Mittwoch, 28. Februar 2007

Globaler Einbruch der Börsen

Shanghai stürzt um 9% ab - TecDax verliert über 6%

Von Karl Weiss

Einen regelrechten Zusammenbruch erlebten die Börsen weltweit am gestrigen Dienstag. Die Börse in Shanghai stürzte innerhalb kurzer Zeit um etwa 9% ab, der größte Verlust seit 10 Jahren. Kurz danach reagierte auch die japanische Börse, wenn dort der Fall auch nicht so tief wurde. Als die Europäer die Börsen öffneten, ging es ebenfalls sofort abwärts.

Der SSE Composite brach bei rekordhohen Umsätzen 8,84 Prozent auf 2.771,79 Punkte ein - nachdem er am Montag erstmals die Marke von 3.000 überwunden hatte. Es handelte sich in der Volksrepublik China um den massivsten Aktienmarkteinbruch seit Februar 1997, nachdem der ehemalige Staatschef Deng Xiaoping gestorben war. Zahlreiche Titel stürzten um die dort maximal möglichen 10 Prozent nach unten. Hierzu gehörten unter anderem Baoshan Iron & Steel, Air China, China Life Insurance und Shanghai Pudong Development Bank.

Shanghai


Ausgelöst wurden die Kurseinbrüche durch Gewinnmitnahmen. Gleichzeitig sind die Börsenhändler über weitere mögliche Drosselungs-Maßnahmen der chinesischen Regierung für Wirtschaft und Finanzmärkte beunruhigt. Der viertgrößte Kurssturz in Shanghai seit der Börseneröffnung 1990 zog auch den Hongkonger Leitindex Hang Seng mit nach unten. Er sank nach Angaben von Reuters bei sehr großen Umsätzen um 1,76 Prozent auf 20.147,87 Zähler, den tiefsten Stand seit vier Wochen. Besondere die Aktien chinesischer Immobilienfirmen standen auf den Verkaufszetteln.

Der Dax verlor etwa 3%, der TecDax (ein Lieblingskind der Börsianer bis dato) sogar über 6%. In Zürich ging es etwa 3,5% abwärts, auch Paris und London zogen mit, wenn auch mit niedrigeren Verlusten. MDax und SDax verloren an die 5% - den Kleinen geht es immer stärker an den Kragen.

Als dann in Amerika die Börsen öffneten, gab es auch dort keinerlei Widerstand.

Die New Yorker Börse, repräsentiert durch den Index Dow Jones, brach ein, wie es am Tag der Anschläge vom 11. September zuletzt passiert war. Zeitweise hatte er 4% verloren, das ist bei dem grossen Volumen dort eine unglaubliche Menge Geld. Am Ende waren es aber nur 400 Punkte, die er niedriger schloss. Dabei wurde allerdings offensichtlich eingegriffen. Nicht lange vor Börsenschluss hatte der Index fast 300 Punkte in 2 Minuten verloren. Da streikte plötzlich das System. In den letzten 17 Minuten des Börsentags konnten keine Aktien mehr verkauft werden. Auf dem Parterre der Börse reagierten die Broker mit einem vereinten „Buuuuuh“ darauf, als die Schlussglocke geläutet wurde.

Auch in Lateinamerika brachen alle Börsen ein, in Brasilien z.B. um glatte 9%. Das Brasilien-Risko (das ist der Abschlag, den brasilianische Regierungsbonds hinnehmen müssen) stieg gewaltig an, obwohl sich nichts in Brasilien geändert hat. Die Entwicklungsländer sind meist die zuerst und besonders Betroffenen, wenn die kapitalistische Krise beginnt.

Viele Beobachter werten den Zusammenbruch als Erscheinung einer anlaufenden globalen Wirtschaftskrise, wahrscheinlich schon seit Anfang Februar (das wird man erst im Nachhinein aus den Monatsstatistiken ablesen können). Börsencrashs sind dabei nicht die Ursache oder die wesentlichen Ereignisse einer Wirtschaftskrise, sondern lediglich ihre Folgen und ihr Anzeichen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dieser 27. Februar später einmal als der „Schwarze Dienstag“ bezeichnet wird.

Aller Voraussicht nach wird nun, in einer Kaskadenbewegung mit mehreren Abstürzen, der Aktienmarkt weltweit in den Keller rauschen und wohl auch die bis jetzt noch schwache Abwärtsbewegung des Dollars an Fahrt gewinnen. Kleine Zwischenhochs werden nicht über die allgemeine Tendenz hinwegtäuschen können. Die Abwärtsphase einer grossen kapitalistischen Weltwirtschaftskrise kann ein oder zwei Jahre dauern.

Die Kommentare begannen sofort Nebelkerzen zu werfen. „Lediglich eine lange erwartete Anpassung!“ „Kein Grund zur Panik!“ „Aktien halten!“ tönt es von allen Seiten. So will man die kleinen und mittleren Anleger dazu bringen, jetzt nicht ihre Aktie zu verkaufen, solange man noch viel Geld dafür bekommt, sondern andauernd auf den Wiederaufschwung zu hoffen, der allerdings erst nach jahrelanger Talsohle anstehen wird. Auf diese Art und Weise sorgen die Medien dafür, dass die Grossanleger nicht so stark betroffen sind, sondern die Hauptlast des Crashs von den kleinen und mittleren Anlegern getragen wird.

Am Montag war bekannt geworden, dass die Nachfrage nach dauerhaften Verbrauchsgütern in den USA eingebrochen ist. Das ist das eigentliche Anzeichen der Wirtschaftskrise, denn die definiert sich mit fallenden „Gross National Products“ in mehreren aufeinanderfolgenden Quartalen. Das wird also statistisch erst gegen Ende des Jahres der Fall sein.

Das war denn auch das andere Alarmzeichen am Montag: Der frühere US-Fed-Chef Greenspan warnte vor einer „Rezession“ gegen Ende des Jahres. 'Rezession' ist die verniedlichende Bezeichnung bürgerlicher Ökonomen für die unvermeidlichen kapitalistischen Wirtschaftskrisen.

Diese Krisen sind im Kapitalismus unvermeidlich, weil die Grosskonzerne in ihren Bemühungen, dem unausweichlichen Fall der Profitraten zu entkommen, mit der Schaffung ständig neuer Produktionskapazitäten reagieren, was dann die Überproduktion hervorruft. Die Menschen haben aber nicht mehr das Geld, all diese Produktion zu kaufen und es beginnt die Überproduktionskrise. Gewaltige Mengen produktiven Kapitals werden vernichtet, bevor ein neuer Zyklus auf niedrigerer Stufe beginnen kann. Stillegung von Betrieben und Betriebsteilen, das ist der Kern der Krise.

Dieser Dienstag hatte es aber wirklich in sich, denn es gab zwei weitere weltweit mit höchster Aufmerksamkeit registrierte Ereignisse:

Aussenministerin Rice gab bekannt, es würde eine Konferenz aller Nachbarstaaten des Iraks einschliesslich Syrien und dem Iran einberufen, unter Teilnahme der USA. Damit ist der Überfall auf den Iran anscheinend zunächst einmal vom Tisch. Genau diese Konferenz war von der Baker-Kommission nach den US-Kongresswahlen vorgeschlagen, aber bisher von Präsident Bush immer abgelehnt worden. Das ist eine entscheidende Niederlage der Cheney-Fraktion in der US-Regierung, wenn man davon ausgeht, es sei kein Nebelvorhang, um die Vorbereitungen eines Überfalls auf den Iran zu verstecken.

Am gleichen Tag entging Vize-Präsident Cheney nur knapp einem Sprengstoffanschlag in Afghanistan. Das kann Zufall sein, hat aber einen “Geruch“. Es soll die Taliban gewesen sein, die ein Attentat mit dem Ziel Cheney begangen hätten. Der Aufenthaltsort in Afghanistan war aber gar nicht bekanntgegeben worden. Er reist immer unter weitgehender Geheimhaltung. Wie kann eine Organisation wie Taliban, die wohl keinen gut funktionierenden Geheimdienst zur Verfügung hat, herausfinden, wo Cheney sich aufhält? Sollte da die US-Regierung selbst versucht haben, sich des querschiessenden Vize-Präsidenten zu entledigen?

Eine US-Militärsprecherin erklärte, die Bombe sei eine halbe Meile von Cheney entfernt hochgegangen und es habe nie eine ernsthafte Gefahr für ihn gegeben. Sollte man ihm nur eine deutliche Warnung gegeben haben?

Jedenfalls scheint es so, dass Verteidigungsminister Gates und Aussenministerin Rice nun das Ruder in der Hand haben und eine weniger aggressive Aussenpolitik verfolgen, während Cheney mit seiner Fraktion bis auf weiteres aus dem Verkehr gezogen scheint.


Veröffentlicht in der "Berliner Umschau" am 28. Februar 2007


Andere Artikel zur Weltwirtschaftskrise:

"Anzeichen Wirtschaftskrise?"

"Full Crash- Zweites Anzeichen Wirtschaftskrise?"

"Stehen wir am Beginn einer grossen Weltwirtschaftskrise?"

"25% Fall des Dollars?"

"Der Mini-Crash - 10 Monate zur Wirtschaftskrise?"

"Drittes Anzeichen Weltwirtschaftskrise"

"Die Zinswende der Langzeitzinsen leitet das Abgleiten in die Weltwirtschaftskrise ein."

"Viertes Anzeichen Weltwirtschaftskrise"

"Können die USA bankrott gehen?"

"Wann kommt die Wirtschaftskrise?"

"Dollar-Verfall bedroht deutschen Export – Die Krise wird fürchterlich"

"USA: Global Alpha, Red Kite, Fed-Chef, Immobilien-Crash"

"Weltwirtschaftskrise – Der konkrete Übergang in die Barbarei"

"USA: Wirtschaftskrise beginnt"

"Hellseherei? Die Wirtschaftskrise"

"General Motors könnte pleite gehen"

"Fannie und Freddie in der Bredouille"

"Drei EU-Länder sind bereits in der Wirtschaftskrise"

"Wirtschaftskrise in den USA"

"Europa sinkt in diesem Moment in die Wirtschaftskrise"

"Banken gerettet – Staat pleite?"

"Weitere gigantische Finanzmarkt-Risiken"

"Verdienen deutsche Banken Vertrauen?"

"Können Sie das glauben?"

Montag, 26. Februar 2007

Beginn des Falls der Supermacht?

Überfall auf den Iran: Ende des US-Imperiums?

Von Karl Weiss

Es kann kein Zweifel mehr bestehen: Die Vorbereitungen eines Überfalls von USA/Israel auf den Iran sind offensichtlich und sehr weit gediehen. Man muss allen Ernstes davon ausgehen, dieser Überfall wird in naher Zukunft stattfinden.

Inzwischen haben sich die beiden Kriegsmächte bereits in eine Situation hineinmanövriert, in der ihnen ein Zurückweichen als Schwäche ausgelegt würde. Damit stecken sie in einer selbst gelegten Falle. Es ist kaum zu glauben, aber sind beide Regierungen wirklich nicht in der Lage zu sehen: Dieser Überfall wird voraussichtlich einen Flächenbrand im Nahen Osten und eine Wirtschaftskrise auf der Welt auslösen, die aller Voraussicht nach das Ende des US-Imperiums einläuten könnte?


Tatsächlich sind die Erfahrungen mit imperialen Mächten im Kapitalismus meistens genau diese: Haben sich solche Mächte einmal auf bestimmte Ziele eingeschossen und ihr Prestige an das Erreichen dieser Ziele gebunden, scheinen ihnen logische Gedankengänge (innerhalb ihrer verbrecherischen Imperialisten-Strategie) nicht mehr oder nur noch beschränkt zugänglich zu sein.

Der Berichterstatter hat dies bereits in einem Artikel zum Ende des Libanon-Krieges im August letzten Jahres angedeutet, „USA/Israel haben den Krieg bereits verloren“, der ein wenig Aufsehen erregte. Hier einige Auszüge:

„Das deutsche Kaiserreich hätte im Ersten Weltkrieg spätestens Ende 1916 sehen müssen, dass der Krieg verloren war und versuchen, zu einem Frieden unter annehmbaren Bedingungen zu kommen. Stattdessen... (man lese in den Geschichtsbüchern nach).“

„Die Ähnlichkeit zu gewissen Aspekten des 1. Weltkrieges wird immer deutlicher. Damals strebte der deutsche Imperialismus nichts weniger als die Weltherrschaft an. Ab dem Moment, als die Möglichkeit der Niederlage ins Auge gefasst werden musste, gebärdete er sich wie ein tollwütiger Hund. Millionen und Abermillionen mussten dafür sterben.“

„Zwar war die US-Regierung durch den Albtraum gewarnt, den sie im Irak und teilweise auch schon in Afghanistan durchlebt, aber Cheney, Rumsfeld und deren Umfeld glauben anscheinend immer noch fest daran, dass man jedes Problem lösen kann, wenn man einfach noch mehr Gewalt anwendet.“

„Frau Rice hat es in einem unbedachten Moment bereits gesagt: „Der Neue Nahe Osten“(...) das ist das Gebiet vom Suezkanal bis zur indischen Grenze unter Einbeziehung von Aserbeidschan, das betrifft also außer Israel zunächst Teile von Ägypten, dann Palästina und Jordanien, Libanon, Syrien, Irak, Iran, Saudi-Arabien, die Emirate, Jemen, Kuweit, Oman, Katar, Aserbeidschan, Afghanistan und Pakistan. (...)Ihre Aussage heißt nichts anderes, als dass USA/Israel sich dieses ganze Gebiet unterwerfen und auf Dauer militärisch kontrollieren wollen. Das ist objektiv unmöglich.“

„Selbst wenn man unterstellen will, dass ... in einem großen Krieg die Eroberung dieses ganzen Gebiets möglich wäre, ist es objektiv unmöglich, es auch zu kontrollieren, denn man hätte es mit Hunderten von Guerilla-Gruppen zu tun. Man bräuchte zig Millionen, wenn nicht Hunderte von Millionen von ausgebildeten Soldaten - die es nicht gibt - zur Kontrolle der Situation in diesen Ländern, um nicht in Albtraum-Situationen wie im Irak und in Afghanistan zu geraten.“

Iranische Atomanlagen

Was damals in jenem Artikel noch gar nicht thematisiert worden war, aber noch weit klarer auf eine Niederlage der Kriegsfürsten USA/Israel hindeutet, ist die bis zum Zerreißen gespannte Situation der weltweiten kapitalistischen Ökonomie. Die Zentralbanken sind bereits mit fast täglichen Interventionen dabei, den Dollar und andere Währungen vor dem Absturz zu bewahren und große Konzern- und Hedge-Fonds-Crashs zu verhindern, denn sie wissen, ein einziges halbwegs ernstes Ereignis in diesem Moment könnte der Ausgangspunkt einer weltweiten Wirtschaftskrise sein, eventuell so tiefgreifend, dass die Krise von 1929 bis 1939 dagegen ein Kinderspiel gewesen wäre.

Es gibt nicht den geringsten Zweifel: Der Überfall auf den Iran durch USA/Israel würde höchstwahrscheinlich eine Wirtschaftskrise fast unmittelbar auslösen. Dazu braucht es gar nicht die Horrorszenarien der Gegenschläge, die dem Iran und seinen schiitischen Anhängern zur Verfügung stehen und die sicherlich – zumindest teilweise – zu erwarten wären. Allein die Erwartung der Märkte auf eine Verknappung des Erdöles dürfte bereits ausreichen, denn die Weltwirtschaft kann in diesem Moment schwerlich einen Ölpreis von über 100 Dollar pro Barrel für mehrere Monate verkraften.

Bush

Diesmal nämlich ist es speziell die US-Wirtschaft, die anfällig ist. Die USA haben das höchste Haushaltsdefizit aller Länder aller Zeiten, sie haben das höchste Außenhandelsdefizit aller Länder aller Zeiten, sie haben die höchste Staatsverschuldung aller Länder aller Zeiten und das Wachstum seiner Wirtschaft, ständig völlig abhängig vom internen Konsum, ist auf dem Weg, sich der Null-Grenze anzunähern. In dieser Situation würde der Ausbruch der weltweiten Krise ausgehend von den USA mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Dollarsturz hervorrufen, der eventuell auch andere Währungen (z.B. das britische Pfund) mit sich reißen könnte.

Damit könnte die Vorherrschaft des Dollars auf den Märkten der Welt gefährdet sein – abhängig davon, wie tief der Sturz tatsächlich ausfällt. Ein Euro von 1,60 Dollar z.B. könnte für die Macht USA (und nicht nur für
sie) eine Katastrophe darstellen.

Würden nämlich aufgrund des Absturzes des Dollars die Mächte, deren Währungen auf den Dollar- und Dollarbond-Reserven beruhen (hauptsächlich China, Japan, Südkorea und Grossbritannien), aus dem Dollar flüchten, um ihre Devisenreserven zu retten, so könnte der Dollar seine Funktion als Referenzwährung, als Reservewährung, als Zahlungsmittel für Erdöl und als faktische internationale Währung verlieren.

Ahmedinedschad

Damit aber wäre das Imperium USA seiner wesentlichen Basis entkleidet und würde über kurz oder lang als Supermacht abzudanken haben. Wir würden nach dem Fall der einen Supermacht Sowjetunion innerhalb von 20 Jahren auch Zeuge des Falls der zweiten (und heute einzigen) Supermacht werden, was alle internationalen politischen Karten neu mischen würde.


Veröffentlicht am 26. Februar 2007 in der "Berliner Umschau"

Die Wiedereinführung des Feudalismus in Stuttgart

Porsche lässt die Polizei für die Ausbeutungsoffensive eingreifen

Von Karl Weiss

Der wesentliche Fortschritt damals bei der bürgerlichen Revolution, bei der Einführung des Kapitalismus anstelle des Feudalismus, war die weitgehende Abschaffung der beliebigen Willkür, mit der die feudalen Herrscher ihre Untertanen drangsalieren konnten und der absoluten Macht, mit der Staatsgewalt jegliche oppositionelle Regungen gegen sie unterdrücken durfte. Die bürgerlichen Rechte wurden geschaffen. Dieser Fortschritt ist nun gefährdet. Nicht nur in den USA, auch in Deutschland häufen sich widerrechtliche Übergriffe der Polizei im Dienste der menschenverachtenden Politikerkaste oder der Groß-Konzerne, die sie vertreten.

Der neueste Fall ist das Eingreifen der Polizei gegen Flugblattverteiler vor den Werkstoren des Fahrzeug-Monopols Porsche in Stuttgart.

Porsche fährt seit geraumer Zeit eine Ausbeutungsoffensive mit Arbeitsplatzabbau gegen seine Arbeiter, die auf immer mehr Antreiberei und weitgehende Restriktionen am Arbeitsplatz hinausläuft. Einer der aktiven Gewerkschafter bei Porsche, der dagegen Stellung nahm und speziell die Entlassung kranker Mitarbeiter anprangerte, ist Ulrich Schirmer.

Porsche wollte keine oppositionellen Stimmen und warf ihn kurzerhand aus dem Betrieb. Ulrich Schirmer aber nahm das nicht hin, sondern zog vor die Gerichte. Porsche hatte keine rechtlich haltbaren Gründe und unterlag in allen Instanzen. Nun musste der Konzern auch noch die letzte Niederlage hinnehmen: Eine Revision gegen das letzte Urteil wurde nicht zugelassen. Damit hat Porsche den gesamten Rechtsweg ausgeschöpft, um eine unliebsame Stimme im Betrieb loszuwerden und jede einzelne Instanz mit Pauken und Trompeten verloren. Trotzdem wird Ulrich Schirmer weiterhin die Rückkehr an seinen Arbeitsplatz verweigert.

Diese Methoden werfen ein charakteristisches Schlaglicht auf den Porsche-Chef Wiedeking, der sich gerne von der bürgerlichen Presse als „Neuerer“ und „moderner Manager“ feiern lässt. Da kommen von ihm schon mal solche Sprechblasen wie „Bei uns steht der Mitarbeiter ganz weit oben“. Er hat sogar ein Buch über sich selbst geschrieben, in dem er seine „Modernität“ lobpreist. Wenn das „modern“ ist, dann gute Nacht.

„Ein feudaler Fürst“ bezeichnet ziemlich genau das, was seine Methoden darstellen.

Doch damit nicht genug. Ein anderer Arbeiter und Gewerkschafter, der im Solidaritätskreis für Ulrich Schirmer mitmachte und mehrfach mithalf, die Belegschaft über die rüden Methoden der Porsche-Geschäftsleitung zu unterrichten, ist Siegmar Herrlinger. Auch er setzte sich gegen die Entlassung kranker Mitarbeiter ein. Auch diese Opposition wollten Porsche und Wiedeking nicht hinnehmen, auch er wurde entlassen, wobei man eine Auseinandersetzung Herrlingers mit dem Betriebsratsvorsitzenden als Vorwand nahm. Auch er hat inzwischen bereits seinen Prozess gegen Porsche gewonnen, ohne dass er an den Arbeitsplatz zurück gelassen wurde.

Damit hat der Solidaritätskreis von Porsche–Kollegen, Angehörigen sowie anderen Gewerkschaftern gegen die Entlassungen bei Porsche Zulauf bekommen. Die Gewerkschafter und Freunde versammeln sich regelmäßig, diskutieren die neuesten Erfolge gegen die Porsche-Willkür und informieren von Zeit zu Zeit auch die Porsche-Kollegen über die letzten Prozesse, die absurden „Argumente“ der Porsche-Fürsten vor Gericht, die bei den Richtern nicht durchdrangen und über die aktuellen Spenden für die Finanzierung der Prozesse (als Neben-Skandal im Skandal gibt die Stuttgarter IG Metall den entlassenen Vertrauensleuten keinen Rechtsschutz).

So war es auch vor kurzem, als wieder Flugblätter von Unterstützern des Solidaritätskreises am Werkstor verteilt wurden. Doch feudale Herrscher wie Wiedeking wollen keine Meinungsfreiheit. Nur ihre Meinung gilt. So ordnete er an, das Flugblattverteilen zu untersagen. Der Werksschutz kam zu den Verteilern und befahl, das Verteilen einzustellen, denn es würde in ein „laufendes Verfahren eingegriffen“, weil im Fall von Herrlinger noch höhere Instanzen angerufen werden können.

Das ist natürlich eine lächerliche Ausrede. In Wirklichkeit passte es der ‚königlichen Hoheit’ nicht, dass andere Meinungen als seine kundgetan wurden.

Die Verteiler ließen sich also nicht einschüchtern.

Promt holte seine Majestät die Büttel (heute üblicherweise Polizei genannt, aber wir werden gleich sehen, es waren wirklich Büttel).

Statt nun den Porsche–Leuten klar zu machen, das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland räumt der Meinungsfreiheit einen hohen Rang ein und das Verteilen der Flugblätter ist deshalb das gute Recht des Solidaritätskreises, verbot die Polizei ebenfalls das Verteilen der Flugblätter. Der Polizeihauptkommissar nahm die Personalien der Verteiler auf, beschlagnahmte die restlichen Flugblätter und hätte die Verteiler fast noch abgeführt, wenn sich nicht eine Menge Porsche-Kollegen eingemischt und ihr Recht auf Information betont hätten, was den Büttel zum vorsichtigen Rückzug mit den beschlagnahmten Flugblättern veranlasste.

Die Polizei hatte eine noch schwächere Ausrede als der hochherrschaftliche Konzern: Die Verteiler würden öffentlichen Raum zu Werbezwecken nutzen und dafür hätten sie keine Erlaubnis. Die Aktion des Verteilens der Flugblätter wurde einfach von einer politischen Meinungsäußerung in eine gewerbliche Werbeaktion umgedeutet. Schlau, was? Oder doch nicht so sehr?

Inzwischen sind denn auch schon bei den Verteilern Bussgeldbescheide über mehr als 125 Euro pro Kopf wegen dieses „Deliktes“ eingetrudelt. Ein weiterer Rechtsbruch.

Elmar auf Stuttgarter Modemo Jan 06, Polizeifahrzeuge

Auf dem Bild kann ein anderer Struttgarter Rechtsbruch festgestellt werden. Es zeigt Elmar bei einem Redebeitrag auf der Stuttgarter Montagsdemo. Im Hintergrund kann man Polizeifahrzeuge erkennen. Aus ihnen wurde die ganze Zeit widerrechtlich gefilmt und fotografiert.

Doch nun kommt es noch dicker: Der Polizeieinsatz sowie die damit anfallenden Kosten wurden von der Stadt Stuttgart übernommen! Fürst Porsche muss gar nichts zahlen für den Einsatz in seinem Sinne. Ist natürlich auch verständlich, da es sich doch um einen wirklich armen Mann handelt und auch die Firma am Hungertuch nagt, wie man weiß.

Nur das Ordnungsamt der Stadt Stuttgart spurt noch nicht so richtig im Sinne von König Wiedeking dem Prächtigen. Es hat es doch tatsächlich gewagt, dem Solidaritätskreis ein Schreiben zu schicken, in dem es bestätigt, das Verteilen von Flugblättern mit politischem Inhalt bedürfe keiner Sondergenehmigung und sei auch keine werbliche Sondernutzung öffentlichen Straßenraums.

Aber das aufmüpfige Ordnungsamt bringt Fürst Wiedeking sicherlich auch bald zur Raison! Denn wie sagte man so treffend im Feudalismus?

Order pariert oder krepiert!


Veröffentlicht in "Journalismus - Nachrichten von heute" am 26. Februar 2007

Sonntag, 25. Februar 2007

Lulas Brasilien, Teil 8 - Deal mit der Mafia

Brasilianische Zeitung: Unfassbare Zusammenarbeit der Bundesregierung mit einer Mafia-Organisation

Von Karl Weiss

Die größte Tageszeitung Brasiliens hat am Dienstag berichtet: Die brasilianische Armee, ohne Erfolg auf der Suche nach gestohlenen Waffen, ist einen unerhörten "Deal" mit einer der großen kriminellen Mafia-Organisationen eingegangen: Gegen die Rückgabe der Waffen sollen die Einkreisungen der Favelas aufgehoben werden, damit die Mafia wieder ungestört ihren Drogen-Geschäften nachgehen kann.

Rio de Janeiro, Zuckerhut und Corcovado von Niteroi aus

Die brasilianische Armee dementierte diese Meldung, aber die "Folha de São Paulo" bestätigte erneut, daß ihr eindeutige Informationen über diesen Deal vorliegen.

Nach Angaben der Zeitung hatte die kriminelle Drogen-Organisation „Rote Fraktion" bereits am Sonntag die gestohlenen Waffen an das Heer übergeben, nachdem man einen umfangreichen Deal abgeschlossen hatte.

Der hätte im einzelnen folgende Punkte beinhaltet:

- Die Eingänge zu den Favelas würden wieder freigegeben, so daß die Drogenorganisation wieder ihren kriminellen Geschäften nachgehen kann.

- Die Waffen würden präsentiert, als hätte sie das Heer gefunden - und zwar in einer Favela, die nicht von der „Roten Fraktion" beherrscht wird.

- Einer der Unterführer der „Roten Fraktion", der in einem Hochsicherheitsgefängnis einsitzt, wird in ein normales Gefängnis überführt.

Tatsächlich sind seit Montagvormittag die Eingänge der Favelas wieder freigegeben. Tatsächlich hat das Heer am Dienstagnachmittag die gestohlenen Waffen angeblich gefunden und sie dann der Öffentlichkeit präsentiert. Sie seien in der Nähe der Favela Vidigal gewesen. Diese Favela wird nicht von der „Roten Fraktion" kontrolliert, sondern von einer anderen kriminellen Mafia-Vereinigung.

Die Armee erklärte, man werde nun auf die Suche nach den Verantwortlichen für den Raub gehen. Dazu werde man in einzelne Favelas eindringen und bestimmte Personen suchen.

Die Darstellung der Zeitung ist glaubwürdig. Ein solcher Deal ist umso unfassbarer, da es sich lediglich um zehn Gewehre und eine Pistole handelt, ein Klacks gegen die bereits vorhandene Bewaffnung der Drogen-Banden.

Damit hat sich der brasilianische Staat in eine Zusammenarbeit mit kriminellen Großorganisationen begeben, die allen Grundregeln eines souveränen Staates widersprechen.

Zumindest eine der Mafia-Organisationen, die bereits Teile des brasilianischen Staatsgebiets kontrollieren, hat einen fast-offiziellen Charakter als Verhandlungspartner der Behörden bekommen. Verantwortlich für diesen Deal sind die Chefs der Unterhändler der Armee, also die Bundesregierung unter Präsident Lula.

Dies ist Kapitalismus in seinem Verfallsstadium, bereits der Übergang in die kapitalistische Barbarei.


Dieser Artikel erschien am 17. März 2006 in der "Berliner Umschau", hier leicht redigiert als achter Teil der Reihe "Lulas Brasilien"


Links zu den anderen Teilen von "Lulas Brasilien":

Teil 1 - Terroranschlag - Verdächtige freigelassen

Teil 2 - Brasilien und die Sklaverei

Teil 3 - Die Liste der Ermordeten wird immer länger

Teil 4 - Abholzen und Abbrennen

Teil 5 - Brasilianische Regierung von Vatikan-Radio angeklagt

Teil 6 - Pressefreiheit in Brasilien

Teil 7 - Brasilien grösster Fleischexporteur der Welt

Samstag, 24. Februar 2007

USA: Red Kite, Global Alpha, Immobilien-Crash, Fed-Chef

Offenbar beginnt sich die Weltwirtschaftskrise zu entwickeln

Von Karl Weiss

Die beruhigenden Worte von US-Fed-Chef Bernacke vor dem US-Kongress hatten offenbar gute Gründe. Die US-Wirtschaft steht offenbar vor einer Talfahrt oder beginnt bereits abzurutschen. Da ist es Aufgabe eines Fed-Chefs, jegliche Panik zu vermeiden und von geringem Wachstum, aber auch geringer Inflation zu reden. Auf jeden Fall hat er bereits auf fallende Leitzinsen vorbereitet. Warum wohl?

Wenn Sie, verehrter Leser, den Wirtschaftsteil ihrer Zeitung lesen in diesen Tagen, z.B. den der “Welt” oder der “FAZ”, so fällt ihnen wahrscheinlich auf, es wird eine Menge von ständig neuen Rekordhöhen der Aktienpreise geredet und auffallend wenig von Konjunktur-Indikatoren in den USA. Das hat seine Gründe, die bereits in einem früheren Artikel dargelegt wurden (Viertes Anzeichen der bevorstehenden Wirtschaftskrise: Die “Lass-die-Trottel-Aktien-kaufen-Periode”).

Die kleinen Anleger (das sind alle, die bis zu 10 Millionen Dollar anzulegen haben) müssen dazu gebracht werden, am Tag des hauptsächlichen Börsencrashes die Aktien in ihren Händen zu haben, damit sie die Hauptwucht des Zusammenbruchs tragen.

Wenn Sie Gelegenheit hätten, verehrter Leser, einmal mit einem dieser schlauen Wirtschaftjournalisten zu sprechen, z.B.der “Süddeutschen” oder der “WAZ”, und Sie würden sie fragen, was es denn mit Red Kite auf sich hätte und mit Global Alpha oder dem Immobiliencrash in den USA, so würden Sie (rein theoretisch natürlich, denn diese Leute reden nicht mit einfachen Sterblichen) etwa folgende Antwort bekommen; “Lassen Se sich nicht von lächerlichen Gerüchten kirre machen, kaufen Sie weiter Aktien”.

Vielleicht würden Sie dann aufmerksam werden, da stimmt irgend etwas nicht. Wie kann es sein, dass an den Aktienmärkten weltweit ein Feuerwerk ohnegleichen abgebrannt, ein Rekord nach dem anderen gebrochen wird, während der Fed-Chef sinkende Leit-Zinsen andeutet???

Nun, warum wollen diese Leute nicht, dass Sie etwas über Red Kite und Global Alpha erfahren, geschweige denn vom US-Immobiliencrash? Lassen Sie sich also das Folgende auf der Zunge zergehen:

Der Mega-Hedge-Fond “Red Kite” ('Roter Kinderdrachen', welch netter Name!) ist in milliardenschweren Schwierigkeiten. Er hat Anfang Februar einseitig seinen Anlegern die Frist für eine Kündigung der Einlage von 15 Tagen (vertraglich festgelegt) auf 45 Tage verlängert (das sind die gleichen Leute, die uns immer erzählen, eingegangene Verpflichtungen müssten bedient werden, koste es was es wolle. Logisch, dies gilt nicht für die Götter selbst, also nicht für Deutsche Bank Immobilienfonds und nicht für Mega-Hedge-Fonds).

Zwar hoffen die Fonds-Manager, bis zum Ablauf der 45 Tage (das wird also etwa Mitte März sein) noch ein “Auffang-Netz” zu konstruieren, aber das ist zweifelhaft. Dieser Hedge Fond gehört zum Teil einem anderen grossen Hedge Fond, der sich Global Alpha nennt. Er würde bei einem Crash wahrscheinlich mit in den Abgrund gezogen. Und nun kommen wir schon dem unmittelbaren Machtzentrum nahe, denn dieser Global-Alpha Fond gehört der Bank Goldmann Sachs, einem der wichtigsten Kreditinstitute der Welt. Nun, eine Bank diesen Ausmasses geht nicht so leicht den Bach hinunter, aber heftige Verluste lieben diese Banker auch nicht. Vielleicht wird also diesmal doch noch ein Netz konstruiert.

USA: Foreclosure Zwangsversteigerung

Der Immobilien-Crash in den USA, der hauptsächlich in der zweiten Jahreshälfte einsetzte, sorgt weiterhin für den freiem Fall der Immobilien-Märkte. Hier einige Details:

Im Jahr 2006 (im wesentlichen 2.Halbjahr) stieg die Zahl der Zwangsvollstreckungen von Immobilien um 42% gegenüber dem Vorjahr an.

Jetzt sind bereits annähernd 1% der Haushalte US-weit von Zwangsvollstreckungsmassnahmen betroffen. Lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen: 1%!!!!

Immobilienkrise USA

In den Staaten Colorado, Kaliformien, Ohio und Texas gibt es Regionen, in denen 2% der Bevölkerung Zwangsvollstreckung über sich ergehen lassen musste.

Allein in Ohio wurden zwischen Oktober und Dezember 2006 3,3% der Häuser zwangsvollstreckt. Ursache ist die Insolvenz einer ständig steigenden Zahl von US-Familien. Im Jahr 2006 wurden insgesamt 1,2 Millionen Zwangsvollstreckungen in den USA durchgeführt.

Kleinere Banken, die sich auf Hypothekenkredite spezialisiert hatten, gehen nun reihenweise Pleite.

Die Einzelhandelsumsätze in den USA, die immer der Motor der Konjunktur waren, stagnierten im Januar.

Immobilienzwangsvollstreckung

Das Bild zeigt die regionale Verteilung von Zwangsvollsteckungen im Dezember 2006. Hier wird also nicht mehr über die Tatsache des rapiden Ansteigens von Zwangsvollstreckungen gesprochen, sondern über die regionale Verteilung innerhalb der USA. Blau bedeutet niedrige Zahlen, weiss mittlere, rot sehr hohe.
Alle sehr bevölkerungsreichen Staaten der USA (New York, Kalifornien, Ohio, Michigan, Illinois, Georgia, Florida und Texas) sind im roten oder hellroten Bereich.

Nun steht aber eine neue grosse Welle von Zwangsvollstreckungen bevor, wenn jene, die seit Januar (weit höhere Abzahlungsraten für Viele) ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können, mit Drei-Monats-Abstand im April zwangsvollstreckt werden. Es handelt sich um weitere Millionen von Haushalten! Es könnte sein, damit wird im April endgültig der Punkt erreicht, an dem niemand mehr den beginnenden Absturz in die Wirtschaftskrise wird aufhalten können.

Es gibt Schätzungen, etwa 2 bis 3 Millionen Eigenheime in den USA könnten 2007 zwangsversteigert werden, was in der Grössenordung von etwa 10 Millionen US-Amerikaner treffen würde. Das hat allerdings noch nicht eingeschlossen die Auswirkung einer Weltwirtschaftskrise, die natürlich mit einer Dollarabwertung und teuren Importen für de USA viele weitere zahlungsunfähige US-Amerikaner schaffen würde.

Währenddessen hat nach einer Reuters-Meldung vom Rosenmontag (welch ironischer Zufall!) die Bank von England, die staatliche englische Zentralbank, eine Warnung vor einer „drastischen Abkühlung der Märkte“ herausgegeben. Sie bezieht sich dabei auf die britischen Aktien- und Immobilienmärkte, die in den letzten Zeiten von einem Preis-Hoch zum Anderen eilten. Wie man weiss, pflegen Zentralbanken solche Warnungen nur in ernsten Situationen herauszugeben. Man kann nur zu der Überzeugung kommen, die britische Zentralbank sieht ebenfalls das Abrutschen in eine Wirtschaftskrise voraus und hat offenbar bereits konkrete Daten hierzu.

Man kann zusammenfassen, die bereits mehrfach angedeutete Wirtschaftskrise beginnt sich in diesem Moment zu entwickeln. Damit wird sie in die offiziellen Statistiken ab 2008 eingehen.


Veröffentlicht in der "Berliner Umschau" am 22. Februar 2007


Andere Artikel zur Weltwirtschaftskrise:

"Anzeichen Wirtschaftskrise?"

"Full Crash- Zweites Anzeichen Wirtschaftskrise?"

"Stehen wir am Beginn einer grossen Weltwirtschaftskrise?"

"25% Fall des Dollars?"

"Der Mini-Crash - 10 Monate zur Wirtschaftskrise?"

"Drittes Anzeichen Weltwirtschaftskrise"

"Die Zinswende der Langzeitzinsen leitet das Abgleiten in die Weltwirtschaftskrise ein."

"Viertes Anzeichen Weltwirtschaftskrise"

"Können die USA bankrott gehen?"

"Wann kommt die Wirtschaftskrise?"

"Dollar-Verfall bedroht deutschen Export – Die Krise wird fürchterlich"

"Globaler Einbruch der Börsen"

"Weltwirtschaftskrise – Der konkrete Übergang in die Barbarei"

"USA: Wirtschaftskrise beginnt"

"Hellseherei? Die Wirtschaftskrise"

"General Motors könnte pleite gehen"

"Fannie und Freddie in der Bredouille"

"Drei EU-Länder sind bereits in der Wirtschaftskrise"

"Wirtschaftskrise in den USA"

"Europa sinkt in diesem Moment in die Wirtschaftskrise"

"Banken gerettet – Staat pleite?"

"Weitere gigantische Finanzmarkt-Risiken"

"Verdienen deutsche Banken Vertrauen?"

"Können Sie das glauben?"

Mittwoch, 21. Februar 2007

Schnüffeln im Sexualleben der Bundesbürger

Verschärfung des Sexualstrafrechts - Sex unter 18 strafbar?

Von Karl Weiss

Um von ihren Untaten abzulenken, schaffen Politiker in diesem Moment in der Bundesrepublik immer neue Strafbestände im Sexualstrafrecht. Man macht verschärfte Gesetze scheinbar gegen „Kinderschänder“ – in Wirklichkeit gegen solche, die absolut nichts mit sexuellen Übergriffen auf Kinder zu tun haben.

Zusatz zum Artikel (Nov 2008)

Mit Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt am 4. November 2008 ( hier: http://www.bgblportal.de/BGBL/bgbl1f/bgbl108s2149.pdf ) sind die wesentlichen Neuerungen dieses absurden Gesetzes nun Wirklichkeit in Deutschland geworden. Wie jeder weiss, hat keine Zeitung, kein Fernsehen, über die Verabschiedung berichtet. Man kann ohne Übertreibung sagen, es wurde heimlich durchgezogen. Dies vor allem, weil den einschlägigen Politikern natürlich klar war, was sie da beschlossen.

Das entscheidende ist, man hat nun Instrumente in der Hand, fast jeden beliebigen Menschen in Deutschland unter schwerste Anklagen zu stellen, die ihn der abscheulichsten Verbrechen anklagen, die man sich vorstellen kann („Kinderporno-verbreitung“). Da die Regelung der „wirklichkeitsnahen Beschreibungen“, des neuen Kinderporno-Alters bis achtzehn und der Einbeziehung von Personen, die aussehen, als ob sie jünger wären, beschlossen wurden, ist nun fast jeder Porno auch gleich Kinderporno.

Man kann erwarten, dies wird keineswegs breit angewandt werden. Dazu haben die Staatsanwaltschaften auch keine Zeit noch Personal. Es geht darum, Material gegen Dissidenten zu haben. Kann man einen politischen Dissidenten mit einer Anklage wegen Kinderporno überziehen, ist er völlig unglaubwürdig geworden.



