Freitag, 8. April 2011

Fukushima: Kernschmelze im Reaktor 4

Erhöhte Werte auch in Deutschland

Von Karl Weiss

Hatte der Bürgerjournalist gerade im letzten Artikel zu Fukushima geschrieben: „Interessanterweise hört man nichts über den Reaktor 4, der - ausweislich des Bildes hier oben - ja ebenfalls von einer Explosion zerstört worden war. Da gibt es anscheinend noch ein weiteres Geheimnis, das man uns nicht offenbaren will.“, da tritt es auch schon ein:

Nach Meldung von Monitor in ARD geht in diesem Moment im Reaktor 4 eine Kernschmelze vor sich. Vorher waren ja schon (teilweise) Kernschmelzen in den Reaktoren 1, 2 und 3 zugegeben worden. Damit haben wir also jetzt Kernschmelzen (also Super-Gaus) in allen vier zumZeitpunkt jenes Erdbebens in Funktion befindlichen Reaktoren von Fukushima.

Kind Radioaktivität Japan

Damit ist dies Ganze heute schon ein Tschernobyl mal 4.

Besonders kritisch ist: In Japan selbst wird andauernd nur Beruhigendes an die Bevölkerung weitergegeben. In der Furcht, es könnte zu panikartiger Flucht aus den Grossstädten kommen, setzt die japanische Regierung eine Millionenbevölkerung ungeschützt und ungewarnt den Strahlen aus.

Wenn selbst im Tausend Kilometer entfernten Korea bereits Schulen geschlossen bleiben, aber in Japan selbst so getan wird, als gäbe es keine Radioaktivität und überhaupt sei alles nur aufgebauscht, so grenzt das bereits an Totschlag.

Fukushima Ende März 2011 von oben nach unten Reaktor 1, 2, 3 und 4

Und dann das hier aus der ‘New York Times‘:

http://www.nytimes.com/2011/04/06/world/asia/06nuclear.html?_r=2&src=twrhp

“The document also suggests that fragments or particles of nuclear fuel from spent fuel pools above the reactors were blown “up to one mile from the units,” and that pieces of highly radioactive material fell between two units and had to be “bulldozed over,” presumably to protect workers at the site. The ejection of nuclear material, which may have occurred during one of the earlier hydrogen explosions, may indicate more extensive damage to the extremely radioactive pools than previously disclosed.”

Versuche mal zu übersetzen mit meinem mittleren English:

„Die Dokumente [die US-Forscher von japanischen Fachleuten bekamen] erwähnen auch, dass Teile von erschöpften nuklearen Brennstäben aus den Abklingbecken über den Reaktoren bis zu einer Meile weit vom Kraftwerk geschleudert wurden und dass Teile hochradioaktiven Materials zwischen zwei Reaktoren gefallen sind und dort mit Bulldozzern vergraben werden mussten, wahrscheinlich um die Arbeiter dort zu schützen. Der Auswurf von Atombrennstoff, der wahrscheinlich durch die vorherigen Wasserstoff-Explosionen verursacht wurde, weist auf einen höheren Zerstörungsgrad der hoch strahlenden Abklingbecken hin als vorher angenommen.“

erneute Explosion Fukushima

Das sind schon wieder keine guten Meldungen. Was da an radioaktiven Teilchen bereits ausgetreten ist und weiterhin austritt, ist gewaltig und die Massnahmen des Schutzes vor diesen Teilchen, speziell in Japan selbst, wurden noch nicht einmal begonnen.

Die japanische Regierung weigert sich weiterhin, die Evakuierungszone auszuweiten. Das geht anscheinend nach dem Motteo: Wenn die später an Krebs sterben, können sie gar nicht nachweisen, dass wir daran schuld sind, aber wenn wir sie jetzt evakuieren, werden sie Schadensersatzansprüche stellen.

Japanisches Atomkraftwerk Fukushima

Das ist Kapitalismus in Reinkultur.

Tatsächlich: Kapitalismus und Atomkraftwerke, das ist wie ein Synonym:

Kalt, gefährlich heiss, zynisch, überholt, mörderisch, verborgen, verlogen, unübersehbare Folgen für die Zukunft, dient nur dem Profit, gehört schon lange weg!

