Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs
Von Karl Weiss
Der Bürgerjournalist wurde darauf aufmerksam gemacht, dass im Kommentarteil der „meta-Tagesschau“ u.a. über die Fukushima-Artikel dieses Blogs diskutiert wurde. Ich wusste gar nicht, dass es eine Meta-Tagesschau gibt. Auch wenn dies schon ein paar Tage her ist, soll das hier dokumentiert werden.
Am 4. April war in der Meta-Tagesschau ein Artikel über Fukushima, der dann im Kommentarteil leidenschaftlich diskutiert wurde.
Der Artikel ist dieser:
http://meta.tagesschau.de/id/47652/tepco-leitet-115-millionen-liter-verstrahltes-wasser-in-meer
Und der Kommentar, der auf dieses Blog verlinkt, schreibt dies (unter dem schönen Namen „user 173653625“:
„Mo, 04.04.2011 - 13:55 — 173653625
Spätestens wenn man liest, was ein naturwissenschaftlich ausgebildeter Chemiker zu den Vorkommnissen in Fukushima zu sagen hat, sollte man verstanden haben, was da auf die Welt zurollt.
Nebenbei bemerkt, der Autor der hier verlinkten Artikel, ist Reserve-Offizier der ABC-Abwehrtruppe der Bundeswehr.
Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität? -- 16. Mrz
http://karlweiss.twoday.net/stories/14878054/
Radioaktivitäts-Werte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden -- 22. Mrz
http://karlweiss.twoday.net/stories/15737249/
Super-Gau Japan - 3 -- 26. Mrz
http://karlweiss.twoday.net/stories/16538882/
Fukushima – Es wird immer gruseliger -- 29. Mrz
http://karlweiss.twoday.net/stories/16542900/
Radioaktivität? – Alles unschädlich! -- 31. Mrz
http://karlweiss.twoday.net/stories/16545873/
Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus? -- 3. Apr
http://karlweiss.twoday.net/stories/16548138/“
Ein Stück weiter unten kann man dann eine Antwort an diesen User lesen:
„Oha
Mo, 04.04.2011 - 14:59 — Harleqin
@173653625: Was Herr Karl Weiss da schreibt, steht zum größten Teil in direktem Widerspruch zu allem, was man nach Hiroshima, Nagasaki und Tschernobyl zur Wirkung radioaktiver Strahlung herausgefunden hat. Daß er sich dabei auch noch als Autorität aufspielt, wirft ein schlechtes Licht auf alle Naturwissenschaftler. Ich fühle mich persönlich durch dieses Verhalten beleidigt.
11,5 Millionen Liter sind übrigens 11500 Kubikmeter. Das ist ein Würfel mit 22,5 m Kantenlänge.
Das ist mehr als meine Badewanne, aber das ist weniger als der sonstige Industriemüll, der durch den Tsunami ins Meer gespült wurde, und nebenbei um Größenordnungen weniger giftig.“
Nun, „Harleqin” ist ein typischer Troll. Er lässt zwar durchscheinen, er sei auch Wissenschaftler, nur ist er das nicht, jedenfalls kein ehrlicher. Ein Wissenschaftler würde nicht einfach behaupten, meine Aussagen stünden im Gegensatz zu den Erkenntnissen nach Hiroshima, Nagasaki und Tchernobyl, sondern würde versuchen das zu belegen, zumindest mit Beispielen.
Dagegen ist es für die Trolle in den Kommentarseiten typisch: Sie behaupten etwas ins Blaue hinein und machen sich dann über jene lustig, die ihnen antworten. Wenn er von Beleidigung spricht, so gibt es nur eine Antwort: Trolle sind unbeleidigbar.
Auch die Umrechnung der Litermenge des ins Meer geleiteten verstrahlten Wassers versucht er besserwisserisch darzustellen. Dabei steht die gleiche Umrechnung auch im Blogartikel. Nur wie gross ein Würfel wäre mit dieser Menge Wasser, das hat der Bürgerjournalist nicht ausgerechnet, weil das nur der Verniedlichung der Fakten dient.
Typisch für Trolle ist auch das Durcheinanderwerfen der Themen. Er vergleicht das Einleiten von radioaktivem Wasser mit der Tatsache, dass der Tsunami natürlich alle Arten von Industriemüll in das Meer gespült hat. Nur ist ein Tsunami eine Naturgewalt, waehrend die Reaktorkatastrophe vollständig menschengemacht ist.
