Montag, 27. Juli 2009

US-Produktion weiter auf Talfahrt

Tiefster Einbruch in der Geschichte

Von Karl Weiss

In den Medien wird viel davon hergemacht, dass die kapitalistischen Auguren - speziell in den USA - schon einen neuen Aufschwung und das Ende der Krise sehen. Die Aktienmärkte verbuchen sogar ein kleines Zwischenhoch. Was die wirklichen Zahlen betrifft, ist aber nichts dergleichen angesagt.


In den USA werden nach Angaben des Nobelpreisträgers Roubini jeden Monat etwa 700 000 arbeitslos. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: 700 000 jeden Monat, Monat für Monat! Dazu kommt, dass in den USA die Sparrate von -3% auf +7% hochgeschnellt ist. Die Sparrate repräsentiert das Verhältnis zwischen auf die Bank gelegten Geldern und von den Banken vergebenen Krediten. Wenn sie +/-0 beträgt, werden für gleich hohe Summen Kredite vergeben wie gespart wird. Bei +7% wird weit mehr gespart als Kredite in Anspruch genommen werden. Beides wird zu einer weiteren Verringerung des Konsums in den USA führen, was die Produktion von Gütern für den Konsum weiter sinken lassen wird. Indirekt werden davon aber auch die Investitionsgüter betroffen, die in der Folge ebenfalls weniger nachgefragt werden.

Dazu kommt die bereits begonnene Deflation, die auch auf diesem mangelnden Konsum beruht und sich selbst verstärkt.

So wundert es nicht: Die US-Industrieproduktion ist nach den neuesten Zahlen aus den USA dort im Juni 2009 weiter gefallen. Sie liegt jetzt bei 95, wenn man das Jahr 2002 als 100 nimmt. Im Jahresvergleich Juni/Juni gab es sogar den höchsten Einbruch seit Beginn der Krise und insgesamt seit 1946.

Will man mit der Großen Depression (1929 bis 1937) vergleichen, so sind die absoluten Zahlen des Rückgangs bei der gegenwärtigen Krise sogar schon weit höher als damals, nur in Prozentzahlen ist der damalige Einbruch noch nicht erreicht, was aber bei einer Produktion in freiem Fall auch nicht mehr lange dauern kann.

Die damalige Krise erreichte ihren Tiefpunkt aber erst nach 5 Jahren, während wir im Moment erst im Jahr 2 nach dem Beginn des Falls der Produktion mit dem Januar 2008 in den USA sind. Der Dezember 2007 wird - nun wohl für lange Zeit - als Höchstpunkt der US-Industrieproduktion Referenz sein. Man kann also ohne Übertreibung vom tiefsten Produktionseinbruch in der Geschichte in den USA sprechen.

Die Auslastung der Industrie in den USA ist inzwischen auf 68% gefallen. Das ist der niedrigste Stand, seit diese Zahl erhoben wird.

Da die USA weiterhin die Leit-Wirtschaftsmacht sind, wirkt sich diese Entwicklung auch auf Deutschland aus, speziell, da die USA nach der EU der zweitwichtigste Exportmarkt der Bundesrepublik als Exportweltmeister waren.

Inzwischen hat wohl auch der Letzte schon begriffen, dass Exportweltmeister nicht eine Errungenschaft, sondern ein Fluch war.


Veröffentlicht am 27. Juli 2009 in der Berliner Umschau

Samstag, 25. Juli 2009

Rezept für gesündere Ernährung

Für ein paar Jährchen zusätzlich – und zum Wohlerfühlen

Von Elmar Getto

Hallo liebe Mitbürger! Wenn man so langsam in jene Jahre kommt, in denen selbst die nach oben geschobene Rente mit 67 bereits in die Nähe kommt, beginnt man manchmal ein wenig zu überlegen. Wahrscheinlich, weil wir alle in so lächerlicher Weise an diesem einem Leben hängen, das wir nur haben und so kommen dann Überlegungen, wie man vielleicht das eine oder andere Jährchen gewinnen könnte.

Auf dieser Basis habe ich ein Regelbuch entworfen, das anerkanntermaßen die gesunde Ernährung fördert und damit eine Chance gibt, ein wenig länger zu leben und das auch gesünder. Hier sind zunächst die Tu-Regeln, die Do-Regeln:

Do-Regel Nr. 1:

Essen Sie jeden Tag einen Apfel und eine Banane! Sorgen Sie dafür, dass Sie immer Äpfel und Bananen im Hause haben, das macht keinerlei zusätzliche Arbeit und ist außerdem billig.

Do-Regel Nr. 2:

Trinken Sie jeden Tag mindestens ein Glas Obstsaft (oder, wenn Sie das mehr mögen, Gemüsesaft)! Das bezieht sich nicht auf industriell hergestellten Orangensaft oder Apfelsaft, sondern auf frisch gepresste Säfte oder auf äquivalente dazu. Die gekauften sind teuer und somit werden Sie (mit wenig Geld) den Saft selbst pressen müssen.

Do-Regel Nr. 3:

Essen Sie jeden Tag eine gute Portion Salat (zwei Handvoll)! Ja, ich weiß, auch ich war da sehr skeptisch, denn ich konnte mich nie mit grünem Salat anfreunden. Aber stellen Sie sich einmal vor: Gurkensalat, Rote-Beete-Salat, Bohnensalat, Mohrrüben (Gelbe Rüben, Möhren)-Salat ... na, sehen Sie, das ist schon besser, nicht wahr? Und jetzt denken Sie weiter: Eine Salat-Soße, die wirklich Ihrem Geschmack entspricht, in Neudeutsch: Dressing. Also tun Sie sich den Gefallen und entwickeln Sie für sich eine Soße, die Ihnen wirklich schmeckt. Da gibt es die einfache süß-saure: Essig, Öl, Salz und Zucker. Oder die italienische, die auf Olivenöl, viel Basilikum und Oregano beruht, mit wenig Salz und wenig Essig. Dann gibt es „Alio-e-oleo“, das wäre also neben dem Salz vor allem Knoblauch und Olivenöl, oder eben meine eigene: Basis Essig, weil ich sauer liebe, dazu Olivenöl, dann Basilikum und Oregano, natürlich obligatorisch Salz und etwas Zucker. Manche mögen auch den Zusatz von Soja-Soße zum „Dressing“, auch Zwiebeln sind oft eine Bereicherung.

Man kann natürlich Dressings auch fertig kaufen, das wird aber teurer. Es ist kein großer Aufwand, für sich das richtige Dressing zu entwickeln. Ihre Familie braucht da nicht mit Ihnen zu gehen. Später werden sie schon einschwenken.

Nun also die Regeln für den Salat:

Salat 1: Roter Salat:

Rote-Beete- und/oder Radieschen-Salat

Salat 2: Grüner Salat:

Bohnen-Salat und/oder Grüner Salat

Salat 3: Gelb/Grüner Salat:

Gurken-Salat und/oder Möhren (Gelbe Rüben, Mohrrüben)-Salat

Salat 4: Rot-/Grüner Salat:

Tomaten- und/oder Zucchini-Salat

Salat 5: Weiß-Grüner Salat:

Blumenkohl-, Rosenkohl- und/oder Broccoli-Salat

Essen Sie jeden Tag mindestens etwa zwei Hand voll (insgesamt) dieser fünf Salate!

Ja, ich weiß schon, Sie arbeiten und essen in einer Kantine zu Mittag oder nehmen nur einen Imbiss zu sich, Sie sind abends abgespannt und werden den Teufel tun, dann noch Salate zu bereiten.

Also, hier mein Vorschlag: Nehmen Sie sich am Wochenende etwas Zeit, das nimmt – je nach Handfertigkeit - nur eine halbe bis eine Stunde in Anspruch. Bereiten Sie eine größere Portion dieser Salate und der Salat-Soße und bewahren Sie diese im Kühlschrank auf. So haben sie jeden Tag die Möglichkeit, diese Salate zu genießen, ohne dass Sie viel Ihrer wertvollen Zeit investieren müssen.

Soweit Sie Speisen selbst zubereiten, kaufen Sie jene kleinen Kartoffeln und schälen Sie sie nicht. Kartoffeln mit Schale sind extrem gesund, ohne Schale fast nur reine Kalorien. Natürlich muss man dann die Kartoffeln sehr gut waschen, um die in Europa im Überfluss verwendeten Agrar-Giftstoffe aus seiner Nahrung zu verbannen. Die Regeln mit dem Waschen treffen natürlich auch auf die Äpfel, die Gurken und andere Gemüse zu, die sie nicht schälen (und nicht schälen sollten).

Und nun die Tu Nicht-Regeln, Don’t-Regeln:

Don’t-Regel Nr. 1:

Verbannen Sie völlig die Pommes-Frites aus Ihrer Nahrung. Sie sind pure Kalorien ohne jeden Nahrungswert und enthalten, wie alle frittierten Speisen, krebserregende Stoffe. Wenn’s Schnitzel mit Pommes gibt, essen Sie nur das Schnitzel und kaufen sich ein Sandwich dazu.

Don’t-Regel Nr. 2:

Vermeiden Sie soweit möglich Rind- und Kalbfleisch, auch in Form von Würsten.

Don’t-Regel Nr. 3:

Auch Schweinefleisch (auch in Form von Würsten) verringern. Soweit Sie Einfluss auf den Speiseplan haben, ersetzen Sie so weit wie möglich die üblichen Fleischspeisen und Würste. Im Zweifelsfall kann man auf Hühnerfleisch oder andere Geflügelarten ausweichen. Wenn Sie Fisch mögen, ersetzen Sie Fleisch immer durch Fisch – die Japaner, Italiener und Polynesier leben länger, weil sie mehr Fisch essen. Wenn Sie Shrimps, Krebse oder Tintenfisch mögen, das ist eine andere Alternative. Es gibt auch Pilzgerichte, die in perfekter Weise Fleischspeisen ersetzen können. Nicht zu vergessen: Auch alle Wildgerichte. Wild-Ente, Wild-Gans, Hirsch, Hase und Reh sind ebenfalls interessante Alternativen.

Don’t-Regel Nr. 4:

Kaufen und essen Sie so wenig wie möglich Fertiggerichte und Tütensuppen und ähnliche industrialisierte Speisen. Vor allem: Vermeiden Sie Hackfleisch-Gerichte wie Hamburger oder Hackfleisch-Bällchen in vorgefertigter Form. Diese Gerichte haben nichts mit wirklichem Hackfleisch zu tun (hierzu auch dieser Artikel: http://karlweiss.twoday.net/stories/4509637/) . Akzeptieren Sie Hackfleisch für Ihre Gerichte nur, wenn es vor ihren Augen durch die Maschine gedreht wurde. Diese Regel beinhaltet also auch, nicht mehr in die bekannten Hamburger-Schnellrestaurants zu gehen (bzw. dort keine Gerichte mit "Hamburgern" mehr zu essen).

Aber auch wenn Sie die Don’t-Regeln nicht befolgen, werden allein die Do-Regeln schon für einige Zeit des zusätzlichen Lebens für Sie verantwortlich sein.

Getränke-Regeln:

Natürlich sind die Getränke ebenfalls Teil der ganzen Ernährung.

Wichtigste Regel: Jeder Mensch muss zwischen 2 und 3 Liter Flüssigkeit am Tag zu sich nehmen. Nicht jeder hat genügend Durst dafür, aber er soll sich trotzdem zwingen, zumindest auf 2 Liter pro Tag zu kommen.

Im wesentlichen sollte das Getränk Wasser sein. Aber nicht jeder liebt Wasser, schon gar nicht in diesen Mengen.

Trinken Sie nicht mehr als 2 Tassen Kaffee pro Tag. Koffein ist eine süchtig machende Droge. Falls Sie nicht auf Wasser ausweichen wollen, gehen Sie für die Restmengen auf Tee über. Schwarzer Tee enthält zwar auch Koffein, aber viel weniger (außer er würde extrem stark aufgebrüht). Wenn Sie andere Tees mögen, ist das auch eine gute Alternative.

Wenn Sie gerne Frucht- oder Gemüsesäfte trinken und genügend Geld dafür haben, ist das sogar eine noch bessere Alternative zum Wasser.

Beschränken Sie Ihren Alkohol-Konsum auf 1 Glas (1/4 Liter) (Rot-)Wein oder 1 Schoppen (1/2 Liter) Bier pro Tag. In diesen Mengen ist Alkohol sogar hilfreich.

Vermeiden Sie, soweit wie möglich, alle Erfrischungsgetränke, ganz speziell die koffeinhaltigen Cola-Getränke. Benutzen Sie diese nur, wenn Sie einen Durchfall kurieren wollen – dafür sind Cola-Getränke geeignet.

Lassen Sie sich nicht zu irgendwelchen „modernen“ Getränken verführen, deren Inhaltsstoffe völlig unbekannt sind.

Bleiben Sie beim Schema: Wasser, Kaffee, Tees, Säfte.

Der Autor persönlich kombiniert diese Regeln zur gesünderen Ernährung noch mit drei Gramm Vitamin C pro Tag, in Form von Tabletten, nicht als Brausetabletten! Die Tabletten findet man in manchen Apotheken und in Sport-Geschäften, wo es auch Stärkungsmittel für Sportler gibt.


Veröffentlicht am 22. Juli 2009 in der Berliner Umschau

Freitag, 24. Juli 2009

Die Putschisten in Honduras

Die Zeiten leichter Putsche in Lateinamerika sind vorbei

Von Karl Weiss

Dank der Übersetzung ins Englische durch Kristin Bricker, die in Mexiko lebt, haben wir Zugang zu einem Artikel erhalten, der in der Zeitung „El Libertador“, der wesentlichen nicht von den Herrschenden in Honduras kontrollierten, am 20. Juli 2009 erschienen ist. Er ist überschrieben: „Dies sind die Putsch-Anführer, über sie wird gerichtet werden!“ und enthält die Fotos und Namen von 48 Männern und Frauen, die als die Anführer des Putsches in Honduras vom 28. Juni 2009 identifiziert sind.

Honduras Strassenschlacht nach Putsch

Wie aus dem Artikel hervorgeht, handelt es sich um in Honduras wohlbekannte Personen, alle aus der herrschenden Clique, die sich aus Grossgrundbesitzern, Industriellen (auch einem katholischen Kardinal) und deren Familen zusammensetzt (so wie auch in allen anderen Ländern Lateinamerikas). General Rómeo Vasquez ist als Anführer namhaft gemacht.

Im einzelnen seien folgende Sektoren dort vertreten: Nationale und internationele Bankiers, Mogule der Textil- und chemischen Industrie, Geschäftsleute aus dem Agrarbereich [Grossgrundbesitzer], Fernseh-Fürsten und „Technokraten“ [ein in Südamerika gebrauchtes Wort für Fachleute, die mit zur herrschenden Oligarchie gehören].

Chávez und Lula

In dem Artikel werden sie wie folgt charakterisiert: „Heutzutage werden sie als die Geschäftsleute der extremen Rechten angesehen, auch wenn sie in Wirklichkeit weniger ideologisch sind als korrupte Geschäftsleute, die reich geworden sind, weil sie bestimmen können, was im Land geschieht oder nicht. Sie sind die ewigen Gangster, die von „finanziellen Unterstützungen“ [des Staates] leben, sie sind es, die jene Konzessionen erhalten [zum Betreiben von Fernsehsendern und Spielcasinos, zur Ausbeutung von Mineralien oder Erdöl] und denen in der Grössenordnung von Millionen von Dollar Schulden vom Staat erlassen werden. Sie finanzieren und kontrollieren die [traditionellen] politischen Parteien und benutzen ihren Einfluss, um den National-Kongress [Parlament] und die Justiz zu beherrschen. Kurz gesagt, sie haben das Land in der Hand und erlauben keinem anderen Geschäftsmann, eine florierende Firma aufzubauen und sie drängen die Volksmassen ins Elend, denn für sie ist es völlig natürlich, dass diese unwissend und hungrig bleiben. Diese Unwissenden werden von ihnen über die Korporationen ihrer Medien manipuliert, so wie sie es nun mit diesem Putsch tun.“

Evo Morales

Der Artikel berichtet, diese Herrschenden von Honduras hätten die bereits früher als faschistisch bekannte Organisation APROH neu gegründet, die bereits in den Achtziger Jahren mit Ermordungen Opositioneller, von Gewerkschaftern und jedem, der ihnen im Weg war, bekannt geworden war. Die 48 Namen sind offenbar einer Liste der Mitglieder entnommen.

Dieses Schema, fast im gleichen Wortlaut, könnte man für jedes Land Lateinamerikas so beschreiben. Was noch nicht dazu gesagt ist: Diese Rechtsaussen-Herrschende-Oligarchie ist in all diesen Ländern engstens mit den USA verbunden, ja, man kann sagen, sie sind alle Oligarchien von US-Gnaden. Sie haben fast immer einen zweiten Wohnsitz in den USA, oft in Florida, bevorzugt aber in NewYork City. Der ehemalige Präsident Cardoso von Brasilien (1994 – 2002) lebt zum Beispiel 10 von 12 Monaten des Jahres in seinem Loft an der Fifth Street in New York.

Bolivien: Brandschatzung einer staatlichen Organisation
Hier seien noch einmal Bilder vom Putschversuch im September 2008 gegen den gewählten Präsidenten Morales in Bolivien in den Artikel gestellt.

Das ist das Schema, wie die USA ein neokololialistisches System über Lateinamerika errichtet haben. Sie halten sich in jedem Land eine ergebene Dienerschaft an der Macht und lassen diese zum Ausgleich unermesslich reich werden. Wenn Ihnen die Politik nicht mehr gefällt, lassen sie einen Militärputsch stattfinden. Alle Militäreinheiten aus Lateinamerika haben spezielle Verbindungsleute zum US-Militär, die an der weltweit bekannten Folterschule „Schule der Amerikas“ im Fort Bennett in den USA ausgebildet wurden.

Doch in etwa seit der Jahrtausendwende hat sich in Lateinamerika eine revolutionäre Unrast ausgebreitet – und zwar ausgehend von den ärmsten Ländern bzw. jenen, die besonders stark verarmten. Der erste grössere Ausbruch war im Jahr 2001 der „Argentinazzo“, ein Volksaufstand, der unmittelbar aus dem Zusammenbruch der Währung, dann auch des Finanzsystems und schliesslich des Staates einschliesslich der Regierung kurz vor Weihnachten hervorging.

Bolivien: Laden eines Verwandten von Morales gebrandschatzt

Seitdem geht es in Lateinamerika hoch her. Die Völker sind nicht mehr ganz so unwissend, wie das der oben genannte Artikel beschreibt. Überall bildet sich Aktivistengruppen und es kommt auch zu spontanen Ausbrüchen von Rebellion. Einige beginnen Marx und Engels zu lesen und wundern sich, wie die beiden Gesellschaften beschreiben (die Europäischen des 19. Jahrhunderts), die so vergleichbar sind mit den heutigen Lateinamerikas.