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen von Kindern mit Krebs.

Und für jene, die denken, Japan ist weit, dies hier: Im französischen Atomkraftwerk Fessenheim, das unmittelbar am Rhein liegt, der dort die deutsch/französische Grenze ist, hat es einen nicht näher erklärten „Zwischenfall“ gegeben. Das dortige Atomkraftwerk mit zwei Reaktoren ist eines der ältesten und ist bekannt störungsanfällig. Selbst Schweizer Kantone haben schon das Abschalten gefordert.
Auf der deutschen Rheinseite wurden danach leicht erhöhte Radioaktivitätswerte gemessen. Selbstverständlich leugnen die Verantwortlichen in Frankreich, dass radioaktive Teilchen ausgetreten seien.

Alle lügen und die Zeitbomben ticken!


Zusatz vom 9. 4. 2011 1Uhr32

Heute ist der Tag der englischen Texte. Hier ist der nächste:

"Japanese officials estimate that they already have accumulated about 15 million gallons of highly radioactive water. Hundreds of thousands of gallons are being added every day as the plant's operator, the Tokyo Electric Power Co., continues to feed coolant into the leaky structures."

Und hier wieder mein Versuch einer Übersetzung:

"Nach offiziellen japanischen Schätzungen hat man [in Fukushima] bereits etwa 15 Millionen Gallonen (grössenordnungsmässig 52 Millionen Liter oder 52 000 Tonnen) von hoch verstrahltem Wasser angesammelt. Hunderttausende von Gallonen kommen täglich hinzu, während der Betreiber, die Tokyo Electric Power Co., damit fortfährt, Kühlwasser in die löcherigen Gebäude [des Kraftwerks] zu pumpen."

Die US-Fachleute, die zu helfen versuchen, haben nach eigenen Angaben keine Ahnung, was man mit diesen Mengen hochverstrahlten Wassers anfangen kann.

Interessant, wie diese Atomkraftwerke andauern Situationen ohne Ausweg zu produzieren verstehen. Eine weitere Eigenschaft, die sie mit dem Kapitalismus gemein haben.


Aktualisierung vom 9. 4. 2011 23Uhr10

Es gibt im www Sites, auf denen man direkt die Strahlenmessung in den Reaktoren von Fukushima ablesen kann. Dies soll die von Reaktor 1 sein:

http://atmc.jp/plant/rad/?n=1

Man kann da die Sprache wählen.

Dort sieht man, wie mit Datum vom 8. 4. 2011 einer der Strahlungswerte plötzlich in die Höhe schiesst. Nach der Skala links sind das Sievert pro Stunde (nicht milli und nicht mikro), das ist also massiv. Bei "Fefe" ( http://blog.fefe.de/ ) wird dazu vermutet, das muss innerhalb des Containments gemessen sein.
Auf jeden Fall ist da etwas passiert.

Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten, wie innerhalb des Containments (das ist der Stählerne Schutzmantel, in dem der Reaktor untergebracht ist) eine so extrem ansteigende Strahlung interpretiert werden kann:

Das eine wäre, dass die Kühlung wieder nicht ausreicht und nun eine neue Kernschmelze in Gang gekommen ist. Das wäre wiederum mit einem hohen Explosionsrisiko verbunden.

Das zweite wäre - und das ist noch alptraumhafter: In dem Reaktor, der ja schon zum Teil geschmolzen ist, kommt erneut eine Kettenraktion in Gang. Dann wäre die Strahlung nicht einfach nur eine Alpha-, Beta-, und Gammastrahlung, sondern auch eine Neutronenstrahlung.
Kommt die Kettenreaktion wieder in Gang, streben die Temperaturen rasch nach oben und binnen kurzer Zeit wird sich das alles in die Erde hineinfressen und dabei aus dem Containment herauskommen und somit alles an die Umgebung abgeben.

Aber gehen wir einmal bis auf weiteres davon aus, es handele sich um einen Messfehler.




Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

- Super-Gau Japan 3

- Fukushima – Es wird immer gruseliger

- Radioaktivität? - Alles unschädlich

- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?

- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7

- Fukushima – Düster, düsterer

- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?

