Umwelt

Sonntag, 3. April 2011

Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?

Bruch der Wasserrohre durch das Erdbeben

Von Karl Weiss

Laut der Site stromtip.de gibt es klare Anzeichen für das Erdbeben als Auslöser des Super-Gaus in Fukushima und nicht den Tsunami, wie bisher gemeldet. Das ist insofern von Bedeutung, als hier ja das Standartargument „Bei uns gibt‘s keine Tsunamis“ verwendet wird um die Behauptung zu unterstreichen, deutsche Atomkraftwerke seien sicher.

Kind Radioaktivität Japan

Die Information stammt von der NGO CNIC. Dort hat man offizielle Daten untersucht und ist zum Schluss gekommen, der Kühlwasser-Kreislauf sei durch das Erdbeben unterbrochen worden, was dann die ganzen weiteren Folgen verursacht hat. Wer an Einzelheiten interessiert ist, hier:

http://www.stromtip.de/News/24336/AKW-Fukushima-offenbar-durch-Erdbeben-nicht-den-Tsunami-havariert.html

Bei dieser Gelegenheit erfährt man dann auch gleich: Atomkraftwerke, die ja mit Wasserdampf die Energie der Kernspaltung auf Turbinen übertragen, die dann Generatoren antreiben, haben nicht etwa doppelwandige Rohrleitungen für das Wasser oder den Dampf, sondern es handelt sich um einfache Rohre.

Angesichts der katastrophalen Folgen, den ein Kühlwasserverlust hervorruft, ist das nicht zu akzeptieren. Im Gegenteil, man könnte sogar mit guten Argumenten ein Dreifach-Rohr für einen so sensiblen Teil des Kraftwerks verlangen.

Japanisches Atomkraftwerk Fukushima

Hier zeigt sich erneut, was alle nicht von der Atomindustrie abhängigen Fachleute wieder und wieder betont haben: Atomkraftwerke sind nicht etwa, wie man glauben sollte, mit doppelten und dreifachen Sicherungen gegen Unfälle geschützt, sondern haben alles nur in einfacher Ausfertigung.

Da wird deutlich, was schon zu vermuten war: Atomkraftwerke sind ausschliesslich zum Zweck da, Profit zu machen. Ihre Sicherheit ist nicht gewährleistet und das hat ja seine Logik: Der Betreiber braucht ja nie für katastrophale Schäden aufzukommen, das übernimmt ja immer der Steuerzahler, genauso wie das Problem der Zwischen- und Endlagerung des Atommülls.

Das Problem ist: Man kann da nicht einfach Arbeiter in den hermetisch abgeschlossenen Kern des Reaktors schicken, um dort ein gebrochenes Rohr zu reparieren, denn da drin ist die Strahlung so hoch, dass jeder schnell eine tödliche Strahlendosis abbekäme.

erneute Explosion Fukushima

Zwar werden diese Rohre bei den Routine-Abschaltungen, denen die Atomkraftwerke unterliegen, inspiziert, aber ein einziger dabei übersehener Haar-Riss kann beim Wiederanfahren einen Gau oder sogar einen Supergau verursachen. Auch das ist nicht akzeptabel.

Was passiert nun, wenn ein solches Rohr bricht? Es tritt Wasser bzw. Wasserdampf aus und der Stand des Kühlwassers im Reaktor beginnt zu fallen. Liegen dann die ersten Brennstäbe teilweise frei, so überhitzen sie sich und beginnen zu schmelzen: Die katastrophale Kernschmelze ist eingeleitet.

Als Nebeneffekt erzeugt der Reaktor dabei auch noch Wasserstoff, der sich dann an den heissen Oberflächen entzündet und zu grossen Explosionen führt, wie wir das in Fukushima gesehen haben.

Fukushima - Reaktor 3 - Plutonium

Und seit Fukushima wissen wir nun auch: Um einen solchen Super-Gau zu verhindern, muss man versuchen, die Brennstäbe weiterhin unter Wasser zu halten und bracht dazu Unmengen an Wasser. Doch im ganzen Atomkraftwerk Fukushima waren keine grossen Wasserbecken oder Tanks vorhanden, um dies tun zu können. So kam man auf die schlechte Idee, Meerwasser zu verwenden. Da jenes Wasser aber verdampft, wird dabei das Salz frei und verkrustet die ganzen Brennstab-Bündel, was deren Kühlung dann erst recht erschwert.

Jeder kleine Betrieb in Deutschland (oder auch in Japan) hat bessere Sicherheitsvorkehrungen als ein Atomkraftwerk, das weltweit Hunderttausende und Millionen Tote und Verletzte kosten kann!

Angesichts dieser Tatsachen ist es kein Wunder, dass die Betreiber von Atomkraftwerken bei Unfällen nie Auskünfte geben und wenn, dann unvolkommene, sich widersprechende oder missverständliche.

So auch die Tepco, die Fukushima betreibt: „Experten aus mehreren Ländern sagten der Nachrichtenagentur dapd: ‚Es ist zum Verzweifeln. Die geben einfach keine Daten raus.‘“

Wer sich noch weiter informieren will, dem sei auch dieser Artikel empfohlen: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34474/1.html


Zusatz zum Artikel

Noch ein schlimmer Nachtrag von gestern: Wie in allen Medien berichtet wurde, hat man in Fukushima 2 jetzt ein Leck im Boden des Sicherheitsbehälters entdeckt. Dort fliesst das Wasser aus dem Sicherheitsbereich hinaus und sickert in den Boden. Am Ende landet es im Meer, denn der Meiler liegt ja unmittelbar am Meer. Damit sind die extrem hohen Strahlungswerte im Meer vor dem Kraftwerk erklärt.

Was die Medien aber nicht melden: Dieses Leck im Boden kann nur durch eine (teilweise) Kernschmelze entstanden sein. Damit hat man jetzt nämlich die Akkumulation aller Alpträume bei einem Atomreaktor:

Der Reaktor ist in die Kernschmelze eingetreten und hat den Sicherheitsbehälter zerstört - und zwar unten, wohin Wasser fliesst. Zwar hat man durch intensives Pumpen von Wasser in den Sicherheitsbehälter dann die Kernschmelze stoppen können, aber nun laugt man mit dem Wasser die Radioaktivität aus dem Kern und lässt sie ins Meer laufen.

Man steht vor der Wahl: Teufel oder Beelzebub. Entweder man kühlt weiter mit Wasser und verstrahlt die Weltmeere (das kann über Jahre so weitergehen) oder man stoppt die Kühlung, dann beginnt die Kernschmelze erneut und der Kern frisst sich wegen der extrem hohen Temperaturen in den Untergrund.

Genau dahin, wo jetzt bereits das Wasser hinläuft. Dort unten braucht man dann gar nicht mehr Wasser zugeben, denn da ist Wasser - und das steht mit dem Meer in Verbindung und wird die Weltmeere verstrahlen (das kann Jahre so weitergehen).

Wer den Wasserstrahl sehen will, mit dem hochradioaktives Wasser dort zu dem Riss läuft, wo es dann weiter xum meer geht, der kann sich hier das Photo ansehen: http://headlines.yahoo.co.jp/hl?a=20110403-00000005-jijp-soci.view-000

Was man machen Könnte: Zwischen dem Reaktor und dem Meer eine Hundert (oder besser tausend) Meter tiefe Betonmauer (mit Blei verstärkt) in den Boden einlassen und den ganzen raum zwischen dieser Mauer und dem realktor selbst mit Tausenden von Tonnen Beton begraben und hoffen, dass der glühende Kern nicht mehr als hundert (oder tausend) Meter in die Erde sinkt.

Nun, nichts dergleichen ist auch nur geplant.

Was man versucht hat, war: Es wurde Beton an die Stelle des Lecks gepumpt, aber Beton bindet unter Wasser nicht ab. Das ging also schief.

Es muss davon ausgegangen werden, dass zumindest alle in Reaktor 2 enthaltene Radioaktivität vollständig in die Umwelt geht.

Dabei ist noch völlig ungeklärt, was aus den Reaktoren 1 und 3 wird, wobei der 3 noch eine unvorstellbar grosse Menge an Plutonium zu bieten hat. Das ist Alptraum hoch 2.

Die Idee, Atomreaktoren (und zwar gleich 8) unmittelbar am Meer zu bauen, hat sich also nicht gerade als gut erwiesen.

Allerdings: In Deutschland stehen alle Reaktoren an Flüssen. Würde etwas vergleichbares passieren, sickert dann eben alles in den Fluss und wird am Ende auch ins Meer getragen.

Es gibt keinen Ausweg! Alle Atomreaktoren müssen abgestellt werden! Selbst dann stellen sie ja noch grosse Gefahrenquellen dar. Bei aller Konzentration auf das jetzige Geschehen in Japan, man muss ja auch das mindestens genau so grosse Problem der Zwischen- Und Endlagerung des Atommülls sehen, für das es ebenfalls keinen Ausweg gibt.

Doch, es gibt einen Ausweg: Allen stark und mittelstark strahlenden Atommüll in Raketen packen und in den Weltraum schiessen. Das kommt nur etwa so teuer wie der Wert des gesamten Stroms, der mit den Atommeilern erzeugt wurde.

Man kann die Natur nicht überlisten! Sie fordert immer alles zurück, was man glaubte ihr entreissen zu können.


Noch ein Zusatz 3.4.2011 15Uhr 59

Jetzt ist mir ein Bild in die Hände gefallen, das am 28. März von einer Foto-Drohne beim Überfliegen von Fukushima aufgenommen wurde.

Fukushima Ende März 2011 von oben nach unten Reaktor 1, 2, 3 und 4

Man kann nun deutlich sehen: Die Reaktoren 1, 3 und 4 sind durch Explosionen zum grossen Teil zerstört. Ob und in wie weit die unter dem zerstörten Hauptgebäuden liegende Reaktorkerne offen zur Umwelt sind, ist nicht sicher.

Ausgerechnet der Reaktor 2 ist nicht zerstört und das ist genau der, von dem wir oben gesprochen haben, dessen Betonmantel unten offen ist und wo die Radioaktivität nach aussen tritt.

Wenn das der nicht zerstörte ist, was ist dann wohl in den drei zerstörten los?

Ebenso ist zu sehen, aus den Reaktorgebäuden 2 und 3 tritt Wasserdampf aus. Rauch, also das Anzeichen von einem Brand (hier Kernschmelze) wäre dunkel, wenn es weiss ist, ist es Wasserdampf.

Es gibt nur eine Erklärung dafür: Man versucht weiterhin, die Brennstäbe zu kühlen, um die Schmelze zu verhindern. Dabei erhitzt sich das Wasser und verdampft (eventuell teilweise). Es hat aber unmittelbaren Kontakt mit Brennstäben gehabt und ist daher mit höchsten Mengen an strahlenden Teilchen belastet.

Fukushima ist also nicht nur dabei, riesige Mengen an Radioaktivität ins Meer abzugeben, sondern auch an die Luft.

Dabei ist der Reaktor drei der kritischste von allen, weil in ihm die MOX-Technik verwendet wird, in der nicht nur Uran, sondern eine Mischung mit Plutonium als Kernbrennstoff verwendet wird. Die Mengen an radioaktivem Plutonium, die da abgegeben werden können, werden 10 Tausende von Jahren hoch strahlend in der Umwelt verbleiben und Millionen und Abermillionen von Toten verursachen, wenn der nicht schnellstens beherrscht wird!

Und genau dieses Reaktorgebäude ist am schlimmsten zerstört und genau da tritt Wasserdampf aus und also in die Umwelt.

Wem jetzt nicht die kalten Schauer den Rücken herunter laufen, der hat wirklich nichts verstanden.


Weitere Aktualisierung 4. 4. 2011 0Uhr33

Ein interessanter Artikel der "Süddeutschen" im Internet-Auftritt:
"Eine Frage des Geldes" http://www.sueddeutsche.de/wissen/restrisiko-der-atomkraftwerke-mit-sicherheit-ein-ungutes-gefuehl-1.1080472

Dort wird ein Fachmann zitiert, der sagt:

"Man kann sich theoretisch bestimmt vorstellen, einen Druckwasserreaktor inhärent sicher zu bauen, aber dann hat er jegliche Wirtschaftlichkeit verloren", sagt Hans-Josef Allelein, Professor für Reaktorsicherheit an der Technischen Hochschule Aachen.

Damit wird erneut die klare Aussage getroffen: Atomkraftwerke sind ausschliesslich dazu da, Profite zu machen.

Daraus ergibt sich automatisch: Sicherheits-Investitionen werden nicht gemacht. Die Aufsichtsbehörde gibt auch ohne dies frei.

Unfälle braucht nie der Betreiber zu bezahlen, sondern immer die Öffentlichkeit, ebenso wie die weiter ungeklärten Fragen der Zwischen- und Endlagerung des Atom-Mülls.


Neue Aktualisierung 4. 4. 2011 15Uhr 07

Nach den letzten Meldungen hat der Betreiber von Fukushima insgesamt über 11 000 Tonnen, also 11 Millionen Liter, verstrahltes Wasser in das Meer laufen lassen. Man sagte, man müsse in den Wasserbecken Platz schaffen, um neues Süsswasser zur Kühlung der immer noch von der Kernschmelze bedrohten Reaktoren zur Verfügung zu haben.

Anmerkung dazu: Die vorhandenen Wasserbecken oder Wassertanks in einem Kraftwerk mit 8 Reaktoren sind bei weitem nicht ausreichend. Jeder Grundschüler hätte ausrechnen können, wie bei einem Grossereignis wie diesem Platz für Süsswasser fehlen würde. Aber wie gesagt, Atomreaktoren sind zum ausschliesslichen Zweck des Profits da, nicht um Sicherheit zu produzieren.

Selbst die japanische Regierung, die bisher nur abgewiegelt hat, zeigt sich nun "besorgt" um die riesigen Mengen von Radioaktivität, die bereits ins Meer gelangt sind. Nach vorsichtiger Einschätzung dürfte im Pazifik über viele Jahre, eventuell Jahrzehnte, der Fang und Verkauf von Fischen unmöglich oder jedenfalls stark beeinträchtigt sein. In dem Masse, wie sich die Radioaktivität dann über alle Weltmeere verteilt, wird zwar die Strahlung im Pazifik geringer, dafür sind dann alle Weltmeere betroffen, wenn auch etwas geringer.

Diese vorsichtige Schätzung beruht ausschliesslich auf den bekannten Einleitungen von Radioaktivität ins Meer und den dort offiziell gemessenen Strahlungen. Sollte dies nicht die Wirklichkeit sein und/oder sollte weiterhin viel Radioaktivität ins Meer gelangen, kann es bis zum Ozean-Super-Gau gehen, dass jeglicher Fischfang die nächsten hunderttausend Jahre nicht mehr angeraten ist.

