Dienstag, 26. April 2011

Sarrazin und keine Ende

Nichts zurückgenommen – ja, warum auch?

Von Karl Weiss

Nun hat die SPD also Sarrazin nicht ausgeschlossen, ohne dass der sich von den Thesen in seinem Buch distanziert hätte. Das ist nur konsequent. Damit bleibt die SPD 'glaubwürdig': Sie war und ist seit 1914 der Verrat am ‚kleinen Mann‘, sie war und ist der Agent des Kapitals in der Arbeiterschaft. Da passen die Sarrazin’schen Thesen ins Bild: Warm duschen dürfen nur die Mächtigen, die Reichen, die Abzocker in den Banken. Der Arbeiter, wenn ohne Arbeit, hat dagegen kalt zu duschen. Das darf man wörtlich nehmen und im übertragenen Sinne.

Sarrazin

Diese Thesen hat Sarrazin lange vor seinem Buch in aller Öffentlichkeit aufgestellt und das war SPD. Diese Partei hatte ihn auf den Posten des Finanzsenators der Berliner Koalition gehievt und ihm später die Tür zum Vorstand der Bundesbank geöffnet. Zu diesem Zeitpunkt konnte jeder in Deutschland wissen, der Zeitung liest: Sarrazin ist der Ausdruck des Hochmutes der Herrschenden gegenüber dem Arbeiter, dem „kleinen Mann“ und damit exakt auf SPD-Parteilinie. Hätte die SPD das nicht so gesehen, brauchte sie ihn ja nur vom Posten des Länder-Finanzministers abzulösen und vor allem ihm keinen extrem hoch bezahlten Posten in der Bundesbank zu verschaffen.

Was also inkonsequent war, war der Beschluss des SPD-Parteivorstandes, ein Ausschlussverfahren gegen Sarazzin einzuleiten. Natürlich, Inkonsequenz, dein Name ist SPD. Das ist auch logisch. Die SPD darf natürlich nicht an die grosse Glocke hängen: Wir, wir sind die Verräter-Partei! Im Gegenteil, sie muss das so gut verstecken, wie sie nur eben kann. Und das gelang ihr für viele Jahre recht gut. Die beiden grossen Wahlsiege für Schröder zeigten das deutlich.

Und dann kam Hartz IV. SPD und Hartz IV, da ist das eine ein Synonym für das andere.

Zwar haben auch die Grünen sowie FDP und Union heftig an Hartz IV mitgestrickt, aber der Wähler heute (vor allem der frühere SPD-Wähler) identifiziert die SPD klar mit Hartz IV. Und zu Recht. Die SPD hat sich nie von Hartz IV verabschiedet. Ganz im Gegenteil. Sie hat gerade Anfang dieses Jahres gemeinsam mit der Regierung gekungelt, um am Ende die 5 Euro Erhöhung für Hartz IV-Empfänger abzusegnen.

So braucht sich die SPD nicht zu wundern, dass sie bei Umfragen bundesweit im Bereich von 23% der abgegebenen Stimmen hinauf und herunter schwankt - das sind – je nach Wahlbeteiligung – etwa 11, 5 bis 15% der Wahlberechtigten. Die SPD ist im 15%-Ghetto und wird da auch nicht so leicht herauskommen. Ein wesentlicher Teil der Bevölkerung hat sie durchschaut und wird sie auch dann nicht mehr wählen, wenn zum „taktischen Wählen“ aufgerufen wird.

Dass sie nun zum ersten Mal in einem Bundesland (Baden-Württemberg) unter das Ergebnis der Grünen gerutscht ist, ist bezeichnend für diesen Trend.
Und so hat die Kapitulation vor Sarazzin auch einen „wahltaktischen“ (sprich opportunistischen) Aspekt. Man will im Trüben fischen unter den Anhängern Sarrazins.

Ja, die gibt es. Sarazzin und andere versuchen (und manchmal gelingt das auch), an die widerlichsten Instinkte der menschlichen Natur zu appelieren. Leider gibt es jenen Bevölkerungsteil, der da relativ leicht zu packen ist. Ja, es gibt niedrige Instinkte, der Mensch ist nicht immer und automatisch gut, er hat die Möglichkeit, sich für Menschlichkeit, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Kampf für eine bessere Welt einzusetzen, aber er kann sich ebenso in Neid, Missgunst, Hass, Rachsucht, Rassismus und biologischen Determinismus vergraben und es kommt sogar vor, dass beide Seiten bei ein und demselben Menschen hervortreten.

Freundlicherweise hat der SPD-Vorsitzende Gabriel gleich selbst für uns vorformuliert, wie man das nennen müsste, wenn die SPD Sarazzin nicht ausschliesst. Hier ein Zitat aus einem Artikel von ihm in der ‚Zeit‘ vom September:

" ... wer uns rät, doch Rücksicht auf die Wählerschaft zu nehmen, die Sarrazins Thesen zustimmt, der empfiehlt uns taktisches Verhalten dort, wo es um Grundsätze geht - und darüber [hinaus] jenen Opportunismus, der den Parteien sonst so häufig vorgeworfen wird."

Danke, Herr Parteivorsitzender, für die klare Aussage zu „Opportunismus“.

Woher das kommt, ist klar: Die Reihe der Landtagswahlen in diesem Jahr ist noch nicht beendet, nur unterbrochen. Speziell bei der Wahl in Berlin geht es nun für die SPD um viel. Da ist jede sonst vielleicht weniger willkommene Stimme gern gesehen.

Nun, die Affäre Sarrazin hilft uns allen, uns an rot-grün zu erinnern: Würde bei den nächsten Wahlen statt der schwarz-gelben Jauche rot-grün oder sogar grün-rot drankommen, braucht niemand zu frohlocken: Die machen die gleiche Politik weiter, nur das Gelaber wird etwas anders.

Fehlt nur noch die Aussage von Thorsten Denkler, einem Redakteur der „Süddeutschen“, in seinem Artikel „Beschämende Feigheit“, hier:

http://sueddeutsche.dehttp://www.sueddeutsche.de/politik/spd-spitze-und-thilo-sarrazin-beschaemende-feigheit-1.1089

Er schreibt da:

„Das Verfahren erst zu beschließen und es jetzt einzustellen, setzt das wichtigste Gut der SPD auf Spiel.“

Na, da fragt man sich, was ist denn das wichtigste Gut der SPD? Wissen Sie, was er meint? Die Glaubwürdigkeit!!!!!

Brüll! Habe leider einen Lachkrampf bekommen und kann den Artikel nicht weiterschreiben.

Montag, 25. April 2011

Der Streit ums ‚kostenlose‘ Internet

“Inhalt muss etwas kosten!”

Von Karl Weiss

Was das Internet so attraktiv macht: Ausser den Gebühren für den Anschluss, die sich meist in Grenzen halten, ist Internet (fast) kostenlos. Text- und Bildersuchdienste, Nachrichten und Fussballergebnisse, vollständige Enzyklopädien, viele spezielle Interessen in einer Unzahl von Seiten und Blogs, im Internet gibt es Alles für jeden Geschmack und in in passender Grösse.

Doch dies hat den Zeitungen und Zeitschriften eine Konkurrenz eingebracht. Der Bürgerjournalist zum Beispiel war zeitlebens Zeitungsleser, hat nun aber schon Jahre kein Zeitungsabonnement mehr. Warum sich auf eine Zeitung beschränken, wenn man sich leicht die Internetauftritte vom 5 oder 10 Zeitungen ansehen kann?

Einen umfassenden Überblick über die grossen, die meistgelesenen Veröffentlichungen (Mainstream) konnte man sich früher gar nicht machen, ohne einen riesigen Aufwand zu betreiben. Heute kann der Bürgerjournalist aufspiessen, wie der Mainstream bestimmte Themen einfach weglässt, wie er wie auf Befehl fast gleichlautende Veröffentlichungen produziert und wie er im Chor Sachverhalte verfälscht.

Auch das Fernsehen bekam die Konkurrenz zu spüren: Die Zahl der Fernsehzuschauer, vor allem aus der jungen Generation, bröckelt ab. Soweit noch fern gesehen wird, wird das immer spezifischer auf bestimmte Sendungen fukussiert.

Das bedeutete für die Zeitungen den Ausfall von Abonnements- und Einzelverkaufs-Einnahmen, aber noch wichtiger: Weniger Werbeeinnahmen.

Auch das Fernsehen klagt bereits über (wenn auch bisher wenig) zurückgehende Werbeeinnahmen.

Damit wird aber der Beruf des Journalisten in rasch steigendem Masse abgewertet: Ein grosser Teil der Journalisten heute hat keine feste Anstellung mehr, sondern wird nach Zeilenzahl bezahlt. Die aktuellen Massenentlassungen in der Redaktion der „Frankfurter Rundschau“ machen dies besonders deutlich: Eine ganze Zeitung wird nun zur Regionalausgabe der Haupt-Zeitung der Gruppe, der Berliner Zeitung.

Allerdings muss man sagen: Bereits vor dem Internet war der Beruf des Journalisten zu einer Karikatur seiner selbst geworden. Die grossen Verlagshäuser nahmen die Journalisten an die Kandare und veröffentlichten keine kritischen Artikel, die das System in Frage stellten. Die ureigenste Arbeit eines wirklichen Journalisten, das Enthüllen von Skandalen der Reichen, der Mächtigen und deren Politiker und Parteien, wurde von jedem Journalisten vermieden, der seinen Job behalten wollte.

Die Zahl von Enthüllungsjournalisten auf der Welt kann man heute an den Fingern abzählen. Kein einziger von ihnen hat eine feste Anstellung als Journalist. Die Redaktionen von Zeitungen und Zeitschriften wurden zum Teil des Täuschungs-, Unterdrückungs- und Gewaltapparates des Kapitalismus.

Ultra-Reaktionäre wie Springer, Trump und Murdock haben inzwischen den wesentlichen Teil der gedruckten Medien in der Hand.

So war das Internet das Beste, was allen demokratisch und human denkenden Menschen passieren konnte: Es ist ein demokratisches Medium, soweit eines nur eins sein kann.

Natürlich gibt es da Spinner, natürlich werden da manchmal Gerüchte verbreitet, natürlich muss man sein Gehirn verwenden, um die dort vorhandenen Informationen zu verwerten, natürlich tummeln sich da Trolle und finstere Gestalten und Unternehmen, die es nur darauf abgesehen haben, persönliche Daten über andere Menschen zu sammeln, aber niemals zuvor hat es die Chance gegeben, so schnell und ohne Zwischenschaltung von Medien-Tycoons an Informationen zu kommen wie heute über das Internet.

Einen Teil der wirklichen Aufgaben von Journalisten haben Leute, wie ich, Bürger-Journalisten, übernommen.

Nun haben aber die Medien-Zaren und in ihrem Auftrag die verbliebenen Berufs-Journalisten eine Gegen-Kampagne gestartet: Im Internet gäbe es nur Lug und Trug, die einzigen wirklichen Qualitäts-Informationen seien nur im Mainstream zu finden usw. Aber der Effekt dieser Kampagne hielt sich in Grenzen.

So hat man jetzt eine neue Kampagne begonnen und auch bereits die ersten Versuche, die Idee konkret umzusetzen. Sie lautet: „Inhalt muss etwas kosten!“ und so ist dann auch einer der Artikel dieser Kampagne überschrieben, den ein gewisser Caspar Busse in der „Süddeutschen“ geschrieben hat, hier:

http://www.sueddeutsche.de/medien/2.220/wie-journalismus-finanziert-werden-kann-inhalt-muss-etwas-kosten-1.1057269

Vor allem der weltgrösste Medien-Tycoon, Murdock, versucht mit aller Macht, auch das Internet auf Abonnements-Basis umzustellen. Er hat bereits als Bahnbrecher eine Internetzeitung kreieren lassen, ‚The Daily‘, speziell für das in den USA sehr beliebte ipad, das man nur anklicken kann, wenn man gezahlt hat.

Auch sein 'Wall Street Journal', das bis zu einem gewissen Grad eine Sonderstellung hat, ist nur noch per Abonnement im Internet zu erreichen.
Auch das Newsweek-Magazin versucht es auf diesem Weg und hat sich mit dem erfolgreichen Internet-Auftritt ‚The daily beast‘ zusammengetan und eine gebührenpflichtige Internet-Site geschaffen.

Auch die New York Times, die bereits vor zwei Jahren angefangen hat, die vollständigen Artikel nur noch für drei Tage zugänglich zu halten, geht nun mit ihrem Internet-Auftritt in mehreren Schritten ebenfalls auf vollständig unzugängliche Sites zu, die nur durch Bezahlung geöffnet werden.

Zweifelsfrei können sich solche Versuche, besonders von sehr traditionsreichen und teilweise alleinstehenden Veröffentlichungen, eine relvante Zahl von zahlenden Lesern erringen. Aber es werden eben nicht annähernd so viel sein, wie früher von den gedruckten Exemplaren erreicht wurden. Wer seine Werbebotschaft millionenfach verbreiten will, wird schwerlich auf solche Umfelder zurückkommen.