- Fukushima – Die Atom-Mafia

- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit

- Der Deutsche Atom-Gau

- Fukushima: Nuklear-Explosion?

- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?

- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein

- Fukushima: Mein Gott, Walter

- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten

- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt

Was Deutsche Konzerne in der “Dritten Welt” so anrichten

Zu 480 Millionen Euro Entschädigungszahlungen verurteilt

Von Karl Weiss

Deutsche Konzerne im Ausland sind natürlich vorbildlich, nicht wahr? Hatten Sie das etwa geglaubt? Nun, Sie werden sich eines Besseren belehren lassen müssen.

Die BASF (deutscher Chemiekonzern) wurde soeben in Brasilien in dritter Instanz zu Entschädigungszahlungen in Höhe von 480 Millionen Euro für Gesundheitsschäden verurteilt, die eine ihrer Fabriken dort bei den Arbeitern in der angrenzenden Siedlung und ihren Familien angerichtet hatten. Es war vor allem die Zahl der Krebsfälle, die dies damals (in den 70er-Jahren) brasilienweit zu einem Skandal machte.

Zu der Zeit gehörte die Fabrik noch der niederländischen Shell. Also auch die Holländer sind nicht kleinlich, wenn man Gesundheitsschäden mal eben so übersieht und kräftig weiterproduziert.

Später wurde die Fabrik in Paulínia im Staat São Paulo von der BASF gekauft und noch später geschlossen.

Die Arbeiter dort und ihre Familien in der Siedlung im unmittelbaren Anschluss an die Fabrik hatten nicht die geringste Ahnung, was passierte, als man bemerkte, wie viele der Arbeiter und und der Familienmitglieder an Krebs erkrankten.

Lange nach der Schliessung der Fabrik wurde schliesslich nachgewiesen: Es handelte sich um die dort hergestellten Produkte (Pestizide), die das Wasser verunreinigt hatten, aus dem Trinkwasser gewonnen wurde. Eine Sammelklage gegen die Shell und die BASF wurde eingereicht und in erster Instanz bekamen die Kläger recht.

Nur nützte das niemandem, denn die beiden Firmen gingen in die Berufung und bekamen dort dann auch tatsächlich den Wert der Entschädigungszahlungen zusammengestrichen. Dagegen gingen wiederum die Anwälte der Arbeiter und ihrer Familien in die Revision und bekamen nun Recht. Die ursprünglich festgelegte Entschädigungssumme wurde wieder hergestellt.

Das Problem ist nun nur: Die beiden europäischen Konzerne können nun erneut in Berufung gehen und danach ist man noch nicht am Ende angelangt. Das brasilianische Recht kennt (fast) unendlich viele Instanzen, denn eine grosse Armee von Richtern will höchste Gehälter garantiert haben.

Ein brasilianischer Richter verdient etwa das 50-fache von einem Lehrer, obwohl beide eine akademische Ausbildung haben. Das sind typische Dinge eines Entwicklungslandes.

Zwar nennen Viele Brasilien heute ein „Schwellenland“, aber das Justizsystem ist weiterhin archaisch (um es vorsichtig auszudrücken).

Selbstverständlich werden Shell und BASF erneut in die Berufung gehen und so haben die Geschädigten die Aussicht, dass frühestens ihre Ur-Enkel (wenn überhapt) wirklich einmal Entschädigungszahlen bekommen.

Wenn Ihnen das Alles bekannt vorkommt aus einem Film namens ‚Erin Brockovitch‘ und Ihnen Julia Roberts in einer Oskar-Rolle vor Augen steht, das alles geht in Wirklichkeit in den Niederungen vor sich und hier ist Brasilien, nicht Hollywood.

Auf die Idee, eventuell freiwillig grosszügige Entschädigungszahlungen anzuerkennen und die Betroffenen von der Tour durch die Instanzen zu bewahren, würde selbstverständlich ein kapitalistisch-imperialistischer Konzern niemals kommen! „Wo kämen wir denn da hin, wenn wir freiwillig etwas zahlen würden! Lasst sie doch klagen! Hahahah Hihihi!“

So funktioniert Imperialismus! Der Kapitalismus mit seinem Imperialismus muss weg!

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