Montag, 28. Februar 2011

Schon beginnt die Abschwächung in Grossbritannien

Wie vorhergesagt

Von Karl Weiss

Bereits am 25. Oktober 2010 hat sich der Bürgerjournalist mit der Wirtschaft Grossbritanniens beschäftigt und kam zu dem Schluss: “Grossbrittanien ist am A....“ http://karlweiss.twoday.net/stories/8402113/ , einem Artikel anlässlich der Veröffentlichung der Wirtschaftszahlen zum Ende des dortigen Fiskaljahres im September, der zum zweitmeist gelesensten im Blog seit zwei Jahren wurde.

Offenbar ist die wirtschaftliche Entwicklung Grossbritanniens hierzulande von besonderem Interesse. Nun, es hat sich seitdem nichts gebessert dort.

Northern Rock Pleite

Es liegen nun die Zahlen des Schlussquartals 2010 vor. Die britische Wirtschaft hat bereits, wie im obigen Artikel vorausgesagt, zu schrumpfen begonnen: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im letzten Quartal 2010 um 0,6% (gegenüber Vorquartal). Dabei gab es zu jenem Zeitpunkt noch einen Anstieg der öffentlichen Ausgaben um 0,7%!

Nun allerdings beginnen bereits die staatlichen Sparmassnahmen zu greifen, gegen die von den Studenten bereits Sturm gelaufen wurde. Man kann davon ausgehen, damit wird jegliche Möglichkeit eines Wachstums ausgebremst und ein neuer Abschwung innerhalb der immer noch laufenden Krise eingeleitet.

Nun wurde auch die Mehrwertsteuererhöhung in Kraft gesetzt, von 17,5 auf 20%. Und dabei war der private Verbrauch bereits im letzten Quartal um 0,1% zurückgegangen.

Euro Länder vergleich
Hier noch einmal die Zahlen der Euro-Länder vom November, um sie mit denen Grossbritanniens vergleichen zu können.

Es stehen den Briten also harte Zeiten bevor. Allerdings gibt es da die „Analysten“, das sind jene wirtschaftswissenschaftlichen Vollidioten, die noch eine Woche vor dem 15. September 2008 vom „ununterbrochenen Aufschwung“ faselten. Sie haben ausgemacht: Die Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivitäten im letzten Quartal 2010 seien auf das kalte Wetter zurückzuführen.

Hier noch einmal die wesentlichen Daten von Ende September: Gesamt-Staats-Verschuldung Grossbritannien: Mehr als eine Billion britische Pfund, das sind über 70% des BIP. Die Neuverschuldung 2010 entsprach fast 160 Mrd. Britische Pfund. Besonders bedenklich aber gerade die private Verschuldung: „ ... die gesamte Verschuldung der privaten Haushalte betrug im August 2010 gewaltige 1,457 Billionen britische Pfund, davon waren 1,24 Billionen britische Pfund ausstehende Hypothekenschulden. Die privaten Haushalte sind immer noch mit durchschnittlich 126,8% der verfügbaren Einkommen verschuldet und sogar mit 224% der Summe aller Bruttolöhne und -gehälter aus dem Jahr 2009!“ wurde bereits im oben genannten Artikel geschrieben.

Wenn das jetzt, wie zu erwarten war, auf einen erneuten Abschwung der weiterhin akuten Krise stösst, dann beschleunigt die Krise die Verschuldung und die Verschuldung die Krise. Das nennt man einen Teufelskreis. Die naive Vorstellung der neoliberalen Schwachköpfe, man könne mit staatlichen Sparmassnahmen die Schulden abbauen, während man gleichzeitig Minus-Wachstum erzeugt, ist „merkelianisch“ – und was von den Merkel´schen Rezepten zu halten ist, wissen wir ja inzwischen.

Dann wird Grossbritannien in der griechischen Situation sein – nur mit noch weit schlechteren Zahlen als Griechenland und mit einem weit grösseren Gewicht als zweitgrösstes Land der EU nach Einwohnerzahl.

Sonntag, 27. Februar 2011

Das Doppelte der heutigen Energiemengen!

Wie werden wir den Energiebedarf decken?

Von Karl Weiss

Unter dem Titel "Signals and Signposts" hat die Shell ihre diesjährige Energiestudie vorgelegt. Zusammengefasst wird dort gesagt: Der Energiebedarf steigt, nicht zuletzt durch die Riesen-Volkswirtschaften der aufstrebenden Länder China und Indien angeheizt, in schnellem Rythmus und man muss mit schnell steigenden Kosten für die Energieträger überall auf der Welt rechnen.

Erdöl

Natürlich hat Shell da einige optimistische Prognosen über die wirtschafliche Entwicklung vorausgesetzt, aber gleichzeitig hat man noch nicht mit den Aufständen im arabisch/mittleren Osten-Raum gerechnet, von wo zwei Drittel des weltweiten Erdöls kommt. Man wird also im Schnitt davon ausgehen können, die Wirklichkeit bis 2050 wird nicht grundlegend von dem abweichen, was die Shell da voraussieht.

Die Aussage ist respekteinflössend, aber man denke das einmal durch: Im Jahr 2050 wäre nach dieser Voraussage der Energiebedarf der Weltwirtschaft dreimal so hoch wie im Jahr 2000 – dreimal! 300%!

Wirtschaftsmacht China 1

Da braucht man gar nicht auf Details einzugehen, das ist absolut unvorstellbar. Es gibt keinerlei technische Entwicklungen, keinerlei bereits in Gang gebrachte Neuerung, die eine so gigantische Zunahme der zur Verfügung stehenden Energie auch nur annähernd garantieren könnte.

Selbst wenn wir wegen der keineswegs beendeten Krise nur eine Entwicklung auf das Doppelte annehmen würden, gilt diese Aussage. Mit anderen Worten: Alle Energieträger werden wegen der immer rarer werdenden Energie dramatisch teurer werden, was unsere heutige Sicht der Dinge völlig auf den Kopf stellen wird.

Man wird im wesentlichen mit dem doppelten der heutigen Preise für Energie rechnen müssen – und das auch nur, wenn der Bedarf im grossen und Ganzen gedeckt werden kann, sonst können noch weit höhere Werte erreicht werden.

Wirtschaftsmacht China

So wurde z.B. bei Heise/telepolis letzte Woche ein Artikel veröffentlicht, der anregte, alle deutschen Umweltschützer sollten nur soviel Solarzellen auf den Dächern anbringen, wie sie auch selbst Energie verbrauchen, weil es da einige bürokratische Hindernisse wegen der Einspeisungs-Formalien geben wird. Ein eindeutiges Beispiel, wie kurzsichtig heute noch (fast) alle Stellungnahmen zu Energie-Themen sind, hier:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34210/1.html

Es wird zum Beispiel auch argumentiert, die heute modernsten zur Verfügung stehenden Sonnen-Panellen mit Solarzellen seien (heute) nicht wettbewerbsfähig, so als ob dies irgendeine Bedeutung hätte bei dem vorausgesagten Bedarf und den vorausgesagten Preisen.

Tatsächlich müssen die Solarzelle schleunigst weiter entwickelt werden. Die Forscher des Massachussets Institut of Technologie (MIT) – und nicht nur die, haben da längst Grundlagenforschung gemacht. Sie brauchen allerdings ein paar Milliarden, um das ins grosstechnische umzusetzen. Da wäre Milliarden wohl besser aufgehoben als bei den Banken.

Es ist bereits möglich, Solarzellen mit dem Doppelten des Energieausstosses pro Sonneneinstrahlung der heute grosstechnisch zur Verfügung stehenden Zellen herzustellen. Sie halten auch annähernd doppelt so lange wie heutige. Allerdings gibt es nirgends Geld, um das ins Grosstechnische umzusetzen.

Solarfarm

Es ist bereits klar: Weder die Erdölproduktion noch die Steinkohle- und Gasproduktion wird auch nur annähernd so gewaltig gesteigert werden können, dass die erforderlichen Wachstumsraten erreicht werden. Dazu kommt: Diese Energiequellen sind wegen ihres CO2-Ausstosses in der Anwendung auch nicht geeignet, ein Menschheits- Problem zu lösen, sondern schaffen ein anderes: Die Klimakatastrophe.

Was für uns hier auf der Erde eine umweltfreundliche und unerschöpfliche Energiequelle ist, ist die Sonne. Dazu gibt es so viele Länder auf der Erde, die Sonneneinstrahlung aus hohen Winkeln über lange Teile des Jahres haben, dass auch der Platzbedarf für Sonnen-Panellen keineswegs knapp wird, selbst wenn davon ausginge, alle diese Energie würde in Zukunft aus Solarzellen gewonnen.