So lautet denn auch die Überschrift zum Artikel hierzu in der "Süddeutschen": "Regierung befürchtet katastrophale Auswirkungen"


Weitere Aktualisierung 4. 4. 2011 21Uhr31

Im ARD-Blog Werner Eckert beschäftigt sich auch ein Naturwissenschaftler mit den Angaben der Betreiber in Japan und was davon zu halten ist. Hier ein Zitat:

"Längst ist die Belastung weit draußen im Meer zu messen: 40 Kilometer von den Atommeilern weg und 10 km vor der Küste waren die Werte schon Ende vergangener Woche doppelt so hoch, wie sie sonst direkt am Einlauf aus dem Kraftwerk sein dürfen. Die Zahlen stammen vom japanischen Wissenschaftsministerium und belegen, dass die Belastung trotz der Verdünnung im Ozean nicht einfach nur messbar ist, sondern hoch."

Er sagt aber nicht klar die Schlussfolgerung: Zumindest eine Kernschmelze , wenn auch eventuell partial, hat es mit Sicherhehit schon gegeben.

Anderes Zitat:
" ... das was die Betreiberfirma offiziell am Kraftwerk misst, erklärt kaum die Belastung weiter draußen.

Erst seit der Riss in einem Schacht unter dem Turbinengebäude von Block 2 bekannt ist, nähert man sich einer plausiblen Erklärung. Dort ist sehr viel höher strahlendes Wasser gemessen worden. Und es rinnt eben ins Meer. Aber schlimmer: um den Weg des Wassers zu verfolgen hat man eine farbige Markierungsflüssigkeit schon in den Zulauf des Schachtes geschüttet. Von dem markierten Wasser fehlt aber jede Spur. Es kam nicht einmal in dem Schacht an, sondern war einfach weg."

Was ist die Schlussfolgerung hiervon? Es gibt weit mehr als den einen Riss. Der Beton unter dem Reaktor 2 ist wohl schon löcherig wie Schweizer Käse - was wiederum auf eine (teilweise) Kernschmelze hinweist. Das heisst aber, es wird alles, alles, alles, was da an Radioaktivität drin ist, an die Umwelt gehen. Wahrscheinlich ist bisher kaum 10% nach aussen gedrungen.
Daher funktioniert auch nicht, das Loch mit verschiedenen Bindemitteln zu verstopfen.

Weiteres Zitat:
"Rätselhaft bleibt auch nach wie vor woher die hohe radioaktive Belastung in dem Schacht kommt. Nach Ansicht von Experten muss es Lecks in den Reaktorhüllen geben. Zudem tobt in Expertenkreisen eine heftige Diskussion, ob die Anwesenheit von bestimmten kurzlebigen radioaktiven Isotopen nicht auch darauf hindeutet, dass wieder eine Kettenreaktion in Gang gekommen ist."

Oh mein Gott, mein Gott, das nicht auch noch! Wollen wir hoffen, das zumindest passiert nicht. Wenn nämlich wieder eine Kettenreaktion in Gang kommt, dann wird andauernd weiter radioaktive Substanz erzeugt, von der Sorte, die im menschlichen Körper bleibt. Vor allem aber wird dann die unmittelbare Gamma-Strahlung und Neutronen-Strahlung so hoch, dass sich niemand mehr annähern kann, um das Ganze etwa unter 20 000 Tonnen Beton zu begraben. Das ginge dann nur mit Robotern.

Schon jetzt herrscht in der Nähe jenes Wassers, das am Ende ins Meer läft, eine Strahlung von 1 Sievert pro Stunde, also 1000 MilliSievert pro Stunde. Da kann man schon niemand mehr hinschicken, will man nicht mit einer Mordanklage überzogen werden.

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen von Kindern mit Krebs.

Der Blogger weist dann auch darauf hin: Im Wasser des Meeres verdünnt sich die Strahlung natürlich schnell, aber es gibt auch den umgekehrten Effekt: Die Partikelchen von Caesium 137 reichern sich in der Nahrungskette wieder an. Wenn wir am Ende der Nahrungskette Grossfische wie zum Beispiel Lachse essen, kann dort schon wieder eine messbare Strahlung herrschen.

Und die Partikel von Caesium137 haben Halbwertszeiten von Jahrzehnten. Die haben also viel Geduld zu warten, bis sie Dich erwischen.

Wenn jemand das nachlesen will, hier: http://blog.tagesschau.de/2011/04/04/wie-wirkt-sich-fukushima-aufs-meer-aus/



Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

- Super-Gau Japan 3

- Fukushima – Es wird immer gruseliger

- Radioaktivität? - Alles unschädlich

- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7

- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4

- Fukushima – Düster, düsterer

- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?

- Fukushima – Die Atom-Mafia

- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit

- Der Deutsche Atom-Gau

- Fukushima: Nuklear-Explosion?

- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?

- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein

- Fukushima: Mein Gott, Walter

- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten

- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt

Donnerstag, 31. März 2011

Radioaktivität? – Alles unschädlich!

Genau wie vorhergesagt

Von Karl Weiss

Die Verharmlosungskampagne hat begonnen. Wir werden von allen Seiten mit „Fachmeinungen“ unter Beschuss genommen, die uns erklären, die Radioaktivität, die sich ausgehend von Fukushima über die ganze Welt verbreitet, sei „gering“, „harmlos“, „nicht gesundheitsschädlich“ usw. usf.

Kind Radioaktivität Japan

Der Bürgerjournalist hat dies bereits vorausgesagt und auch gleich dazu Stellung genommen:

„Zugleich wird all dies in weltweiten Medienkampagnen geleugnet werden. Alle werden bis zum Erbrechen wiederholen, die Strahlung sei nicht über den Grenzwerten. Das mag sein, nützt aber niemandem etwas. Grenzwerte sind willkürlich von „Experten“ der Atomindustrie festgelegte Nummern, die in keinerlei wissenschaftlichen Experimenten bestätigt wurden.

Darum sei hier noch einmal gesagt: ALLE, JEGLICHE radioaktive Strahlung ist gefährlich und zerstört Zellen und/oder kann Zellen dazu bringen, zu degenerieren und Krebs zu entwickeln bzw. missgebildete Kinder zu verursachen. Auch die natürliche Umgebungsstrahlung tut dies bereits Tag für Tag. Darum spreche ich auch ausdrücklich von „zusätzlichen“ Fällen von Krebs und Missbildungen.“

Fukushima - Reaktor 3 - Plutonium

Hier auch meinen Dank an den Leser, der mir per E-mail Links geschickt hat.

Den Preis der unverschämtesten Ansammlung von Lügen und Halbwahrheiten erhält dabei der Interviewte der ARD, ein gewisser Kanisch, dessen Funktion folgendermassen definiert wurde:

„Günter Kanisch ist Diplom-Physiker und Mitarbeiter der Leitstelle Umweltradioaktivität des Hamburger Johann Heinrich von Thünen-Instituts, einer Bundesforschungseinrichtung für Ländliche Räume, Wald und Fischerei.“

„Bundesforschungseinrichtung“, hören Sie? Dem seine Chefs sind der Bundesforschungsminister und Frau Merkel. Dem bleibt also nichts anders übrig: Entweder er lügt im Interesse des Atomstaates das Blaue vom Himmel herunter oder er gefährdet seinen Arbeitsplatz. Selbstverständlich hat er sich für das erstere entschieden.

Japanisches Atomkraftwerk Fukushima

Und dann geht das Interview los: Gleich am Anfang behauptet er, Fische würden radioaktive Partikel, die sie in den Körper bekommen, wieder ausscheiden. Weiss nicht, woher er diese Weisheit hat.

Wenn ich mich an den Biologieunterricht erinere (auch wenn das schon viele Jahre her ist), haben alle Wirbeltiere (und die Vorfahren von ihnen allen waren ja Fische) im Prinzip übereinstimmende chemische Vorgänge im Körper und übereinstimmende Elemente, ohne die sie nicht leben können (die sogenanten Spurenelemente). Zu denen gehören Kalium und Calcium.

Nun wird aber Caesium 137 vom Körper der Wirbeltiere mit Kalium verwechselt, weil beides Alkalimetalle sind und chemisch fats identisch reagieren. Aus diesem Grund baut der Körper dieses Isotop in die Körpersubstanz ein, als sei es ein Kaliumatom. Das gleiche gilt für Strontium 90, ein anderes Isotop aus einem Super-Gau: Der Körper verwechselt es mit Calcium, weil es eben auch ein Erdalkalimetall ist und baut es in die Körpersubstanz ein. Ähnliches dürfte für Jod 131 gelten, aber da bin ich nicht sicher, ob Fische auch eine Schilddrüse haben, die Jod einbaut. Aber Jod ist sowieso weniger gefährlich, weil es eine kürzere Halbwertszeit hat.

Die Behauptung, Fische würden (im Gegensatz zum Menschen) radioaktive Isotopen, wie sie bei einem Supergau entstehen, wieder aus dem Körper ausscheiden, ist also gewagt. Warum er sie gewagt hat: Er geht davon aus, kein Schwein weiss über diese Details Bescheid und da kann man schon mal lügen.

Wenn allerdings diese seine Behauptung zusammenbricht, dann tut es auch die Schlussfolgerung: Fische, die weit entfernt von Fukushima gefangen würden, hätten keine strahlenden Teilchen mehr im Körper.

erneute Explosion Fukushima

Dann kommt der nächste Trick, mit dem er uns im Sinne des Atomstaates übertölpeln will, hören Sie:

„ ... annimmt, man würde über das Jahr verteilt acht Kilogramm Fisch essen, der eine radioaktive Konzentration von 100 Becquerel aufweist, dann kommt man auf eine Jahresdosis von 10 Mikrosievert im Jahr. Zum Vergleich: Der Grenzwert, der allgemein für die Bevölkerung gilt, liegt bei einem Millisievert, also 1000 Mikrosievert pro Jahr. Akut gesundheitsgefährdend für den Menschen wird es erst ab einer Konzentration von 500 bis 1500 Millisievert.“

Haben sie die beiden Tricks bemerkt? Nein, haben Sie leider nicht und deshalb darf er es auch wagen, solche unverschämten Halbwahrheiten hinauszuposaunen. Der erste ist das Wörtchen „akut“.

Eine „akute“ Gesundheitsgefährdung ist etwas, was den Menschen innerhalb kurzer Zeit krank macht und eventuell sterben lässt. Dagegen sind die Gesundheitsgefährdungen, die vom Essen von Fisch mit strahlenden Teilchen von Caesium 137 und/oder Strontium 90 im Körper ausgehen, ja die Herausbildung von Krebs (das kann Monate und Jahre dauern) und die Veränderung der Gene, so dass es zu Missbildungen beim Nachwuchs kommt, was ebenfalls lange dauern kann, bis es manifest wird.

Der zweite Trick: Wenn er den allgemein für die Bevölkerung geltenden Grenzwert von einem Millisievert pro Jahr nennt, so ist zu sagen, es gibt keinerlei Untersuchung mit wissenschaftlichem Anspruch, die belegt, dass eine solche Dosis, wenn sie radioaktiv strahlende Teilchen IM MENSCHLICHEN KÖRPER betrifft, keine Gesundheitsgefahren beinhaltet. Im Gegenteil: Jeder Fachmann, der nicht mit der Atomindustrie oder dem Atomstaat verbandelt ist, wird eine solche Aussage klar verneinen. Selbstverständlich ist eine solche Strahlung IM KÖRPER schwer gesundheitsschädlich!

Er vergleicht also Äpfel und Birnen und hofft, wir merken es nicht.

In der Internet-Version des Interviews mit diesem Gentleman ist auch noch ein Kasten enthalten, in dem die Sache mit den Sieverts so erklärt wird:

„In Deutschland liegt die natürliche Strahlenbelastung nach Angaben des Bundesumweltministeriums in einem ganzen Jahr bei durchschnittlich 2,4 Millisievert. Akute Strahlenschäden sind ab einer Dosis von mehr als 500 Millisievert pro Stunde zu befürchten: Dazu zählen laut Bundesamt für Strahlenschutz verbrennungsähnliche Erscheinungen auf der Haut, Haarausfall, Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit und Blutarmut.“

Das ist infam! Es wird überhaupt nur als „Strahlenbelastung“ gezählt, was zur „Strahlenkrankheit“ führt. Die beschriebenen Erscheinungen sind die der Strahlenkrankheit, die jeder bekommt, wenn er relativ hohen Dosen von Strahlung ausgesetzt war, ohne aber auch nur EIN verstrahltes Teilchen in den Körper bekommen zu haben (z.B. weil man Schutzanzug und Maske trug).

Solche hohen Strahlungen kommen aber nur im Falle des Atomreaktors oder der Atombombe vor. Die Fragestellung bezog sich aber auf die radioaktive Teilchen eines Super-Gaus, die es herunterregnet und die man eventuell einatmet oder verschluckt oder die Teilchen, die im Trinkwasser sind oder in der Nahrung. Man lenkt also absichtlich vom Thema ab.

Die Möglichkeit, dass Radioaktivität Krebs erzeugt und Missbildungen bei den Nachkommen, wird überhaupt nicht erwähnt. Wie gesagt, das ist infam!

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen von Kindern mit Krebs.

Am Ende des Interviews wird der „Fachmann“ noch auf das Problem Plutonium angesprochen, das ja inzwischen auch gefunden wurde ausserhalb der Reaktoren in Fukushima. Da dies natürlich nun der kritischste Teil des Interviews wird, benutzt der schlaue Dioplom-Physiker einen neuen Trick: Die bisher gefundenen Mengen von Plutonium seien ja klein und so kleine Mengen könnten eigentlich keine Gefahr für die Weltbevölkerug darstellen.

Er unterschlägt einfach: Dort, wo diese kleinen Mengen aus dem Reaktor 3 entfleucht sind, werden noch weitere Mengen kommen, den niemand hat bisher behauptet, der Betreiber von Fukushima habe irgendwelche Lecks bereits schliessen können oder dies auch nur versucht.

Zu all dem kommt dann noch der Skandal der Erhöhung der Grenzwerte für Höchstrahlung von Lebensmitteln in Europa genau im jetzigen Moment, hier:

„Es ist ein Skandal, wenn die Grenzwerte massiv angehoben werden und die Bevölkerung im Unklaren darüber gelassen wird“, (...) zumal Deutschland nicht am Rande einer Nahrungsmittelknappheit stehe. Es sei nicht hinnehmbar, dass Lebensmittel, die in Japan nicht mehr in den Handel gelangen dürfen, nun frei in Deutschland verkauft werden können. So liege beispielsweise der Grenzwert für radioaktives Cäsium in Fleisch in Japan bei 500 Becquerel und in der EU nun bei 1250 Becquerel. Fischöl und Gewürze dürften in der EU nun mit bis zu 12.500 Becquerel pro Kilogramm belastet sein – ein 20-faches des bisherigen EU-Grenzwerts.

( wer sich dazu genauer informieren will, kann das hier tun: http://www.hintergrund.de/201103301469/politik/politik-eu/in-japan-verboten-in-deutschland-auf-dem-tisch-ueber-aufgeweichte-strahlengrenzwerte-und-zweifelhafte-buergschaften-fuer-schrottreaktoren.html )

Da gibt es auch noch etwas über den Skandal der Bundesregierung mit den Bürgschaften. Der deutsche Steuerzahler bekommtvon der Regierung Bürgschaften für das Errichten von Atomkraftwerken in anderen Ländern aufs Auge gedrückt.