Seit der Jahrtausendwende haben sich in Lateinamerika mit Venezuela, Bolivien, Equador, Nicaragua und Honduras (vor dem Putsch) 5 „linke“ Regierungen installiert (nachdem ja Kuba schon lange als „links“ angesehen wird), ohne dass diese unmittelbar (so wie vorher) von Rechts-Putschen, inspiriert aus den Vereinigten Staaten, hinweggefegt werden konnten. In einer Anzahl anderer Staaten wurden die traditionellen Machtparteien durch Sozialdemokraten von der Macht verdrängt („Sozialdemokraten“ bezieht sich auf die Politik, nicht die Bezeichnung): Brasilien, Agentinien, Uruguay, Paraguay und Chile. Damit ist heute bereits die Mehrheit der Lateinamerikaner nicht mehr unter dem üblichen Machtkartell der „ewigen“ Regierungsparteien. Auch in Mexiko, dem zweitgrössten lateinamerikanischen Land nach Brasilien, konnte nur durch massive Wahlfälschung noch einmal ein Sozialdemokrat verhindert werden und erneut ein US-höriger Präsident an die Macht kommen. In Südamerika gibt es (wenn man einmal von den Winz-Ländern Französisch-Guyana, Guyana und Surinam absieht) nur noch zwei Länder, in denen noch die traditionellen Macht-Parteien (und damit uneingeschränkt die traditionellen Oligarchien) am Ruder sind: Peru und Kolumbien.

Bolivien: Mitglieder von Rechts-Milizen

Das hat sich auch in der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ausgewirkt, wo der Generalsekretär bereits gegen den Willen der USA bestimmt und Kuba wieder aufgenommen wurde.

Der Putsch in Honduras trifft also auf geänderte Umstände. Die Vorstellung der Putschisten, nach ein paar Lippenbekenntnissen zur Demokratie würden alle zur Tagesordnung übergehen und das neue Regime anerkennen, ist nicht aufgegangen. Auch wenn die Ablehnung des Putsches aus den USA wirklich reines Lippenbekenntnis blieb (bis jetzt ist noch nicht einmal die „Militärhilfe“ aus den USA eingestellt worden), so zögern doch fast alle Staaten aufgrund der sehr bestimmten Haltung der lateinamerikanischen Staaten und Organisationen in diesem Moment noch, das Putsch-Regime anzuerkennen.

Bolivien: Leichen von erschossenen Kleinbauern

Nach Informationen jenes Artikels haben in Honduras bereits die Ermordungen von Putsch-Gegnern begonnen. Die Leichen verschwinden – wie immer bei den berühnmten lateinamerikanischen Todesschwadronen. Gleichzeitig haben jetzt alle Gewerkschaften des Landes zum Generalstreik aufgerufen.


Veröffentlicht am 24. Juli 2009 in der Berliner Umschau

Mittwoch, 22. Juli 2009

Nach den Wahlen – der Horror

Es ist Kampf angesagt

Von Karl Weiss

Ganz, ganz langsam wird uns nun klar, was nach den September-Wahlen auf uns zukommt. Dann wird die Krise erst richtig zuschlagen. Die CDU spricht schon von 30%-Verringerung des Satzes von Hartz IV – und die Geschädigten müssen heute schon zur Tafel, um nicht zu hungern. Und selbst diesen verringerten Satz bekommt man nur, wenn man arbeitet, ohne dafür bezahlt zu werden. Mehrwertsteuer auf 25%, das war der nächste Vorschlag – und die Bundesbank bereitet uns jetzt schon auf die Rente mit 69 vor. Die offizielle Arbeitslosigkeit, so wird uns jetzt bereits gesagt – also jene, die nur etwa die Hälfte der Arbeitslosen erfasst – wird bereits 2010 auf über 5 Millionen steigen.

Meseberg-Tagung Bundesregierung

Die Versprechen, mit denen die SPD zu punkten versucht, man werde Massenentlassungen vermeiden können, sind nichts als Schall und Rauch. 5 (in Wirklichkeit 10) Millionen Arbeitslose, das wird Heulen und Zähneklappern geben. Das ist das doppelte der Arbeitslosigkeit am Ende der "Weimarer Republik".

Nach den Wahlen, dann werden wir bereits in der Deflation leben, die sich bis in die Einzelhandelspreise vorgearbeitet hat. Und das – kombiniert mit Massenentlassungen - ergibt den nächsten Absturz in eine neue (oder die alte weitergeführte) Krise. Da werden dann wieder Banken gerettet werden müssen – natürlich mit Geld, das man aus uns herauspresst. Dafür wird wieder Geld da sein, aber man wird versuchen, uns das alles zahlen zu lassen.

Dabei ist es völlig egal, wie die Wahl genau ausgeht. Ob es für Schwarz-Gelb reicht oder ob die Grünen mit hineingezogen werden oder ob es wieder eine Große Koalition sein muss, weil es ein Hessen-Ergebnis gibt, ist absolut schnurz. Es steht längst fest, was man uns servieren wird.

Dazu kommt, Klimaschutz wird gestrichen. Kohlekraftwerke bauen und die Atom-Meiler, die bereits in den letzten Zügen liegen, weiter betreiben. Asse wird absaufen und die Zahl der Leukämie-Fälle, besonders bei Kindern, in Norddeutschland wird deutlich ansteigen. Die „Wissenschaftler“ werden uns versichern, das hinge nicht mit den hochstrahlenden Grundwasserströmen zusammen, die von Asse aus in Richtung Nordsee fließen.

Schmelzendes Eis

Extrem-Wetterereignisse wie Orkane und Tornados, Riesen-Unwetter, Starkregenfälle, Wassertromben und extreme Dürren werden immer häufiger und intensiver werden, aber man wird weiterhin den Unsinn schwafeln, man wolle die Temperaturerhöhung auf 2 Grad begrenzen.

Dabei wird bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal der Dollar-Crash stattgefunden haben, der eine völlig neue und praktisch ausweglose Krise einleiten wird.

Nun sagen Sie selbst: Werden wir uns das alles so locker gefallen lassen, uns wie die Lämmer zur Schlachtbank führen lassen und Politiker respektieren, die weit weniger als die Hälfte der deutschen Wähler repräsentieren, aber glauben, sie dürften alles dies dem ganzen Volk zumuten.

Oder werden wir beginnen zu kämpfen, mit Streiks gegen Entlassungen, dann mit weit größeren Streiks gegen die Streikverbote. Mit Demonstrationen auf den Straßen, die man gewaltsam wird versuchen zu unterdrücken (das reaktionäre Mullah-Regime im Iran lässt grüßen) und schließlich wird man auf Demonstrationszüge schießen. Dadurch werden diese so viele und so groß, dass man es nicht mehr wagt zu schießen.

Karl Marx

Und dann werden wir da ankommen, wo die Herrschenden keinen Ausweg mehr sehen und wir nicht mehr so weiterleben wollen und den Tod weniger fürchten werden als dieses Leben. Dann ist der Zeitpunkt der Revolution gekommen – und niemand – niemand – wird uns mehr aufhalten können.


Veröffentlicht am 22. Juli 2009 in der Berliner Umschau

Montag, 20. Juli 2009

Betriebsrat pervertiert

Mit dem Vorstandsvorsitzenden im Bett

Von Karl Weiss

Was Betriebsräte in Deutschland so für ihre Aufgabe halten, das nimmt teilweise schon groteske Formen an. Den Vogel hat jetzt der Betriebsratsvorsitzende von Porsche, Hück, abgeschossen.

Berühmt geworden war u.a. der Betriebsratsvorsitzende von VW, der, wie wir in späteren Gerichtsverfahren hörten, das Loft, das VW für seine höheren Chargen in Braunschweig für Schäferstündchen gemietet hatte, mit benutzen durfte. Ach für ihn wurden Prostituierte dorthin bestellt, damit er sich außerhalb seiner Ehe vergnügen konnte. In diesem Fall kam es sogar zum Absurdesten: Der Betriebsratsvorsitzende kannte eine Prostituierte in Brasilien, die extra für ihn von dort eingeflogen wurde, wenn ihm nach einem Schäferstündchen zu Mute war.

Was aber eigentlich weit wichtiger ist, diese Betriebsräte nehmen nicht nur Vorteile von den Firmen an, sie sind auch bestochen und lassen Betriebsvereinbarungen durchgehen, die der Firma Vorteile verschaffen ohne irgendeine Gegenleistung für die Beschäftigten. Meistens reicht die Drohung mit Arbeitsplatzabbau und diese Betriebsratsfürsten knicken ein, noch bevor überhaupt klar ist, ob die Drohung real ist.

Ein typischer Fall war die Schließung von Nokia Bochum. Der Betriebsrat oder jedenfalls die Betriebsratsvorsitzende von der SPD ließ sich von der Behauptung einschüchtern, die Firma werde nach Rumänien verlegt. Dort gab es bereits Schilder, die auf die zukünftige Firma hinwiesen. Tatsache ist, jene Firma in Rumänien wurde nie gebaut, wie jetzt bekannt wurde. Die Handys aus Bochum wurden einfach anderen Firmen in verschiedenen Ländern als Zusatzleistung auferlegt und schon hatte man eine ganze Firma eingespart.

Als noch Zeit war und die Handys aus Bochum noch gebraucht wurden, verhinderte die Betriebsratsvorsitzende jeden Streik mit dem Argument, das würde alles noch schlimmer machen. Heute sind alle ehemaligen Arbeiterinnen bei Nokia Bochum auf der Straße und nur wenige haben einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Was, meinte sie, könnte schlimmer sein als dies?

Doch nun hat Herr Hück, seines Zeichens Betriebsratsvorsitzender von Porsche und ebenfalls SPD, all dies noch getoppt. Er hat sich in den Streit zwischen VW und Porsche eingemischt, der bereits seit dem gescheiterten Übernahmeversuch von VW durch Porsche schwelt und vor allem mit öffentlichen Aussagen ausgetragen wird.