Es gibt auch längst ausgereifte Pläne, wie man durch ein weltweit verbundenes Netz von Hochspannungs-Gleichstromleitungen den Strom von den gerade sonnenbeschienenen Teilen der Erde zu jenen bringt, die gerade den höchsten Bedarf haben, hier:
„Dossier Totale Kreislaufwirtschaft, Teil1“ http://karlweiss.twoday.net/stories/4600002/

Synthesis Hochspannungsleitungen-Verbund

Speziell in der Sahara und am Rande der Sahara – das betrifft 14 Staaten, wenn ich richtig unterrichtet bin – wäre es ohne Schwierigkeiten und ohne wichtiges Ackerland zu verbrauchen, möglich, zum Beispiel jedem dieser 14 Staaten zunächst einmal die Mittel für 10 Quadratkilometer von Sonnen-Panellen zur Verfügung zu stellen. Der Kapitalbedarf dafür ist weit geringer als er z.B. fürs „Quantative Easing“ 1 und 2 gebraucht wurde. Das könnte dann nach Bedarf erweitert werden.

Wenn man dies durch die Staaten machen lässt und nicht durch Privatkonzerne, dann hat eventuell auch die Bevölkerung dieser im wesentlichen armen Länder etwas davon – vorausgesetzt, man lässt sie ihre Staatspräsidenten und Könige davonjagen, die doch nur als Statthalter der imperialistischen Länder fungieren.

Nur, das alles geht eben nicht im Kapitalismus. Weit geringere Probleme, z.B. ein Eindämmen der Spekulation der Banken, konnten nicht gelöst werden von den G20 und nicht von den G8. Wieviel Gs man auch immer veranstaltet, es kommen immer nur wohlwollende Absichtserklärungen heraus, die dann nicht umgesetzt werden. Es gibt keine Weltregierung im Kapitalismus, denn das Grundprinzip des Kapitalismus ist die Konkurrenz.

So kann man auch eben im Kapitalismus dies nicht die Regierungen machen lassen, sondern könnte es höchstens über Grosskonzerne zu verwirklichen versuchen. Dann werden aber alle Vorteile bei den Aktionären, Vorständen und Grossbanken sein und alle Nachteile bei der Bevölkerung, die Land zur Verfügung stellen musste – aus einem vorteilhaften Plan würde dann so eine Geissel der Völker.

Es wird also höchste Zeit , das kapitalistische System zum Teufel zu jagen, damit endlich vernünftige Lösungen durchgesetzt werden können.

Karl Marx

Nach Tunesien, Ägypten und Lybien weiss man ja nun, wie man das macht.

Samstag, 26. Februar 2011

Guttenberg: Es gab einen Präzedenzfall in der Union

Er wurde des Amtes enthoben

Von Karl Weiss

Wie die „Süddeutsche“ meldet, gab es bereits vor Guttenberg einen Unionspolitiker, der sich mit einem Plagiat den Doktortitel erschlichen hatte. Er war Vorsitzender des Landesverbandes Lippe, wurde mit Geldbusse und Strafzahlung belegt und von seinem Landesverband des Amtes enthoben. Auch der Nachfolger des damaligen Doktorvaters von Guttenplag findet deutliche Worte.

Guttenberg

Der jetztige Lehrstuhlinhaber dort in Bayreuth, wo Guttenplag seine „Doktorarbeit“ einreichte und mit Ehrenwort versicherte, das sei alles auf seinem Mist gewachsen, Professor Oliver Lepsius, sagt in aller Klarheit: „Wir sind einem Betrüger aufgesessen.“

Hier: http://www.sueddeutsche.de/politik/plagiatsaffaere-um-guttenberg-wir-sind-einem-betrueger-aufgesessen-1.1065263

Er lässt die Ausrede Guttenplags, er habe „Blödsinn“ gemacht und nicht genügend aufgepasst bei den Zitaten, die er verwendete, nicht gelten. "Der Minister leidet unter Realitätsverlust. Er kompiliert planmäßig und systematisch Plagiate, und er behauptet, nicht zu wissen, was er tut. Hier liegt die politische Dimension des Skandals."

Ehrlichkeit vergessen - Verteidigungsminister

Lepsius meint auch, die Stellungnahmen von Regierungspolitikern einschliesslich der Bundeskanzlerin, die Guttenplag die Stange halten, seien "von Seiten der Wissenschaft nicht hinnehmbar".

Besonders entsetzt zeigt er sich über die Äusserung der für die Wissenschaft zuständigen Ministerin, Anette Schavan, die sagte, es sei egal, ob und wie jemand promoviere. „Das vergrössert den Skandal“.

Lepsius könnte aufgrund dieser Äusserungen von Guttenplag auf Unterlassung und wegen „Übler Nachrede“ verklagt werden, aber der Professor ist sich seiner Sache sicher und meint, Guttenplag würde dies aus guten Gründen nicht wagen – und er ist immerhin Professor der Jurisprudenz.

Weiter berichtet die „Süddeutsche“, was der Präsident des deutschen Hochschulverbandes, Bernhard Kempen, sagte: "Die Marginalisierung schwersten wissenschaftlichen Fehlverhaltens durch höchste Repräsentanten unseres Staates ist empörend." Er hält es für "unerträglich, wie die Bedeutung der Wissenschaft und ihrer ehernen Gesetze politisch kleingeredet wird".

Berlusconi und Guttenberg

Das wichtigste aber kommt erst danach. Es gab nämlich in der Union schon einmal einen Fall, in dem ein aufstrebender Politiker sich den Doktortitel durch Abschreiben erschlichen hatte. Er war nach diesen Angaben Landesverbandsvorsitzender in Lippe und wurde dabei ertappt, genau wie Guttenberg eine Doktorarbeit mit Zitaten zusammengestöpselt und den Doktor damit erschlichen zu haben.

Damals wussten die Unionspolitiker noch, was in einem solchen Fall zu tun ist. Der Politiker, dessen Name mit Andreas K. angegeben wird, wurde abgesetzt. Er musste ausserdem eine Strafe von 9000 Euro wegen Verstosses gegen das Urheberrecht berappen und bekam noch zuzätzlich eine Geldstrafe von 10 000 Euro aufgebrummt. Auch er hatte stets behauptet, die „Doktorarbeit“ nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet zu haben.

Auch die Berliner Morgenpost hat diesen Fall: http://www.morgenpost.de/politik/article1557300/Als-ein-Plagiat-das-Karriere-Aus-in-der-CDU-bedeutete.html#reqRSS

Der Kreisvorsitzende Lippe der CDU sagte, es gebe "eine klare Vergleichbarkeit der Fälle. Der Unterschied ist, dass die Kommunalpolitik strengere politische und ethische Maßstäbe angelegt hat, als es die Kanzlerin offenbar zu tun gewillt ist.“

Interessant, nicht, wie mit zwei Massen gemessen wird? Hier wird abgesetzt und dort heisst es, man brauche schliesslich einen Politiker und keinen wissenschaftlichen Assistenten.

Danke Frau Merkel, für diese klaren Worte. Nun ist endgültig auch von höchster Stelle festgestellt: Politiker haben nichts mit der Wahrheit (Wissenschaft) am Hut und brauchen auch keine Ehre – oder gar so etwas wie Charakter – wo kämen wir denn da hin, so extreme Anforderungen zu stellen, nicht wahr?

Mubarak, Ghaddafi, Berlusconi, Sarkosy, Merkel und Guttenplag: Alles Früchte vom gleichen Stamm.

Ehre, Wahrheit? Brauchen wir nicht!

Was wir brauchen, ist Macht, Macht, Macht, macht, macht.............

Freitag, 25. Februar 2011

Riesige Mehrheiten für Guttenberg?

Sind Meinungsumfragen wahr oder Täuschung?

Von Karl Weiss

Die Online-Umfrage der ‘Bild’ ergab überraschenderweise eine Mehrheit für den Rücktritt Guttenbergs, da nahm die Redaktion die Umfrage von der Seite und machte eine Telefon-Hotline auf, wo man bezahlen muss für den Anruf. Schon waren die Ergebnisse wie gewünscht. Wie „wahr“ sind eigentlich Meinungsumfragen zu politischen Themen und Wahlprognosen?

Guttenberg

Der Mathematiker und Statistik-Professor Fritz Ulmer gab ein Interview und sein Urteil ist verheerend: „Wahlprognosen sind Täuschung!“, hier: http://www.wahlprognosen-info.de/archiv/shz.pdf (Achtung, pdf)

Wenn jene Umfragen (und das waren viele), die nach der Fälscher-Affäre Mehrheiten von 70% und mehr hinter Guttenberg stehen sahen, Wahrheit wären, so könnte speziell auf der Site der ‚Bild‘ schwerlich eine Mehrheit für Rücktritt auftauchen.

Die Bild-Redaktion glaubte offenbar diesen Umfragen und stellte die entsprechende Frage online. Das Ergebnis: Siehe oben.

Berlusconi und Guttenberg

Werden also solche Umfragen wie jene 70% absichtlich gefälscht? Werden sie eventuell sogar bestellt und gekauft?

Ulmer glaubt das eher nicht, aber er sagt, was als demoskopische Befragung ausgegeben wird, sind meist nur Telefonumfragen, die keinerlei Ansprüchen an Wissenschaftlichkeit (und damit an Wahrheit) standhalten.

Was tun die „Meinungsforschungsinstitute“, wenn bei ihnen eine Umfrage in Auftrag gegeben wird? Sie haben eine grosse Zahl von Telefonnummern im Computer und lassen eine Lotterie ablaufen, welche Telefonnummern diesmal befragt werden. Die werden dann angerufen und daraus wird das Ergebnis.