Die These „Inhalt muss etwas kosten“ ist auch nicht wirklich so überzeugend. Gemeint ist ja damit, im Mainstream würde eben wirklich objektiv informiert, es werde nichts absichtlich weggelassen, es werde nichts dazugetan, was nicht dazu gehört, es werde der Hintergrund genau in dem Masse mit veröffentlicht, wie dies zum besseren Verständnis möglich ist, es werden offene Fragen genannt usw. usw. kurz: Es wird auf höchsten Qiualitätsniveau und vollständig informiert. Das sei dann eben auch Wert, dass man dafür bezahlen muss.

Doch die Menschen haben eben andere Erfahrungen mit den Mainstrem-Medien gemacht und das ist ihnen oft erst aufgefallen, als es da plötzlich Internet-Auftritte wie diesen hier und viele, viele andere gab.

Murdock und Co. glauben, mit dem Namen von bekannten Zeitungen das Internet aushebeln zu können, aber eine Mehrheit von Usern wird sich nicht erneut an der Nase herumführen lassen.

Das Internet ist nicht umsonst. Man muss einen Computer kaufen, den Internetzugang und monatlich für ihn zahlen, man muss die Programme für den Computer kaufen und auch jene, die im Internet auftreten wollen, bekommen dies nur mit Einmal-Zahlungen und zusätzlich monatlichen Zahlungen garantiert. Da gibt es keinerlei Grund, nun auch noch für die gebotenen Inhalte, eine nach der anderen, zu zahlen.

Beim Fussballspiel zahle ich nur einmal, für den Zugang, den Eintritt. Aber ich muss nicht zusätzlich für jede unvergleichliche Torwartparade und für jedes Fallrückziehertor bezahlen.

Nein, Inhalt muss nichts kosten!

Samstag, 23. April 2011

Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit

Eine schwere Bürde für Generationen

Von Karl Weiss

Da nun nicht nur Fukushima auf dem Höhepunkt seiner Strahlungskraft steht, sondern auch 25 Jahre Tschernobyl begangen werden, muss man sich einmal mit dem Phänomen Atomkraftwerk als solches beschäftigen. Nichts eignet sich dazu besser als der Thorium-Hochtemperatur-Reaktor (bzw. seine Ruine) in Hamm-Uentrop in Nordrhein-Westfalen.

Atomkraftwerke Deutschland

Er hat zwar keinen Super-Gau erlebt, aber wahrscheinlich nur, weil seine Gefährlichkeit erkannt und er stillgelegt wurde. Sein Konzept wurde als „revolutionär“ gefeiert und es wurden Millionen ausgegeben, um diese neue Technik zuerst zu entwickeln und dann 4 Milliarden Euro zum Bau dieses ersten Reaktor dieses Typs, sechsmal soviel wie ursprünglich vorgesehen (hört ihr da bei Stuttgart 21: sechsmal soviel!). Er ist auch der letzte seines Typs.

Hätte man einen Grundschüler befragt, ob er wohl sicherer sein würde als die bekannte Atomkraftwerktechnik, so hätte man ihm nur klarmachen müssen, er sollte statt bei 100 Grad Celsius, der Siedetemperatur des Wassers, zu arbeiten, bei 800 Grad Celsius arbeiten und von Helium gekühlt werden, von Helium, einem Gas!

Die Brennelemente sind keine Stäbe wie bei der üblichen Technik, die im Notfall aus dem Reaktor herausgezogen werden können, während man gleichzeitig Bor-haltige Stäbe in die Reaktionszone einführt, welche die Kettenreaktion zum Halten bringen. Statt dessen wurde dieser Reaktor mit Kugeln gefüllt, die im Inneren Uran und aussen Graphit enthielten.

Atomkraftwerk

Nun, der Grundschüler hätte wohl, da er ein verständiger Grundschüler ist, gesagt, das sei doch offensichtlich ein weit schwerer zu beherrschendes Konzept als die typischen Atomkraftwerke. Ein Gas statt Wasser als Kühlelement, das entweicht doch beim geringsten Leck, während das Wasser wenigstens immer nach unten fliesst. Und Kugeln, die zu einem Haufen gepackt werden (darum hiess er auch der Kugelhaufenreaktor), sind doch offensichtlich schlechter beherrschbar als Stäbebündel in Metallummantelungen.

Was der Grundschüler wahrscheinlich nicht hätte voraussehen können, waren die Probleme der mechanischen Stabilität der Kugeln, denn Graphit ist mechanisch wenig belasttbar und so zerbrachen viele der Kugeln.

Damit ging aber der eigentlich als Vorteil gedachte Graphit um die Kugeln verloren, der eigentlich die Möglichkeit einer Kernschmelze hätte ausschalten sollen, denn nun waren eben doch die Uran-Brennelemente frei und der vermeintliche Vorteil, dass Graphit erst bei extrem hohen Temperaturen schmilzt, kam nicht zum Tragen.

Na gut, seien wir gerecht, ein Grundschüler hätte dies so wohl nicht voraussehen können, aber andererseits brauchte man auch kein Diplom-Physiker mit Spezialisierung in Atom-Physik zu sein, um die höhere Anfälligkeit dieses Konzepts zu erkennen.

Ausserdem waren die Kugeln sehr teuer in der Herstellung und weit schwerer wieder aufzubereiten als Brennstäbe.

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen der Kinder mit Krebs.

Tatsache ist, der 4 Milliarden Euro teuere Reaktor von Hamm-Uentrop hatte während seiner kurzen aktiven Zeit (er wurde 1983 angefahren) insgesamt 125 meldepflichtige „Ereignisse“ und wurde schliesslich als zu unsicher für immer abgestellt. Da hatte natürlich auch eine Rolle gespielt, dass er auch im korrekten Betrieb viel weniger effektiv war als konventionelle Reaktoren und zusätzlich wegen der häufigen Abschaltungen durch Störungen auch nie einen wesentlichen Beitrag zum deutschen Stromverbrauch leistete. So wurde er 1989 stillgelegt.

Doch in einem ist dieser Atomrektor genau gleich wie alle anderen Atomkraftwerke: Man kann sie nicht einfach nach ihrer Lebensdauer abwracken und zur Tagesordnung übergehen. Stattdessen hat man leicht, mittel und hoch strahlendes Material in Hülle und Fülle und muss dies zunächst aufbereiten und dann irgendeiner halbwegs sicheren Endlösung zuführen.

Und zu allem kommt: Das eigentliche Atomkraftwerk kann nicht einfach verschrottet werden, es hat vielmehr zunächst 50 Jahre „Abklingzeit“ zu verbringen, in der die Strahlung so weit zurückgeht, dass man wenigstens den Mantel und alle anderen Teile, die nicht direkt der radioaktiv machenden Neutronenstrahlung ausgesetzt waren, an einen sicheren Ort bringen kann.

Für den Hochtemperatur-Reaktor Hamm-Uentrop ist vorgesehen: Er muss zunächst noch bis zum Jahre 2030 ständig überwacht und kontrolliert werden. Das Wasser in der ganzen Umgebung muss bis dahin ständig auf Radioaktivität hin untersucht werden. Er hat bereits einen fünf Meter dicken Betonmantel bekommen, aber Strahlung verschwindet nicht einfach, sie klingt ab. So ist der Reaktor heute in einem etwa 40 Meter hohen ‚Kasten‘ gefangen.

Im Jahr 2030 wird dann mit dem „Rückbau“ begonnen werden, der 15 Jahre dauern soll. Dabei werden insgesamt etwa 6000 m³ leicht und mittel verstrahltes Baumaterial anfallen, das sicher gelagert werden muss.

Erst 2045 wird das Atomkraftwerk wirklich „weg“ sein und selbst dann muss man den Ort noch absperren und für spätere Generationen Warnungen hinterlassen, denn das Plutonium zum Beispiel, das in geringen Mengen bei der Gewinnung von Strom aus angereichertem Uran anfällt, braucht mehrere zehntausend Jahre, bis seine Strahlung auch nur auf die Hälfte abgeflaut ist.

Die Wartung und der „Rückbau“ werden voraussichtlich noch einmal eine Milliarde Euro verschlingen.

Und dann kommt noch das völlig ungelöste Problem der Endlagerung. Das eigentlich gar nicht als Endlager vorgesehene Asse, ein aufgelassenes Salzbergwerk, das dann aber faktisch doch als Endlager für viel Atom-Müll benutzt wurde, hat jetzt bereits erhöhte Strahlung in der Umgebeung. Die Gleichung: Salzbergwerk = sicheres Endlager geht also nicht auf.

Das nun als Endlager vorgesehen Bergwerk Gorleben ist noch weniger als Asse geeignet. Es ist zu befürchten, die Regierung wird es trotzdem als Endlager durchsetzen und damit viele Tote und viele Kinder mit Leukämie und anderen Krebsarten verursachen.

Die einzig wirklich sichere Endlagerung für hochradioaktiven Atom-Müll ist, ihn in Raketen zu packen und in die Sonne oder in die Tiefen des Weltraums zu schiessen. Würde das wirklich getan, würden die gesamten Kosten dafür in etwa beim 100 000fachen des Werts des Stroms liegen, den das AKW vorher ins Netz gegeben hat.

Es hätte niemals auch nur ein Atomkraftwerk gebaut werden dürfen! Wir haben bereits jetzt schwerste Probleme! Jede weitere Minute, die AKWs noch laufen, schafft neue und kostet uns in der Zukunft Millionen und Milliarden!




Siehe zu Asse und Gorleben diese Artikel:

-„Nach Asse nun auch Gorleben“ ( http://karlweiss.twoday.net/stories/8423750/ )

- „Ob die Decke über ihnen einstürzt?“ ( http://karlweiss.twoday.net/stories/5990650/ )

- „Jetzt offiziell: Atomkraftwerke: Unberechenbares Risiko“ ( http://karlweiss.twoday.net/stories/5181793/ )



Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

- Super-Gau Japan 3

- Fukushima – Es wird immer gruseliger

- Radioaktivität? - Alles unschädlich

- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?

- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7

- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4

- Fukushima – Düster, düsterer

- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?

- Fukushima – Die Atom-Mafia

- Der Deutsche Atom-Gau

- Fukushima: Nuklear-Explosion?

- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?

- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein

- Fukushima: Mein Gott, Walter

- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten

- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt



Aktuallisierung zu Fukushima 23. 04 2011 23Uhr29

Nun gibt es ernste Sorgen in Fukushima über die riesigen Wassermassen, die sich in den Reaktoren durch die laufenden Kühlmassnahmen angesammelt haben. Anscheinend gibt es keinen Platz, wohin man dieses hoch radioaktiv verstrahlte Wasser bringen könnte.

Im Moment benutzt man jetzt die Betonumhüllung der Reaktoren selbst als Wasserbecken. Die japanische Atombehörde erinnert, dass Wasser Beton angreift und befürchtet, die Betonwände würden in ihrer Struktur beeinträchtigt und eine könnte bei einem der nächsten Nachbeben einbrechen.

Der Betreiber Tepco sieht das anders und will im Gegenteil bei den beiden am schlimmsten betroffenen Reaktoren 1 und 3 das Gehäuse bis Mitte Juli bis zur Hälfte mit Wasser füllen, um immer genügend Kühlmittel bereit zu haben.

Das erscheint nicht sehr klug, denn zum einen gibt es die Betonwände, die sehr wohl von Wasser "angefressen" werden und auf Dauer auch nicht wasserdicht sind, zum anderen gibt es eine Menge Teile aus Stahl. Es wird in Atomkraftwerken keineswegs etwa rostfreier Stahl verwendet, sondern normale Stahlsorten, die rosten. Ob das den Tepco-Leuten klar ist?

Es wird im Moment von mehreren Millionen Litern Wasser innerhalb des Kraftwerk-Geländes geschrieben. Anscheinend wird aber immer neues Wasser hineingepumpt. Das ist aber nicht nur wegen der Aggressivität von Wasser gegen Beton und Stahl kritisch, sondern auch weil all diese Wassermassen ja hoch verstrahlt sind. Wenn da etwas bricht und das ganze Wasser ins Meer läuft, wird alles noch viel schlimmer.

Die letzte Meldung ist, Tepco habe begonnen, einen Teil des Wassers abzupumpen. Wohin, wird nicht gesagt. Es muss davon ausgegangen werden, ins Meer.

Die Wassermengen hätten die Arbeiten zur Wiederherstellung der normalen Kühlsysteme behindert. Und das war nicht vorauszusehen?

Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtet, an einzelnen Orten seien höhere radioaktive Werte gemessen worden. genaueres wird nicht gesagt.

Die Nachrichtenagentur Kyodo berichtet auch, die Männer, die noch im Kraftwerk arbeiten, seien immer höheren Strahlendosen ausgesetzt. Mittlerweile gebe es einen weiteren Arbeiter, dessen Gesamtdosis bei mehr als 100 Millisievert liege. Damit steige die Zahl der seit dem verheerenden Beben im März mit einer solchen Strahlendosis belasteten Fukushima-Helfer auf 30.

Zum Vergleich: Für Mitarbeiter von Atomkraftwerken in Deutschland ist eine Strahlendosis von höchstens 20 Millisievert erlaubt - pro Jahr.

Donnerstag, 21. April 2011

Lohndumping, Sozialdumping

Hartz I bis IV und die Folgen

Von Karl Weiss

Nach mehreren US-Ökonomen und dem französischen Wirtschaftsminister hat nun auch der Luxemburgische Premier Juncker den deutschen Sonderweg gegeisselt, ausschliesslich vom Export zu leben und im Inland „Sozialdumping“ und „Lohndumping“ zu betreiben.

Hartz Leyen herzlich

Er weist – mit vollem Recht – daraufhin: Die Weigerung der deutschen Regierungen, den deutschen Arbeitern anständigen Lohn zu zahlen, führt in einer Zone mit einer gemeinsamen Währung dazu, die anderen zu zwingen, das gleiche zu tun, sonst rutschen sie automatisch in ein ständig steigendes Aussenhandels-Defizit, für das sie Schulden aufnehmen müssen, was die ganze Misere der Euro-Länder ausmacht, die nun Hilfe in Anspruch nehmen müssen und dadurch den Euro als solchen in Gefahr bringen.

Die Luxemburger Zeitung „Wort“ schrieb zu seinen Äusserungen: Juncker „... verglich ... die Lohnentwicklung der beiden Länder: Während die deutschen Arbeitnehmer seit Beginn der Währungsunion 1999 bis heute mit einer schmalen Lohnsteigerung von zwölf Prozent vorlieb nehmen mussten, konnten sich die Luxemburger über 41 Prozent mehr Geld freuen. Wenn man die Inflation mit einbezieht, so Juncker, "hat sich das Realeinkommen der deutschen Arbeitnehmer verschlechtert". Schuld daran seien unter anderem die Hartz-Reformen, die "ganze Teile der Bevölkerung in den Niedriglohnsektor hinabgedrückt" hätten. "Millionen Menschen in Deutschland verdienen weniger als 700 Euro im Monat", regt sich Juncker auf.“

Hartz-Protest 01

Hier: http://www.wort.lu/wort/web/letzebuerg/artikel/2010/08/107883/juncker-wirft-deutschland-sozialdumping-vor.php

Die Bundesregierung reagierte kühl: "Die Lohnfindung in Deutschland ist nicht Sache der Politik, sondern der Sozialpartner". Das ist die übliche Ausrede, nur versucht sie einfach vom Thema abzulenken. Hartz I bis IV wurden nicht von den „Sozialpartnern“ beschlossen, sondern von der Rot-Grünen Koalition unter heftigster Anteilnahme von Union und FDP.

Das Problem des deutschen Lohndumpings ist ja weniger, dass die Tariflöhne nicht noch minimal gestiegen wären nach 2005 – jedenfalls wenn man die Inflation nicht berücksichtigt -, sondern dass immer weniger Tariflohn bekommen. Fast alle, die heute neu eingestellt werden, sitzen auf Teilzeitarbeit, auf Niedriglohn, auf Fremdfirmenbeschäftigung, auf Zeitarbeit, anderen prekären Beschäftigungsverhältnissen oder als 'Praktikanten' gleich völlig auf Null.

Hartz-Protest 02

Will der Tarifsektor streiken, muss er in Rechnung setzen: Wenn es schlecht läuft, wird er entlassen und anschliessend zum halben Lohn als Leiharbeiter wieder eingestellt.

Dazu kommt der Zwang für Arbeitslose, jeden Job annehmen zu müssen, obwohl es keinen Mindestlohn gibt. Die Unternehmen reiben sich die Hände und zahlen drei Euro pro Stunde.

Hartz ueber Hartz IV. Dass die Arbeitslosen nur ein Jahr Arbeitslosengeld bekommen, 'ist ein grosser Fehler, ein Betrug ... an denen, die jahrelang eingezahlt haben.'

Zudem kommt die Bundesregierung mit dem Argument, die Hartz-Gesetze hätten ja zu höherer Beschäftigung geführt. Doch die vermeintlich niedrigeren Arbeitslosenzahlen beruhen allein auf geänderter Statistik und den verschiedensten Tricks. In Wirklichkeit sind heute mehr Menschen von staatlichen Leistungen in Form von Unterhaltsleistungen oder als Aufstockung abhängig als 2005, als Hartz IV eingeführt wurde: Etwa 6 Millionen Hartz-IV-Empfänger im Vergleich mit etwa 5 Millionen im Jahre 2005.

FDP: Armut kotzt uns an

Besonders interessant: Als die Deutschen Arbeitslosen vor 2005 zweieinhalb Jahre Arbeitslosengeld bekamen und danach Arbeitslosenhilfe, gab der Deutsche Staat deutlich weniger Geld für Arbeitslose aus als heute. Siehe diese Artikel:

"5 Millionen Arbeitslose einstellen"

"Grundversorgung von 1600 Euro käme billiger als heute."

Kurz: Das Sozialdumpimg, verbunden mit einem Lohndumping der Unternehmen, ist schlichte Realität – und kostet dem Staat mehr als die vorherige Regelung.

Der deutsche Export brummt im Moment wieder. In den letzten Monaten kam man erneut auf Zahlen, die kurz vor der Krise erreicht wurden. Nur: Zwei Drittel der deutschen Exporte gehen in die anderen EU-Staaten. Das Ergebnis: Der Deutsche Unternehmer hat schon ganz rote Hände vor lauter Händereiben und Unternehmen in der Rest-EU gehen reihenweise pleite.

Griechenland, dem man aufgezwungen hatte, den gleichen Weg wie Deutschland zu gehen, hat einen zweistelligen Rückgang des Brutto-Inlands-Produkts (BIP) und zugleich eine auf 15% gestiegene Arbeitslosigkeit. Die Zahlen Irlands, das ebenfalls zu den ersten Opfern der Deutschen Politik gehörte, werden bald genauso schlecht sein. Dann kommt Portugal, dann Spanien, Italien, Belgien usw.

Am Ende wird man rund um ein auf niedrigem Niveau stagnierenden Deutschland (weil die Partner die Exporte nicht mehr aufnehmen können) eine Zone von Armut haben, gegen die das heutige Afrika reich erscheinen könnte.

Das kann nicht einmal aus der Sicht der Unternehmen erstrebenswert erscheinen, aber der Kapitalist kann nie über die nächsten zwei Vierteljahre hinaus blicken. Der Kapitalismus lässt keine längerfristige Planungen zu. Es geht immer um den kurzfristigen Profit und danach hilft der liebe Gott (oder nicht). Die Möglichkeit eine Zeitlang auf zusätzlichen Profit zu verzichten, um später dann umso mehr zu machen, existiert nicht.

Scheiss-Kapitalismus

So verordnet also Frau Merkel ganz im Sinne des deutschen Imperialismus und Finanzkapitals einem Land Europas nach dem anderen den „Deutschen Weg“ – in den Abgrund.

Mittwoch, 20. April 2011

Fukushima - Die Atom-Mafia

Finanzkapital, mit einem Parteienstaat verschwistert und verschwägert

Von Karl Weiss

Bei vielen politisch gegen die Bevölkerung durchgesetzten Projekten sind höchste Profite für bestimmte Personen und Gruppen im Spiel und damit meist auch Korruption. Wir kennen das in Deutschland ja gut aus den Fällen Strauss, Lambsdorf und Kohl CDU-Spendenaffäre. Nun wird deutlich: Auch in Japan sind diese Verhältnisse so. Bau und Betrieb von Atomkraftwerken sind von einer Mafia aus Industrie-, Betreiber-und Politiker-Interessen gespeist. Kein Wunder, dass da dann solche Katastrophen wie Fukushima herauskommen.

Kind Radioaktivität Japan

Während deutsche Medien sich zu diesem Thema der japanischen „Demokratie“ fein säuberlich zurückhalten, hat jetzt ein Insider in der Schweiz bei der „Basler Zeitung“ „ausgepackt“.

Eisaku Sato ist der frühere Gouverneur der Provinz Fukushima. Er wurde aus einem Befürworter von Atomkraftwerken zu einem energischen Gegner. Er sagt, Japan sei «fast wie ein faschistisches Land», wenn es um die Kernkraft gehe(...). «Wer wie ich sagt, Atomkraft ist gefährlich, wird als Staatsfeind behandelt.» Bisher galt die Doktrin: «Kernkraft ist absolut nötig für Japan, also ist sie absolut sicher.» Und weil die Kernkraft so wichtig für die Nation gewesen sei, hätten viele Beamte gemeint, es sei legitim, Störfälle zu vertuschen. Sato bezeichnet das als Japans «nuklearen Absolutismus».

Kommt Ihnen das bekannt vor?

Fukushima Ende März 2011 von oben nach unten Reaktor 1, 2, 3 und 4

Aber es geht noch weiter:

„ ... regelmässig meldeten sich bei ihm ‚Whistleblower‘ aus der Betreiberfirma Tepco mit Informationen, dass im AKW gepfuscht werde. 2002, nachdem publik geworden war, in welchem Ausmass Tepco die Sicherheitsnormen verletzte und Sicherheitsprotokolle fälschte, widerrief Sato seine Zustimmung zum Einsatz von MOX, dem gefährlichen Uran-Plutonium-Gemisch, in Fukushima I.“

Da wurde er mit einem Korruptionsverfahren überzogen und aus dem Amt gejagt. Der neue Gouverneur genehmigte natürlich die MOX-Brennstäbe, jetzt eines der schwierigsten Probleme des Super-Gaus von Fukushima.

erneute Explosion Fukushima

In Japan, so heisst es im Artikel, ist eine Mehrheit der Abgeordneten korrupt. Wer von der „Linie“ abweicht, den klagt die Staatsanwaltschaft wegen Korruption an.

Und hören Sie weiter:

„Der neue Gouverneur von Fukushima, Yuhei Sato (...) ist der Neffe von Kozo Watanabe, einem der grossen alten Männer der japanischen Politik.Watanabe, im Parlament seit 1969, sagte einst, die Kernkraft erlaube den Leuten ein längeres Leben, weil sie das Energieproblem löse. (...) Er gehörte ... lange der Liberaldemokratischen Partei LDP an, die bis 2009 die Macht in Japan 54 Jahre lang monopolisierte. Für die LDP war er auch wiederholt Minister.“

Und jetzt hören Sie genau hin:

„Die japanische Regierung hat ihr Atom-Programm – vor allem die Wiederaufbereitung und den schnellen Brüter, der nicht vor 2050 kommerziell ans Netz gehen wird – stets als virtuelle nukleare Keule verstanden. Japan besitzt zwar keine Atomwaffen, das hätte das Volk nach Hiroshima und Nagasaki nicht akzeptiert. Aber es verfügt über die Technologie, binnen weniger Wochen Kernwaffen herzustellen. Und im Aufsichtsrat von Tepco sitzen derzeit zwei ehemalige Beamte, die zuvor für die Kontrolle der Firma zuständig waren. Sie konnten damit rechnen, sich mit diesen Jobs ihren Lebensabend zu vergolden. Deshalb dürften sie Tepco Pfusch und Fälschungen durchgelassen oder sogar mitgeholfen haben, dass die Sicherheitsnormen nur so weit verschärft wurden, dass sie Tepco nicht teuer zu stehen kamen. Umgekehrt hat die LDP dem früheren Kernkraft-Verantwortlichen von Tepco, dem heute 76-jährigen Tokio Kano, im Hinblick auf seine Pensionierung 1998 ein Mandat im Oberhaus zugeschanzt.“

Japanisches Atomkraftwerk Fukushima

Ein japanischer Video-Journalist nennt nach den Angaben des Artikels dieses Spiel zwischen Politik und Betreibern „Atom-Mafia“.

Kommt ihnen das eventuell auch bekannt vor?

Ein anderer Insider berichtet nach der Basler Zeitung:

„Viele LDP-Abgeordnete aus den Randprovinzen hätten sich in der Hauptstadt Tokio darum gerissen, Kernkraftwerke in ihre armen Präfekturen zu holen. Damit verschafften sie der lokalen Bauindustrie Aufträge; diese garantierten ihnen bei den nächsten Wahlen jeweils jene Stimmen, welche die LDP brauchte, um an der Macht zu bleiben. Und auch in Tokio gewann ein Politiker, der ein AKW an Land gezogen hatte, an politischem Gewicht. Kozo Watanabe aus der armen Land- und Fischerei-Präfektur Fukushima war ein solcher Politiker.“

Sogar der aussenpolitische Sprecher der LDP hat inzwischen eingesehen, wie die Korruption gewirkt hat:

„Alle Sicherheitssysteme waren korrumpiert“, sagt Taro Kono, (...) einer der wenigen Kritiker der japanischen Atom-Politik in der Partei.

