Fukushima: Nun hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt
Von Karl Weiss
Wenn doch nur die Voraussagen des Bürgerjournalisten nicht so treffsicher wären! Dann könnte man angesichts des Supergaus von Fukushima bedeutend besser schlafen. Aber nun ist eine weitere Voraussage eingetroffen – und das verheisst wiederum nichts Gutes.
Bereits am 3. April hat der Bürgerjournalist im Artikel „Was war der Auslöser des Fukushima-Supergaus?“ ( http://karlweiss.twoday.net/stories/16548138/ )
folgendes geschrieben:
„Bruch der Wasserrohre durch das Erdbeben (...) ... gibt es klare Anzeichen für das Erdbeben als Auslöser des Super-Gaus in Fukushima und nicht den Tsunami, wie bisher gemeldet. Das ist insofern von Bedeutung, als hier ja das Standartargument „Bei uns gibt‘s keine Tsunamis“ verwendet wird, um die Behauptung zu unterstreichen, deutsche Atomkraftwerke seien sicher. (...) Was passiert nun, wenn ein solches Rohr bricht? Es tritt Wasser bzw. Wasserdampf aus und der Stand des Kühlwassers im Reaktor beginnt zu fallen. Liegen dann die ersten Brennstäbe teilweise frei, so überhitzen sie sich und beginnen zu schmelzen: Die katastrophale Kernschmelze ist eingeleitet.
Als Nebeneffekt erzeugt der Reaktor dabei auch noch Wasserstoff, der sich dann an den heissen Oberflächen entzündet und zu grossen Explosionen führt, wie wir das in Fukushima gesehen haben.“
Nun, lesen Sie, was die ‚Süddeutsche‘ heute (17.5.) schreibt, also eineinhalb Monate später und vergleichen Sie:
„Die Kernschmelze im AKW Fukushima-1 begann direkt nach dem Erdbeben. Damit ist eine wichtige Schutzbehauptung der Atomlobby endgültig widerlegt. (...) Das Erdbeben hatte den Reaktor Leck geschlagen, deshalb begann sein Kühlwasserspiegel noch am selben Nachmittag zu sinken. Schon nach fünf Stunden begann die Kernschmelze.“
Die verzweifelten Versuche der Tepco, noch Wochen nach der Kernschmelze im Reaktor 1 von „teilweise geschmolzenen Brennstäben“ zu sprechen, die es zu kühlen gälte, und den Tsunami verantwortlich zu machen, dessen Intensität man nun wirklich nicht hätte voraussehen können, sind damit als Notlügen entlarvt.
In Wirklichkeit liegt die gesamte Masse der Brennstäbe von Reaktor 1 schon seit Mitte März am Boden des Reaktorbehälters als ein geschmolzener Block. Da nun tonnenweise Wasser in den Reaktorbehälter gepumpt wurde, hat man damit riesige Mengen von radioaktiv strahlenden Partikeln aus diesem Block herausgelöst oder –gespült und dies Wasser ist durch die bereits vorhandenen Löcher in der Wand des Behälters in den Untergrund gesickert und von da ins Meer.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass weit entfernt von Fukushima im Meer bereits mehrmals radioaktive Strahlung von einer Intensität gemessen wurde, die mit den zugegebenen Ereignissen nicht in Zusammenhang zu bringen war (siehe auch den oben schon verlinkten Artikel).
Was die ‚Süddeutsche‘ aber wiederum vermeidet, ist zu sagen, was das denn nun bedeutet. Es lässt sich bereits voraussehen: Auch die beiden anderen am Tag des Erdbebens im Betrieb stehenden Reaktoren 2 und 3 werden wahrscheinlich ein ähnliches Schicksal erlitten haben. Also waren auch dort die bisherigen „Rettungsmassnahmen“ nicht sachgerecht.
Zum Reaktor 4, der ja ebenfalls zerstört ist, aber gar nicht im Betrieb war am Tag des Erdbebens, wurde nun erstmals teilweise Stellung genommen: Er sei unterirdisch mit dem Reaktor 3 verbunden gewesen und sei deshalb durch die Riesenexplosion des Reaktors 3 ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden. Interessante Bauweise, nicht? Das bot sich natürlich an, die Reaktoren unterirdisch zu verbinden, nicht?
Wichtig in diesem Zusammenhang nicht zu vergessen: Der Reaktor 3 wurde mit Mox-Stäben betrieben, die Plutonium enthalten. Wenn diese ganzen Mengen Plutonium an die Luft oder ans Wasser abgegeben werden, dann sind da ganze Gegenden bzw. das Meer weltweit für Zehntausende von Jahren strahlend, denn das wichtigste Plutonium-Isotop hat eine Halbwertszeit der Strahlung von Zehntausenden von Jahren!
All dies zieht die ‚Süddeutsche‘ vor, nicht zu berichten – das könnte ja Panik auslösen!
Allerdings gibt es doch einen sehr positiven Teil des Artikels, aus dem man lernen kann. Hier:
http://sueddeutsche.dehttp://www.sueddeutsche.de/panorama/atomkatastrophe-in-fukushima-der-unbemerkte-gau-1.1098291
Dort wird nämlich Haruki Madarame zitiert, der heute oberster Wächter Japans über alle Reaktorsicherheitsfragen ist. Der habe, als er noch Professor an der Universität in Tokio war, gesagt:
"Irgendwo muss man einen Strich ziehen. Es wäre unmöglich, ein AKW zu entwerfen, wenn die Ingenieure jede einzelne Möglichkeit berücksichtigen müssten."
Hören Sie? Hören Sie? Wenn alle Möglichkeiten eines Atomunfalles berücksichtigt würden, wäre es unmöglich, die Atomkraftwerke zu bauen!
Warum? Weil sie bei weitem zu teuer würden! Andersherum gesagt: Die Atomkraftwerke gibt es nur, weil eben nicht alle Möglichkeiten von Atomunfällen ausgeschlossen werden. Damit sind alle, die da vor sich hinbeten „Bei uns sind die Atomkraftwerke sicher“ widerlegt.
Atomkraftwerke sind nur nebenbei zur Stromerzeugung da, ihre Hauptaufgabe ist es Profit zu erzeugen und damit ist klar, es werden eben nicht alle Möglichkeiten berücksichtigt.
Atomkraftwerke sind der reinste, der extremste und der am meisten charakteristische Ausfluss des Kapitalismus. Es ist, als wären die Worte Atomkraftwerk und Kapitalismus identisch.
Und damit ist auch klar: Wer da immer noch Restlaufzeiten befürwortet, werd da immer noch plappert, ohne AKWs gingen die Lichter aus, wer immer noch nicht begriffen hat, auf welchen Zeitbomben wir alle sitzen, der steht auf der Seite des Todes und nicht auf der des Lebens!
Wählen wir das Leben! Alle Atomkraftwerke abschalten, sofort!
Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima
- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?
- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.
- Super-Gau Japan 3
- Fukushima – Es wird immer gruseliger
- Radioaktivität? - Alles unschädlich
- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?
- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7
- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4
- Fukushima – Düster, düsterer
- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs
- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?
- Fukushima – Die Atom-Mafia
- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit
- Der Deutsche Atom-Gau
- Fukushima: Nuklear-Explosion?
- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?
- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein
- Fukushima: Mein Gott, Walter
- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten