Neue Rekord-Strahlung in Fukushima
Von Karl Weiss
Die stückchenweise Wahrheit, die uns die Tepco über die Reaktoren in Fukushima zukommen lässt, wurde durch ein neues Detail bereichert: In Block 1 ist die Radioaktivität nun so hoch, dass ein Arbeiter dort nach vier Minuten bereits die Jahresdosis abbekommen hätte.
Ein Kind wird auf Verstrahlung geprüft nach der Katastrophe in Fukushima. Das nennt man Triage. Ist es nicht oder nur leicht verstrahlt, kann es mit seinen Eltern evakuiert werden. Ist es mittelschwer verstrahlt, wird es in einem besonderem Camp untergebracht. Ist es schwer verstrahl, bereitet man ihm einen ruhigen Platz zum Sterben.
Ein Roboter hat diese hohe Dosisleistung gemessen: 4000 MilliSievert pro Stunde oder 4 Sievert pro Stunde. Das ist weit über jener Schwelle, die schon nach wenigen Minuten Krebs erzeugen kann, als Jahresdosis ist das also völlig inakzeptabel, aber wir sind nun ja schon gewohnt: Die Atom-Mafia weiss nicht, was Krebs ist. ("Krebs? Was ist das?")
Eine so hohe akute Strahlung ist der klare Beweis: Der ganze Reaktor ist bereits geschmolzen, der Sicherheitsbehälter durchlöchert und der Betonmantel ebenso:
Der geschmolzene Kern ist bereits ausserhalb des eigentlichen Reaktormantels und verbreitet sich in Form von Wasserdampf (es wird ja immer noch versucht mit Wasser zu kühlen und damit steigt immer viel Wasserdampf aus dem Reaktor ins Freie), vom Wind bewegten Teilchen und vom Wasser ausgewaschenen Teilchen, die mit dem Wasser in den Untergrund sickern und von da wahrscheinlich ins Meer gelangen.
Die gesamte Menge Radioaktivität, die dort vorhanden ist, wird an die Umwelt abgegeben. Das ist deutlich mehr als bei einer Atombombenexplosion von einer Bombe der Hiroshima-Grösse.
Das ist auch deutlich weit mehr als bei der Tchernobyl-Katastrophe, denn dort wurde ja im Einsatz von Zehntausenden von Helfern ein riesiger Betonmantel über das ganze Atomkraftwerk gebaut.
In Fukushima ist das mit dem Betonmantel nicht anwendbar, denn man hat es ja unmittelbar ans Meer gebaut. Hier müsste zusätzlich eine Betonmauer von einigen Hundert Metern Tiefe zwischen Reaktor und Meer geschaffen werden, um das Absickern in die Tiefe und anschliessende seitwärts Sickern ins Meer zu verhindern.
Dies ist ein Bild von der Explosion des Reaktors 3, das ist der mit dem Plutonium. Die Form der Wolke ist nicht typisch für eine Wasserstoffexplosion, sie deutet vielmehr auf eine Kernexplosion hin (bei der weit höhere Temperaturen erreicht werden). Die Wolke steigt viel höher als es bei typischen Explosionen ohne Brennstoff-Effekt der Fall wäre. Siehe hierzu auch den Artikel "Fukushima: Nuklear-Explosion" (Link siehe unten)
Auch in diesem Fall zeigt sich wieder: Man hat vorher nicht durchgedacht, was man im Falle eines Gau oder Super-Gau machen würde, sonst wäre ein Atomkraftwerk unmittelbar am Meer schon ausgeschlossen worden.
Voraussehende Vorsichtsmassnahmen, wie sie bei jedem anderen Gebäude Selbstverständlichkeit wären, werden bei Atomkraftwerken nicht vorgesehen. In jedem modernen höheren Gebäude werden z. B. brandgesicherte Treppenhäuser mit Eisentüren eingebaut, um eine Katastrophe im Falle eines Brandes zu verhindern und Fluchtwege offen zu halten, aber vergleichbare Massnahmen bei einem Atomkraftwerk zur Verminderung der Folgen bei einem Gau oder Supergau gibt es nicht!
Man baut Atomkraftwerke (und das gilt nicht nur für Fukushima, sondern auch für alle anderen Atomkraftwerke), ohne auch nur die mindesten Massnahmen gegen das Auftreten eines Gaus oder Super-Gaus vorzusehen und sieht ebenso keine Sicherheitsmassnahmen für den Fall eines solchen Unfalls vor.
Dies ist das Foto von der Wandzeichnung eines von der Krebsbehandlung gezeichneten Kindes in Tchernobyl mit dem zerstörten Reaktor im Hintergrund. Die schlimmsten Folgen der Atomunfälle sind meistens die grossen Zahlen von Kindern mit Krebs (meistens Leukämie).
