Fukushima: Mein Gott, Walter!
Von Karl Weiss
Es lässt sich immer weniger verbergen, wie gewaltig bereits die Mengen an radioaktiven Partikeln sind, die von den Reaktoren in Fukushima verbreitet wurden und werden. Während Betreiber und die japanische Regierung versuchen Optimismus zu vernbreiten, werden an immer neuen Stellen radiaktive Verstrahlungen festgestellt.
Die neueste Meldung ist diese: Man findet bereits hohe Strahlenwerte weit entfernt von Fukushima in der Asche von Müllverbrennungs anlagen, so z.B. in jener in Koto Ward, im Osten von Tokyo, also hunderte Kilometer von Fukushima entfernt. Dort wurden in der Asche, die gefiltert wurde, 170 000 Bequerel pro Kilogramm radioaktive Belastung festgestellt, das ist ein extrem hoher Wert.
In zwei anderen Müllverbrennungsanlagen im Grossraum Tokyo, mit den Namen Itabashi und Ota wurden ebenfalls hohe Werte von Radioaktivität gefunden: 100 000 bis 140 000 Bequerel pro Kilogramm, wobei hierbei Cäsium als Ursache vermutet wird.
Dies bedeutet:
1. Grosse Teile Japans und Tokyo sind bereits von ernst zu nehmenden Mengen von radioaktiven Substanzen betroffen, was die Regierung und der Betreiber immer geleugnet haben.
2. Natürlich reichert sich die Radioaktivität während des Verbrennens von Müll an, aber der Müll muss bereits deutlich belastet gewesen sein. Wenn solche Werte gefunden wurden, dann muss natürlich die Müllverbrennung eingestellt werden, um zu verhindern, dass die radioaktiven Teilchen über die Verbrennung erneut in die Luft gelangen, nachdem sie schon irgenwo im Müll vergraben waren. Nun raten Sie einmal, ob die Müllverbrennung eingestellt wurde? Natürlich nicht! Es gibt unter den radioaktiv strahlenden Teilchen natürlich auch ganz feine, die nicht von den Filtern erfasst werden und in die Luft gehen.
3. Es geht hier ausschliesslich um radioaktiv strahlende Teilchen, nicht um eine Strahlung, die direkt von Fukushima ausgeht. Also spuckt Fukushima bereits radioaktive Teilchen in alle Richtungen. Man hat die Weltöffentlichkeit frech angelogen.
4. Der gleiche Prozess der Anreicherung wie bei der Verbrennung von Müll findet auch im menschlichen Körper statt. Vor allem das langlebige Cäsium 137, das im menschlichen Körper als Kalium-Atom erkannt und dann im Körper eingebaut wird und das Strontium 90, das der menschliche Körper als Calcium-Atom erkennt und ebenfalls entsprechend einbaut – auch langlebig – werden angereichert, auch wenn nur geringe Mengen in der Luft oder in der Nahrung vorhanden sind.
5. Das gleiche gilt auch für Tiere und Pflanzen, die dem menschlichen Genuss dienen. Die für Nahrungsmittel angegebenen „ungefährlichen“ Grenzwerte sind vollkommen unakzeptabel angesichts der Möglichkeit der Anreicherung. Da man nun schon weiss, ein wesentlicher Teil der strahlenden Materie von Fukushima ist ins Meer geflossen, muss vor allem davon ausgegangen werden, dass Fische und andere der menschlichen Nahrung zugeführten Meeres-Lebewesen, wie etwa Shrimps, selbst bereits solche radioaktiven Substanzen anreichern und dann nach dem Verzehr wiederum die Anreicherung im menschlichen Körper folgt.
Es nützt also gar nichts, wenn die Nahrungsmittel getestet und freigegeben werden, weil "die Strahlung unter den Grenzwerten liegt". Wenn die Anreicherung berücksichtigt wird, müssen die Grenzwerte gleich über der Nachweisgrenze liegen!
Es sei in diesem Zusammenhang noch einmal an den Rücktritt des von der japanischen Regierung bestellten Atom-Beraters Toshiko Kosako erinnert, der erklärte, er könne sich nicht mit den von der Regierung festgelegten Grenzwert von 20 MilliSievert pro Jahr für Schulen und Kindergärten in Japan einverstanden erklären.
Es muss noch einmal betont werden: Kinder sind weit empfindlicher als Erwachsene gegen radioaktive Strahlung (sie wie auch ältere Menschen). Sie haben noch nicht (bzw. nicht mehr) die starke Fähigkeit, falsche DNA im Körper zu erkennen und zu „reparieren“, was die Entwicklung von Krebs verhindert.