Nach dem Vorbild der extremistischen Fundamental-Christen in den USA, die bereits eine Reihe neuer Strafgesetzgebungen für Sexualdelikte in den Staats-Parlamenten durchgesetzt haben, machen sich die bürgerliche Politiker nun auch bei uns daran. Da sie mehr und mehr die Zustimmung der Menschen verlieren, versuchen sie sich (zumindest kurzzeitige) Zustimmung zu verschaffen, indem sie lautstark gegen „Kinderschänder“ dröhnen und Gesetze fordern und verabschieden.

In den USA sind in verschiedenen Staaten bereits der Ehebruch strafbar (mit bis zu lebenslänglich), der normale homosexuelle Geschlechtsverkehr und der einverständliche Sex unter Jugendlichen mit weniger als 18 Jahren. Die 18-Jahre–Grenze wird auch von der Bundesregierung angepeilt. Angesichts der Tatsache, bereits über 70% der männlichen 16-Jährigen und über 40% der weiblichen haben sexuelle Erfahrungen (mit "richtigem" Sex, fast immer mit etwa Gleichaltrigen), würde das zur Kriminalisierung von mehr als der Hälfte aller Jugendlichen führen.

Bei genauerem Hinsehen waren die Gesetze für Täter, die tatsächlich Sex mit Kindern erzwingen, sei es mit Gewalt oder aufgrund der Abhängigkeit der Kinder, auch vorher schon ausreichend, aber die Politiker setzen Verschärfungen an, wenn wieder einmal ein spektakulärer Fall aufgetaucht ist. Alle solchen Täter konnten auch bisher schon angemessen bestraft, im Extremfall auch Sicherheitsverwahrung angeordnet werden.

Dabei ist es unwichtig, ob die Verschärfung irgend einen Sinn ergibt, Hauptsache, die Politiker haben sich profiliert und für eine kurze Weile ihre sonstigen gesetzlichen Untaten vergessen lassen.

So wurde z.B. in den USA ein 17-jähriger, der einverständlichen Oral-Sex mit seiner 15-jährigen Freundin hatte, zu einer 10-jährigen Gefängnisstrafe ohne Bewährung verurteilt und ist nun für den Rest seines Lebens als „Sexualtäter“ gebrandmarkt, als „Kinderschänder“. Wo auch immer er sich niederlässt, seine Nachbarn werden vor ihm gewarnt.

Was in den USA mehr und mehr zur Regel wird, soll nun auch hier Einzug halten. Die Politik, geführt von einer „christlichen“ Partei, hat bereits die generelle Linie verlassen, die sich seit der Aufklärung in den modernen bürgerlichen Demokratien gegen alle religiösen Dickköpfe durchgesetzt hatte: Alle einverständlichen sexuellen Tätigkeiten, soweit sie nicht Gewalt oder Abhängigkeit einschliessen, sind Privatsache der Bürger und gehen den Staat nichts an.

So soll der pure Besitz von Fotos oder Videos, auf denen nackte Kinder zu sehen sind, bereits unter Strafe gestellt werden. Was daran strafbar sein soll, blieb der (offenbar blühenden) Phantasie der Politiker überlassen.

Zwar ist im Moment noch Bedingung, dass die Kinder „in eindeutigen Positionen“, „aufreizend“ oder „unter besonderer Betonung ihrer Geschlechtsorgane“ gezeigt werden, aber das sind dehnbare Begriffe. Ein von christlichen Gefühlen überwältigter Richter mag dies bereits in ganz normalen Abbildungen, z.B. von FKK-Stränden, erkennen.

Nudist foto 199

Auf diesem Bild z.B., einem ganz normalen Familienfoto von einem FKK-Strand, kann man die Schamregionen von drei Kindern bzw. Jugendlichen sehen. Es mag Leute geben, die sich hiervon aufgereizt fühlen. Damit ist bereits die Voraussetzung gegeben, unter Umständen einen Besitzer dieses Fotos als "Kinderschänder" zu verurteilen. Überlegen Sie es sich also lieber dreimal, ob Sie dieses Foto auf ihren Computer herunterladen. In Kürze wird die neue Regelung durch den Bundestag angenommen sein und dann sind sie, ohne etwas davon zu wissen, unter Umständen Teil eines Internet-"Kinderpornorings". Disclaimer: Dies Foto ist kein Familienfoto des Autors, sondern ein FKK-Familienfoto. Es ist längst veröffentlicht und ist heute "public domain".

Aber nicht nur die ganze FKK-Bewegung wird kriminalisiert, jeder normale Bürger kann leicht ins Visier der Fahnder geraten. Ist es doch an den Stränden Europas (im Gegensatz zur USA) meist üblich, Kinder vor der sexuellen Reifung ohne Badekleidung spielen zu lassen. Da wird jedes Strandphoto zu einem Risiko. Ständig mit einem Fuss im Gefängnis.

Ebenso ist es auch an vielen normalen Stränden in Europa üblich, die Oberteile der Bikinis abzulegen und das betrifft auch Mädchen unter 18. Auch hier kann jedes Foto zu einem Risiko werden, das ganze Leben zerstört zu bekommen.

Nun mag jemand antworten, es werde doch wohl kaum aufgrund solcher Fotos zu Verurteilungen kommen. Tatsächlich wird ein verständiger Richter solche Verfahren vielmehr einstellen. Es gibt aber auch Richter und Staatsanwälte, die in heiligem Eifer agieren (erinnern Sie sich nur an den Fall des Richters Schill, der glaubte, Kleinkriminelle zu langen Haftstrafen verurteilen zu müssen). Sie müssen also Glück haben. So ist das mit Gesetzen, die vage formulieren.

Das ist dann ja eben die Willkür, die sich ergibt, wenn man nicht objektive Fakten, sondern mögliche Reaktionen von Beobachtern als Kriterien für Strafbarkeit anführt ("aufreizend"). Auch wenn dies vielleicht so nicht beabsichtigt war, wird von dem von Frau Merkel bereits in den Bundestag eingebrachten Gesetzentwurf in der Praxis die Kinder-Foto-Regelung generell auf alle Abbildungen von nackten oder halbnackten Kindern und Jugendlichen ausgeweitet.

nudist foto 831

Nehmen Sie z.B. dieses Foto, eigentlich ein normales Familienfoto von einem FKK-Gelände. Nehmen wir an, Sie sind Liebhaber ausnehmend schöner menschlicher Körper und haben Fotos davon auf ihrem Computer, so wie auch von prächtigen Landschaften und von exzellenten Kunstwerken. Sie haben dieses Foto im Internet gefunden und es Ihrer Sammlung einverleibt. Nun durchsucht eine Behörde mit dem Bundestrojaner Ihren Computer, findet dieses Foto, gleich es ab und (angenommen, sie) findet, die Dame auf dem Foto war zu jenem Zeitpunkt erst 17. Posiert sie nicht für das Foto, streckt sie nicht die Schamgegend nach vorne, sich speziell zeigend? Schon fallen Sie (in Zukunft) unter den Kinderschänderparagraphen (der heisst natürlich nicht so, aber die Massenmedien verwenden mit Vorliebe diesen Ausdruck), sie sind Teil eines "Internet-Kinderpornorings". Selbst wenn Sie beim ersten Mal mit einer Bewährungsstrafe davonkämen, ist Ihr Leben zerstört, denn Sie stehen auf allen Listen von Sexualstraftätern. Disclaimer: Dies Foto ist kein Familienfoto des Autors, sondern ein FKK-Familienfoto. Es ist längst veröffentlicht und ist heute "public domain".


Ebenso ist das Anheben der Altersgrenzen für Sex und für erlaubte Fotos von 14 auf 18 Jahre enthalten. Damit werden diese strafrechtlich relevanten Regelungen nun von Kindern auch auf Jugendliche ausgeweitet, was nicht nur auf Deutschland zutrifft, denn es handelt sich um die Umsetzung einer europäischen Regelung. So kommt man in den Bereich, wo Strafen des Staates für völlig gewalt- und abhängigkeitsfreie einverständliche sexuelle Betätigung unter sexuell reifen Personen eingeführt werden.

Jugendliche, also junge Menschen, die bereits geschlechtsreif sind, haben ein Sexualleben und sexuelle Bedürfnisse. So masturbieren sich z.B. über 90% der Jungen ab etwa 12 Jahren regelmässig.

Diese sexuellen Bedürfnisse können durch gewissenlose Täter ausgenutzt werden, also z.B. durch Familienmitglieder, wie Vater, Mutter, Geschwister, Onkel, Tanten und andere Personen, die im Familienverbund stehen (auch wenn sie nicht verwandt ein müssen), weil sie durch die familiäre Situation (völlige Abhängigkeit des Jugendlichen von der Familie) Macht über die jungen Menschen ausüben können. Ähnliches gilt für Erzieher, Lehrer, Sporttrainer usw. Auch können aussenstehende Personen mit Gewalt oder Gewaltandrohung Jugendliche zu sexuellen Handlungen zwingen. Das alles ist längst strafbar.

Bosch, Garten der Lüste, Ausschnitt 7

Wenn man nun aber anfängt, generelle Altersgrenzen aufzustellen, ohne Sex unter (fast) Gleichaltrigen auszunehmen, so bezieht man einverständlichen, gewaltfreien Sex unter Personen, die in keinem Abhängigkeitsverhältnis stehen, in die Strafbestände ein, z.B. einer von Jugendlichen untereinander.

Das alles ist für die Kaste von entmenschten Politikern natürlich der schönste Ausweg. Reden wir nicht mehr über deren Politik, nicht über die von ihnen und ihren Konzernen verursachte Klimakatastrophe, nicht über den Sozialabbau, nicht über den Abbau von Bürgerrechten und nicht über imperialistische Überfälle auf andere Länder, reden wir von den „Kinderschändern“, von den Kinderporno-Ringen im Internet usw.

Dabei bleibt völlig aussen vor: Weit über 90% der sexuellen Übergriffe auf Kinder finden in den eigenen vier Wänden statt, fast immer durch Familienangehörige.

So hat denn auch Deutschland in dieser Sache in der vergangenen Woche einen neuen, traurigen Weltrekord aufgestellt. In einer Fahnung angeblich nach Kinderschändern, in Wirklichkeit nur nach Konsumenten von Kinderpornobildern hat die deutsche Polizei es fertiggebracht, die in Deutschland ansässigen Kreditkartenfirmen VISA und Mastercard zum Bruch ihrer Verträge mit den Kunden zu bringen. 22 Millionen Kreditkartenbesitzer wurden in der Aktion "Mikado" überprüft.

Es ging darum, herauszufinden, wer sich über seine Kreditkarte Zugang zu einer Internet-Site erkauft hatte, auf der Kinderporno-Darstellungen zu sehen gewesen sein sollen. Die Täter, also jene, die Kinderpornos erstellt und ins Internet gestellt hatten, waren nicht zu finden (warum eigentlich nicht?), da musste man seine Wut an simplen Konsumenten auslassen. Tatsächlich wurden eine Reihe solcher Konsumenten gefunden, gleichzeitig aber auch Unschuldige ins Visier gebracht (siehe den Fall jenes Unternehmers, der um ein Haar sein Unternehmen verloren hätte).

Die Boulevardpresse, aber auch scheinbar seriöse Zeitungen und Fernsehstationen klatschten begeistert Beifall. Es wurde fälschlich von einem „Schlag gegen Kinderpornoringe“ gesprochen, in Wirklichkeit hatte man lediglich Konsumenten im Visier. Für sie ist die Höchststrafe in „schweren Fällen“ (noch) zwei Jahre Gefängnis, das ist äquivalent zu Sachbeschädigung.

Als ein Rechtsanwalt gegen die rechtswidrige Aktion Klage erhob, kam der Chef des Bundes der Kriminalbeamten mit der absurden These an die Öffentlichkeit, ein Erfolg dieser Klage würde die „Kinderschänder“ siegen lassen. In Wirklichkeit hatte man es einfach aufgegeben, nach den Urhebern der Website zu fahnden, weil sie im Ausland sitzen und stattdessen nur Konsumenten ins Visier genommen.

Das Recht, nur mit richterlicher Einzel-Genehmigung in seinen persönlichsten Dingen herumstöbern zu lassen, wurde leichtfertig und vollständig abgeschaftt. Erschwerend kommt hinzu: In diesem Fall wurde die Auswahl der Personen, die gemeldet wurden, den Kreditkartenfirmen, also privaten Institutionen mit Profitinteresse, überlassen. Zu Recht fragte der Anwalt, der Klage erhob, wie man denn sichergestellt habe, dass diese Firmen nicht einen Teil der einschlägigen Personen, z.B. gute Kunden, von der Meldung ausgenommen haben.

Auch eröffnet man so die Möglichkeiten, Personen mit Meldung oder Nichtmeldung zu erpressen. Das ist generell das Problem, wenn man polizeiliche Fahndungsmassnahmen auf Privatfirmen überträgt.

Das war die Einstiegsdroge. Demnächst wird man über weitere Aktionen hören, bei denen ein Teil der Privatsphäre von Millionen von Bundesbürgern offengelegt wird. Natürlich alles nur, um böse, böse Kriminelle zu fangen. Mit der Zeit wird dies dann zur Routine werden und niemand wird sich mehr aufregen.

Wozu auch, nicht wahr? Es wird ja nur die grundlegende Regel abgeschafft, nur bei konkretem Verdacht darf gegen eine Person ermittelt werden, die in einem Staat gilt, der sich Rechtsstaat nennen will. Tatsache ist: Diese Regelungen wurden schon vorher durchlöchert. Deutschland hat nichts mehr mit einem Rechtsstaat zu tun – falls es denn je hatte.


Veröffentlicht in "Journalismus-Nachrichten von heute" am 21.2.2007, hier in einer erweiterten Version.

Zusatz vom 10. April 2007:
Der Artikel wurde heute ergänzt, um die Problematik deutlicher zu machen. Ebenso wurden auf Anregungen von Lesern (siehe die Kommentare unten) einige Passagen berichtigt (... Frau Merkel hat angekündigt ...), die nicht völlig korrekt formuliert waren.


Zusatz vom 24.August 2007:

Scheinbar sind hier doch noch einige Worte nötig zu den Bildern, die ich hier im Blog in den Artikel gestellt habe. Man kann diese wohl missverstehen.

So schreibt z.B. "Adrima", die sich mit "Zynismus pur" vorstellt, im 'Zelda-Forum' zu einem Artikel mit solchen Bildern im Blog: "Ehrlich gesagt find ich es verwerflich, Nacktbilder in den Artikel einzufügen."

Die Bilder sind „offizielle“ Naturisten-Bilder (in Deutschland wird die Naturisten-Bewegung FKK genannt). Ich habe sie, weil ich in den 70er-Jahren selbst Teil dieser Bewegung war und Ferien in Naturisten-Camps verbracht habe.

Die „Nudists“ (FKK-Anhänger) sind der Meinung, der menschliche Körper, auch und gerade nackt, ist ein wahres Kunstwerk und unglaublich schön. Er ist keine schreiende Aufforderung zum Sex, wie uns manche weismachen wollen, sondern eine der ästhetischsten Ansichten, die für uns Menschen möglich sind.

Nichts an einem nackten menschlichen Körper ist nach dieser Ansicht schlecht, sündig, „unschamhaft“ oder „unkeusch“. Er ist vielmehr das Meisterwerk der Natur (oder Gottes, je nach Glaubenseinstellung).

Aus diesem Grund haben viele Nudisten-Camps eine Foto-Bibliothek von besonders gelungenen Fotos von Nackten im Camp. Solche Fotos werden zum Teil von stolzen Eltern oder Ehepartnern dem Camp hinterlassen (mit Einverständnis der Abgebildeten), zum Teil bei Schönheitskonkurrenzen aufgenommen, die in der Ferienzeit in vielen Camps für Männlein und Weiblein und in allen Altersstufen üblich sind. Die Kandidaten bei diesen Konkurrenzen erklären sich einverstanden mit dem Fotografieren und dem Einstellen der Fotos in die Bibliothek.

Die Bilder der Bibliothek stehen den Camp-Feriengästen zur Verfügung. „Nudists“ tauschen auch solche Bilder untereinander. So bin ich an solche Bilder gekommen.

Es gibt auch websites von Camps oder Nudisten-Organisationen, die solche Fotos im Internet ausstellen, z.B. diese US-Site oder diese Site eines deutschen Reiseunternehmens.

Wer die Bilder vorurteilslos ansieht, wird bestätigen, sie haben nichts „aufreizendes“ (im negativen Sinne) an sich und schon gar nichts pornographisches.

Man kann Naturisten-Bilder schon daran erkennen, dass sie praktisch immer im Freien aufgenommen sind und dass sie meist natürliche Situationen in einem Ferienkamp zeigen. Andere dieser Bilder sind typische Familienfotos, wie sie ein stolzer Vater aufnimmt oder ein Freund oder Partner.

Sie stehen hier im Blog, weil ich damit die Problematik der beabsichtigten Gesetze deutlich machen und die Aufmerksamkeit der Leser auf die Tatsache lenken will, wie schön und pornofrei Abbildungen des nackten menschlichen Körpers sein können.

Karl Weiss



Weiterer Zusatz zum Artikel

Auch diese Meldung vom 9.9.2007 gibt eine Vorstellung, zu welchen Absurditäten die extremistischen Christen von der Bush-Clique fähig sind:

Die 23-jährige Kyla Ebbert wurde kurz vor dem Start ihrer Maschine von San Diego, Kalifornien, USA, des Flugzeugs verwiesen, weil ihre Kleidung für die Fluggesellschaft Southwest Airline als zu provozierend angesehen wurde.

Kyla Ebbert in der beanstandeten Kleidung

Sehen Sie selbst das Bild von Kyla in der beanstandeten Kleidung und sie bekommen einen guten Einblick, was man in Zukunft auch in Deutschland von Merkel, Beckstein und Konsorten zu erwarten hat.

Als Begründung wurde angegeben, man sei eine Familienfluglinie. Das Abheben auf die ‚Werte der Familie’ eint seit jeher reaktionäre (und faschistische) Politiker und extremistische Christen. Wenn sich jemand auf die ‚Werte der Familie’ bezieht, wissen Sie, von was die Rede ist.

Wenn Sie hier Anklänge an islamistische Hysteriker erkennen, die glauben, ihre Frauen müssten sich vollständig verhüllen, so liegen Sie wohl nicht weit entfernt.

Religiöse Fanatiker, Bush und Bin Laden, ähnelten sich schon seit Urzeiten.

Quelle hier


Zusatz zum Artikel

anlässlich der Verabschiedung des neuen Sexualstrafrechts im Bundestag

Um einen ungefähren Eindruck zu geben, wie es um den Sex von Jugendlichen in Deutschland bestellt ist, hier einige Zahlen aus der letzten Sex-Studie des Stern:

„Im Alter von 14 Jahren hätten nach den neuesten Zahlen zwölf Prozent der Mädchen und zehn Prozent der Jungen bereits einen Geschlechtsverkehr erlebt. Im Alter von 15 Jahren seien es 23 Prozent der Mädchen und 20 Prozent der Jungen, mit 16 Jahren 47 Prozent beziehungsweise 35 Prozent. Bei den 17-Jährigen berichteten 73 Prozent der Mädchen, schon Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Bei den Jungen seien es in diesem Alter praktisch unverändert 66 Prozent.“

Es ist also (73/66%) nicht irgendeine Minderheit, die vor dem Erwachsen-Sein bereits Geschlechtsverkehr hat. Und man darf im Zeitalter des Fotohandy davon ausgehen, dass in nicht unwesentlichen Teilen dieser Fälle Fotos und Videos aufgenommen werden. Diese sind nach neuer Gesetzgebung in Deutschland „Kinderpornos“, jedenfalls dann, wenn sie nicht unter völligen Verschluss und bei den beiden bleiben. Bereits das Verschicken per E-Mail-Anlage verwirkt eine Gefängnisstrafe! Umso mehr, wenn Mädchen ihr „Eroberung“ den Freundinnen zeigen oder Jungs ihren Freunden. Die Absurdität dieser Gesetzgebung ist nicht mehr zu überbieten.


Hier eine Anzahl Links zu anderen Artikeln im Blog zu hysterischen Kinderporno-Verfolgungen, christlich-extremistischen Absurditäten und Sexualstrafrechts-Verschärfungen:

- USA: Absurditäten des religiösen Extremismus

- ...promt ging die Sache in die Hose –Rasterfahndung hätte um ein Haar eine Firma gekostet

- Schon in den USA, bald auch bei uns – Gefängnis für Sex unter 18

- Die Zukunft der USA unter den extremistischen Christen

- Sex?? Gefängnis!!

- Operation Ore, Teil 1: Der grösste Polizei-, Justiz- und Medien-Skandal des neuen Jahrtausends

- Operation Ore, Teil 2: Die Berühmtheiten unter den Verdächtigten, die Rolle der Polizei

- Operation Ore, Teil 3: Die Rolle der Politik und der Medien

- Dossier Verschärfung Sexualstrafrecht, Teil 1

- Dossier Verschärfung Sexualstrafrecht, Teil 2

- Die Dossiers Verschärfung Sexualstrafrecht

- Sex unter 18? – 10 Jahre Gefängnis!

- Schärferes Sexualstrafrecht soll Donnerstag durch den Bundestag

- Hurra! Sie haben es gestoppt

- Justiz im US-Bundesstaat New Jersey: Kein Internet für „Sex Offenders“

Samstag, 17. Februar 2007

Stärkster Hurricane aller Zeiten

Wilma und die Hurricanes 2005

Von Elmar Getto

Es war schon eine ganze Zeit lang nötig, diesen Artikel aus dem Jahr 2005 in einer aktualisierten Version hier in den Blog zu stellen, denn er stellt einen klaren Beweis für die These dar, es werden auf dem Weg in die Klimakatastrophe in steigendem Maße Unwetter gewaltigen Ausmasses auftreten, welche mehr und mehr Opfer kosten werden. Der Weg in die Klimakatastrophe ist nicht ein leises Ansteigen von Temperaturen, sondern ein lautes Sturmheulen. Deshalb ist dieser Artikel so wichtig gegen die verniedlichenden Mitteilungen der bürgerlichen Massenmedien, die nahelegen, ein wenig wärmer könnte doch sogar angenehm sein.

Mit Tricks und unrichtigen Vergleichen versuchen die Behörden der USA und - als brave Nachbeter ihrer Herrchen - die Mainstream-Medien weiterhin zu verschleiern, daß die 2005-Saison der Hurricanes längst beweisen hat, daß diese Wetterveränderungen auf langfristige Klimaveränderungen zurückgehen, die durch die globale Erwärmung verursacht sind. Ausgelöst wird diese im wesentlichen durch den Anstieg des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre, was auf das ungebremste Verbrennen fossiler Energieträger (Erdöl, Ergas und Kohle) durch die Grosskonzerne und deren Politiker zurückzuführen ist. Niemals in der Geschichte der Hurricanes im Nordatlantik hat es irgendeine vergleichbare Saison gegeben, auch wenn anderes behauptet wird.

Von den jährlich im Sommer im Süden des Nordatlantik entstehenden Unwettern haben sich dieses Jahr bereits 12 zu Hurricanes entwickelt und mit Wilma nimmt nun bereits der dritte Hurricane, der die höchste Kategorie ‚Fünf’ erreicht hat, auf die USA Kurs. Niemals hat es irgend etwas Vergleichbares gegeben, aber weiterhin wird geleugnet, daß ein Zusammenhang mit dem CO2-Ausstoß von Kraftwerken, Industrie und Fahrzeugen gegeben ist, wie es Wissenschaftler bereits in den neunziger Jahren vorausgesagt haben. Angesicht der dramatischen Hurricane-Entwicklung muß man sogar die Frage stellen, wann die globale Umweltkatastrophe überhaupt noch aufzuhalten sein wird, selbst wenn radikale Maßnahmen erfolgten.

Allerdings ist nicht einmal der Ansatz von radikalen Maßnahmen zu erkennen, speziell nicht in den USA, die bei weitem der größte Verursacher sind. Da ist es eine feine Ironie, daß genau dort diese Hurricanes mit besonderer Wucht einschlagen. Aber am Ende trifft es nicht die Verantwortlichen in Regierung und Konzernetagen, sondern die Ärmsten der Armen, wie in New Orleans.

Der US-Präsident hat weiterhin alle Regierungsstellen angewiesen, einen Zusammenhang der Intensität der Hurricanes mit der globalen Erwärmung und dem CO2-Ausstoß kategorisch zu leugnen. Weiterhin will die US-Regierung nicht einmal dem völlig unzureichenden Kyoto-Protokoll beitreten.

Andauernd werden Vergleiche mit anderen Hurricane-Saisons an die Presse gegeben, um zu suggerieren, daß die diesjährige Saison keineswegs weit über alles hinausragt, was es je gegeben hat, was aber die Tatsache ist.

So ergab sich am 19.10. die kuriose Situation, daß untereinander in `Rbi-aktuell` zwei entgegengesetzte Meldungen standen. Oben im Nachrichtenticker von AFP stand, 21 Hurricanes in einem Jahr im Atlantik hätte es erst einmal zuvor gegeben, im Jahr 1969. Kurz darunter, im Artikel von W. Weitlaner dagegen hieß es, in der gesamten Geschichte der Aufzeichnungen von Hurricanes seit 154 Jahren hätte es nur einmal mehr Hurricanes gegeben als 2005, nämlich im Jahre 1933. Las man am gleichen Tag die Meldung einer anderen Nachrichtenagentur, so stand dort, nur 1933 hätte es schon einmal 21 Unwetter im Nordatlantik gegeben.

Diese ständigen Verweise auf andere Jahre stammen von offiziellen US-Stellen und wollen die diesjährige Saison relativieren, so als ob sie ein einmaliger Ausreißer sei, so wie sie früher auch schon vorgekommen seien. Das ist aber nicht der Fall.

Es mögen 1933 oder auch 1969 schon einmal 21 oder mehr Unwetter im Nordatlantik entstanden sein, in beiden Jahren gab es jedenfalls laut der vorliegenden Liste der offiziellen US-Behörde nicht einen einzigen Hurricane, der stark genug war, um bis an die Küsten der USA zu kommen und dort große Schäden und viele Toten verursacht hätte. Es ist völlig ohne Bedeutung, wie viel mittlere Unwetter im Atlantik entstehen und dann dort verrauschen. Was sich in einer Exponentialkurve beschleunigt, sind große, extreme Hurricanes, die es bis an die Küste der USA schaffen und dort größere Schäden und viele Tote verursachen.

Es ist also kein Zufall, daß Wilma soeben zum stärksten Hurricane aller Zeiten erklärt wurde, mit einem Mindest-Luftdruck von 882 mBar, dem geringsten je gemessenen Luftdruck. Bei Hurricanes läuft deren Stärke (Windgeschwindigkeit) und der Mindestdruck parallel. Laut der vorliegenden Meldung hat Wilma bereits Windstärken von 280 km/h, das ist also weit mehr als die 230, die für die Einstufung in die höchste Kategorie 5 nötig sind (könnte auch ein Weltrekord sein).

Bereits die 230 km/h werden folgendermaßen beschrieben: Alle ungeschützten Fenster werden eingeweht. Häuser werden zumindest abgedeckt, können aber auch vollständig weggeweht und zerstört werden. An Betonbauten mittlere bis schwere Schäden. Alle Bäume werden entwurzelt oder geknickt. Personen im Freien werden weggetragen und zerschmettert. Schilder, Ampeln, Masten werden zerstört. Äste und andere mittlere Objekte werden zu Geschossen und können Wände durchschlagen. Autos und andere größere Objekte werden davongetragen und können Häuser durchschlagen.

Und bei diesem Hurricane reden wir über noch weit höhere Windgeschwindigkeiten. Das kann dann nur noch mit einem anderen Naturereignis verglichen werden: den Tornados (Twisters), bei denen diese Windgeschwindigkeiten von 280 km/h allerdings nur auf einen 20 bis 100 Meter dünnen Schlauch beschränkt sind. Beim Hurricane allerdings ist die ganze Zone um das Auge herum von solchen höchsten Geschwindigkeiten betroffen und das sind um die 30 km.

Vergleicht man die Satellitenbilder von Wilma mit der Landkarte, kommt man auf einen Durchmesser im Moment von etwa 400 km. Damit dürfte es nicht nur der stärkste, sondern auch einer der umfangreichsten Hurricanes aller Zeiten sein.

Neben den hohen Windgeschwindigkeiten bieten die Hurricanes aber auch noch einen anderen, äußerst gefährlichen Aspekt: Die stundenlangen Platzregen, die nicht nur nahe dem Auge, sondern auch noch Hunderte von Kilometern von ihm entfernt auftreten können.

Die starken und andauernden Regenfalle im Schlepptau eines Hurricanes sind vor allem gefürchtet, weil sie immer wieder Überschwemmungen und Erdrutsche auslösen, die für viele Tote verantwortlich sind.

Ergebnis der Analyse der offiziellen Liste aller Hurricanes seit dem Jahr 1800 (welche die USA erreicht und mehr als 25 Tote verursacht haben):

Benutzt man die offizielle Liste der Hurrikanes, die seit dem Jahr 1800 die amerikanischen Küsten erreicht und dort mehr als 25 Tote verursacht haben, kommt man zu folgendem Ergebnis:

Im 19. Jahrhundert werden 12 dieser Hurricanes berichtet, das sind also 0,12 pro Jahr oder anders ausgedrückt etwas mehr als einer alle 10 Jahre (es kann sein, daß da ein paar fehlen, weil zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch keine systematischen Aufzeichnungen bestanden).

Im 20. Jahrhundert (bis einschließlich 1979) werden 14 solcher Hurricanes berichtet, das sind also für 80 Jahre im Schnitt 0,175 pro Jahr oder etwas weniger als ein Hurricane alle fünf Jahre. Hier ist also schon ein Anstieg zu verzeichnen, der allerdings noch zufällig und innerhalb natürlicher Schwankungsbreite sein kann oder auch auf die fehlenden Aufzeichnungen zurückzuführen sein kann.

Für die 26 Jahre seit 1980 (wenn man für 2005 drei Hurricanes einbezieht) aber sind bis jetzt bereits 22 Hurricanes (oder tropische Stürme) mit mehr als 25 Toten gezählt worden (Schnitt 0,85), das ist bereits fast einer jährlich.

Nimmt man nur den Zeitraum der letzten 16 Jahre, also seit 1990, kommt man auf 19 Hurricanes, also über 1 pro Jahr (1,19).

Die Zahlenreihe 0,12 - 0,175 - 0,85 - 1,19 stellt eine Exponentialfunktion dar, wenn man sie gegen die Zeit aufträgt und dabei jeweils die mittleren Jahre des Zeitraums auf der Zeitachse verwendet, also die Jahre 1850, 1940, 1993 und 1998. Selbstverständlich geben die obigen Zahlen nicht nur diese vier Punkte her, sondern die ganze Kurve. Aber zur Charakterisierung der Kurve reichen die vier Punkte.

Sehr deutlich wird diese Entwicklung auch, wenn man die Jahre betrachtet, in denen mehr als ein Hurrikan die USA erreicht und mehr als 25 Tote verursacht hat:
1883 (2) - 1985 (2) - 1995 (2) - 1998 (2) - 2004 (4) - 2005 (3)
Die Beschleunigung der Entwicklung ist überdeutlich.

Auch diese Zahlenreihe läßt sich bei entsprechender mathematischer Umwandlung in eine Exponentialfunktion verwandeln. Damit haben wir - und das ist bei Auswertungen auf der Basis geringer Gesamtzahlen der Ereignisse immer wichtig (wir sprechen hier von insgesamt 61 berichteten solcher Hurricanes) - zwei voneinander unabhängige Ergebnisse, die beide Exponentialfunktionen darstellen und sich beide auf das Landfallen von solchen Hurricanes in den USA und auf ihre gesteigerte Häufigkeit beziehen, soweit es sich um intensive Hurricanes handelt.

Daß 2005 (bisher jedenfalls) weniger Hurricanes in USA aufweist auf dieser Liste, mag manchen verwundern, denn von den vier letztes Jahr hat man nicht so viel gehört. Allerdings hat sich auch eine Erhöhung der Intensität ergeben, der die bisher kleinere Nummer wett macht.

Während die vier Hurricanes von 2004 alle in den mittleren Kategorien waren: Hurricane Charley, Kategorie 4; Frances, Kategorie 2; Ivan, Kategorie 3; und Jeanne, Kategorie 3, sind die drei, die als Hurricanes in den USA ankamen (bzw. im Fall Wilma noch ankommen) alle in der höchsten Kategorie 5.

Ergebnis der Analyse der offiziellen Liste aller Hurricanes seit 1980, die das Festland der USA erreicht und mindest eine Milliarde Dollar Schäden angerichtet haben:

Eine andere Statistik ist die ebenfalls der offiziellen Site der US-Behörde NOAA (www.noaa.gov) entnommene, basiert auf der Liste der Hurricanes seit 1980, die Landfall in den USA gemacht haben und mindestens eine Milliarde Dollar Schäden angerichtet haben:

In der ganzen Dekade der 80er waren es 3 (das ist also ein Schnitt von 0,3), in den 90ern 9 (Schnitt: 0,9) und in den ersten sechs Jahren des neuen Jahrtausends sind es nun schon ebenfalls 9 (Schnitt: 1,5). Auch hier haben wir die ersten Ansätze einer Exponentialfunktion, wenn auch die geringe Zahl der Ereignisse auf dieser Basis eine gesicherte Auswertung nicht zuläßt.

Unabhängig davon kann aufgrund der Auswertung eindeutig belegt werden, daß es sich um ein schnelles Ansteigen der Zahl der intensiven Hurricanes handelt, die in den USA Landfall machen. Irgendeine Vergleichbarkeit mit historischen Fällen ist nicht gegeben. Vielmehr steht eindeutig fest, daß früher (bis 1980) typischerweise nur alle fünf bis zehn Jahre ein (in Zahlen 1) Hurrican in den USA ankam, der so stark war, daß er viele Tote verursachte.

In den letzten zwei Jahren sind es bereits mindestens 7, die 28 Tote und mehr verursacht haben.

Selbst wenn wir davon ausgehen, daß es für den ausschlaggebenden Punkt, die Oberflächentemperatur des Wassers im Nordatlantik in der Nähe des Äquators und im Golf von Mexiko mehrere bedingende Faktoren gibt, nicht nur die globale Erwärmung, so daß im nächsten Jahr z.B. weit weniger verheerende Hurricanes auftreten könnten [bemerkenswert, diese Vorhersage, denn genau das trat ein], läßt die Betrachtung über viele Jahre doch eindeutig schließen, daß eine steigende Tendenz vorliegt und das nicht linear, sondern exponentiell, so wie Naturereignisse typischerweise auf quantitative Änderungen wie steigende Temperaturen reagieren.


Dies ist ein weiterer besonders herausragender Artikel von Elmar Getto aus der "Berliner Rundschau", damals noch "Rbi-aktuell". Er enthält, mathematisch bewiesen, den Beleg, daß die Hurricane-Saison 2005 völlig aus anderen herausragt und daß die Hurricanes im Nordatlantik in letzter Zeit exponentiell an Stärke und Energieinhalt zunehmen. Der Artikel erschien am 20.10.2005.



Link zum Originalartikel hier



Hier eine Anzahl Links zu anderen Artikeln im Blog zur beginnenden Klimakatastrophe und was man dagegen tun kann:

- Regenwaldvernichtung und Trockenheit im Amazonasgebiet

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 1 – Bill Gates und George Soros investieren in Alkohol

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 2 – Was spricht gegen Bio-Kraftstoffe?

- Sprit aus nachwachsenden Rohstoffen

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 3 – Der 'Rush' gewinnt an Tempo

- Das Klima kann nicht warten – Offener Brief an „Rettet den Regenwald“

- Wie die Industrie der „Global Warming Sceptics“ funktioniert

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 4 - Endlich auch Bio-Alkohol in der Bundesrepublik

- Kofi Annan: Keine Gegenargumente mehr

- Brasilien plant völlige Umstellung auf Biodiesel

- Lulas Brasilien, Teil 4 – Abholzen und Abbrennen

- Klimakatastrophe: IPCC-Report klammert entscheidende Frage aus

- Wie wird der Verkehr der Zukunft angetrieben

- Naive Umweltschützer geben Massenmedien Stichworte

- Briefwechsel mit „Rettet den Regenwald“

- Ein deutscher ‚Global Warming Sceptic’

- Klimahetzer? – Klimaketzer? Eine Auseinandersetzung um die beginnende Klimakatastrophe

Freitag, 16. Februar 2007

Klimakatastrophe: IPCC - Report klammert entscheidende Frage aus

Unter Einfluss der US-Regierung?

Von Karl Weiss

Das war also der große Tag: Am 1. Februar wurde der erste Teil des IPCC-Reports von der UNO vorgelegt, der nun endgültig Auskunft über die Zukunft des Klimas und den Übergang in die Klimakatastrophe geben sollte.

Die einzelnen Vorhersagen sind denn auch furchterregend, wenn man sie zu deuten weiß, aber auf die entscheidende Frage wurde keine Antwort gegeben, nicht einmal die Frage als solche erwähnt: Bis wann hat die Menschheit noch Zeit, die Verbrennung fossiler Energieträger zu stoppen, bevor die globale Erwärmung durch die selbstverstärkenden Effekte nicht mehr zu bremsen sein wird, geschweige denn umgekehrt werden kann?


Die Vorhersage einer Erderwärmung von zwischen 4 und 5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts (eine genauere Zahl mit Kommastellen hinter der 4 ist Unsinn) ist in mehrerer Hinsicht ungenügend. Zum einen muss diese Zahl interpretiert werden, sonst hat ein unbedarfter Beobachter den Eindruck, es handele sich lediglich um geringfügig höhere Temperaturen, was eventuell sogar angenehm sein könnte. Zum anderen ist damit nichts ausgesagt, wie schnell am Ende des Jahrhunderts die Durchschnittstemperaturen weiter steigen werden. Wennn zum Beispiel 10 Jahre später bereits weitere 5 Grad Erwärmung erreicht sind, sagen diese Zahlen nichts aus.

Globale Erwärmung

Es ist bezeichnend für die Berichterstattung der bürgerlichen Medien, dass lediglich diese Nummer genannt wurde (zusammen mit 50 cm Merresspiegel-Anstieg), ohne deren Bedeutung klar zu machen. Das ist schlichte Desinformation.

Außerdem hat der Report offenbar nicht die mit der Erhöhung der weltweiten Temperaturen einsetzenden selbstverstärkenden Effekte der Erwärmung erwähnt, aus Gründen, die noch zu klären sein werden.

Ebenso hat er Zahlen für den Anstieg des Meeresspiegels vorgelegt, die völlig überholt sind. Es liegen schon neue, weit höhere Zahlen vor. Auch in diesem Fall wäre zu klären, warum.

Es ist zu vermuten, die Regierung der USA, die ja in der UNO das Sagen hat, machte ihren Einfluss geltend, um bestimmte Themen im Report nicht zu erwähnen und andere mit veralteten Zahlen.

So sind denn die bürgerlichen Medien auch schon wieder zur Tagesordnung übergegangen. Es werden Artikel veröffentlicht, die spekulieren über ein Europa mit ein paar zusätzlichen Graden, und suggerieren, dies sei die einzige Veränderung, die der „Klimawandel“, wie sie die beginnende Klimakatastrophe nennen, mit sich brächte.

Die fünf wärmsten Jahre seit 1890

Es ist charakteristisch: Wenige Tage nach der Veröffentlichung wurde der sowieso schon ungenügende Grenzwert für Autoabgase von der EU-Kommission auf Betreiben der deutschen Auto-Konzerne und – beflissene Dienerin – Frau Merkel aufgeweicht.

Kohlendioxid-Anstieg: Dies ist eine so überzeugende Kurve über das, was im Moment geschieht, dass sich jeder Kommentar erübrigt.

"Business as usual – Alarm abblasen – lediglich ein paar Grad mehr und ein paar Zentimeter mehr Meeresspiegel. Und das in 100 Jahren, wenn wir alle nicht mehr am Leben sind. Unsere Kinder und Kindeskinder? Sollen sie doch selbst damit fertig werden." Diese Haltung wird nahegelegt.

Treffende Karikatur

In Wirklichkeit bedeuten etwa 5 Grad weltweite Erwärmung eine grundlegende Veränderung aller klimatischen Vorgänge auf der Erde. Die tiefste Eiszeit, die es bisher auf der Erde gab, hatte weniger als 5 Grad Unterschied zu den heutigen Temperaturen. Die heißeste Epoche der Erde, das war zur Zeit der Dinosaurier, bedeutete weniger als 5 Grad Unterschied zu heutigen Temperaturen. 5 Grad bedeuten also das bei weitem extremste, was diese Erde je erlebt hat, seit sie bewohnt ist.