Hier auch noch etwas zur Frage, ob man nicht auswandern soll aus Deutschland und irgendetwas auf der Südhalbkugel finden soll, um den Gefahren der Strahlung zu entgehen. Nein, das hat keinen Sinn. Zwar wird die Strahlung in der Luft in West-Ostrichtung rund um die Erde getragen und wird sich damit damit zunächst auf der Nordhalbkugel verbreiten, aber mit der Zeit wird das immer breiter und nach 20 Jahren hat man eine gleichmässige Verteilung um die ganze Erde (wie damals mit den Teilchen der oberirdischen Atombombenversuche).

Aber die radioaktiven Teilchen im Meer – und das scheinen diesmal besonders viele zu sein, weil Fukushima am Meer liegt – werden sich in kurzer Zeit mit den grossen Meeresströmungen über die ganze Welt verbreiten. Wichtige solche Strömungen überschreiten den Äquator und auch auf der Südhalbkugel kann niemand sicher sein. Es kann einem also in einem Jahr passieren, dass man am Strand in Rio einen Schwall Wasser in den Mund bekommt und damit einige Teilchen Caesium 137. Und später fragt man sich, warum gerade man selbst Krebs bekommen musste – noch dazu einen so aggressiven.

Zusammengefasst:

Atomkraftwerke sind eines der grössten Geschäfte aller Zeiten (nicht zuletzt deshalb, weil selbst einfache Sicherheitsvorkehrungen nicht gefordert werden und im Fall eines Unfalls immer die Öffentlichkeit zahlt, nie der Betreiber). Neben dem Betreiber ist natürlich der Hersteller einer der anderen grossen Gewinner. Im deutschen Fall heisst der Siemens.

Diese Milliarden-Profite wird man sich nicht so leicht nehmen lassen. Man hofft, den Fukushima-Schock dadurch in den Griff zu bekommen, dass man jetzt aufhört (oder fast aufhört), über den Fortgang des Super-Gaus zu berichten und die ganze Berichterstattung darauf konzentriert, es gäbe keine Gesundheitsprobleme.

Es geht um Leben und Tod! Die Proteste gegen die Atomkraft müssen jetzt überall weiter intensiviert und vor allem auch kämpferischer werden!

Zusatz vom 1. April 2011 (aber kein Aprilscherz!)

Im Meerwasser vor der Atomruine wurde erneut eine sehr hohe Konzentration von radioaktivem Jod entdeckt. Die Radioaktivität habe das 3355-fache des zulässigen Wertes erreicht, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo.


Hier weitere Zusätze vom 1. April 2011 (alles leider keine Aprilscherze)

Einige Fakten für diese Zusätze habe ich aus dieser Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/2/149578

Eines der wesentlichen Probleme ist dort im Moment die hohe Verstrahlung des Meeres vor den Reaktor. Man gibt zwar im Moment nur Verstrahlungswerte von Jod 131 an, aber dieses Isotop ist wegen der geringen Halbwertszeit nicht das kritischste. Für dieses Jod-Isotop wurde die zehn-Millionenfache der Höchstgrenze gemessen. Später hat der Betreiber das als Messfehler deklariert. danach wurde erneut gemessen und man hat das 10 000 fache des Höchstwertes gemessen. Die neueste Nachricht ist: beide Messungen waren richtig, also auch jene mit den 10 millionenfachen.

Da wo Jod 131 ausgetreten ist, sind auch Cäsium 137 und Strontium 90 ausgetreten. Die sind aber viel kritischer als das Jod, weil sie weit längere Halbwertszeiten haben. Oben wurde schon darauf eingegangen, dass Fische diese strahlenden Isotopen in ihren Körper einbauen und dann, wenn gefangen und gegessen, sie in den menschlichen Körper weitergeben können.

Die Kontaminierung des Grundwassers unter dem Kraftwerkskomplex ist ein weiteres Problem, das offenbar parallel zu dem des Meerwassers verläuft. Auch hier Tausendfach überschrittene Höchstwerte. Offensichtlich tritt Wasser, das direkten Kontakt mit den Brennstäben gehabt hat und daher hoch verstrahlt ist, aus dem Reaktorinneren von mindestens einem der Reaktoren aus und läuft ins Grundwasser bzw. ins Meer.

Nochmals sei erwähnt, dass die Deutsche Gesellschaft für Strahlenschutz bereits vergangene Woche eine dringende Ausweitung der Zone der Evakuierung gefordert hat. Die japanische Regierung lehnt das ab und macht sich damit des Massenmordes schuldig.

Ebenso hat jene Gesellschaft speziell auf das Problem der Verstrahlung des Meerwassers hingewiesen, das nicht unterschätzt werden dürfe.

Für dies Wochenende ist Nordwind vorhergesagt in Fukushima, d.h. die radioaktiven Partikel in der Luft werden in Richtung Tokyo getrieben. Der Grossraum Tokio hat 35 Millionen Einwohner!

Es gibt in Fukushima ein Abklingbecken, das mit 1300 verbrauchten Brennstäben gefüllt ist. Es gibt Riesenmengen an Energie ab! Man braucht zur Kühlung jeden Tag 90 Tonnen Wasser.

Diese Energiemenge ist grösser als jene, die in den Reaktoren 2 und 3 zusammen gekühlt werden muss.

So und nun muss ich wörtlich die oben angegebene Quelle zitieren, denn das schnürt mir den Hals zu und ich kann nicht mehr tippen, weil mir alles vor den Augen verschwimmt:

"Die Mutter eines 32jährigen Arbeiters wird zitiert, der mit seinen Kollegen verzweifelt versucht, die Reaktoren zu kühlen. Sie würden davon ausgehen, entweder kurzfristig an der Strahlenkrankheit oder langfristig an Krebs sterben werden, erklärte die Frau in einem Interview, die anonym bleiben wollte. "He told me they have accepted they will all probably die from radiation sickness in the short term or cancer in the long-term." Inzwischen wurde auch schon aus verschieden Emails der Arbeiter zitiert. Sie berichten davon, am Ende ihrer Kräfte zu sein. In einer Email heißt es: "Weinen ist unnütz. Wenn wir jetzt in der Hölle sind, bleibt uns nichts anderes übrig, als in Richtung Himmel zu kriechen. Bitte, seht Euch vor der verborgenen Kraft der Atomenergie vor", warnt er.




Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

- Super-Gau Japan 3

- Fukushima – Es wird immer gruseliger

- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?

- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7

- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4

- Fukushima – Düster, düsterer

- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?

- Fukushima – Die Atom-Mafia

- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit

- Der Deutsche Atom-Gau

- Fukushima: Nuklear-Explosion?

- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?

- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein

- Fukushima: Mein Gott, Walter

- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten

- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt

Dienstag, 29. März 2011

Fukushima – Es wird immer gruseliger

Jetzt auch Plutonium

Von Karl Weiss

Hätte jemand vor über zwei Wochen, als das erste Mal der Name Fukushima in den Schlagzeilen auftauchte, den heutigen Stand der Dinge und die nun sehr wahrscheinlichen Möglichkeiten vorhergesagt, er wäre als Katastrophen-Journalist, als Schwarzmaler, als Berufs-Pessimist, als Verschwörungstheoretiker und was noch alles bezeichnet worden. Denn nun kommt fast täglich eine neuer gruseliger Fakt hinzu. Das Murphy-Gesetz: „Wenn etwas schiefgehen kann, wird es auch schiefgehen“ scheint sich durchzusetzen.

Kind Radioaktivität Japan

Nachdem gestern vom Betreiber Tepco erstmals zugegeben wurde, in einem der Reaktoren sei es bereits zu einer (teilweisen) Kernschmelze gekommen, ist der letzte aktuelle Grusel-Faktor Plutonium. So ganz nebenbei gab man bekannt, an mehreren Stellen auf dem Gelände der havarierten Reaktoren sei Plutonium nachgewiesen worden. Das ist eigentlich die ersten Seiten aller Zeitungen und Magazine und die Aufmachermeldung der Fernsehnachrichten wert. Doch man versteckt das lieber weiter hinten. Schliesslich will man den Bundesbürger ja nicht besorgt machen, nicht wahr?

Es gibt nämlich noch eine kleine Chance, dieses Plutonium könnte aus einem der offenliegenden Abklingbecken stammen, denn auch bei der „normalen“ Bauweise eines Atomreaktors mit der Verwendung von Uran als Brennstoff entsteht eine kleine Menge Plutonium.

Aber die weit wahrscheinlichere Möglichkeit ist die, dass das Plutonium aus dem Reaktor 3 stammt, wo die sogenannte Mox-Technik angewandt wird, nämlich eine Mischung aus Uran und Plutonium zu verwenden.

Fukushima - Reaktor 3 - Plutonium

Sehen Sie sich einmal gut das Bild vom Reaktor 3 an, das am 27. März aufgenommen wurde, wie ins Bild eingeblendet ist. Es ist also das eigentliche Reaktorgebäude bereits vollständig zusammengebrochen und auf den Betonmantel des Reaktors gefallen – es hatte ja eine grosse Explosion gegeben.

Bei dieser Bauweise ist der Kran, der die Brennstäbe aus dem Reaktorbehälter herausheben soll, am Reaktorgebäude festgemacht.Dieser Kran kann also nicht mehr benutzt werden und zudem besteht der Verdacht, er hat beim Fallen auf den Betonkern dort ein Loch geschlagen. Aus diesem Loch würde jetzt die Radioaktivität einschliesslich des Plutoniums entweichen. Der dunkle Rauch, den man auf dem Bild sehen kann, weist auch daraufhin: Das ist bereits Wasserdampf mit vielen (dunklen) radioaktiven Teilchen vermischt – und die können nur aus dem Reaktorinneren stammen.

Nun, mag einer sagen, nehmen wir doch einmal den positivsten Fall an und warten erst einmal ab, was sich heraustellt.

Dies ist die Attitüde aller bisherigen Berichterstattung über die Fukushima-Katastrophe. „Lasst uns das Beste hoffen und nicht gleich das Schlimmste annehmen“. Nun, in keinem einzigen Fall trat bisher „das Beste“ ein, sondern immer das Schlimmste.

erneute Explosion Fukushima

Ausserdem wurde jetzt offiziell zugegeben, dass die Brennstäbe in drei der Reaktoren "beschädigt" seien. Wiederum eine verniedlichende Darstellung.
Wenn wir einmal davon ausgehen, dass der eigentlich Betonmantel des inneren Schutzgehäuses noch in keinem Reaktor dort zusammengefallen ist, sondern bestenfalls Löcher hat, so können "Beschädigungen" der Kernbrennstäbe eben nur aus Überhitzungen herrühren, also aus einer beginnenden oder schon ablaufenden Kernschmelze. Nun sind also drei schon zugegeben!

Plutonium ist nicht nur radioaktiv, sondern auch giftig (Milligrammengen können einen Menschen töten), wenn sie in den Körper kommen (verschlucken, einatmen). Die Halbwertzeit des häufigsten Plutonium-Isotops Plutonium-239 sind 24 000 Jahre! Das heisst: Im Jahr 26000 nach Christus strahlt immer noch die Hälfte der Radioaktivität von jetzt.

Weil es nun aktuell ist, hier ein kurzer Auszug aus dem ersten Artikel des Bürgerjournalisten zu Fukushima („Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität“ http://karlweiss.twoday.net/stories/14878054/ ):

„Schliesslich kommen noch die Plutonium-Nuklide ins Spiel, denn ein Atomreaktor produziert auch künstliche Isotopen von natürlich nicht vorkommenden Elementen. Dazu gehören Plutonium und Americium, beides extrem giftige Schwermetalle. Meistens ist es aber nicht die Giftigkeit, die tötet, sondern die Strahlung. Besonders Plutonium 239 ist gefürchtet, denn es ist ein Alpha-Strahler und hat die phantastische Halbwertszeit von 24 000 Jahren. Wer das in den Körper bekommen hat, wird noch Jahre überleben, aber von niemandem beneidet werden. Es gibt auch noch Plutonium 241, das zunächst als Betastrahler nicht so gewalttätig ist, bis es sich in Americium 241 umgewandelt hat. Das ist nämlich wie das erwähnte Plutonium-Isotop ein Alpha-Strahler, in diesem Fall mit einer Halbwertszeit von über 400 Jahren, also der sichere Tod, aber mit Zeitverzögerung, um dem Betroffenen noch viele Jahre des Leidens zu bescheren. (...) Alphastrahlung ... ist sehr massiv, hat aber fast keine Eindringtiefe. Sie kann kein Blatt Papier durchschlagen. Hat man aber einen Alphastrahler im Körper, so wird jene Körperregion völlig zerstört. Da kommt es dann zu jenen abfaulenden Gliedmassen und Organen.“

Japanisches Atomkraftwerk Fukushima

Sollte es tatsächlich so sein, wie der Artikel der „Süddeutschen“ von heute nahelegt: „Zusammen mit der eben von Regierungsseite bestärkten Vermutung, dass in Block 2 eine Kernschmelze stattgefunden hat und dort der Druckbehälter wahrscheinlich beschädigt ist, wären somit zwei Reaktorkerne der havarierten Kraftwerksanlage mit der Außenwelt in Verbindung. Beide Druckkessel entlassen womöglich radioaktives Material in die Umwelt.“, so ist das nicht mehr ein Supergau, sondern DER Super-Super-Gau der Menschheitsgeschichte.

Wenn man voraussetzt, die japanische Betreiberfirma wird den Austritt praktisch der gesamten Radioaktivität (in Form winziger, dem blossen Auge unsichtbarer Teilchen) dieser beiden Reaktoren an die Umwelt nicht verhindern können (und davon muss man ausgehen), dann wird nicht nur der Norden Japans im wesentlichen unbewohnbar sein – und zwar bis ans Ende der Zeiten, dann werden auch die radioaktiven Teilchen, die in der Luft um den Erdball ziehen und von den Meeresstömungen auch noch in den letzten Winkel des Planeten gebracht werden, weltweit Millionen (ich wiederhole Millionen) Fälle von Plutonium-Vergiftungen, von Plutonium-Verstrahlungen mit abfaulenden Gliedern und/oder Organen, von Strahlungskrankheiten mit jahrelangem Leiden, von zusätzlichen Krebsfällen, speziell Leukämie, und von zusätzlichen missgebildet geborenen Kindern verursachen.

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen von Kindern mit Krebs.

Zugleich wird all dies in weltweiten Medienkampagnen geleugnet werden. Alle werden bis zum Erbrechen wiederholen, die Strahlung sei nicht über den Grenzwerten. Das mag sein, nützt aber niemandem etwas. Grenzwerte sind willkürlich von „Experten“ der Atomindustrie festgelegte Nummern, die in keinerlei wissenschaftlichen Experimenten bestätigt wurden.