Porsche hat sich mit den Anrechtsscheinen auf VW-Aktien, die man auf Pump gekauft hatte, völlig übernommen. Der Vorstandsvorsitzende Wiedeking hatte auf den Finanzmärkten gezockt und gewonnen. Im vergangenen Jahr hatte Porsche deshalb mehr Gewinn als Umsatz gemacht. Er dachte nun, das ginge immer so weiter. In Wirklichkeit wurde bereits klar, Wiedeking versteht nichts von Finanzmärkten noch vom Auto-Bauen.

Dafür versteht er etwas von "Öffentlichkeitsarbeit" und von Intrigenspielen. Er behauptet seit der Schieflage seiner Firma, es gäbe ein Angebot eines Emirates, seine Schulden gegen eine Beteiligung an der Firma zu übernehmen. In Wirklichkeit hat der Prätendent, das Emirat Katar, bereits klargemacht, man werde nichts gegen VW unternehmen. Man sei vielmehr an einer Beteiligung an VW interessiert.

Anstatt nun klein beizugeben und seinen Hut zu nehmen, hat der Looser es geschafft, "seinen" Betriebsratsvorsitzenden dazu zu bringen, die Belegschaft gegen die unvermeidliche Fusion mit VW aufzubringen und mit Streik und Werksbesetzung zu drohen, wenn Porsche nicht unabhängig bleiben würde.

Offenbar liegt Hück so sehr mit Wiedeking im Bett, dass er gar nicht gesehen hat, auf was er sich da einlassen soll. Den Streik, das einzige und wichtigste Kampfmittel der Arbeiter, für die persönlichen Interessen eines Vorstandsvorsitzenden einzusetzen, ist Perversion pur.

Hück schwafelt etwas von "Arbeitsplätze seien dem (VW- und Porsche-Aufsichtsrat) Piëch egal", aber es gibt überhaupt keine konkreten Pläne für Arbeitsplatzabbau aufgrund der vorgesehenen Fusion.

Wenn tatsächlich Arbeitsplätze bei Porsche abgebaut würden, wäre dies vielmehr hauptsächlich auf die abenteuerliche Politik Wiedekings zurückzuführen und auf dem eigensinnigen Darauf-Bestehen, nur Autos im Extrem-Hochpreis-Nveau anzubieten. Das erweist sich nun in der Krise als nicht mehr so besonders schlau. So sind die US-Absätze, die wichtigste Stütze von Porsche, bereits gewaltig zurückgegangen.

Für Streiks in enger Umarmung mit dem tatsächlichen Täter Wiedeking einzutreten, das kann nur auf persönlichen Einvernahmen beruhen, aber nicht auf sachlichen Erwägungen im Sinne der Interessen der Arbeiter.

Tatsache ist, das Emirat wird ohne die Zustimmung von VW nicht bei Porsche einsteigen und damit wäre Porsche pleite und alle Arbeitsplätze gingen verloren. Dass Hück das nicht sehen will, kann nur auf einem viel zu innigen Verhältnis mit Wiedeking beruhen.

Es soll hier nicht spekuliert werden, ob das Verhältnis zwischen beiden über eine Männerfreundschaft hinausgeht, aber die Hück'schen Aussagen spotten jeder Sachlichkeit.

Wie wenig auch der BR Hück vom Autobauen versteht, merkt man an seinem Argument: "Mit Polo-Teilen kann man keinen Porsche bauen", In Wirklichkeit werden Auto-Teile bis auf wenige Ausnahmen längst nicht mehr in den Auto-Fabriken hergestellt. Dort wird vielmehr hauptsächlich zusammengesetzt. Die Hersteller von Auto-Teilen dagegen arbeiten in den gleichen Werkshallen für viele unterschiedliche Autofirmen. Der Bürger-Journalist sieht dies jede Woche, wenn er solche Auto-Teile-Hersteller besucht. Es ist also absolut denkbar, dass Teile für den Polo und für einen Porsche Seite an Seite hergestellt werden.

Es stünde Hück gut an, seine abartigen Ankündigungen zurückzuziehen und zuerst einmal einen Kurs im Autobauen zu besuchen, bevor er sich mit weiteren Aussagen dieser Art blamiert.

Es ist wirklich beeindruckend: Je mehr wir uns von normalen arbeitenden Menschen entfernen und in die Sphäre von Politikern kommen, umso mehr konstatieren wir völliges Unverständnis der wirklich realen Dinge, aber höchste Kompetenz in "Öffentlichkeitsarbeit" und Intrigen.


Veröffentlicht am 20. Juli 2009 in der Berliner Umschau

Donnerstag, 16. Juli 2009

Willkommen in Deflation-Country!

Die Deflation kann schon nicht mehr verhindert werden

Von Karl Weiss

Die Grosshandelspreise in Deutschland im Vergleich Juli 2008/Juli 2009 sind um 9% gesunken. Das ist kein zufälliger Ausschlag mehr. Das ist bereits der Beginn der Deflation. Damit hat sich die von verschiedenen Fachleuten vorhergesagte Entwicklung bewahrheitet. Es handelt sich um einen Ablauf der Krise genau in gleichen Rhythmus wie bei der „Großen Depression“, die 1928/1929 begann und bis praktisch zum Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 dauerte.

D - Grosshandelspreise - Vergleich Grosse Depression
Diese Graphik stellt einen Vergleich an zwischen Grosshandelspreisen in bedeutenden Ländern von 1929 bis 1937 (Grosse Depression) - blasse Kurven - und deren Entwicklung in Deutschland von Juli 2008 bis Juli 2009 - stark rote Kurve

Wenn man generelle Aussagen zur Preisentwicklung haben will, verwendet man die Grosshandelspreise, weil die Einzelhandelspreise extremen zufälligen Schwankungen unterworfen sind und nur nach mehreren Monaten halbwegs zuverlässig gemittelt werden können.

Dass es am Anfang einer Krise eine kurze Periode zurückgehender Preise gibt (1 – 2%), ist nichts Neues, aber das gibt sich schnell wieder, wenn die Talsohle erreicht wird und der Ausstieg aus der Krise in Sicht ist. Davon grundsätzlich unterschiedlich ist eine Deflation, die von deutlicheren Preisrückgängen und von längerer Dauer gekennzeichnet ist.

Und Deflation ist ein Teufelskreis. Hat sich einmal die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Preise sinken, werden Anschaffungen zurückgestellt, um niedrigere Preise abzuwarten, was wiederum zu verminderter Auslastung der Produzenten und der Notwendigkeit weiterer Preissenkungen führt. Deshalb konnten Sie diese Zahl von -9% auch noch in keiner Zeitung lesen und in keiner Tagesschau hören. Alle haben Angst, ja Horror, vor der Deflation.

Hat sich eine Deflation erst einmal etabliert, verstärkt sie sich zunächst selbst, bis man auf einem bestimmten Minimum angekommen ist. Von dort aus kann es zunächst einmal nicht weiter nach unten gehen, weil die Produzenten und Distributoren bei noch niedrigeren Preisen drauflegen würden und dann natürlich lieber den Laden dicht machen als mit Verkauf Geld zu verlieren. Dieser Punkt dürfte jetzt mit -9% schon in etwa erreicht sein.

Nun kann man aber natürlich Teile der Produktion schließen, einige von mehreren Fabriken dichtmachen, viele Mitarbeiter entlassen usw. und damit die Kapazität verringern und damit auch die Kosten. Wird die verringerte Kapazität dann gut ausgelastet, kann man wieder mit Gewinn verkaufen – aber dann gibt es auch wieder Spielraum für Deflation.

In dieser Abwärtsspirale hat das Deutschland der Dreißiger Jahre in der „Großen Depression“ 48 Monate (4 Jahre) nach Beginn der Krise ein Grosshandelspreisniveau von etwa 70% des Ausgangspreisniveaus erreicht, also ein Minus von 30% im Preisniveau innerhalb von 4 Jahren, was pro Jahr etwa 7,5% Preis-Verringerung bedeutete.

Erst danach konnten sich die Preise wieder erholen, erreichten aber bis zum 2. Weltkrieg noch nicht wieder das Niveau von 1929.

Wer also eventuell meint, sinkende Preise sind doch gut, da kann man ja mehr mit seinem Geld kaufen, hat die Deflations-Falle noch nicht durchschaut: Kaum einer wird noch das Gleiche verdienen wie vorher, sehr Viele werden arbeitslos.

Wäre das nur eine deutsche Tendenz, würde das keine großen Auswirkungen auf die Weltwirtschaftskrise haben, aber inzwischen steht bereits fest: Auch die USA sind bereits in die Deflation eingetreten. Damit ist klar: Die nächste Phase der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise wird von der Deflation bestimmt sein und das wird sich über Monate, voraussichtlich aber über Jahre hinziehen.

USA M2 minus M1
Hier kan man - ganz am Ende der Graphik - den steilen Abfall der Geldmenge im Umlauf in den USA sehen

Die riesigen Mengen an Geld, die überall in die Hand genommen wurden, um Banken zu retten und die Konjunktur anzuheizen, sollten eigentlich gerade diese Deflation verhindern, aber wie man sieht, hat das nicht geklappt. Warum nicht?

Joachim Jahnke, der frühere stellvertretende Chef der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London, sagt dazu in seinem Portal www.jjahnke.net folgendes, mit Bezug auf die USA:

„Der wichtigste Grund ist, daß - wie in Deutschland - die Liquidität bei den maroden Banken zu deren eigener Sanierung hängenbleibt. Das Volumen an Bankkrediten und kommerziellen Wertpapieren ist in den letzten Monaten mit Rekordraten gefallen (...). Bisher mußten in diesem Jahr schon 52 Banken geschlossen werden, viele andere sind in der Intensivstation. Die Schattenbanken sind noch schlechter dran. Mehr als 300 Hypothekenbanken sind untergegangen. Die beiden größten Fannie Mae und Freddie Mac sind unter staatlicher Insolvenzverwaltung. Zwangsversteigerungen und Nichtbedienung von Hypotheken steigen, was die Banken und ihre Hypothekenableger zu weiterem Rückzug vom Kreditmarkt zwingt. So ... [haben] extreme Verschuldung und fallende Hauswerte die besten Anstrengungen der Fed zunichte gemacht.