Zudem haben sich damals die Temperaturen um drei oder vier Grad im Laufe von Jahrtausenden verändert, heute reden wir von weniger als einem Jahrhundert.

Was hier interessant ist, ist die schwarze Linie (Beobachtung). Sie zeigt einen völlig von den vorherigen Scwankungen abweichenden, unaufhaltsamen Anstieg der Temperaturen in letzter Zeit.

Was an diesem Bild interessant ist (waagrechte Achse: Jahre; senkrechte Achse: weltweite Durchschnittstemperatur), ist die schwarze Linie rechts: Beobachtung. Die tatsächliche Temperaturentwicklung geht völlig aus dem bisherigen Schema heraus.

Aber abgesehen von all diesen Fragen wurde weder im Report noch in der Berichterstattung der bürgerlichen Medien darüber die entscheidende Frage aufgeworfen: Wie viel Zeit bleibt noch, bis die Entwicklung zur Klimakatastrophe unaufhaltbar ist?

Sich selbst verstärkende Effekte

Die globale Erwärmung hat nämlich einen furchterregenden Nebeneffekt: Die sich selbst verstärkenden Entwicklungen. Hier seien die wesentlichen davon aufgezählt:

1. In den Tundren des Permafrost – das ist im wesentlichen der ganze Norden Kanadas und Russlands – sind ungeheure Mengen von Kohlendioxid und Methan eingefroren. In dem Maße, wie der Permafrostboden auftaut, werden diese Mengen von Treibhausgasen zusätzlich freigesetzt.

2. Die Eiskappen, hauptsächlich an den Polen und in der Nähe der Pole, haben einen intensiven Effekt der Reflexion von Licht- und Wärmestrahlen. In dem Maße, wie sie wegschmelzen und sich verkleinern, werden zusätzliche von der Sonne kommende Energiemengen an der Erdoberfläche absorbiert und beschleunigen die globale Erwärmung.

3. Der Anstieg von Kohlendioxid in der Atmosphäre führt zu einer fortschreitenden Versauerung der Meere. Dies wiederum verringert die Möglichkeit für kalkerzeugende Lebewesen (Muscheln, Korallen usw.), Kohlenstoff in Form von Kalk der Atmosphäre zu entziehen. Ebenso werden dadurch bereits abgelagerte Kalk-Sedimente (von abgestorbenen Lebewesen) im Wasser aufgelöst. Dies wiederum befreit zusätzliche Mengen von Kohlendioxid und verstärkt den Effekt der Versauerung usw.

4. Ein anderer wesentlicher Teil des Kohlenstoffs ist in der Substanz der Lebewesen auf der Erde enthalten, wobei die Pflanzen die entscheidende Menge ausmachen. Was die Pflanzen auf dem Festland angeht, so werden sie durch die Ausbreitung und Neuformation von Wüsten und Steppen, durch fortschreitende Erosion durch die Wolkenbrüche, durch das Fortschwemmen fruchtbaren Humus, ganz abgesehen vom ungebändigten Abbrennen und Abholzen, in der Gesamtmasse verringert. Der Kohlenstoff, der ihre Masse ausmachte, wird dann in Form von Kohlendioxid und Methan in die Atmosphäre übergehen und einen Teufelskreis von ständig extremeren Klimasituationen, ständig weniger Pflanzen und ständig mehr Treibhausgasen in Gang setzen

5. Der andere, von der Masse her sogar grössere, Teil der Pflanzen ist in den Meeren in Form der Algen vorhanden. Zu Beginn der Entwicklung (das dürfte heute noch der Fall sein) stellen sie einen „Puffer“ dar, verlangsamen den Anstieg der Temperaturen und des Gehaltes an Kohlendioxid in der Luft, weil sie, begünstigt durch die in die Meere geschwemmten Nährstoffe, wachsen und gedeihen. Damit entziehen sie für eine Zeit Kohlendioxid der Atmosphäre, wandeln es in Pflanzensubstanz um und verlangsamen die Entwicklung zur Klimakatastrophe.

Allerdings können Algen nur in den obersten Wasserschichten der Weltmeere leben, weil sie Sonnenlicht brauchen. Damit ist dieser Effekt sichtlich begrenzt. Ist die Grenze der „Pufferfähigkeit“ erreicht, wird ein katastrophaler Umkehreffekt eintreten. Die absterbenden Algen aus dem übermäßigen Algenwachstum werden den Sauerstoff der oberen Wasserschichten des Meeres verbrauchen und bei dieser Verwesung ihren Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid und Methan freigeben. Ist der Sauerstoff dort verbraucht, kippen diese Meeresgebiete um. Es können dort keine Algen mehr wachsen, denn die brauchen Sauerstoff – auch alle anderen Meereslebewesen in den oberen Schichten werden vernichtet, denn auch sie brauchen Sauerstoff (abgesehen von den anaeroben Bakterien). Die absterbenden Algen und anderen Lebewesen werden in tiefere Wasserschichten sinken und den dort verbleibenden Sauerstoff verbrauchen. Soweit kein Sauerstoff mehr vorhanden ist, wird die Verwesung anaerob vor sich gehen, das heißt, es wird Methan produziert, ein Treibhausgas noch weit stärker als Kohlendioxid. Ist dieser Prozess in Gang gesetzt – das Absterben der Meere – werden innerhalb kürzester Zeit Mengen an Treibhausgasen freigesetzt, die es für einen Hintertreppenwitz erscheinen lassen werden, wie ein UNO-Report einmal von 5 Grad Erwärmung gesprochen hat, ohne die Weiterungen aufzuzeigen. Dann wird die Erwärmung in zig Graden gemessen. Das Überleben der Menschheit, wie wir sie kennen, ist dann unmöglich.

Nach allem, was wir heute wissen, können alle diese Entwicklungen noch aufgehalten werden, wenn jetzt sofort durchgreifende Maßnahmen zum Ersetzen von Energiegewinnung aus fossilen Stoffen durchgeführt werden.

So haben z.B. Brasilien und Schweden Programme aufgelegt, bis zum Jahr 2020 die fossilen Energiestoffe praktisch vollständig zu ersetzen bzw. einzusparen (allerdings hat die neue konservative schwedische Regierung schon durchblicken lassen, sie wird dies Programm so nicht umsetzen). In allen anderen Ländern sind noch nicht einmal ernst zu nehmende Ansätze vorhanden. Fast überall nur leere Absichtserklärungen und ein paar Mini-Alibi-Programme.

Energieverbrauch Deutscland

Dieses Bild vom Umwelt- und Wirtschaftsministerium belegt eindeutig: Die Bundesregierung plant überhaupt keine Verminderung des Anteils der fossilen Quellen am "Energie-Mix".

Nach unterschiedlichen Aussagen von Wissenschaftlern dürften in etwa noch 10 bis 15 Jahre Zeit bleiben, bis der Ausstoß an Treibhausgasen so weit verringert sein muss, dass die sich selbst verstärkenden Effekte nicht jegliche Bemühungen zunichte machen werden. Eventuell könnten es auch 20 Jahre sein, aber es gibt keinen ernst zu nehmenden Wissenschaftler, der von mehr Zeit geprochen hätte. Spätestens im Jahre 2027 ist also alles entschieden - und das ist übermorgen.

Was nützt es, wenn unsere Kinder und Kindeskinder am Ende dieses Jahrhunderts wirklich „nur“mit 5 Grad genereller Erwärmung und „nur“ 50 cm höherem Meeresspiegel rechnen müssten, aber bereits seit 80, 70 oder 60 Jahren wissen, das Ende der Menschheit, wie wir sie kennen, ist nicht mehr aufzuhalten.

Es gibt nur einen Ausweg: Wir müssen in Massenbewegungen, wie es die Franzosen vorgemacht haben, die menschenverachtende Politikerkaste und ihre Auftraggeber in den Großkonzernen zwingen, solche massiven Ersatz- und Einsparungsprogramme durchzuführen.


Veröffentlicht in der "Berliner Umschau" am 16. Februar 2007, hier leicht redigiert


Hier eine Anzahl Links zu anderen Artikeln im Blog zur beginnenden Klimakatastrophe und was man dagegen tun kann:

- Regenwaldvernichtung und Trockenheit im Amazonasgebiet

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 1 – Bill Gates und George Soros investieren in Alkohol

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 2 – Was spricht gegen Bio-Kraftstoffe?

- Sprit aus nachwachsenden Rohstoffen

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 3 – Der 'Rush' gewinnt an Tempo

- Das Klima kann nicht warten – Offener Brief an „Rettet den Regenwald“

- Wie die Industrie der „Global Warming Sceptics“ funktioniert

- Der Alkohol-Boom hat begonnen, Teil 4 - Endlich auch Bio-Alkohol in der Bundesrepublik

- Kofi Annan: Keine Gegenargumente mehr

- Brasilien plant völlige Umstellung auf Biodiesel

- Lulas Brasilien, Teil 4 – Abholzen und Abbrennen

- Stärkster Hurricane aller Zeiten

- Wie wird der Verkehr der Zukunft angetrieben

- Naive Umweltschützer geben Massenmedien Stichworte

- Briefwechsel mit „Rettet den Regenwald“

- Ein deutscher ‚Global Warming Sceptic’

- Klimahetzer? – Klimaketzer? Eine Auseinandersetzung um die beginnende Klimakatastrophe

Donnerstag, 15. Februar 2007

Lulas Brasilien, Teil 7 - Brasilien grösster Fleischexporteur der Welt

Das Weltklima dankt

Von Karl Weiss

Jetzt sind die Statistiken veröffentlicht worden, jetzt ist es heraus: Brasilien ist im Jahre 2006 zum größten Fleischexporteur der Welt geworden. Was das für Konsequenzen für das Weltklima und die bereits beginnende Klimakatastrophe hat, sowohl wegen der Zerstörung der Regenwälder als auch durch die Freilandviehhaltung auf riesigsten Flächen ohne Baum und Strauch, das kann man erahnen.

Corcovado von Botafogo aus

2,2 Millionen Tonnen Fleisch wurden 2006 von Brasilien aus eingeschifft, was einen Wert von 3,9 Billions (Milliarden) US-Dollar ausmachte, ein Anstieg von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als es 3,06 Billions of Dollars waren.

Interessant, den Durchschnittspreis anzusehen: etwa 1.800 Dollar pro Tonne oder anders gesagt, etwa 1 Dollar und 80 Cents oder etwa 1 Euro und 40 Cent pro Kilo.

Dieser hübsche Preis (vergleichen Sie einmal, was Sie für Fleisch zahlen) schließt natürlich auch das wohlfeile Hühnerfleisch ein (Brasilien ist ebenso weltgrößter Exporteur von Hühnerfleisch), aber trotzdem bekommt man eine ungefähre Ahnung, wie bei diesen Geschäften des Lebensmittelbereiches sowohl die Erzeuger wie auch die Verbraucher geprellt werden, um der Lebensmittelindustrie und den Supermarkt-Konzernen Märchenprofite zukommen zu lassen.

Was aber am wichtigsten ist: Damit hat Brasilien 40 Prozent des Welt-Fleischmarktes erobert und den bisherigen Spitzenreiter Australien abgelöst. In Worten: Vierzig Prozent!

Hühner- und Schweinefleisch (letzteres in Brasilien selbst kaum abzusetzen) werden in Brasilien (wie auch Australien und den USA) so wie fast überall auf der Welt produziert: In engen Käfigen und Ställen, unter Einsatz von Wachstumshormonen und Antibiotika, Tierschutz gibt es weder hier noch sonstwo.

Interessant: Der Absatz von Hühnerfleisch aus Brasilien ging sogar zurück im Jahr 2006 gegenüber dem Vorjahr, laut Angabe der brasilianischen Züchterorganisation wegen weltweit zurückgehender Nachfrage. Der Zuwachs wurde also ausschließlich mit Schweine- und wohl vor allem mit Rindfleisch erzielt.

Was Australien und Brasilien gegenüber den anderen fleischerzeugenden Nationen auszeichnet: Beides sind Länder von kontinentalen Ausmaßen, mit (relativ) geringer Bevölkerungsdichte. Beide haben riesige Flächen von Grasland, auf denen man Rinder gezielt zur Fleischerzeugung züchten kann. Es handelt sich also um Kühe, die nicht gemolken werden, um freilaufende Rinder, die Quadratkilometer von Gelände zur Verfügung haben. Einen Winter, in dem man sie in den Stall holen müsste, gibt es praktisch nicht. Damit sind die Kosten der Erzeugung pro Kilo Rindfleisch fast unschlagbar.

Europäische Rinderzüchter im übervölkerten Mittel- und Westeuropa (die Niederlande, England und Deutschland gehören zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Erde) können da nicht mithalten. Sie müssen Futter für die Rinder kaufen – und seien es auch nur zermahlene Rinder (einer der Hauptgründe für BSE) – und haben damit weit höhere Kosten.

Überhaupt lohnt sich Rinderhaltung zur Fleischerzeugung in Deutschland nur, wenn die Kühe auch gemolken werden und damit ein Zusatzverdienst über den Verkauf der Milch hereinkommt. Unterstützten EU-Agrarsubventionen nicht die Rinderhaltung sowohl für Milchvieh als auch als Schlachtvieh, gäbe es sowieso keine Rinderhaltung mehr in der EU – bis auf Ausnahmen. Nun, das wäre auch kein Beinbruch.

Fleischland Brasilien

Photomontage Fleischland Brasilien


Das Problem ist Brasilien.

Aufgrund der Besitz- und Machtstrukturen in Brasilien wird die Rinderhaltung – unabhängig davon, ob sie wirklich einträglich ist, zur „Gewinnung neuen Landes“ genutzt. Das betrifft prinzipiell den Amazonas-Regenwald, aber auch andere schützenswerte und noch weitgehend naturbelassenen Landschaften, wie das trockene „Cerrado“ im Nordosten Brasiliens und das Sumpfgebiet Pantanal im Grenzgebiet mit Paraguay und Bolivien.

In allen drei Bereichen – flächenmäßig bei weitem am meisten am Rand des amazonischen Regenwaldes – wird, meist mit Brandrodung, zunächst ein Areal zugänglich gemacht. Bei dem feucht-warmen Klima gedeihen auf den gerodeten Flächen bald Gräser, Kräuter und Blumen. Dann wird Schlacht-Rind dort eingesetzt, das nun den Bereich abgrast und niedertrampelt und eine Neubildung von Regenwald verhindert. Nach einer Zeit, meist zwischen ein und drei Jahren, wird dann die Rinderherde auf ein neu dem Urwald 'abgerungenes' Land überführt und Soja auf dem „neugewonnenen“ Land angebaut.

Wer dies macht, sind nicht etwa hungrige Kleinbauern, die auf den so gewonnenen Boden angewiesen sind. Über 90 Prozent der Vernichtung von vorher naturbelassenen Flächen gehen auf das Konto von Großgrundbesitzern, Holzhändlern und superreichen Spekulanten.

Im Fall der Holzhändler wird das Gebiet nicht niedergebrannt, sondern gerodet, und im Fall der Spekulanten lässt man es zunächst brach liegen (meistens findet sich ein „lieber Freund“, der ein paar Tausend Stück seiner Rinder dort weiden lässt) und dann mit hohem Gewinn an einen anderen Reichen verkauft.

Die Regierung Lula unternimmt nicht das Geringste, um dem Vordringen der Superreichen gegen den Amazonaswald und andere naturbelassene Flächen Einhalt zu gebieten. Dazu müsste sie sich ja auch mit der brasilianischen Oligarchie anlegen, die ja eben genau von diesen Großgrundbesitzern, Holzhändlern, Spekulanten und außerdem auch den Hintermännern der riesigen kriminellen Mafia-Banden gebildet wird.

Für seine Unterstützung im Parlament braucht Lula aber genau die Stimmen der von dieser Oligarchie Beauftragten dort (zum Teil sind die Parlamentarier selbst die Oligarchen oder aus den Oligarchen-Familien, teilweise lassen sie sich von einem gewieften Rechtsanwalt dort vertreten).

So wird dann jedesmal, wenn wieder eine Entscheidung im Parlament ansteht, die Stimme durch „Wohlverhalten“ gekauft, d.h. die Bundesregierung sichert zu, der Superreiche darf eines der von ihm im Moment gerade bevorzugten illegalen oder halblegalen Geschäfte durchziehen, ohne von Polizei oder Staatsanwaltschaft 'gestört' zu werden.

Ein Land, das von einer solchen Oligarchie beherrscht wird, braucht keine äußeren Feinde mehr.

Die diversen Umweltorganisationen wie „Rettet den Regenwald“, ,Friedensforum’ und andere können also getrost ihre Kampagnen einstellen, in denen behauptet wird, es wäre der Zuckerrohranbau für den Benzin-Ersatz Alkohol oder das Bio-Diesel, die für die Abholzung des Regenwaldes verantwortlich seien. Es ist die Oligarchie. Sie würde auf jeden Fall abbrennen und abholzen - mit Alkohol und Biodiesel oder ohne.

Die Oligarchie macht die fettesten Profite und es wird ihr, wie in diesem Fall, das Fleisch, hauptsächlich von den imperialistischen Ländern, abgekauft. Dafür garantiert sie die Fortführung der US-freundlichen und neoliberalen Politik im Land.

Wenn man durch das Landesinnere Brasiliens fährt, z.B. hier im Bundestaat Minas Gerais, der eine größere Fläche einnimmt als die Bundesrepublik, so kann man riesige Weideflächen sehen, die fein säuberlich von anderem Bewuchs freigehalten werden, aber es sind kaum Rinder darauf zu sehen. Die riesige Zahl der Schlachtrinder verliert sich in einem Land von der Größe Brasiliens. Es können hier etwa noch 5-mal mehr Rinder weiden, ohne dass es zu einer Überweidung käme. Das Weideland wird von den Grossgrundbesitzern „vorgehalten“, um eventuell für Anbau zu dienen, falls sich eine profitable Frucht findet, oder um im Bedarfsfall noch weit mehr Rinder zu ziehen.

Die Unvernunft in der Ernährung der reichen Länder (und nicht nur jener), zweimal am Tag eine Fleisch-(Wurst-)Mahlzeit haben zu müssen, kann also noch beträchtlich ausgeweitet werden.


Glückwunsch, Brasilien! 40 Prozent, Brasilien!


Veröffentlicht am 15. Februar 2007 in "Journalismus - Nachrichten von heute".

Links zu den anderen Teilen von "Lulas Brasilien":

Teil 1 - Terroranschlag - Verdächtige freigelassen

Teil 2 - Brasilien und die Sklaverei

Teil 3 - Die Liste der Ermordeten wird immer länger

Teil 4 - Abholzen und Abbrennen

Teil 5 - Brasilianische Regierung von Vatikan-Radio angeklagt

Teil 6 - Pressefreiheit in Brasilien

Teil 8 - Deal mit der Mafia

Dienstag, 13. Februar 2007

Der Bundestrojaner und die unterschobene Straftat

Computer sind nicht nur ausspähbar, auch manipulierbar - Die Polizei tut es schon

Von Karl Weiss


Am Wochenende, 4. Februar 2007, wurde bekannt, der Bundesgerichtshof (BGH) hat die Durchsuchung von Computern von eventuell Verdächtigen mit Hilfe von „Trojanern“ (in diesem Fall dem „Bundestrojaner“) für unzulässig erklärt. Als unmittelbare Antwort darauf erklärte der allseits geliebte Minister Schäuble, dann würde dies eben nun per Gesetz beschlossen

Einen Tag später wurde durch eine Internet-Zeitung bekannt, in Hamburg wurde bereits ein Verdächtiger geschaffen, in dessen Computer Unbekannte (durch einen Trojaner oder eine vergleichbare Technik) kriminelle Aktivitäten eingepflanzt hatten. Anschließend wurde der Computer von der Polizei in einer Hausdurchsuchung beschlagnahmt und es wurden Beweise für eine Straftat in den Computer eingeschleust. Das Unterschieben der Straftat kam nur heraus, weil man technisch nicht völlig sauber vorgegangen war und ein unabhängiger Gutachter dies herausfand.


Wie der Zufall es will (es mag auch kein Zufall sein), ist unser lieber Bundesschäuble bei der gleichen Partei, die anscheinend beim Unterschieben jener Straftat involviert war.