Da verwendet er dann auch einen weiteren Troll-Trick: Er verwendet das Wort „giftig“ und vergleicht dann den Industriemuell mit dem radioaktiven Wasser.
Nun, man kann „giftig“ als schädlich für den Menschen, wenn es an oder in den Körper kommt, definieren, dann wäre er natürlich völlig daneben, denn in diesem Sinne ist Radioaktivitaet selbstverständlich weit „giftiger“ als Industriemüll.
Wenn man aber „giftig“ durch einen Kurzzeittest an Tieren definiert („tödliche Dosis innerhalb 48 Stunden unter 30 mg pro kg Koerpergewicht“), so haben radioaktiv strahlende Partikelchen einen scheinbar fast ungiftigen Charakter.
Da er solche relativ trickreichen Mittel benutzt, um von der Wahrheit anzulenken, kann sogar vermutet werden, dass „Harleqin“ ein Professioneller ist, als ein von offiziellen staatlichen Stellen geschickter, um die Staatsdoktrin („Atomkraftwerke sind sicher“) zu verteidigen auf viel gelesenen Kommentarseiten.
In diesem Zusammenhang soll auch noch auf einen Trick eingegangen werden, der mit Vorliebe von den Vertretern der Atompolitik und der Staatsmacht verwendet wird, um die Auswirkungen der strahlenden Teilchen zu verharmlosen.
Im Artikel „Wie Strahlung wirkt – Lektionen aus der Geschichte" in „Telepolis“ wird dieser Trick verwendet, hier:
„Wie Strahlung wirkt - Lektionen aus der Geschichte“ (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34503/1.html )
Dort heisst es in bezug auf die Überlebenden Opfer der Atombomben auf Japan bezüglich des Risikos, Krebs zu bekommen und daran zu sterben:
„Für Atombomben-Überlebende, die Dosen von mindestens einem Gray ausgesetzt waren, verkürzte sich die Lebenserwartung im Mittel um 2,6 Jahre; bei Dosen unter einem Gray allerdings nur um rund zwei Monate.“
Das ist eine haarstraeubende Aussage, denn man meint, alle Krebskranken mit der niedrigeren Dosis haetten lediglich zwei Monate weniger gelebt als ohne den Krebs.
In Wirklichkeit wird mit der „durchschnittlichen Verkürzung der Lebenserwartung“ etwas ganz anderes gemacht: Man nimmt eine Riesenanzahl von Überlebenden und stellt diesen die insgesamt viel kleinere Anzahl von an Krebs Erkrankten gegenüber. Rechnet man dann die durchschnittliche Verkürzung der Lebenszeit von allen im Schnitt aus, so kommt man auf so hahnebüchene Ergebnisse wie Verkürzung der Lebenszeit nur um 2 Monate.
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen von Kindern mit Krebs.
Als Beispiel sei einmal eine solche Rechnung aufgemacht am Beispiel Fukushima: Nehmen wir einmal an, es seien insgesamt 1 Milliarde Menschen, die einer möglichen Strahlung aus der Quelle Fukushima ausgesetzt sind. Nehmen wir weiterhin an, diese Menschen hätten eine durchschnittliche Lebenserwartung von 70 Jahren.
Wenn jetzt insgesamt 1 Million Menschen an Krebs wegen der Strahlung sterben und dabei nur noch eine Lebenserwartung von 50 Jahren aufweisen, dann hat sich die Lebenserwartung von allen im Schnitt nur um weniger als einen Monat verkürzt – und das bei 1 Million Krebstoten!
So kann man die Gesetze der grossen Zahlen verwenden, um die reale Gefahr herunterzuspielen. Achtung! Nicht einwickeln lassen!
Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima
- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?
- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.
- Super-Gau Japan 3
- Fukushima – Es wird immer gruseliger
- Radioaktivität? - Alles unschädlich
- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?
- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7
- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4
- Fukushima – Düster, düsterer
- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?
- Fukushima – Die Atom-Mafia
- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit
- Der Deutsche Atom-Gau
- Fukushima: Nuklear-Explosion?
- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?
- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein
- Fukushima: Mein Gott, Walter
- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten
- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt
Alles klar!
Fetisch???
Hunderttausende von zukünftigen Krebstoten hätten keinen anderen Wusch!
Haben Sie schon einmal die letzten Wochen eines an Krebs sterbenden aus der Nähe miterlebt? Das wünsche ich keinem, nicht als Leidender und nicht als Angehöriger.
Übrigens, ich weiss nichts von einem Ausfall von twoday.net.