Darum sei hier noch einmal gesagt: ALLE, JEGLICHE radioaktive Strahlung ist gefährlich und zerstört Zellen und kann Zellen dazu bringen, zu degenerieren und Krebs zu entwickeln bzw. missgebildete Kinder zu verursachen. Auch die natürliche Umgebungsstrahlung tut dies bereits Tag für Tag. Darum spreche ich auch ausdrücklich von „zusätzlichen“ Fällen von Krebs und Missbildungen.

Die natürliche Umgebungsstrahlung kommt im wesentlichen als Gammastrahlung aus dem Boden, weil dort radioaktive Elemente vorkommen. Für sie gilt also die „Dosis“, also das, was man mit dem Geigerzähler misst. Bei Atomunfällen wie diesen kommen aber radiaktive Partikelchen ( Caesium137, Strontium 90, Jod 131, Plutonium 239, Plutonium 241 und viele, viele andere), in geringer Konzentration. Es sind oft so wenige, dass der Geigerzähler überhaupt keinen zusätzlichen Ausschlag gegenüber der Umweltstrahlung gibt – oder jedenfalls einen unter den berühmten „Grenzwerten“. Auch wenn alle „Grenzwerte“ eingehalten werden, können also die gefährlichen Partikel in den Körper kommen – und der lässt sie nicht wieder heraus.

Wir haben es, wenn sich das so entwickeln sollte wie oben beschrieben, - und das ist extrem wahrscheinlich – mit einer Katastrophe mit Millionen von Toten und missgebildeten Kindern zu tun.


Zusatz:

Ein alter Bekannter von mir hat mir per E-Mail diese Analyse geschickt, die ich in diesem Zusammenhang nicht unterschlagen will:

Was hat der Kernkraftwerkbetreiber Pemco in Japan verbrecherischerweise an Sicherheitsmassnahmen im Atomkraftwerk Fukushima unterlassen?

Nun, in einem Land wie Japan ist die erste Sicherheitsmassnahme natürlich die Resistenz gegen Erdbeben, denn Japan ist berühmt für seine Erdbeben und auch auch für ihre aussergewöhnliche Stärke. Die Japaner sind in hervorragender Weise in der Lage, in den Grossstädten Hochhäuser zu bauen, die erdbebensicher sind. Es gibt keinen einzigen Bericht von einem eingestürzten Hochhaus bei dem jetzigen Erdbeben von Stärke 9, das eines der schwersten aller Zeiten war. Die Japaner sind also Spezialisten im erdbebenresistenten Bau und es ist zu fragen, warum war das Atomkraftwerk nicht erdbebenresistent?

Zwar haben die Strukturen des Kraftwerkkomplexes und der Reaktoren keinen Schaden erlitten (oder jedenfalls wissen wir nichts davon), aber das Atomkraftwerk war nicht auf die Folgen von Erdbeben eingerichtet.

Auch hat das Erdbeben, wie vorgesehen, sofort zum Herunterfahren der produzierenden Reaktoren im Atomkraftwerk geführt, aber da hörte die Erdbebensicherheit auf.

Es fielen nämlich durch das schwere Erdbeben die Stromversorgung und die Wasserversorgung des Atomkraftwerkes aus. Das ist ein bei schweren Erdbeben vorauszusehender Effekt und man hatte Jahrzehnte Zeit, sich auf so etwas einzustellen.

Offenbar waren auch Dieselaggregate installiert, die in einem solchen Fall die Stromversorgung übernehmen sollten, doch die funktionierten nicht oder nicht lange genug. Gerüchte besagen, es habe Diesel gefehlt. Die andere Möglichkeit ist: Der nachfolgende Tsunami habe die Dieselaggregate überspült und sie seien ausgefallen.

Nun, das kann ja wohl nicht wahr sein! Das Land, das die grössten Tsunamis in der Geschichte erlebt hat, ist nicht auf Tsunamis eingestellt? Die Japaner haben die Tsunamis ja praktisch erfunden, selbst der Name Tsunami ist japanisch. Und da sollten sie vergessen haben, sich auf einen grossen Tsunami nach einem grossen Erdbeben einzustellen?

Es gibt hunderterlei Möglichkeiten, die in einer solchen Situation natürlich lebenswichtigen Stromerzeuger-Aggregate gegen Wassereinbrüche zu schützen. Man kann sie in einem Betonbunker und/oder auf einem leicht erhöhten Standort unterbringen, man kann sie überhaupt ausserhalb des eigentlichen Geländes auf der nächsten Anhöhe unterbringen. Eine 20 Meter hoher Hügel schützt bereits vollständig vor jedem Tsunami.

Das wäre auch eine Iddee für das eigentliche Atomkraftwerk gewesen. Statt unmittelbar am Meer hätte man es auf einer leichten Anhöhe in der Nähe des Meeres unterbringen können. Damit wäre die ganze Anlage Tsunami-sicher gewesen.

Der Standort am Meer wurde wohl gewählt, um Meerwasser zur Kühlung (in Gegenstrom-Kühlaggregaten) verwenden zu können, aber deshalb kann das Kraftwerk auch einige Hundert Meter vom Meer entfernt sein.

Das nächste war der Ausfall der Wasserversorgung, ebenfalls ein voraussehbarer Fall, denn schwerste Erdbeben knacken natürlich fast alle im Boden verlegten Wasserleitungen.

Nun wissen wir heute, da fehlten die Wassermengen, die man gebraucht hätte, um alle Reaktoren (und die Abklingbecken) die ganze Zeit runterzukühlen.

Wie konnte das passieren? Hat man ehrlich geglaubt, die Wasserversorgung könne nicht ausfallen? Oder hat man sich durch die Lage direkt am Meer täuschen lassen, wo ja immer genügend Wasser da ist? Nun, im eigentlichen Reaktorraum und auch in den Abklingbecken darf natürlich kein Meerwasser verwendet werden, denn dort verdampft das Wasser und dann bleibt Salz zurück, das alles verkrustet – wie es ja dann auch geschah.

Um für den Fall der Notabschaltung aller Reaktoren gerüstet zu sein (und die war ja für den Fall eines schweren Erdbebens ausdrücklich vorgesehen), muss man natürlich eine Riesenmenge Wasser in Becken, Tanks oder anderweitig zur Verfügung haben. Das weiss man ja vorher.

Warum das nicht vorhanden war bzw. die Wassermengen zu klein oder auch erneut das Problem des Fehlens des Stroms für die Pumpen, kan man sich kaum vorstellen. Sollte das eine zu hohe Anforderung an das Vorstellungsvermögen eines Reaktorplaners stellen: Wasser für das vollständige Herunterkühlen aller Reaktoren bereithalten und für Erdbeben- und Tsunami-resistente Pumpen und Energiequellen sorgen, um dieses Wasser dann auch dorthin pumpen zu können.

Man hätte zum Beispiel etwas landeinwärts an einer leicht erhöhten Stelle (tsunamisicher!) einen See anlegen können, von dem Wasser natürlich der Schwerkraft folgend zum Kernkraftwerk herunter rinnt (oder eben auch mit Pumpen und (tsunamisicheren) Generatoren).

Zusammengefasst: Man hätte mit einigen wenigen gut durchdachten und nicht sehr aufwendigen Massnahmen die schweren Folgen verhindern können, welche durch das Erdbeben und den Tsunami nur ausgelöst, nicht verursacht wurden. Die Ursachen liegen im Nicht-Vorbereiten auf eine solche Situation, obwohl die ja mit Sicherheit eines Tages eintreten würde.

Das ist kriminell und kein Unglücksfall!


Karl Weiss:
Kommentar von mir:
Wer nach Fukushima immer noch an den Kapitalismus glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen.



Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

- Super-Gau Japan 3

- Radioaktivität? - Alles unschädlich

- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?

- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7

- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4

- Fukushima – Düster, düsterer

- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?

- Fukushima – Die Atom-Mafia

- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit

- Der Deutsche Atom-Gau

- Fukushima: Nuklear-Explosion?

- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?

- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein

- Fukushima: Mein Gott, Walter

- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten

- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt

Samstag, 26. März 2011

Super-Gau Japan - 3

Neueste Meldungen: Jetzt ist Fukushima offiziell ein Super-Gau (Ereignis mit Kernschmelze).

Von Karl Weiss

Statt weitere Aktualisierungen im letzten Artikel zum Super-Gau in Japan anzubringen, werde ich nun einen neuen Artikel beginnen, denn seit dem letzten Mal hat sich Entscheidendes geändert:Es steht nun fest, dass eine oder mehrere Kernschmelzen bereits stattgefunden haben, es steht fest, es ist bereits ein Stufe 7-Ereignis (landläufig Super-Gau genannt) und es steht fest, die japanische Regierung klammert sich weiterhin verzweifelt an ein Lügen-Gebäude und erklärt das Ereignis für Stufe 5.

Kind Radioaktivität Japan

Spätestens seit die Deutsche Gesellschaft für Strahlenschutz ihre offizielle Stellungnahme abgegeben und gesagt hat, es habe (mindestens) eine Kernschmelze stattgefunden, kann niemand beim besten Willen mehr diese Tatsache verniedlichen oder verheimlichen. Fukushima ist bereits mindestens ein Tschernobyl-Ereignis (mit der Tendenz zu mehr). Diese Gesellschaft ist in diesem Sinne zuverlässig. Es waren ihr auch schon Verharmlosungen vorgeworfen worden, aber niemals Übertreibungen.

In der Zukunft wird es äusserst schwierig sein, die japanischen Behörden für diese Lügen zu bestrafen, denn sie werden sagen, sie hätten keine ausreichenden Informationen gehabt.

Tatsache ist aber: Jetzt auf Stufe 5 zu bestehen, wird viele zusätzliche Krebstote fordern und viele zusätzliche missbildete Kinder produzieren, denn die Stufe 5 verhindert eine Ausweitung der Evakuierungszone, denn Stufe 5 verhindert die umfassende Untersuchung von Wasser und von Nahrungsmitteln bis in relativ weite Entfernung vom Unglücksort, verhindert die Warnung an die internationalen Gremien, kurz: Sie ist unverantwortlich und sie ist tödlich.

erneute Explosion Fukushima

Wie um diese Fakten noch zu unterstreichen, kamen heute weitere Hiobsbotschaften: Die erste ist zunächst scheinbar nicht so wichtig: Aus mehreren Lecks der längst offenen „Verbunkerung“ von vier Reaktoren von Fukushima dringt radioaktiv verseuchtes Wasser. Dies kann von den vergeblichen Versuchen stammen, die schmelzenden Reaktoren mit Meerwasser zu kühlen, kann aber auch aus den Abklingbecken kommen, die ja ebenfalls nicht mehr gekühlt werden konnten und daher eventuell eine andere Quelle von Kernschmelze waren.

Es muss also davon ausgegangen werden: In mindestens vier Reaktoren oder Abklingbecken hat bereits eine Kernschmelze stattgefunden.

Ein solches Wasser ist nicht einfach nur radioaktiv, es enthält alle gefährlichen radioaktiven Teilchen in extrem hohen Konzentrationen. Es müsste eigentlich aufgefangen und an einen sicheren Ort gebracht werden, aber es ist schon klar, die verbliebene „Todgeweihten“, die in Fukushima arbeiten, können nichts mehr tun, um den Verlauf der Katastrophe auf zu halten oder auch nur etwas zu vermindern. Wahrscheinlich lässt man es einfach ins Meer laufen, was die Probleme mit Radioaktivität im Meer noch weiter verschlimmert.

Japanisches Atomkraftwerk Fukushima

Die zweite schlechte Nachricht von heute ist: Der Reaktor 1, der eigentlich am Anfang als das einzige Problem bekanntgegeben wurde, gibt nun auch das 10 000-fache der radioaktiven Strahlung von sich – mit anderen Worten: Dort ist nun auch eine Kernschmelze im Gang. Eigentlich hatte man schon berichtet, es sei gelungen, diesen Reaktor herunterzukühlen. Das stellt sich nun als Falschmeldung heraus.

Es scheint so, dass die japanischen Offiziellen die ganze Zeit nur versucht haben zu beruhigen und nie die Wahrheit gesagt oder sie jedenfalls unterdrückt haben. Jetzt, da es sich nicht mehr verhindern lässt, rückt man Stückchen für Stückchen mit der Wahrheit heraus. Das ist verbrecherisch!

Auch muss man jetzt erneut über den Vergleich mit Tschernobyl reden, das demnächst sein 25-jähriges Jubiläum hat: In Tschernobyl war nur ein Reaktor durchgegangen und hatte alle jene Verstrahlung verursacht. In Japan reden wir aber nun bereits über 4 Kernschmelzen, das ist bereits 4 Mal Tschernobyl! Und es ist noch keineswegs gesichert, dass nicht alle 8 Reaktoren von Fukushima in Kernschmelzen eintreten und eventuell noch ein paar der Abklingbecken dazu.

Es kommt ein weiteres Erschwernis hinzu: Ein Atomkraftwerk wie Tschernobyl, Tausende von Kilometern von Meer entfernt, kann „nur“ in der Umgebung und in der Hauptwindrichtung sehr hohe radioaktive Werte verursachen und eine hohe Dichte von radioaktiven Teilchen (hier wird einmal von jenen Teilchen abgesehen, die von den „Jet Streams“ um die ganze Erde getragen werden). Das hängt damit zusammen, dass feste Teilchen auf dem Festland relativ konstant an ihren Orten bleiben.Zwar tragen die Winde diese Teilchen auch weit - man erinnere sich nur, wie hohe Konzentrationen der Tschernobyl-Strahlung im Alpengenbiet (über 2000 km entfernt) ankamen und dort bis heute nachgewiesen werden Können - aber die Haupt-Verstrahlung bleibt doch regional.

Fukushima liegt aber am Meer. Mit Sicherheit haben sich bereits Sturzbäche von Radioaktivität ins Meer ergossen. Das Meer aber bleibt nicht am selben Ort. Das Wasser wird mit den Strömungen rund um die Welt getragen. Und das sind (auch wenn sie verdünnt sind) deutlich höher strahlende Ereignisse als jene, die vom Fallout aus der Stratosphäre kommen.

Es könnte z. B. dazu kommen, dass nicht nur in Japan, sondern über weite Teile der Welt jeglicher Fischfang eingestellt werden und jeglicher Fisch, der verkauft wird über Jahre und Jahrzehnte mit dem Geigerzähler überprüft werden muss.

Machen Sie sich nur einmal klar, ein wie grosser Teil der Menschheit von Fischfang lebt und ein wie grosser Teil der Menschheit sich hauptsächlich von Fisch ernährt. Da sind noch Katastrophen über Katastrophen im Anrollen.


Aktualisierung vom 26. 3. 2011 abends 19Uhr53

Die neuen schlechten Nachrichten von heute:

Selbst der Betreiber von Fukushima gibt nun zu, dass die Strahlung im Wasser (das zur Kühlung benutzt werden soll,) so hoch ist, dass dies die Arbeiten weiter verzögert. In Klartext übersetzt: Man kann nichts mehr machen, nur abwarten, was weiter passiert.

Zweite schlechte Nachricht, diesmal von einer Agentur, von der man vorher noch nichts gehört hat: Die japanische Agentur der Nuklearen Sicherheit (was hat die Wohl die letzten fünfzig Jahre und speziell die letzten zwei Wochen getan?) veröffentlichte jetzt radioaktive Messwerte des Meeres vor dem Atomkraftwerk. Die Konzentration von radioaktivem Jod ist dort 1250 mal höher als der Normalwert.

Das weist auf die Wichtigkeit dessen hin, was oben im Artikel schon gesagt wurde: Eindes der grössten Probleme aus diesem Super-Gau wird die Verstrahlung der Weltmeere sein.

Die 'Süddeutsche' nennet die Meerwasser-Kontaminierung "dramatisch".

Und noch ein kleines "Zuckerle", da ja morgen in zwei Bundesländern Landtagswahlen stattfinden und es dabei u.a. um die deutschen Atomkraftwerke geht. Hier ist ein Video, in dem 'Arte' einmal Arbeiter aus Atomkraftwerken befragt hat:
http://videos.arte.tv/de/videos/alles_im_griff_-3783544

Ach ja, da hätte ich fast die dritte schlechte Nachricht heute vergessen: Die beiden Tepco-Arbeiter, die verstrahlt wurden bei den Versuchen, noch irgendetwas am völligen Schmelzen aller Reaktoren in Fukushima zu verhindern, haben Strahlungsmengen von 2 bis 6 Sievert abbekommen.

Normalerweise wird immer die Einheit MilliSievert verwendet, das sind also 2000 bis 6000 MilliSievert. Die tödliche Dosis liegt so bei 5000 MilliSievert. Die beiden sind also zu qualvollem Tod verurteilt.

Diese "tödliche Dosis" bezieht sich nicht etwa auf eine Verstrahlung, die später einen Krebs (oder gleich mehrere) entwickeln kann und damit meist tödlich ist, sondern darauf, dass die Strahlung selbst, die ja die "Strahlenkrankheit" erzeugt, ohne weitere Möglichkeiten des Einschreitens zum Tode führt.

Ist die Tödliche Dosis weit überschritten, stirbt der Mensch in Stunden, der Begrif "tödliche Dosis" bezieht sich auf ein Sterben innerhalb von Tagen.

Am schlimmsten sind aber die dran, die nur die Hälfte oder ein Viertel dieser "tödlichen Dosis" abbekommen haben. Sie sterben selbstverständlich auch, aber erst nach entsetzlichen Qualen über Tage und Wochen, manchmal Monaten.

Leider "vergessen" es unsere heissgeliebten Medien, uns diese Tatsachen mitzuteilen.

Weitere Aktualisierung am 26. 03. 2011 nachts 23Uhr47

Ich habe jetzt eine hervorragende Zusammenfassung der aktuellen Situation in Fukushima in "rf-news" gefunden und will daher einen Teil davon zitieren:

"Messungen der IAEA (Internationale Atomenergie-Agentur) ergaben Werte der radioaktiven Strahlung zwischen 200.000 und 900.000 Bequerel im Umkreis des japanischen Reaktorkomplexes Fukushima I. Das liegt in der Größenordnung dessen, was auch in der näheren Umgebung Tschernobyls nach der Katastrophe von 1986 gemessen wurde. (...)

Die Kernschmelze ist nicht mehr aufzuhalten.

In den Containments der Reaktorblöcke herrscht nach den IAEO-Angaben eine Strahlenhölle. Die Werte von bis zu 60,5 Sievert pro Stunde liegen beim 220-Millionenfachen der natürlichen Hintergrundstrahlung. Das aus dem Kern des Reaktors 3 ausgelaufene Wasser hat nach Angaben der Betreiberfirma Tepco eine 10.000-fach erhöhte Radioaktivität. Das deutet darauf hin, dass die dort eingesetzten MOX-Brennstäbe beschädigt sind. Sie enthalten einen erhöhten Anteil von Plutonium. Schon 20 Millionstel Gramm des Ultragifts können einen Menschen töten. Ein mit Plutonium verseuchtes Gebiet ist auf Dauer unbewohnbar.

In den mit Meerwasser besprühten Reaktoren haben sich mittlerweile Tonnen von Salz angesammelt, die die Brennstäbe verkrusten und eine weitere Kühlung vollends unmöglich machen.

Die Auswirkungen auf die Umwelt werden immer dramatischer. Das Meerwasser vor Fukushima ist verseucht, das Gemüse aus der ganzen Region kann nicht mehr gegessen werden und im Trinkwasser werden bis nach Tokio bedrohlich erhöhte Werte an Radioaktivität gemessen.

Doch Japans Regierungschef sieht immer noch keine Notwendigkeit, der Weltöffentlichkeit endlich reinen Wein einzuschenken. Zahlreiche Rettungskräfte werden in Fukushima in den sicheren Tod geschickt. Und die Betreiberfirma hat noch die Stirn, den durch radioaktives Wasser lebensgefährlich verletzten Arbeitern die Schuld für ihre Kontamination in die Schuhe zu schieben. Eine menschenverachtende, verbrecherische Spurenverwischung!"

http://www.rf-news.de/2011/kw12/super-gau-wird-zur-akuten-gefahr-fuer-millionen

Das sagt alles!


Neue Aktualisierung 27. 3. 2011 Nachmittag 15Uhr34

Jetzt haben US-Fachleute zum ersten Mal Zutritt zu den Reaktoren gehabt, die da am Schmelzen sind. Sie haben festgestellt: Im Block 2 ist die Strahlung zehn Millionen mal höher als normal. Die Rettungsversuche wurden daraufhin bis auf weiteres eingestellt.

Diese Messung und diese Massnahme hätten die Betreiber des Katastrophenreaktors auch selbst tun können. Offenbar ist der Betreiber völlig skrupellos bereit, Menschen zu Reparaturarbeiten in die Strahlenhölle und damit in den Tod zu schicken. Wo sind die berühmten japanischen Roboter?

Im übrigen: Was uns die Berichte verschweigen: So hohe Strahlenwerte kann es nur geben, wenn der Reaktor bereits in die Kernschmelze eingetreten ist!

Es wird immer deutlicher: Das Desaster ist nicht hauptsächlich durch den Tsunami verursacht. Der hätte vorausgesehen und in die Sicherheitsmassnahmen einkalkuliert werden können. Das Ganze wurde erst dann zum Desaster, als selbstverständliche Sicherheitsmassnahmen wie doppelter Ersatz für lebenswichtige Funktionen wie Stromgeneratoren und grosse Wasserbecken für Kühlungen an jedem einzelnen Reaktor überhaupt nicht vorhanden waren.

Weitere Katastrophenmeldung: Die radioaktive Verstrahlung des Wassers im Meer vor dem Reaktor ist innerhalb eines Tages wesentlich angestiegen vom 1250-fachen auf das 1850-fache der "erlaubten" Dosis. Die Gefahr einer Verstrahlung der Weltmeere wird immer deutlicher.

Und jetzt kommt noch ein Hammer: Nachdem bereits einige Länder Restriktionen zur Einfuhr von japanischen Lebensmitteln verhängt haben und andere, darunter Deutschland, von einer verstärkten Überwachung sprechen, hat Japan bereits mit den Regeln der Welt-Handelsorganisation gedroht.

Niemand darf nämlich nach diesen Regeln Restriktionen der Einfuhr von Lebensmitteln verhängen, wenn eine Gefahr nicht wissenschaftlich bewiesen ist.

Das ist selbstverständlich unannehmbar. Bis zu einer konkreten Einfuhr wissenschaftlich hieb- und stichfeste Beweise vorliegen, vergehen Monate. Diese Regel heisst einfach: Alles muss hereingelassen werden.

Der Grund für diese Wahnsinns-Regeln ist natürlich nicht die radioaktive Strahlung, sondern die hohe Belastung von Lebensmitteln mit Pestiziden und anderen Giftstoffen. Speziell die entwickelten Länder betreiben ja Landwirtschaft nach dem Motto: 'Nach uns die Sintflut' und stopfen so ihre Lebensmittelexporte mit Pestiziden voll. Da es auch für diese Pestizide viel zu hohe "Toleranzwerte" gibt (ebenso wie bei der radioaktiven Strahlung), gewinnen sie immer im weltweiten Wetbewerb um den Markt der Nahrungsmittel.

Das ganze Grundproblem bei der Radioaktivität ist eben, es werden "Toleranzwerte" festgelegt, die völlig unakzeptabel sind, weil sie bereits Krebs in Tausenden von Menschen erzeugen können und Missbildungen der Nachkommenschaft. Am Ende ist aber nicht endgültig zu beweisen, dass ein konkreter Krebsfall auf die Strahlung zurückzuführen ist oder eine konkrete Missbildung, da es ohne radioaktive Strahlung ja auch Krebs und Missbildungen gibt.

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen von Kindern mit Krebs.

Das nutzen die Atom-Heinis skrupellos aus und behaupten: Keinerlei Gefahr! Keinerlei Gefahr!

Da es keine Kennzeichnungspflicht für japanische Nahrungsmittel gibt und eventuelle Kontrollen viel zu hohe Werte akzeptieren, müssen wir also Vorsicht beim Kauf von Lebensmitteln walten lassen.


Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

- Fukushima – Es wird immer gruseliger

- Radioaktivität? - Alles unschädlich

- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?

- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7

- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4

- Fukushima – Düster, düsterer

- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?

- Fukushima – Die Atom-Mafia

- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit

- Der Deutsche Atom-Gau

- Fukushima: Nuklear-Explosion?

- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?

- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein

- Fukushima: Mein Gott, Walter

- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten

- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt

Dienstag, 22. März 2011

Radioaktivitäts-Werte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden

„Fehlinterpretationen von Laien“

Von Karl Weiss

Die Messtationen von radioaktiven Strahlen, die meist zusammen mit Wetterstationen arbeiten, dürfen im Norden Deutschlands, auf der Insel Fehmarn und im Landesteil Schleswig von Schleswig-Holstein, nicht mehr ihre Ergebnisse veröffentlichen. Anscheinend kommt bereits der erste ‚Fallout‘ aus Japan in Deutschland an. Der Norden scheint besonders betroffen zu sein.

erneute Explosion Fukushima

Kann es sein, dass Radioaktivität aus dem Unfall in Japan bereits in Deutschland ankommt? Ja, das ist möglich. Die ungeheure Hitze einer Kernschmelze (über 2000° C) trägt die kleinsten belasteten Staubpartikel bis in über 12 000 Meter Höhe in die Stratosphäre. Dort herrschen die sogenannten Jet-Ströme, das sind Winde am Übergang der Lufthülle in den Weltraum. Durch die Drehung der Erde laufen diese Winde in West-Ost-Richtung (relativ zur Erde) und können im Extremfall Geschwindigkeiten bis nahe der Schallgeschwindigkeit erreichen.

In einem solchen Fall können diese Winde also feine radioaktiv belastete Partikel innerhalb von zwei Tagen um die Welt tragen. In dem Masse, wie sich solche Partikel zu grösseren zusammenlagern, fallen sie dann auf die Erde zurück und formen so einem radioaktiven ‚Fallout‘.

Fukushima Super-Gau

Es gibt jedenfalls keine andere vernünftige Erklärung, wieso die Zentrale des Deutschen Wetterdienstes für Stationen auf Fehmarn und in Schleswig die Veröffentlichung der Radioaktivitätswerte untersagt hat.

Dort behauptet man, dies sei nur eine Vorsichtsmassnahme, um einer „möglichen Fehlinterpretation solcher Werte von Laien“ vorzubeugen.

Ja, Deutscher Wetterdienst, da könnte ja ein Laie auf die Idee kommen und die aktuellen Zahlen mit früheren vergleichen – was natürlich nur die Fachleute tun dürfen – und die sind nun einmal in der Atomindustrie zu finden.

Atomkraftwerke Deutschland

Da könnte ein Laie auf die Idee kommen, selbst geringfügige Erhöhungen könnten zusätzliche Fälle von Leukämie und andere Krebsarten hervorrufen, ebenso wie Missbildungen im Mutterleib und durch Veränderung der Gene. Die Fachleute der Atomindustrie wissen natürlich: Selbst hohe Radioaktivitätswerte haben fast keinen negativen Einfluss auf Menschen.

Und – noch viel schlimmer, da könnte doch glatt ein Laie auf die absurde Iddee kommen, wegen solchen radiaktiven Fallouts auch in Deutschland das Stillegen der Atomkraftwerke zu fordern. Fachleute aus der Atomindustrie dagegen wissen: Das ist alles Angstmache und Manipulation von linken Spinnern. In Wirklichkeit ist die Atomenergie die sicherste von allen.


Zusatz vom Abend des 22.3.11, 20 Uhr 45 deutsche Zeit

Kaum war mein Artikel drei Stunden hier im Blog, schon beeilte sich die 'Süddeutsche', meine Vorhersage über die angebliche Unschädlichkeit der Strahlung in Deutschland zu konfirmieren.

Der Artikel "Spuren der Strahlung" ist vom 22.3., 18 Uhr 36, mein Artikel wurde um 15 Uhr deutscher Zeit reingestellt.

Hier Originalton:

"Für diesen Dienstag wurden erste radioaktive Partikel über Deutschland erwartet. Bedrohlich werden die Konzentrationen aber nicht sein."

Das ist die gleiche 'Süddeutsche', die vor ein paar Tagen einen Artikel drin hatte, in dem ein (wirklicher) Fachmann deutlich machte, auch kleine Mengen Radioaktivität erzeugen zusätzliche Krebsfälle und Missbildungen im Mutterleib oder in den Genen der Fortpflanzungsorgane.


Neuer Zusatz zum Artikel 22.3.11 nachts 23Uhr40 deutscher Zeit

Diesmal ist die Financial Times Deutschland dran mit der gleichen Lüge:
Artikel "Radioaktives Jod in Island nachgewiesen" (22. 3. 22Uhr 46):

"Die Teilchen aus dem Unglücks-AKW Fukushima legen offenbar weite Wege zurück: Islands Strahlenbehörde hat erhöhte Messwerte festgestellt, die Mengen sollen aber ungefährlich sein."

Na immerhin sagt man noch "sollen ... sein".

Nur zur Erinnerung: Island liegt vor unserer Haustür.

Hier bekommen Sie einen deutlichen Eindruck, wie unsere Medien funktionieren. Und das sind nun noch keinesfalls Springer-Blätter!


Weiterer Zusatz, Nacht zum 23. 3. 2011

Erneut die FTD, die bringts heute knüppeldick:

"Rund 40 Kilometer nordwestlich des Katastrophenreaktors Fukushima-Daiichi wurden um das 400-fache erhöhte Strahlenwerte gemessen. Das teilte das japanische Wissenschaftsministerium mit, berichtet der Fernsehsender NHK. Die Belastung mit dem krebserregenden Isotop Jod-131 liege 430 mal über dem Wert, der normalerweise im Boden gemessen wird, sagte Keigo Endo von der Gunma Universität. Die Strahlenbelastung überschreite die erlaubte Jahreshöchstdosis um das Vierfache, eine akute Gesundheitsgefährdung bestehe derzeit jedoch nicht, teilte der Wissenschaftler mit."