Hinzu kommen andere Faktoren wie die steigende Arbeitslosigkeit mit nachlassender Zahl der Arbeitsstunden (...). Das gilt übrigens auch für Deutschland, wo die Arbeitsstunden seit Mitte vergangenen Jahres im Zeichen von Kurzarbeit und wachsender Arbeitslosigkeit eine stark fallende Tendenz zeigen; im April lag die Zahl der Arbeitsstunden schon um mehr als 9 % unter dem Vorjahr.“

Obwohl also Summen von Hunderten von Milliarden in die Banken gepumpt wurde, was insgesamt bereits einige Billionen Dollar bzw. Euro ausmacht, geht davon kaum etwas in die Wirtschaft als Finanzierung, geschweige denn an Privatpersonen, die sich in solcher Situation hüten, sich zusätzlich zu verschulden, denn wer kann heute mit Sicherheit sagen, er ist morgen noch nicht arbeitslos.

So sehr sich (nicht nur in den USA) die von den Banken gehaltene Geldmenge erhöht hat, so sehr hat sich aber auch die Geldmenge in Umlauf verringert. In den USA zeigt diese Statistik (Umlaufende Geldmenge minus vom Publikum gehaltene Geldmenge) einen Abfall von mehr als 8 Billionen US-Dollar im Jahr 2008 auf weniger als 1 Billion US-Dollar im Jahr 2009.

So kommt Joachim Jahnke denn auch zum Schluss: „Wie sind noch längst nicht aus der globalen Krise.“


Veröffentlicht am 16. Juli 2009 in der Berliner Umschau

Dienstag, 14. Juli 2009

Heiligsprechung von Ahmedinedschad steht bevor

Seit wann gilt für die Sozialisten: Meines Feindes Feind ist mein Freund??

Von Karl Weiss

Nachdem sich die Proteste des Volkes im Iran gegen ihre reaktionäre Regierung inzwischen gelegt haben, kann man in Deutschland sachlich an die Analyse des Vorgefallenen gehen. Einige, die sich „links“ nennen, erklärten die Proteste für einen von den USA gesteuerten Versuch einer „Obst“-Revolution nach dem Vorbild der Ukraine und anderen. Sie machen sich ein Bild der Welt nach dem Motto: „Meines Feindes Feind ist mein Freund“ und werden demnächst Ahmedinedschad heilig sprechen, nur weil er sich mit dem Weltenherrscher USA anlegt.

Ahmedinedschad

Die Regel mit dem Feind des Feindes ist eine von Imperialisten! So machen die USA Politik. Für Linke taugt sie nicht. Für Sozialisten gilt: Sie stehen immer auf der Seite des Volkes (der Begriff Volk wird hier wie bei Marx für „alle Unterdrückten in einem Land“ verwendet) und gegen die Unterdrücker.

Ganz sicherlich kann man die Analyse einer Situation nicht auf einem Zuruf eines Demonstranten an einen Gegen-Demonstranten basieren. Man muss an die konkrete Analyse der konkreten Situation gehen. Ist der Iran ein kapitalistisches Unterdrückungsregime? Ja! Ist das Regime besonders reaktionär und gewährt nicht einmal die einfachen bürgerlichen Rechte? Ja! Ist eine Rebellion gegen dies Regime berechtigt? Ja! Ist es eine Rebellion von wesentlichen Teilen des Volkes? Sind wesentliche Teile der städtischen Arbeiterschaft auf der Strasse? Ja! Wird vom reaktionären Staat mit allen Mitteln (Verbote, Militär, Verhaftungen, gewaltsame Unterdrückung, Morde) dagegen vorgegangen? Ja! Wie also könnte ein Linker eine solche Rebellion verurteilen und sich auf die Seite des unterdrückenden Staates stellen?

Natürlich, da kommen einige besonders schlaue Köpfe, die sich als „links“ bezeichnen und sagen, da gibt es imperialistische Interessen der Vereinigten Staaten, die versuchen, diese Rebellion auf ihre Mühlen zu lenken. Da gibt es Agenten der USA und bezahlte Verräter im Iran, die diese Rebellion versuchen zu okkupieren und als „Obst“-Revolution hinzudrehen, die Handys verteilen und mit Twitter und anderen Mitteln bestimmte Intellektuelle und Studenten dafür einzusetzen, diese Rebellion in eine zugunsten der USA umzuwandeln. Das ist zweifellos so. Der Iran als kapitalistisches brutales Unterdrückungsregime unterwirft sich nicht den Anweisungen des Weltenherrschers USA und ist als eine der großen Mächte im Mittleren Osten ein ständiger Störfaktor gegen die Unterwerfung der ganzen Region unter die Interessen der USA, die strategisch auf diese Region angewiesen sind wegen des Ölreichtums.

Nur, meine Herren Linken, ist das ein Grund, diese Rebellion weniger zu unterstützen? Jedes Mal, wenn sich Agenten einer verfeindeten imperialistischen Macht in einen Volksaufstand einmischen und versuchen ihr Süppchen zu kochen, dann haben wir uns als Linke zurückzuziehen und das Volk alleine seine Rebellion machen zu lassen? Seid ihr noch bei Sinnen?

Der Imperialismus ist als Ganzes der Feind der Völker der Welt, nicht eine einzelne imperialistische Macht. Nur weil die USA momentan der Weltenherrscher sind, werden andere imperialistische Mächte deshalb nicht weniger verurteilenswert – und wenn eine regionale Macht versucht, eine kleine Oberherrschaft in einer Weltregion zu errichten und sich deshalb mit der dominierenden imperialistischen Macht anlegt, ist sie nicht ein kleines bisschen unterstützenswerter.

Darum ist es auch nichts „Linkes“, wenn die „Volksinitiative“ versucht, die deutschen Imperialisten zu bewegen, sich mit Russland und China zu verbünden gegen den Weltenherrscher USA. Zum einen werden die deutschen Imperialisten sich nicht von einer Volksinitiative beeinflussen lassen und zum anderen sind alle Imperialisten gleichermaßen verdammenswert, seinen sie im Moment die dominierenden oder (noch) nicht.

Es war ja gerade der Kern des Verrats der Sozialdemokratie zu Beginn des ersten Weltkrieges, nicht auf der Seite des Volkes geblieben zu sein, sondern sich an die Seite des deutschen Imperialismus gestellt zu haben. Die revolutionäre Haltung war eben die, beide imperialistischen Seiten des Krieges zu verurteilen und dagegen die Rebellion des Volkes zu fördern, wie es Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg taten.

Deshalb muss man eben sowohl das reaktionäre Unterdrückungsregime im Iran mit der Galionsfigur Ahmedinedschad verurteilen (und die Rebellion dagegen begrüßen und unterstützen), als auch die Machenschaften der Agenten des US-Imperialismus, diese Rebellion auf dessen Mühlen zu leiten und die der internationalen imperialistischen Medien, die Rebellion als pro-westlich darzustellen (was interessanterweise mit der Ansicht jener gewissen „Linken“ übereinstimmt).

Karl Marx

Natürlich hatte die Rebellion im Iran von vornherein wenig Erfolgsaussichten, weder im Sinne einer Befreiung (oder wirklichen Erleichterung der Bürde) des Volkes, noch im Sinne der US-Imperialisten, denn sie machte sich an der Person des „Oppositionskandidaten“ Mussavi fest, der bestenfalls für eine geringfügige Verminderung des reaktionären Druckes auf das Volk stand und an der Frage einer Wahlfälschung, anstatt der Tatsache, dass wirklich oppositionelle Kandidaten von vornherein nicht zugelassen wurden.

Aber auch für diesen Fall haben wir das Beispiel des Meisters selbst. Marx wusste, die Pariser Kommune hatte schwerlich eine Chance zu gewinnen angesichts der militärischen Situation zu jener Zeit (1871). Er versuchte die Kommunarden auch zu warnen. Hat er deshalb auch nur im mindesten diese Revolution und die wenigen Tage des ersten sozialistischen Staates der Menschheit verurteilt oder nicht unterstützt? Nein! Er hat sie gepriesen, ihre Dekrete studiert und als Beispiel genannt und ihre Märtyrer als Helden allen Menschen bekannt gemacht.

So handeln Sozialisten.


Veröffentlicht am 14. Juli 2009 in der Berliner Umschau

Samstag, 11. Juli 2009

Murdoch-Skandal

Tausende von Handys gehackt

Von Karl Weiss

Anscheinend sind die Auflagenrückgänge der traditionellen Zeitungen, Skandalblättern und Magazine so tiefgreifend, dass Medienkonzerne anfangen, Detektive auf Prominente anzusetzen, um Schlagzeilen zu bekommen. Britische Blätter des Murdoch-Konzerns haben nach Angaben des „Guardian“ die Handys von Prominenten durch Detektive hacken und abhören lassen. Das Internet muss sehr viel Horror verbreiten.

Der Horror scheint jener zu sein, dass die gedruckten Medien mehr und mehr an Leserschaft und damit an Interesse für die Werbe-Agenturen verlieren und der Informationsfluss mehr und mehr ins Internet verlagert wird. Der Murdoch-Konzern oder jedenfalls seine britische Abteilung ist anscheinend so von dieser Horror-Vorstellung gepackt, dass man schon mal Ausflüge ins Illegale macht.

Aber es gibt auch politische Implikationen. Im Internet können die Kapitalisten nicht so einfach Monopole aufbauen, die ihnen das alleinige Recht sichern, „Informationen“ weiterzugeben, worunter, wie wir alle wissen, von Zeit zu Zeit die Wahrheit etwas leidet.

Der Guardian berichtet in seiner Online-Ausgabe vom 8.Juli 2009 nicht nur, dass Reporter und Verantwortliche der Murdoch-Zeitungen „News of the World“ und „Sun“ Detektive damit beschäftigt und dafür bezahlt haben, Prominenten in die Handy-Kommunikation (und offenbar auch in die Computer) zu „hacken“ (insgesamt 2000 bis 3000 „Cel-Phones“) und dabei u.a. "vertrauliche persönliche Daten", "Steuerbescheide", "Sozialversicherungsunterlagen", "detaillierte Telephonrechnungen mit Zielnummern" und "Bankauszüge" ausgemacht zu haben, sondern auch, dass drei bekannte Sportler, die hinter diese Machenschaften kamen, mit hohen Summen zum Schweigen gebracht wurden.

Der „Guardian“ ist von allen englischen News-Medien, zusammen mit dem „Independent“, noch jene Veröffentlichung mit den wenigsten Fragezeichen, was die Zuverlässigkeit der veröffentlichten Berichte angeht. Man kann also diesen Berichten einiges an Glaubwürdigkeit zugestehen.

Unter den gehackten Prominenten seien ehemalige Regierungsmitgliedern, Abgeordnete, Sportler, bekannte Schauspieler und andere Personen des öffentlichen Lebens. Namentlich benannt wurden die Schauspielerin Gwyneth Paltrow, der Sänger George Michael, das Model Elle Macpherson und Ex-Vizepremier John Prescott.

Die Schweigegeldzahlungen sollen insgesamt etwa 1,2 Millionen Euro betragen haben. Als Quellen werden solche bei Scotland Yard genannt. Das wirft aber dann gleich die Frage auf, wieso die englische Polizei das bisher alles geheimgehalten hat.

Die Hauptverantwortlichen für diese kriminellen Methoden seien zwei Chef-Redakteure gewesen, mit den Namen Andy Coulson und Rebeka Wade, was weitere Probleme und Implikationen bedeutet. Andy Coulson ist nämlich nicht mehr bei Murdock, sondern arbeitet jetzt für die konservative Partei als Beauftragter für Kommunikation des Parteivorsitzenden David Cameron.

Diese politische Verbindung gibt eventuell auch schon die Antwort auf die obige Frage an Scotland Yard, was schon wieder der nächste Skandal wäre. Es ist ja bekannt, dass Murdock konservativen und rechtsextremen Parteien nahesteht.

Die andere Verantwortliche, Frau Wade, ist designierte Chefin des britischen Teils des Murdoch-Imperiums, was dem Konzern die Möglichkeit nimmt, von „Alleingängen untergeordneter Reporter“ zu sprechen.

Murdoch hat bereits alles abgestritten, aber die gesamte britische Öffentlichkeit geht davon aus, die Vorwürfe sind berechtigt. Premier Brown hat sich bereits vom G8-Gipfel gemeldet und erklärt, es seien „sehr ernsthafte Fragen zu stellen“.

Auch der Leiter von Scotland Yard hat eine Untersuchung angeordnet.

Dass sich auch Murdock selbst nicht so einfach aus dem Skandal heraushalten kann, dafür hat der „Guardian“ auch gleich gesorgt: Das Foto, das den Artikel „ziert“, zeigt Murdoch mit den Chef des britischen Teils des Konzerns und den beiden als Verantwortlichen benannten, Coulson und Wade, zusammen auf einer Veranstaltung im Jahr 2005.

Und in einem kann man sich sicher sein: Fortsetzung folgt.


Veröffentlicht am 10. Juli 2009 in der Berliner Umschau

Donnerstag, 9. Juli 2009

Sensationeller Umschwung in den USA

Sparrate wächst von 0 auf 7% - USA als Konjunkturmotor fällt aus

Von Karl Weiss

Über viele Jahre und Jahrzehnte waren die Vereinigten Staaten die Konsumlokomotive der Weltwirtschaft, die – selbst in den kleinen Krisen – nie müde wurde anzutreiben und für ein weltweites Wachstum fast ohne Unterbrechung sorgte. Diese Rolle scheint nun definitiv ausgespielt. Die Sparrate der US-Bürger, die vorher bei etwa Null lag, ist nun auf 7% angestiegen und die Importe verzeichnen ein Minus von 34%.

Da die USA bei weitem die größte Volkswirtschaft waren und die Amerikaner nie viel Grund sahen zu sparen, sondern konsumierten, waren Zuwachsraten der Weltwirtschaft fast durchweg garantiert. Die Importe der Vereinigten Staaten waren bei weitem die höchsten aller Länder. Die USA garantierten die Exporte vieler Länder (vor allem Chinas) und damit deren Wachstum, wie auch das der Bundesrepublik. Das Außenhandelsdefizit der USA war Legende.

Jedes andere Land mit so einem Defizit hätte eine schwere Abwertung seiner Währung in Kauf nehmen müssen, aber die USA hatten die Welt-Leitwährung und waren diesen Regeln nicht unterworfen.

Doch nun, unter dem Eindruck von Entlassungen und Massenentlassungen überall in den USA, nachdem bereits 12 Millionen amerikanische Familien ihr Haus verloren haben, nachdem viele ihr Rentenzusagen verloren oder verringert gesehen haben, nachdem sich die Armut grassierend verbreitet in den USA, wird logischerweise der Konsum eingeschränkt und jeder versucht, soweit er kann, zumindest ein kleines Geldpolster auf der Bank zu haben, denn die Zeiten werden offenbar nicht besser. Das Vermögen der Haushalte und Non-Profit-Organisations im ersten Quartal ist in den USA um 16,3% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, das sind gewaltige Werte.

Natürlich repräsentieren die 7% Sparrate (Vergleich Mai 2008 mit 2009), ein nie vorher gekannter Wert in den USA, auch Transferleistungen und die Auswirkungen des Obamaschen Konjunkturprogramms, aber im wesentlichen bedeutet dies ein generelles Umdenken des US-Bürgers. Die Sparrate ist der Anteil in % der auf die Bank gelegten Werte im Vergleich zum gesamten verfügbaren Volkseinkommen.

Eine Spaarate kann auch negative Werte anehmen, wenn mehr Kredite aufgenommen werden als Geld auf die Bank gelegt wird, sie stellt also gewissermassen das Gleichgewicht von Spargeld auf der Bank und von Kreditaufnahmen bei der Bank dar.

Der Umschwung hat Auswirkungen auf die ganze Welt. Die Hoffnung der Weltwirtschaft liegt darauf, dass die USA das Ruder herumreißen und wieder mit ihrem Konsummotor die Weltwirtschaft aus dem Strudel reißen, aber es sieht klar so aus, dass dies nicht geschehen wird.

Auch scheint es so, dass Kredite in den USA nur schwer zu haben sind, ebenso wie Hypotheken. Die Häuserpreise sind weiterhin am fallen.....

Die Arbeitslosigkeit wird bald 10% offiziell überschreiten, was in Wirklichkeit weit höhere Zahlen repräsentiert. Der Einbruch von 34% der Importe im Vergleich April 2008 zu April 2009 macht die Tiefe des Rückgangs deutlich.

Damit ist auch die Hoffnung, die deutschen Exporte könnten nach einiger Zeit wieder auf frühere Werte zurückkommen, am Horizont verschwunden. Die USA sind nach der EU der zweitgrößte Exportmarkt der Bundesrepublik und ein solcher Einbruch wird schwerlich rückgängig zu machen sein.

Vor allem aber bedeutet dies, eine schnelle Erholung der US-Wirtschaft ist trotz der massiven Summen, die Obama in die Wirtschaft gepumpt hat und noch pumpt, nicht in Sicht und das von allen erhoffte und herbeigeredete Ende der Krise ist unter diesen Bedingungen nicht einmal als Lichtschein am Ende des Tunnels zu sehen! Es muss vielmehr von einem zweiten tiefen Einbruch in der zweiten Hälfte von 2009 ausgegangen werden.


Veröffentlicht am 13. 7. 2009 in der Berliner Umschau

Mittwoch, 8. Juli 2009

Deutscher und Stürmer – das geht nicht?!

Sollen alle Spiele 0:0 ausgehen?

Fussball-Überlegungen von Karl Weiss

Es ist wie verhext – es gibt keine deutschen Stürmer im Fussball mehr. Alles Ausländer, auch wenn sie eingebürgert wurden. Letztes Beispiel: Cacau. Nicht dass irgendetwas schlecht daran wäre, wenn im Sturm der Nationalmannschaft eingebürgerte Ausländer spielen, aber es stellt sich doch die Frage: Sind deutsche Gene und „Stürmer-sein“ inkompativel?

Das letzte Mal, dass ein nicht eingebürgerter Deutscher im Sturm der Nationalmannschaft auflief, ist so lange her, dass dem Bürger-Journalisten niemand sagen konnte, wer das war. Einer meinte, das müsse Oliver Bierhoff gewesen sein. Na, was hat der denn gewonnen? Na gut, die EM 96 – aber das ist 13 Jahre her! Oder der andere Oliver, Neuville. Auch ausländischer Name. Hat aber immerhin einen Pfostenschuss im WM-Finale 2002 zu verzeichnen. Das gleiche Finale, in dem noch Asamoah eingewechselt wurde. Na, reden wir nicht von dessen Nationalität.

Seit langem haben wir uns an ein Sturm-Duo Podolski-Klose gewöhnt, also reinrassig polnisch. Podolski wagte es nicht einmal, ein Tor gegen Polen bei der EM zu feiern.