Wenn nun alle zum Telefon gingen und die Fragen beantworten, könnte das einer repräsentativen Auswahl aus der Bevökerung zumindest entfernt nahekommen. Aber, was die Institute gerne verschweigen: Etwa die Hälfte der Anrufe werden nicht abgenommen oder die Person will keine Fragen beantworten.

Ehrlichkeit vergessen - Verteidigungsminister

Da beginnt der „bias“ (In der wissenschaftlichen Demoskopie wird die englische Bezeichnung ‚bias‘ oder ‚biased‘ für eine Auswahl der befragten Personen genommen, die nicht für die ganze Bevölkerung repräsentativ ist). Anstelle der beabsichtigten Personen werden andere befragt, wiederum durch die "Lotterie" aus den Telefonnummern ausgewählt und schon hat man den 'bias' in der Umfrage.

Allerdings ist auch die Wahl des Telefons bereits bias-verdächtig. Wer kein Telefon hat oder keine Gelegenheit ans Telefon zu gehen, wenn die Meinungsforscher anrufen, wird nie befragt und schon ist die Wissenschaftlichkeit (was heisst Wahrheit) der Umfrage beeinträchtigt.

Zusätzlich gibt es da noch hundert Besonderheiten, die meist nicht berücksichtigt werden:

Nimmt man nur Festnetz-Nummern, werden vor allem Hausfrauen antworten (oder am Abend vor allem Familienvorstände) und die stellen keine repräsentative Auswahl dar. Nimmt man dagegen nur Handy-Nummern, hat man generell eine jüngere Auswahl, wiederum keine repräsentative. Aber auch wenn man beide nimmt, kann man diesen abweichenden Trend (bias) bekommen, eventuell sogar kumuliert, wenn z. B. Hausfrauen und Jüngere zu den gleichen Antworten neigen.

Bei jeder Telefonumfrage gibt es jene, die etwas falsch verstanden haben und daher falsch antworten und schliesslich auch solche, die absichtlich falsch antworten. Diese beiden lassen sich in der Eile von Hunderten von Telefonanrufen überhaupt nicht feststellen, das gibt schon die ersten Abweichungen.

Dann hat man schon keine wirklich zufällige Auswahl mehr, sondern bereits einen Trend (bias). Und der ‚bias‘ ist haargenau das, was eine solche Umfrage nutzlos macht. Sie haben automatisch eine Überzahl von Personen, die tagsüber zuhause sind (wenn sie am Tag anrufen) oder abends zuhause sind (wenn Sie abends anrufen) oder die ein ständig bereites Handy ständig beantworten und in allen diesen Fällen haben sie keinen repräsentativen Querschnitt der Bevökerung mehr.

Das nächste Problem ist die Zahl der Anrufe bzw. Antworten, die sie benutzen in jener Umfrage. Typisch bei Telefonumfragen, die innerhalb von ein oder zwei Tagen fertig sein sollen (so wie jetzt die zum Rücktritt oder nicht von Guttenberg) sind 500 Antworten (man ruft so lange an, bis man 500 Antworten hat). Nur ist das bei einer Bevölkerungszahl von 80 Millionen Bundesbürgern offensichtlich ein bisschen wenig.

In Wirklichkeit kann man, selbst wenn man alle genannten Faktoren berücksichtig, mit einer 500-Mann-Umfrage bestenfalls eine Genauigkeit von +/- 5 % erreichen, nach Aussagen des Fachmanns Ulmer. D.h. die grossspurige Aussagen, die Union habe ein Prozent hinzugewonnen seit der letzten Umfrage, ist grobe Täuschung.

Opel Merkel

Wenn die Union, sagen wir, bei einer 500-Mann-Telefonumfrage auf 31% kommt derer, die angeben, zur Wahl gehen zu wollen, so hat man in Wirlichkeit die Union bei 26 bis 36%. Da aber eine so ungenaue Aussage niemand haben will, tut man einfach so, als sei 31% eine zuverlässige Zahl. Das ist aber bewusste Täuschung.

Auch die Angabe, die manchmal noch in der Fussnote auftaucht, dass es sich um eine Genauigkeit von +/- 3% handelt, ist mit einer 500-Mann-Telefonumfrage auf keinen Fall korrekt. Für drei Prozent müsste man 2000 bis 3000 Menschen befragen.

Will man eine Genauigkeit von +/- 1% erreichen, müsste man nach Herrn Professor Ulmer 100 000 Menschen befragen.

Man kann auch andere Mittel der Demoskopie anwenden, wie z.B. ein fester Panel von Personen, die bereits genau ausgesucht wurden, die für jede Umfrage bezahlt werden und einigermassen genau einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung darstellen. Hat man etwa 2500 Personen in einem solchen Panel, kann man, wenn alles sehr gut ausgetüftelt ist, eine +/-1%-Genauigkeit erreichen, jedenfalls dann, wenn andere Einflüsse auszuschliessen sind.
Vor allem kann man mit den Personen-Panels die Probleme mit den Telefonumfragen umgehen.

Hat man Zeit, kann man auch für eine einzelne Umfrage einen Panel zusammenstellen, der grosse Chancen hat, sehr nahe an einer repräsentativen Auswahl zu liegen. Da muss man dann von Tür zu Tür gehen und die Leute auf der Strasse ansprechen und dann versuchen, die repräsentative Auswahl herzustellen und dann diejenigen dieser Auswahl einladen und zu gleich einer Menge von Themen befragen.

Aber das, was wir in den Zeitungen und Magazinen – oder auch im Internet lesen, („eine neue Meinungsumfrage ergibt ein Prozent mehr für die Grünen“) sind alles bias-Telefonumfragen, die mit falschen Angaben über die Genauigkeit arbeiten und nicht die Spanne +/- 5% angeben, sondern einen bestimmten Wert. Das sind bewusste Täuschungen und keine demoskopischen Umfragen. Man kann sie schlicht vergessen.

Was hat es nun mit den verschiedenen Umfragen auf sich, die sich in den letzten Tagen zu widersprechen schienen, was das pro und Contra um Guttenberg angeht? „Meinungsforscher“ – wir wissen nun, was wir von ihnen zu halten haben – fanden in den meisten Fällen hohe Zahlen im Bereich von 55 bis 75 % der Unterstützung für Guttenberg. Die Umfragen in Zeitungen und Magazinen und im Internet dagegen, wie auch die ganz oben erwähnte im Internet-Auftritt der ‚Bild‘, ergaben Mehrheiten gegen Guttenberg, z.B. eine von 61% im ‚Spiegel‘ und mit 54% in ‚Bild‘.

Weder das eine (wie wir oben gesehen haben), noch das Andere sind Umfragen, die den Anforderungen an wissenschaftliche Demoskopie gerecht werden. Das heisst nicht, die Wahrheit liegt in der Mitte, sonder dass in jenem weiten Bereich alles wahr sein kann: Von 40% bis 65 % gegen Guttenberg bis 40 bis 75% für ihn ist alles möglich. Man kann da auch kein Mittel bilden.

Wir wissen also nur: Deutschland ist geteilter Meinung über Guttenberg und das ist natürlich nichts Neues, das hatten wir schon, als er über seine Kenntnisse zur Kundus-Affäre log und zwei hohe Militärs feuerte, um davon abzulenken.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Es war Mappus persönlich

Stuttgart21: Mappus persönlich hat den Gewalteinsatz gegen Kinder und friedliche Demonstranten am 30. September 2010 angeordnet

Von Karl Weiss

Es liegt nun eine eidesstaatliche Versicherung vor, die Klarheit über die Ereignisse am 30. September 2010 in Stuttgart schafft, als mit einem Polizeigrosseinsatz mit Wasserwerfern, Knüppeln und Pfefferspray eine Demonstration von Kindern und Jugendlichen und deren erwachsenen Verteidigern brutal niedergemacht wurde. Dort wird gesagt: Dies wurde von höchster Stelle entschieden. Das heisst bei der Ländersache Polizei: Die höchste Stelle war Ministerpräsident Mappus.

Mappus - Schwabe zeigt Zähne

Ob Mappus vor dieser Entscheidung sich mit Bundeskanzlerin Merkel abgesprochen hat, ist nicht sicher. Man kann aber davon ausgehen, denn es handelte sich ja praktisch um eine Kriegserklärung gegen die Gegner des Wahnsinnsprojekt Stuttgart 21.

In der eidestattlichen Erklärung erklärt der „Parkschützer“ (das ist ein Mitglied einer der Organisationen, die gegen das Wahnsinnsprojekt protestiert) Mark Pollmann, er habe Kontakt zu einer Person in „höheren Polizeikreisen“, die aus einem Gewissenskonflikt heraus handelt, denn sie hält das Geschehen für Unrecht.

Baghnhof ist kein AtomKraftWerk

Es wurden insgesamt drei Informationen gegeben.