Das waren eigentlich genau die Informationen, die noch fehlten, um zu verstehen, weshalb nicht die einfachsten Sicherheitsvorschriften in Fukushima befolgt wurden und die Auslegung der reaktoren schwerwiegende Sicherheitsmängel enthielt, die sich nun rächen. Auch duie amatuerhafte (um es vorsichtig auszudrücken) reaktion nach dem beginn der katastrophe wird nun langsam erklärlich.

Es geht im Kapitalismus nicht einfach nur um die Profite der banken und konzerne und die persönlichen Vorteile, das Ganze ist auch noch heftig mit Politik und Politikern gemischt. Und das sind kapitalistische Gesetze. So funktioniert er nun einmal.

Wir können also davon ausgehen, auch in Deutschland hat man weggeschaut, als es um die Sicherheitsaustattung der Atomkraftwerke ging, auch in Deutschland sind "Vorteile" geflossen für jene, die dafür sorgen, dass keine zu teuren Sicherheitsvorschriften erlassen werden und dass "verdiente Persönlichkeiten" ihren Teil abbekommen.

Wenn also bisher noch keine Gau oder Super-Gau in Deutschland vorgekommen sind, so ist das einfach Glück gewesen - alle anderen Arten von "Vorkommnissen" in den Atomkraftwerken und in den Lagern wie Asse und Gorleben sind ja schon passiert. Andauernd werden "Zwischenfälle" heruntergespielt oder gleich gar nicht erst gemeldet.

Es ist nur noch eine Frage der Zeit.

Scheiss-Kapitalismus

Und sehen wir uns genau unser politisches System an, sehen wir uns an, wie Politiker direkt von politischen Posten in Wirtschafts-Manager-Positionen wechseln und wie Manager als Quereinsteiger in die Politik kommen. Wer würde solche Idiioten in seiner Firma haben wollen, wenn es nicht darum ginge, Konten zu begleichen.

Wir leben in keiner irgendwie gearteter Demokratie, wir leben im Kapitalismus, der absoluten Herrschaft des Finanz-Kapitals, das mit einem Parteienstaat verschwistert und verschwägert ist und gemeinsam eine Diktatur über uns ausübt.

Dies System muss weg, solange wir noch eine Chance haben zu überleben!


Aktualisierung vom 22. 04 2011 18 Uhr 43

Diese Aktualisierung passt haargenau ins Bild des Artikels: Die japanische Regierung hat jettz die Höchstbelastung an radioaktiver Strahlung für Kinder in Schulen und kindergärten auf 3,8 mikroSievert pro Stunde heraufgesetzt.
Geht man von Täglich acht Stunden aus, die Kinder dieser Strahlenstärke ausgesetzt sind, so kommt man in einem Jahr auf insgesamt 20 Millisievert, das ist genau die Jahresstrahlung, der Arbeiter in deutshcen Atomkraftwerken maximal ausgesetzt sein dürfen.

Wenn man weiss, dass kinder weit empfindlicher gegen Strahlung sind als Erwachsene, ist das ungeheuerlich.

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen der Kinder mit Krebs.

Edmund Lengfelder vom Otto Hug Strahleninstitut ist empört: "Man nimmt damit ganz bewusst zusätzliche Krebsfälle in Kauf."

Ja, so ist die Politik, so ist der Kapitalismus.

Jetzt erweist es sich als fast prophetisch, dass ich als Symbol der Katastrophe allen meinen Artikel zu Fukushima die Zeichnung nach einem Photo vorangestellt habe, in der ein kleines japanisches Kind mit dem Geigerzähler auf Strahlung untersucht wird.

Denken Sie an ihre Kinder. Wollen Sie , das sie auch eine solche Szene erleben?




Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

- Super-Gau Japan 3

- Fukushima – Es wird immer gruseliger

- Radioaktivität? - Alles unschädlich

- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?

- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7
- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4

- Fukushima – Düster, düsterer

- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?

- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit

- Der Deutsche Atom-Gau

- Fukushima: Nuklear-Explosion?

- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?

- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein

- Fukushima: Mein Gott, Walter

- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten

- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt

Dienstag, 19. April 2011

Beginn der Stagflation im Vereinigten Königreich

Die nächste Voodoo-Ökonomie

Von Karl Weiss

Die Verbraucherpreise im Vereinigten Königreich (England) sind erneut stärker gestiegen. Im Februar 2011 ging es um 4,45 % aufwärts – und das bei den bekannten Tricksereien bei der Erhebung dieser Zahl. Gleichzeitig stagniert die Wirtschaft, nicht zuletzt durch den Extrem-Sparkurs der Regierung verursacht. Die letzte vorliegende Zahl ist für das vierte Quartal 2010: - 0,8%. Auch diese Zahl wurd manipuliert, es liegt also in Wirklichkeit bereits der Beginn eines deutlichen Rückgang des Brutto-Inlands-Produkts (BIP) vor.

UK: Anstieg Staatsschulden 2000 bis 2011

Der Unter-Preis-Index für Lebensmittel (einschliesslich nichtalkoholischer Getränke) stieg im Februar in Grossbritannien sogar um 6,3% an. Die Bank of England wollte eigentlich den Preisindex bei höchstens 2% halten, doch davon ist man nun Monat für Monat immer weiter entfernt.

Das nennt man eine Stagflation, eines der am meisten gefürchteten Phänomens in der bürgerlichen Ökonomie. Und eshandelt sich keieswegs um einen momentane Ausreisser, diese Daten stehen vielmehr mit den makroökonomischen Zahlen der britischen Wirtschaft im Einklang.

Im Blog „Querschüsse“ schreibt ma zu diesen makroökonomischen Daten, hier:

http://www.querschuesse.de/uk-cpi-steigt-kraftig/

„ ... UK als eine klassische Finanzblasenökonomie, ohne relevante realwirtschaftliche Komponenten außerhalb des Dienstleistungssektors, ist genaugenommen eine degenerierte Volkswirtschaft. Nur im Februar 2011 betrug die Neuverschuldung der öffentlichen Haushalte 11,8 Mrd. GBP. Mit den Effekten aus den eingegangenen Verpflichtungen durch die staatlichen Interventionen im Finanzsektor betrug die Schuldenlast des Staates (alle öffentlichen Haushalte – Central Government Debt) im Februar 2011 fulminante 2,2521 Billionen GBP bzw. 149,1% des nominalen BIPs Großbritanniens und dies liegt sogar knapp über dem Level von Griechenland!“

Und Griechenland erwägt gerade ernsthaft, den Staatsbankrott zu erklären.

Northern Rock Pleite

Natürlich hat England, genauso wie das andere Land mit einer Voodoo-Ökonomie, die Vereinigten Staaten, einen Sonder-Bonus in der Finanzwelt, denn „die Finanzwelt“ sitzt ja eben in London und New York. Das zögert es hinaus, dass die für frisch aufzunehmendes Geld zu zahlenden Zinsen ins fast Unermessliche steiegen, was soeben mit über 20% in Griechenland passiert ist, aber irgendwann wird sich diese tatsächliche Situation auch in den Finanzwerten niederschlagen und dann gute Nacht, geliebtes Vaterland.

In den USA kündigt sich diese Entwicklung sogar schon konkret an, seit gestern die Rating Agentur „Standard and Poor“ (S+P) die Einstufung der US-Bonds von AAA auf AAA- gesetzt hat. Heute liegen die Zinsen, die die USA für frisches Geld zahlen müssen, mit über 3,5% bereits deutlich über denen der Deutschen Bundesbank (3,232%) und der Euro stieg auf fast genau 1,43 Dollar.

Soweit ist es für Grossbritannien noch nicht, aber auch dort wird mit Sorge auf den immer mehr abbrechenden Pfund-Kurs geblickt, der die Importausgaben ständig erhöht. U.a. muss Grossbritannien einen wesentlicher Teil der verbrauchten Nahrungsmittel importieren. Die Bilanz aus Ausfuhr und Einfuhr von Llebensmitteln betrug 2010 für das UK ziemlich genau –17 Milliarden Pfund.

Deutlich wird das Dilemma der UK-Wirtschaft auch am Handelsbilanzdefizit für Waren, Güter und Dienstleistungen, das 2010 etwa 46,3 Milliarden Pfund betrug. Nimmt man nur das Defizit der Waren und Güter, so betrug es sogar etwa 97,8 Milliarden Pfund.

Im UK wurde, ähnlich wie in den USA, vor allem die Finanzkrise bekämpft, indem man Liquidität geschaffen hat. Damit wird aber eben unter der Bedingung (in beiden Fällen), dass man ein chronisches Handelsbilanz- und Leistungsbilanz-Defizit hat, die Ausweitung der Staats-Schulden betrieben und gleichzeitig das Wichtigste völlig vernachlässigt, nämlich die reale Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.

Man glaubte, die hohen und weiten Kreditlinien, mit denen man die Banken beglückte, würden von der Industrie aufgegriffen und in neue Produktionskapazitäten investiert. Dabei hatte man aber die Wirtschaftskrise ausser Acht gelassen. Es gab keinen Bedarf für mehr Produkte, für deren Herstellung man hätte investieren können.

Und damit stand man eben in der typischen Krisensituation, die ja dadurch gekennzeichnet ist, dass die Konsumenten gar nicht mehr das Geld haben, die bereits produzierten Güter zu kaufen, ganz zu schweigen von zusätzlich produzierten.

Man hätte statt dessen die Massenkaufkraft stärken müssen, um neue Nachfrage zu schaffen, aber da sei das heilige kapital vor. Wir werden doch unser gutes Geld nicht in den Rachen des dummen Volkes werfen, nicht wahr?

Karl Marx

Karl Marx hat diese Situation bereits vorhergesagt und die Ausweglosigkeit des kapitalistischen Systems bewiesen. Nun bewahrheitet es sich alles.

Die britische Notenbank („Bank of England“) hat ja auch schon die Leitzinsen auf das niedrigst mögliche Niveau gesenkt und wird nun, wie es schon die Europäische Zentralbank vorgemacht hat, diese Zinsen erhöhen müssen angesichts der wachsenden Inflation. Genau das wird aber jeden eventuell vorhandenen Ansatz einer wirtschaftlichen Erholung abwürgen und dann ist man eben in der Situation, die sich jetzt, wenn auch auf niedrigem Niveau, schon andeudet: Stagflation.

Man stelle sich nur vor, wenn man eine Inflation von 10 % hätte und gleichzeitig ein Jahr für Jahr um einige Prozente zurückgehendes BIP.

Der Finanzindustrie am Platz London geht es zwar „danke hervorragend“, doch die schafft keinerlei wirkliche Werte – ausser für sich selbst - doch genau das bräuchte man jetzt.

Wie gesagt: Es gibt keinen Ausweg innerhalb des kapitalistischen Systems.

Sonntag, 17. April 2011

Nach Fukushima nun Kashiwazaki-Kariwa?

In Fukushima weitere neun Monate Kampf?

Von Karl Weiss

Vervielfacht sich nun der Alptraum? Nach den Problemen des Atomkraftwerks Fukushima kommt jetzt auch eine erste Meldung über Probleme des Atomkraftwerks Kashiwazaki-Kariwa, das in der japanischen Provinz Niigata liegt. Rauch sei aufgestiegen, verletzt sei niemand, die Ursache sei unklar. Das hört sich genauso an wie die ersten Meldungen über Fukushima.

Kind Radioaktivität Japan

Das kann damit zusammenhängen, dass kurz zuvor ein neues „Nachbeben“ gemeldet wurde, diesmal mit dem Zentrum nahe Tokio.

Bei Fukushima scheint ja nun festzustehen: Der eigentliche Auslöser der Probleme in den vier Reaktoren waren Brüche der Kühlwasserleitungen durch das Mega-Erdbeben. Als eigentliche Ursache der Probleme ist damit die Auslegung des Atomkraftwerks identifiziert. Die Kühlwasserleitungen waren nicht doppelt oder besser dreifach ausgelegt, mit auch manuell zu bedienenden Schiebern, die schnell auf eine nicht gebrochene Leitung umlenken und den Strom des unbedingt nötigen kühlenden Wassers sicherstellen.

Es sind bereits vier „Nachbeben“, die in Japan gemeldet wurden, jedes einzelne davon hätte unter anderen Umständen die Meldung eines „schweren Erdbebens“ ausgelöst, aber so wird mit dem Namen „Nachbeben“ etwas Kleines suggeriert, nur waren sie alle nicht klein. So kann also das letzte von ihnen vom Samstag neue Probleme mit der Kühlung in dem anderen Atomkraftwerk ausgelöst haben, das auf die gleiche Weise ohne Sicherheit konstruiert wurde wie Fukushima.

Fukushima Ende März 2011 von oben nach unten Reaktor 1, 2, 3 und 4

Was Fukushima betrifft, so gibt es dort auch neue Meldungen. Der Chef des Betreibers Tepco, der immer noch auf freiem Fusse ist, gab einen Zeitplan bekannt, der aber weniger beruhigt, als wenn er geschwiegen hätte, wie er das vorher fast immer tat. Er sieht nämlich einen Zeitraum von 9 Monaten vor (9Monate!), bis die wesentlichen Probleme in Fukushima gelöst sein werden.

Allein das Schliessen von Lecks, aus denen heute radioaktiv verstrahltes Wasser ins Meer läuft, wird nach seinen Aussagen drei Monate dauern (drei Monate!). Oder mit anderen Worten: Es wird noch weitere drei Monate stark strahlendes Wasser ins Meer laufen.

Fukushima - Reaktor 3 - Plutonium

Im Moment, so der Chef, der eigentlich auf der Anklagebank wegen Massen-Todschlag sitzen müsste, konzentriere man sich ganz darauf, in die drei Reaktoren (damit dürfte wohl 1, 2 und 3 gemeint sein, was mit Nr.4 los ist, bleibt weiterhin wohl gehütetes Geheimnis), in denen im Moment eine Kernschmelze vor sich geht, Stickstoff zu pressen, um erneute Explosionen von Knallgas (Sauerstoff und Wasserstoff) zu verhindern.

Und das ist jener Herr, der verantwortlich ist und bisher schon bewiesen hat, er wird die Wahrheit immer nur in kleinen Stücken herauslassen und auch dann immer noch „leicht geschönt“. Was also wirklich in der kommenden Zeit von Fukushima zu erwarten ist, kann man sich da schon einigermassen vorstellen.

erneute Explosion Fukushima

Die völlige und absolute Unvorbereitet-sein auf ernste Störfälle, das die internationale Gemeinschaft der Atomkraftwerkhersteller, -betreiber und -befürworter hier an den Tag legt, ist nicht mehr mit Worten zu beschreiben.

Es gibt keinerlei Regeln für schwerste Unfälle dieser Art – und zwar in keinem Land der Welt! Es wäre zum Beispiel interessant, die Verantwortlichkeit bei Gau-Ereignissen einer trainierten Gruppe von Spezialisten zu überlassen und dem Betreiber, der andere Interessen hat, die Oberhoheit über „sein“ Atomkraftwerk zu nehmen, um die bestmögliche Bekämpfung der Folgen sicherzustellen. Nichts dergleichen!

Japanisches Atomkraftwerk Fukushima

Auch in Deutschland haben wir keinerlei Notfallpläne für die Deskontamination von Zehntausenden von Personen, für die Behandlung von Tausenden von Strahlengeschädigten und für die Evakuierung von Millionen. Nichts, absolut nichts!

Es sieht vielmehr so aus: Trotz der bereits vorliegenden Erfahrungen aus Three-Mile-Island und Tschernobyl hat sich niemand auch nur die mindesten Gedanken gemacht, wie man in solchen Fällen vorgehen soll. Man hat in einer der am besten verdienenden Industrie der Welt schlicht und einfach die Augen verschlossen vor möglichen Unfällen.

Alles, was versucht wird, ist nicht erprobt. Zuerst versuchte man mit Zement Lecks zu verstopfen. Ging nicht! Dann kamen Versuche mit Wasserglas – offenbar auch nur zum Teil erfolgreich. Jetzt ist man auf den Stoff Zeolith gekommen, der Wasser zu einem Gel macht. Auch eine Idee, aber weder erprobt noch garantiert sicher.

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen von Kindern mit Krebs.

Wenn in anderen Industrien so amateurhaft bei Unfällen vorgegangen würde, kämen die Verantwortlichen, die keinen Unfallschutz getrieben haben, vor ein Gericht. Bei Atomkraftwerken ist nicht einmal die Rede davon, dass es Verantwortliche gibt. Alle tun so, als seien Atomkraftwerkunfälle Naturkatastrophen, die weder vorherzusehen noch zu bekämpfen sind.

Wenn es nicht so unwahrscheinlich wäre , müsste man davon ausgehen, diese Nicht-Vorbereitung auf kritische Zustände ist Absicht, damit die Atomkraftwerke schnell das Leben aushauchen und neue erstellt werden müssen.

Denn da ist auch noch die US-Firma GE, die diesen Reaktor (und viele andere in der Welt) gebaut hat und sich einen feuchten Kehricht kümmert, was mit denen geschieht.

Die Atomkraftwerke – und zwar alle auf der Erde – müssen sofort abgestellt werden!

Karl Marx

Vor allem aber: Der Kapitalismus, der uns all dies eingebrockt hat, muss weg – und zwar schnell, sonst ist es zu spät!


Aktualisierung 18. 4. 2011 22Uhr51

Hier sei einmal der volle Wortlaut einer Agentur-Meldung zum Thema zitiert, weil man daran viel lernen kann:

"Im havarierten Atomkraftwerk Fukushima ist durch den Einsatz zweier ferngesteuerter Roboter, die die radioaktive Strahlung im Inneren der Reaktoren 1 und 3 gemessen haben, ein stark erhöhter Strahlenwert festgestellt worden. Am Sonntag und Montag hatte man die beiden Maschinen eingesetzt, um neben der Strahlendosis, auch den Druck und die Temperatur in den Reaktorgebäuden festzustellen. Die sogenannten "Packbots", die in Amerika hergestellt wurden, maßen nach Angaben des AKW-Betreibers Tepco im Inneren von Reaktor 1 einen maximalen Strahlenwert von 49 Millisievert pro Stunde und im Reaktor 3 57 Millisievert pro Stunde.

Das entspricht dem 6.000-mal höheren Strahlenwert als bei Normalbetrieb. Akute Gesundheitsgefahr besteht allerdings erst ab einem Wert von 1.000 Millisievert, bei der eine Strahlenkrankheit mit Übelkeit und Erbrechen auftreten kann. Trotz der hohen Strahlung müssen schon bald wieder Arbeiter in die Reaktoren geschickt werden, so Tepco, allerdings sollen diese nur in kurzen Intervallarbeiten eingesetzt werden. Seit dem Ausfall der Kühlanlagen am 11. März infolge des schweren Erdbebens und des Tsunamis mussten die Reparaturarbeiten aufgrund zu hoher Strahlung immer wieder zeitweise ausgesetzt werden.

Deutsche Textservice Nachrichtenagentur GmbH"

Haben Sie es gemerkt? Ja, es wird gar nicht angegeben, wo "im Inneren" des Reaktors gemessen wurde. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um den Zwischenraum zwischen Containment (das ist die Hülle, die ja bei beiden Reaktoren von Explossionen zerstört wurde) und dem eigentlichen Kern des reaktors, der in einer Stahlumhüllung liegt. Wenn Sie oben auf dem Photo nachsehen, heisst das für beide Reaktoren: Das ist Strahlung unter freiem Himmel! Würde innerhalb der Stahlumhüllung gemessen, hätte man sicherlich höhere Werte bekommen. Es wurde also absichtlich ein scheinbar niedriger Wert "gemessen".

Doch nun kommts: Der Wert ist gar nicht niedrig! Der Vergleich mit den 1000 MilliSievert oder 1 Sievert pro Stunde, der nach der Aussage des Textes die Grenze zu Gesundheitsschäden darzustellen scheint, ist ein anderer Trick aus der Trickkiste der Unmenschen:

Der Trick liegt wieder im Wörtchen "akute". Radioaktive Strahlung hat ja zwei Wege, um den Lebewesen zu schaden: Die erste ist die "akute", die besser "kurzzeitige Strahlenbelastung" oder "Strahlenbelastung durch Quellen ausserhalb des Körpers" genannt werden sollte. Das ist jene, bei der die massiven Wirkungen innerhalb von Tagen im Körper wirken. Hat man zum Besipiel von dieser Strahlung 1 Sievert pro Stunde 1 Stunde etwas abbekommen, so kann man schon nicht mehr von Übelkeit und Erbrechen reden, denn damit fängt die "akute" Strahlenkrankheit nur an.

Im Fall von 1 Stunde 1 Sievert pro Stunde wird man dann schon mindestens ein halbes Jahr krank sein und das kann sich auch in nekrösen Formen zeigen (also Teile des Körpers, die abfaulen). Diese akuten Schäden sind aber nicht die einzigen, denn die Strahlung kann auch Geschlechtszellen getroffen und dort DNA zerstört bzw. verändert haben, was dann zu schrecklichen Missbildungen beim Nachwuchs führen kann. Dazu gehören zum Beispiel Babies ohne Kopf, mit offenem Rückgrad, ohne Anus und alle möglichen Formen von geistigen Beeinträchtigungen, wie Mongolismus oder ähnliches.

Bekommt man diese Dosisleistung für 10 Minuten ab, so bleibt es wohl bei kerngesunden Menschen bei der Übelkeit und dem Erbrechen für etwa eine Woche, wenn allerdings eine solche Strahlung auf einen bereits aus anderen Gründen geschwächten Körper trifft, kann das bereits bis zum Tode gehen.

Das hinterhältigste aber an dieser falschen Darstellung der Dinge ist die Tatsache, dass es sich hier eben auch um strahlende Teilchen handelt, die an dieser Radioaktivität ihren Anteil haben. Bekommt die Person dort im Atomkraftwerk zum Beispiel ein paar dieser strahlenden Teilchen ins Innere seines Schutzanzuges und atmet sie später ein oder verschluckt sie, wenn er den auszieht, so könne sich die Dauerfolgen von selbst sehr winzigen Dosen einstellen und das ist eben typischerweise Krebs und ebenfalls die Missbildungen beim Nachwuchs.

Würde eine Person ohne Schutzanzug und Atemfilter diese Reaktorgebäude mit dieser Dosisleistung betreten, würde er mit Sicherheit eine heftige Dosis radioaktiver Teilchen einatmen oder verschlucken und wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem langen Siechtum verurteilt, nach dem ihm und den Seinen der Tod als Erlösung erscheinen würde.

So - und nun vergleichen Sie das noch einmal mit dem obigen Text jener Nachrichtenagentur. merken Sie die Absicht?

Da kommt dann auch noch die Frage dazu, was denn eigentlich mit den Reaktoren 2 und 4 ist, bei denen doch auch schon von einer (teilweisen) Kernschmelze die Rede war. Man hat den Eindruck, die Wahrheit wird nur langsam, in kleinen Dosen herausgelassen und immer mit einer verniedlichenden Fehlinformation zusammen.







Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

- Super-Gau Japan 3

- Fukushima – Es wird immer gruseliger

- Radioaktivität? - Alles unschädlich

- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?

- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7

- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4

- Fukushima – Düster, düsterer

- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

- Fukushima – Die Atom-Mafia

- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit

- Der Deutsche Atom-Gau

- Fukushima: Nuklear-Explosion?

- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?

- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein

- Fukushima: Mein Gott, Walter

- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten

- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt

Donnerstag, 14. April 2011

Sonnenbrand im April kann Krebs verursachen

“Sonnenmilch bereithalten”

Von Karl Weiss

Auch andere Strahlen als die radioaktiven können Krebs verursachen: Die UV-Strahlen der Sonne, wenn sie nicht gefiltert sind, fördern das Entstehen von Hautkrebs. Nur hat die Erde einen solchen natürlichen Filter: Die Ozonschicht in der Stratosphäre. Aber auch diese wäre um ein Haar der Gier der Monopolkonzerne nach Profit zum Opfer gefallen und ist weiterhin gefährdet. In diesem April wird auch für Mitteleuropa gewarnt: Das Ozonloch über dem Nordpol ist grösser denn je und kann bis in unsere Breiten herunter reichen: Krebsgefahr!

Erdöl 1

Da ist es dann tragik-komisch, wenn die "Süddeutsche“ in ihrem Artikel dazu meint: „Sonnenmilch bereithalten“. Die systematische Verniedlichung des Problems des Ozonlochs ist – wie auch die Systematische Verniedlichung der Gefahren von Atomreaktoren – schon fast zum Bestandteil der Sprache geworden.

Nein, es geht nicht um den Gebrauch von Sonnenmilch. Man sollte sich vielmehr in diesem April so wenig wie möglich mit nackter Hautden Sonnenstrahlen aussetzen, denn die Intensität der Strahlung können wir nicht auf der Haut spüren – dort spüren wir nur die Infrarot-Wärmestrahlung.

Da kann es passieren, dass selbst ein Spaziergang in der Sonne zu einem Sonnenbrand führt – und jeder Sonnenbrand erhöht die Chance, einen Hautkrebs zu bekommen. Das gilt besonders für die bei uns häufigen Personen mit sehr heller Haut – und vor allem für Kinder. Kinder haben noch nicht die „gegerbte Haut“, die weniger empfindlich ist.

Erdöl

Die Hauptursache für das Auftreten der Ozonlöcher über dem Nord- und Südpol waren lange Zeit die FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe), die als Kühlmittel in Kühlschränken und anderen Kühlgeräten sowie bei der Herstellung von Polyurethan-Schaum und in der Metallindustrie zum Reinigen von Metalloberflächen verwendet wurden.