In allen Fällen, die mit Radioaktivität zu tun haben, ist das erste und deutlichste Anzeichen die weit über dem Üblichen liegenden Zahl von Kindern mit Krebs (meistens Leukämie).
Dies Bild zeigt eine Wandzeichnung eines von der Krebsbehandlung gezeichneten Kindes in Tchernobyl mit der Ruine des Atomreaktors im Hintergrund. Das schlimmste an den Atom-Katastrophen sind meistens die vielen Kinder mit Krebs.
Für Kinder (und Ältere) müssen daher Grenzwerte gelten, die nur ein Zehntel der Werte für Erwachsene darstellen. Dies wurde in Japan nicht getan. Man muss davon ausgehen: In ein bis zwei Jahren werden im Ballungsraum Tokyo hohe Zahlen an Leukämie-Erkrankungen von Kindern auftreten und man wird, so wie auch in Deutschland, einfach abstreiten dies habe mit der erhöhten Radioaktivität zu tun.
Siehe zum deutschen Fall auch diesen Artikel:
„Atomunfall in Geesthach geheimgehalten“ ( http://karlweiss.twoday.net/stories/2802992/ )
Wahrscheinlich hätte man im Grossraum Tokyo (mit 35 Millionen Menschen) schon alle Kinder und Älteren evakuieren müssen. Das wäre aber eine Riesenaktion und würde weltweit noch mehr Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, wie unsicher Atomkraftwerke sind. Man fürchtet, es könnte sich eine weltweite kämpferische Bewegung gegen die Atomkraftwerke entwickeln – die dann wahrscheinlich auch nicht bei dieser Frage stehen bleiben würde.
So lässt man die Radioaktivität sich anreichern und wiederholt wie eine Gebetsmühle: „Die Grenzwerte sind nicht erreicht“.
Es wird auch deutlich, warum die Zone um Fukushima zu einer absoluten Sperrzone erklärt wurde: So hat man keine unliebsamen Zeugen, die in der Nähe des explodierten Atomkraftwerks Strahlung messen könnten, wie dies ein „Greenpeace-Mann“ in zehn Kilometer Entfernung von Fukushima getan hatte und dabei deutlich höhere Werte fand, als offiziell im eigentlichen Kraftwerk zugegeben wurden.
Auch in Deutschland gibt es jetzt bereits einen deutlichen Rückgang der Berichterstattung zu Fukushima, obwohl sich ja der „Kampf gegen die vier Super-Gaus“ noch Monate hinziehen wird.
So wird gezielt versucht, das Thema von der Tagesordnung zu holen und eine Laufzeitverlängerung doch noch durchzusetzen. Wer jetzt seine Aufmerksamkeit von Fukushima abzieht, fällt auf diese Taktik herein.
Raten Sie einmal, wo der Bürgerjournalist suchen musste, um die obigen Meldungen zu erreichen. Ja, in China! Xinhua.net nennt sich die englische Version der chinesischen Nachrichtenagentur, hier:
http://news.xinhuanet.com/english2010/world/2011-05/13/c_13873872.htm
Ausserdem kommt gerade die Nachricht herein: Der dritte Arbeiter von Fukushima ist gestorben! Die Arbeiter dort werden offenbar rücksichtslos hohen Strahlenmengen ausgesetzt. Es wird angegeben, die Todesursache sei unbekannt. Die halten uns für völlig verblödet!
Und eine weitere Meldung, die wirklich makaber klingt und es auch ist: Eine Gruppe von älteren Japanern hat eine „Bewegung“ gegründet, damit sich ältere Personen als Arbeiter in den Trümmern von Fukushima freiwillig melden. Angeblich hätten sie bereits 90 Freiwillige aufgetan. Die Argumentation ist: Die Älteren hätten ja sowieso nicht mehr viel zu leben. Ist das die neue Version von Harakiri?
Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima
- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?
- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.
- Super-Gau Japan 3
- Fukushima – Es wird immer gruseliger
- Radioaktivität? - Alles unschädlich
- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?
- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7
- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4
- Fukushima – Düster, düsterer
- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs
- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?
- Fukushima – Die Atom-Mafia
- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit
- Der Deutsche Atom-Gau
- Fukushima: Nuklear-Explosion?
- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?
- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein
- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten
- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt