wir oder sie – kein anderer Weg ist möglich.

Eine neue - von den Grünen befreite - Umweltbewegung, muss radikal und gegen alle Widerstände eine grundsätzliche Wende der Energiebasis zu erneuerbaren Energien durchsetzen, koste es was es wolle. Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig.


Veröffentlicht am 18. November 2009 in der Berliner Umschau

Montag, 16. November 2009

Klimaziele: Brasilien -36 bis -39% bis 2020 – und ihr?

Lula will Kopenhagen doch noch zu einem Erfolg machen

Von Karl Weiss

Für den kommenden Klimagipfel in Kopenhagen wird bereits jetzt von fast allen Beobachtern ein völliges Fiasko vorausgesehen, vor allem weil die beiden Länder mit dem größten klimaschädlichen Ausstoß von Klima-Gasen, USA und China, bereits angesagt haben, sie würden sich zu gar nichts verpflichten. Auch Deutschland gehört zu den erklärten Verpflichtungs-Verweigerern.

Treffende Karikatur

In der Folge werden wohl auch alle anderen nichts Konkretes festlegen wollen und der Gipfel wird zu einem Austausch unverbindlicher Leerformeln werden. Der Brasilianische Präsident Lula hat nun einen letzten Versuch gemacht, die Großmächte zu beschämen und ist mit einer Selbstverpflichtung Brasiliens vorgeprescht.

Das brasilianische Kabinett hat beschlossen, bis zum Jahr 2020 36 bis 39 % (genau zwischen 36,1 und 38,9 %) der jetzigen CO2-Belastung zu kürzen, hauptsächlich durch eine Verringerung der Vernichtung von Regenwäldern, vor allem im Amazonasgebiet. Die anderen Maßnahmen, um dieses weit gehende Ziel zu erreichen, ist der Ersatz von Benzin als Kraftstoff durch aus Zuckerrohr gewonnenen Alkohol und der Ersatz von Diesel als Kraftstoff durch Biodiesel.

Kohlendioxid-Anstieg: Dies ist eine so überzeugende Kurve über das, was im Moment geschieht, dass sich jeder Kommentar erübrigt.

Diese Selbstverpflichtung Brasiliens stellt den Versuch da, die reichen und „entwickelten“ Länder zu veranlassen, ebenfalls eine Verpflichtung bis zum Jahr 2020 einzugehen.

Unter dem Druck der Energie-, der Öl- und der Automobilkonzerne haben praktisch alle ach wie so entwickelten Länder konkrete Ziele zur Verminderung des CO2-Ausstosses verneint. Es wäre mit Investitionen von nur einem Zehntel jener Gelder möglich, mit denen man Banken „gerettet“ hat, die Energiebasis im wesentlichen umzustellen. Das würde bedeuten: Weg von der Verbrennung von Kohle , Öl, Benzin, Diesel und Gas zur Wärme- und Energiegewinnung, hin zur Solarenergie, zu Sonnenbrennöfen, zur Windenergie, zur Erdwärme, zu Wärmepumpen, zu Wellenenergie, zu Gezeitenenergie und als Brückentechnologie auch zum Bio-Sprit (Alkohol als Benzin-Ersatz und Biodiesel statt Diesel).

Brasilien Alkohol Zapfsaeule

Außerdem müsste der Raubbau von Wäldern überall eingestellt werden. Dabei stehen besonders Brasilien und Indonesien in der Pflicht, aber auch Kanada.

Es ist keineswegs garantiert, dass Brasilien die Selbstverpflichtung auch einhalten kann. Im nächsten Jahr sind hier Wahlen. Wen der voraussichtliche Kandidat der Oligarchie, Serra, gegen die Koalition der jetzigen Regierung gewinnt, weil die voraussichtliche Kandidatin Lulas, Wilma Roussef, fast unbekannt ist, wird die Oligarchie im größten Land Lateinamerikas wieder die ganze Macht in der Hand haben und vor allem ihren Agrargewinnen nachhetzen, was freies Abholzen im Amazonasgebiet bedeutet. Aber auch Lulas Koalition ist zum Teil aus Oligarchie-Teilen zusammengesetzt, die keinerlei Interesse haben, die Eroberung neuer Acker- und Weideflächen im Norden und Westen des Landes zu unterbinden.

Regenwald-Abholzung Brasilien

So wie Lula bereits als der beliebteste Präsident aller Zeiten lavieren musste, um seine Regierungskoalition nicht zu gefährden, müsste dies auch Wilma Roussef tun, falls sie wirklich gewinnen sollte.

Demgegenüber haben wir in Deutschland, wie auch die Engländer, die Franzosen und die US-Amerikaner eine Regierung, die nicht laviert, sondern strikt Konzernkurs fährt. Dies wurde deutlich, als die große Koalition (die SPD erinnert sich schon gar nicht mehr daran) statt Investitionen in alternative Energien beschloss, in großer Zahl neue Kohlekraftwerke zu bauen und die Braunkohlengewinnung und die dazugehörigen Kraftwerke auszubauen statt stillzulegen. Mit dieser Entscheidung wurde es in Wirklichkeit bereits unmöglich, das Ruder des wachsenden CO2-Ausstosses herumzureißen und Verpflichtungen für die Verminderung einzugehen.

Kohlekraftwerk Datteln in Bau

Wenn die Klimakatastrophe noch verhindert werden soll, die wahrscheinlich mit den Lebensbedingungen praktisch der ganzen Menschheit aufräumen würde, muss so schnell wie möglich eine neue Umweltbewegung, befreit von den Grünen, die Überlebenschance für die Menschheit einfordern.


Veröffentlicht am 16. November 2009 in der Berliner Umschau

Karl Weiss - Journalismus

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