Im Jahr 1987 war das 'Protokoll von Montreal' als internationale Vereinbarung abgeschlossen worden, nachdem für alle Anwendungen der FCKW bereits Ersatzprodukte bzw. geänderte Verfahren bereitstanden. Das war das letzte mal im Kapitalismus, dass sich die "internationale Gemeinschaft" auf eine gemeinsame Aktion einigen konnte, die dann auch umgesetzt wurde. Alle späteren Versuche eines gemeinsamen Vorgehens scheiterten oder wurden, wie das Kyoto-Protokoll, nicht befolgt.

Trotzdem haben internationale Konzerne noch für Jahre in Entwicklungsländern FCKW hergestellt und vertrieben. Das hat für lange Jahre dazu geführt, dass die Ozonlöcher wuchsen.

Kraftwerk

Dann wurde in den 1990er-Jahren zwar Entwarnung gegeben: Das Ozonloch über dem Nordpol würde bereits kleiner, aber in letzter Zeit hat sich dieser Trend nicht mehr fortgesetzt. Es gibt nämlich eine Reihe anderer Produkte, die ähnliche Wirkungen auf die Ozonschicht haben, z.B. N2O (das „Lachgas“). Lachgas wird, wenn auch in kleinen Mengen, im Verbrennungsmotor der Autos gebildet. Auch die Kohle-, Gas- und Öl- Kraftwerke tragen zu dessen Produktion bei. Angesichts der völlig ungehemmten steigenden Motorisierung und des Energieverbrauchs bis zum Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008 wurden die Mengen immer grösser und heute wird bereits davon ausgegangen, dass der Hauptgrund für die erneut grösser werdenden Ozonlöcher das Lachgas ist.

Jedenfalls gab es in diesem Winter die kältesten Temperaturen in der Stratosphäre über der Arktis, die seit vielen jahren gemessen wurden. Das hat wesentlich zur deutlichen Ausdehnung des nördlichen Ozonloches geführt und das heisst: Am Ende des Winters, konkret im April, wird es vorher nie gekannte Ausmasse annehmen. Im Mai sorgt die stärkere Sonnen-Erwärmung schon wieder für eine Verkleinerung.

Kohlekraftwerk Datteln in Bau

Auch aus diesem Grund muss die weitere Verwendung von Verbrennungsmotoren als fast ausschliessliche Energiequelle für fast alle Transport-Ereignisse und die Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Energieerzeugung erneut in Frage gestellt werden.

Mittwoch, 13. April 2011

Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

Tricksen und Täuschen

Von Karl Weiss

Der Bürgerjournalist wurde darauf aufmerksam gemacht, dass im Kommentarteil der „meta-Tagesschau“ u.a. über die Fukushima-Artikel dieses Blogs diskutiert wurde. Ich wusste gar nicht, dass es eine Meta-Tagesschau gibt. Auch wenn dies schon ein paar Tage her ist, soll das hier dokumentiert werden.

Kind Radioaktivität Japan

Am 4. April war in der Meta-Tagesschau ein Artikel über Fukushima, der dann im Kommentarteil leidenschaftlich diskutiert wurde.

Der Artikel ist dieser:

http://meta.tagesschau.de/id/47652/tepco-leitet-115-millionen-liter-verstrahltes-wasser-in-meer

Und der Kommentar, der auf dieses Blog verlinkt, schreibt dies (unter dem schönen Namen „user 173653625“:

„Mo, 04.04.2011 - 13:55 — 173653625
Spätestens wenn man liest, was ein naturwissenschaftlich ausgebildeter Chemiker zu den Vorkommnissen in Fukushima zu sagen hat, sollte man verstanden haben, was da auf die Welt zurollt.

Nebenbei bemerkt, der Autor der hier verlinkten Artikel, ist Reserve-Offizier der ABC-Abwehrtruppe der Bundeswehr.

Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität? -- 16. Mrz
http://karlweiss.twoday.net/stories/14878054/

Radioaktivitäts-Werte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden -- 22. Mrz
http://karlweiss.twoday.net/stories/15737249/

Super-Gau Japan - 3 -- 26. Mrz
http://karlweiss.twoday.net/stories/16538882/

Fukushima – Es wird immer gruseliger -- 29. Mrz
http://karlweiss.twoday.net/stories/16542900/

Radioaktivität? – Alles unschädlich! -- 31. Mrz
http://karlweiss.twoday.net/stories/16545873/

Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus? -- 3. Apr
http://karlweiss.twoday.net/stories/16548138/“

Fukushima Ende März 2011 von oben nach unten Reaktor 1, 2, 3 und 4

Ein Stück weiter unten kann man dann eine Antwort an diesen User lesen:

„Oha

Mo, 04.04.2011 - 14:59 — Harleqin

@173653625: Was Herr Karl Weiss da schreibt, steht zum größten Teil in direktem Widerspruch zu allem, was man nach Hiroshima, Nagasaki und Tschernobyl zur Wirkung radioaktiver Strahlung herausgefunden hat. Daß er sich dabei auch noch als Autorität aufspielt, wirft ein schlechtes Licht auf alle Naturwissenschaftler. Ich fühle mich persönlich durch dieses Verhalten beleidigt.

11,5 Millionen Liter sind übrigens 11500 Kubikmeter. Das ist ein Würfel mit 22,5 m Kantenlänge.

Das ist mehr als meine Badewanne, aber das ist weniger als der sonstige Industriemüll, der durch den Tsunami ins Meer gespült wurde, und nebenbei um Größenordnungen weniger giftig.“

erneute Explosion Fukushima

Nun, „Harleqin” ist ein typischer Troll. Er lässt zwar durchscheinen, er sei auch Wissenschaftler, nur ist er das nicht, jedenfalls kein ehrlicher. Ein Wissenschaftler würde nicht einfach behaupten, meine Aussagen stünden im Gegensatz zu den Erkenntnissen nach Hiroshima, Nagasaki und Tchernobyl, sondern würde versuchen das zu belegen, zumindest mit Beispielen.

Dagegen ist es für die Trolle in den Kommentarseiten typisch: Sie behaupten etwas ins Blaue hinein und machen sich dann über jene lustig, die ihnen antworten. Wenn er von Beleidigung spricht, so gibt es nur eine Antwort: Trolle sind unbeleidigbar.

Auch die Umrechnung der Litermenge des ins Meer geleiteten verstrahlten Wassers versucht er besserwisserisch darzustellen. Dabei steht die gleiche Umrechnung auch im Blogartikel. Nur wie gross ein Würfel wäre mit dieser Menge Wasser, das hat der Bürgerjournalist nicht ausgerechnet, weil das nur der Verniedlichung der Fakten dient.

Typisch für Trolle ist auch das Durcheinanderwerfen der Themen. Er vergleicht das Einleiten von radioaktivem Wasser mit der Tatsache, dass der Tsunami natürlich alle Arten von Industriemüll in das Meer gespült hat. Nur ist ein Tsunami eine Naturgewalt, waehrend die Reaktorkatastrophe vollständig menschengemacht ist.

Da verwendet er dann auch einen weiteren Troll-Trick: Er verwendet das Wort „giftig“ und vergleicht dann den Industriemuell mit dem radioaktiven Wasser.

Nun, man kann „giftig“ als schädlich für den Menschen, wenn es an oder in den Körper kommt, definieren, dann wäre er natürlich völlig daneben, denn in diesem Sinne ist Radioaktivitaet selbstverständlich weit „giftiger“ als Industriemüll.

Wenn man aber „giftig“ durch einen Kurzzeittest an Tieren definiert („tödliche Dosis innerhalb 48 Stunden unter 30 mg pro kg Koerpergewicht“), so haben radioaktiv strahlende Partikelchen einen scheinbar fast ungiftigen Charakter.

Da er solche relativ trickreichen Mittel benutzt, um von der Wahrheit anzulenken, kann sogar vermutet werden, dass „Harleqin“ ein Professioneller ist, als ein von offiziellen staatlichen Stellen geschickter, um die Staatsdoktrin („Atomkraftwerke sind sicher“) zu verteidigen auf viel gelesenen Kommentarseiten.

In diesem Zusammenhang soll auch noch auf einen Trick eingegangen werden, der mit Vorliebe von den Vertretern der Atompolitik und der Staatsmacht verwendet wird, um die Auswirkungen der strahlenden Teilchen zu verharmlosen.

Im Artikel „Wie Strahlung wirkt – Lektionen aus der Geschichte" in „Telepolis“ wird dieser Trick verwendet, hier:

„Wie Strahlung wirkt - Lektionen aus der Geschichte“ (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34503/1.html )

Dort heisst es in bezug auf die Überlebenden Opfer der Atombomben auf Japan bezüglich des Risikos, Krebs zu bekommen und daran zu sterben:

„Für Atombomben-Überlebende, die Dosen von mindestens einem Gray ausgesetzt waren, verkürzte sich die Lebenserwartung im Mittel um 2,6 Jahre; bei Dosen unter einem Gray allerdings nur um rund zwei Monate.“

Das ist eine haarstraeubende Aussage, denn man meint, alle Krebskranken mit der niedrigeren Dosis haetten lediglich zwei Monate weniger gelebt als ohne den Krebs.

In Wirklichkeit wird mit der „durchschnittlichen Verkürzung der Lebenserwartung“ etwas ganz anderes gemacht: Man nimmt eine Riesenanzahl von Überlebenden und stellt diesen die insgesamt viel kleinere Anzahl von an Krebs Erkrankten gegenüber. Rechnet man dann die durchschnittliche Verkürzung der Lebenszeit von allen im Schnitt aus, so kommt man auf so hahnebüchene Ergebnisse wie Verkürzung der Lebenszeit nur um 2 Monate.

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen von Kindern mit Krebs.

Als Beispiel sei einmal eine solche Rechnung aufgemacht am Beispiel Fukushima: Nehmen wir einmal an, es seien insgesamt 1 Milliarde Menschen, die einer möglichen Strahlung aus der Quelle Fukushima ausgesetzt sind. Nehmen wir weiterhin an, diese Menschen hätten eine durchschnittliche Lebenserwartung von 70 Jahren.

Wenn jetzt insgesamt 1 Million Menschen an Krebs wegen der Strahlung sterben und dabei nur noch eine Lebenserwartung von 50 Jahren aufweisen, dann hat sich die Lebenserwartung von allen im Schnitt nur um weniger als einen Monat verkürzt – und das bei 1 Million Krebstoten!

So kann man die Gesetze der grossen Zahlen verwenden, um die reale Gefahr herunterzuspielen. Achtung! Nicht einwickeln lassen!



Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

- Super-Gau Japan 3

- Fukushima – Es wird immer gruseliger

- Radioaktivität? - Alles unschädlich

- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?

- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7

- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4

- Fukushima – Düster, düsterer

- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?

- Fukushima – Die Atom-Mafia

- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit

- Der Deutsche Atom-Gau

- Fukushima: Nuklear-Explosion?

- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?

- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein

- Fukushima: Mein Gott, Walter

- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten

- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt

Montag, 11. April 2011

Fukushima: Düster, düsterer (9)

Selbst der erneute Beginn der Kettenreaktion ist nicht mehr ausgeschlossen

Von Karl Weiss

Eigentlich hatte der letzte Fukushima-Artikel im Blog damit geendet, dass etwas Hoffnung geschöpft wurde, aber nun hat sich die auch schon wieder in Wohlgefallen aufgelöst. Es ist noch deutlich schlimmer als befürchtet bzw. gehofft. Der New York Times wurde ein internes Papier der US-Atombehörde NRC zugespielt und die hat es veröffentlicht. Auf deutsch hat jetzt den Inhalt auch der „Tagesspiegel“ veröffentlicht.

Fukushima Ende März 2011 von oben nach unten Reaktor 1, 2, 3 und 4

Hier der Artikel: http://www.tagesspiegel.de/wissen/die-taegliche-dosis-9/4037614.html

Und hier der Bericht auf Englisch: http://www.tagesspiegel.de/downloads/4037602/1/NRC%20Assessment

Wer sich nicht die Mühe machen will, das alles durchzulesen, hier ist die Zusammenfassung über den Inhaltes jenes Berichtes vom 26. März in Form der wesentlichen Zitate des Artikels (dass er schon ein wenig zurückliegt, macht alles nur schlimmer, denn jetzt hat man eine Idee, was da inzwischen schon passiert ist):

„... es sieht in Fukushima düsterer aus, als es die von Tepco und der japanischen Atomaufsicht NISA veröffentlichten Daten vermuten ließen. Auch zeigt sich, dass bisher einiges falsch gemacht wurde bei der Bekämpfung der Havarie.“

Kind Radioaktivität Japan

„ ... die Verwendung von Meerwasser zur Kühlung [hat] viel mehr Schaden angerichtet als vermutet. Insbesondere im Reaktor 1 ist durch massive Salzkrusten die Kühlung der Brennstäbe sehr ineffektiv. Das Kühlwasser steht hier nach Einschätzung der NRC auch nur noch in der äußeren Ummantelung des Reaktordruckbehälters, während der innere Kessel (Reaktorkern), in dem die Brennstäbe sind, gar kein Wasser mehr enthält. Im Normalbetrieb läuft das Wasser nämlich zuerst in einem Hohlraum zwischen Druckbehälterwand und Reaktorkern nach unten und strömt dann, über Löcher im Boden des Reaktorkerns, wieder nach oben an den Brennstäben vorbei. Die NRC-Techniker vermuten, dass sich in der Bodenkalotte des Druckbehälters eine dicke Salzkruste gebildet hat, die das Kühlwasser vollständig blockiert. Wegen der Salzkruste gebe auch der am Boden des Druckbehälters von Reaktor 1 gemessene, moderate Temperaturwert (derzeit 115,3 °C) keinen Aufschluss über die wahre Innentemperatur.“

„ ... Tepco [hat] seit heute Morgen begonnen, Stickstoff in das äußere Containment von Reaktor 1 einzuleiten. Der offizielle Grund, damit solle ein eventuell gebildetes, explosives Gemisch aus Wasserstoff und Sauerstoff ("Knallgas") herausgeblasen werden, ist aber nur die halbe Wahrheit. Das Knallgas muss nämlich entfernt werden, weil voraussichtlich noch einmal eine Druckentlastung in Reaktor 1 notwendig sein wird. Bei diesem Manöver war am 12. März das Reaktorgebäude explodiert. Da hierbei unweigerlich auch wieder Radioaktivität in die Atmosphäre entweichen wird (weil in Fukushima die andernorts vorgeschriebenen Filter an den Ablassventilen fehlen), möchte Tepco offenbar nicht darüber reden, bevor es soweit ist.

Fukushima - Reaktor 3 - Plutonium

Auch bei Reaktor 2 sieht es schlechter aus, als die Tepco-Angaben bisher vermuten ließen. Die merkwürdige Überschwemmung des Gebäudes mit hoch radioaktivem Wasser erklärt der Bericht so, dass auf dem Höhepunkt der Überhitzung kurz nach der Notabschaltung die Dichtungen der Kühlwasser-Umwälzpumpen zerstört wurden. Durch diese defekten Dichtungen, die in der Wand im unteren Drittel des Druckbehälters sitzen, strömt hoch radioaktives Kühlwasser in das äußere Containment aus Stahlbeton. Weil der Stahlbeton seinerseits durch das Erdbeben undicht geworden ist, läuft radioaktives Kühlwasser in die unteren Geschosse des Reaktorgebäudes. Durch das Versagen der Dichtungen steht das Kühlwasser auch nur bis auf deren Höhe, das heißt eine Kühlung der darüber liegenden Teile der Brennstäbe ist kaum noch möglich. Das alles macht die Kühlung der Reaktoren noch schwieriger.

Leider zeigt der Bericht auch, dass Tepco eine Reihe von folgenschweren Fehlern gemacht und falsche Informationen gegeben hat. Beispielsweise ist erst jetzt klar, dass die Brennstäbe in Reaktor 1 wahrscheinlich im Trockenen stehen - laut Tepco-Angaben waren sie immerhin halb mit Kühlwasser bedeckt. Auch stellt sich die Frage, ob man nicht viel früher Süßwasser statt Meerwasser für die Kühlung hätte heranholen können - schließlich steht das nordjapanische AKW nicht gerade in der Wüste.

erneute Explosion Fukushima

Regelrecht nervös macht auch die jetzt bekannt gewordene Tatsache, dass Tepco bis heute (!) bei Reaktor 1 Kühlwasser ohne Borsäure verwendet - zur Vermeidung einer Re-Kritikalität wäre das eine unverzichtbare Standardprozedur.

Neben der sofortigen Beimischung der Borsäure haben die NRC-Experten eine lange Liste weiterer Empfehlungen gegeben. Bleibt sehr zu hoffen, dass diese jetzt konsequent umgesetzt werden.“

Es tut mir leid, dass dieser Artikel in weiten Teilen aus Zitaten eines Zeitungsartikels besteht. Das ist sonst nicht meine Art. Aber in diesem Ausnahmefall ist der Artikel von einem Fachmann (er trägt den berühmten Namen Kekulé) und er lässt auch nicht immer das Wichtigste weg, so dass man nach zwei Sätzen immer erklären muss. So habe ich mich dazu durchgerungen, diesmal 5 gerade sein zu lassen, weil es ja hauptsächlich um die korrekte Information der Leser geht und nicht um persönliche Befindlichkeiten.

Japanisches Atomkraftwerk Fukushima

Allerdings ist noch eine Anmerkung zu machen:

Wenn der Reaktor 1 so wie hier beschrieben in jeder Beziehung ausser Kontrolle ist und bereits erneut einen kritisch hohen Druck im Druckbehälter entwickelt, so muss man davon ausgehen (und das erwähnt Kekulé nicht), dass zumindest für diesen Reaktor die vollständige Kernschmelze praktisch nicht mehr zu verhindern ist. Das schliesst also das Durchbrechen des Sicherheitsbehälters ein und das Gelangen der gesamte Radioaktivität in die Umwelt.

Ach so – und da muss auch noch erklärt werden, was mit „Re-Kritikalität“ gemeint ist. Das ist ein Fachausdruck, den er leider nicht erklärt. Ein Reaktor ist „kritisch“, wenn darin die Kettenreaktion stattfindet. Wird er abgeschaltet, wird einfach die Kettenreaktion unterbrochen (durch das Einführen von Stäben mit Bor, das die Neutronen abfängt, darum auch die Notwendigkeit, Borsäure dem Kühlwasser zuzugeben). Es muss dann vermieden werden, dass er wiederum „kritisch“ wird, also die Kettenreaktion wieder in Gang kommt, so lange er abgeschaltet ist. Das „wieder anspringen“ nennt man dann „Re-Kritikalität“.


Zusatz vom 12. 4. 2011 15Uhr32

So , nun ist es also offiziell: Die Japaner haben nun offiziell die Fukushima-Katastrophe in die höchste Gefahrenstufe 7 eingestuft und gleichzeitig verlauten lassen, die japanische Katastrophe könne schlimmer werden als Tschernobyl.

Damit sind wir zunächst einmalweg von den frechsten Lügen. Auch die Evakuierungszone um den Reaktor wurde geringfügig erweitert.

Die Zahlen, die man nun veröffentlicht hat, sind der Horror: In der Nähe des ehemaligen Atomkraftwerks wurden mehrere 10 000 TeraBequerel pro Stunde zugegeben.

Das ist ziemlich genau die Strahlung, die bei einem funktionierenden Atomkraftwerk innerhalb des Containments im Reaktor herrscht. Auch wenn dies als Extremwert angesehen wird und eine baldige Verminderung in Aussicht gestellt wird, ist damit zum ersten Mal klar gesagt: Die Schutzwände von zumindest einem Reaktor sind völlig zerstört und sein radioaktiver Inhalt kommt ungebremst in die Umwelt.

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen von Kindern mit Krebs.

Angesichts der Tatsache, dass das Bevölkerungszentrum Tokio mit 35 Millionen Einwohnern nur etwa 250 km entfernt ist, muss das als Super-Super-Gau angesehen werden. Doch man wiegelt weiter ab, obwohl sich nun jeder im Raum Tokio überlegen muss, ob er wirklich das hohe Krebsrisiko eingehen und dort bleiben will. Speziell die Kinder, die noch weit empfindlicher auf radioaktive Strahlug reagieren als Erwachsene, sind dort nicht mehr sicher.



Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

- Radioaktivitätswerte dürfen nicht mehr veröffentlicht werden.

- Super-Gau Japan 3

- Fukushima – Es wird immer gruseliger

- Radioaktivität? - Alles unschädlich

- Was war der Auslöser des Fukushima-Super-Gaus?

- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7

- Fukushima – Kernschmelze im Reaktor 4

- Fukushima – Düster, düsterer

- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?

- Fukushima – Die Atom-Mafia

- Atomreaktor: 50 Jahre Abklingzeit

- Der Deutsche Atom-Gau

- Fukushima: Nuklear-Explosion?

- Fukushima: Vor einem neuen Ausbruch?

- Fukushima: Jetzt scheint es passiert zu sein

- Fukushima: Mein Gott, Walter

- Fukushima: Bei weitem das grösste Atomunglück aller Zeiten

- Fukushima: Jetzt hat es auch die ‚Süddeutsche‘ bemerkt

Sonntag, 10. April 2011

Straffreiheit für Guttenberg!

Alles zum Guten wenden!

Von Karl Weiss

Es kann nicht angehen, den zukünftigen Kanzler Guttenberg strafrechtlich zu verfolgen, nur weil er geistiges Eigentum gestohlen hat, um eine „Doktorarbeit“ zu fabrizieren. Es ist offensichtlich nicht im „öffentlichen Interesse“, private Rechte auf Urheberschaft oder, wie es im Gesetz heisst, „geistigem Eigentum“ durch Strafverfolgung zu einer „Staatsaffäre“ zu machen. Daher: Straffreiheit für Guttenberg!

Guttenberg

Das würde auch die Kontinuität der deutschen Rechtssprechung sicherstellen, die ja eindeutig ein höheres Allgemeingut ist als private Ansprüche auf „geistiges Eigentum“. Hatte man im Fall Kohl bereits ganz konsequent diese Linie verfolgt und ein „öffentliches Interesse“ an einer Strafverfolgung verneint, weil Kohl alle Regeln des Gesetzes über die Parteienfinanzierung gebrochen hatte und auch noch im Irrtum verharrte und die Spender über die Hintertür bis heute verheimlicht.

Wenn jenes nicht im „öffentlichen Interesse“ lag, um wie viel mehr dann die Verwendung von Texten anderer Autoren, ohne sie als Zitat kenntlich zu machen und ohne die Urheber zu nennen.

Hier sind ja lediglich persönliche Eitelkeiten betroffen, als kein Gut, das vom Staat her schützenswert wäre.

Und ist Guttenbergs Strafverfolgung erst einmal eingestellt, dann geht es ans Eingemachte.

Dann brechen herrliche Zeiten an! Wenn erst einmal durch die Einstellung des Verfahrens deutlich gemacht wurde, selbst die Verwendung von über 100 Texten von anderen Autoren schafft kein „öffentliches Interesse“ an eine Strafverfolgung, auch wenn dies dazu geführt hatte, dass ein Doktortitel verliehen wurde – was ja nur durch Zufall aufkam und dann zur Aberkennung des Titels führte.

Um wieviel mehr kann dann eine weit geringere Verwendung von „geistigem Eigentum“ anderer zu einer Strafverfolgung führen, wie es zum Beispiel gegeben ist, wenn jemand weniger als 100 Titel von Musikstücken aus öffentlich zugänglichen Quellen (Internet) herunterlädt oder ein ganzes kopiertes Computerprogramm billig ersteht – oder wenn ein Kindergarten Melodien verwendet, die als „gestiges Eigentum“ von jemandem gelten. Oder wenn ein Video, das ebenfalls zur allgemeinen Nutzung zugänglich ist, für private Zwecke aus dem Internet heruntergeladen wird – oder (noch geringer Wert) Bilder, die im Internet zur Verfügung stehen.

Ist das Verfahren gegen Guttenberg erst einmal eingestellt, kann der Wert von „geistigem Eigentum“ nicht mehr mit der Staatsmacht verteidigt werden, es sei denn, es seien im Einzelfall mehr als 100 einzelne Musiken, Bilder, Programme oder Videos oder was auch immer von Anderen verwendet worden.

Damit wird die ganze Frage der Verwendung des „geistigen Eigentums“ Anderer eine rein zivilrechtliche Angelegenheit, in der sich der Besitzer und der Benutzer ohne Gerichtshilfe einigen müssen. Damit wäre auch ein wesentlicher Schritt zur Entlastung des Justizsystems gemacht.

Es wäre wahrscheinlich angebracht, pauschale Gebühren anzurechnen, also z.B. 50 Cent für ein Musikstück, 5 Euro für einen ganzen Film auf Video oder ein umfangreiches Computerprogramm oder 1 Euro für fünf Bilder.

In Wirklichkeit ist dann nicht einmal mehr das nötig, man kann wieder dazu übergehen, eine kleine Gebühr auf alle Abspielgeräte und Computer aufzuschlagen, mit denen die „Urheberrechte“ abgegolten werden, wie dies früher bereits der Fall war.

So kann ein einzelner Fall, auch wenn er viel Aufsehen erzeugt hat, am Ende noch zu etwas Gutem werden.

Ein Problem werden allerdings all die Rechtsanwaltskanzleien sein, die ihr Geld durch Abmahnungen von Personen verdienen, die nicht ein zehntausendstel von dem getan haben, was Guttenberg tat.

Angesichts des Wegfalls dieser lukrativen Einnahhmequelle wird wohl eine Hungersnot unter den Rechtsanwälten ausbrechen. Es wird wahrscheinlich nötig sein, einen Fond (Aasgeier-Fond) zu eröffnen und um Spenden zu werben, um diese armen Anwälte nicht zu Opfern Guttenbergs werden zu lassen.