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen von Kindern mit Krebs.

Verstehen Sie den Trick ? AKUTE Gesundheitsgefährdung! Da Krebs und Missbildungen ja erst nach Monaten oder Jahren manifest werden, ist das ja keine AKUTE Gesundheitsgefährdung. Verstehen Sie, wie man uns mit einem Spiel mit Worten einlullen will?


Neuer Zusatz 23. 3. 2011 01Uhr10

Diesmal aus dem Aristo-Blog:

http://aristo.excusado.net/comments.php?y=11&m=03&entry=entry110314-131252

"Am 11.03.2011 wurden erhöhte Strahlenmesswerte in München festgestellt. Um 19 Uhr lag der Wert bei ca. 9 Bq/qm und stieg bis 03.00 Uhr auf ca. 182 Bq/qbm.

Laut Landesamt für Umwelt ist dies auf natürliche Aktivität zurückzuführen."

Die hams nicht mehr alle! Eine Schwankung von 9 auf 182, das sind also um die 2000%, das gibts nicht als natürliche Erscheinung - ausser es gibt einen speziellen Ausnahmegrund, der aber nicht aufgeführt wird. Man kann also getrost von einem Japan-Effekt ausgehen.

Es gibt also erhöhte Strahlung nicht nur im Norden.


Weiterer Zusatz 23. 3. 2011 13Uhr43

Es wird inzwischen international gemeldet: Das Trinkwasser in Tokio ist mit grössenordnungsmässig 210 Bequerel pro Kilo radioaktivem Jod "ausgestattet".

Und Tokio ist 250 km von Fukushima entfernt! Und da behaupten die allen Ernstes, es habe noch keine Kernschmelze gegeben. Die halten uns alle für blöd!

Ausserdem wurden jetzt auch wieder die Hilfstruppen aus dem Atomkraftwerk abgezogen, weil über Reaktor 3 schwarzer Rauch aufstieg. Schwarzer Rauch - und das wird uns wieder verschwiegen - bedeutet zweierlei:

1. Der eigentliche Reaktor liegt bereits frei und spuckt Radioaktivität in die Luft, auch wenn gerade kein Rauch aufsteigt.

2. Es kann sich nicht um Wasserdampf handeln, denn der ist weiss. Es gibt also nur die Möglichkeit, dass der Rauch von überhitzten Brennstäben stammt, also eine Kernschmelze.

Nun vergleichen Sie das mal mit den Meldungen, die man Ihnen vorsetzt.

Reaktor 3 ist jener, der mit einer Mischung aus Uran und Plutonium arbeitet. Das bedeutet, nun speit Fukushima auch Plutonium, das eine Halbwertszeit von mehreren 10 000 Jahren hat. Die Gegend wird also bis in die nächste Steinzeit unbewohnt bleiben müssen. Das ist weit gravierender als es Tschernobyl je war.

Noch einmal: Vergleichen Sie das mit den Meldungen, die Ihnen vorliegen.


Noch ein Zusatz: 23. 3. 2011 14Uhr55

Nun lese ich die Meldung, dass auch Reaktor 2 so viel Radioaktivität ausspuckt, dass keine Annäherung mehr möglich sein. Es wurden dort 500 MilliSievert pro Stunde gemessen. Die natürliche Hintergrundstrahlung beträgt etwa 2 MilliSievert pro Jahr.

Wenn Sie mir mit Adam Riese folgen, so haben wir also dort nun das 2 Millionen 190 Tausend-fache der natürlichen Strahlung.

Und weiterhin: Nein, keine Kernschmelze! Wir verhindern die immer noch. Die halten uns nicht nur für blöd, sondern für gehirnamputiert!


Weiterer Zusatz: 23. 3. 2011 16Uhr13

Es gibt jetzt eine offizielle Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Strahlenschutz in Person ihres Präsidenten, Dr. Sebastian Pflugbeil. Die Zusammenfassung lautet:

"Wir haben es jetzt mit dem SuperGau zu tun. Die Vergleiche mit Tschernobyl werden ernst. Weitere Evakuierungsmaßnahmen sind dringend erforderlich. Es wird vor weiterer Bagatellisierung der Kontamination des Meeres gewarnt.
Berlin, den 23. März 2011"

Wer das ganz nachlesen will, hier: http://www.gfstrahlenschutz.de/pm110323.htm

Nun ist es also definitiv!


Schon wieder ein Zusatz - Heute ist der Tag der schlechten Meldungen! 23. 3. 2011 18Uhr07

Die "Süddeutsche" schreibt:

"Aus dem Katastrophen-AKW Fukushima-1 sind anscheinend geringe Mengen von Plutonium und Uran ausgetreten. Die Betreibergesellschaft Tepco erklärte am Mittwoch, dass sie in 1,5 Kilometern Entfernung vom Reaktor insgesamt 13 Mal Neutronenstrahlen auf dem Betriebsgelände gemessen habe."

Wenn es Neutronenstrahlen gibt (die kommen nur bei Atombomben und in funktionierenden oder schmelzenden Atomkraftwerken vor), dann ist eine Kernschmelze in Gang. Wenn Uran und Plutonium ausgetreten sind, ist das ebenfalls ein Hinweis auf eine Kernschmelze, kann sich aber auch auf jenen Reaktor beziehen, in dem ein Uran/Plutonium-Gemisch als Brennstoff verwendet wird.

In beiden Fällen: Damit wird die gesamte Umgebung in eine Todeszone verwandelt. Der Aufruf des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Strahlenschutz nach einer erweiterten Evakuierungszone ist dringend!



Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

- Super-Gau Japan 3

- Fukushima – Es wird immer gruseliger

- Radioaktivität? - Alles unschädlich

- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?

- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7

- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4

- Fukushima – Düster, düsterer

- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?

- Fukushima – Die Atom-Mafia

- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit

- Der Deutsche Atom-Gau

- Fukushima: Nuklear-Explosion?

- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?

- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein

- Fukushima: Mein Gott, Walter

- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten

- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt

Mittwoch, 16. März 2011

Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

Was erwartet Tokio?

Von Karl Weiss

Dem Grossraum Tokio mit etwa 35 Millionen Menschen droht eine intensive radioaktive Verstrahlung. So viele Leute kann man nicht evakuieren. Das ist eine Tragödie! Was da an Verharmlosung verbreitet wird, geht auf keine Kuhhaut mehr. Radioaktivität ist keine Zuckerschlecken und kein Kinderspiel. Sie ist eine der gefährlichsten und tödlichsten Gefahren für das menschliche Leben und die menschliche Gesundheit.

erneute Explosion Fukushima

Selbst das Super-Gift Dioxin kann bei genauer Betrachtung nicht als so gefährlich eingestuft werden wie radioaktive Strahlung.

Hier sei noch kurz eingefügt: der Bürgerjournalist ist nicht nur Naturwissenschaftler, sondern auch Reserve-Offizier der ABC-Abwehrtruppe der Bundeswehr, das ist jene, die sich mit der Abwehr von Gefahren u.a. der Folgen von Atombomben beschäftigt, was sich vor allem auf radioaktive Strahlung bezieht.

Japanisches Atomkraftwerk Fukushima

Radioaktive Strahlung zerstört Zellen, auf die sie trifft. Damit sind alle auf Zellen aufgebauten Lebewesen, also Menschen, Tiere und Pflanzen, empfindlich gegen radioaktive Strahlen. Es gibt keine unschädliche Mindestmenge.

"Erlaubte" Höchstmengen sind Attentate auf Menschen. Dabei ist es noch am schlimmsten, wenn diese Zellen nicht zerstört, aber in ihrer Funktion betroffen werden. Dann können sie sich nämlich zu Krebszellen entwickeln. Damit haben wir bereits die erste und wichtigste Folge von radioaktiven Strahlen erkannt: Krebs. Die andere wichtige ist die Veränderung von Erbgut, was zu Missbildungen beim Nachwuchs führen kann.

Es gibt die "Hintergrundstrahlung", d.h. auch ohne Unfälle sind bereits geringe Mengen an Radioaktivität vorhanden, die bereits für einen Teil der Krebsfälle und einen Teil der Missbildungen verantwortlich sind.

Atomkraftwerk

Bleiben wir noch bei der Wirkung von radioaktiver Strahlung allgemein: Hat zum Beispiel jemand, der sich in weniger als zwei Kilometer Enterfernung von der Explosion einer Atombombe aufhielt, die Hitzestrahlung überstanden, z. B weil er sich in einem Haus aufhielt, so kommt als nächste Wirkung der Atombombe eine intensive radioaktive Strahlung, wobei hier vor allem die Gamma-Strahlung (das ist pure Energie) von hauptsächlicher Bedeutung ist. Diese Gamma-Strahlung durchschlägt nämlich leicht Häuserwände und der von uns Beobachtete in jenem Haus erhält wegen der geringen Entfernung zur Atombombenexplosion eine so hohe Strahlenmenge, das diese ihn tötet.

Das hinterhältige an der radioaktiven Strahlung (in diesem Fall Gamma-Strahlung) ist aber: Er merkt es gar nicht. Er ist bereits tot, aber er spürt im ersten Moment gar nichts. Eine deutliche Mehrheit seiner Körperzellen ist bereits zerstört, aber erst einige Minuten später spürt er: Er ist tödlich verbrannt. Eine der fürchterlichsten Todesarten, die möglich ist: Er stirbt erst in 12 bis 24 Stunden, spürt aber exakt das, was jemand spürt, wenn er lebend verbrannt wird (was ja nur einige Minuten dauert).

Tröstlich ist: In Wirklichkeit folgt auf die radioaktive Strahlung aber noch die Druckwelle, die in zwei Kilometer Entfernung Häuser wegbläst wie Kartenhäuser. Die meisten, die jene tödliche Strahlung abbekommen haben, erleben also jenes "langsame Verbrennen" gar nicht mehr.

Atomkraftwerke Deutschland

Natürlich ist dies nicht der Fall von Menschen, die radioaktivem Fallout ausgesetzt sind, der von Atommeilern ausgeht, die eine Kernschmelze erlitten haben, aber auch für sie hat das Schicksal kein weniger grausames Ende vorgesehen.

Unter radioaktivem „Fallout“ verstehen wir das Rieseln feiner Teilchen, die radioaktiv verseucht sind, aus den „Wolken“ (bei diesen Wolken handelt es sich um nichts Sichtbares), die aus einem Atomreaktor mit Kernschmelze zunächst in grosse Höhen getragen wurden (wegen der irrwitzig hohen Temperaturen einer Kernschmelze, 2000 und mehr Grad) und die danach zu Erde zurückkehren.

Wie die Gesetze der Physik sind, kommen zunächst die schwereren Teilchen, während die ganz feinen Teilchen erst um die halbe oder ganze Welt geflogen sein können, bis sie wieder herunter kommen.

Bei diesen Teilchen handelt es ich entweder um kleine Körner der radioaktiven Stoffe selbst oder (in den meisten Fällen) um Staubkörnchen, an deren Oberfläche ein oder mehr Partikel der radioaktiven Stoffe hängen. Die Mehrzahl dieser Teilchen snd so fein, dass sie dem blossen Auge nicht zugänglich sind (radioaktiver Feinstaub).

Wenn wir also einmal vom schlimmsten Fall ausgehen, dass in den nächsten Tagen drei oder vier der Reaktoren in Fukushima in vollständige Kernschmelze übergehen und anschliessend alle radioaktiven Stoffe an die Athmosphäre abgeben und dass der Wind nach Süden weht und diese Stoffe damit in den Grossraum Tokio trägt, dann muss mit massivsten, ja katastrophalen Folgen gerechnet werden.

Natürlich ist die Intensität der radioaktiven Stahlung am höchsten in der Nähe des Ausgangspunktes, aber auch in grösseren Entfernungen können bei solch massiven Ausbrüchen von Radioaktivität noch beachtliche Strahlungswerte erreicht werden.

Mit der Entfernung zum Startpunkt werden dabei die Probleme mit dem Niveau der unmittelbar messbaren radioaktiven Strahlung immer geringer und es wachsen die Probleme, die von radioaktiven Teilchen ausgehen.

Nehmen wir also den Fall des nur 250 km entfernten Grossraum Tokio. Bis dorthin können bei entsprechenden Winden noch absolut so viele strahlenden Teilchen kommen, dass ein beträchliche messbare Gamma-Strahlung erreicht wird. Mit den Bewohnern dort kann also das gleiche passieren, was wir oben an jenem Fall studiert haben, in dem ein Mensch sich in weniger als 2 km Entfernung von einer Atombombenexplosion aufhielt.

Nur ist natürlich dies Niveau weit niedriger. Trotzdem kann aber eine solche Strahlung, da sie ja in diesem Fall eine Dauereinwirking ist und nicht mehr nur für einige Sekunden wirkt, das gleiche bewirken: Die Gesamtmenge der vom Körper aufgenommenen Strahlung kann so hoch sein, dass dies zum Tod führt. Nur wird die Qual des Sterbens an der Strahlenkrankheit sich dann noch länger hinziehen.

Fukushima Super-Gau

Diese Strahlenkrankheit kann in etwa mit einem heftigen Kater nach einer durchzechten Nacht verglichen werden, nur mit einem gewaltigen Unterschied: Einen Tag später ist dies nicht überwunden, sondern es wird immer schlimmer bis zum Tod.

Diejenigen, die eine geringere Dosis aufgenommen haben, werden dann eventuell für Wochen, Monate oder Jahre unter hefftigen Schmerzen und Unwohlsein leiden und am Ende vielleicht nicht sterben, sich allerdings auch nie wieder erholen und kein normales Leben mehr führen können.

Doch – wie schon gesagt, steigt mit der Entfernung vom Ausgangspunkt die Bedeutung der radioaktiven Teilchen.

Da müssen wir also nun in die Atomchemie einsteigen und erwähnen, was da für Elemente und Isotope von so einem Atomreaktor ausgespien werden:

- Da ist zunächst einmal das Caesium 137, eines der infamsten Isotope, welches die Natur kennt. Es ist ein Beta-Strahler (weiter unten noch etwas dazu) und hat eine Halbwertszeit von zig Jahren, nimmt also im Verlauf einer solchen Erkrankung kaum an Strahlung ab. Hat man Teilchen dieses Isotops in den Körper bekommen, also eingeatmet, verschluckt oder über eine Wunde (dabei reichen wenige Pico- bis Milligramm), so entwickelt die Strahlung ihre fürchterliche Wirkung. Caesium ist chemisch extrem ähnlich zu Kalium und der Körper kann beide nicht unterscheiden (Kalium ist ja eines der wichtigsten Spurenelemente, das alle Lebewesen brauchen).

Der Körper baut also das strahlende Caesium direkt an verschiedenen Stellen ein und es gibt keine Möglichkeit, dies wieder loszuwerden. Zwar kann das auch zu Strahlenkrankheit führen, die oben schon beschrieben wurde, aber nun ist weit häufiger, das sich Krebs bildet.