Die Internet-Zeitung „Journalismus – Nachrichten von heute“, die in der Schweiz erscheint, beim österreichischen Blog-Server twoday.net (Internetadresse: oraclesyndicate.twoday.net) berichtete am 5. Februar 2007 (hier), also einen Tag später, über das Unterschieben von gefälschten Verdachtsmomenten durch eine Art von Trojaner bzw. vergleichbare Technik, der auf dem Computer des Opfers offenbar Faxe verfasst und abgeschickt hat.

Die Geschichte ist, wie sie dort berichtet wird, in etwa folgende: Der Hamburger Journalist, Photograph, Filmregisseur, Kameramann, Komponist und Bildkünstler Harald Haack geriet aus Gründen, die man nur vermuten kann, in das Visier einer Gruppe von Personen, die ihm schaden wollten. Nach seiner Aussage besteht zwischen diesen Personen wahrscheinlich der Zusammenhang, dass sie in Hamburg und Umgebung in der CDU sind.

Nun geschah es im Jahre 2003, das in Timmendorf an der Ostsee ein Junge entführt worden war oder jedenfalls bei der Polizei eine Vermisstenmeldung für den Jungen vorlag (der Fall „Alexander“). Offenbar befürchtete man, ein Kinderschänder könnte sich an ihn herangemacht haben.

Da kamen bei einer Lübecker Tageszeitung drei Faxe an, in denen eine anonyme Person (allerdings ohne das Absendertelefon unkenntlich gemacht zuhaben, also eben nicht wirklich anonym) das CDU-Mitglied W. anklagte, den Jungen in seiner Nienburger Ferien-Wohnung gefangen zu halten. Von der Zeitung wurde die Polizei benachrichtigt, die denn auch dorthin fuhr, die Wohnung aufbrach und feststellte, dort war niemand, weder der Eigentümer noch der Junge.

Dann begann die erste verdächtige Unregelmäßigkeit: Der leitende Fahnder, Kriminalhauptkommissar S., der ja immer noch von der Möglichkeit ausgehen musste, der Inhaber der Wohnung W. könnte der Entführer sein, rief diesen an, um ihn vom Aufbrechen der Wohnung zu berichten. Es besteht die Vermutung, auch er ist in der CDU. Sollte er eventuell alle Pflichten vergessen haben, um den Parteifreund zu unterrichten? Kann ja wohl nicht wahr sein!

Dann die zweite Unregelmäßigkeit. Der unschuldig Beschuldigte W. ( unschuldig jedenfalls bezüglich der Anklage der Entführung des Jungen) sagte dem Kriminalkommissar, die Faxe mit der falschen Anklage kämen von Harald Haack, der im gleichen Gebäude wie er wohnt. Dies geht aus der Ermittlungsakte hervor. Wie konnte der Mann wissen, die Telefonnummer auf dem Fax, das er gar nicht gesehen hatte, war die von Harald Haack?

Die Kenntnis des Zusammenhangs mit Harald Haack konnte zu diesem Zeitpunkt nur jemand haben, der entweder selbst den Trojaner (bzw. vergleichbare Technik) eingeschmuggelt hat oder Teil einer kriminellen Vereinigung ist, die dies getan hat.

Das war es nämlich, was sich herausstellte: Der Junge tauchte wieder auf, er war gar nicht entführt worden, der W. war unschuldig und die Nummer auf den drei Faxen war die von Harald Haack, eingeschmuggelt über den Computer oder über ein kleines Gerät an der Telefonleitung außerhalb der Wohnung.

Nun wurde eine Untersuchung gegen Harald Haack wegen Diffamierung und falscher Anklage eröffnet. Man verhörte ihn hochnotpeinlich in seiner Wohnung und beschlagnahmte seinen Computer. Da er kein Faxgerät besaß, konnten die Faxe nur von seinem Computer gesandt worden sein. Das ISBN hat eine Faxfunktion, die unter bestimmten Umständen aktiviert werden kann.

Allerdings hätte schon auffallen müssen: Ein Mann, der bereits mit der Tätigkeit als Filmregisseur bewiesen hatte, Perfektionist zu sein, hätte nie vom Computer solche Faxe geschickt, wenn er doch wusste, dass seine Fax-Funktion im Computer die Absender-Nummer mitschicken würde. Wenn, dann hätte er diese Funktion natürlich abgeschaltet.

Die Faxe würden anhand der Spuren, die alle Aktivitäten im Computer hinterlassen, leicht nachzuweisen sein. Tatsächlich, nach kurzer Zeit bekam Harald Haacks Anwalt die Nachricht, auf dem Computer hätten sich die Spuren des Versendens dieser Faxe gefunden. Harald Haack fand auch auf seiner Telefonrechnung die Abrechnung über drei Faxe an jene Lübecker Tageszeitung. Damit war der Verdacht konkret geworden, die Lübecker Staatsanwaltschaft eröffnete ein Strafverfahren gegen Harald Haack.

Siehe hier den den Hilferuf von ihm damals in "indymedia".

Da nun Harald Haack aber wusste, er hat die Faxe nicht geschrieben, beantragte er bei der Richterin in seinem Verfahren, einen Computer-Sachverständigen einzuschalten, der dies im Computer überprüfen sollte. Als Sachverständiger wurde Prof. Klaus Brunnstein von der Uni Hamburg beauftragt. Das hat Harald Haack wahrscheinlich vor einer empfindlichen Strafe gerettet.

Die Untersuchungen von Prof. Brunnstein am verdächtigen Computer dauerten über ein Jahr. Das Ergebnis lässt selbst einem lebenserfahrenen Menschen wie dem Berichterstatter die kalten Schauer über den Rücken laufen: Tatsächlich finden sich Spuren dieser Faxe auf dem Computer, aber die sind alle nach der Beschlagnahme dorthin gekommen, also von der Polizei in den Computer eingeschleust worden.

Gleichzeitig wurden entlastende Anzeichen vom Computer gelöscht. Zu jenem Zeitpunkt hatte Harald Haack nämlich mehrmals Trojaner auf seinem Computer gefunden und gelöscht. Dies wurde aus dem Computer entfernt – ebenfalls mit einem Datum nach der Beschlagnahme. Wenn es aber die Polizei war, die solche falschen Spuren im Computer gelegt hat und andere Spuren getilgt hat, so muss man auch vermuten, sie war an dem Eindringen mit einem Trojaner (oder vergleichbarer Technik) beteiligt oder wusste jedenfalls davon.

Der Berichterstatter war hierüber entsetzt, er wollte es genau wissen. Im Gespräch mit einem Computerfreak hier in Brasilien konnte er klären, ja, diese technischen Möglichkeiten bestehen wirklich. Trojaner können in jeden Computer eingeschleust werden, der am Internet ist und sie können Aktivitäten in den Computer bringen und dokumentieren, von denen der Besitzer keine Ahnung hat.

Auch das Schicken von Faxen mittels eines Geräts an der Telefonleitung gehört zu den Möglichkeiten, das hat aber nichts mit "Trojanern" zu tun.

Um ganz sicher zu gehen, wurde vom Berichterstatter auch noch das Brunnstein-Gutachten von Herrn Haack angefordert und studiert. Es steht dort wirklich drin, was berichtet wurde.

Brunnsteingutachten
Auszug aus dem Brunnsteingutachten

Das eröffnet nun allerdings Möglichkeiten eines Polizeistaates, die einem wirklich die Haare zu Berge stehen lassen. Innen-Schäuble lässt per Gesetz den Gebrauch des Bundestrojaners beschließen und mit diesem kann dann auf jedem unserer Untertanen-Computer alles installiert werden, was man uns zur Last legen will.

Ein unbequemer Journalist, der vielleicht die Wut einiger CDU-Leute auf sich gezogen hat (er hat zum Beispiel über rechte Geheimorganisationen geschrieben - hier und hier), entkam einer schweren Bestrafung nur, weil die Richterin eine zusätzliche Untersuchung des Computers durch einen unabhängigen Gutachter anordnete.

Stasi 2.0

Was wird dann mit anderen Oppositionellen geschehen, in deren Computer weit grössere Verbrechen eingepflanzt werden (z.B. die "Beweise", dass einer Kinderpornographie produziert hat?)

Schöne neue Welt des Herrn Schäuble.


Veröffentlicht in der "Berliner Umschau" am 13. Februar 2007, hier geringfügig redigiert.


Zusatz vom 14. Februar 2007:

Heute hat in einem Artikel in Heise-Telepolis der Autor Werner Mühlbauer diesen gleichen Fall aufgegriffen.

Allerdings hat er nach meiner Ansicht ein wenig einseitig recherchiert. Er hat weder die CDU-Zusammenhänge erwähnt noch die in meinem Artikel aufgezeigten Unregelmäßigkeiten, genauso wenig die vermutlichen Ursachen für den abgrundtiefen Haß von Rechtsaußen in der CDU gegen Harald Haack. Es scheint, als wolle er die Polizei reinwaschen mit dem Hinweis, eine der in den Computer geschleusten Dateien hätte den Namen "test" getragen. Das sei ein Hinweis, es hätte nur ein Fehler vorgelegen, kein Beweis-Legen.

Das ist nicht der Fall. Die Polizei hatte nicht damit gerechnet, der Computer würde unabhängig untersucht werden. Die Entscheidung der Richterin kam unerwartet und hat nach Aussagen des Anwalts von Herrn Haack einen Wutanfall des zuständigenStaatsanwalts hervorgerufen, der anscheinend auch in der CDU-Gruppe ist.

Sehr wichtig ist aber am Artikel von Herrn Mühlbauer: Er hebt die Möglichkeiten der Manipulation von Computern durch beliebige Außenstehende hervor, die genügend Geld haben, einen Fachmann darauf anzusetzen. Damit dürfte die Beweiskraft von allen Dingen, die auf den Computern von Untertanen gefunden werden, in Frage gestellt sein.

Hier noch ein Hinweis darauf, wie Trojaner unbemerkt in den Computer von Millionen von Internet-Usern eingeschleust werden können. In "YooMe" heißt es dazu:

"Auf solchen Internetseiten wird dann im Hintergrund ein Wurm heruntergeladen der nichts anderes mehr tut als den Trojaner runterzuladen und sich im Anschluss selber zu löschen."

Es ist also lediglich nötig, im Hintergrund von viel besuchten Websites Würmer in die Computer eindringen zu lassen.

Karl Weiss


Hier noch weitere Links zum Fall:

- Harald Haack: Ein krimineller Fall von Beweisunterschiebung

- Telepolis: Wie verlässlich sind digitale Beweise?

- Chaos Computer Club e.V. - BGH-Entscheidung zur Online-Durchsuchung: Schnüffeln auf privaten Rechnern

- Indymedia (03/2003): Überfall von zivilen Mitarbeitern der Mordkommission

Dieser letzte Link ist zum Hilferuf, den Harald Haack damals ins Internet stellte, als klar wurde, man klagte ihn falsch an und hatte auch noch reale Anhaltspunkte.

Hier ist das Aktenzeichen des Lübecker Amtsgerichts über den Prozess gegen Harald Haack: 63 Ds 706 Js 101113/03 (579/03)

Montag, 12. Februar 2007

Eine Explosion des Unglaubens

9/11: Drei Viertel der US-Bürger glauben nicht (mehr) an offizielle Version

Von Karl Weiss

Nach einer neuen Umfrage der “New York Times“ sagen nun drei Viertel aller US-Amerikaner, sie glaubten nicht (mehr) an die offizielle Version der US-Regierung über die Vorgänge am 11. September 2001. Bereits vor einem Jahr war es die Hälfte der US-Bürger, die einen solchen Unglauben zeigten, nun ist es eine erdrückende Mehrheit.

Zu diesem Anstieg haben ohne Zweifel das Video “Loose Change” beigetragen, das bereits von etwa 100 Millionen Menschen, hauptsächlich in den USA, gesehen wurde und das Buch “The New Pearl Harbour” des US-Professors David Ray Griffin. Sowohl der Film als auch das Buch sind eine Zusammenstellung eines Teiles der Gründe für die Zweifel, die jeder vernünftige Mensch an der offiziellen Version haben muss.

So kommentierte z.B. der frühere englische Labour-Minister Michael Meacher:

“Nie in der Geschichte der Neuzeit gab es ein Ereignis von solch kataclysmischer Bedeutung, das so völlig in offene Fragen gehüllt ist. Einige der Hauptfakten sind bis heute nicht auf plausibler Basis erklärt.”

Es handelt sich dabei z.B. um die bis heute nicht geklärte Tatsache, dass an den Tagen unmittelbar vor den Attentaten Millionen von Dollars auf einen Fall der Aktien von United Airlines und American Airlines gewettet wurde, den beiden von 9/11 betroffenen Fluglinien und nicht auf die Aktien anderer Luftfahrtgesellschaften. An den drei Tagen vor den Anschlägen wurden diese Aktien 1.200 prozentig häufiger gehandelt als an normalen Tagen.

Nun hätten es ja die Terrororganisationen selbst gewesen sein können, die sich da einen zusätzlichen Profit verschaffen wollten, aber es ist absolut unerklärlich, warum die Börsenaufsicht die Personen nicht ausgemacht haben will, die da so große Gewinne einsteckten und überhaupt jede Besonderheit negiert.

9-11-Foto

Eine andere nie geklärte Frage ist, warum die entführten Flugzeuge nicht von Abfangjägern an ihren Vorhaben gehindert wurden, nachdem klar war, sie sollten in Gebäude gesteuert werden. Dafür war ausreichend Zeit. Es ist vorgeschrieben: Militärjets müssen sofort die Flugzeuge begleiten, wenn sie in der Luft entführt wurden.

An diesem Tag wurde diese Vorschrift unerklärlicherweise gebrochen. Das zweite Flugzeug, das später in den Süd-Turm des World Trade Centers rasen sollte, startete in Boston eine Minute vor 8 h morgens an jenem Tag. Um 8.14 wurde der Funkkontakt unterbrochen, ein Anzeichen für eine Entführung. Da der erste Jet schon lange vorher in den Nordturm geknallt war, konnte kein Zweifel bestehen, es handelte sich um eine ernste Situation.

Wären, wie vorgeschrieben, sofort Militär-Jets von der nächstgelegenen Base aufgestiegen, das war McGuire in New Jersey, so wären sie in drei Minuten am World Trade Center gewesen. Stattdessen wurde angeordnet, F-15-Kampfflugzeuge sollten von der weit entfernten Base Cap Cod dem Flieger hinterhereilen. Statt der üblichen Reisegeschwindigkeit von 1850 Meilen pro Stunde, annähernd 3000 km/h, flogen die Jets aber nur mit 700 mph, also knapp über Schallgeschwindigkeit, nicht viel schneller als das entführte Flugzeug. Prompt kamen sie 11 Minuten zu spät am World Trade Center an.

US-Fahne auf Halbmast

Das gleiche gilt auch für das Flugzeug, das angeblich in das Pentagon gesteuert worden ist. Jenes Flugzeug war über eine halbe Stunde in der Luft, entführt und nachdem bekannt war, zwei Flugzeuge waren bereits in Gebäude gesteuert worden. Wären Kampfjets von der nächstgelegenen Air Base aufgestiegen, das war Andrews, zehn Flugminuten von Washington, wäre dies Flugzeug abzufangen gewesen. Stattdessen wurde angeordnet, Jets sollten von der weit entfernten Base Langley in Virginia aufsteigen. Als die Jäger in Washington ankamen, war alles bereits geschehen.

Eine andere ungeklärte Frage ist, wie konnte ein so großes Flugzeug wie die Boeing 757, die das Pentagon getroffen haben soll, in einem Loch in der Außenmauer verschwinden, das gerade mal dem Durchmesser des Rumpfes entspricht. Die großen und schweren Triebwerke z.B. hätten Einschlagspuren am Pentagon hinterlassen müssen. Jedes der beiden Triebwerke unter den Flügeln wog sechs Tonnen und kam mit einer vermutlichen Geschwindigkeit von etwa 500 km/h an. Dort sind keine Einschlagspuren. Die Flügel und das Seitenleitwerk hätten abgeschert werden und auf der Außenseite zu sehen gewesen sein müssen. Aber da waren weder Flügel noch Leitwerk, absolut nichts von dem Flugzeug war außen vor dem Pentagon zu sehen.

Eine andere ungeklärte Frage ist, warum wurden hochgestellte Persönlichkeiten nicht evakuiert von jenen Orten, an denen sie – öffentlich bekannt – waren. Nach dem Einschlag des zweiten Flugzeugs im World Trade Center und mit dem Wissen, mindestens zwei entführte Flugzeuge waren noch in der Luft, beließ man z.B. Vizepräsident Cheney und Frau Rice im Weißen Haus, obwohl dies wohl ein wahrscheinliches Ziel war.

Bush

Der Präsident war beim Besuch einer Schule im Staat Florida und dieser Besuch war vorher in Medien angekündigt worden. Hätten also die Terroristen auch den Präsidenten persönlich treffen wollen, hätten sie sicherlich eines der entführten Flugzeuge in Richtung Florida gesteuert. Zu diesem Zeitpunkt war es unklar, ob nicht noch ein fünftes und sechstes Flugzeug entführt worden waren, denn man hatte schon alle Flugzeuge zum sofortigen Landen auf dem nächsten Flughafen aufgefordert und einige der Flugzeuge hatten nicht reagiert. Der Präsident hätte also schnellstens aus jener Schule entfernt werden müssen. Aber nichts dergleichen geschah.

Diese Art von Fragestellungen gibt es etwa 300. Alles unklare, unlogische Vorgänge, die zwar als Einzeltatsache einfach Ausfluss von Zufall, von Schlampereien, Unachtsamkeiten oder Inkompetenz (Pleiten, Pech und Pannen) hätten sein können, aber alle zusammengenommen ein klares Bild ergeben: Die offizielle Version ist eine absurde Verschwörungstheorie, ein Lügengebäude.

Dies ist nun also drei Vierteln der US-Amerikaner klar geworden. Das heißt noch lange nicht, man wüsste, was wirklich vorgefallen ist – man kann da verschiedene Theorien aufstellen, aber es wird der Zukunft überlassen bleiben, genau zu erfahren, was geschah.


Veröffentlicht in "Journalismus - Nachrichten von heute" am 12.2.2007.

Hier ist der Link zur Quelle der Informationen.

Samstag, 10. Februar 2007

USA: Absurditäten des religiösen Extremismus

Abbau grundlegender Freiheitsrechte - Lebenslänglich für eheliche Untreue

Von Karl Weiss

Zu welchen Exzessen nicht nur der islamische, sondern auch der christliche religiöse extremistische Fundamentalismus führt, zeigt erneut eine Gerichtsentscheidung im US-Bundesstaat Michigan. Die Strafe für Ehebruch kann nach einer Gesetzesänderung der Legislative des Bundesstaates auf bis zu lebenslänglich lauten.

Wie die lokale Zeitung „Detroit Free Press“ nach einer Meldung vom 17. Januar 2007 berichtet, wurde die Strafe für Ehebruch, die es auch vorher schon gab, mit dem neuen Gesetz ausgeweitet. „Technisch gesehen ist [nun] eine Person, die Ehebruch mit Penetration begeht, eines sexuellen Verbrechens im ersten Grad schuldig“ [steht also auf gleicher Stufe mit Kinderschänden und Vergewaltigung], wofür bis zu lebenslänglich vorgesehen ist, zitiert die Zeitung.

Die religiöse extremistisch-fundamentalistische Rechte, repräsentiert von evangelischen Wiedertäuferkirchen, meist im Einklang mit der katholischen Kirche, hat bereits in einer Reihe von US-Bundesstaaten die Bestrafung von Ehebruch durchgesetzt. Ebenso wächst ständig die Zahl der Staaten, in denen die Abtreibung wieder generell strafbar ist, auch in Fällen von Vergewaltigung und Lebensgefahr der Mutter. Ebenso gibt es Bestrebungen, den homosexuellen Geschlechtsverkehr wieder zur Straftat zu machen.

Gewaltfreie sexuelle Betätigung liegt grundsätzlich in die Privatsphäre der Menschen und ausserhalb des Bereichs, in den der Staat eingreift. Auf diese Ansicht hatten sich bereits die zivilisierten Nationen der Welt geeinigt, als sie moderne demokratische Staaten schufen. Die Werte der Aufklärung kamen so auch darin zum Ausdruck, dass sich der Staat aus den Betten der Menschen zurückzog.

Dieser „roll back“ gegen die Werte der Aufklärung, nimmt dabei in einigen Fällen kuriose Ausmasse an, wie nun der Fall aus dem Bundesstaat Michigan zeigt. Die genannte Entscheidung von lebenslänglich für einen „schweren Fall“ (ein verheirateter Mann hatte sich sexuelle Dienste von einer Prostituierten mit Drogen erkauft) wurde vom Appelationsgericht des Staates Michigan gefällt, dem zweithöchsten Gericht des Bundesstaates.

Dabei ist bei diesen Gesetzen auch noch speziell kurios: Sie heben grundsätzlich auf die Penetration ab, was zum Beispiel oralen Verkehr oder das einfache gegenseitige Stimulieren bis zum Orgasmus straffrei lässt, manche sogar ausdrücklich „Penetration in der Vagina“, was auch analen Verkehr von der Strafe ausnimmt.

Das verwundert wenig, wenn man sich noch an den Fall des letzten Präsidenten Clinton erinnert, der zugeben musste, seine Praktikantin Monica Levinsky veranlasst zu haben, seinen Penis mit dem Mund zu stimulieren, bis er zum Orgasmus kam.

Dieser Fall wäre in Deutschland als „Unzucht mit Abhängigen“ strafbar gewesen, denn man geht hierzulande davon aus, dass im Verhältnis Chef-Untergebene immer eine Macht- und damit eine Gewaltkomponente beteiligt ist. In den USA war dies aber lediglich deshalb als schwere Verfehlung angesehen worden, weil Clinton verheiratet war und damit seiner Frau untreu.

Clinton hatte sich verteidigt, er habe gar keinen Sex mit Frau Levinsky gehabt – oraler Verkehr sei kein Sex. Dabei machte er sich zunutze, wie ein wesentlicher Teil der christlichen extremistischen Organisationen in den USA den Sex definieren, nämlich ausschliesslich durch die Penetration – oder bei einigen sogar ausschliesslich die Penetration in der Vagina.

Dadurch kommt es zu so unverständlichen Gesetzeslagen, wie jener, die für viele Staaten in den USA gilt: Als Vergewaltigung (Sexual criminal conduct in first degree) wird meist nur die Penetration oder sogar nur die Penetration in der Vagina definiert.

Damit können sich absurde Situationen ergeben: Ein Krimineller,der mit Penetration in der Vagina vergewaltigt, kann bis zu lebenslänglich bekommen, ein anderer, der seinem Opfer über Stunden oder Tage sexuelle Dienste abverlangt, kommt mit kürzeren Strafen davon.

In einem Fall wurde ein Frau tagelang zu solchen sexuellen Handlungen gezwungen: Stündliches „Blasen“ bis zum Orgasmus, Beschmieren mit dem Sperma, Stimulationen an dem Geschlechtsteil der Frau, Zwingen zur Masturbation und zum Stimulieren seines „Schwanzes“ bis zum Höhepunkt, Reiben des Phallus am nackten Körper der Frau bis zum „Abspritzen“ und auch Analverkehr. Der Täter wurde nicht wegen Vergewaltigung verurteilt.

Hieronymus Bosch, Garten der Lüste, Ausschnitt 17

In einem anderen Fall hatte ein Vergewaltiger eine Frau für mehr als zwei Monate in einem abgelegenen Verliess nackt festgebunden und liess es sich von ihr mit dem Mund und der Hand bis zu 10 Mal am Tag „besorgen“, ebenso benutzte er ihren Körper, um immer wieder an den Brüsten zu lutschen und sich auf ihr durch Reiben des Penis zu befriedigen. Trotzdem wurde auch er nicht für Vergewaltigung bestraft.

Gleichzeitig werden ganz normale sexuelle Praktiken kriminalisiert bis hin zur Einteilung als „Vergewaltigung“, auch wenn es sich um einverständlichen Sex ohne Gewaltkomponente handelt.

So kam es in den USA z.B. zu dem absurden Fall, dass ein 19-jähriger, der mit seiner 16-jährigen Freundin einverständlich Sex (mit Penetration) hatte, als Vergewaltiger zu langer Gefängnisstrafe verurteilt wurde (in diesem Staat war die absolute Sex-Grenze bereits auf 18 gelegt worden, was uns auch in Deutschland blüht). Danach freigelassen, fiel er unter die Regelungen für die wegen schwerer Sexualdelikte Verurteilten, was ihm in fast allen Bundesstaaten die Annäherung von weniger als etwa fünfhundert Metern (in einigen Bundesstaaten bereits auf etwa zwei Kilometer ausgeweitet) an Schulen, Hochschulen, Kindergärten, Kinderspielplätze usw. (Orte, wo sich häufig Kinder aufhalten) verbietet.

Wo er sich niederliess, wurde die Nachbarschaft vor ihm als gefährlichen Sexualtäter gewarnt. Solche Fälle häufen sich nun in den USA. Bald werden wir, ausgehend von Bayern, wohl auch bei uns diese Regeln haben. Unter die „Sexualtäter“-Regel fallen auch jetzt in einigen Bundesstaaten in den USA schon Menschen, die verurteilt wurden, einfach weil sie FKK-Fotos hatten, auf denen auch Kinder zu sehen waren, was angeblich "Kinderporno"sei.

Nudist foto 199
Disclaimer: Dies Foto ist kein Familienfoto des Autors, sondern ein FKK-Familienfoto. Es ist längst veröffentlicht und ist heute "public domain".

In den US-Bundestaaten mit der 2-km-Regelung ist die Praxis der Sexualtäter-Regel bereits so, dass diese keine Möglichkeit mehr haben, in normal bewohnten Gebieten zu wohnen, da dort immer irgendein kinderreicher Ort zu nahe ist. Nur völlig ausserhalb bewohnter Gebiete könnten sie noch campieren.

Darum sind die „Sexualtäter“, in den USA in der überwiegenden Mehrheit Leute, die nie irgendetwas mit sexueller Gewalt zu tun hatten, gezwungen unterzutauchen oder die Regeln zu brechen. Inzwischen haben sich die US-Regionalzeitungen und die die lokalen Rundfunk- und Fernsehstationen, die in schärfstem Konkurrenzkampf mit den landesweiten Sendern stehen, bereits darauf spezialisiert, solche versteckten „Sexualtäter“ ausfindig zu machen und anzuprangern. Es kam bereits zu Lynchjustiz-Fällen.


Veröffentlicht am 10. Februar 2007 in der "Berliner Umschau"

Zusatz zum Artikel (10.8.07)

Scheinbar sind hier doch noch einige Worte nötig zu dem FKK-Familien-Bild, das ich hier im Blog in den Artikel gestellt habe. Man kann dies wohl missverstehen.

So schreibt z.B. "Adrima", die sich mit "Zynismus pur" vorstellt, im 'Zelda-Forum' zu einem Artikel mit einem solchen Bild: "Ehrlich gesagt find ich es verwerflich, Nacktbilder in den Artikel einzufügen."

Das Bild ist ein „offizielles“ Naturisten-Bild (in Deutschland wird die Naturisten-Bewegung FKK genannt). Ich habe es, weil ich in den 70er-Jahren selbst Teil dieser Bewegung war und Ferien in Naturisten-Camps verbracht habe.

Die „Nudists“ (FKK-Anhänger) sind der Meinung, der menschliche Körper, auch und gerade nackt, ist ein wahres Kunstwerk und unglaublich schön. Er ist keine schreiende Aufforderung zum Sex, wie uns manche weismachen wollen, sondern eine der ästhetischsten Ansichten, die für uns Menschen möglich sind.

Nichts an einem nackten menschlichen Körper ist nach dieser Ansicht schlecht, sündig, „unschamhaft“ oder „unkeusch“. Er ist vielmehr das Meisterwerk der Natur (oder Gottes, je nach Glaubenseinstellung).

Aus diesem Grund haben viele Nudisten-Camps eine Foto-Bibliothek von besonders gelungenen Fotos von Nackten im Camp. Solche Fotos werden zum Teil von stolzen Eltern oder Ehepartnern dem Camp hinterlassen (mit Einverständnis der Abgebildeten oder Erziehungsberechtigten), zum Teil bei Schönheitskonkurrenzen aufgenommen, die in der Ferienzeit in vielen Camps für Männlein und Weiblein und in allen Altersstufen üblich sind. Die Kandidaten bei diesen Konkurrenzen erklären sich einverstanden mit dem Fotografieren und dem Einstellen der Fotos in die Bibliothek.

Die Bilder der Bibliothek stehen den Camp-Feriengästen zur Verfügung. „Nudists“ tauschen auch solche Bilder untereinander. So bin ich an solche Bilder gekommen.

Es gibt auch websites von Camps oder Nudisten-Organisationen, die solche Fotos im Internet ausstellen, z.B. diese US-Site oder diese Site eines deutschen Reisebüros.

Wer so ein Bild vorurteilslos ansieht, wird bestätigen, sie haben nichts „aufreizendes“ (im negativen Sinne) an sich und schon gar nichts pornographisches.

Man kann Naturisten-Bilder schon daran erkennen, dass sie praktisch immer im Freien aufgenommen sind und dass sie meist natürliche Situationen in einem Ferienkamp zeigen. Andere dieser Bilder sind typische Familienfotos, wie sie ein stolzer Vater aufnimmt oder ein Freund oder Partner.

Sie stehen hier im Blog, weil ich damit die Problematik der beabsichtigten Gesetze deutlich machen und die Aufmerksamkeit der Leser auf die Tatsache lenken will, wie schön und pornofrei Abbildungen des nackten menschlichen Körpers sein können.

Karl Weiss


Weiterer Zusatz zum Artikel

Auch diese Meldung vom 9.9.2007 gibt eine Vorstellung, zu welchen Absurditäten die extremistischen Christen von der Bush-Clique fähig sind:

Die 23-jährige Kyla Ebbert wurde kurz vor dem Start ihrer Maschine von San Diego, Kalifornien, USA, des Flugzeugs verwiesen, weil ihre Kleidung für die Fluggesellschaft Southwest Airline als zu provozierend angesehen wurde.

Kyla Ebbert in der beanstandeten Kleidung

Sehen Sie selbst das Bild von Kyla in der beanstandeten Kleidung und sie bekommen einen guten Einblick, was man in Zukunft auch in Deutschland von Merkel, Beckstein und Konsorten zu erwarten hat.

Als Begründung wurde angegeben, man sei eine Familienfluglinie. Das Abheben auf die ‚Werte der Familie’ eint seit jeher reaktionäre (und faschistische) Politiker und extremistische Christen. Wenn sich jemand auf die ‚Werte der Familie’ bezieht, wissen Sie, von was die Rede ist.

Wenn Sie hier Anklänge an islamistische Hysteriker erkennen, die glauben, ihre Frauen müssten sich vollständig verhüllen, so liegen Sie wohl nicht weit entfernt.

Religiöse Fanatiker, Bush und Bin Laden, ähnelten sich schon seit Urzeiten.

Quelle hier


Hier sind Links zu anderen Artikeln in diesem Blog zum Abbau von bürgerlichen Rechten in den USA:

- Kann man mit Telephon-Überwachung Terrorzellen ausheben?

- Die USA am Scheideweg: Innerhalb oder ausserhalb der zivilisierten Welt?

- USA: Faschisierung des Staatsapparates, Teil 1: Es geht gegen das eigene Volk

- USA: Faschisierung des Staatsapparates, Teil 2: 432 Millionen Dollar für ‚Internierungslager’

- Statistischer Beweis: Wahlfälschung bei den US-Präsidentschaftswahlen

- Wenn Regierungen Geiseln nehmen – Benattas, noch ein Fall von Geiselhaft

- USA: Wer Menschenrechte verteidigt, fliegt raus – CIA-Agentin entlassen

- Folter – CIA-Folterflüge und europäische Regierungen

- Anti-Terrorgesetze früher und heute – Das ‚Detainee Treatment’-Gesetz in den USA

- Wenn bürgerliche Rechte abgeschafft werden... USA – Land der Freiheit?

- Interviews mit Gunatánamo-Insassen

- USA: Erst schiessen, dann fragen – Warlord Country

- Fürchterlich schrille Schreie von gefolterten Jungen


Hier eine Anzahl Links zu anderen Artikeln im Blog zu hysterischen Kinderporno-Verfolgungen, christlich-extremistischen Absurditäten und Sexualstrafrechts-Verschärfungen:

- Schnüffeln im Sexualleben der Bundesbürger

- ...promt ging die Sache in die Hose –Rasterfahndung hätte um ein Haar eine Firma gekostet

- Schon in den USA, bald auch bei uns – Gefängnis für Sex unter 18

- Die Zukunft der USA unter den extremistischen Christen

- Sex?? Gefängnis!!

- Operation Ore, Teil 1: Der grösste Polizei-, Justiz- und Medien-Skandal des neuen Jahrtausends

- Operation Ore, Teil 2: Die Berühmtheiten unter den Verdächtigten, die Rolle der Polizei

- Operation Ore, Teil 3: Die Rolle der Politik und der Medien

- Dossier Verschärfung Sexualstrafrecht, Teil 1

- Dossier Verschärfung Sexualstrafrecht, Teil 2

- Die Dossiers Verschärfung Sexualstrafrecht

- Sex unter 18? – 10 Jahre Gefängnis!

- Schärferes Sexualstrafrecht soll Donnerstag durch den Bundestag

- Hurra! Sie haben es gestoppt

- Justiz im US-Bundesstaat New Jersey: Kein Internet für „Sex Offenders“

Freitag, 9. Februar 2007

Ein 'Fake' soll Bedrohung glaubhaft machen

An den Haaren herbeigezogen

Von Karl Weiss

„Anschlag verhindert, Anführer festgenommen“, „Das FBI verhinderte das Attentat, mit dem Wall Street überfluten sollte (sic!).“ So klangen die Schlagzeilen der bürgerlichen Presse, in diesem Fall die der „Süddeutschen“. Die hatte es eilig mit der Meldung. Da kann man schon mal mit der deutschen Grammatik durcheinander kommen.

Ein gewisser Assem Hammoud sei schon vor einiger Zeit im Libanon festgenommen worden, so wird berichtet. Er habe bekannt, der „Philosophie der Al Quaida zu folgen und einen Gefolgschaftseid auf Osama Bin Laden geschworen zu haben.“ Er habe zusammen mit einer Gruppe einen Anschlag auf den Holland-Tunnel in New York geplant, der Manhattan mit New Jersey verbindet. „Die Explosion hätte New Yorks Finanzdistrikt um die Wall Street mit einer Flutwelle unter Wasser setzen sollen.“

Soviel haarsträubenden Schwachsinn in einer so kurzen Meldung unterzubringen, das dürfte ein neuer Weltrekord sein.

Zunächst einmal gibt es keine Al Quaida, wie Tony Blair bereits vor einem Jahr verkündet hat. Will die bürgerliche Presse Tony Blair der Lüge bezichtigen? Wie kann man also der Philosophie einer Organisation folgen, die es gar nicht gibt?

Wenn der Mann im Libanon in Haft ist, so weiß heute jeder, dort wird gefoltert. Irgendwelche Geständnisse von irgend etwas, die jemand unter Folter abgibt, haben keinen Wahrheits- oder Beweiswert, wie immer bei Folter. Weiß das die bürgerliche Presse nicht? Natürlich weiß sie das!

Wie kann der FBI ein Attentat verhindern, wenn der Mann im Libanon gefasst wurde. Hat der FBI eine Tochterorganisation im Libanon?

Der Holland-Tunnel geht unter dem Hudson-River durch, etwa 20 bis 50 Meter unterhalb des Straßenniveaus des New Yorker Finanzdistrikts. Wenn er gesprengt würde, würde der Tunnel überflutet, aber es gibt keine Möglichkeit für eine Flutwelle, Wall Street zu überfluten. Wasser fließt nach unten. Weiß das die bürgerliche Presse nicht?

Es ist eindeutig: Der angebliche Terrorist wurde so lange gefoltert, bis er eine Schauergeschichte erzählte - und die bürgerlichen Medien verkaufen uns das ohne den geringsten Beweis als Wahrheit!

Warum wagt man es, solche an den Haaren herbeigezogenen Meldungen in Zeitungen zu schreiben und damit den Leser ins Gesicht zu schlagen, so als ob sie Dummköpfe wären?

Weil ein Drohszenario aufrechterhalten werden soll, das imperialistische Überfälle auf andere Länder und den Abbau der bürgerlichen Rechte rechtfertigen soll.

Also noch einmal, zum Mitschreiben: Al Quaida ist der Deckname des CIA für eine ihrer Gruppen gewesen, als Osama Bin Laden dort der Anführer war. Nach Angaben von US-Regierungsstellen hat sich die Gruppe später von ihren Auftraggebern getrennt und eigenständig Anschläge geplant. Das kann so aber nicht stimmen, denn man hätte die Gruppe von Osama Bin Laden schon längst auffliegen lassen können, wenn sie denn, wie behauptet, in Höhlen in den Bergen des Grenzgebietes zwischen Afghanistan und Pakistan haust.

Da man sie nicht hops genommen hat, kann das bedeuten: Entweder, Bin Laden und seine Gruppe werden weiterhin vom CIA gesteuert (oder arbeiten als Doppelagenten) oder man lässt sie absichtlich frei herumlaufen, weil einem die terroristischen Aktivitäten zu Gute kommen oder es gibt die Gruppe längst nicht mehr (was Blair ja gesagt hat).

Viel wahrscheinlicher ist: All das, was Al Quaida zugeschrieben wird, ist in Wirklichkeit auf dem Mist westlicher Geheimdienste gewachsen. Dabei mag man sich naiver und todesbereiter islamischer Gläubiger als Ausführende bedienen, aber die Hintergründe gehen in das Langley-Hauptquartier und andere westliche Stasi-Hauptquartiere.

Bei der ganzen PSYOP („psychologischen Operation“, so nennt nach einer Veröffentlichung der „Washington Post“ der CIA selbst diese Desinformationskampagnen, mit anderen Worten, die Fakes) geht es um das Täuschen der Öffentlichkeit über die wahren Gründe der imperialistischen Kriege und Überfälle im ölreichen Orient.

Auch will man die demokratischen Rechte in den westlichen Ländern abbauen und braucht dazu Drohszenarios. Sonst müsste man ja zugeben, es geht gegen das Aufbegehren der Völker gegen das überlebte System.


Dieser Artikel wurde am 14. Juli 2006 in der "Berliner Umschau" veröffentlicht, hier leicht redigiert.

Fussball droht zum Gewalt-Spektakel zu verkommen

Schiedsrichter nehmen ihre Aufgabe zunehmend ungenügend wahr

Von Karl Weiss

Der internationale Profi-Fußball ist auf einem bedenklichen Pfad, dem des US-Profi-Football und professionellen nordamerikanischen Eishockey. Die haben sich heute zu Gewalt-Shows entwickelt, die bestenfalls noch nebenbei sportliche Elemente enthalten. Sie sind vor allem wegen ihrer blutigen und anderen Verletzungsszenen bekannt und zumindest ein Teil der Fans sieht sie sich an, weil es splitternde Knochen und Blut zu sehen gibt.

Auch im Fußball gibt es mehr und mehr diese Tendenz. Die ureigenste Aufgabe der Schiedsrichter, die Spieler vor gefährlichen Attacken, speziell beabsichtigten, zu schützen, nehmen sie weniger und weniger wahr.

Ein Menetekel für diese Tendenz war das Premier-Leage-Spiel zwischen Liverpool und Chelsea im Stadion der „Reds“ am 21.1.2007. Der Heimverein gewann 2 : 0 gegen die hoch eingeschätzte internationale Auswahl-Elf von Chelsea. Aber das war nicht das Entscheidende. Ebenso wenig der peinliche „Beinschuss“ durch die Beine von Mittelfeldstar und Kapitän der deutschen Nationalmannschaft Ballack, ausgeführt von seinen Mitspieler Drogba, als der Deutsche mit dem Schiedsrichter diskutierte, statt seine Aufmerksamkeit auf das Spiel zu richten.

Das Wesentliche wurde exemplarisch an zwei Fakten deutlich: Chelseas tschechischer Torhüter Petr Cech, noch nicht völlig genesen von einem Schädelbruch (!), durfte mit einem Schutzhelm aus Gummi spielen, was ihm das Aussehen eines russischen Astronauten gab. Begründung: Eine erneute Kopfverletzung könnte ihm das Leben kosten. Warum man ihn dann nicht zuerst einmal seine Verletzung ausheilen lässt, diese Frage blieb unbeantwortet.