Man kann also nicht mehr davon ausgehen, dass es sich um Fehler oder Irrtümer handelt. Es ist ein Terroranschlag gegen viele Menschen!
Dazu kommt jetzt auch noch: Tepco gibt zu, dass in den Resten der Atomkraftwerke Fukushima in offenen Becken riesige Mengen stark radioaktiv verstrahlten Wassers (um die 100 000 Tonnen) gelagert sind. In der bald einsetzenden jährlichen Regenperiode befürchtet man, würden sie überlaufen.
Und nun ist auch noch das passiert, woran vorher niemand gedacht hatte, nämlich der Super-Gau in vier direkt nebeneinander liegenden Atomkraftwerken, die zusammen den Haupt-Komplex von Fukushima ausmachen. Das gleiche, was jetzt in Reaktor 1 passiert ist – das Abgeben der gesamten Radioaktivität an die Umwelt – wird auch in Nr. 2, Nr. 3 und Nr. 4 passieren (oder läuft schon ab).
Im Fall von Nr.3, der mit plutoniumhaltigen Brennstäben ausgerüstet war, wird zusätzlich noch eine kaum enden wollende Lawine von Plutonium freigesetzt! Plutonium ist nicht nur zusätzlich zur Radioaktivität extrem giftig, es hat auch eine Halbwertszeit von Zehntausenden von Jahren. Man wird also in der Umgebung von Fukushima noch erhöhte Radioaktivitität im Jahre 21 000 messen können!
Das sind also vier Mal weit mehr Freisetzungen von radioaktiven Teilchen als in Tchernobyl plus die ganze Plutonium-Last, eine Katastrophe ungeahnten Ausmasses!
Selbst die Umweltschützer (wie der Bürger-Journalist), die bereits vor Jahrzehnten vor den möglichen Folgen von Unfällen in Atomkraftwerken gewarnt hatten, konnten sich nicht in den schlimmsten Alb-Träumen eine solche Extrem-Katastrophe vorstellen.
All dies wird nun von den Medien weitgehend unberücksichtigt gelassen. Zwar werden noch von Zeit zu Zeit kleine unverdauliche Happen von Informationen über Fukushima abgegeben, aber der Zusammenhang wird nirgendwo hergestellt.
Denn sonst würden sich noch mehr Menschen für das sofortige Abschalten aller Atomreaktoren einsetzen und sich nicht mit der Stillegung einiger und dem Weiterfunktionieren vieler anderer für Jahrzehnte zufrieden geben.
Die Atomreaktoren sind Terror gegen die Menschheit! Weg mit den Terroristen! Weg mit dem Kapitalismus!
Wir wollen leben! Wir wollen keinen qualvollen Krebstod!
Aktualisierung vom 6. 6. 11, 20 Uhr 28
Wie die Japan Times in ihrer englischsprachigen Ausgabe schreibt, hat man in Okuma Plutonium in der Erde gefunden, das ist etwa 1,7 km von Fukushima entfernt. Siehe hier:
http://search.japantimes.co.jp/cgi-bin/nn20110606x2.html
In der Meldung wird angegeben, das müsse wohl aus dem Reaktor 1 stammen, der ja radioaktive Teilchen nach allen Seiten abgibt. Das ist im Prinzip möglich, denn auch beim Normalbetrieb eines Uran-Reaktors entsteht in kleineren Mengen Plutonium.
Es ist aber auch möglich, dass dieser Fund darauf hinweist, dass auch Reaktor 3, der ja zum Teil mit Plutonium betrieben wurde, bereits vollständig geschmolzen ist und bereits Plutonium nach allen Seiten streut. Dies ist im Prinzip sogar die wahrscheinlichere Erklärung.
Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, von der ich schon im Artikel „Fukushima: Nuklearexplosion“ (siehe Link unten) gesprochen habe, dass sich eine kleinere Nuklearexplosion ereignet hat. Da wird auch deutlich Plutonium nach allen Seiten gespritzt.
Weitere Meldung. In der Nähe von Fukushima sind Kaninchen ohne Ohren geboren worden. Das weist also ebenfalls daraufhin: Radioaktive Teilchen sind bereits weit gestreut und die typischen Folgen beginnen bereits einzutreten. Neun Monate später werden dann die ersten missgebildeten Kinder geboren.
Die eigentliche Katastrophe hat gerade eben erst angefangen!
Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima
- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?
- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.
- Super-Gau Japan 3
- Fukushima – Es wird immer gruseliger
- Radioaktivität? - Alles unschädlich
- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?
- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7
- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4
- Fukushima – Düster, düsterer
- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs
- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?
- Fukushima – Die Atom-Mafia
- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit
- Der Deutsche Atom-Gau
- Fukushima: Nuklear-Explosion?
- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?
- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein
- Fukushima: Mein Gott, Walter
- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten
- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt
- Die japanische Tragödie