Da wird oft Leukämie hervorgerufen, aber auch andere Krebsarten, abhängig davon, wo der Körper die Teilchen eingebaut hat. Wer mit Caesium 137 contaminiert ist, kann nur auf einen schnellen Tod hoffen. Gliedmassen verfaulen und müssen amputiert werden, Organe verfaulen im lebenden Körper, mehrere Krebsarten entwickeln sich gleichzeitig und am schlimmsten sind die dran, die nicht schnell daran sterben. Nach Hiroshima wurde von Menschen berichtet, die es auf fast 15 Jahre des Überlebens unter unbeschreiblichen Schmerzen brachten.

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen von Kindern mit Krebs.

- Als zweites ist hier Strontium 90 zu erwähnen, ebenfalls ein Beta-Strahler, ebenfalls vom Körper mit einem lebenswichtigen Element verwechselt (in diesem Fall Calcium) und ebenfalls eine Halbwertszeit im Zig-Jahre-Bereich. Alles andere läuft genau parallel zum Fall Caesium 137.

- Drittens ist hier von Jod 131 zu sprechen. Jod wird ebenfalls von unserem Körper gebraucht – dabei geht es hauptsächlich um die Schilddrüse. Dieses Isotop hat eine geringere Halbwertzeit als die vorher genannten, aber dafür ist auch die Strahlung intensiver. Da der Körper dies Isotop praktisch immer in der Schilddrüse einbaut, ist das Ergebnis fast immer Schilddrüsenkrebs. Der führt meistens schnell zum Tode und so darf Jod 131 zu den weniger fürchterlichen Isotopen gerechnet werden. Gegen dieses Isotop gibt es einen teilweisen Schutz, wenn man Jodtabletten schluckt. Die "besetzen" dann das ganze Jod in der Schilddrüse und verhindert (zum Teil), das sich das radioaktive Isotop dort einpflanzt. Diese Jodtabletten haben aber keine Wirkung gegen die anderen radioaktiven Isotope, so dass dadurch nicht wirklich Probleme gelöst werden.

- Schliesslich kommen noch die Plutonium-Nuklide ins Spiel, denn ein Atomreaktor produziert auch künstliche Isotopen von natürlich nicht vorkommenden Elementen. Dazu gehören Plutonium und Americium, beides extrem giftige Schwermetalle. Meistens ist es aber nicht die Giftigkeit, die tötet, sondern die Strahlung. Besonders Plutonium 239 ist gefürchtet, denn es ist ein Alpha-Strahler und hat die phantastische Halbwertszeit von 24 000 Jahren. Wer das in den Körper bekommen hat, wird noch Jahre überleben, aber von niemandem beneidet werden. Es gibt auch noch Plutonium 241, das zunächst als Betastrahler nicht so gewalttätig ist, bis es sich in Americium 241 umgewandelt hat. Das ist nämlich wie das erwähnte Plutonium-Isotop ein Alpha-Strahler, in diesem Fall mit einer Halbwertszeit von über 400 Jahren, also der sichere Tod, aber mit Zeitverzögerung, um dem Betroffenen noch viele Monate oder Jahre des Leidens zu bescheren.

Was den Typ der Strahlung betrifft: Gamma-Strahlung wird von fast nichts zurückgehalten (ausser dicksten Bleiwänden). Sie ist reine Energie und die energieintensivste Strahlung, die wir kennen. Sie führt zur Strahlenkrankheit und bei genügender Intensität und/oder Dauer zur völligen Desintegration eines Lebewesens.

Betastrahlung besteht aus Elektronen. Sie hat nur eine Eindringtiefe von Millimetern bis zig Zentimetern, ist aber zerstörerisch, wo sie eindringt. Sie ist die typische Strahlung, die Krebs erzeugt und Gene verändert.

Alphastrahlung schliesslich ist sehr massiv, hat aber fast keine Eindringtiefe. Sie kann kein Blatt Papier durchschlagen. Hat man aber einen Alphastrahler im Körper, so wird jene Körperregion völlig zerstört. Da kommt es dann zu jenen abfaulenden Gliedmassen und Organen.

Steht also ein radioaktiver Fallout an (wie das eventuell in der Region Tokio der Fall sein wird), so muss man mit allen Mitteln verhindern, dass man solche Teilchen einatmet oder mit der Nahrung zu sich nimmt oder auf die Haut bekommt.

Man könnte also versuchen (wenn man nicht fliehen kann), sich mit einem Vorrat an nicht kontaminiertem Wasser und Lebensmitteln im Keller zu verbarrikadieren und alle Ritzen zustopfen – aber wie lange will man das durchhalten? Wenn man wieder herauskommt, werden ja die feinen Teilchen immer noch an der Oberfläche sein und einem mit jedem Wind ins Gesicht geblasen.

Man erinnere sich: Die Halbwertzeiten der wichtigsten Isotopen liegen über 10 Jahre!

Schliesslich noch zur Frage der Entfernung. Der Wind trägt diese feinen Partikel sehr weit. Man erinnere sich nur an Tschernobyl – das war 1985! Die Teilchen von dort (und das war nur ein Reaktor) wurden bis nach Tschechien, Süddeutschland, Österreich und die Schweiz und die ganze Alpenregion getragen – das sind um die 2000 km!

Bis heute, 25 Jahre später, dürfen keine Pilze aus dieser Region gegessen werden, die nicht zunächst nach radioaktiver Strahlung untersucht wurden.
Die Wildschweine, die sich wiederum gerne von solche Pilzen ernähren, müssen vor ihrer weiteren Verwendung mit Geigerzählern überwacht werden. Jene Jäger, deren Beute zu hohe Strahlung enthält, werden offiziell entschädigt! Heute, 25 Jahre nach Tschernobyl!

Und dazu kommt noch ein anderer Effekt. Die allerfeinsten Teilchen, die von dem Aufwind der Kernschmelze besonders hoch getragen wurden, erreichen in der Stratosphäre (über 12 000 Meter Höhe) die Bereiche der Jet-Ströme. Die können solche Teilchen dann in West-Ost-Richtung rund um die Erde tragen. Wer also meint, in Deutschland sei man fern von diesen Dingen, hat nicht mit der brutalen Realität gerechnet.

Nur wir hier unten auf der Südhalbkugel können uns für den Moment halbwegs sicher wähnen – jedenfalls bis einer der Kernreaktoren in Australien oder Brasilien in die Luft fliegt.


Neue Aktualisierung 16. 3. 2011, nachmittag

Die "Sueddeutsche" bringt Photos von verschiedenen Reaktoren im Komplex Fukushima. Da zeigen sich in dichten Rauchwolken völlig von Explosionen zerfetzte Strukturen. Bildunterschriften (u.a.):

"Dichte Wolken über dem AKW Fukushima-1: Der Reaktor 4 hat zum zweiten Mal gebrannt. Auch aus Reaktor 3 steigt weißer Rauch auf - die innere Schutzhülle soll beschädigt sein."

"Große Sorgen bereitet auch Reaktor 3, in dem Brennstäbe mit hochgiftigem Plutonium gelagert sind: Dort war es am Montag zu einer Wasserstoffexplosion gekommen, zwischenzeitlich soll es auch in diesem Block gebrannt haben."

"Aufgrund der extrem erhöhten radioaktiven Belastung vor Ort wurden die verbliebenen 50 Arbeiter zwischenzeitlich angewiesen, die Arbeiten einzustellen und das Gelände zu verlassen. Mittlerweile ist die Evakuierungsanordnung aber wieder aufgehoben."

"Ein Löscheinsatz mit Helikoptern über Reaktor 3 musste abgebrochen werden. Laut einer Nachrichtenagentur war der Grund die hohe Radioaktivität."

Kein weiterer Kommentar.


Neue Aktualisierung 16. 3. 2011, Nacht

Laut "Financial Times Deutschland" berichtet die NRC (US-Atombehörde), in dem Abklingbecken des Blocks 4 sei kein Wasser mehr und die Radioaktivität sei extrem hoch.

Auch die stillgelegten Reaktoren 5 und 6 von Fukushima hätten Abklingbecken für die alten Brennstäbe, die bereits stark erhitzt seien.



Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima


- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

- Super-Gau Japan 3

- Fukushima – Es wird immer gruseliger

- Radioaktivität? - Alles unschädlich

- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?

- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7

- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4

- Fukushima – Düster, düsterer

- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?

- Fukushima – Die Atom-Mafia

- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit

- Der Deutsche Atom-Gau

- Fukushima: Nuklear-Explosion?

- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?

- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein

- Fukushima: Mein Gott, Walter

- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten

- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt

Montag, 14. März 2011

Zuerst die Bienen, dann die Menschen

Kaum noch Zeit, das Überleben zu sichern

Von Karl Weiss

Wenn wir dem Tod durch radioaktive Strahlung oder durch sie verursachte Krankheiten entrinnen, dann kommt das Desaster mit den Nahrungsmitteln: Das Bienensterben auf der Nordhalbkugel bedroht das Überleben der Menschen! Wenn wir diesen Kapitalismus noch lange so weiter machen lassen, gibt es bald keinen Ausweg mehr und man kann sich nicht einmal die Todesart mehr aussuchen.

In der nördlichen Hemisphäre (also der Nordhalbkugel der Erde) sind bereits 85% der Bienenschwärme verschwunden. Die Ursachen: Sie fallen Pestiziden zum Opfer, leiden unter der Umweltverschmutzung und verringern aus diesen beiden Gründen ihre Resistenz gegen Krankheiten.

Nun mag vielleicht einer sagen: Alles nicht so schlimm, dann haben wir eben keinen Honig mehr. Aber das unterschätzt völlig die Bedeutung der Bienen für die menschliche Ernährung.

Von den 100 Pflanzenarten, die 90% aller von Menschen zur Ernährung genutzten Arten darstellen, werden mehr als 70 von Bienen bestäubt.

Das Bienensterben bedroht also die menschliche Existenz.

Freitag, 11. Februar 2011

5 Euro pro Kilowattstunde

Verlängerung der Laufzeiten noch gefährlicher als gedacht

"Atomare Besatzungsmächte EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall"

Von Karl Weiss

Vier deutsche Atomreaktoren, die soeben durch die Laufzeitverlängerung weitere 18 Jahre an Menschengefährdungszeit gewonnen haben, sind nach dem Gutachten eines Instituts für Sicherheits- und Risikowissenschaften mit „schwerwiegenden Konstruktionsmängeln“ behaftet, die „durch keinerlei Nachrüstungsmassnahmen ausgegeglichen werden“ können: Isar 1, Philippsburg 1, Brunsbüttel und Krümmel.

Atomkraftwerke Deutschland

Das in Wien beheimatete Institut hat diese Untersuchung angestellt, weil man auch in Österreich einen Reaktor jener Baureihe hat: Zwentendorf. Dort konnte man auch Untersuchungen anstellen und stellte fest: „Bei einer Besichtigung des baugleichen Reaktordruckbehälters im Oktober 2010 im baugleichen Reaktor in Zwentendorf wurde von den Autoren festgestellt, dass diese kritische Schweißnaht durch automatisierte Prüfsysteme (Farbeindringprüfung, Magnetpulverprüfung, US-Prüfung) nicht zugänglich ist.“

Wenn aber gefährliche Risse an einer kritischen Schweissnaht nicht rechtzeitig erkannt werden können, sind schwerste Radioaktivitätsunfälle unvermeidbar, wenn eine solche Schweissnaht Risse bekommt, z. B. Ermüdungsrisse oder auch andere Risse als Folge des Dauerbetriebs.

Man stellt für diese Baureihe von Atomreaktoren u.a. fest, dass die Schwachstellen „ein erhebliches Sicherheitsrisiko für den Weiterbetrieb der Anlage“ darstellen.

Die Studie wurde von zwei österreichischen Bundesländern und und von der Wiener Umweltanwaltschaft in Auftrag gegeben. Sie wurde von insgesamt 8 Spezialisten durchgeführt, darunter zwei Universitätsprofessoren und der Prüfingenieur und langjährige Siemens-Mitarbeiter Wilfried Rindte.

Atomkraftwerk

Im Einzelnen wurde festgestellt: Für das Atomkraftwerk Krümmel fehlt ausserdem eine aktuelle „Thermoschock-Analyse“. Zusätzlich: Eine „offensichtliche Gefährdung“ gehe davon aus, dass das „Brennelement-Lagerbecken für die hoch-radioaktiven abgebrannten Brennstäbe im oberen Teil des Reaktorgebäudes außerhalb des Sicherheitsbehälters“ liegt.

Auch der TÜV hatte in seiner Analyse von 2010 bereits festgestellt, „dass weder die Werkstoffwahl, noch die Fertigungsbedingungen den Forderungen des Basissicherheitskonzeptes entsprechen, und zusätzlich durch die Mängel bei Design und Herstellung die Prüfbedingungen eingeschränkt sind, so dass auch die Fehlererkennbarkeit nicht gewährleistet ist“.

Kommt es zu einem schweren Unfall, dann ist laut der Studie „mit Sicherheit eine große Freisetzung von Radioaktivität in die Umgebung“ die Folge.

Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW hat ebenfalls bereits darauf hingewiesen, dass die alten deutschen Druckwasserreaktoren wie Biblis zahllose gefährliche Sicherheitsdefizite aufweisen. „Durch die jüngst von den Atomaufsichtsbeamten in Bund und Ländern beschlossene neue Nachrüstliste wie auch durch ein Gutachten der Bundesatomaufsicht sind nunmehr zahllose Schwachstellen vielfach bewiesen“, so IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz.

Ja, selbst innerhalb der Union regt sich Widerstand gegen den Atom-Wahn. So hat der Bundesverband Christliche Demokraten gegen Atomkraft (CDAK), CDU/CSU-Mitglieder für die Überwindung der Kernenergie, die vom Bundestag beschlossene Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke kritisiert:

"Für den CDAK sind Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke Ausdruck politischer Idiotie. Damit werde den atomaren 'Besatzungsmächten EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall' gestattet, mit unseren Lebens- und Zukunfts-Chancen russisches Roulett zu spielen. Petra Pauly, CDAK-Pressesprecherin: 'So wird die körperliche Unversehrtheit von Menschen (Artikel 2 Grundgesetz) auf dem Altar der Profitinteressen einer verschwindend kleinen Minderheit von Betreibern nuklearer Anlagen geopfert. Wir als Atomkraftgegner in der Union wollen die Steuerzahler um sehr hohe Beträge entlasten, indem wir nukleare Schmarotzer dauerhaft kalt stellen. Das funktioniert durch die strikte Anwendung des Verursacherprinzips. Das heißt, wer partout Atomstrom will, der soll auch die vollen Kosten tragen. Die vom langjährigen Bürgermeister der Kur- und Bäderstadt Baden-Baden Jörg Zwosta (CDU) geführte Mittelbadische Energiegenossenschaft hat [für Atomstrom] kaufmännisch gerechnet 5 Euro pro Kilowattstunde ermittelt.'"