Die erste hatte folgenden Inhalt:
„Von höchster Stelle entschieden: Im Mittleren Schlossgarten ist am Freitag, den 30.09.2010 um 15 Uhr ein Polizeieinsatz mit 3.000 Polizeikräften aus verschiedenen Bundesländern geplant. Auftrag: Einzäunung und Sicherung des [gesamten] vorgesehenen S21-Areals im mittleren Schlossgarten sowie Begleitung und Sicherung der bis Samstag Abend, den 2. Oktober vollzogenen Abholzung des Areals.“

Stuttgart 21- Gegner 
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Marktplatz Stuttgart

Die zweite hatte folgenden Inhalt:
„1. Es waren 30 Zivilbeamte der Bundespolizei und eine nicht genannte Anzahl an Landespolizisten in Zivil beim Einsatz am 30.09.2010 von Beginn an dabei.
2. Bis zum 3. Oktober 2010 hatte sich im Rahmen des Einsatzes kein Polizeibeamter dienstunfähig gemeldet, d.h. es gab am 30.9.2010 keine verletzten Polizisten.
3. Zudem wurde ich darüber informiert, dass bei der Polizei fieberhaft in den vielen Stunden Filmmaterial nach Bildern gesucht werde, um im Rahmen einer öffentlichen Erklärung die angebliche Gewaltbereitschaft der Demonstranten zu beweisen. Da sie aber bisher praktisch nichts fänden, verzögere sich das immer mehr.“

Wenn Polizisten Kinder schlagen, zeigt der Staat sein wahres Gesicht

Die dritte Information war folgende:
„ ...einige Tage nach dem 30.09.2011 am Einsatz beteiligte Polizisten von Vorgesetzten aufgefordert wurden, sich krank und dienstunfähig zu melden. [...] in höheren Polizeikreisen der Druck ganz enorm sei. Es werde mit allen Mitteln versucht, die Quelle der Informationsvermittlung herauszufinden, weshalb Mitarbeiter unter ständiger Beobachtung stehen und sogar soziale Kontakte einschränken, um nicht in Verdacht zu kommen. [...] “

Damit ist nun bestätigt, was bereits in diesen Artikeln des Bürgerjournalisten vorweggenommen wurde:

- Stuttgart21 – Die Rambos heissen Merkel und Mappus

- Stuttgart21 – Klare Beweise für geplante Übergriffe

Stuttgart 21: Rambo zeigt sein Gesicht

Es sei noch einmal hervorgehoben: bei diesem Einsatz, der sich auch und gerade gegen Kinder und Jugendliche richtete, wurden mehr als 50 Personen verletzt, einige davon schwer. Einer der Verletzten ist heute fast vollständig blind.

Stuttgart 21: Verletzungen durch Wasserwerferstrahl direkt ins Gesicht

Und dieser Mappus bewirbt sich im März um die Stimmen der Bürger Baden-Württenbergs !

Dagegen ist ja selbst Guttenberg fast nur ein harmloser kleiner Fälscher!


Hier eine Anzahl Links zu anderen Artikeln im Blog zu Stuttgart21:

- CDU-Wahnsinn Stuttgart21

- Stuttgart21 – Wiederwahl in Gefahr

- Verzweiflungsakt von Frau Merkel

- Bombe – Merkel ist in Wirklichkeit Grüne!

- Stuttgart21 – Der GAU

- Aktuelle Ergänzung zu Stuttgart21

- Stuttgart21 – Spätrömische Dekadenz

- Stuttgart21 – Schwäbischer Filz

- Stuttgart21 – Der spezielle Untergrund in Stuttgart

- Stuttgart21 – ‚Taktische Provokateure – Vermummte Steinwerfer‘

- Stuttgart21 – Irrsinn deutscher Verkehrspolitik

- Stuttgart21 – Das Volk hatte nie eine Chance

Mittwoch, 23. Februar 2011

Der arabische Aufbruch

Und Israel?

Von Karl Weiss

Uri Avnery , der kritische israelische Beobachter, den der Bürgerjournalist hier schon wiederholt zitiert und auch kritisiert hat, feiert in seiner neuesten Kolumne den „arabischen Aufbruch“. Er sagt: „Ich könnte mir keinen weiseren und anziehenderen Kurs für uns Israelis vorstellen, als dass wir uns diesem Marsch mit Leib und Seele anschließen.“ Das muss er im Delirium geschrieben haben.

Uri Avnery

Ja, er hat das genau so gemeint, aber Delirium will sagen, er hat vergessen, die tatsächliche, reale und nicht wegzudiskutierende Position der offiziellen israelischen Politik einzubeziehen. Sie hat Mubarak bis zur letzten Sekunde die Stange gehalten und sie hofft jetzt, Ägypten würde in einer Militärdiktatur festgenagelt, wo das Militär wiederum die anti-palästinische Rolle einnähme (was nicht völlig auszuschliessen ist).

Israelische Politik der letzten Jahrzehnte war und ist Pro-Diktatur, Pro-Unterdrückung, Pro-Massaker, Pro-westliche Sauereien, war und ist gegen Demokratie, gegen Befreiung, gegen Volksbewegungen und gegen den Frieden.

Avnery weiss das und dürfte nicht mehr wirklich Illusionen haben.
Warum er daraus keine Konsequenzen zieht, bleibt ihm überlassen.

Die völlige Zerstückelung des palästinensischen Territoriums wird hier deutlich. Das ist keine Besatzung, das ist Annektion.

Avnery sagt, die Israelis kennen die Araber nicht. Aber das trifft auch auf ihn selbst zu. Er behauptet in seiner Kolumne, „... wird es bedeuten, dass eine radikal islamische Region entsteht - eine Entwicklung, die absolut möglich ist?“

Nein, lieber Uri Avnery, es gibt keinerlei Hinweise auf eine prädominante schiitisch-radikale Komponente in diesen Aufständen, die wir bisher gesehen haben. Sowohl in Tunesien wie auch in Ägypten waren im Gegenteil viele Frauen unter den Demonstranten – unverschleierte Frauen natürlich. Auch der nächste Dominostein, der wohl Lybien heissen wird (oder sollte Bahrein noch vorher kommen?), hat keinerlei schiitische Komponenten – im Gegenteil.

Ganz, ganz im Gegenteil: Eines der Regimes, das angegriffen wird, das iranische, ist eben ein solches „radikal-islamisches“ und die Tatsache, dass dieser Aufruhr zur gleichen Zeit wie die arabischen kommt, zeigt, in welche Richtung es geht.

Natürlich haben alle diese Aufstände ein grundlegendes Problem: Kein einziger wurde unter Führung einer bekannten, konkreten Gruppe durchgeführt, die einen Führer hat, der nun mit den Militärs verhandeln kann. Die Führer waren junge, unbekannte Leute und die westlichen Medien haben natürlich auch nicht das geringste Interesse, auch nur den Namen eines von ihnen bekannt zu machen.

Dafür hat der Westen selbst viel zu viel Angst vor solchen Aufständen, denn man weiss sehr wohl, wir haben keine Demokratie und die Menschen merken das immer mehr. Was sich da in Arabien abspielt, geht uns hier in Europa tief im Kern an!

Palestina land loss

Denn es dauert nicht mehr lange, so werden wir auch solche Aufstände machen. Merken Sie nicht, was die Merkel-Bande mit uns macht? Und die Beträge, die da aus uns herausgeholt werden, sind weit höher als Mubaraks Milliarden.

Lasst uns so viel wie möglich Informationen sammeln, wie genau die das dort fertig gebracht haben – wir werden es brauchen.

Es ist kein Zufall, dass Ghadafi und Berlusconi persönliche Freunde sind. Das ist ein und dasselbe Gesocks. Bei uns heissen die Figuren vom Typ Mubarak, Berlusconi und Ghadafi wie? Merkel und Guttenberg (von Westerwelle reden wir schon nicht mehr: Nichts schlechtes über Tote).

Guttenberg

Was Israel betrifft – und Avnery hat das angedeutet – so hat man dort jetzt ein Problem. In dem Masse, wie reaktionäre Herrscher, die am Ende immer Israel gegen die Palästinenser geholfen haben, aus dem Amt gejagt werden, wird es immer enger für Israel.

In der arabischen Welt hat Israels offizielle Politk den denkbar schlechtesten Ruf. Wenn in einer Anzahl von Ländern nun wirklich demokratische Regime eingeführt werden sollten, so hat Israel ein Problem. Und dieses Problem könnte der Untergang sein. Es scheint, Avnery unterschätzt da einige Dinge.

Natürlich kann sich Israel immer noch auf den saudi-arabischen König verlassen, aber man stelle sich vor, sogar der würde am Ende gestürzt. Na gut, wollen wir nicht übertreiben.

Hallo, Freunde in der arabischen Welt! Wir sind in Gedanken bei Euch! Gepriesen sei euer Mut, gepriesen eure Ausdauer! Lasst nicht nach! Millionen Menschen auf der ganzen Welt vertrauen und bewundern euch!

Montag, 21. Februar 2011

Neuer Tiefpunkt der Financial Times Deutschland (FTD)

Männer-Heul-Artikel

Von Karl Weiss

Ein Essay soll es sein, nicht etwa ein Artikel: "Frauenquote - auf Kosten der Männer". Man höre nur, was da behauptet wird: Durch einen entarteten Feminismus übernähmen Frauen zunehmend die „Definitionsmacht“ in Bereichen, welche „die gesellschaftliche Entwicklung prägen“. In den letzten dreissig Jahren (also etwa seit 1980) sei der weibliche Aufstieg frappant. Beispiel: Das Gros der Arbeitslosen, der Hilfsarbeiter, der Obdachlosen, Wanderarbeiter und chronisch Kranken sei männlich. Und das sei wegen des weiblichen Aufstiegs!

Herr, hauche ihnen Logik ein!

Auszug aus der Republica

Mehrmals hinsehen muss man bei einem Artikel von so niedrigem Niveau. Aber der FTD scheint ein Artikel gegen die Frauenquote in den Firmen so wichtig gewesen zu sein, dass Alles Recht war. Wie konnte die FTD so tief sinken?

Wer das verbrochen hat, ist ein gewisser Walter Hollstein, der Professor für politische Soziologie war, und nun als freier Autor in der Schweiz lebt – welch angenehmes Leben! Da kann man schon mal die realen Dinge dieser Welt durcheinanderbringen, speziell wenn man zuerst in der Abgeschiedenheit von soziologischen Fakultäten ohne Kontakt zum wirklichen Leben der Menschen verbringt und anschliessend in der schönen Schweiz, wiederum weit entfernt von realen soziologischen Problemen.

So sieht er Zusammenhänge, die hahnebüchen sind: Er zählt auf: Männer begehen häufiger Selbstmord, Männer sterben früher, Männer haben weit häufiger Beschäftigung mit gefährlichen Arbeiten, er macht sich sogar die Mühe, die Anzahl von Rettungseinsätzen von im Beruf verunglückten mit einander zu vergleichen: Fast alles männlich. Vor 1980 war das natürlich alles anders: Die Frauen brachten sich mehr um und starben früher, und die gefährlichen Arbeitsplätze hatten alle die Frauen - nicht wahr?

Nacktfoto der französischen Präsidentengattin

Dann schriebt er wörtlich:

„Junge Männer werden in städtischen Problemzonen mit Elend und Arbeitslosigkeit groß. Sie verharren entweder widerstandslos in der Aussichtslosigkeit, indem sie auf Dauer von den Sozialmaßnahmen des Staates leben, oder sie entwickeln aggressive Überlebenstechniken, die in die Kriminalität, in den Knast oder in tödliche Auseinandersetzungen führen. Ein solcher Trend, der 2007 vom Berlin-Institut für Bevölkerung für die neuen Bundesländer ausgemacht wurde, lässt sich mittlerweile auch im Ruhrgebiet und in den Stadtstaaten erkennen.“

Nun, Herr Hollstein, in diesen städtischen Problemzonen leben natürlich keine Frauen, nicht wahr? Und wie, bitte, hat es der entartetet Feminismus geschafft, städtische Problemzonen geschaffen?

Völlig verwirrt, der Mann. Die sozialen Probleme des Kapitalismus, die Ursache solcher hohen Belastungen der Männer und Frauen sind, blendet er aus.

Dass die traditionelle Rolle des Mannes als Arbeiter, als Kraftvoller, als Aktiver, als angeblich Furchtloser auch und gerade Nachteile mit sich bringt, hat nie jemand bestritten. Viele Männer sind schon in der Lage, sich von diesem einseitigen Rollenbild zu befreien.

In dem Masse, wie Frauen auch in typische Männerberufe kommen, verbessern sich oft dort auch die Verhältnisse.

Dass nun eine Frau auf der „Gorch Fock“ aus der Takelage in den Tod gestürzt ist, wird hoffentlich bald dazu führen, dass dort auch wie in jedem Industriebetrieb und auf jeder Baustelle Höhenarbeitsplätze mit Sicherheitsgurt ausgestattet werden.

Und das gilt auch umgekehrt: Die Pfleger machen neben den Krankenschwestern heute bereits in vielen Krankenhäusern 20 oder 30% aus, was den Krankenhäusern bestimmt gut tut.

Aber bei aller Liebe, was hat das mit den Feministen und der „Definitionsmacht von Frauen“ zu tun?

Und vor allem, da es doch um die Frauenquote in den Vorständen und Aufsichtsräten geht: Was hat dies mit jenen speziellen Schwierigkeiten der Männer zu tun?

Kurz, das Ganze hätte in der Schule eine Schlechtnote und die Bemerkung „Thema verfehlt“ erhalten.

Sarrazin

Was da dahintersteckt? Wahrscheinlich glaubt er seine Bücher besser verkaufen zu können, wenn er nun die Männer als armen, verfolgten Teil der Menschheit darstellt. So wie Sarrazin, der den Deutschen einreden wollte, sie seien am Aussterben und würden vom Islam übernommen. Selbstmitleid und Hass auf "die Anderen" provozieren, scheint der beste Weg zu sein, viele Bücher zu verkaufen.

Und um auch einmal das Thema zu verfehlen: Herr Hollstein, ist Ihnen die Statistik bekannt, die sagt, etwa ein Drittel aller Frauen wird im Leben mindestens einmal sexuelle Gewalt angetan – in Wirklichkeit aber meist öfter als einmal? Bei Männern beträgt die Quote unter 1%.

Na, was sagen Sie nun?

Sonntag, 20. Februar 2011

Guttenberg ist noch lange nicht erledigt

Infamie-Weltmeister

Von Karl Weiss

Nein, Guttenberg ist noch nicht erledigt. Es ist zwar klar – und selbst seine Anhänger können das nicht mehr leugnen (jedenfalls nicht, wenn sie noch ernst genommen werden wollen) – er hat in seiner Doktorarbeit in grossem Ausmass Zitatstellen anderer Autoren benutzt und diese Urheberschaft nicht angegeben, aber das ist jetzt schon nicht mehr der einzige Punkt. Dazu kommt, dass er gelogen hat. Er sagte, es seien „Fehler“ in der Doktorarbeit, aber keine Absicht, keine gewollten Plagiate, nur „Zitierfehler“. Es ist aber bereits bewiesen, die ganze Arbeit ist ein Plagiat.

Guttenberg

Die Net-Gemeinschaft, basiert auf Google, hat inzwischen über 200 geklaute Textstellen entdeckt in jener Doktorarbeit! (siehe hier:

http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Plagiate

Ein Zitierfehler dagegen ist ein falsches Zitat. Die nicht gekennzeichneten Zitate sind aber richtig!

Wenn das 10 oder 20 wären - und eventuell in weniger bedeutenden Teilen der Arbeit, so könnte man noch von einer Riesen-Schlamperei ausgehen, auch wenn die natürlich nicht gerade ein gutes Licht auf einen Politiker werfen würde, der Kanzler werden will.

Aber es sind über 200 in einem Werk von etwa 450 Seiten! Der Bürgerjournalist hat sich die Mühe gemacht, dort auf der genannten Site genau nachzusehen, auf vielen Seiten. Diese Zitate ohne Nennung der Quelle sind dort eindeutig dokumentiert. Es gibt keine Entschuldigung. Man braucht ja kein Jura-Wissenschaftler zu sein, um gleiche Texte, wenn sie Seite an Seite stehen, zu erkennen.

Besonders beeindruckend: An einigen Stellen wurden die plagierten Originalarbeiten noch „verbessert“, leicht verändert: Ein weiteres eindeutiges Indiz, dass absichtlich plagiert wurde: Hätte die Absicht bestanden, den Text als Zitat zu kennzeichnen und dies wurde nur vergessen, hätte er natürlich nicht verändert werden können und dürfen.

Dabei sind auch und gerade die inhaltlich besonders bedeutenden Stellen der Arbeit betroffen: Die Einleitung und die Zusammenfassung mit Schlussfolgerungen.

Ehrlichkeit vergessen - Verteidigungsminister

Doch heisst das, Guttenberg wird jetzt zurücktreten? Noch keineswegs: Man sehe sich nur Berlusconi an, was dem (und mit guten Beweisen) vorgeworfen wird. Er klammert sich an das Amt wie ein Affe an seinen Baum. Guttenberg könnte das sicherlich ähnlich machen und einfach darauf setzen: Die Öffentlichkeit vergisst schnell.

Und Guttenberg ist kein Ersttäter. Schon in der Kundusaffäre log er wie gedruckt. Ihm seien wichtige informationen vorenthalten worden – und entliess zwei hohe Militärs. Später stellte sich heraus, die Informationen lagen ihm sehr wohl vor. Die Öffentlichkeit liess das durchgehen. Wahrscheinlich, weil man sowieso davon ausgeht, dass Politiker lügen.

Und dann die „Meinungsumfragen“. Jedes Mal, wenn Guttenberg sich einen Hammer leistet, steht am nächsten oder übernächsten Tag eine angebliche Meinungsumfrage in der Zeitung, die eine breite Mehrheit „Pro-Guttenberg“ zeigt.