Schliesslich wird das Ganze noch eine andere Nebenwirkung haben:
Die Piratenpartei, bei der es nur eine Frage der Zeit zu sein schien, bis sie mit dem älter werden ihrer Klientel in den Bundestag einzieht, wird wohl mangels Hauptangriffspunkt wieder in der Versenkung verschwinden. Jeder mag selbst beurteilen, ob das positiv oder negativ einzuschätzen ist.

Und so wird die schlechte Tat Guttenbergs, die Ausgangspunkt von all dem war, viel neues Gutes erzeugen – quod erat demonstrandum!

Freitag, 8. April 2011

Fukushima: Kernschmelze im Reaktor 4

Erhöhte Werte auch in Deutschland

Von Karl Weiss

Hatte der Bürgerjournalist gerade im letzten Artikel zu Fukushima geschrieben: „Interessanterweise hört man nichts über den Reaktor 4, der - ausweislich des Bildes hier oben - ja ebenfalls von einer Explosion zerstört worden war. Da gibt es anscheinend noch ein weiteres Geheimnis, das man uns nicht offenbaren will.“, da tritt es auch schon ein:

Nach Meldung von Monitor in ARD geht in diesem Moment im Reaktor 4 eine Kernschmelze vor sich. Vorher waren ja schon (teilweise) Kernschmelzen in den Reaktoren 1, 2 und 3 zugegeben worden. Damit haben wir also jetzt Kernschmelzen (also Super-Gaus) in allen vier zumZeitpunkt jenes Erdbebens in Funktion befindlichen Reaktoren von Fukushima.

Kind Radioaktivität Japan

Damit ist dies Ganze heute schon ein Tschernobyl mal 4.

Besonders kritisch ist: In Japan selbst wird andauernd nur Beruhigendes an die Bevölkerung weitergegeben. In der Furcht, es könnte zu panikartiger Flucht aus den Grossstädten kommen, setzt die japanische Regierung eine Millionenbevölkerung ungeschützt und ungewarnt den Strahlen aus.

Wenn selbst im Tausend Kilometer entfernten Korea bereits Schulen geschlossen bleiben, aber in Japan selbst so getan wird, als gäbe es keine Radioaktivität und überhaupt sei alles nur aufgebauscht, so grenzt das bereits an Totschlag.

Fukushima Ende März 2011 von oben nach unten Reaktor 1, 2, 3 und 4

Und dann das hier aus der ‘New York Times‘:

http://www.nytimes.com/2011/04/06/world/asia/06nuclear.html?_r=2&src=twrhp

“The document also suggests that fragments or particles of nuclear fuel from spent fuel pools above the reactors were blown “up to one mile from the units,” and that pieces of highly radioactive material fell between two units and had to be “bulldozed over,” presumably to protect workers at the site. The ejection of nuclear material, which may have occurred during one of the earlier hydrogen explosions, may indicate more extensive damage to the extremely radioactive pools than previously disclosed.”

Versuche mal zu übersetzen mit meinem mittleren English:

„Die Dokumente [die US-Forscher von japanischen Fachleuten bekamen] erwähnen auch, dass Teile von erschöpften nuklearen Brennstäben aus den Abklingbecken über den Reaktoren bis zu einer Meile weit vom Kraftwerk geschleudert wurden und dass Teile hochradioaktiven Materials zwischen zwei Reaktoren gefallen sind und dort mit Bulldozzern vergraben werden mussten, wahrscheinlich um die Arbeiter dort zu schützen. Der Auswurf von Atombrennstoff, der wahrscheinlich durch die vorherigen Wasserstoff-Explosionen verursacht wurde, weist auf einen höheren Zerstörungsgrad der hoch strahlenden Abklingbecken hin als vorher angenommen.“

erneute Explosion Fukushima

Das sind schon wieder keine guten Meldungen. Was da an radioaktiven Teilchen bereits ausgetreten ist und weiterhin austritt, ist gewaltig und die Massnahmen des Schutzes vor diesen Teilchen, speziell in Japan selbst, wurden noch nicht einmal begonnen.

Die japanische Regierung weigert sich weiterhin, die Evakuierungszone auszuweiten. Das geht anscheinend nach dem Motteo: Wenn die später an Krebs sterben, können sie gar nicht nachweisen, dass wir daran schuld sind, aber wenn wir sie jetzt evakuieren, werden sie Schadensersatzansprüche stellen.

Japanisches Atomkraftwerk Fukushima

Das ist Kapitalismus in Reinkultur.

Tatsächlich: Kapitalismus und Atomkraftwerke, das ist wie ein Synonym:

Kalt, gefährlich heiss, zynisch, überholt, mörderisch, verborgen, verlogen, unübersehbare Folgen für die Zukunft, dient nur dem Profit, gehört schon lange weg!

25 Jahre Tchernobyl 1986
Dies ist das Foto einer Wandzeichnung mit einem von der Krebsbehandlung gezeichneten Kind mit der Ruine von Tchernobyl im Hintergrund. Das schlimmste sind bei den Atomkatastrophen immer die hohen Zahlen von Kindern mit Krebs.

Und für jene, die denken, Japan ist weit, dies hier: Im französischen Atomkraftwerk Fessenheim, das unmittelbar am Rhein liegt, der dort die deutsch/französische Grenze ist, hat es einen nicht näher erklärten „Zwischenfall“ gegeben. Das dortige Atomkraftwerk mit zwei Reaktoren ist eines der ältesten und ist bekannt störungsanfällig. Selbst Schweizer Kantone haben schon das Abschalten gefordert.
Auf der deutschen Rheinseite wurden danach leicht erhöhte Radioaktivitätswerte gemessen. Selbstverständlich leugnen die Verantwortlichen in Frankreich, dass radioaktive Teilchen ausgetreten seien.

Alle lügen und die Zeitbomben ticken!


Zusatz vom 9. 4. 2011 1Uhr32

Heute ist der Tag der englischen Texte. Hier ist der nächste:

"Japanese officials estimate that they already have accumulated about 15 million gallons of highly radioactive water. Hundreds of thousands of gallons are being added every day as the plant's operator, the Tokyo Electric Power Co., continues to feed coolant into the leaky structures."

Und hier wieder mein Versuch einer Übersetzung:

"Nach offiziellen japanischen Schätzungen hat man [in Fukushima] bereits etwa 15 Millionen Gallonen (grössenordnungsmässig 52 Millionen Liter oder 52 000 Tonnen) von hoch verstrahltem Wasser angesammelt. Hunderttausende von Gallonen kommen täglich hinzu, während der Betreiber, die Tokyo Electric Power Co., damit fortfährt, Kühlwasser in die löcherigen Gebäude [des Kraftwerks] zu pumpen."

Die US-Fachleute, die zu helfen versuchen, haben nach eigenen Angaben keine Ahnung, was man mit diesen Mengen hochverstrahlten Wassers anfangen kann.

Interessant, wie diese Atomkraftwerke andauern Situationen ohne Ausweg zu produzieren verstehen. Eine weitere Eigenschaft, die sie mit dem Kapitalismus gemein haben.


Aktualisierung vom 9. 4. 2011 23Uhr10

Es gibt im www Sites, auf denen man direkt die Strahlenmessung in den Reaktoren von Fukushima ablesen kann. Dies soll die von Reaktor 1 sein:

http://atmc.jp/plant/rad/?n=1

Man kann da die Sprache wählen.

Dort sieht man, wie mit Datum vom 8. 4. 2011 einer der Strahlungswerte plötzlich in die Höhe schiesst. Nach der Skala links sind das Sievert pro Stunde (nicht milli und nicht mikro), das ist also massiv. Bei "Fefe" ( http://blog.fefe.de/ ) wird dazu vermutet, das muss innerhalb des Containments gemessen sein.
Auf jeden Fall ist da etwas passiert.

Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten, wie innerhalb des Containments (das ist der Stählerne Schutzmantel, in dem der Reaktor untergebracht ist) eine so extrem ansteigende Strahlung interpretiert werden kann:

Das eine wäre, dass die Kühlung wieder nicht ausreicht und nun eine neue Kernschmelze in Gang gekommen ist. Das wäre wiederum mit einem hohen Explosionsrisiko verbunden.

Das zweite wäre - und das ist noch alptraumhafter: In dem Reaktor, der ja schon zum Teil geschmolzen ist, kommt erneut eine Kettenraktion in Gang. Dann wäre die Strahlung nicht einfach nur eine Alpha-, Beta-, und Gammastrahlung, sondern auch eine Neutronenstrahlung.
Kommt die Kettenreaktion wieder in Gang, streben die Temperaturen rasch nach oben und binnen kurzer Zeit wird sich das alles in die Erde hineinfressen und dabei aus dem Containment herauskommen und somit alles an die Umgebung abgeben.

Aber gehen wir einmal bis auf weiteres davon aus, es handele sich um einen Messfehler.




Hier Links zu den anderen Artikeln im Blog im Zusammenhang mit dem Super-Gau von Fukushima

- Nur ein bisschen harmlose Radioaktivität?

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- Super-Gau Japan 3

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- Strahlende Teilchen in Kanadas Trinkwasser – Fukushima 7

- Fukushima – Düster, düsterer

- Streit um die Fukushima-Artikel dieses Blogs

- Nach Fukushima nun Kashiwasaki – Kariwa?

- Fukushima – Die Atom-Mafia

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- Der Deutsche Atom-Gau

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Was Deutsche Konzerne in der “Dritten Welt” so anrichten

Zu 480 Millionen Euro Entschädigungszahlungen verurteilt

Von Karl Weiss

Deutsche Konzerne im Ausland sind natürlich vorbildlich, nicht wahr? Hatten Sie das etwa geglaubt? Nun, Sie werden sich eines Besseren belehren lassen müssen.

Die BASF (deutscher Chemiekonzern) wurde soeben in Brasilien in dritter Instanz zu Entschädigungszahlungen in Höhe von 480 Millionen Euro für Gesundheitsschäden verurteilt, die eine ihrer Fabriken dort bei den Arbeitern in der angrenzenden Siedlung und ihren Familien angerichtet hatten. Es war vor allem die Zahl der Krebsfälle, die dies damals (in den 70er-Jahren) brasilienweit zu einem Skandal machte.

Zu der Zeit gehörte die Fabrik noch der niederländischen Shell. Also auch die Holländer sind nicht kleinlich, wenn man Gesundheitsschäden mal eben so übersieht und kräftig weiterproduziert.

Später wurde die Fabrik in Paulínia im Staat São Paulo von der BASF gekauft und noch später geschlossen.

Die Arbeiter dort und ihre Familien in der Siedlung im unmittelbaren Anschluss an die Fabrik hatten nicht die geringste Ahnung, was passierte, als man bemerkte, wie viele der Arbeiter und und der Familienmitglieder an Krebs erkrankten.

Lange nach der Schliessung der Fabrik wurde schliesslich nachgewiesen: Es handelte sich um die dort hergestellten Produkte (Pestizide), die das Wasser verunreinigt hatten, aus dem Trinkwasser gewonnen wurde. Eine Sammelklage gegen die Shell und die BASF wurde eingereicht und in erster Instanz bekamen die Kläger recht.

Nur nützte das niemandem, denn die beiden Firmen gingen in die Berufung und bekamen dort dann auch tatsächlich den Wert der Entschädigungszahlungen zusammengestrichen. Dagegen gingen wiederum die Anwälte der Arbeiter und ihrer Familien in die Revision und bekamen nun Recht. Die ursprünglich festgelegte Entschädigungssumme wurde wieder hergestellt.

Das Problem ist nun nur: Die beiden europäischen Konzerne können nun erneut in Berufung gehen und danach ist man noch nicht am Ende angelangt. Das brasilianische Recht kennt (fast) unendlich viele Instanzen, denn eine grosse Armee von Richtern will höchste Gehälter garantiert haben.

Ein brasilianischer Richter verdient etwa das 50-fache von einem Lehrer, obwohl beide eine akademische Ausbildung haben. Das sind typische Dinge eines Entwicklungslandes.

Zwar nennen Viele Brasilien heute ein „Schwellenland“, aber das Justizsystem ist weiterhin archaisch (um es vorsichtig auszudrücken).

Selbstverständlich werden Shell und BASF erneut in die Berufung gehen und so haben die Geschädigten die Aussicht, dass frühestens ihre Ur-Enkel (wenn überhapt) wirklich einmal Entschädigungszahlen bekommen.

Wenn Ihnen das Alles bekannt vorkommt aus einem Film namens ‚Erin Brockovitch‘ und Ihnen Julia Roberts in einer Oskar-Rolle vor Augen steht, das alles geht in Wirklichkeit in den Niederungen vor sich und hier ist Brasilien, nicht Hollywood.

Auf die Idee, eventuell freiwillig grosszügige Entschädigungszahlungen anzuerkennen und die Betroffenen von der Tour durch die Instanzen zu bewahren, würde selbstverständlich ein kapitalistisch-imperialistischer Konzern niemals kommen! „Wo kämen wir denn da hin, wenn wir freiwillig etwas zahlen würden! Lasst sie doch klagen! Hahahah Hihihi!“

So funktioniert Imperialismus! Der Kapitalismus mit seinem Imperialismus muss weg!

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