Von Zeit zu Zeit spielte dort Kuranhy, der wurde in Rio de Janeiro geboren. Dann zur Abwechslung Mario Gomez, spanischer Abstammung. Nun also Cacau, der fast sein ganzes Leben in Brasilien verbracht hat und nur den Vorteil hatte, zu keiner der brasilianischen Jugend-Auswahl-Mannschaften eingeladen worden zu sein und deshalb Fussball-Deutscher werden zu können.

Oder sehen wir uns die Torschützenliste der Bundesliga an: Erster ist Grafite, ein wirklicher Brasilianer, der nicht eingebürgert werden kann, zweiter Dzeko, der erst seit zwei Jahren in Deutschland ist (woher war der gleich noch mal?). Dritter ist der schon erwähnte Gomez und an vierter Stelle (vor Ibisevic) ein verdächtiger Name: Patrick Helmes. Nanu? Gibt es doch einen Deutschen, der wenigstens ab und zu trifft? Na, wir werden in seiner Ahnenreihe schon die Ausländer finden, die ihm Tor-Gene vermittelt haben. Für die Nationalmannschaft ist er aber nicht vorgesehen.

Auch wenn man die Aufstellungen der Bundesliga-Mannschaften durchgeht: Vorne gibt es meistens einen oder sogar zwei Ausländer bzw. eingebürgerte.

Aber – waren nicht deutsche Stürmer Legende? Wenn man mal von Brasilianern absieht, sind die besten Stürmer aller Zeiten Deutsche! Allen voran Gerd Müller, dessen Torrekord mit 14 in zwei Weltmeisterschaften bis heute nicht geknackt ist. Zwar wurde er in der Zahl von Toren in WMs von Ronaldo und Klose mit 15 überholt, aber die brauchten drei oder vier Weltmeisterschaften dafür. Und da gibt es auch noch Uwe Seeler – eine Legende. Oder denken Sie an Helmut Rahn, der zwei Tore im WM-Finale 1954 in Bern schoss oder „Emma“ (Emmerich) mit seiner „linken Klebe“, der im WM-Finale 1966 spielte. Aber man braucht gar nicht so weit in die Vergangenheit zurückgehen. Rudi Völler ist heute noch den Jungs ein Begriff, der im WM-Finale gegen Argentinien 1986 zwei Tore erzielte und wesentlich an der Weltmeisterschaft 1990 (bis dato Deutschlands letzte) beteiligt war. Und natürlich Klinsmann, der lange der Partner von Völler im Sturm war, aber heute Schlagzeilen als geschasster Trainer macht.

Doch dann? Was kam nach Klinsmann und Völler? Gingen die Stürmer-Gene im deutschen Erbgut verloren?

Nein, das ist natürlich Quatsch. Es gibt keine Stürmer-Gene. Natürlich braucht man die körperliche Veranlagung, um ein guter Fussballer werden zu können und man braucht auch die geistige, denn das ist harte Arbeit und nicht Jeder steht die Jahre durch, bis er am Ziel ankommt. Wer von den Talentierten Stürmer wird, entscheidet sich typischerweise nach der Schnelligkeit – Schnelligkeit im Antritt und im Kurzsprint, was einen guten Stürmer im Grunde auszeichnet.

Alles andere kann man lernen und kann antrainiert werden, wenn Talent vorhanden ist.

Und da sind wir auch schon bei der wahrscheinlichen Ursache der deutschen Stürmermisere. Das Antrainieren. Machen Sie sich einmal die Mühe und gehen zu einem Training bei der B-Jugend oder A-Jugend eines bekannten Vereins. Sie werden feststellen, kaum hat ein Stürmer den Ball und strebt in Richtung gegnerisches Tor, tönt die Stimme des Trainers über den Platz: „Abgeben!“.

Er meint damit, der Stürmer soll nicht versuchen, einen Gegenspieler zu umspielen und damit der gegnerische Abwehr die Überzahl nehmen, sondern den Ball einem Mitspieler zuspielen und der dann einem anderen usw. Die Idee dahinter ist, der Versuch zu dribbeln (oder einen Gegenspieler einfach mit einer Körpertäuschung ins Leere laufen zu lassen) trägt ständig die Gefahr des Ballverlustes in sich und ist daher zu vermeiden.

Mit anderen Worten: Dribbeln verboten! Abgeben! Spieler mit der Angewohnheit, den Ball zu führen und Gegenspieler auszuspielen zu versuchen, werden als „eigensinnig“ verschrien und auf die Bank gesetzt – oder wenn sie uneinsichtig sind, aus dem Team verbannt.

Der Bürgerjournalist kann da eine Geschichte erzählen von einem talentierten jungen Spieler. Zu jener Zeit – damals noch in Deutschland -, wurde jeden Samstag Fußball gespielt auf einem „Bolzplatz“ mit einer Gruppe von Freunden. Da erschien ein Junge und fragte, ob er mitspiele könne. Schnell stellte sich heraus: Der Junge war uns allen überlegen! Er spielte jeden von uns aus und erschien regelmässig allein vor dem Tor. Er konnte dribbeln und die Gegenspieler ins Leere laufen lassen, dass es eine Freude war.

Wir fragten ihn natürlich, ob er in einem Verein spielte, aber er sagte, man habe ihn dort hinausgeworfen, weil er „zu eigensinnig“ sei und die Anweisungen des Trainers nicht befolgte. Man weiss natürlich nicht, ob aus diesem Jungen einmal ein grosser Stürmer geworden wäre, aber die Tendenz ist sichtbar: Die Talentierten werden in ein Schema gepresst, das ihrer Kreativität entgegenläuft und so hat man schliesslich keine Stürmer mehr.

Wie verläuft heutzutage das Fussballspiel? Greift die gegnerische Mannschaft an, baut man einen dreifachen Ring der Abwehr (plus eventuell einem letzten freien Mann) auf und greift, möglichst mit zwei Spielern, den Ballführenden an. Mannschaften, die Spieler mit sehr viel Luft haben, verzichten sogar auf den freien Mann, solange der Gegner sich noch nicht sehr dem Tor angenähert hat und greift mit einem extremen „Pressing“ jeden an, der den Ball erhält – wenn möglich, noch bevor er den Ball unter Kontrolle hat. Die verteidigende Mannschaft ist immer mit einem oder zwei Spieler in der Überzahl, je nachdem, wieviele der Stürmer dazu verpflichtet sind, mit zurückzugehen. Das Gleiche macht im Prinzip die andere Mannschaft, wenn sie den Ball verliert und abwehren muss.

Wenn da alle Abwehrenden fehlerfrei spielen, kann hiernach nie ein Tor fallen. Alle Spiele gehen Null zu Null aus.

Was ist das Einzige, was aus dieser Situation retten kann – ausser den Fehlern, die natürlich doch immer wieder passieren? Die Intuition, die Kreativität einzelner Spieler. Einer, der kurz den Ball führt und dann einen Gegenspieler „aussteigen lässt“, bohrt ein Loch in dieses Schema. Denn nun ist die Abwehr nicht mehr in der Überzahl, sondern es stehen sich gleich viel gegenüber. Kann man einen schnellen Spielzug machen, ist plötzlich ein Stürmer vorne allein mit einem Abwehrspieler. Kann er sich den Ball so vorlegen, dass der (langsamere) Abwehrspieler nicht mehr drankommt, sondern zuerst er, hat er freien Schuss aufs Tor.

Etwas Ähnliches kann man mit langen Pässen erreichen, wie sie damals für Beckenbauer charakteristisch waren. Der Stürmer ist schneller als der Abwehrspieler und erreicht den Ball zuerst, wenn er mit Genauigkeit in den freien Raum gespielt wurde. Wiederum die Mann-gegen-Mann-Situation.Im Prinzip geht das auch mit schnellen Doppelpässen, wie sie damals Müller und Beckenbauer exerzierten, aber die sind extrem schwierig und die Gefahr, den Ball zu verlieren, ist ebenso hoch wie beim Dribbeln.

Sehen sie sich die Situation von Feldtoren an und Sie werden sehen, das eine oder andere dieser Schemata ist verantwortlich. Natürlich fallen heute nur noch wenig Feldtore. Die Überzahl kommt aus Ecken, von Freistössen und durch Kopfbälle nach Flanken. Wenn man sich aber wieder die Situationen ansieht, die zu den Ecken, Freistössen oder Flanken führten, kommt man wieder auf die obigen Schemata.

Treibt man also allen deutschen Spielern in den Vereinen die Kreativität, die Intuition für eine schnelle Ballführung aus, die einen oder mehrere Gegner ausspielt, so hat man keine Stürmer mehr und muss sie aus dem Ausland holen. Was die Nationalmannschaft angeht, kann man dann nur noch einbürgern.

Die klassische Szene hierfür ist jene, die zum Ausgleichstor von Rivaldo im Viertelfinalspiel Brasilien-England 2002 bei der Weltmeisterschaft in Japan führte - ein Viertelfinale, das praktisch das vorweggenommene Endspiel war. Sehen Sie sich die Szene einmal an, wenn sie die Gelegenheit haben. Ronaldinho Gaúcho erhält den Ball, aber alle brasilianischen Spieler sind gedeckt. Er könnte den Ball zurück zu den Verteidigern geben, aber man muss den Ausgleich erzielen. England führt! Also tritt Ronaldinho an, lässt mit einer schnellen Körperbewegung den angreifenden Gegenspieler aussteigen und stellt damit die Situation der Zahlengleichheit her. Der englische Spieler, der den Stürmer Rivaldo deckte, ist nun gezwungen, sich dort zu lösen und Ronaldinho anzugreifen, denn das Angreifen des Ballführenden hat immer Vorrang. Der letzte freie Mann der Engländer läuft nun in Richtung Rivaldo, um ihn zu decken. Doch zu spät. Ronaldinho hat bereits schnell und scharf zu Rivaldo gegeben, der einen Moment Zeit hat, sich den Ball zurechtzulegen und aufs Tor zu schiessen. Und Rivaldo hat einen der schärfsten Schüsse der Weltmeisterschaft: 1:1 ! Und das war die Grundlage des späteren Sieges mit einem Freistosstor von Ronaldinho.