Das war so bei der Kundus-Affäre, das war so beim "Urlaub" mit Frau in Afghanistan, das war so, als Kerner auf Staatskosten nach Afghanistan befördert wurde, um dort eine Sendung mit den Guttenbergs zu machen, das war so, als ein deutscher Soldat in Afghanistan einen anderen erschoss und es war so, als die Zensur von Soldatenbriefen aus Afghanistan aufgedeckt wurde. Ebenso war es so, als die Gorch-Fock-Affäre aufkam, in der er wiederum seine Fähigkeiten als Schnell-Entlasser zur Schau stellte.

Nur können echte wissenschaftliche demoskopische Meinungsumfragen gar nicht innerhalb eines oder zwei Tagen erstellt werden, denn es müssen persönlich Hunderte von Personen interviewt werden. Telefonumfragen erfüllen nicht die Bedingungen wissenschaftlicher Demoskopie. Es muss vermutet werden, es handelt sich um Fälschungen, die wohlfeil von bestimmten „Instituten“ verkauft werden.

Jene Meinungsumfragen, die nachprüfbar momentan im ‚Spiegel‘ (61% für Rücktritt) und in vielen Zeitungen und Magazinen gemacht werden, zeigen alle ohne Ausnahme eine klare Mehrheit gegen Guttenberg, für seinen Rücktritt – auch wenn diese Umfragen natürlich nicht den Anforderungen an Demoskopie genügen. Woher die besagten Institute Mehrheiten von 60 bis 70 % für Guttenberg nehmen, ist ihr Geheimnis.

Angesichts der Zahlen für die Union (eine davon werden wir am heutigen Sonntag in Hamburg erleben) ist eine 60 bis 70%-Mehrheit der Bevölkerung für Guttenberg nicht darzustellen. Das würde ja bedeuten, diese klare Mehrheit wisse überhaupt nicht, in welcher Partei er ist oder nehme an, er werde Alles anders machen als die heutige Union.

Berlusconi und Guttenberg

Die Menschen mögen eine Zeit lang verführbar sein, aber klaren Mehrheiten der Deutschen völlige Verblödung zu unterstellen, das geht doch zu weit – auch wenn die Beeinflussung durch die Springer-Blätter nicht unterschätzt werden darf.

Nun, was wird die Universität Bayreuth tun? Auch dort weiss man ja sehr wohl: Das Plagiat ist bereits erwiesen. Man kann nun natürlich alle Klappen schliessen, auf der Autentizität der Doktorarbeit bestehen und auf den bereits gemachten Fehler noch einen zweiten drauf setzen. Das ist gar nicht so unwahrscheinlich angesichts der Bedeutung des Guttenberg-Clans dort im Raum Bayreuth und angesichts der behaupteten 60 bis 70%-Mehrheit für Guttenberg.

Man könnte jetzt aber auch korrekt handeln, die Arbeit als Plagiat einstufen und ihm den Doktortitel entziehen. Dann wäre wenigstens ein wenig von dem Schaden abgewehrt, der die gesamte wissenschaftliche Gemeinde und alle Universitäten und Doktoren bereits getroffen hat.

Doch selbst das muss noch keineswegs heissen, dass Guttenberg zurücktritt. Politiker haben schon andere Dinge „ausgesessen“ (siehe Berlusconi).

Hat er neben den unleugbaren Polit-Sprech-Fähigkeiten auch noch andere, zum Beispiel Bauernschläue, wird er aber jetzt wirklich zurücktreten und dann, in drei bis vier Jahren, sich langsam wieder nach vorne schieben, zunächst nur in Bayern, und wie Phönix aus der Asche als strahlender Held neu geboren werden.

Ein leuchtendes Vorbild hat er da in Berlin im Ministerium nebenan: Schäuble. Der war (neben Kohl) der Haupttäter in der CDU-Spendenaffäre, die damals die Union zeitweise unter 20% rutschen liess. Dann setzte er aber aufs richtige Pferd: Merkel. Und nun ist er schon wieder seit Jahren Bundesminister und niemand spricht mehr von der CDU-Spendenaffäre – und seine Vergehen waren deutlich ernster als ein Plagiat bei der Doktorarbeit, weil unmittelbar die politische Sphäre betroffen war.

Beckstein
Schäuble und Beckstein

Überhaupt sind die beiden – wenn man mal von Äusserlichkeiten absieht – wie Zwillingsbrüder: Sie verkörpern beide alles, was die Politiker so verabscheuungswürdig macht: Die unendliche Arroganz, der unerträgliche Politsprech, die restlose Verachtung aller Untergebenen (und des gesamten Volkes), reaktionär bis auf die Knochen, perfekt in Gesten statt in wirklichen Veränderungen und „unfehlbar“: Kritiker sind immer böswillig.

Das unvorstellbar Infamste aber, was sich Guttenberg leistete, war die Antwort auf eine Frage nach seiner Doktorarbeit. Er sei beschäftigt, denn in Afghanistan sei ein deutscher Soldat getötet worden (implizit: Lasst mich mit Lächerlichkeiten wie Doktorarbeiten in Ruhe, wenn ich schwere militärische Probleme zu lösen habe. Ein Toter! Haben Sie denn kein Herz?).

Er, der einer der Hauptverantwortlichen dafür ist, dass deutsche Soldaten in Afghanistan stehen und dort getötet werden können und dass „übersehen“ wird, die militärischen Probleme dort sind unlösbar, weist einen Teil der Schuld dem Fragesteller zu, der ihn nicht seine Arbeit machen lässt, die doch solche Toten verhindern soll.

Wer dem Bürgerjournalisten etwas vergleichbar Infames bei anderen Politikern zeigen kann, der möge das tun. Bis dahin bleibt Guttenberg der Infamie-Weltmeister.


Zusatz zum Artikel

Nun liegen also die Hamburg-Ergebnisse vor: Nicht einmal ganz 22% für die CDU.
Multipliziert man das mit der Wahlbeteiligung von 59%, ergibt sich ein Ergebnis von etwa 12, 9 Prozent der Wahlberechtigten.

Wie will jenes Institut nun auf eine 60 bis 70%-Mehrheit von Guttenberg kommen?

Nun, werden Sie sagen, Hamburg ist ein Ausnahmefall. Die Union liegt bundesweit weit höher als das.

Also gut, nehmen wir das Doppelte, also 24 statt 12 Prozent. Wie will man von 24 Prozent auf 60 bis 70% kommen?????

Diese Meinungsforschungsinstitute sind vollkommen unglaubwürdig!

Freitag, 18. Februar 2011

Ist BMW auf der Gegenspur?

Was hat den Autohersteller nur geritten?

Von Karl Weiss

BMW auf der Gegenspur: Eine neue Fabrik von BMW in Dingolfing, wo es schon vorher eine BMW-Fabrik gab, ist speziell auf ältere Arbeitnehmer ausgerichtet. BMW will damit die Erfahrungen der Älteren nutzen und ihnen ein längeres Arbeiten ermöglichen. Man antwortet damit auf die steigende Alterstruktur, die nach Angaben von BMW im Jahr 2020 dazu führt, dass 45% ihrer Mitarbeiter 50 und mehr Jahre alt sind.

BMW: neue Fabrik in Dingolfing

Das ist so ziemlich die erste positive Nachricht, die einen seit langem aus Deutschland erreicht. Ausserhalb von BMW werden nämlich die Älteren reihenweise entlassen oder mit „Frühpensionierungsaktionen“ aus dem Betrieb gedrängt.
Siehe hierzu auch diese beiden Artikel:

„Ältere fliegen reihenweise raus“ ( http://karlweiss.twoday.net/stories/11446879/ )

„Ein Personalchef packt aus“ ( http://karlweiss.twoday.net/stories/5712700/ )

Sollte diese Meldung wirklich der Wahrheit entsprechen – und angesichts der mitgelieferten Fotos kann da eigentlich kein Zweifel bestehen, wäre das die erste und einzige Aktion, die in der deutschen Unternehmenslandschaft sinnvoll auf die demographischen Veränderungen zu reagiert – jedenfalls soweit der Bürgerjournalist weiss. Er selbst ist ja Opfer des Jugendlichkeitswahns in deutschen Vorstandsetagen und muss im Ausland arbeiten, weil ihn in Deutschland mit über 50 niemand mehr einstellt.

Was in der neuen Fabrik, die sinnigerweise „Altstadt“ genannt wird und ein Investitionsvolumen von umgerechnet 29,1 Millionen US-Dollar repräsentiert, speziell auf Ältere ausgerichtet ist, wird folgendermassen beschrieben:

- Es wurden Lupen zur Verfügung gestellt.

- Es kann im Sitzen – auf ergonomischen Sitzen – gearbeitet werden.

- Die Arbeitsplätze sind so eingerichtet, dass unnötiv viele Bewegungen vermieden werden.

- Das Licht ist speziell darauf ausgerichtet, schlechter sehende Menschen zu unterstützen.

- In den Pausen kann man auf Liegen ein Schläfchen halten.

- Die Fabrik verfügt über Physiotherapeuten, die bei der Arbeit (Haltungen) und bei der Gymnastik helfen können.

Und schliesslich: Die Vorwärtsbewegung der Teile („Band“) durch die Halle wurde um 30% gegenüber dem normalen Takt gesenkt.