Der zweite Fakt: In einer Szene, die das britische Fernsehen in der Zeitlupe nicht zu Ende zeigte (warum wohl?), wurde in einem Zweikampf ein Chelsea-Spieler am Kopf verletzt und musste blutend vom Platz. Es ist zu vermuten, dass der Liverpooler Spieler ihn mit dem Knie am Kopf traf. Es konnte den Fernsehbildern nicht entnommen werden, ob es sich um eine der seltenen Szenen handelt, in denen tatsächlich ein Spieler ohne gegnerisches Verschulden verletzt wird oder ob es sich wieder um eine kriminelle Attacke vor aller Augen gehandelt hat. Der Schiedsrichter gab keine Foul. Die Symbolik des blutüberströmten Spielers auf der Bahre war aber das ausschlaggebende.

Der Welt-Fußball-Verband hätte statt dieser Sondergenehmigung für das Tragen eines Helms für den Torhüter die schwere Verletzung Cechs, die auch hätte tödlich ausgehen können, zum Anlass nehmen sollen, endlich generelle Anweisungen an die Schiedsrichter zu geben, die Spieler vor schwer unsportlichen Attacken zu schützen und selbst schwere Strafen anzusetzen, wenn solche Vorfälle vom Schiedsrichter nicht gesehen oder falsch interpretiert wurden.

Will man wirklich eine Tendenz wie im American Football und im Eishockey nachmachen, wo nach und nach neue Schutzbekleidungen eingeführt wurden, weil die Attacken immer lebensbedrohlicher wurden? Vollhelme, Eisenstangen zum Schutz gegen Zähne-Ausschlagen, dickste Schulter-Polster, Mundschutz, Unterschutz aus Metall usw. usf. – soll das die Zukunft des Fußballs sein?

Die Attacke auf Cech steht ja nicht allein, sondern ist nur eine Episode einer langen Reihe.

Da gab es zum Beispiel die kriminelle Attacke eines argentinischen Spielers von La Coruña auf den englischen Star Beckham, die ihn fast die Teilnahme an der WM 2002 gekostet hätte (in der Argentinien und England Favoriten waren) und wesentlich zu seiner bestenfalls mittelmäßigen Vorstellung bei jener WM
beigetragen haben dürfte.

Bereits viel früher, im Achtelfinale zwischen Brasilien und den Vereinigten Staaten bei der WM 1994 in den USA, hatte der brasilianische Weltklasse-Spieler Leonardo den US-Spieler Tab Ramos, der ihn von hinten umklammerte, mit dem Ellbogen einen so schweren Schlag ins Gesicht versetzt, dass dieser Wochen im Krankenhaus verbringen musste. Leonardo wurde vom Platz gestellt und für den Rest der WM gesperrt. Zu jener Zeit wurde noch bestraft.

Da gab es die drei Ellenbogen-Checks von italienischen Spielern gegen südkoreanische Gegenspieler in der ersten Halbzeit im Viertelfinale der Weltmeisterschaft 2002, von denen keiner geahndet wurde, obwohl in einem Fall der südkoreanische Spieler blutend vom Platz musste.

Da gab es vor allem die skandalösen Vorfälle im Achtelfinale der letztjährigen Weltmeisterschaft in Deutschland zwischen Portugal und den Niederlanden. Hier ein paar Auszüge aus dem Spielbericht der „Berliner Umschau“:

„In der 42. Minute dann eine der absurdesten Szenen der Geschichte der Weltmeisterschaften. Robben dringt in den Strafraum ein mit dem Ball und wird von Valente mit einem Tritt mit den Stollen in die Brust zu Boden geschickt. Der Schiedsrichter gibt weder den fälligen Elfmeter ... noch bestraft er die Tätlichkeit.“

„Die Nächste gelbe Karte geht an Bronckhorst für eine Tätlichkeit an Deco (Zu diesem Zeitpunkt hätten bereits mindestens vier Spieler des Feldes verwiesen sein müssen). Nach dieser Szene in der 59. Minute gleitet das Spiel völlig ab. Die Spieler beginnen zu diskutieren statt zu spielen.“

„Figo gibt dem holländischen Spieler Boularouz einen Kopfstoß und erhält (nein, keine rote) eine gelbe Karte.“

„Kurze Zeit später rächt sich Boularouz an Figo. Er schlägt ihm scheinbar ungewollt ins Gesicht. Doch auch dafür erhält er nicht sofort die Rote Karte, sondern nur gelb.“

„Kurz danach ist das nächste Opfer Carvalho nach einem weiteren harten Foul.
Ein Holländer behält kurz danach den Ball, als die Portugiesen Einwurf haben - keine Bestrafung. Gleich danach steigt Deco von hinten kriminell gegen einen Holländer ein - wieder nur gelb für ein klares Rot-Foul.“

“Wieder Diskussionen, Schubsereien. Diesmal gibts gelb für Sneijder. Weitere Diskussionen, Spielertrauben. Noch ein Gelb, diesmal für van der Vaart. Eine Minute später weitere Diskussion. Diesmal gelb für Torwart Ricardo. Gleich danach ein neues schweres brutales Foul, wiederum rotwürdig, von Valente an van Persie. Wieder nur gelb.”

„In der 80. Minute ein kriminelles Einsteigen von Kuyt gegen Torhüter Ricardo. Keine Reaktion vom Schiedsrichter. Die Nerven der Spieler liegen sichtlich blank. Man wartet nur auf die nächste Gelegenheit, einen Gegner verletzen zu können.“

“Nach 90 Minuten hat es Tiago erwischt, erst Minuten vorher eingewechselt. Er muß behandelt werden. In der Nachspielzeit dann erneut schweres Einsteigen gegen Torhüter Ricardo. Gleich danach begeht van Bronckhorst ein kriminelles Foul und erhält - nein wieder kein rot, sondern gelb...“

Obwohl nach diesem Spiel verschiedene Kommentatoren und Offizielle Folgerungen von der FIFA verlangte, weigerte die sich, auch nur eine Untersuchung durchzuführen. Bei solchen Gelegenheiten geben FIFA, aber auch die UEFA und andere Verbände des Fußballs, meist an, man dürfe die Autorität des Schiedsrichters nicht untergraben. Wenn er eine Tatsachenentscheidung gefällt habe, dürfe die nicht nachträglich aufgehoben oder geändert werden.

Auch dürfe man nicht das „Fass aufmachen“. Würde einmal erlaubt, noch nachträglich Tatsachenentscheidungen des Schiedsrichters zu ändern (also z.B. eine gelbe Karte in einen Sperre umwandeln oder ein Spiel wegen einer krassen Fehlentscheidung zu wiederholen), gäbe es nach jedem Spiel eine Lawine von Prozessen vor Sportgerichten.

Diese Argumente greifen allerdings nicht wirklich.

Es wird mit dem Zwang zur absoluten „Tatsachenentscheidung“ dem Schiedsrichter eine Bürde aufgeladen, die für ihn oft zu schwer sein mag. Manchmal sieht er eine Szene aus einem ungünstigen Winkel, manchmal mag er um seine Sicherheit fürchten und so können völlig unbewusst Fehlentscheidungen entstehen, die schwerste Auswirkungen für die gesamte Zukunft des Fußballs haben können.

Würde man die Möglichkeit eröffnen, in besonders einschneidenden Fällen nach dem Spiel eine Entscheidung eventuell revidieren zu können, könnte der Schiedsrichter mit weniger Stress seine Entscheidungen fällen. Auch die oft aggressiven Reklamationen der Spieler, den Schiedsrichter häufig zum Rückwärtsgang zwingend, sind ja hauptsächlich Ausfluss der sturen „Tatsachenentscheidungs“-Regel. Die Spieler wissen, später kann man nichts mehr ändern, nur in den Momenten unmittelbar nach dem Ereignis ist eine Einflussnahme möglich.

Dazu kommt, es wurden bereits entsprechende Präzedenzfälle geschaffen. Berühmt wurde die angesetzte Spielwiederholung Nürnberg gegen Bayern, weil der Ball im Tor zum einzigen Treffer der Münchener durch ein seitliches Loch im Netz Eingang gefunden hatte. Die Nürnberger waren mit dieser Fehlentscheidung abgestiegen und konnten ein Wiederholungsspiel durchsetzen (was allerdings ihren Abstieg nicht verhinderte).

Ein anderer Präzedenzfall wurde von der UEFA geschaffen. In einem Champions-Leage-Spiel hatte ein Spieler einer spanischen Mannschaft für eine Tätlichkeit gegen einen der Spieler des italienischen Gegners nur eine gelbe Karte bekommen. Die UEFA entschied nach Ansehen der Video-Aufzeichnungen, den Spieler für das Rückspiel zu sperren.

Wenn also Präzedenzfälle vorliegen, warum nicht eine Bresche öffnen für wirklich einschneidende Fälle. Alle anderen könnte man vor den Sportgerichten nicht zulassen und damit Prozesslawinen verhindern.

Wirklich große Ungerechtigkeiten können so verhindert werden. Die WM in Deutschland und die beiden „Spieler des Jahres“ Figo und Zidane sind ein klares Beispiel. Figo erhielt für das gleiche Vergehen (Kopfstoß) nur gelb und keinerlei Sperre oder Geldstrafe, Zidane musste nicht nur vom Platz, sondern auch noch eine Bestrafung zum Ende seiner Karriere hinnehmen.

Wichtiger als das Verhindern großer Ungerechtigkeiten ist aber der Schutz der Gesundheit der Spieler.

Es wurden über Jahrzehnte schleichend die Regelauslegungen geändert, so dass heute eine Vielzahl von aggressiven Fouls nicht geahndet werden oder nicht entsprechend der Tat. Man braucht sich nur einige Spiele aus den Fünfziger und Sechziger Jahren im Vergleich mit heutigen ansehen und wird grundlegende Unterschiede feststellen.

Damals z.B. wagte es nie ein Spieler, den anderen am Trikot festzuhalten, denn das hätte immer und ohne Ausnahme Platzverweis bedeutet. Mit der Zeit wurde diese Regelauslegung aufgeweicht. Obwohl „Am-Trikot-Halten“ immer absichtlich ist und für absichtliche Fouls in den Regeln eindeutig Platzverweis vorgesehen ist, wird so getan, als wüsste man das nicht. Heute sieht man dutzendweise Szenen, bei denen die Spieler sich am Trikot ziehen und meist wird überhaupt nicht bestraft unter den Vorwand, es hätten ja beide getan.

Wenn beide absichtliche Fouls begehen, müssen eben beide vom Platz!

Eine andere Tätlichkeit ist das Hineinrutschen in den Gegner mit beiden Beinen zuerst. Auch das hätte früher niemand gewagt. Heute ist es an der Tagesordnung. Auch das ist immer absichtlich, immer eine Tätlichkeit und wird kaum je einmal so bestraft (Ausnahme: Ein Spieler von Trinidad-Tobago sah bei der WM in Deutschland rot für dieses Foul, zig andere nicht).

Bei Spielen aus den Fünfziger und Sechziger Jahren kann man auch etwas anderes sehen: Die Spieler agieren fast durchweg mit am Körper angelegten Ellenbogen. Das war damals die Regelauslegung: Sobald man in der Nähe anderer Spieler ist, müssen die Ellenbogen am Körper angelegt bleiben. Auf diese Art und Weise kann es nicht passieren, dass man – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – dem Gegner den Ellenbogen an den Kopf knallt, was heute fast schon Standardsituation in jedem Spiel ist.

Damals wurde schon das Heben des Armes als Foul geahndet, Körperkontakt mit gehobenem Arm ergab eine Verwarnung, also heute gelbe Karte – wohlgemerkt ohne Schlag mit dem Arm oder Ellenbogen. Ein wirklicher Schlag oder Ellenbogencheck, wie wir ihn heute regelmäßig auf den Spielfeldern sehen, hätte damals schwerste Strafen nach sich gezogen, nicht nur den Platzverweis, sondern auch lange Spielsperren.

Und waren damals die Spiele weniger mitreißend, weniger spannend und zum Mitfiebern geeignet? Nein.

Heute ist der Fußball weit schneller, weit athletischer, weil die Trainingsmethoden bei weitem verbessert wurden. Dadurch ist die Verletzungsgefahr sowieso schon grösser, da braucht man nicht auch noch die
Regelauslegung zu verwässern.

Die FIFA und die anderen Verbände müssen sich überlegen, ob sie den Fußball wirklich in die Nähe des Catchens abgleiten lassen wollen, wo fast nur noch gewaltbereite junge Männer zuschauen wollen oder ob sie den bei weitem beliebtesten Zuschauersport auf der Welt nicht offen halten wollen für die Familien, indem keine Gewalttätigkeiten mehr vom Spielfeld aus initiiert werden.

Veröffentlicht am 9. Februar 2007 in der "Berliner Umschau"

Promt ging die Sache in die Hose

Rasterfahndung nach Kinderporno-Konsumenten hätte um ein Haar eine Firma gekostet

Von Karl Weiss

„Das ist der Fluch der bösen Tat, dass sie fortwährend Böses mag gebären...“

Die Behörden in Sachsen-Anhalt haben mal eben ganz schnell 22 Millionen Kreditkarteninhaber von den Kreditkarten-Firmen auf die Überweisung auf ein bestimmtes Konto untersuchen lassen. Ja, das muss man sich ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen. Die ist wirklich passiert, hier in der Bundesrepublik, im Januar 2007. Dabei wäre beinahe eine Firma ins Aus getrieben worden. So ist das mit den bösen Taten.

Aber lassen wir dabei für dieses Mal ganz die Frage des Datenschutzes, des Rechtes auf informationelle Selbstbestimmung und des Schutzes der Privatsphäre weg.

Nun, mag der geneigte Leser antworten, da wird es ja wohl um schwerste Delikte gegangen sein: Mord, Entführung oder ähnliches, sonst hätte doch eine bundesdeutsche Behörde so etwas nicht angeordnet.

Damit sind wir denn schon am Kern der Sache:

Die Straftat, deren die Überweiser hätten angeklagt werden können, kann mit maximal zwei Jahren bestraft werden - allerdings nur in schweren Fällen. Das entspricht z.B. der Straftat Sachbeschädigung.

Na, aber - mag nun ein Anderer einwenden - ging es hier nicht um die Ermittlungen gegen Mitglieder eines Kinderporno-Ringes? Nein, ging es nicht. Es ging um die Ermittlung von Konsumenten, von Leuten, die sich Kinderpornomaterial anschauen wollen. Das war eben gerade das Böse an der Tat: Man hatte Schwierigkeiten, die Kinderpornohersteller ausfindig zu machen, die sich anscheinend auf den Philippinen verstecken, da ließ man seine Wut an einigen hundert mutmaßlichen Kinderporno-Konsumenten und 22 Millionen Kreditkartenbesitzern aus.

Was nun passierte – und charakteristisch für die Weiterungen von bösen Taten ist – war folgendes: Eine der Personen, die als Überweiser auf das fragliche Konto ermittelt wurde, das eventuell einen Zugang zu kinderpornografischen Bildern hätte eröffnen können, war ein Unternehmer. Ein Großaufgebot der Polizei stand da nun plötzlich vor seiner Firma, um alle Akten, alle Computer usw. zu beschlagnahmen - meldet die Site gulli.com unter „news“. Das wäre das Aus der Firma gewesen.

Der Unternehmer war aber unschuldig. Seine Kreditkarte wurde geklont und eine Menge Abbuchungen getätigt, die nicht von ihm stammten. Er hatte zum Glück schon Einspruch eingelegt und konnte diese Einsprüche vorweisen. Wäre das Klonen ein wenig später geschehen und er hätte noch gar nicht eingesprochen, wäre seine Firma und seine Existenz wie auch die der Familie den Bach hinunter gegangen; ganz zu schweigen von den Beschäftigten seiner Firma.

Nun, so mag nun ein Dritter einwenden, Zufälle und Unschuldige, die ins Getriebe geraten, das wird es immer geben. Deshalb kann man doch keine Kinderporno-Leute laufen lassen. Aber es waren eben nicht die Kinderpornoleute, sondern schlichte Konsumenten, die ermittelt werden sollten.

Und Zufälle und versehentlich Verdächtigte gibt es immer wieder, aber wenn man 22 Millionen überprüft, dann gibt es mit Sicherheit solche Fälle; das ist ein Fluch, in diesem Fall nicht der der bösen Tat, sondern der der großen Zahl.

Das ist ja einer der Gründe, warum das Bundesverfassungsgericht eine Rasterfahndung an extrem klare Kriterien geknüpft hat. Wenn man eine hohe Zahl von Leuten überprüft, ergeben sich immer eine Anzahl von Zufalls-Treffer, die der Betroffene oft nur schwer widerlegen kann, im Extremfall überhaupt nicht. Wer Rasterfahndung betreibt, dreht für eine Anzahl von zufällig Betroffenen die Beweislast um.

Bleibt schließlich noch das letzte Argument, das jemand einwenden mag. Die Konsumenten von Kinderporno würden ja erst den Markt schaffen, auf dessen Grundlage Kinderpornoringe ihre Profite machen. Das ist ernst zu nehmen.

Allerdings sagen Fachleute dazu, dass es bisher noch keinen einzigen Fall gegeben hat, in dem Kinderpornos für einen Markt gemacht wurden. Leute, die Kinder sexuell attackieren, tun dies aus Lust und aus Machtstreben. Dabei werden oft Fotos gemacht und Videos aufgenommen. Diese werden dann später ins Internet gestellt oder auf anderem Weg vermarktet, aber das war nicht die Ursache des Angriffs auf die Kinder, sondern ist ein zusätzlicher Profit, den sich solche Leute verschaffen wollen.

Charakteristisch für Kinderporno ist, diese Photos und Videos sind alt, oft Jahrzehnte alt. Die Kinderschänder wollen sich nicht der Gefahr aussetzen, gefasst zu werden. Deshalb bringen sie die Bilder und Videos nicht taufrisch auf den Markt, sondern Jahre oder Jahrzehnte später. Dann können die Kinder, die inzwischen oft schon erwachsen sind, oft nicht mehr erkannt werden und auch die Straftäter selber haben oft schon ihr Aussehen geändert.

Die Strafbarkeit des bloßen Besitzes ist also zweifelhaft. Offenbar ist sie aus dem Bestreben der Politiker-Kaste entstanden, die Aufmerksamkeit von Hartz IV, Rente mit 67, Steuergeschenke an Unternehmen und Klimakatastrophe abzulenken und die Menschen stattdessen in einen heroischen Kampf gegen „Kinderpornobanden“ zu verwickeln, den sie selbst siegreich anführen.

Aber es gibt noch einen ganz anderen, genauso schwerwiegenden Aspekt an dieser „Operation Mikado“ genannter Kreditkartenüberprüfung aller Besitzer von VISA- und Mastercard-Karten. Die Behörden (Polizei, Staatsanwaltschaft, Innenministerium) haben nicht etwa selbst die Verdächtigen aus den 22 Millionen Bundesbürgern herausgesucht. Sie haben das den Kreditkartenfirmen überlassen, also privaten Unternehmen.

Die Innenministerin von Sachsen-Anhalt rühmte sich dessen auch noch, denn wenn man dies eine private Organisation machen ließe, dann sei es keine Rasterfahndung.

Man stelle sich nur einmal vor, eine der Personen, die jene Liste von Leuten bei den Kreditkartenfirmen zusammengestellt haben, die jene Überweisung getätigt haben, sei, sagen wir einmal, ein wenig locker in der Handhabung der Daten.

Er hätte ein Familienmitglied auf der Liste entdeckt – und siehe da, plötzlich ist einer der vermutlichen Täter nicht mehr auf der Liste.

Oder ein anderer, der vielleicht die Chance sieht, ein gutes Geld zu verdienen. Er kennt eine der Personen auf der Liste, nimmt dessen Namen heraus, ruft ihn an und verlangt, sagen wir mal, 100.000 Euro dafür - oder vielleicht auch 1 Million - , um ihm die Schande zu ersparen, als Sexualtäter gebrandmarkt zu werden.

Nun, all solchen Dingen öffnet man Tür und Tor, wenn man private Organisationen mit Ermittlungen polizeilicher Art beauftragt.

Wie gesagt: „Das ist der Fluch der bösen Tat, dass sie fortwährend Böses mag gebären.“



Dieser Artikel wurde am 9. 2. 2007 in "Journalismus - Nachrichten von heute" veröffentlicht.

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