Die Schärfe der Schüsse von Rivaldo hat später auch Torwart Kahn im Endspiel der gleichen Weltmeisterschaft kennengelernt, als ihm ein solcher Schuss wegsprang und Ronaldo zur Stelle war, um zu vollstrecken.


Veröffentlicht am 8. Juli 2009 in der Berliner Umschau

Dienstag, 7. Juli 2009

Rare Duplizität der Ereignisse

Zwei gleiche Fussballspiele

Von Karl Weiss

Fußball schlägt manchmal unglaubliche Kapriolen. So geschehen in Brasilien am 1. und 2. Juli 2009: Kaum zu glauben, aber im Süden Brasiliens wiederholte sich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen fast genau der gleiche Ablauf eines Fußballspieles in zwei Stadien in der gleichen Stadt, die nur etwa einen Kilometer voneinander entfernt sind.

Akteure: Vier der besten Fußball-Teams Brasiliens.

Ereignisse: Am 1. Juli das zweite Endspiel um den Pokal Brasiliens, das hier mit Hin- und Rückspiel ausgetragen wird. Am 2. Juli: Der Kampf im Halbfinale der Kontinent-Vereinsmeisterschaft Libertadores um den Einzug ins Finale.

Das Geschehen: In beiden Spielen war die Heimmannschaft eine aus Porto Alegre, der Hauptstadt des südlichsten Bundestaates Brasiliens und hatte als Gegner eine Mannschaft aus dem bevölkerungsreichen Südosten Brasiliens zu Gast. In beiden Spielen war die jeweilige Heimmannschaft im Hinspiel mit zwei Toren Unterschied unterlegen, so dass sie ein 3:0 gebraucht hätte, um das Ganze zu gewinnen - oder ein 2:0 (bzw. 3:1), um ins Elfmeterschießen zu kommen. In beiden Spielen legte aber (nach der Anfangsoffensive der Heimmannschaft) die jeweilige Auswärtsmannschaft innerhalb weniger Minuten in der Mitte der ersten Halbzeit zwei Tore vor, was die Aufgabe für die jeweilige Mannschaft aus dem Süden Brasiliens praktisch unmöglich machte. In beiden Spielen konnte die Heimmannschaft in der zweiten Halbzeit noch jeweils 2 Tore erzielen, so dass beide Spiele 2:2 ausgingen, was aber die beiden Mannschaften aus dem Südosten ans Ziel brachte.

Die Akteure (und der Ort des Geschehens): Im Spiel am 1. Juli, dem zweiten Endspiel der Pokalendspiele, standen sich im Stadion "Beira Rio" (Flussufer) aus dem Südosten Brasiliens Corinthians São Paulo und Internacional Porto Alegre gegenüber. Corinthians gewann den Pokal. Im zweiten Spiel wiederholten sich die Ereignisse am 2. Juli im Stadion "Olímpico" von Gremio Porto Alegre, das gegen Cruzeiro Belo Horizonte antrat, einer der beiden großen Vereine aus der Stadt, aus der hier geschrieben wird. Dabei ging es im Halbfinale der Libertadores um den Einzug ins Endspiel. Cruzeiro steht nun in den beiden Endspielen gegen Estudiantes De la Plata aus Argentinien.

Beide Spiele waren äußerst ereignis- und abwechslungsreich mit vielen Torszenen und unglaublichen Torwartleistungen und hätten mit noch weit mehr als je vier Toren ausgehen können. Das Niveau kann ohne Schwierigkeiten mit den Ligen in Italien und Spanien verglichen werden (vielleicht nicht unbedingt mit der englischen). Meistens nimmt man an, die brasilianischen Mannschaften könnten nicht überragend sein, weil ja die besten brasilianischen Spieler in Europa spielen, aber es bleiben noch genügend hochklassige Spieler in Brasilien übrig.

In beiden Spielen konnte man auch Spieler sehen, die am vergangenen Wochenende noch in Südafrika in der brasilianischen Nationalmannschaft spielten, die in einem ebenso mitreißenden Spiel im Endspiel gegen die Vereinigten Staaten gewann und den "Confederations-Cup" mit nach Südamerika nahm: Bei Corinthians war André Santos tätig, der sich als Stammspieler auf der linken Außenbahn empfohlen hat und bei Cruzeiro spielte Ramirez, der sich den Stammplatz des rechten offensiven Mittelfeldspielers in der "Seleção" gegen Elano bis auf weiteres gesichert hat.

Wenn Cruzeiro es schafft, das hohe Niveau des Spiels für die beiden Endspiele um die Libertadores zu konservieren, ist die Mannschaft Favorit für den höchsten südamerikanischen Vereinstitel. Die beiden Endspiele sind angesetzt für den 8.7. in Argentinien und für den 15.7. in Brasilien.


Veröffentlicht am 6. Juli 2009 in der Berliner Umschau

Montag, 6. Juli 2009

Wer ist Herr, wer Gehilfe?

Die Zustände im Monopolkapitalismus

Von Karl Weiss

Die Kreditklemme in Deutschland ist groß und offensichtlich. Die Banken bevorzugen ihr Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) für gute Zinsen anzulegen als Kredite zu vergeben. Der alte Bankerwitz „Wir geben Kredite nur an jemanden, der sie wirklich nicht braucht!“ ist Realität geworden. Da hebt ein Naivling in einem Kommentar der „Süddeutschen“ ernsthaft den Zeigefinger und macht sich lächerlich.

Der Rettungs-Plan

Machen Sie einmal einen einfachen Test: gehen Sie mal zu Ihrer Bank und sagen Sie: „Ich brauche einen Kredit über 5000 Euros.“ Sie werden sehen, fast jede Bank wird um die 9% Zinsen pro Jahr von Ihnen verlangen. Nur – diese Bank hat momentan die Möglichkeit, sich dieses Geld für 1% Zinsen im Jahr zu beschaffen! Das ergibt einen „Spread“ von 8% und das kann ohne Übertreibung als Wucher bezeichnet werden.

Unternehmen, die Sicherheiten bieten können, kommen noch ein wenig besser davon, aber auch bei ihnen spürt man deutlich: Die Banken vergeben im Moment nicht gerne Kredite, die unterhalb der Wuchergrenze liegen.

In jenem Kommentar der „Süddeutschen“ wird berichtet: „Um zwei Prozent sank die Kreditvergabe im ersten Quartal 2009, im zweiten wird mit einem Minus von vier bis acht Prozent gerechnet.“

An mangelnder Liquidität kann es nicht liegen. Die EZB hat allein in der vergangenen Woche 442 Milliarden Euro den Banken zu 1% Zinsen (also praktisch umsonst) zur Verfügung gestellt.

"Ich bin in Ordnung, ich bin auf einen Steuerzahler gefallen"

In einer Umfrage des Zentralverbandes der Elektro-Industrie (ZVEI) in der vergangenen Woche sagten 57% der Mitgliedsunternehmen, es sei eine Kreditklemme zu spüren, was im März nur 5% gesagt hatten. Wenn sich das nicht schnell ändere, sei mit einer Insolvenzwelle (und damit mit massenhaftem Arbeitsplatzverlust) zu rechnen, wird dort verlautet.

So räsoniert denn auch der naive Kommentator über die Banker: „Aber nein, die Herren in Nadelstreifen halten sich vornehm zurück, treten auch nicht öffentlich auf - oder haben Sie die Chefs von Hypo Real Estate, IKB oder Commerzbank schon mal bei Anne Will, Reinhold Beckmann oder Maybrit Illner gesehen und ein "Tut mir echt leid" gehört?“ Und: „Die plötzlich risikoscheuen Banker haben beispielsweise bei der EZB viel Geld liegen. Dort beliefen sich die Bankenguthaben am vorigen Wochenende auf eine knappe Viertelbillion Euro.“ Und schließlich wird noch ganz mutig die Politik an ihre vermeintliche Aufgabe erinnert: „Deshalb wäre es hilfreich, wenn die Herren Steinbrück und Guttenberg den Damen und Herren Vorständen einmal nachdrücklich erklären würden, was sie jetzt vom Bankengewerbe erwarten. Sie sollen mit ihrem Geld die Wirtschaft wieder flott machen.

Doch da hat sich der Kommentator lächerlich gemacht. Will er uns weismachen, die Politik könnte im Monopolkapitalismus den Banken Anweisungen geben? Der Schwanz wedelt nicht mit dem Hund. Die Groß-Banken und Großkonzerne sind die Herrschenden, die Politiker nur Gehilfen von deren Gnaden!

Wenn irgendjemand dem anderen etwas „nachdrücklich erklärt“, dann die Banken den Politikern und nicht umgekehrt – so wie es war, als die Banken Pleite waren. Die Herren der Banken „erklärten nachdrücklich“, dass man ihnen mit Hundert-Milliarden-Beträgen beispringen müsse und die Politiker gehorchten und versuchen vor uns nun mit Worten wie „systemwichtig“ diese klaren Befehls- und Gehorsams-Wege zu verschleiern.

Der Bankenverband erklärt denn auch ungerührt: „Ab Herbst besteht die Gefahr einer flächendeckenden Kreditklemme.“ Herbst, das ist fast genau der Termin der Bundestagswahlen. Man ziehe sich warm an, was nach den Wahlen kommt.


Veröffentlicht am 6. Juli 2009 in der Berliner Umschau

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