Wenn das Schule macht! Wo kämen wir denn da hin?

Und was da wohl der Arbeitgeberverband dazu sagt?

Ob wir nun alle anfangen sollten, BMW zu kaufen? Naja, wenn die bezahlbare fahrbare Untersätze hätten!

Donnerstag, 17. Februar 2011

‘Ich fälsche meine Zahlen am liebsten selber‘

Politiker und ihre ‚leicht geschönten‘ Zahlen

Von Karl Weiss

Wie sehr man den Aussagen der Politiker-Kaste misstrauen muss, wurde nun einmal wieder im Hamburger Wahlkampf deutlich. Die Hamburger Bürger, die nach jahrelangen Erfahrungen mit der CDU in den Umfragen mehr zur SPD neigen, stutzten angesichts einer Erfogsmeldung des CDU-Kandidaten Ahlhaus: In den Jahren der CDU–Herrschaft sei die Zahl der Kriminalitätsfälle in Hamburg um 25% zurückgegangen.

Da wird dann ins Unterbewusstsein des Bürgers gedrückt: „Wer sicher leben will, muss CDU wählen.“

Die „Süddeutsche“ schreibt in ihrem Artikel zu diesem Thema „Zurechtgebogene Zahlen“ vom 15. Februar:

„"Unsere Bilanz: Kriminalität minus 25 Prozent" strahlt es auf Großplakaten in Hamburg. (...) "Das ist unseriös ermittelt", sagt der Konstanzer Kriminologe Wolfgang Heinz. Der Professor hat die Zahlen überprüft - und kommt zu anderen Ergebnissen als Ahlhaus.“

Wie die Politiker-Kaste das auch mit den Arbeitslosenzahlen gemacht hat – etwa die Hälfte der Arbeitslosen wurden einfach aus der Statistik entfernt- , so handelt es sich auch hier um einen Zahlen-Trick. Allerdings gibt es keinen Artikel der „Sueddeutschen“, in dem sie die Tricksereien mit den Arbeitslosenzahlen in Deutschland aufdeckt.

Schill beim Koksen

Im Hamburger Fall war der Trick dieser: Im ersten Jahr der CDU-Herrschaft 2001 (damals zusammen mit Schill, erinnern sie sich noch?) gab es den Riesenfall eines Anlagebetruges in Hamburg, der sich auf 26 000 Fälle bezog. Da jeder dieser Einzelfälle als „Kriminalität“ gezählt wird, stieg damit in jenem Jahr die Kriminalität in Hamburg exorbitant an. Im darauffolgenden Jahr war sie logischerweise wieder bei den üblichen Zahlen. Der Trick ist nun, die CDU-Propaganda nimmt nun einfach die Zahlen jenes Ausnahmejahres als Ausgangspunkt und die des letzten Jahres als Endpunkt und kommt so auf 25% weniger Kriminalität während ihrer Herrschaft.

Nimmt man allerdigs konkrete Kriminalität, die der Bürger fürchtet, so gab es zwischen 2001 und 2009 so gut wie keine Veränderung, wie z.B. bei „gefährlicher Körperverletzung“. „Schwere und gefährliche Körperverletzungen“ (darunter fällt der Angriff mit einer Waffe) stiegen sogar an in jenen 8 Jahren.

Der Konstanzer Professor vergleicht mit anderen Stadtstaaten und berichtet: Der Anstieg ist in Hamburg höher als in Bremen und Berlin.

Erst im Jahr 2010 ging die Kriminalität wirklich etwas zurück, aber das war auch in Bremen und Berlin (beide SPD-regiert) so. Gewalt-Straftaten haben dort im Vergleich zum Vorjahr sogar stärker abgenommen als in Hamburg. Das hat nun aber natürlich wiederum nichts mit einer besseren SPD-Politik zu tun, der Professor erinnert vielmehr daran, dies sei naheliegend und treffe auch auf viele andere Länder und Städte in Deutschland zu.

Es kommen jetzt nämlich die Jahrgänge in das typische Kriminalitätsalter junger Männer, in denen deutlich weniger Kinder geboren wurden.

Doch soll hier aus Brasilien auch noch ein anderer Aspekt hervorgehoben werden, den die „Süddeutsche“ in ihrem Artikel „vergisst“:

Roland Koch

Die absolute Höhe der Kriminalität, spezieller jener Art von Kriminalität, welche die Bürger besonders fürchten, ist in Deutschland generell extrem niedrig. Zwar versuchen gewisse Politiker, wie Schill oder Roland Koch, das zu vertuschen und Einzelfälle hochzuspielen, aber es ist wichtig, wenn man von Politik spricht, die Relationen zu beachten:

Bei den viel gefürchteten Kriminalitätsformen Mord, Totschlag und bewaffneter Raubüberfall liegen Deutschland und andere europäische Länder bei etwa 20% der Fälle in den USA, das ja das gelobte Land des Kapitalismus ist.

Ein Vergleich mit Brasilien erübrigt sich, denn hier ist die Kriminalität sogar noch höher als in den USA.

Zwar sind die Zahlen (immer relativ zur Bevölkerungszahl) in Ländern wie Norwegen und Finnland noch niedriger als in Deutschland, aber die Gründe dafür sollen in einem getrennten Artikel behandelt werden.

Vergleicht man die Zahlen der Toten in Deutschland durch kriminelle Taten, so liegen die weit, weit, weit unter denen der Toten im Strassenverkehr.

Interessanterweise haben die Herren und Damen der Politikerkaste keinerlei Probleme mit den Verkehrstoten.

Dienstag, 15. Februar 2011

Voodoo-Ökonomie

US-Schulden nehmen irrwitzige Ausmasse an

Von Karl Weiss

Das US-Handelsbilanzdefizit (das ja am Ende von den USA finanziert werden muss) ist im Dezember 2010 auf 40,58 Milliarden Dollar gestiegen. Das sind aufs Jahr fast 500 Mrd. (billions) Dollar. Die Staatsschulden (ohne die der Staaten und Städte) betragen bereits 14,3 Billionen (trillons) Dollar und haben damit die 100% des BIP erreicht. Die Schulden allein der Staaten der USA machen noch einmal etwa 8 Billionen (trillions) Dollar aus (das ist eine Hochschätzung). Der Häusermarkt zeigt noch keine wirkliche Erholung. Die Zahl der Menschen in den USA, die von „Essensmarken“ leben, steigt unaufhaltsam an und liegt bereits bei 43 Millonen Menschen und die Aktienmärkte jubeln von einem Hoch zum anderen. Wer sich schon einmal gefragt hat, was eine Voodoo-Ökonomie wäre, hier ist sie!

USA: Anzahl der Empfänger von Lebensmittelmarken in Millionen personen 06 - 10

Die gemässigte Erholung in den USA (man hat ja die Zahlen von vor der Krise noch nicht erreicht) ist also von Anfang an mit denselben grundlegenden Mängeln behaftet, wie sie zur Krise geführt haben – nur in noch höherem Aussmass.

Wenn diese Fakten noch nicht zum Ausbruch einer weiteren Krise geführt haben (oder besser gesagt zu einem neuen Krisenabschwung innerhalb der Endzeitkrise des Kapitalismus), so nur deshalb, weil die Grossbanken und Spekulanten (das bezieht sich ja hauptsächlich auf US-Bürger und Banken) schlicht und einfach so tun, als könnten sie keine Zahlen lesen.

Jede andere Volkswirtschaft mit so schlechten Zahlen hätte längst gegen die Spekulation verloren und den Bankrott anmelden müssen. Das bedeutet aber eben auch: Wenn dies dann wirklich passiert – es kann ja nur hinausgeschoben, nicht verhindert werden – ist der Absturz umso gewaltiger.

USA :  Handelsbilanzdefizite in Mrd. Dollar 1992 bis 2011

Und die Zahlen des Handelsbilanzdefizits sind sogar noch geschönt, denn sie enthalten eine grosse Anzahl von Dienstleistungen, was im Klartext meist Finanzdienstleistungen heisst. Nimmt man nur die Waren und Güter, so betrug das Defizit im Dezember sogar 53,56 Milliarden Dollar, das wären aufs Jahr um die 650 Milliarden (billions) Dollar.

Hätte es nach dem 15. September 2008 noch die Möglichkeit gegeben, die Banken an die Kandare zu nehmen, die Spekulation auf vernünftige Dimensionen zurückzuführen, das Hauptaugemerk auf die inländische Produktion von Gütern zu legen und die „Finanzdienstleistungen“ herunter zu fahren, eine grosse Anzahl von Menschen erneut in Arbeit zu bringen, Unternehmen und Reiche angemessen zu besteuern usw. usw., so haben sich inzwischen schon eine Anzahl von möglichen Türen geschlossen. Ob es überhaupt noch irgendeinen Ausweg für die US-Ökonomie gibt, kann bezweifelt werden.

USA-Staatsverschuldung - Das ist eine Exponentialfunktion!