Der Begriff „politische Idiotie“, den der CDKA da gebraucht, ist wohl nicht exakt. Für die verantwortlichen in Union und FDP springt sicherlich viel dabei heraus, ebenso für diese Parteien. Es handelt sich in Wirklichkeit um das kaltschnäuzige In-Kauf-Nehmen unannehmbarer Risiken für die Bevölkerung, um sich persönliche und Partei-Vorteile zu verschaffen.

Es müssen dringend und unbedingt alle Atomreaktoren abgeschaltet werden! Die alternativen Energiequellen sind längst vorhanden und brauchen nur ausreichend ausgebaut zu werden!

Samstag, 22. Januar 2011

Was geschah in Brasilien?

Grösste Umweltkatastrophe

Von Karl Weiss

Die grösste Natur-/Umweltkatastrophe der brasilianischen Geschichte und eine der 10 grössten Katastrophen nach UN-Zählung: über 780 Tote und noch steigende Zahlen, wahrscheinlich wird die Zahl von Tausend Toten erreicht oder fast erreicht. Was ist in der Gebirgszone des Bundeslandes Rio de Janeiro geschehen?

Treffende Karikatur

Der Bürger-Journalist stellt diese Frage auch ganz persönlich, denn Teile seiner brasilianischen Familie leben dort, wurden aber glücklicherweise (bisher) persönlich nicht betroffen.

Es handelt sich nicht, wie in deutschen Zeitungen kolportiert, um „Überschwenmmungen nach wochenlangen Regenfällen“, es handelt sich um das grösste Schlamm- und Steinlawinen-Unglück der brasilianischen Geschichte, verbunden mit katastrophalen Kurzzeit-Überschwemmungen. Es gab wirklich wochenlange Regenfälle vorher, doch diese trugen nur indirekt zur Katatstrophe bei, denn sie erschöpften vollständig die Kapazität der Erdschichten, Wasser aufzunehmen.

Kohlendioxid-Anstieg: Dies ist eine so überzeugende Kurve über das, was im Moment geschieht, dass sich jeder Kommentar erübrigt.

Was dann in jener Nacht akut geschah, ist das, was man hier Wasser-Tromben nennt. Das muss man sich vorstellen wie einen extremen Platzregen, nur weit intensiver. Vor zwei Monaten hatte der Bürger-Journalist das zweifelhafte Vergnügen hier mitten im Stadtgebiet im Grossraum Belo Horizonte von einer solchen Wassertrombe überrascht zu werden.

Im Auto unterwegs, entwickelte sich ein Unwetter, das bereits den schnellsten Gang des Scheibenwischers beanspruchte, innerhalb von Sekunden zu einem Guss wie unter einem riesigen Wasserfall. Selbst auf der Überholspur einer Schnellstrasse blieb nichts anderes übrig, als zu bremsen und stehenzubleiben, denn man konnte wirklich nichts mehr sehen, nicht einmal das Auto direkt vor einem.

Grönland-Erwärmung-Stand-1985

Grönland Erwärmung Stand 2002

Grönland Erwärmung Überblick - Kartenausschnitt

Zum Glück dauerte jene Wassertrombe nur etwa eine Minute, aber jene, welche die Gebirgszone des Bundeslandes Rio de Janeiro heimgesucht hat, war offenbar länger dauernd und auch auch noch eingebettet in schwere Wolkenbrüche vorher und nachher.

Was da passierte, waren neue Sturzbäche, die sich hoch in den Bergen bildeten, auf ihrem Weg Erdmassen und Bäume mittrugen, sich mit anderen vereinigten und dann zu Wasserwänden durchmischt mit Schlamm und Bäumen wurden, die alles auf ihrem Weg mitrissen.

Die hohe Zahl der Toten beruht darauf, dass die im Wege stehenden Häuser plötzlich von solchen glatt 10 Meter hohen Wänden aus Wasser, Schlamm und Pflanzen (darunter ausgewachsenen Bäumen von vielleicht zehn oder mehr Metern Höhe) getroffen wurden und es keine Vorwarnung und keine Fluchtmöglichkeiten gab.

Globale Erwärmung

Die im Wege stehenden Häuser wurden einfach hinweggefegt und bildeten dann zusammen mit den Wasser- und Schlammmassen und den Pflanzen eine alles niederwalzende, durchschlagende schnelle und hochbrisante Masse, gebildet aus Wasser, Erdreich, Steinen, Bäumen und Pflanzenteilen sowie Teilen der bereits niedergewaltzten Häuser, die selbst mehrere Stockwerke hohe Häuser einriss.

Wer noch nicht von der Wucht dieser explosionsartigen Wasser- Schlamm, Häuserteile- und Pflanzen-Wand getötet wurde, blieb unter meterhohen Schlammmassen begraben. Viele Vermisste sind bis heute nicht gefunden.
Ein anderer Teil der Toten wurde einfach von der zu Tal stürzenden Welle weggetragen und zerschmettert.

Wer mehr Glück hatte, erlebte nur eine Welle, die sämtliche Möbel aus dem Haus spülte, aber in vielen Fällen auch Familienmitglieder.

Schmelzendes Eis

Die „Serra do Mar“ in Brasilien („Gebirge am Meer“), so benannt, weil sie in der Nähe des Atlantischen Ozeans liegt, ist eine Mittelgebirgskette aus Eruptivgestein, also vergleichbar mit dem Harz oder dem Schwarzwald in der Gebirgsstruktur. Wer etwa Hinterzarten im Schwarzwald kennt, hat eine Idee, wie es etwa in Petrópolis, Teresópolis und Nova Friburgo aussieht, den drei im wesentlichen von der Katastrophe betroffenen Gemeinden.

Wie es zu so unglaublich intensiven Regenfällen kommen kann, versuchen uns die Wetter-Leute zu erklären. In diesem Fall hätte sich eine „Wolkenstrasse“ ausgebildet, die vom Amazonasgebiet (in diesem Fall der höher gelegene Teil der Amazonas-Zuflüsse im Länderdreieck Kolumbien, Peru und Brasilien) über die brasilianische Hochebene (Brasilia) bis zur Küste in Rio de Janeiro und São Paulo hinzog. Diese Wolkenstrasse beförderte in schneller Folge Feuchtigkeit aus dem Amazonasgebiet und verursachte bereits vor dieser Katastrophe intensivste Regenfälle im ganzen Gebiet dieser Wolkenstrasse.

Auch das Gebiet von Belo Horizonte, wo der Bürgerjournalist wohnt, war da betroffen. Hier hatten wir praktisch einen Monat mit täglichen Regenfällen, was aber um diese Jahreszeit (hier ist ja jetzt Hochsommer) aber auch früher schon in enigen Jahren vorgekommen war.

Brasilien (topographisch)

Durch Zufall hatte der Bürgerjournalist genau zwei Tage nach der Katastrophe einen Flug in einer Dienstreise genau im Bereich dieser „Wolkenstrasse“ zu absolvieren. Es waren beeindruckende Bilder, die man aus dem Flugzeug sah: Eine niedrige Wokkenschicht, nur wenige hundert Meter hoch, die nicht durchgehend war, aber sich immer wieder verdichtete und zu dunklen Wolken führte, die sich dann abregneten.

Genau im Moment des Startes des Flugzeugs hatte sich eine solche dunkle Wolke gebildet und der Start ging in einem Platzregen vor sich. Aber weniger als eine Minute später war das Flugzeg bereits aus dem Unwetter und man konnte dieses und andere beobachten, die da unten immer wieder zu Regen führten.

Dann gab es Wolken in mittlerer Höhe, ebenfalls keine durchgehende Abdeckung, die einem wie eine „Regenreserve“ vorkamen.

Der Pilot vermied es, durch solche Wolken zu fliegen und suchte seinen Weg aussen herum.

Dann: Immer wieder riesige Wolkentürme, die unten zu tiefschwarzen Wolken führten, die bis fast auf die Erde hinunterreichten und darüber bis über die Flughöhe des Flugzeugs reichten. Laut Aussagen des Flugkapitäns waren wir in 11 000 und einigen hundert Metern, doch die Wolkentürme waren noch deutlich höher.

Am oberen Ende der Wolkentürme breiteten diese sich aus zu einer fast vollstänig abdeckenden Wolkenschicht – und das in etwa 12 000 Metern Höhe.

Einen solche Wassertrombe kann man sich nun vorstellen, wenn einer dieser 12 km hohen Wolkentürme auf seinem Weg von Nord-Westen nach Südosten auf Berge stösst, die ihn einengen (wie die „Serra do Mar“) und dann beginnt, die Ansammlung von Wassertröpfchen (zwölf Kilometer hoch und einige Kilometer im Durchmesser) mit einem Mal abzuregnen.

Ein Meteorologe wurde hier am Fernsehen gefragt, ob das mit der generellen Klimaerwärmung durch die CO2-Erhöhung in der Atmosphäre zu tun habe und er sagte, das könne sein, aber dieses Ereignis sei noch kein abschliessender Beweis für die beginnende Klimakatstrophe, denn es hätte auch ohne dies passieren können, wenn auch nur als einmaliges Ausnahmeereignis in 500 Jahren.

Dass aber auch sehr viele andere Teile von Brasilien von Extrem-Regenfällen und Überschwenmmungen heimgesucht werden, weise eben doch auf einen Zusammenhang mit den gestiegenen Energiemengen in der Atmosphäre hin.

Es gibt also keine Entwarnung. Auch wenn bestimmte Stimmungsmacher erklären, es gäbe überhaupt keine Erwärmung der Atmosphäre, der CO2-Gehalt der Atmosphäre habe keine Auswirkungen auf das Wettergeschehen, es ist offensichtlich: Auch früher gab es schon Überschwemmungskatastrophen, aber die Ansammlung, die wir jetzt erleben, hat es so nie gegeben.

Die Klimakatstrophe hat bereits begonnen und wir können nur hoffen, es gibt noch einen Weg zurück und die Ereignisse sind noch nicht selbstlaufend ohne Möglichkeit, sie noch rückgängig zu machen.

Siehe in diesem Zusammenhang auch das „Dossier Klimkatastrophe“ http://karlweiss.twoday.net/stories/6080012/ in diesem Blog.

Sonntag, 12. Dezember 2010

Katastrophales Ende der Klimakonferenz in Cancún

Keinerlei konkrete Festlegungen

Von Karl Weiss

Die „Süddeutsche“ versucht Hoffnung zu machen, aber die Realität ist eine einzige Katastrophe. Nach dem Scheitern der Klimakonferenz in Kopenhagen im letzten Jahr ist auch die Konferenz in Cancún in Mexiko ohne konkrete Ergenbnisse zu Ende gegangen. Man verständigte sich auf unverbindlliche Absichten und ansonsten auf die nächste Konferenz in einem Jahr, die wohl genauso ergebnislos ausgehen wird, wenn nicht endlich eine kämpferische Umweltschutzbewegung Druck in den Klimaschutz bringt.

Treffende Karikatur

Der Schreiberling der „Süddeutschen“ mit dem Namen Bauchmüller behauptet ohne Basis: „Einigung beim Klimagipfel in Cancún“, „Kompromiss“, „ das gefürchtete Scheitern der Verhandlungen“ sei „ausgeblieben“, es sei „spät, aber noch nicht zu spät“ und es handele sich „um einen neuen Anlauf im Klimaschutz“ – er faselt sogar von einem „Beginn einer neuen Ära“.

Mit diesen Allgemeinplätzen versucht er die völlige Ergebnislosigkeit der Konferenz zu übertünchen. Dass am Ende ein Protoll von allen beteiligten Ländern (ausser Bolivien) unterschrieben wurde, sagt gar nichts. Das Protoll hätte denn konkrete Festlegungen enthalten, die mit Milliarden-Bussen im Falle der Nichteinhaltung versehen worden wären.

Tatsache ist, nicht ein einziges Land hat sich zu konkreten Massnahmen verpflichtet (ausser Bolivien). Es blieb immer bei unverbindlichen Absichtserklärungen. Man sagte, man werde die Erhöhung des Ausstosses von CO2 begrenzen, aber nicht wann und um wieviel und mit welchen Massnahmen.

Kohlendioxid-Anstieg: Dies ist eine so überzeugende Kurve über das, was im Moment geschieht, dass sich jeder Kommentar erübrigt.

Man sagte, man werde einen Fond für die Entwicklungsländer auflegen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, statt auf Wachstum auf Umweltschutz zu setzen, aber sagte nicht, wer wann wieviel in diesen Fonds einzahlen werde und welche Entwicklungsländer wieviel davon bekommen würden, wenn sie welche Projekte nicht durchführten.

Hören Sie Originalton Bauchmüller:

„Die Verhandlungen über das Kyoto-Protokoll vertagten die Staaten. Ein umfangreiches Papier mit vielen unterschiedlichen Optionen werden sie wohl erst in einem Jahr im südafrikanischen Durban aushandeln.(...) Bolivien kritisierte, dass die Texte keine hinreichenden Klimaschutzmaßnahmen vorsehen würden. [Der bolivianische Vertreter] Pablo Solon bezeichnete das Ziel, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, als inakzeptabel. Zudem sei in den Vorschlägen unklar, wie hoch die Zusagen der Industriestaaten zur Senkung des Treibhausgasausstoßes am Ende wirklich sein würden.(...)

Was hier interessant ist, ist die schwarze Linie (Beobachtung). Sie zeigt einen völlig von den vorherigen Scwankungen abweichenden, unaufhaltsamen Anstieg der Temperaturen in letzter Zeit.

Die beiden größten Klimasünder der Welt, China und die USA, wollen den Kampf gegen die Erderwärmung weiterhin nur unverbindlich führen. Japans Widerstand gegen neue, feste Klimaziele unter dem Dach des Kyoto-Protokolls ist nicht gebrochen - der Streit ist nur aufgeschoben. Und es ist keineswegs sicher, dass das Kyoto-Protokoll im kommenden Jahr verlängert wird. All das konnte in Cancún nicht gelöst werden, es ist vertagt auf die nächste Konferenz in Südafrika. Wird das Anschlussabkommen dort abermals verschoben, schlittert der Klimaschutz in die nächste Krise.“

Un das soll also der „Durchbruch“ sein. Na da lachen nicht einmal mehr Hühner, denn wenn niemand sich nie auf nichts festlegt, ist das Ergebnis Null. Und genau das ist das Ergebnis von Cancún, wie auch schon in Kopenhagen.

Es wird nur einen Weg geben, diese Regierungen zu zwingen, endlich Nägeln mit Köpfen zu machen: Massive, kämpferische Umweltproteste, die sich nicht einlullen lassen, sondern ihre Aktionen beständig ausweiten.

Globale Erwärmung

Die Regierungen verstehen die Sprache kämpferischer Proteste, sonst würden sie nicht zu brutalen Polizeieinsätzen wie zuletzt bei „Stuttgart 21“ blasen. Sie haben eine Heidenangst vor uns, wenn wir unsere Hemmungen ablegen.

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