Da man nun genauso weitermacht wie vor der Krise: Riesige Handelsbilanzdefizite mit China, grosse mit der Bundesrepublik, fast völlige Steuerfreiheit für Banken, Grossunternehmen und Reiche, so kann es nicht nützen, nun wie verrückt eigene Staatsanleihen zu kaufen – was auf „Drucken von Geld“ hinausläuft.

Ganz im Gegenteil, eine solche Finanzpolitik wird den kommenden Absturz nur noch tiefer machen. Deutlich wird, die „Erholung“ ist in wesentlichen Teilen dem Konsum der Firmen und der Reichen zuzuschreiben, die wie verrückt Mercedes und BMW kaufen, aber das kann keine Grundlage eines wirklichen Auschwungs sein. Selbst in den USA gibt nicht genug Reiche, um einen nachhaltigen Aufschwung zu verursachen.

Die grossen ausländischen Gläubiger der USA machen sich jetzt schon Sorgen, das betrifft vor allem China, aber dann auch Japan, Grossbritannien und Deutschland. Sie haben aber im Grunde keinen Ausweg, denn eine grosse Zentralbank kann nicht heimlich US-Bonds verkaufen.

Jede grössere Absetzbewegung vom Dollar bzw. den Dollar-Bonds würde sofort auffallen und eventuell den Riesencrash auslösen. Das würde aber für diese vier Länder (und auch noch für weitere, wie zum Beispiel Brasilien, die grosse Teile ihres Staatsschatzes in US-Bonds halten) bedeuten: Sie verlieren den Staatsschatz oder wesentliche Teile von ihm, wenn der Dollar zusammenbricht.

Dies würde aber auch einen Run auf die Staatsanleihen (und Währungen) dieser Länder verursachen und damit den Maximalcrash der gesamten Weltwirtschaft einleiten.

Was danach noch übrig wäre, wäre vor allem Heulen und Zähnknirschen – ein Aufräumen der Reste – und der Aufbau einer neuen Gesellschaft.

Montag, 14. Februar 2011

Ein gottgefälliges Werk der CSU-Bayern LB

Was Gott verbindet, soll der Mensch nicht trennen

Von Karl Weiss

Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären ein wichtiger Anteilseigner einer Firma, die weltweit bekannt ist – und zusätzlich auch der Vorstandsvorsitzende. Dann passiert es plötzlich: Der Mehrheitseigner geht Pleite. Seine Anteile fallen an eine Bank. Nun müssen Sie fürchten, die Bank verkauft jene Anteile an jemanden, der Sie aus der Firma hinausdrängen könnte. Die Bank, das ist öffentlich bekannt, hat keinerlei Intentionen, auf diesem Aktienpaket sitzen zu bleiben.

Beckstein

Nun aber, Sie sind ja ein kleveres Bürschlein, was Sie schon wiederholt bewiesen haben, haben Sie Verbindungen zu einem Konzern der Finanzanlagen. Sie kennen wohl schmutzige Details einiger Herren dort. Sie schaffen es, diesen Konzern dazu zu 'überreden', gegen eine gute Gewinnbeteiligung die Mehrheitsbeteiligung zu übernehmen.

Nun haben Sie allerdings noch ein Problem. Wie bekommen Sie diese Bank dazu, an jenen Finanzanlagen-Konzern zu verkaufen, speziell wenn naheliegend ist, er würde nur als Platzhalter für Sie fungieren? Und – noch ein kleines Problemchen: Jener Konzern ist nur bereit, 75% des Wertes jenes Aktienpakets zu bezahlen. Und die ganze Sache ist öffentlich, steht in allen Zeitungen – man muss also mit öffentlichem Interesse daran rechnen, was da passiert.

Nun, Sie wissen, diese Leute von der Bayerischen Landesbank (Bayern LB) haben ausführliche Erfahrungen in „verdeckten manipulierten Geschäften“, sie ist schliesslich mit der CSU verbunden und die hat eine entsprechende Vorgeschichte. Man erinnere sich nur des Namens Franz-Josef Strauss.

Haider (mitte) mit Petzner (rechts)

Sie wenden sich also an den Zuständigen für den Verkauf der 75% der Aktien der ‚Formel 1‘ in der Bayerischen Landesbank (in Wirklichkeit waren nicht alle 75% in den Händen der Bayern LB, aber lasst uns hier nicht in Kleinigkeiten verlieren), einen gewissen Gribkowsky, und versprechen ihm 50 Millionen Dollar (oder 62 Millionen?), wenn er dafür sorgt, die BayernLB verkauft an die britische CVC ihre Anteile an der Formel 1 für 75% des Wertes, konkret für 1,5 Mrd. Dollar statt des Wertes von 2 Milliarden Dollar, die dieser Anteil dem Pleite-Manager gekostet hat, einem gewissen Leo Kirch.

Inzwischen haben Sie natürlich schon gemerkt, Sie sind Bernie Ecclestone, der Chef der Formel 1, der allerdings nicht genug Geld hatte, die ganze Rennserie für sich zu kaufen. Er (sprich Sie) musste sich da an ‚Vertraute‘ wenden, um nicht aus der Formel 1 zu fliegen, die sich in diesem Fall bei der britischen CVC fanden.

Zu jener Zeit waren nämlich auch Gruppierungen von Automobilkonzernen am Kauf der Mehrheit der Formel 1 interessiert. Doch das hätte das Aus für Sie als Chef der Formel 1 bedeutet, denn Sie waren schon mehrfach den Wünschen der Automobilindustrie in der Formel 1 nicht nachgekommen.

So konnte die Bayerische CSU also das Gott-Gebotene mit dem Nützlichen verbinden, als sie durch ihre Mittelsmänner in der BayernLB den Verkauf an die CVC aus England arrangierte und damit die Formel 1 nicht in die Hände von Götzen-Anbetern fallen liess.

Denn die wirklichen Beweggründe der christlichen CSU sind natürlich immer gottgefällige, niemals so niedrige Dinge wie Korruption – dies haben sie mit Italiens Berlusconi gemeinsam: immer gottgefällig und hart gegen die Gottlosen und Götzendiener.

Mit den Automobilkonzernen wäre nämlich u.a. Volkswagen an die Fleischtröge der Formel 1 gekommen, das bekanntlich aus dem evangelischen Nordosten des deutschen Vaterlandes stammt und damit dem Einfluss der heiligen katholisch-apostolischen Kirche entzogen worden wäre.

Um ein so gottgefälliges Werk zu tun, da können schon einmal 500 Millionen weniger bezahlt werden – denn der Steuerzahler hätte das sicher gutgeheissen, der ist ja in Bayern katholisch – ja, wirklich gut katholisch. Um Gott zu gefallen, hätte der Steuerzahler bestimmt mit der Übernahme von 500 Millionen Euro durch ihn übereingestimmt, wenn es um die katholische Sache geht.

Und wenn es dazu notwendig ist, insgesamt 62 Millionen an den zuständigen CSU-Spezi Gribkowsky fliessen zu lassen, dann ist das natürlich auch gottgefällig, speziell wenn der Papst auch noch aus Bayern kommt – und auch noch in Italien sitzt, wie auch Berlusconi.

Dieser Gribkowsky hat das Geld aus gut geschützten Quellen auf Mauritius und den Cayman-Inseln gekommen, hat dann aber leichtsinnigerweise das Geld nicht dort ‚offshore‘ gelassen, so wie das alle verständigen gottesfürchtigen Menschen tun, sondern im Nachbarland Österreich in einer Stiftung versteckt, die den gottgefälligen Namen „Sonnenschein“ erhielt.

Er war sogar so kühn, das Geld in Österreich als ‚Einnahmen aus einem Beratervertrag‘ zu versteuern.

Österreich ist aber einfach nicht weit genug weg von Bayern, als dass dies Geld dort sicher gewesen wäre. Das Ganze flog auf und nun sitzt Gribkowsky seit über einem Monat bereits in U-Haft – was musste er auch so unvernünftig sein.

Wichtig ist nun vor allem, dass er den Mund hält und niemand von der BayernLB (=CSU) mit hinein zieht. Man musste ihm dafür weitere Zahlungen in Aussicht stellen, wenn er wieder aus dem Gefängnis kommt, aber er hält wie versprochen die Klappe.

Zwar weiss jeder, er hätte dort in der BayernLB nicht ohne Kenntnis seiner Vorgesetzten (Vorstandsvorsitzender und stellv. Vorsitzender sowie Aufsichtsräte, alles CSU) handeln können, aber das sollen die erst einmal nachweisen.

Ausserdem kann es einem Staatsanwalt, der zu dreist wird, leicht passieren, dass er sich als Amtsrichter in der Provinz (z.B. in Amberg) wiederfindet, so wie das mit der vorlauten Staatsanwältin in NRW passiert ist, die es gewagt hatte, unseren lieben Spezi Zumwinkel vor den Kadi zu schleppen – nur wegen des Kontos in Liechtenstein – das haben wir doch schliesslich alle.

Vorraussichtlich wird auch Gribkowsky, so wie Zumwinkel, mit einer lächerlichen Geldstrafe und einer Bewährungsstrafe davon kommen. Schliesslich kann man gottgefällige Würdenträger nicht wirklich ins Gefängnis stecken.

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